Papyrus Brooklyn 47.218.138

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
Papyrus Wilbour 47.218.138 (Goyon 2012); TM 244117; LDAB 244117
Aufbewahrungsort
Nordamerika » U.S.A. » (Städte A-Ch) » Brooklyn (NY) » The Brooklyn Museum

Inventarnummer: 47.218.138

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri, die von Charles Edwin Wilbour (1833–1896) während seiner Aufenthalte in Ägypten zwischen 1881 und 1896 angekauft wurden, wobei die Hintergründe des Erwerbs unbekannt sind (O'Rourke 2015, 1). Nach dem Tod von Wilbour in Paris, wo er seit 1874 oder 1875 gelebt hatte, gelangten die Papyri von dort nach New York, wo sie in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts im Haus der Familie in einem Reise- oder Schrankkoffer wiedergefunden wurden. Bereits im Jahr 1916 übergaben C. Wilbours Kinder neben seiner Sammlung an ägyptischen Objekten dessen ägyptologische Bibliothek sowie zahlreiche persönliche Dokumente an das Brooklyn Museum in New York. Im Jahr 1932 gründete sein Sohn Victor den Charles E. Wilbour Fund zur finanziellen Unterstützung der ägyptischen Sammlung des Museums beim Ankauf von Objekten. Die Papyri – einschließlich des hier behandelten mit der Inventarnummer 47.218.138 – wurden schließlich von Theodora Wilbour, der Tochter C. Wilbours, im Jahre 1947 ebenfalls an das Brooklyn Museum übergeben (Goyon 2012, 1; Sauneron 1966–1967, 98; Sauneron 1968–1969, 109; Westendorf 1999, 51). J.D. Cooney inventarisierte die unausgerollten Papyruspakete und Metallkästchen mit Fragmenten in 158 Einheiten unter der Nr. 47.218.xxx (Guermeur 2015–2016, 13–16). Die Papyrus-Rolle lagerte zunächst im Magazin des Brooklyner Museums, bis S. Sauneron den Papyrus bei seinem ersten Aufenthalt 1966 entrollte und die Fragmente in Glasrahmen setzte (Guermeur 2012, 542; O’Rourke 2015, 1; Sauneron 1966–1967, 98, 100). Der Papyrus wird heute unter der Nummer 47.218.138 im Brooklyn Museum aufbewahrt, ist jedoch nicht Teil der Ausstellung (Goyon 2012, 2).

Herkunft
(unbekannt)

Die exakten Fund- und Herkunftsumstände des Konvoluts der 47.218er Brooklyner Papyri waren lange Zeit unbekannt. S. Sauneron zog für 11 von ihm entrollte hieratische Papyri (darunter ebenfalls der hier zu besprechende pBrooklyn 47.218.138) in Erwägung, dass sie aus dem gleichen Fundkontext stammen könnten: „Although their place of origin is not yet known, we can now assume that most of these papyri came from the same source, undoubtedly a vase containing the scientific and religious archives of a temple or a sanatorium.“ (Sauneron 1968–1969, 109). Auf der Grundlage interner Textverweise auf Götter und Rituale, die mit Heliopolis und Memphis in Verbindung stehen, vermuteten S. Sauneron und J.-C. Goyon eine lokale Zuordnung zum Tempelarchiv von Heliopolis (Sauneron 1970, VIII–IX; Goyon 1972, 13–16).

Heute weiß man, dass die Papyri der Brooklyner 47.218er Gruppe in den 1940er Jahren in einem großen Reisekoffer von Charles Wilbour wiederentdeckt wurden, aufbewahrt in Metallkisten oder in Papier eingerollt, wobei einige Rollen mit „Elephantine, Feb. 1896“ beschriftet waren. Wilbour hat zumindest einen Teil von ihnen also im Februar 1896 während seines letzten Aufenthalts in Ägypten (Herbst 1895 – Frühling 1896) auf Elephantine erworben. Außerdem konnten von einem anderen Papyrus der Gruppe, dem magischen Papyrus Brooklyn 47.218.156, direkt anpassende Fragmente in Berlin gefunden werden, die aus den Grabungen von Friedrich Zucker und Otto Rubensohn in den Jahren 1906–1908 auf Elephantine stammen (Guermeur 2015–2016, 15–16; O'Rourke 2015, 17).

Die Gruppe der 47.218er Papyri bildet allerdings keine Einheit, denn sie erstreckt sich chronologisch vom Alten Reich bis in die Byzantinische Zeit und enthält Texte in hieratischer, demotischer, griechischer, aramäischer und lateinischer Schrift bzw. Sprache. Sie wurde also nicht in ihrer Gesamtheit als geschlossener Fund entdeckt und kann aus inhaltlichen Gründen nicht einmal aus einem einzigen Ort stammen. Ein römerzeitlicher Berliner griechischer Papyrus gehört mit einem Brooklyner Papyrus zusammen (TM 10288: pBerlin P 25513 und pBrooklyn 47.218.24) und enthält Quittungen für die Kamelsteuer in Soknopaiu Nesos im Fayum.

Es ist nicht einmal sicher, ob alle hieratischen Texte des Konvoluts zusammengehören. Der saitische Orakelpapyrus pBrooklyn 47.218.3 mit einem Orakelverfahren vor Amun-Re in Anwesenheit von vielen unterschreibenden Zeugen muss aus inhaltlichen Gründen aus Theben stammen. U. Verhoeven-van Elsbergen beobachtet bei ihrer paläographischen Untersuchung zum Papyrus Brooklyn 47.218.48 und 85, dass einige Zeichenformen, wie z.B. T 28, ausschließlich in der Region zwischen Abydos und Memphis belegt sind (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 305).

Datierung
von: (Absolute Datierung: Jahrhunderte) » (Jahrhunderte v.Chr.) » 4. Jhdt. v.Chr. » 2. Hälfte 4. Jhdt. v.Chr., (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit bis: (Absolute Datierung: Jahrhunderte) » (Jahrhunderte v.Chr.) » 3. Jhdt. v.Chr. » 1. Hälfte 3. Jhdt. v.Chr., (Epochen und Dynastien) » Griechisch-Römische Zeit » Hellenistische Zeit » Ptolemäerzeit

Die Gruppe der hieratischen 47.218-Papyri in Brooklyn wird von S. Sauneron – zweifellos aus paläographischen Gründen – zwischen der Libyerzeit ("époque «libyenne»") und den letzten (einheimischen) Dynastien datiert, wobei die Mehrzahl der Texte saitisch zu sein scheint (Sauneron 1970, viii). G. Burkard übersetzt diese Angaben von Sauneron in den Zeitraum um 1080–400 v. Chr., wobei die Mehrzahl in das 8.–7. Jh. v. Chr. zu datieren ist (Burkard 1980, 98; 1080–400 v. Chr. wäre die Zeit der 21.–30. Dynastie). Aufgrund der Paläographie und des textinternen Vergleichs mit dem „« lot » de manuscrits Wilbour“ datiert Goyon 2012, 5 den Papyrus Brooklyn 47.218.138 in einen Zeitraum von der 30. Dynastie bis zum Anfang der Ptolemäerzeit („probablement avant 320 a.C.“), d.h. 380–320 v. Chr.

Textsorte
Sammelhandschrift
Inhalt

Goyon 2012 teilt den Text in fünf größere Sinneinheiten unterschiedlicher Länge ein. Jede „partie“ kann demnach in mehrere einzelne Sprüche/Paragraphen unterteilt werden, die jedoch aufgrund der starken Zerstörungen nicht immer gänzlich gesichert sind. Der erste Teil besteht aus 24 Sinneinheiten und dient zum Schutz des Königs gegen „les reptiles, scorpions ou arachnides venimeux“. Danach folgen Sprüche zum Schutz von Haus und Garten gegen Skorpione/Spinnen und Reptilien (zwölf Paragraphen nach Goyon). Es schließen sich sechs Sprüche zum Versiegeln der Mäuler von Reptilien an. Der vierte Teil bietet zunächst fünf Kapitel zum „Ritual des Werfens der Bälle“ und schließt dann sieben Sprüche an, die zum Versiegeln der Mäuler von Schlangen dienen. Zuletzt folgen fünf Sprüche zum Fangen von Reptilien.

Allgemein werden magische Sprüche genutzt, die gegen die genannten Gefahren schützen bzw. sie unschädlich machen sollen. Verschiedentlich werden die Rezitationen als durch Götter vorgenommen angegeben und/oder Historiolae genutzt. Häufig erscheinen auch Nachschriften, die angeben, wie genau die Rezitation vorgenommen werden soll (z.B. Verwendung bestimmter Hilfsmittel) (Goyon 2012, 7–128).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri, die teils von Charles Wilbour angekauft wurden, teils bei Grabungen zutage kamen. Im Rahmen des ERC-Projekts „Elephantine: Localizing 4000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt“ wird aktuell eine Bestandsaufnahme des Materials vorgenommen. Erst danach können Vermutungen über den ursprünglichen Verwendungskontext des Papyrus angestellt werden. Die bislang bekannt gewordenen medizinischen Papyri in Brooklyn aus dem gleichen Materialfund sind der iatromagische Geburtshilfe-Papyrus (47.218.02), ein Papyrus, der sowohl Rücken- und Afterbeschwerden als auch Frauenbeschwerden enthält (47.218.75+86), ein Papyrus zu Mund- und Zahnbeschwerden (47.218.87) und ein Papyrus mit Frauenproblemen der Geschlechtsorgane (47.218.47). Außerdem gibt es einen Schlangentraktat (47.218.48+85) sowie einen Text zu Schlangenbissen (47.218.138), magische Papyri (47.218.156), Königsrituale (47.218.50), geographische Texte (u.a. der Deltapapyrus 47.218.84) und ein Weisheitsbuch (47.218.135). Der in Berlin aufbewahrte medizinische Papyrus Rubensohn (pBerlin P 10456) (Westendorf 1974, 247–254) könnte zum gleichen spätzeitlichen Fund gehören. Einige Texte der 47.218er Papyri gehören anscheinend nicht zur großen Gruppe der vorgenannten Texte, wie ein thebanischer Orakelpapyrus aus der Saitenzeit (47.218.3) und ein Brief aus dem Alten Reich (47.218.18). S. Sauneron mutmaßt als ursprünglichen Verwendungskontext einerseits die berufliche Bibliothek eines Vorlesepriesters oder eines Dorfmediziners, andererseits die Bibliothek eines religiösen Zentrums, nicht so sehr die eines Tempels, als eher die einer Kapelle von Heilern/Heilgöttern, eines Sanatoriums oder Lebenshauses (Sauneron 1970, viii). Goyon vermutet für die verschiedenen Papyri ebenfalls eine Herkunft aus einer Tempelbibliothek, einem Lebenshaus oder der Bibliothek eines Magiers (Goyon 1972, 13 mit Anm. 4).

Da ein Teil der Sprüche des hier behandelten Papyrus Brooklyn 47.218.138 zum einen den Schutz eines Königs zum Inhalt haben und zum anderen, zumindest teilweise, in den Handlungsanweisungen explizit vermerkt wird, dass ein ḫrp-Srq.t, „ein Skorpionbeschwörer“, d.h. ein Priester, die Rezitation durchführen soll, ist eine Verortung im Tempel wohl am wahrscheinlichsten (Goyon 1971, 155 und Goyon 2012, 9–52).

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus ist stark zerstört und fragmentiert. Erhalten sind 16 oder 17 Kolumnen, je nachdem, ob man die 4. und 5. als einzelne oder getrennte interpretiert, in unterschiedlichem Zustand. Eine Schriftkolumne entspricht einem Blatt. Bei allen ist der untere Rand erhalten, der obere jedoch überwiegend zerstört. Wie viele Kolumnen vor der heute ersten standen, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Am Ende der letzten befindet sich ein 3,9 cm breiter Leerraum, der vermutlich als Schutzstreifen des (von rechts) aufgerollten Papyrus diente, sodass hier sehr wahrscheinlich das ursprüngliche Ende des Papyrus vorliegt. Die zahlreichen kleineren Fragmente gehörten nach Goyon vermutlich nicht zu der/den ersten Kolumne/n, sondern zu den überwiegend nicht mehr erhaltenen oberen Teilen des Papyrus. Auch die Reihenfolge der einzelnen Blätter ist nicht gänzlich gesichert. Während der Konservierung des Papyrus durch Sauneron 1966 haben sich durch das Entrollen zahlreiche Fragmente von ihrer ursprünglichen Position entfernt und wurden „dans le moment, furent laisses au point ou le savant les rencontrait“.

Der Papyrus hat eine gelb-bräunliche bis hellbraune Farbe und wurde nur auf dem Recto beschriftet. Die Überlappung der Klebung der einzelnen Seiten beträgt bis zu 0,5 cm, wobei das rechte Blatt über das jeweils linke geklebt wurde.

Die meisten Kolumnen werden ursprünglich aus 18 bis 20 Zeilen bestanden haben. Die ursprünglichen Maße der einzelnen Blätter werden auf durchschnittlich 21–22,5 × 22–23,5 cm (Länge × Höhe) geschätzt. Soweit vorhanden, beträgt der obere Abstand der Schrift zum Rand des Papyrus fast immer 1,6–1,8 cm (mit Ausnahme der Seite x+10, wo 4,5 cm Freiraum existieren). Der untere Schriftrand zu dem des Papyrus beträgt ab x+6 ca. 1 cm, auf den vorangehenden Seiten noch fast 2 cm. Heute hat der Papyrus eine Länge von 3,34 m; mit einer rekonstruierten Anordnung der erhaltenen Kolumnen ca. 3,40 m (Goyon 2012, 2–4). Die Maße der einzelnen Kolumnenblätter finden sich bei Goyon 2012, 3–4.

Schrift
Hieratisch

Es wurde hauptsächlich schwarze Schrift genutzt. Zur Markierung von Überschriften sowie der Schreibung von Seth und anderen schädlichen Wesen fand zudem Rot Verwendung. Die Schrift, „bien que sans ratures, n‘est pas d‘un ductus régulier et constant.“ Allerdings ist nicht sicher, ob es sich nur um einen Schreiber handelt, was vielleicht den irregulären Duktus erklären könnte. Auffällig ist zudem, dass das Layout nicht immer ganz eingehalten wurde und somit einige Zeilen verschiedentlich über die Klebekanten geschrieben sind (Goyon 2012, 2–3).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » spätes Mittelägyptisch mit neuägyptischen Einflüssen

Da nach Goyon 2012, 5 die Quellen, aus denen sich die Textkomposition des Papyrus Brooklyn 47.218.138 speist, sehr alt sind, ist auch die Grammatik sowie das Lexikon zum größten Teil dem „égyptien « classique »“ verbunden. So wurde bspw. nur selten der neuägyptische Artikel tꜣ vor mtw.t „Gift“ gebraucht. Es finden sich allerdings einige Elemente, die dem Neuägyptischen zuzurechnen sind (z.B. j-Augment vor Imperativ, Abverb r-bnr, Negationen bw und bn … jwnꜣ). Auch die Orthographie entspricht häufig eher der des Neu- denn des Mittelägyptischen (Goyon 2012, 5–7).

Bearbeitungsgeschichte

Erstmals untersucht wurde das Papyruskonvolut 1948 von Sir Alan Gardiner. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts haben es sich Georges Posener und Michel Malinine angesehen, wobei Posener versucht hat, die Natur einzelner Texte anhand der wenigen sichtbaren Wörter zu bestimmen. Die Publikation des Konvoluts wurde 1966 Serge Sauneron anvertraut, der 11 Papyri entrollen und restaurieren ließ und einige veröffentlichte, jedoch vor Fertigstellung der Arbeit verstarb. So beschrieb er nur kurz den Inhalt des hier behandelten Papyrus Brooklyn 47.218.138 mit „a compendium of magical formulas against reptiles“ (Sauneron 1968–1969, 113).

Bereits zu Lebzeiten übertrug Sauneron die Bearbeitung des Papyrus an Jean-Claude Goyon, da er selber seine geplanten „missions américaines“ nicht mehr durchführen konnte. So publizierte dieser bereits die Zeilen x+13, 9–15 und x+13, 14–16 in den Jahren 1971 bzw. 1975. Borghouts bot darauf aufbauend 1978  eine englische Übersetzung der Zeilen x+13, 9–15, die er mit einem Spruch der Statue Cairo JdE 69771 kompilierte. Nach dem Tod Saunerons 1976 übernahm Goyon die vollständige Erstedition mit Beschreibung, Photographien, Transliteration, Übersetzung und Kommentierung des Papyrus, die 2012 erschien (Goyon 2012, 1–2). Dabei nahm er verschiedentlich eine Neupositionierung der einzelnen Blätter vor.

Editionen

- Goyon 2012: J.-C. Goyon, Le recueil de prophylaxie contre les agressions des animaux venimeux du Musée de Brooklyn. Papyrus Wilbour 47.218.138, Studien zur spätägyptischen Religion 5 (Wiesbaden 2012).

Literatur zu den Metadaten

- Borghouts 1978: J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, Religious Texts Translation Series NISABA 9 (Leiden 1978), 93 (Nr. 142).

- Burkard 1980: G. Burkard, Bibliotheken im alten Ägypten, Überlegungen zur Methodik ihres Nachweises und Übersicht zum Stand der Forschung, in: Bibliothek. Forschung und Praxis 4,2, 1980, 96, 98.

- Goyon 1971: J.-C. Goyon, Un parallèle tardif d’une formule des inscriptions de la statue prophylactique de Ramsès III au Musée du Caire (Papyrus Brooklyn 47.218.138, col. x+13, 9 à 15), in: The Journal of Egyptian Archaeology 57, 1971, 154–159.

- Goyon 1972: J.-C. Goyon, Confirmation du pouvoir royal au nouvel an [Brooklyn Museum Papyrus 47.218.50], Bibliothèque d’Étude 52 (Le Caire 1972), 13–16.

- Goyon 1975: J.-C. Goyon, Textes mythologiques. II. « Les révélations du mystère des quatre boules », in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale, 1975, 349–399, hier: 350.

- Goyon 2012: J.-C. Goyon, Le recueil de prophylaxie contre les agressions des animaux venimeux du Musée de Brooklyn. Papyrus Wilbour 47.218.138, Studien zur spätägyptischen Religion 5 (Wiesbaden 2012).

- Guermeur 2015–2016: I. Guermeur, Le papyrus hiératique iatromagique n° 47.218.2 du musée de Brooklyn, in: Bulletin de la Société française d’égyptologie 193–194, 2015–2016, 10–28.

- Guermeur 2012: I. Guermeur, À propos d’un passage du papyrus médico-magique de Brooklyn 47.218.2 (X+III,9 – X+IV,2), in: C.-M. Zivie-Coche – I. Geurmeur (Hrsg.), "Parcourir l'éternité". Hommages à Jean Yoyotte I, Bibliothèque de l’École des Hautes Études, Sciences Religieuses 156 (Turnhout 2012), 541–556, hier: 542.

- O'Rourke 2015: P.F. O'Rourke, A Royal Book of Protection of the Saite Period. pBrooklyn 47.218.49, Yale Egyptological Studies 9 (Yale 2015).

- Sauneron 1966–1967: S. Sauneron, Some Newly Unrolled Hieratic Papyri in the Wilbour Collection of The Brooklyn Museum, in: The Brooklyn Museum Annual 8, 1966–1967, 98–102, hier: 98, 100.

- Sauneron 1968–1969: S. Sauneron, The Wilbour Papyri in Brooklyn. A Progress Report, in: The Brooklyn Museum Annual 10, 1968–1969, 109–115, hier: 109, 113.

- Sauneron 1970: S. Sauneron, Le papyrus magique illustré de Brooklyn. Brooklyn Museum 47.218.156, Wilbour Monographs 3 (Brooklyn 1970), VIII–IX.

- Verhoeven-van Elsbergen 2001: U. Verhoeven-van Elsbergen, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift, Orientalia Lovaniensia Analecta 99 (Leuven 2001), 19, 304–307.

- Westendorf 1974: W. Westendorf, Papyrus Berlin 10456. Ein Fragment des wiederentdeckten medizinischen Papyrus Rubensohn, in: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung (Ost-Berlin) (Hrsg.), Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung 8 (Berlin 1974), 247–254.

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I, 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 51.

Autoren
Dr. Marc Brose
Autoren (Metadaten)
Dr. Marc Brose

Übersetzung und Kommentar

x+1,1-8,15 (= §§ 1-24) Teil 1: Schutz des Königs gegen giftige Schlangen, Skorpione und Spinnen

§ 1

[x+1,1][…] deine beiden Himmel (?) zu/indem (?) [… … …].1 […] ⸢seine⸣ Entourage [auf den Knien].2 [Los (lit. Komm)!] Komm heraus zur Erde, du Gift [des Re in seinen Erscheinungen]! [Komme auf die Erde (d.h. falle zu Boden)… …]! [… … …].3 Sie ermutigen (lit. machen stabil) das Herz [des Pharao LHG (?), so wie sie das Herz des Re (?) ermutigt haben (?) …] fesseln ⸢beim(?)⸣ Abwehren des Apophis [… … … …].4 [… … auf (?)] dieser Sand⸢bank⸣ (?) […] bei der Besatzung (?) der Abendbarke, jubeln/jubelnd in der Mor[genbarke … … …]. [Los! Komm heraus auf die [x+1,5]Erde (d.h. falle zu Boden), du Gift] jeder männlichen Schlange, [jeder] weiblichen Schlange, [jedes Reptils/Gewürms (?), die in jedem Glied des Pharao LHG sind (?).]5 [Es ist besser, als es (vorher) war. (?)]6 Gift des Re in seinen Erscheinungen! Komm! Komm heraus auf die [Erde! Komm! (?) Komm heraus auf die Erde (?), du Gift! (?)] [Re! Steh auf! (?) Es ist besser,] als es (vorher) war.7 Gift des Re ⸢in⸣ [seinen Erscheinungen! Komm heraus auf die Erde (d.h. falle zu Boden)! (?)]

1 Der Text von Kol. x+1 wird so wiedergegeben, wie er in Goyon, Le recueil, 8-15 und pl. IA wiedergegeben worden ist, wobei Goyon an Ort und Stelle die meisten Ergänzungen nur mit Fragezeichen versehen vorgenommen hat. J.-F. Quack, in: Welt des Orients 43, 259 äußert die Vermutung, dass Goyons Unterteilung des Textes von Z. 1-10 in vier Paragraphen falsch sei, stattdessen ein einziger Spruch vorliege, dessen Ende durch die Nachschriften in Z. 10 markiert werde. Außerdem überlegt Quack, dass Goyons Rearrangement der Fragmente fehlerhaft sein könnte und die beiden Hauptfragmente Reste von zwei verschiedenen Kolumnen darstellen könnten, weil auf dem rechten Fragment in Z. 10 und 11 noch die Reste von abgewaschenen Nachschriften (Figurenzeichnung; Applikationsvorschrift) sichtbar sind, auf dem linken Fragment jedoch nicht. Da Quack jedoch kein weiteres konkretes Arrangement der Fragmente vornimmt, wird die Wiedergabe von Goyon beibehalten.

2
Die Ergänzung nahm Goyon, Le recueil, 9 mit 10 Anm. 2 nach § 37 (Kol. x+11, 17) vor.

3
Die Größe der Lücken am Ende aller Zeilen von Kol. I ist in der Transkription bei Goyon, Le recueil, pl. I fast immer zu groß angegeben, wenn man die tatsächliche Anordnung der Fragmente mit seiner Umschrift ins Verhältnis setzt und berücksichtigt, dass am Ende von Z. 10 wahrscheinlich nur ein Zeichen fehlt. Daher wurde hier noch einmal versucht, die tatsächliche Größe der jeweiligen zerstörten Partien, die stets geringer ausfällt, abzuschätzen.

4
Diese Lesung nach Quack, in: Welt des Orients 43, 258. Goyon, Le recueil, 9 liest wt (= tw bzw. ), ebenso Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 282.

5
Die tentativen Ergänzungen der fehlenden Passagen hier und bis zum Ende des Paragraphen wurden von Goyon zum einen aus den erhaltenen Resten vorgenommen, zum anderen aus gleich und ähnlich lautenden Passagen/Sätzen in § 15 (Kol. x+4,19), der Statue des Djed-Hor (Kairo JE 46341; ed. E. Jelínková-Reymond, Les inscriptions de la statue guérisseuse de Djed-ḥer-le-Sauveur, BdE 23, Kairo 1956), Kol. 30 & 79-80 (Jelínková-Reymond S. 8 & 38) und der Heilstatue Neapel 1065 (ed. L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino I.9, Torino 1999, 119-153, tav. XXXIX-XLVIII), Arm & Schulter, Linke Seite, Kol. x+11 (Kákosy S. 129).

6
Vgl. den übernächsten Satz.

7
Dieser Satz findet sich mit vollem Wortlaut auf der der Statue des Djed-Hor (Kairo JE 46341; ed. E. Jelínková-Reymond, Les inscriptions de la statue guérisseuse de Djed-ḥer-le-Sauveur, BdE 23, Kairo 1956), Z. 30 (Jelínková-Reymond S. 8), und daher hier von Goyon so ergänzt.

§ 2

[Anderer Spruch (?)]:1

[Ich (?) … an/von (?)] Autorität/Strahlkraft. Zu mir kommen die Götter (und) die Menschen, ⸢das Gesicht in Lobpreis⸣ [… …] der Himmel in Frieden, die Schiffe beim [… …] ⸢Arbeit⸣ (oder: Kas), der/die das Sitzen (= Entspannen) gibt.2 Ich bin der/die das Leben sendet [zu (?) … … … … …] im Fest (oder: an den Festen) (?).3 Also, Samen! ⸢Komm heraus (?)⸣ [auf die Erde (?)]!

1 Siehe hier den Kommenentar zu Beginn von § 1. Ob hier wirklich ein neuer Spruch begann, ist unsicher.

2
Vor kꜣ.t liest Goyon, Le recueil noch ein jri̯, das in dem Kontext als Partizip, parallel zu ḏḏ, aufzufassen wäre, also jri̯ kꜣ.t „der die Arbeiten ausführt“; anders Goyon, Le recueil, 10: „[… à (?)] accomplir les travaux“. Wie Quack, Welt des Orients 43, 258 zurecht anmerkt, ist von dem ergänzten jri̯ nichts zu sehen, und Goyon begründet diese Ergänzung auch nicht. Quacks Vorschlag, kꜣ.t und ḥms als kꜣ.w „die Kas“ und ḥms.wt „die Hemesut“ zu interpretieren, ist aber nicht besser, weil es das dazwischen liegende ḏḏ nicht gut erklären kann.

3
Möglicherweise gehören die Worte am Ende zu einem eigenständigen Satz, vgl. Goyon, Le recueil, 11 Anm. 5 mit Verweis auf § 13, Kol. x+3,13: jr jwi̯ tꜣ mtw.t r-ẖr.w wnn rʾ.w-pr.w m ḥꜣb „Wenn das Gift hinab kommt, so werden die Tempel im Feste sein.“

§ 3

⸢Bittere⸣ (Dinge) (?) (sind) gegen den, den ich liebe.1 Ich bin die mit weitem Schritte ⸢in⸣ [der Barke des Heh] (?) (= Isis).2 [Ich (?) … … …] [Pharao, LHG (?), steh auf (?)!]3 [Besser (?)] ist es als das, was (vorher) war. Oh wie schön ist Re am Tage.4

1 Quack, in: Welt des Orients 43, 258 zweifelt an der Korrektheit der Rekonstruktion von dḥr, macht aber keinen anderen Vorschlag.

2
Goyon, Le recueil, 11 Anm. 2 ergänzt den Wortlaut nach anderen Belegen, z.B. Dendera VII, 48.15, Dendera IV, 75.16, 80.17 oder Edfou VI, 284.14; vgl. LGG II, 588. Da es aber noch verschiedene weitere Götterepitheta gibt, die mit wsḫ.t nmt.t bzw. wsḫ nmt.t beginnen, wurde die Ergänzung hier mit Fragezeichen versehen.

3
Zu diesem und dem folgenden Satz vgl. oben § 1, Z. x+1,6.

4
Wie Quack, Welt des Orients 43, 259 wohl zu Recht anmerkt, ist das neben dem m stehende n womöglich gelöscht worden; es sollte vielleicht ursprünglich die zeitgenössische Aussprache der Präposition andeuten, wurde dann aber wieder nachträglich entfernt. Es liegt kein Rubrum vor. Goyon, Le recueil, 11 Anm. 3 hält es dagegen für eine graphische Variante von mjn „heute“.

§ 4

[Anderer Spruch (?)]:

[…] sein […] unter den Göttern, seine Autorität unter dem Sonnenvolk, […] ⸢Jubel⸣ […].1 [Werde rezitiert o.ä. (?), [x+1,10]und (?)] ⸢es werde angefertigt⸣ eine Figur des Thot, eine Figur des Seth [… …].

1 Zu hꜣmm als Graphie für hnmm.t „Sonnenvolk“ siehe Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 282; Quack, in: Welt des Orients 43, 259; Jurman, WZKM 103, 392.

§ 5

[Anderer Spruch]:

[…] ohne dass du am Kopf geschlagen wirst. Denn ich bin die Herrin des „Großen Hauses“, die ⸢Gebieterin⸣ [des Per-neser], ich bin der Uräus.1

[Werde rezitiert (o.ä.) …], werde gewaschen mit süßem Bier; es trinke derjenige mit dem [Biss/Stich].

1 Die Ergänzung der Lücke und Lesung der Zeichen folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 259. Goyon, Le recueil, füllte sie wie folgt aus: [ḥn.wt-pr-nsr sḏm] n=j mit [sḏm] n=j „[Obéis-]moi, (je suis l’Uraeus)“. Die Schriftreste direkt nach der Lücke interpretierte er als n und die „sitzende Frau“ (B1), Quack dagegen als „Hausgrundriss“ (O1).

§ 6

[Los! Komm heraus] auf die Erde (d.h. fall zu Boden), du Gift, das in jedem Körperteil (meines) Sohnes Horus ist, der in jedem Körperteil von Pharao LHG ist!1 Ich bin die, die das Gift aussendet [… … …].

1 Hinter Pr-ꜥꜣ steht nicht in abgekürzter Form ꜥnḫ-(w)ḏꜣ-s(nb), sondern es schließt direkt jnk an, wie es auch die Photographie bei Goyon, Recueil, pl. I und die dortige Anordnung der Fragmente nahelegt; denn für die entsprechenden drei Zeichen – vgl. Kol. 2, Z. 1 – ist hier nicht mehr genügend Platz (Hinweis Billy Böhm).

§ 7

Rezi[tation]:

[Stark (?) ist meine] Zauberkraft, ⸢um⸣ sie abzuwehren; ich bin mächtig, groß ist die Kraft meiner Worte/Rede gegen das Gift.1 Es ist [mein] Wort/[meine] Rede, [das/die abwehrt (?) … … … … …].2 Los! Komm heraus auf die Erde, du Gift! Höre die Macht (meiner) Zauberkraft! Ich bin die, die (es) aussendet, [Is]⸢is⸣, die ⸢Gottes⸣tochter [… … … … … … … …].3 [Los!] Komm heraus auf die Erde (d.h. zu Boden), [du] Gift!

Dieser Spruch werde rezitiert über einer Figur der Selket (und) einer Figur der Ma’at-Uräus, die beschrieben sind mit ⸢Ocker⸣ [x+1,15][… … … … … … …] ⸢mit/von⸣ süßem Bier; es trinke derjenige mit dem Stich/Biss, um den Uräus zufrieden zu stellen.

1 Die Ergänzung der Lücke zu Beginn des Satzes folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 259. Goyon, Le recueil ergänzt nach Z. x+1,13 [bꜣ.w ḥ]kꜣ.w.

2
Goyon, Le recueil hat jn md.t[=j ḥr ḫsf] zu Beginn des Satzes, doch ist die ergänzte Präposition ḥr in einer jn-Cleft-Sentence ungrammatisch, wie auch Quack, in: Welt des Orients 43, 259 anmerkt.

3
Die Lesung zꜣ.t folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 260. Goyon, Le recueil liest hier mw.t „Mutter“.

4
Diese Lesung nach Vorschlag von Quack, in: Welt des Orients 43, 260. Das erste Zeichen, D19, ist auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. I noch recht gut zu erkennen.

§ 81

Anderer Spruch:

⸢Euer⸣ Gesicht ⸢gehört(?)⸣ euch, [eure] Mannschaft [… … … … … … … ….; ich bin es (?), die (?)] eure Namen ⸢ruft⸣; ich laufe durch euch hindurch.2 Hört das Wort am/im Himmel (?); aus dem Horizont bin ich gekommen; [ich (?)] laufe [zusammen] ⸢mit(?)⸣ dem Herrn des Laufens (= Re?).3

1 Die Übersetzung dieses Paragraphen weicht von der bei Goyon, Le recueil, 14 etwas ab. Aufgrund der Lücken ist ein eindeutiger Kotext, der eine konkrete Gliederung der Passage nach Sätzen zulassen würde, nicht mehr vorhanden.

2
Goyon, Le recueil hat in seiner hieroglyphischen Wiedergabe vor jzy noch ein m, das, wie Quack, in: Welt des Orients 43, 260 korrekt notiert, nicht vorhanden ist. Auch identifiziert Quack jzy nicht als „repaires“ („Verstecke“), sondern als „Mannschaft“, was hier ebenfalls übernommen wurde.

3
Am Zeilenende ist möglicherweise nichts mehr ausgefallen, und wenn, dann höchstens noch ein Schriftquadrat. Inwiefern der Spruch noch weiterging, oder hier endete, ist nicht ganz klar, weil laut Quack [s. unten bei § 9, Anm. zu Z. x+2,1] die Kol. 2 vor die Kol. 1 zu platzieren ist.

§ 91

[x+2,1][… Schutz derer, die im Wasser sind! Schutz] für den, der auf dem ⸢Wasser⸣ ist [am Tage]!2 ⸢Herauskommen⸣ soll/möge der, der auf dem heilen ⸢Wasser⸣ ist. Herauskommen soll/möge Pharao LHG, heil/intakt [auf das Wasser … …]. [Schutz] dieses weinenden (?) ⸢Horusauges⸣! [Schutz] des großen Gottes, ⸢der sich vorne an/in⸣ (seinem) Sarg befindet! Schutz jedes Menschen, [jedes] Kleinviehs, [der/das auf dem Wasser ist]! [Oh, aufheulendes Geschrei ist im] ⸢Tempel⸣ der Neith, großes [Wehklagen] ist im Mund der Katze.3 Die Götter fragten, fragten (lit. sie sagten: „Was ist?“) ⸢nach⸣ [dem, was du getan hast vor der Neunheit].4

1 Für die Paragraphen §§ 9-10 (Kol. x+2,1-7) existieren zahlreiche Textzeugen, die im Teil einen parallelen oder weitgehend parallen Wortlaut aufweisen; vgl. die Liste bei Goyon, Le recueil, 19. Dadurch war es Goyon möglich, eine Teil-Synopse der betreffenden Passagen zu erstellen (S. 18-19) [in dieser sind aber Partien ausgelassen!] und einige der vorhandenen Lücken auszufüllen [die präsentierten Paralleltexte weichen im Wortlaut jedoch teilweise stark ab!].

2
Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 257 ist Kol. x+2 vor Kol. x+1 einzuordnen. Da beide Kolumnen aber keine direkte Verbindung zueinander mehr aufweisen, und auch Kol. x+3 mutmaßlich mit einem neuen Spruch beginnt (s. unten bei § 12.1), kann dies hier vernachlässigt werden. Wie Quack, S. 260 außerdem noch anmerkt, befindet sich am linken Rand des großen Fragments von Kol. 2 mit den Resten der Zeilen 1-13 noch eine Umfaltung, die in der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. II den Eindruck entstehen lässt, dass hier der Kolumnenrand ist, was aber nicht zutreffend ist. Goyon hat diese optische Täuschung aber nicht notiert bzw. richtig gestellt. Schlussendlich stimmt die Reihenfolge der Fragmente, wie sie auf der Photographie bei Goyon, pl. II. angeordnet sind, nicht mit der, der die Transkriptionen bei Goyon (pl. II und S. 16ff.) zu Grunde liegen, nicht überein. Hier wurde sich den Transkriptionen der Vorzug gegeben. Auch dies hat Goyon nicht korrigiert.

3
Zur Ergänzung der Lücke vgl. die Synopse bei Goyon, Le recueil, 18, dort nach Stele Genf E 925 (ed. A. Gasse, RdÉ 55, 2004, 23-43), Z. 14-15, und St. Turin 18365 [bei Goyon S. 15: 18536] (ed. L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino I.9, Torino 1999, 155-165, tav. XLIX-LIII), Rückseite der Basis, Z. 14.

4
Die Ergänzung der Lücke hier nahm Goyon, Le recueil, 16 nach dem Steingefäß BM EA 37.256 (ed. C. Andrews, A Stone Vessel with Magical Spells and Texts, in: W. Clarysse, A. Schoors, H. Willems (eds.), Egyptian Religion. The Last Thousand Years, Part 1. Studies dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur, OLA 84, Leuven 1998, 297-310), Z. 6 vor. Er bietet jedoch eine im zweiten Teil des Satzes völlig abweichende Übersetzung: „Les dieux sont en train de s’interroger, de s’interroger sur [ce qu’a pu faire Maga qui n’avait pas été ordonné par celui qui les a crées]“. Hier ist Goyon wohl durch seine eigene Synopse S.18-19, die nicht zwischen seinen Paragraphen trennt, und außerdem den Satz hier auslässt, durcheinandergeraten. Die Ergänzung, auf der die Übersetzung beruht (ḥr nn jri̯ Mꜥg n wḏ pw jn jri̯ sn), ist in den zitierten Parallelstellen vorhanden, dort fehlt jedoch jeweils das den Satz eröffnende nṯr.w ḥr ptr zp-2, sondern es schließt direkt an den vorangehenden Satz (an my.t „Katze“) an. Goyon ordnet jene Partie aber dem nachfolgenden § 10 (s. dort) zu.Die Wortgruppe n=k m-bꜣḥ psḏ.t ist bei Goyon, Le recueil, pl. IIA als vorhanden ausgewiesen, obgleich sie nach der Photographie pl. II eindeutig nicht mehr erhalten ist.

§ 10

[… … … dies (?)], was getan wurde.1 Sobek ist herausgekommen gegen dich, um deinen Körper zu attackieren, um [deinen Erfolg o.ä. (lit. dein Mal/Ereignis) zu zerstören].2 [x+2,5][... ... ...] [Siehe, ich bin] ⸢Chn⸣um. Ich bin aus Heliopolis gekommen 〈mit einer Botschaft〉 von (oder: für) Sepa.3 Maga, [der Sohn des Seth, ist es, der sich vor ihm windet, seine Ruder in seinen Händen.]4 [Was den Gott betrifft, der dich als] Bo[ten] gesandt hat: Er wird dich nicht (mehr) aussenden.5 [Ich werde dich zurücktreiben].6 [Du darfst nämlich nicht verschlucken den Sebeq, die Se]bqet, [den Itemu und die Itemut], diese [vier Ach]-Geister, die Wache halten über [die Majestät des Osiris].7 [Du darfst nämlich nicht verschlucken …]8

1 Warum Goyon, Le recueil vor jri̯.t noch nn ergänzt, wird von ihm nicht geklärt.

2
Die Übersetzung von Goyon, Le recueil, 17 lautet: „Sobek sort contre toi pour agresser ton corps afin [d’entraver tes jambes et tes movements (?)].“; sie entspricht jedoch nicht dem Wortlaut, der nach ⸢r⸣ ergänzt worden ist. Goyon a.a.O. fährt in seiner Übersetzung mit einem Satz fort, den er den parallelen Textzeugen entnommen hat, von dem aber im Text hier nichts erhalten ist, daher wurde er hier ausgelassen. [zꜣw zp=k]: Die Ergänzung am Ende nahm Goyon, Le recueil, 17 nach der Horusstele Karnak CS 8. 67 (ed. J. Berlandini, in: Cahiers de Karnak 6, 1973-77, 235-245), Kol. 5 vor. Diese Partie ist in der Teil-Synopse S. 18-19 ausgelassen worden.

3
Zur Ergänzung 〈m wp.t〉 siehe Goyon, Le recueil, 19, die er den Paralleltexten, Statue Turin 18365, Rückseite der Basis, Z. 15 sowie Stele Genf E 925, Kol. 16-17 (zu beiden siehe den Kommentar in § 9, Z. x+2,3 Anfang) entnommen hat.

4
Ab hier ergänzt Goyon, Le recueil, 17 die Lücken nach anderen als den zuvor in den Kommentaren genannten Paralleltexten, und zwar Kairo CG 9405 und 9410 (ed. Daressy, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire, Nos. 9401-9449. Textes et dessins magiques, Kairo 1903, 15-17, pl. V-VI und 23-26, pl. VII [nur Vorderseite]). Hier: CG 9405, 11-12 und CG 9410, 8.

5
Ein ähnlicher Wortlaut findet sich in Kairo CG 9410, 9, doch fehlt dort der Nachsatz bw hꜣb=f tw, so dass die Ergänzung insgesamt unsicher bleiben muss.

6
Vgl. Stele Kairo CG 9405, 12-13 und CG 9410, 10.

7
Zu den Ergänzungen vgl. Stele Kairo CG 9405, 13-14; CG 9410, 10.

8
Vgl. Kaio CG 9405, 14-16 (lückenhaft) und CG 9410, 11-14, doch ist hier nicht genug Platz, um den langen Satz komplett unterbringen. Dies war wohl der Grund, warum Goyon nicht weiter ergänzt hat.

§ 11

[Los! (?)] Steig herab [zur Erde (?), du Gift (?) …], indem sich Selket auf deinem Kopf abstützt [… …].1 [Zurück (?), Maga], Sohn des Se[th …, mit vertreibendem] ⸢Gesicht⸣ (= Schreckensgesicht)! Steh auf, steh auf! Schleich ⸢dich⸣! [… … [x+2,10]…] ihn; dein Gesicht […] Verfaulender (?), der Speer2 wurde [in] deinen Rücken ⸢gebohrt⸣, [deine Zunge] wurde abgeschnitten3 [… … … …] ⸢deine⸣ Zaubersprüche [… …] ⸢dein⸣ Wasser beim Herauskommen aus [… …].4 Schau ⸢nicht⸣ auf mich [… … … … wegen dem,] ⸢was du tatest⸣ [vor der großen Neunheit … …]! [Wende dich also um, schleich] ⸢dich⸣ (weg) von mir!5 Ich bin Se[lk]et, die […] Göttin [… … Fluss (?) … …] sein […], indem (?) [sie (?)] ihn retten/fortnehmen (?) [… … … … …]; ihr werdet [nicht (?)] Macht erlangen [über ihn (?) … … … [x+2,15]…] an/unter (?) Feinden (oder: als? Feinde) […].6

1 Nach Goyon, Le recueil, 20 gibt es für diesen Paragraph keine direkte Textparallele, aber einige Begriffe finden sich auf der Horusstele Kairo CG 9011 (ed. Daressy, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire, Nos. 9401-9449. Textes et dessins magiques, Kairo 1903, 26-27) wieder. Tatsächlich ist dies jedoch mit wenigen Ausnahmen nicht der Fall! Die meisten Ergänzungen von Goyon werden von ihm nicht erklärt und scheinen, sofern nicht noch Determinative vorhanden sind, vorrangig tentativ (nach dem erhaltenen Rest-Kontext etc.) vorgenommen worden zu sein. Solche nicht erklärten Stellen werden hier mit Fragezeichen markiert.

2
Das Wort ist logographisch mit dem Zeichen „nach unten ragender Speer/Harpune“ geschrieben, daher ist die Lesung geraten.

3
 šꜥd ist logographisch mit „Messer“ (T30) und „schlagendem Arm“ (D40) geschrieben. Die Lesung des Wortes folgt der einen von Goyon, Le recueil, 20 Anm. 2 gegebenen Parallele, nämlich § 37 (Z. x+11, 20), mit dem Wortlaut šꜥd ns=f, und konsonantischer Schreibung des Verbes. ns=k ist nach Ausweis der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. II nicht mehr erhalten, aber pl. IIA dagegen falsch als vorhanden ausgewiesen. Als weitere Parallele zu diesem Satz verweist Goyon, auf O. Leipzig 9 (= O. Leipzig Inv. 1899; ed. Černý–Gardiner, Hieratic Ostraca, vol. I, Oxford 1957, pl. XIV.1). Dort ist ein vergleichbarer Satz jedoch nicht vorhanden.

4
Wegen der Lückenhaftigkeit des Textes wurde diese Sektion nicht weiter segmentiert.

5
Diese Lesung nach Quack, in: Welt des Orients 43, 260. Goyon, Le recueil liest hier ⸢r=j⸣. Anhand der erhaltenen Reste scheint Quacks Vorschlag jedoch geeigneter zu sein.

6
Diese Ergänzung steht nicht bei Goyon, sie ergibt sich jedoch aus dem Kontext der Abwehr der negativen Entitäten. Nach Goyon, Le recueil, 20 ist das absolute Ende der Seite mit noch drei Zeilen Text verloren, obwohl dies durch sein Schema S. 4 sowie die Photographie pl. II nicht ersichtlich ist. Ab Z. x+2,13 ist der erhaltene Wortlaut so lückenhaft, dass kein richtiger Kontext mehr herstellbar ist, daher werden alle Bruchstücke hintereinander gereiht.

§ 121

(1)

[x+3,1]⸢Feuer⸣, wer ist es, der es für ihn löscht? Wasser, wer [ist es, der] es für ihn löscht?2 Wer ist [es also, der ihn besänftigt, wer ist es also, der ihn abwehrt]? [Fließe aus, du Gift!] [Es ist Ptah, der] es vollbringt. Es ist er, der es für ihn besänftigt. Es ist Re, der [es] für ihn erschafft. [Er ist es, der] es für ihn [löscht]. ⸢Es ist⸣ [der Gott, der] ⸢es⸣ ausschickt. [Er ist es, der es abwehrt.] [Fließe aus, du Gift!] [Los! Komm heraus] ⸢auf⸣ die Erde (d.h. falle zu Boden)! Die großen Götter haben dich abgewehrt, indem sie [deine] Hitze vertrieben haben, [indem] sie dein Feuer gelöscht haben in jedem Körperteil3 [meines (?) Vaters Re-Harachte,4 in jedem Körperteil von Pharao LHG]. [Er ist definitiv Horus], ⸢Sohn⸣ des Osiris, Herr des Schutzes, der seine ⸢vortreff⸣[lichen] Wohltaten entstehen lässt,5 [der Heile, der Große] an Schutz.

(2)

Sein Kopf 〈ist〉 der Kopf [des Re-Hara]cht[e]. [Sein Scheitel ist der Scheitel des Nefertem.] Sein [x+3,5]Gesicht ist das Gesicht des Chepri.6 Sein Hinterkopf ist der Hinterkopf des Min. [Sein] Nac⸢ken⸣ [ist ein Amulett aus Fayence]. Seine Vorderseite ist Selket, [die Große, Herrin der magischen Fesseln], nachdem er Re angebetet hat bei dessen Aufgang. [Seine] Schulter ⸢ist⸣ ⸢die beiden Bas (?)⸣ [des Ptah].7 Sein Bizeps ist die Beiden Herren (und) die Beiden Schwestern. Sein ⸢Rücken⸣ ist Geb, [der Iri-pat der Götter]. Seine Brust ist Neith, die Große. Seine Seiten sind die [geheimen Pforten]. ⸢Sein⸣ Herz ist der „Führer“, das Herz des Ptah. [Sein] Bauch [ist Nut, die Große], die Re hochhebt, der inmitten von ihr (und) der [unvergänglichen] Sterne ist.8 Sein Glied ist der Herr von Herakleopolis. Sein Hintern ist die Herrin von Chemmis, die Gemahlin des [Horus]. [Seine] ⸢Oberschenkel⸣ [sind] die Beiden Herrinnen von Pe und Dep.

(3)

⸢Seine⸣ [Unterschenkel sind] ⸢Upuaut⸣ von Ober- und Unterägypten. Seine Zehen sind wie die (von) Seth-Tieren (oder) Schakalen. Es gibt kein Körperteil [x+3,10]an ihm, das frei ist von einer Gottheit; jede einzelne (Gottheit) (fungiert) als Schutz [seines Körpers], von seinem Kopf bis zu seinen Sohlen, ohne dass Gift Macht erlangen könnte über seinen Körper, ohne dass sein (= des Giftes) glühendes Feuer sich an ihm festsetzen kann. Siehe, Ptah der Große (und) Nun [der Große (fungieren)] ⸢persönlich⸣ [als Schutz seines Körpers]. Wenn das Gift sein Fleisch ⸢befallen⸣ hat (lit. in ihm umhergeht), wenn (es) sich ausbreitet in irgendeinem seiner Körperteile, so wird man kein Wasser (mehr) libieren 〈auf〉 den Libationstafeln in den Tempeln, man wird kein Wasser (mehr) sprenkeln auf ⸢die Opfertafeln⸣, [man] wird kein [Feuer]  (mehr) entfachen ⸢in⸣ ihren ⸢Produktionsanlagen⸣, man wird keine Opferspeisen (mehr) zusammentragen auf ihren Altären, man wird ⸢kein⸣ Opfervieh (mehr) anfordern für den Schlachthof, [man wird keine ausgewählten Fleischstücke (mehr) darbringen] zu/in ihren Tempeln.9 (Aber) wenn das Gift nach unten gekommen ist (d.h. erfolgreich abgewehrt wurde), so werden die Tempel im Fest sein.

(4)

⸢Die Götter⸣ [werden] zufrieden sein in ihren Sanktuar(en). Ge⸢fällt⸣ ist (dann) [der, der] ⸢sein⸣ [Elend bewirkt hat]. Du sollst umdrehen, ⸢du⸣ Gift! Steig hinab auf die Erde (d.h. falle zu Boden)! Siehe, die friedvollen Bas bewirken es auf Ansprache [der Herrin des Lebens, der Herrin des Schutzes],10 auf Ansprache [x+3,15]der Herrin von Chemmis, ⸢der Gemahlin⸣ [des Horus].

[Die]⸢ser⸣ Spruch werde rezitiert] ⸢über⸣ Wasser; werde gegeben auf das Herz und den Kopf desjenigen, der gestochen/gebissen wurde, zusammen mit Stachelspitzen (?), zusammen mit einer Figur des Ptah [und einer Figur der] Selket, Herrin des Lebens, [Herrin des Schutzes], versehen/gestaltet in Gold; werde aufgefädelt auf eine Schnur; werde gegeben an den Hals des Gebissenen/Gestochenen.11 Vorzüglich!

1 Für den Text des § 12, den Goyon, Le recueil, 20-25 aufgrund seines Umfanges in vier Teilparagraphen untergliedert, nennt er drei Parallelen: § 21-22 des Brooklyner Papyrus, den Text des Socle Béhague, § VIII, h 2-21 (ed. A. Klasens, in: OMRO 33, 1952, 1-112) sowie Pap. BM EA 10309, I.6-II.5 (ed. C. Leitz, Hieratic Papyri in the British Museum VII. Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, London 1999, 22-30, pl. 9-11). Die jeweiligen Wortlaute hat er in einer Teilsynopse S. 25 sowie einer vollständigen Synopse S. 142-153 und 167-168 zusammengestellt. Die in Kol. x+3 erhaltenen Lücken wurden von Goyon jeweils aus den Paralleltexten ergänzt (Wiedergabe des vollständig ergänzten Textes S. 20-23 und pl. IIIA) und hier in der Regel übernommen.

2
In der Parallele Socle Béhague, § VIII, h 2-3 geht noch folgender Text voran (die anderen Textzeugen sind hier lückenhaft):
ḫ.t m mw zp-2 ḫ.t pri̯.t m mw
jn nb.t jn rʾ=j {ḥr} wḏ.t ḫ.t
ꜥḫm〈=j〉 sw {=j} jr=s tkꜣj
jn mw ꜥḫm n=f ḫ.t

„Feuer im Wasser! Feuer im Wasser! Feuer, das aus dem Wasser kommt!
Es ist die Flamme, es ist mein Mund, die Feuer aussendet.
Ich werde es löschen, sobald es eine Flamme erzeugt.
Es ist das Wasser, das für ihn das Feuer löscht.“

3
Nach Quack, Welt des Orients 43, 260 sieht es so aus, dass ꜥ.t wegen seiner Beschaffenheit auf dem Papyrus absichtlich getilgt worden sei. Andererseits wird es im Kontext benötigt.

4
Quack, in: Welt des Orients 43, 260 merkt an, dass die Ergänzung jtj=j „mein Vater“ durch keine Parallele gestützt sei, und kontext-bedingt besser jtj=k „dein Vater“ (= Re als Vater des Giftes) stehen sollte.

5
Goyon, Le recueil, 21 übersetzt diese Partien mit: „qui fait exister ses actes bénéfiques, bien[faisant de paroles], celui qui est sauf]“; die Gruppe „bien[faisant de paroles]“ scheint dabei mnḫ.w wiederzugeben. Dies funktioniert jedoch nicht; es fehlt ein mdw.t o.ä. Ein solches ist jedoch im einzigen Textzeugen, der hier nicht lückenhaft ist, Socle Béhague, § VIII, h7, nicht vorhanden.

6
Diese Wörter sind supralinear geschrieben, vgl. die Kritik von Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 282; Goyon, Le recueil hat dies an keiner Stelle (S. 22, 145-146, pl. IIIA) gekennzeichnet.

7
Von diesem Wort ist nur ein Rest des ersten Zeichens erhalten. Die Parallele Socle Béhague, h9 hat zwei Falken (2x G5), der § 21 (x+7,18) von Pap. Brooklyn hat an dieser Stelle eine Lücke, P. BM EA 10309, 1.13 hat ebenfalls nur Schriftreste, die Leitz, Hieratic Papyri in the British Museum VII, 24 (nach der Parallele des Socle Béhague) zu den beiden Falken ergänzt. Goyon, Le recueil ist der einzige, der hier den Ba-Vogel (G29) rekonstruiert. Auch Quack, in: Welt des Orients 43, 260 spricht sich für die beiden Falken aus. Leitz, Hieratic Papyri, S. 26 Fn. 141 verweist außerdem auf Kákosy, in: JEA 66, 1980, 48-53, in welchem „die beiden Falken des Ptah“ (bjk.wj n Ptḥ) als Schu und Tefnut identifiziert werden, die zusammen mit Ptah eine Art weitere memphitische Triade bilden; dort werden auch entsprechende Reliefs auf Tempelwänden präsentiert. Quack a.a.O. verweist auf einen weiteren Artikel von Kákosy, in: J. van Dijk (ed.), Essays on Ancient Egypt in Honour of Herman te Velde, Egyptological Memoirs 1, Groningen 1997, 219-229 zum gleichen Thema sowie auf einen Abschnitt von J. Berlandini, in: RdÉ 46, 1995, 25-28. Hierbei ist noch anzumerken, dass in einem Relief im Hibis-Tempel Schu und Tefnut in diesem Zusammenhang als Ba-Vögel (mit Menschenkopf) dargestellt werden; vgl. Kákosy, JEA 66, 49 fig. 1 und Berlandini, RdÉ 46, 23 fig. 3, dazu verweist Kákosy, in: FS te Velde, 219 Fn. 3 auf CT 286c (exakter ist: 286a-c), mit einem frühen Beleg für die Identifikation von Schu und Tefnut als Bas (dort: von Heliopolis; außerdem nennt er noch Urk. V 49, § 21 [Tb 17]). Die Lesung von Goyon ist daher nicht prinzipiell zu verwerfen!

8
Vgl. Socle Béhague, h12; Quack, in: Welt des Orients 43, 260. Goyon, Le recueil, 21 ergänzt am Ende von Z. 7 ein [jw], das durch keine Parallele gestützt wird, und übersetzt diesen Satz S. 22 wie folgt: „son ventre [est Nut l’imposante pour] soutenir Rê qui est parmi les astres im[périssables]“.

9
Hier ist mit Quack, in: Welt des Orients 43, 260 entsprechend den erhaltenen Resten m zu lesen, nicht ḥr, wie es Goyon, Le recueil, 22 und pl. IIIA tut.

10
Goyon, Le recueil, 23 übersetzt den Beginn wie folgt: „la sauvegarde fait que les Baïs soient apaisés (…)“, d.h. er interpretierte das erste Wort als mk.t „Schutz“. Dies ist jedoch syntaktisch ausgeschlossen; vgl. Quack, in: Welt des Orients 43, 260; sein Übersetzungsvorschlag: „Siehe, diejenige, die Zorn ausgeübt hat, ist jetzt in Frieden“.

11
Diese Wortgruppe wurde supralinear gesetzt. Zur unsicheren Deutung vgl. den Kommentar bei Goyon, Le recueil, 24 Anm. 2 zu § 12.4. Quack, in: Welt des Orients 43, 260 macht einen anderen Lesevorschlag: statt db eher rʾ n dm.wt „Öffnung der Wunde“, und davor rḏi̯ jrt.t „Milch applizieren“ (o.ä.), welches jedoch in diesem Zusammenhang keinen besseren Sinn ergibt.

§ 13

Anderer Spruch:

[… in] den ⸢Behält⸣nissen. Ja [… … in/an den] ⸢geheimen⸣ [Orten]; die Unheil anrichtet gegen die, die in ihren „Höhlen“ (bzw. Kapellen) sind; jener da, der Böses tut [… … … … …; „der-in]-seinem-Moment-ist“ (= e. Schlange) ist gegen ihn gekommen. Es ist Selket, die Große, mit ihren Händen auf ihrer Brust, die fragt: „Was ist los? [Wer ist denn gegen (?) … … …]; du [= tꜣ mtw.t „das Gift“ (?) ] wurdest ‚überwiesen‘ (d.h. angemahnt) (?)1 ⸢durch⸣ die (d.h. wegen der) Taten deiner Kinder gegen Horus, den Gottessohn. Er ist bewusstlos (lit. er kennt seinen Leib nicht), und Isis (?) ist 〈am〉 Weinen (?).“2

1 Vgl. die Übersetzung bei Goyon, Le recueil, 26 „tu es mise en demeure“, die sich aus höchstens aus dem Kontext ergibt, aber nicht aus der Grundbedeutung von swḏ „überweisen; zuweisen; vererben“ (vgl. Wb 4, 78.6-17 [Goyon verweist aber auf Wb 4, 78.15-17, jedoch ohne weitere Erläuterung]. Goyon, Le recueil, 26 Anm. 3 verweist für die Ergänzung auf die Metternichstele Kol. 202f.; dort steht Kol. 203f.: Srq.t ḥr (ḏd) ptr zp-2 njm tr r zꜣ Ḥr.w; danach weicht der Text ab; dazu Socle Béhague, Spruch 4, e3: Srq.t ḥr (ḏd) ptrj zp-2 njm jr.w r nḫn sn.t=j ꜣs.t; doch füllt nach Goyon diese Ergänzung die Lücke nicht aus.

2
Vgl. Goyon, Le recueil, 27 Anm. 6. Die Identifikation von jws.t mit „Isis“ ist unsicher, die danach folgende Struktur ist ebenso geraten, weil die Lesung des vermeintlichen rmi̯ unklar ist. Wie außerdem Quack, Welt des Orients 43, 261 und Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 283 zu Recht anmerken, ist Goyon am Ende des Satzes ein Fehler unterlaufen, weil er die Subskription doppelt liest, einmal als „weinendes Auge“ (D9) (= rmi̯), zum anderen mḥ(?) 4(?) (V22:D36 + 4xZ1) „viermal“ (?). Anders als Goyon, Le recueil, 27 Anm. 6 notiert, ist D9 auch nicht in roter Tinte beigefügt worden. Quack würde bei dem vermeintlichen Auge am ehesten D6 („Auge mit Lidschatten“) erkennen wollen, Fischer-Elfert merkt an, dass keine der beiden Lesungen dem Geschriebenen gerecht wird. In der Übersetzung hier ist mḥ-4 nicht berücksichtigt worden. So oder so bleibt der Satz obskur.

§ 14

[x+4,1]Ihre Arme sind auf ihren ⸢Köpfen⸣ [… … … … … … … …]. [Ich (?)] bin die erhabene Urwelt-Schlange. Ich bin diejenige, die macht (?) [… … … … … … … …]. Dieser lebendige Sohn, meine Arme sind [über ihm … … … … … … … …]. [Du] ⸢Gift⸣! Los! Komm heraus zur [Erde]! [Du bösartiges Gift …], [du] ⸢sollst zurückweichen⸣ [… … … ohne dass] [x+4,5]sein Herz [paralysiert (lit. müde) wird] durch deine Gluthitze.1 Nicht soll [deine Hitze] Macht [über] ⸢seinen⸣ [Körper] erlangen. ⸢Nicht soll⸣ […]. Du ⸢sollst umdrehen⸣, du sollst weichen. Höre [meine] Wort[e … …]! [Ich bin diejenige], die sich aufmacht gegen die Bosheit deines Herzens, die sich aufmacht gegen deine Macht, die sich aufmacht [gegen …]. Ich bin diejenige, [die sich aufmacht] ⸢zum⸣ Patrouillieren (lit. Umrunden), die sich aufmacht, sich wegen dir zu erheben. Ich bin diejenige, die sich aufmacht gegen/zu [… …]. [Ich bin diejenige], die sich aufmacht gegen das Leid des Atems deines Mundes (d.h. das Leid, das durch den Atem deines Mundes verursacht wird). Ich habe dich abgewehrt, [böse] Schlange. ⸢Ic⸣h bin die Herr[in, Selket],2 die Zaubersprüche anfertigt, die Leben aussendet ⸢an⸣ [die, die in ihren Hügeln sind].3 [Ich bin Selket], Ma’at,4 Tochter des Re, Hesat,5 Tochter des großen Gottes. Ich habe [eure] Gestalt[en] eliminiert, ich habe eure Momente eliminiert, ich habe eure Schritte eliminiert, [ich habe eure Bas vernichtet, ich habe] eure Münder verschlossen, ich habe euer Gift ausgeschüttet, (ihr), jede männliche Schlange, jede weibliche Schlange, die Horus, Sohn der Isis, beißen wollen, ⸢die⸣ [x+4,10]ebenso [Pharao, LHG] beißen wollen.6 Es sollen die, die in ihren Hügeln sind, leben.7 Erhebe dich, Horus, in Leben! Dein Vater Re sendet dir Leben, dir gehört das Leben [… …] Millionenfach (?). Erhebe dich in Leben, Pharao LHG!8 Dein Vater Re sendet 〈Leben〉 aus (und) meine Arme sind über dir für das Leben. Du wirst nicht sterben, (denn) ich bin Selket.

[Dieser Spruch werde rezitiert über einer Figur der Selket, einer Figur der Ma'at, einer Figur der Isis (und) einer Figur des Thot, die gefertigt sind aus Gold; werde gegeben an den Hals desjenigen, der unter dem Stich/Biss leidet; und [dieser Spruch werde geschrieben] auf eine Binde mittels viel pꜣgw-Mineral (Auripigment?);9 sie werde gegeben an den Hals desjenigen, der unter dem Stich/Biss leidet, wobei er anstatt mit Gold [auch aus … oder …] gefertigt sein kann.10 Dies ist wahrhaftig ein Ausspruch zur Abwehr/Beseitigung des Giftes.

1 Zur Ergänzung verweist Goyon, Le recueil, 29 Anm. 2 auf S. Sauneron, Un traité égyptien d’ophiologie. Papyrus du Brooklyn Museum Nos. 47.218.48 et 85, IFAO BG 11, Kairo 1989, 179. Da das Verb vorrangig intransitiv ist, ist aber mit höherer Wahrscheinlichkeit nur [nn bgꜣ] zu ergänzen, statt [nn bgꜣ=t], wie Goyon es tut; Vgl. Quack, in: Welt des Orients 43, 261.

2
Quack, in: Welt des Orients 43, 261 möchte hier lieber nb[.t ꜣḫ.w] „Herr[in der magischen Formeln“ ergänzen.

3
Die Ergänzung der Lücke nahm Goyon (auch pl. IVA) nach Z.10 in der gleichen Kolumne vor; vgl. Goyon, Le recueil, 28 mit 29 Anm. 3.

4
Goyon, Le recueil, 28 und pl. IVA ergänzt am Ende von Z.7 noch [Srq.t], weil das Determinativ der sitzenden Frau erhalten ist. In seiner Übersetzung S. 28 hat er diese dann aber ignoriert, sondern übersetzt nur „[je suis] Maât etc.“.

5
Zur Schreibung siehe Wb 3, 162 und LGG V, 482.

6
Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 261 liegt eine typische spätzeitliche Graphie für das futurische Partizip, d.i. ḫwn.tj=sn, vor.

7
So Quack, in: Welt des Orients 43, 261. Goyon, Le recueil, 28 übersetzt diesen (Teil-)Satz mit einem Konditionalsatz: „Si Ceux qui sont dans leurs buttes vivent (, alors dresse-toi donc, Horus, en vie)!“ Die Partikel jḫ erfüllt diese Funktion jedoch nicht.

8
Goyon, Le recueil, 28-29 erklärt nicht, warum er vor einem Satz, der inhaltlich eindeutig zu den vorhergehenden gehört, eine interne Unterteilung des Paragraphen vornimmt.

9
Goyon, Le recueil, 29 hat die Lücke mit der Nennung des alternativen Materials des Talismans mit „l’orpiment“ (Auripigment; pwgꜣ) gefüllt. Dies ist jedoch keineswegs sicher; ebenso wenig, ob nur ein Material in der Lücke genannt war, oder vielleicht zwei.

10
Quack, in: Welt des Orients 43, 261 merkt noch an, dass die ganze Sektion zunächst mit roter Tinte geschrieben worden ist, und danach einige Wörter mit schwarzer Tinte überschrieben, und dass statt Thot zuerst Anubis an dieser Stelle eingetragen und danach entfernt und durch Thot ersetzt worden ist.

§ 15

Anderer Spruch:

Los! Komm heraus auf die Erde (d.h. falle zu Boden), du Gift, das in ⸢jedem⸣ Körperteil (meines) [Sohnes Horus] ist, [x+4,15]das in jedem Körperteil von Pharao, LHG, ist. Ich bin die Tochter eines Gottes, die Schwester des Re. Mein Vater ist Nun, meine Mutter ist Naunet. Ich bin diejenige, die ⸢gibt⸣ […]. Ich bin herausgekommen aus seinem Leib, zusammen mit dem Herrn der Menschheit. Ich bin das einzigartige Körperteil an Chepri – ich bin aus ihm entstanden – das Re in all seinen Gestalten kennt [… in] seinen Körperteilen. Ich bin Re, der Bruder (d.i. Zwilling) des Re, mein Platz ist in seinem Schrein, nachdem ich Platz genommen hatte im Schoße des Nun, als er (mich) lehrte ⸢das Wissen⸣ [… in/an] seiner wirksamen Zauberkraft. Ich bin vortrefflich an Worten, (aber) böse gegen jeden Mund, der meine Aussprüche versiegelt (und somit unschädlich macht). Das Abwehren meiner Worte (soll) es im Himmel (und auf) ⸢Erden⸣ nicht geben. […] ich habe [verschlossen (?)] jeden zubeißenden Mund. Du Gift des Re in seinen Erscheinungen: Komm auf die Erde! Los! Komm heraus auf die Erde! Du Gift, das in jedem Körperteil in (meinem) Sohn Horus ist, das ⸢in⸣ [jedem Köperteil von Pharao LHG] ist! [x+5,1][… …] gegen sein [.. (?) … …] 1[… … der, welcher im (?)] Sarkophag [ist (?)],2 (zu?) beleben ⸢den, der⸣ [an Enge der Kehle leidet].3 [… …] der mich angerufen (?) hat.4 Siehe, [du(?)] hast [dein Gesicht (?)] erhoben [gegen mich (?) … …].5 […] die Kehle; sie kennt nicht ⸢das verstopft (?) Sein⸣ [… …]. [x+5,5][…] ⸢dein/du⸣ […] ⸢an/zu/gegen⸣ das Feuer, (denn) du stichst mich mehr als ihre Messer […]. […] ⸢ich⸣ bin spitzer (d.h. effizienter) als die Messerdämonen der Sachmet. ⸢Ich⸣ werde nicht  [… …].

1 Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 261-262 anmerkt, liegt in diesem Paragraphen noch eine Dialogsituation vor, so dass die von Goyon am Anfang der Zeile ergänzten Worte mdw Ḥr.w „Worte des Horus“ (vgl. unten § 17.1) sehr unwahrscheinlich sind. Diese Ergänzung wurde daher nicht übernommen.

2
Die Ergänzung nimmt Goyon, Le recueil, 32 tentativ u.a. nach Urk. VI, 97.13 und Tb 161 vor; dort steht jeweils die Gruppe: (pꜣ) n.tj m ḏbꜣ.t u.ä.

3
Zur Ergänzung der Lücke verweist Goyon, Le recueil, 32 u.a. auf die Metternich-Stele, Kol. 57 und Socle Béhague, ed. Klasens, OMRO 33, Kol. 15.

4
Zur Lesung ḏwi̯ siehe Quack, in: Welt des Orients 43, 262; Goyon, Le recueil, 31 mit pl.VA liest ḏw.t.

5
Wie Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 283 anmerkt, wird die Phrase fꜣi̯ ḥr r vorrangig in negativen Sätzen der Art nn fꜣi̯=k ḥr=k r=j verwendet (vgl. unten x+6.12), daher werden die Ergänzungen von Goyon, Le recueil mit Fragezeichen versehen.

§ 17

(1)

[Die Worte des Horus (?) …] vortrefflich um abzuwehren das Urgewässer mit ⸢dem Atem⸣ [von …]. [Die Worte des Horus verschließen das Maul des] dpy-Krokodils,1 um wirkungslos zu machen (lit. fortzunehmen) das Maul des ḫnt.j-Krokodils […]. [x+5,10][Die] Wor[te des Horus verschließen] die Schlangen(?)mäuler und wehren das Gift ab mit [ihrer] Macht. [Die] Wor[te des Horus wehren] ⸢den „Wütenden“⸣ (= e. Krokodil) ab und wenden den um, der die Gesichter verstört (lit. finster macht). [Die] Wor[te des Horus … …] (und) beruhigen die Gewitterwolke des Ostens. [Die] Wor[te]2⸢des Horus⸣ [wehren den Tod ab und] [bel]eben den, der Enge an der Kehle hat. [Die] Wor[te] des Horus [wiederholen das Leben und lassen] für ihn stabil werden die Jahre dessen, der gekommen ist auf den Ruf an ihn. [x+5,15][Die] Wor[te] des Horus [löschen das Feuer] (und) seine Aussprüche heilen das Opfer der Schlange (lit. den, der unter der Schlange ist). [Die] Wor[te] des Horus [retten den Mann] vor seinem Schicksal, das ihm zuteil geworden ist. [Die] ⸢Wor⸣[te] des Horus ⸢wehren⸣ [die Bogen ab und] lenken den Pfeil während des Unheils ab.3 [Die] ⸢Wor⸣[te] des Horus [… die Pat]-Elite(?) (und) erfreuen die Nasen der Rechit-Menschen(?).4

(2)

[Die] ⸢Worte⸣ des Horus wehren [die Wut] des Herzens ab (und) beruhigen die Tumulte und Streitigkeiten von gestern. [x+6,1][Die Worte des Horus beruhigen die mächtige Flamme und eliminieren] (ihre) ⸢(Brand-)Flecken⸣ (?).5 ⸢Die Worte des Horus⸣ [… (und) entfernen (?) o.ä.] ⸢die Dunkelheit⸣ von Jedermann. Die Worte des Horus [… …]. Die Worte des Horus [… …]. [x+6,5]Die Worte des Horus sind wie [… …]. Die Worte des Horus öffnen die Pforten des Himmels [… …]. Die Worte des Horus beruhigen des Herz des ⸢Re⸣ [und …] die Götter, die in ihren Schreinen sind.6 Die Worte des Horus öffnen die [beiden] Ma'at-Gottheiten [und … …] ⸢sein⸣ […].7 Die Worte des Horus wehren die njk-Schlange (lit. „die zu Strafende“) ab [und (?) … …] mit ihren Ausspeiungen.

1 Anders als Goyon, Le recueil, pl. VA es vorgibt, geht die Bearbeitung hier davon aus, dass jede Zeile dieser Sektion jeweils mit mdw.t Ḥr.w beginnt; vgl. dazu Kol. VI (s. weiter § 17.2); wo dies der Fall ist.

2
Wie sowohl Quack, in: Welt des Orients 43, 262 und Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 283 kritisch anmerken, beginnen wohl alle Sentenzen hier und in den folgenden Zeilen jeweils mit mdw.t (oder: mdw.t), wohingegen Goyon in Z. 13-15 und 17-19 hier jeweils ḥkꜣ.w rekonstruiert, obwohl die Zeichenreste eindeutig mdw (S43) zeigen.

3
Für die Textpassagen ab Z. 17 bis x+6.1 hat Goyon, Le recueil, 154-156 eine synoptische Wiedergabe mehrerer Textzeugen erstellt, und zwar mit O.Strasbourg 111 (ed. Y. Koenig, Les ostraca hieratiques inédits de l Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg, DFIFAO 33, Kairo 1997, pl.42-43), P.Turin 1993 (= P. Turin CG 54051; ed. A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, Analecta Orientalia 56, Roma 2011, 14, 16-17, 67-79, 125-157, 165-170, 198-203), rt. 1 und O. DeM 1687 (ed. A. Gasse, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir-el-Médina, nos. 1676-1774, DFIFAO 25, Kairo 1990), vs. 2-3.

4
Goyon, Le recueil, 33 mit 34 Anm. 5 orientiert sich bei der Rekonstruktion des Satzes auf die vermeintliche Parallelstelle in O. Strasbourg 111, 8; dies ist jedoch in Zweifel zu ziehen; im Einzelnen:
- ...: Goyon, Le recueil, ergänzt hier, entsprechend O. Strasbourg 111, 8, ssnb. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 262 anmerkt, passen die wenigen erhaltenen Reste nicht zu zwei direkt hintereinander gesetzten Zeichen S29 (s).
- pꜥ.yt: Die Lesung von Goyon ist ḫꜣ.yt; nach O. Strasbourg 111, 8, und vgl. den Kommentar S. 34 Anm. 5; sie ist jedoch aufgrund der erhaltenen Determinative abzulehnen, wie Quack, in: Welt des Orients 43, 262 anmerkt; sein Vorschlag ist pꜥ.yt „die Pat-Elite“.
- rḫ.yt: Goyon, Le recueil, 33 mit 34 Anm. 6 liest sḏd.tı͗.w „ceux qui tremblent“, mit Verweis auf Meeks, Année lexicographique II, 364, Nr. 78398 (diese Nummer ist nicht existent; ob Nr. 783982 sdꜣ „trembler“ gemeint ist?), Urk. VI, 69.10 (dort wurde das betreffende Verb aber nicht transliteriert!) sowie einem unveröffentlichen Papyrus aus Krakau (dort steht: fnḏ snḏ.w). Dies wird wiederum von Quack, in: Welt des Orients 43, 262 abgelehnt. Sein Vorschlag, dem hier gefolgt wurde, ist rḫ.yt „die Rechit-Menschen“. Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 283 liest dagegen ohne zu zögern sdꜣ, d.h. er identifiziert das Vogelzeichen als G33.
Somit stellt der Satz wahrscheinlich keine Parallele zu O. Strasbourg 111, 8 dar!

5
Bei der Identifikation dieses Wortes, das auch in den Parallelen nicht erhalten ist, vgl. die Kommentare von Goyon, Le recueil, 35 Anm. 1 sowie Quack, in: Welt des Orients 43, 262. Das Problem stellt das letzte Zeichen dar, nämlich S28. Goyon hält es für eine absichtliche graphische Variante („une graphie «sportive»“) von S29 (s), und liest daher ⸢tꜣ⸣=s „son ardente chaleur“; Quack hält dies für falsch, er liest fragend [ḥ]⸢tꜣ⸣ „zerlumpt“. Die Deutung folgt, was die Lesung der Konsonanten betrifft, Quack, das Wort wird jedoch tentativ als ḥtꜣ.w „Flecken“ (Wb 3, 182.15; MedWb 638; WCN 111060) identifiziert, im Sinne von „Brandflecken“ (?).

6
Diese Gruppe hat Goyon, Le recueil, 35 und pl. VIA fälschlicherweise an das Ende von Z. 6 gestellt, wie Quack, in: Welt des Orient 43, 262 zu Recht anmerkt.

7
Goyon, Le receuil, 35 und pl. VIA ergänzt direkt vor dem ⸢=f⸣ noch bꜣ.w „Bas“. Doch ist davon kein Rest erhalten, und er erläutert die Ergänzung nicht.

§ 181

[x+6,10]Du ⸢sollst ausfließen⸣, Gift! Los! Komm heraus [zur Erde]! [Horus hat dich beschworen, er hat] dich [bestraft]. Du sollst ausspucken. [Du] wirst [dich] nicht ⸢aufrichten⸣ nach oben. Du sollst nach unten gehen. [Du wirst] sch[wach] sein. [Du wirst nicht stark sein.] ⸢Dir⸣ [wird elend zumute sein]. Du wirst nicht kämpferisch sein. Du wirst blind sein. [Du] wirst nicht (mehr) se[h]en können. Dein Kopf wird 〈kopfüber stehen〉. Dein Gesicht wird sich nicht (mehr) erheben. [Du] wirst umdrehen. [Du wirst nicht (mehr) deinen Weg finden.] [Du wirst betrübt sein.] Du [wirst nicht] (mehr) ⸢froh⸣locken. Du wirst in die Irre gehen. Du wirst nicht (mehr) dein Gesicht öffnen können, entsprechend ⸢wie es Horus⸣, der Vortreffliche an Zaubersprüchen ⸢sagte⸣. Dich Gift, ⸢das in Jubel war⸣, [wegen dem die Herzen der Menge in Trübsal verfallen sind], hat Horus mit seiner wirksamen Zauberkraft vernichtet.

1 Für diese Passage zählt Goyon, Le recueil, 36-37 eine ganze Reihe von Parallelen auf, v.a. die Metternich-Stele, Spruch IIa, Z. 3-8 und P. Turin 1993 (= Turin CG 54051), rt. 2.1-4, und bietet S. 157-166 eine Synopse aller Textzeugen. Aus diesen hat Goyon die Ergänzungen der Lücken vorgenommen. Diese werden daher im Folgenden nicht eigens kommentiert.

§ 19

Anderer Spruch:1

Was Isis tat für ihren Vater Re-Harachte: Rezitation: Oh, [komm heraus], [du] bösartiges [Gift]!2 Entferne dich aus dem Körper deines Vaters Re-Harachte! ⸢Du⸣ sollst [x+6,15]dich nicht (mehr) bewegen, du sollst nicht (mehr) frei umherschreiten durch den Körper des Re, durch den Körper des [Königs von Ober- und Unterägypten, Herrn der Beiden Länder (?), Pharao] LHG.3 Ich bin diejenige, die dich (normalerweise) ausschickt; ich komme (nun), um dich abzuwehren.4 Du sollst ausfließen, Gift! Los! Steig herab zur Erde (d.h. falle zu Boden)! Siehe, du erhebst dich gegen den Gott (mit) dem großen Namen.5 [Komm] heraus, du bösartiges Gift! Ich bin das Schicksal, ich bin das Glück, ich bin die, deren Namen verborgen ist vor den Göttern! Ich bin die, die Atem gibt dem, der [in (Atem)not ist], um den zu beleben, der darniederliegt.6 Ich bin der Bote; ich bin gekommen aus Heliopolis, um Atem zu geben dem Vater Re-Harachte, um Atem zu geben dem König von Ober- ⸢und Unterägypten⸣, [Herrn der Beiden Länder (?), Phar]ao LHG.7 Komm heraus, du bösartiges Gift! Siehe, du erhebst dich gegen den Gott (mit) dem großen Namen. Lebe! Das Gift [ist] ⸢tot⸣! [Pharao] LHG, lebe! Das Gift ist tot!

1 Laut Quack, in: Welt des Orients 43, 262 steht am Ende von Z. 13 noch klar am Original zu erkennendes, rubriziertes k(j) rʾ „anderer Spruch“, das Goyon übersehen hat. Dieses ist auf der Photographie von Goyon, Le recueil, pl. VI jedoch nur noch sehr schwach zu erkennen.

2
Zur Ergänzung macht Goyon, Le recueil, 38-39 keine Angabe; die Kombination tꜣ mtw.t bjn.t kommt im Text aber häufig vor, als Verb ist pri̯, das auch sonst im Text häufig benutzt wird, sicher eine gute Wahl.

3
Goyon, Le recueil, 38-39 macht wieder keine Angaben zur Ergänzung. Aber in Z. 18 (s. unten) ist der Beginn von nswt-bj.tj noch erhalten, und der Rest von Pr-ꜥꜣ, und es folgt dort wie hier der übliche Zusatz ꜥnḫ-wḏꜣ-snb, so dass dies zumindest nswt-bj.tj und Pr-ꜥꜣ als Ergänzung sicher sind. Für nb-tꜣ.wj gibt es stattdessen keine Vorlage; möglicherweise hat Goyon es nur deswegen ergänzt, weil er annahm, dass die Lücke (so auch unten in Z. 18) für nswt-bj.tj Pr-ꜥꜣ allein zu groß ist?

4
Goyon, Le recueil, übersetzt hier den Beginn des Satzes falsch: „Je suis celle qu’on envoie (…)“; vgl. den Hinweis bei Quack, in: Welt des Orients 43, 263; die Übersetzung hier richtet sich ebenfalls nach Quack.

5
Zur Ergänzung siehe unten Z. 18-19 und unten Kol. x+7,24-25, in der sich einzelne Formulierungen wiederholen.

6
Die Ergänzung hat Goyon, Le recueil, 38 mit 39 Anm. 2 nach Kol. x+5,13 (§ 17.1) vorgenommen.

7
Zur Ergänzung siehe oben den Kommentar in Z. x+6,15.

§ 20

Darauf sprach Isis, die Göttin, hinsichtlich [x+6,20]ihres selbigen Vaters Re-Harachte: Du suchst Halt (lit. Stand) zu finden am Scheitel Pharaos [LHG]?1 (Dann) wird [Ptah] gegen dich sein, als Herr seines Scheitels, ohne dass es für dich Labsal (lit. Erfrischung) an ihm geben wird. Du sollst herabsteigen zur Erde (d.h zu Boden fallen), [du] sollst ausspeien, [x+7,1][du Gift … … … … … … …]! [Los! Komm heraus zur Erde!] [Du] ⸢Gi⸣ft! Ich bin [Isis, die Zauberreiche]! [Wenn du Halt zu finden suchst an seiner Stirn, so wird Werethekau gegen dich sein, als Herrin] seiner [Stirn]. Wenn [du Halt zu finden suchst an seinen Augen, so wird Horus-(me)chenti-en-irti gegen dich sein, der Herr seiner Augen]. [Wenn du Halt zu finden suchst an] seinem Ohr, so wird [Geb gegen dich sein, als Herr seines Ohres]. [Wenn du Halt zu finden suchst an seiner Kehle, so wird Meret gegen] dich sein, (als) Herr[in [x+7,5]seiner] ⸢Keh⸣[le]. [Wenn du Halt zu finden suchst an … … … … … …]2 ⸢der herausgekommen ist im Triumph⸣. Komm [heraus (?), du Gift (?) … … … … … …] dein Maul (?). [Du wirst] ⸢dich abheben/unterscheiden(?)⸣ von Osi[ris … … …] (?). [Wenn] du [Halt] zu finden suchst an seiner ⸢Nase⸣, so wird der ⸢Herr⸣ [von Hesret (= Thot) gegen dich sein, (als) Herr seiner Nase]. [Wenn du Halt zu finden suchst an seiner Schläfe], so wird ⸢Is⸣is gegen dich sein, (als) ⸢Her⸣rin [seiner] ⸢Schläfe⸣. [Wenn du Halt zu finden suchst an seiner Zunge, so wird Sefech(et)-abui („die-die-beiden-Hörner-löst“)] gegen dich sein, (als) Herrin seiner Zunge. Wenn [du Halt zu finden suchst an seinem Nacken, so wird Wadjet gegen dich sein, (als) Herrin seines Nackens]. [Wenn] du Halt zu finden suchst an [seinem rechten] ⸢Oberarm⸣, [so wird Horus gegen dich sein, (als) Herr seines rechten Oberarms]. [Wenn] du Halt zu finden suchst an seinem linken Oberarm, [so wird Seth gegen dich sein, (als) Herr seines linken Oberarms]. [Wenn du Halt zu finden sucht an den] ⸢zehn⸣ Fingern ⸢seiner⸣ Händ(e), [x+7,10][so wird Ptah gegen dich sein, (als) Herr der 10 Finger seiner Händ(e)]. [Wenn] du ⸢Halt⸣ zu finden suchst an den 10 Zehen [seiner Füße, so wird …3 gegen dich sein, (als) Herr der 10 Zehen an seinen Füßen]. [Wenn] du Halt zu finden suchst an [seinem] Armen, [so wird Nut, die die Götter geboren hat, gegen dich sein, (als) Herrin] seiner [Arme]. Wenn du Halt zu finden suchst an seiner Rippengegend, [so wird Re-Harachte gegen dich sein, (als) Herr seiner Rippengegend]. [Wenn] du [Halt] zu finden suchst an seinem Rückgrat, so wird Isis [gegen dich sein, (als) Herrin seines Rückgrats]. [Wenn du Halt zu finden suchst an] seinem Bauch, so wird Nut gegen dich sein, (als) Herrin seines Bauches. Wenn [du Halt zu finden suchst an seinem Oberschenkel, so wird …4 gegen dich sein, (als) Herr] seines [Ober]schenkels. Wenn du Halt zu finden suchst [an seinem Unterschenkel, so wird Nefertem gegen] ⸢dich⸣ sein, (als) Herr seines Unterschenkels. Wenn du Halt zu finden suchst an [seinen] ⸢Fü⸣[ßen, so wird Geb (?), der Vater der Götter (?) gegen] ⸢dich⸣ sein, (als) Herr seiner Füße.5 [Wenn du Halt zu finden suchst an seinem Rücken, so wird … ] gegen dich sein, (als) Herr seines Rückens.6

1 Dieser lange Spruch der §§ 20-21 hat mehrere Parallelen, so pChesterBeatty VII, vs. 2,5-8, 3,1-4, 4,1-5,7; pVatikan 19a, Spruch 1 (x+1,1-4,11); pGenf MAH 15274A, rt. 2,1-6, O. DeM 1591, mit jeweils recht ähnlichen Inhalten und Formulierungen. Danach und den hier an Ort und Stelle erhaltenen Stellen hat Goyon, Le recueil, 39-42 (mit Kommentar) die Ergänzungen in §§ 20-21 vorgenommen. Diese werden im Folgenden nicht mehr eigens kommentiert.

2
Hier war es nicht möglich, den Namen des Körperteils und den der Gottheit zu ergänzen, weil dieser Satz in keiner Parallelstelle erscheint.

3
Hier war es nicht möglich, den Namen der Gottheit zu ergänzen, weil dieser Satz in keiner Parallelstelle erscheint.

4
Hier war es nicht möglich, den Namen der Gottheit zu ergänzen, weil dieser Satz in keiner Parallelstelle erscheint.

5
Zur Ergänzung der Gottheit siehe Goyon, Le recueil, 42 Anm. 2, mit Verweis auf Y. Koenig, in: BIFAO 87, 1987, 257-259.

6
Hier war es nicht möglich, den Namen der Gottheit zu ergänzen, weil dieser Satz in keiner Parallelstelle erscheint.

§ 211

Feuer im Wasser! Feuer im Waser! Feuer, [das aus dem Wasser kommt!] [... ...]2 [Er ist es], der es (= das Feuer) für ihn [befried]⸢et⸣. Es ist Sopdu, ⸢der Herr⸣ [des Ostens, [x+7,15]der es für ihn löschen wird]. [Es ist Djed]-schepes, der es für ihn löschen wird. Es ist Thot, der [es für ihn] befriedet. [Es ist ... ...]. [Wenn (?)] du [herauskommst (?)] gegen die Neunheit, [die großen Götter, so werden sie] deine [Hitze] verjagen, sie werden (deinen) Gluthauch löschen, aus/an dem Körper [meines] Vaters [Re-Harachte, aus/an dem Körper Pharaos LHG]. Er ist es, der gegen dich sein wird, (und zwar) Horus, der Sohn [des Osiris, der Herr des Schutzes, der seine wirkungsvolle Zauberkraft entstehen lässt], der [treffliche] an Worten, durch dessen wirkungsvolle Zauberkraft du zu Fall gebracht werden wirst.

[Sein] Hin⸢ter⸣[kopf ist der Hinterkopf des Min]. ⸢Sein⸣ [Scheitel ist] ⸢der Scheitel⸣ des Chepri. Sein Gesicht [ist das Gesicht des Re-Harachte]. Sein ⸢Nacken⸣ ist der Nacken des Min. Seine Schulter ist die [Schulter der Schlangen] am Bug der Barke [des Re-Atum].3 Seine ⸢Seiten⸣ sind die geheimen Pforten. Seine Rückpartien sind (die von) Nut der Großen, [die die Götter geboren hat]. Sein [Rücken] ist (der des) Geb, des Vaters [der Götter]. [x+7,20]Sein ⸢Hintern⸣ ist der (der) ⸢Herrin⸣ von Chemmis, der Gemahlin des Horus. ⸢Seine⸣ Oberschenkel sind (die) ⸢der⸣ [beiden Herrinnen von] ⸢Pe⸣ (und) Dep. Es gibt [kein Körperteil an ihm], das frei von einer Gottheit ist. Jeder Mann, sein Schutz wird ausgeführt. (?)4

1 Für den Text der §§ 21-22 nennt Goyon drei Parallelen: § 12 des Brooklyner Papyrus, den Text des Socle Béhague, § VIII, h 2-21 (ed. A. Klasens, in: OMRO 33, 1952, 1-112) sowie Pap. BM EA 10309, I.6-II.5+II.8 (ed. C. Leitz, Hieratic Papyri in the British Museum VII. Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, London 1999, 22-30, pl. 9-11). Die jeweiligen Wortlaute hat er in einer Teilsynopse S. 25 und 45-46 sowie einer vollständigen Synopse S. 142-153 (§ 12+21), 167-168 (§ 22) zusammengestellt. Die in Kol. x+7 erhaltenen Lücken wurden von Goyon jeweils aus den Paralleltexten ergänzt (Wiedergabe des vollständig ergänzten Textes S. 42-43 und pl. VIIA) und hier übernommen.

2
Die hier in Z. x+7,14 bestehende Lücke ist zu kurz, um die Menge an Text, die die Parallelstellen bieten, unterbringen zu können. Daher wurde hier auf eine Ergänzung verzichtet. Dies tut auch Goyon, Le recueil, in seinen hieroglyphischen Wiedergaben S. 42 und pl. VIIA, aber nicht in seiner Übersetzung S. 43, so dass der falsche Eindruck entsteht, hier wäre ein längeres Textstück ausgefallen. Diese Verwirrung stiftende Praxis führt er im Folgenden teilweise fort.

3
Die Ergänzungen aufgrund der erhaltenen Wörter, die so in keiner Parallelstelle vorkommen, hat Goyon, Le recueil, 42 Anm. 2 nach Klasens, OMRO 34, 42 vorgenommen, wobei dieser Querverweis nicht existent und somit nicht nachvollziehbar ist! Auch in OMRO 33, der Edition des Socle Béhague von Klasens, existiert die besagte Referenz nicht. Außerdem verweist Goyon auf eine Textstelle mit einer ähnlich klingenden Passage, P. Mag. Harris 7, VI,11 (sic), wobei diese Belegangabe ebenfalls falsch und nicht nachvollziehbar ist. Einzig aufgrund der erhaltenen Wörter, die die Mitte der Phrase ausmachen, wurden die Ergänzungen von Goyon hier beibehalten.

4
Wie Goyon, Le recueil, 44 Anm. 3 richtig erkannt hat, macht dieser Satz, so, wie er dasteht, im Kontext keinen Sinn. Er ist aber grammatikalisch nicht falsch; Goyon ergänzt zu 〈m-mj.tt〉 z nb jri̯.t(w) zꜣ=f 〈jm〉. Die Parallelstellen Socle Béhague, h14-15 und der obige § 12 bieten einen anderen Wortlaut: wꜥ nb (jm=sn) m zꜣ ḥꜥ.w=f „Jedes einzelne (von ihnen) ist im Schutz seines Körpers (d.h. innerhalb der Schutzmaßnahmen für seinen Körper).“ In P. BM 10309, 1,18 steht einfach nur: ꜥ.t jm=f „Das Körperteil ist darin“ (zuvor befindet sich eine Lücke).

§ 22

Bleib stehen, du Gift! Wenn [du] ⸢nicht⸣ [stehen bleiben solltest, so wird] man meine Worte [hören]. Ich werde sagen: „Man wird kein Wasser (mehr) libieren an irgendeinem Opferständer irgendeines Gottes (oder) irgendeiner Göttin. Man wird keine Libationsgefäße (mehr) herantragen ⸢auf(?)⸣ die Opfertafeln vor ihnen.“ Wenn das [Gift] (aber) herauskommt aus dem Körper meines Vaters Re-Harachte (bzw.) aus jedem Körperteil Pharaos LHG, so werden alle Tempel in Festfeiern sein, die Götter werden zufrieden sein in ihren Sanktuaren, weil der Feind niedergeworfen wurde. Kehr um, du Gift! Komm heraus zur Erde, du Gift! ⸢Ich⸣ bin [Isis], [x+7,25]die Zauber⸢reiche⸣! Siehe, du erhebst dich gegen den Gott mit dem großen Namen! Komm heraus zur Erde, du Gift, das steckt im Körper des Re, das steckt in jedem Körperteil Pharaos [x+8,1]LHG. [… … … … … … … …].2

1 Goyon, Le recueil, 45 Kommentar möchte hier sḫr qnw ḫft.j lesen, nach Socle Béhague h, 19-20; dort steht: sḫr wdi̯ gn(<qn.w)=f „gefällt wurde der, der sein Elend bewirkt hatte“ [so wurde oben in § 12 die Lücke ausgefüllt und ergänzt; das r steht hier für jw, das in § 12 noch erhalten ist]. Die vorhandenen Zeichen sprechen aber eher für die hier gewählte Version, die auch in P. BM EA 10309, 2,2 vorhanden ist [dort fehlt r bzw. jw].

2
Der ganze Rest von Z. x+8,1 und auch der Großteil von Z. x+8,2 ist zerstört. Da nach den erhaltenen Resten der § 23 in Abgleich mit Paralleltexten erst etwa nach einem Viertel von Z. x+8,2 beginnt (s. den Kommentar zu § 23), wird noch einiges an Text von § 22 verloren gegangen sein.

§ 231

[Anderer Spruch (?)]:2

[Ich bin Isis, die Große, die Herrin] von Chemmis, [die] ⸢Treff⸣[liche an Worten an ihren geheimen Orten, der Geb] von ⸢seiner⸣ [wirkmächtigen Zauberkraft gegeben hat, um den Schutz des Horus zu bewerkstelligen]. [Ich werde verschließen das Maul] jedes [Reptils], werde zurück[treiben alle Löwen, Macht erlangen über alle Löwen in der Wüste], ⸢alle⸣ [Krokodile auf dem Fluss, alle Mäuler, die beißen 〈in/aus〉 [ihren] 〈Höhlen〉.3 Ich werde [das Gift abwehren in seinem (Wirk-)Moment, (meine) Flamme wird (es) abwehren mit] dem, was [x+8,5]⸢ich⸣ [gesagt] habe. [Ich werde Atemluft geben dem mit der engen Kehle] ⸢durch⸣ die Wirkmacht [meines] Ausspruches. [Hört mich an, Stränge des Körpers, und zwar das, was] Geb, [der Iri-pat der Götter, befohlen hat]:4 „[Kommt heraus, ihr] leidvollen [Flüssigkeiten], die in [jedem] Körperteil [Pharaos LHG sind]! [Du Gift, du wirst dich nicht] hinauf [zum] Himmel [erheben]! [Falle] (stattdessen) [herab]! [(Ihr) Stränge, erbrecht, was in euch ist], ⸢gemäß⸣ der Rede seitens Isis der Großen, ⸢Herr⸣[in von Chemmis, die Atemluft gibt dem, der im Horizont ist]!“5

Zu rezitieren [über einer Figur der Isis, indem sie gezeichnet ist auf einen Streifen von feinem] ⸢Leinen⸣, mit mꜣt.t-Teilen (= Blütenständen?)6 der Binse (?) [daran], [indem sie sich zerstreuen] zur oberen Seite [hin] (?) (d.h. sie öffnen und verbreiten sich nach oben hin). Dies ist ein wirkliches [Abweisen des Giftes], wenn es ist (d.h. eingesetzt wird) von einem [Skorpion]beschwörers [an/gegen einen Ort (sc. an dem gefährliche Tiere sind)], (oder) [der Herrin von Chemmis, der Gemahlin des Horus].

1 Goyon, Le recueil, 47 nennt folgende Paralleltexte: Socle Béhague, g 2-10 (Spruch V); P. Chester Beatty XI, rt. 4,2-6; P. Turin 31+77, 5-9 [= P. Turin CG 54051, rt. 5,5-12] (diese drei Zeugen in einer Synopse bei Klasens, OMRO 33, 35-37); O. Petrie 35 (ed. Černý – Gardiner, Hieratic Ostraca vol. I, Oxford 1957, 4 mit pl. XII.2); vgl. hierzu die Synopse bei Goyon, 169-175 (dort aber fälschlich notiert: O Petrie 38 statt 35, und CB IX statt XI!). Dazu nennt er noch für den Satz x+8,3-4 Passagen in anderen Texten mit vergleichbaren Wortlauten, u.a. Pap. Mag. Harris 4,7-8 und 6,4-5; Metternich-Stele, 116-119; Stele Kairo CG 9401, 6-9, 10-12 und CG 9402,6-9 (diese Zeugen gesammelt bei Jélinková-Reymond, BdÉ 23, 60-61 (60 Fn. 2). Die meisten folgenden Ergänzungen wurden nach diesen Parallelstellen, vor allem der erstgenannten Gruppe, vorgenommen und im Folgenden nicht eigens kommentiert.

2
Siehe den Kommentar zum vorangehenden letzten Satz in § 22. Goyon, Le recueil, 46 und pl. VIII.A ergänzt vor jnk (siehe den nächsten Satz) noch ky rʾ „anderer Spruch“, wie es in den Parallelstellen auftritt; vgl. Socle Béhague, g 2; P. Turin 54051, rt. 5.5-6. Ob es hier auch direkt davor gestanden hat, oder noch weiter vorne, und dazwischen weiterer Text gestanden hat, ist wegen der Größe der Lücke unklar.

3
Die Ergänzung von 〈m tpḥ.t〉 ergibt sich aus den Paralleltexten. Goyon, Le recueil, 46 und pl. VIIIA hat hier nur [psḥ st] ergänzt, wohl wegen des zu geringen Platzes in der Lücke (?).

4
Die Parallelstellen haben mt.w, Goyon dagegen hat irrtümlich [tꜣ mtw.t] ergänzt.

5
Die Parallelstellen weichen hier voneinander ab: Socle Béhague, g10 hat ṯꜣw, P. Turin CG 54051, rt. 5,10 hat ꜥnḫ [in P. Chester Beatty XI ist die Stelle zerstört]. Goyon hat auf S. 46 und pl. VIIIA [ṯꜣw n ꜥnḫ] ergänzt. Hier wurde die erste Option bevorzugt.

6
Diese problematische Stelle steht auch in P. Turin CG 54051, rt. 5,11. Sie bereitet große Schwierigkeiten, weil sowohl mꜣt.t bzw. mꜣt.t n.t sw.t als auch šnr [dies ein Hapax legomenon, weil als solches nur im Turiner Papyrus erhalten] in diesen Gestalten uneindeutig sind; vgl. den ausführlichen Kommentar von L. Popko in der TLA-Bearbeitung des P. Turin CG 54051 zur Stelle, sowie den von Goyon, Le recueil, 47-48. Hier wurde sich für folgende vorläufige Lösung entschieden: (1.) für mꜣ.tt wurde Goyons Deutung als „inflorescences“ übernommen (aber danach nicht „roseau“ für sw.t, sondern das übliche „Binse“; (2.) für šnr wurde die Deutung als graphische Variante von ḫnr „verstreuen; zerstreuen“ (Wb. 3, 298.6-14; WCN 118390) nach Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 284 übernommen; Goyon nimmt dagegen eine Variante von ḫnr „retenir, enfermer“ (Wb 3, 295-296.7; WCN 118320) an; Quack, in: Welt des Orients 43, 243 vermutet dagegen eine Variante von demot. šl „rund sein“ (er möchte am Ende außerdem r gs ḥrj ⸢dm.wt⸣ „oberhalb der Wunde“ lesen. Goyons Übersetzung das Satzes lautet: „Paroles à prononcer [sur une effigie d’Isis dessinée sur une bandelette repliée] de lin fin, à la interieur de quoi il y aura des inflorences de roseau [retenues] vers la haut [avec cela]“.

§ 241

(Anderer Spruch zum) Aufwachen [x+8,10]von der Bewusstlosigkeit:

[Ich bin der Löwe, der die Duat durchstreift, der] aus dem Udjatauge [aufgeht], der den ⸢Schrec⸣[ken] vertreibt […].2 [Oh du] Löwe, Ba der Ba[s, den die Achtheit erschaffen hat, der auf] (dem Hügel von) ⸢Tja⸣mut [ruht]: Los! ⸢Mögest⸣ [du] ⸢retten⸣ [Pharao LHG vor dem bösartigen Gift] jeder Schlange (und) [jedes] ⸢Skor⸣[pions]!3 [Er ist es (nämlich)], der Wasser dem Großen Leichnam in Heliopolis [spendet]. Wenn [er angegriffen (?) werden sollte, so]4 werde [ich] Feuer legen an [den Sarkophag o.ä. von] 8 (?)5 ⸢Ellen⸣, der ruht im „Land des Lebens“ (= Unterwelt), (und) der [26 Ellen6 Erde vor sich] hat (und) [mehr als eine Million]7 Ellen Wasser an [allen seinen Seiten]. [Nicht ich bin es, der/die es ausspricht]!8 [Und] ⸢ich⸣ bin es [auch nicht], der/die es wiederholt! Es ist das Gift, ⸢das⸣ [in jedem Körperteil Pharaos LHG steckt], das es ausspricht; [x+8,15]es ist es, ⸢das⸣ [es wiederholt]!

[Zu sprechen am Ohr] des Mannes, wenn er besinnungslos ist.

1 Für diesen Paragraphen nennt Goyon, Le recueil, 49 erneut eine Parallele bzw. Teilparallele, und zwar die Heilstatue Neapel 1065 (ed. L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Torino 1999, 119-153), Vorderseite, Z. 9-13 (vgl. Kákosy, S. 120, 122). Dazu hat Goyon, S. 51-52 eine Textsynopse erstellt. Nach dieser war es möglich, immerhin Teile des lückenhaften Textes zu ergänzen. Sofern die Ergänzungen des § 24 auf dem Paralleltext beruhen und unproblematisch sind, werden sie im Folgenden nicht eigens kommentiert.

2
Quack, in: Welt des Orients 43, 263 weist darauf hin, dass wḏꜣ vom Schreiber nachträglich mit roter Tinte gestrichen worden ist, wie es auf dem Original deutlich sichtbar ist, wodurch vollständige Übereinkuft mit dem Paralleltext Heilstatue Neapel 1065, Vorderseite Z. 9 hergestellt würde (dort steht: wbn m wdꜣ.t). Dieser Strich ist auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. VIII noch ganz schwach zu erkennen. Dementsprechend ist Goyons Lesung bzw. Ergänzung der Stelle - [wbn Rꜥw] wḏꜣ m wḏꜣ.t - in den Wortlaut der Parallelstelle abzuändern, d.h. [wbn] m wḏꜣ.t.

3
Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 263 ist die Lücke für die Ergänzungen zu groß. Er macht aber keinen alternativen Ergänzungsvorschlag.

4
Nach Quack, in: Welt des Orients, 263 passen die erhaltenen Reste keinesfalls zu den übereinanderstehenden Zeichen t (X1) und k (V31A), sondern besser zu D54 („laufende Beine“); sein Ergänzungsvorschlag, der nach ihm auch die Lücke effektiver ausfüllen wurde, ist: jr ⸢jwi̯⸣[.tw r tkn r=f] etc. „Wenn [man] ⸢kommt⸣ [um ihn zu attackieren] etc.“

5 Die Zahl ist anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. VIII recht eindeutig die „8“; so auch Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 284. Goyon, Le recueil, pl. VIIIA und S. 49 hat dagegen eine „7“, S. 52 in der Synopse eine „6“; letztere auch in seine Übersetzung S. 49 übernommen. Quack, in: Welt des Orients 43, 263 schlägt sogar Aa16 (gs, d.h. „1/2“) vor.

6
Direkt nach n.tj transliteriert Goyon, Le recueil, 49, 52 und pl. VIIIA anhand der Reste jr [D4:D21]. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 263 anmerkt, ist direkt ⸢m⸢ḥ⸣ zu lesen, was mit den Resten auf der Photographie pl. VIII und dem vollständig erhaltenen Wort in Z. 14 sehr gut vereinbar ist.

7
In der Lücke ergänzt Goyon, Le recueil, 49 in seiner Übersetzung fragend „[coffre mysteriuex?]“, kommentiert dies aber nicht weiter. Hier wurde dementsprechend „Sarkophag o.ä.“ eingefügt, weil der Kotext eindeutig auf ein Behältnis hindeutet. Quack, in: Welt des Orients 43, 263 meint außerdem, zu Beginn der Lücke noch ⸢ḫf⸣ [die Reste von Aa1 und I9] erkennen zu können, und will zu ⸢ḫf⸣[t] ergänzen. Anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. VIII ist dies aber zu unsicher, und wurde daher hier unterlassen.

8
Für die Satzfolge, die hier beginnt und in Z. x+8,15 bei nts ⸢j⸣.[wḥm] [sw] endet, zitiert Goyon, Le recueil, 50 Anm. 4 diverse Parallelen, u.a. P. Mag. Harris 5,16; P. Leiden I 348 [Achtung: Bei Goyon steht fälschlich: „349“], vs. 11,7; P. Chester Beatty VIII, vs. 4,5-6; P. DeM 44.

9
Zur Lesung der Reste als j (d.h. M17 + A2) siehe Quack, in: Welt des Orients 43, 264. Goyon, Le recueil, 49, 52 und pl. VIIIA liest als zweites Zeichen s (S29), und nimmt daher die Partikel js an, die, wie Quack zu Recht anmerkt, in einem affirmativen Satz wie hier weniger Sinn macht als in einem negativen Satz (wie oben); außerdem passt es nach Quack gut zur vorangehenden Verbalform j.ḏd.

x+8,15-11,14 (= §§ 25-36) Teil 2: Schutz des Gartens und der Häuser gegen Reptilien, Skorpione und Spinnen

§ 251

Beginn der [Sprüch]e [zu verhindern, dass] eine Schlange aus (ihrer) Höhle [herauskommt], (zu) verschließen [ihr Maul], ⸢zum Verhind⸣[ern], dass ein Skorpion seinen Stachel vorstreckt.2

Was zu tun ist ⸢in⸣ [den vier Ecken des Weingartens]: Ich bin Ptah; ich bin herausgekommen ⸢aus⸣ […; ich bin ausgestattet (?)] mit Sandalen, die Kiste auf ⸢meinen⸣ Schultern.3 [Ich habe den Weg bereitet (?) um zu (?)] verschließen die Mäuler der 77 Gottheiten […] ⸢Götter⸣, (aber) ich weiß nicht, was darin ist.4 Götter, bereitet mir den Weg! (Oder: Die Götter sind es, die mir den Weg bereiten. (?))5 Ich bin [der Einzigartige unter euch …].6 [Ic]⸢h⸣ bin Nefertem, der Sohn des Ptah; [ich habe den Himmel] ⸢verschlossen⸣, ich habe die Erde verschlossen, ich habe verschlossen, was in ihnen ist, [ich habe] verschlossen [den Mund] 〈jedes〉 Toten, [x+8,20]jeder Toten etc., [ich habe] verschlossen ⸢das Maul⸣ jedes Kriechtieres, jeder jntš-Schlange(?), jeder männlichen und jeder weiblichen Schlange, unabhängig von ihrer Hautfarbe.7 Viper, jntš-Tier (?),8 Hornviper: ⸢Dein Versteck⸣ (lit. Palast), ich ⸢trete⸣ auf es wie (?) (auf) ⸢das jntš-Tier⸣ (?) (an sich); du sollst zugrunde gehen, dein Maul soll verschlossen bleiben! (?)9

Viermal zu rezitieren über einer Figur des Ptah; dieser Spruch werde damit geschrieben auf einen Pfahl aus ꜥr.w-Holz, indem [sie (?) … [x+9,1]…].10

1 Wie Goyon, Le recueil, 54 anmerkt, existiert für diesen Paragraph kein bekannter Paralleltext. Daher hat er viele Lücken offengelassen.

2
Die Überschrift hat Goyon, Le recueil, 54 Anm. 1 anhand der ähnlichen Formulierung der Überschrift in P. Ebers, 97,17-18 (Nr. 842) ergänzt.

3
Entgegen der Wiedergabe bei Goyon, Le recueil, 53 und pl. VIIIA sind diese Wörter nicht mehr vorhanden, sondern ergänzt, wie die Photographie pl. VIII eindeutig zeigt. Erst die Endung der Verbalform ist wieder in Teilen erhalten. Daher werden diese Wörter jeweils mit Fragezeichen versehen. So hat es auch Goyon S. 54 in seiner Übersetzung gehandhabt.

4
Auch der Beginn dieses Satzes wurde von Goyon nur tentativ ergänzt, wie seine Übersetzung S. 54 anzeigt. Entsprechend dem Ende des Satzes erwartet Goyon, Le recueil, 54, dass in der Lücke zuvor von einer Art Behältnis („le coffret (?)“) die Rede ist; vgl. dazu Anm. 3. Weil aber keine Parallelen existieren, vermag er keine sinnvolle Lösung des Problems anzubieten.

5
Die alternative Übersetzung nach Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 284. Er weist darauf hin, dass dieser und der nächste Satz so ähnlich in P. Leiden I 349, 2,3-4 vorkommen. Dort steht: nṯr.w jri̯.yw n=j wꜣ.t „Die Götter sind es, die mir den Weg bereiten.“

6
Die Ergänzung von Goyon, Le recueil, 53 und pl. VIIIA wird von ihm nicht geklärt. Vgl. aber Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 284, der auf die Parallelstelle P. Leiden I 349, 2,3-4 verweist; dort steht: jnk wꜥ.tj jm=tn „Ich bin der Einzigartige unter euch.“ Dementsprechend wurde hier die Ergänzung vorgenommen (Goyon hat nur: jnk [wꜥ jm=tn]. Danach weicht der Wortlaut des P. Leiden jedoch ab, so dass keine weitere Ergänzung der Lücke möglich ist.

7
Goyon, Le recueil, 54 mit 55 Anm. 6 übersetzt hier mit „Tarantel“, nach S. Sauneron, Un Traité égyptien d’ophiologie. Papyrus Brooklyn no. 47.218.47 et 85, Kairo 1989, 54 Anm. 5. Da es aber hier eindeutig mit einer Schlange determiniert ist, und zwischen zwei Bezeichnungen für „Schlangen“ eingebettet ist, wird es sich zumindest hier (und gleich darauf in Z. 21 [dort aber nur in Resten erhalten]) ebenfalls um eine Schlangenbezeichnung handeln. Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 284 verweist noch auf D. Meeks, De quelques ‚insects“ égyptiens. Entre lexique et paléographie, in: Z. Hawass et al. (Eds.), Perspectives on Ancient Egypt. Studien in Honor of Edward Brovarski, SASAE 40, Kairo 2010, 285; dort wird jntš als eine Art Skorpion klassifiziert.

8
Das Tier wird hier und kurz darauf anders determininiert, und zwar mit dem „schlechtem Paket“ (Aa2). Dennoch macht auch dieser Satz es recht eindeutig, dass eine Schlange gemeint ist, oder wenigstens eine Eigenschaft einer Schlange.

9
Die Korrektur folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 264; er notiert, dass hier das zuerst gesetzte Pronomen sn nachträglich zu st geändert wurde (was dazu führte, dass dadurch eine Form entstand, die wie V2 (zṯꜣ) aussieht; als dieses hat es Goyon transkribiert). Danach vermutet er statt des von Goyon transkribierten Z9 (Kreuz) : X2 (Brot) das Zeichen W19 (mj) und ergänzt das nachfolgende Wort nicht zu j[n]t⸢š⸣, wie es Goyon macht; seine Übersetzung: „Ich trete auf sie wie auf […]“. Goyon, Le recueil, 56 Anm. 11 korrigiert dagegen nicht und identifiziert das Wort als sṯꜣ „sécretion de l’oreille“ (Wb 148790; MedWb 820; WCN 148790); er setzt ab sṯꜣ einen neuen Satz an, und übersetzt: „Bave infectée (?) de l’arachnide-in[tesh (?)], tu es expulsée car ta gueule est scellée!“ (vgl. noch den nächsten Satz). So oder so ist eine eindeutige Ausdeutung der Passage wegen der Identifikationsschwierigkeiten der zuvor thematisierten Wörter nicht möglich!

10 Von der nachfolgenden Kol. IX sind die ersten drei Zeilen komplett zerstört, so dass nicht klar ist, wie lange diese Passage mit der Ritualanweisung noch weiter ging.

§ 26

[... ... ...] Ich ⸢bin⸣ [gekommen(?)]; ich ⸢habe⸣ abgewehrt [jeden] ⸢Skorpion⸣, [jedes Kriechtier, die stechen/beißen], Krokodile, [alle männlichen Schlangen, alle weiblichen Schlangen], die sich [x+9,5]auf dem Boden fortbewegen, (durch?) die [dieses Haus (?) … … … …].1 [Ich (?) bin Selk]et (?), die aus der Erde gekommen ist; [ich (?) …]. Bösartiger (?), es ist Isis [… … … … Seth], Sohn der Nut.2 [Ich bin] gekommen [… zu (?) ver]schließen das Maul [jedes Kriechtieres (und) jedes Skorpions … …]. Man […] für Re als sein ⸢persönlicher⸣ Schutz auf dieser ⸢Sandbank⸣ des ⸢Apo⸣phis, wenn die Barke dabei ist aufzulaufen ⸢an/in⸣ [… … …]. [Die Abendbarke], sie wird nicht schwanken (?), die Morgenbarke, [sie] wird nicht stranden [auf (?)] ⸢der Sandbank⸣ (?), bis/so dass (?) sich verschließt das Maul [aller] Kriechtiere (und) [aller Skorpione], die beißen/stechen.

Werde rezitiert über [x+9,10]einem Stirnband aus genähtem Stoff. Werde gefertigt mit ⸢sieben⸣ Knoten [… … …] ⸢Bier(?)⸣. Werde gegeben an diesen [in] der Mauer des Hauses ⸢verborgenen (?)⸣3 Pfahl, zusammen mit einer Figur4 des Ptah. [Dieser Spruch werde darauf geschrieben.] ⸢Werde verborgen⸣ (?) in unmittelbarer Nähe (?)5 dieses Hauses. Ebenso werde es an die Hand des Mannes gegeben. (Dann) [wird] nicht irgendeine männliche Schlange, nicht irgendeine weibliche Schlange (oder) [irgendein Kriechtier, die mit ihren Mäulern zubeißen (?)], ihn beißen. [Außerdem werde gemacht] eine große Opferspende an den vier Ecken dieses ⸢Hauses⸣, bestehend aus Brot, Bier, ⸢Rindern, Geflügel⸣, Weihrauch auf dem ⸢Feuer⸣ [… …].

1 Die Ergänzungen in diesem Satz werden von Goyon, Le recueil, 59-61 nicht erklärt. Sie ergeben sich auch nicht zwangsläufig aus dem wenigen einigermaßen erhaltenen Wortlaut, noch aus unmittelbar folgenden Textpassagen. Zu ⸢ḏꜣ⸣[r.t nb(.t) ḏdf.t nb(.t) n.tj] vgl. immerhin unten Z. x+9. Daher hat Goyon in seiner Übersetzung auch viele Fragezeichen gesetzt, um zu signalisieren, dass seine Ergänzungen vorrangig tentativer Natur sind. So wird es auch im Folgenden gehandhabt.

2
Wie Quack, Welt des Orients, 264 vermerkt, ist das zweite nbd rot durchgestrichen worden. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. IX ist dies schwach zu erkennen.

3
Vgl. Goyon, Le recueil, 61, Ann. 7 mit einer Interpretation als graphischer Variante zu dḫ, die freilich unsicher bleibt.

4
Wie Quack, in: Welt der Orients 43, 264 anmerkt, war twt ursprünglich ebenfalls rot geschrieben worden, im Anschluss aber schwarz überschrieben. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. IX ist davon jedoch nichts Eindeutiges zu sehen, bestenfalls noch etwas zu erahnen.

5
Dieses Wort ist nicht eindeutig. Hier wurde sich für mtr „Gegenwart; Nähe“ (Wb 2, 171-172.4; WCN 77650) entschieden; so hat es auch Goyon, Le recueil, 61 Anm. 8 angenommen, seine Übersetzung von r mtr n pr pn mit „à l’aplomb de cette maison“ ist jedoch nicht überzeugend.

§ 27

[Anderer Spruch (?)]:

[Oh] Rekaiti, Rekati, Pushati, Iu⸢ra⸣sha, Iurasha, Iretrutiu!1

Zu rezitieren [über einem Knoten aus] Gras; werde gegeben an diesen [x+9,15]in der Mauer verborgenen (?) Pfahl.

1 Vgl. Goyon, Le recueil, 62 mit folgender Interpretation der Wörter – er liest: jrktḫtpp ršt jršrš jrt-rtj – und Etymologisierungs- und Übersetzungsvorschlag: jr kt-ḫt pw rš.tj, jw ršrš, jw r=ṯ Rw.tj „Quant à ce quelque chose, qui se réjouit (de nuire), qu’il y ait pleine réjouissance, car les Deux-Lions sont contre toi.“ (?) Hier wurde jedoch das j zu Beginn als Interjektion gedeutet, und was Goyon in der ersten Vox magica als ḫt liest, ist in Wirklichkeit zp-2.

§ 28

Anderer Spruch:1

Oh ⸢Löwe⸣, der im Gebüsch ist (d.h. lauert): [Halte dich fern von Pharao L]HG! Er ist Inaef („der, der seinen Arm bringt“). Er ist gekommen zu dem Ort, an dem die Ḏsr-tp-Schlange ist, im Auftrag der Mafdet.2

[Dieser Spruch werde rezitiert über (Zweigen? des) ꜥr.w-Baumes (?)].3 Werde gemacht zu sieben Knoten; ⸢werde gegeben an diesen⸣ in der ⸢Haus⸣mauer verborgenen (?) Pfahl.

1 Goyon, Le recueil, 62 wiederholt in seiner hieroglyphischen Wiedergabe irrtümlich den Wortlaut von § 27. Der korrekte Text steht auf S. 63 in der Teilsynopse mit § 46 (s. dort), sowie in pl. IXA.

2
Goyon, Le recueil, 63 und pl. IXA. ergänzt am Ende von Z. 15 noch wn, das, wie Quack, Welt des Orients 43, 264 anmerkt, weder aufgrund des Ausmaßes der Lücke möglich ist noch unbedingt gebraucht wird. Auch im Paralleltext in § 46 ist es nicht vorhanden.

3
Diese Ergänzung durch Goyon ist keineswegs gesichert und befindet sich auch nicht im Paralleltext [aber wohl zu Beginn von § 29; s. dort]. Erhalten sind einzig die Determinative, M2 („Pflanzenstängel“) und die Pluralstriche. Daher wird sie hier als unsicher gekennzeichnet.

§ 29

Die Sprüche für den [Pfahl aus]1 ꜥr.w-Holz:

Zu rezitieren: Ich bin Ptah, der, der das Haus gebaut hat, mit dem Küken des Phönix, der, der [in Heliopolis ist (?), in meiner Hand (?)].2 ⸢Nicht⸣ werden irgendwelche Reptilien (ihre) Gesichter erheben gegen das Haus Pharaos LHG! Ptah, der, [der dieses Haus gebaut hat], wird sie (davon) abhalten. [Wenn] du (dennoch) herauskommst, so wird die Sau (dich) abweisen,3 die [x+9,20]man (?) in das Haus von Re-Harachte gesetzt (lit. geworfen) hat.4

1 Quack, in: Welt des Orients, 43, 264 schlägt stattdessen folgende Ergänzung vor: nꜣ rʾ.w n ⸢pꜣ⸣ [4] [ꜥ]r.w „Die Sprüche ⸢der⸣ [vier Schilfrohre]“. Quack kommentiert dies jedoch nicht eingehender.

2
Die (unsichere) Ergänzung nahm Goyon, ohne es explizit anzugeben, anhand ähnlicher Formulierungen in § 30 (s. dort) vor.

3
So Quack, in: Welt des Orients 43, 265; statt wie Goyon, Le recuil, 64 und pl. IXA: tw. Goyon übersetzt jedoch anders: „[Si] tu sors, sois repoussée, la truie qui lance cela dans la demeure des Rê-Harakhtès!“ Allerdings ist seine passivische Übersetzung von šnꜥ tw weniger wahrscheinlich, weil šnꜥ in diesem Zusammenhang der Feindabwehr vorrangig transitiv verwendet wird. Daher wurde hier Quacks Deutung bevorzugt.

4
So der Vorschlag von Quack, in: Welt des Orients 43, 265, der auch grammatisch Sinn ergibt.

§ 30

Die südliche Ecke: Zu rezitieren: Ich bin Ptah, [der [x+10,1]das Haus gebaut hat], ⸢mit⸣ einem Zwerg in meiner Hand, [der, der sich befindet in … … …].1 [Ich bin gekommen]; ich habe [abgewiesen] alle -Schlangen, die [mit ihren Mäulern] ⸢zubeißen⸣, [die mit ihren Schwänzen zustechen, um] ⸢abzuwehren⸣ alle -Schlangen, die [mit ihren Mäulern] ⸢zubeißen⸣, um zu verhindern, dass] sie [eindringen] in das Haus ⸢Pharaos⸣ [LHG].2

[Die westliche (?) Ecke]:3 [Zu rezitieren]:4 [Ich] bin Ptah, der, der [das Haus] ⸢gebaut hat⸣, [mit … in meiner Hand, der, der der Grund]riss [ist]. [Ich habe das Haus] entworfen [… um zu verhindern (?), dass Pharao LHG gebissen wird (?), und ebenso dass gebis]sen 〈wird〉 (?), wer unter [diesem] Gift (sowieso schon) leidet (?). [Dieser Spruch werde rezitiert (?) am Hause Pharaos LHG (?)], ⸢um⸣ den Schutz daran zu bewerkstelligen, ⸢so wie⸣ [bewerkstelligt wird (?) der Schutz des Herischef (?) [x+10,5]in Hera]⸢kleo⸣[polis].

Die [nördliche] Ecke:5 [Zu rezitieren]: [Ich bin Ptah, d]er, der das Haus gebaut hat, mit [… in meiner Hand, …]. Weinend [bin ich gekommen (?)], schreiend bin ich herausgekommen.6 Du mögest es (?) ⸢mir⸣ gedeihen lassen (oder: zuweisen) [… … … um zu] ⸢verschließen⸣ das Maul jeder männlichen Schlange, jeder weiblichen Schlange (und denen) [die mit ihrem Schwanz] ⸢zustechen, um zu⸣ verhindern, dass sie ins Haus Pharaos LHG eintreten.

1 Die Ergänzungen hier und in den folgenden Sätzen hat Goyon oft sinngemäß aus den erhaltenen Textresten vorgenommen. Diese werden daher in der Folge nicht eigens kommentiert, wobei die Stellen, bei denen dies nicht so ist, kommentiert werden oder mit Fragezeichen versehen worden sind.

2
Goyon, Le recueil, pl. XA deutet an, dass hier jeweils am Ende eines Spruches ein Bereich frei gelassen worden ist, ohne dies aber eingehend zu kommentieren. Möglicherweise orientiert er sich hier am Ende von Kol. x+9, wo dies vor dem Beginn von § 30 schon so gehandhabt wurde. Für die Ergänzung dieser langen Lücke (teilweise mit Variante wḥꜥ statt ḏdb) nennt Goyon, Le recueil, 67 zahlreiche Parallelen, u.a. P. Brooklyn 47.218.48+85 (ed. S. Sauneron, Un traité égyptien d’ophiologie, 1989), § 41; Socle Béhague, g17 (Spruch VII); Heilstatue Turin 3031 (ed. L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino I.9, Torino 1999, 91-107, tav. XXVII-XXXIII), Horus Cippus, Vorderseite (= Kákosy, S. 92).

3
Quack, in: Welt des Orients 43, 265 kritisiert, dass die übliche ägyptische Reihenfolge, die Himmelsrichtungen aufzuzählen, Süden-Norden-Westen-Osten war, und notiert, dass diese herkömmliche Reihenfolge im Papyrus so in Z. x+15,9 auch belegt sei; daher hätte hier statt „Westen“ eigentlich „Norden“ zu stehen. Zuvor hatte sich aber Goyon, Le recueil, 66 dazu geäußert: „l’ordre suivi pour les angles de la maison: est [Anm. M.B.: dies wäre § 28], puis sud, ouest, puis nord légitiment les restitutions des lacunes correspondantes du texte, car cette succession est une règle qui ne souffre pas d’exception dans les textes de protection“; mit Verweis auf Goyon, Les dieus-gardiens et la genèse des temples (d’apres lest extes égyptiens de l’époque gréco-romaines), Bd. 1, BdE 93/1, Kairo 1985, 416-420 [Anm. Brose: Dort werden weder Schutzsprüche im Allgemeinen thematisiert, noch Wortlaute von exemplarischen Texten geboten!].

4
Quack, in: Welt des Orients 43, 265 kritisiert für den zweiten Teilspruch, dass die Ergänzungen von Goyon weitgehend nicht zutreffen dürften. Da Goyon, Le recueil sie auch nicht weiter durch erhellende Kommentare erläuertert, sondern S. 68 Anm. 3 notiert, sie nur sinngemäß durchgeführt zu haben, wird im Folgenden ein Großteil der Ergänzungen mit Fragezeichen versehen (so hat es Goyon allerdings in seiner Übersetzung S. 66 auch gehandhabt!).

5
Anhand der erhaltenen Partien und der Größe der Lücke ist nach pꜣ qꜥḥ mḥ.tj ein frei gelassener Bereich anzunehmen, wie ihn auch Goyon, Le recueil, 65 und pl. XA angesetzt hat. Allerdings liegt hier wohl ein Fehler des Schreibers vor, weil dieser Bereich sinngemäß vor pꜣ qꜥḥ mḥ.tj, mit dem ein neuer Absatz beginnt, stehen sollte.

6
Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 265 wurde sbḥ aus sbḏ korrigiert; auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. X ist von dieser Korrektur aber nichts mehr zu sehen.

§ 31

[Beginn der Maßnahme (lit. des Heilmittels)], um zu verhindern, dass sich irgendeine männliche Schlange (oder) irgendeine weibliche Schlange [an irgendeiner Seite des Hauses] aufhält: Asphalt, „Großer-Schutz“-Mineral; werde gegeben in ein Feuer. [Keine] männliche Schlange, [keine weibliche Schlange], kein jntš-Tier (noch) irgendein (anderes) Kriechtier werden sich an irgendeiner Seite von ihm (= des Hauses) aufhalten.

Es werde (wie folgt) gesprochen als Zauberspruch [über einer Stoffbinde], an der Bindung des Knotens: „Geknotet sei (der Knoten), der die Bitterkeit [des Giftes, das im Körper]1 des Osiris2 [ist], bindet. Wenn du dich erhebst, und du nicht [x+10,10][meinen Worten gehorchst, so werde ich] die Bindung der Kugel desjenigen, der die Mistkugel öffnet, knoten.3 [Feuer, das im Körper des] Osiris4 [ist]: Zerstreue5 dich auf der Erde! Wehe, wehe, Feuer! [Du Gift, das im] ⸢Körper⸣ des Osiris6 [ist]: Zerstreue7 dich, ohne (dich wieder) zu vereinigen! Oh he, [oh he, nicht ich bin es], der es ⸢ausspricht⸣, nicht ich bin es, der es wiederholt. Es gibt kein Sehen, es gibt kein Hören [seitens desjenigen, der unter dem Biss leidet (?), wenn der] oberste [Rezitationspriester es rezitiert (?)].8 Es ist der Beschwörer der Selket, der es ausführt.“

Zu rezitieren [über dem Eingang der Höhlen], in [den]en sich eine Schlange ⸢aufhält⸣.9

1 Quack, in: Welt des Orients 43, 265-266 zweifelt die Ergänzungen und Übersetzungen von Goyon für die Z. 9-11 (von ṯꜣz mr bis nn dmḏ) prinzipiell an. Er bietet folgenden Alternativvorschlag: „Geknüpft wurde ein Knoten, gebunden wurde ein Leder [= dḥr], [um] die Glieder des Osiris [zusammenzuhalten]. Wenn du dastehst und nicht [weggehst, werde ich] das Band der Satteldecke (?) des Apis [lösen und die Glieder des Osiris werden auf der Erde verstreut sein. Wehe, wehe, Feuer, [Feuer! Die Gottes]glieder des Osiris sind verstreut ohne Vereinigung.“; nach ihm geht es um den Transport von Leichenteilen auf dem Rücken des Apisstieres.

2
Spielerische Schreibung; siehe Goyon, Le recueil, 69 Anm. 7.

3
Zur Interpretation von Quack, in: Welt des Orients 43, 265-266 siehe den Kommentar zu Beginn des vorangehenden Satzes. Er liest das letzte Wort als ḥp „Apis“, weil er am Ende noch die Reste eines Huftieres erkennen will. Anhand des Photographie in pl. X stellt sich jedoch der Eindruck ein, dass hier eine Korrektur in eine Gestalt des „schlagenden Mannes“ (A24) vorgenommen worden ist.

4
Spielerische Schreibung; siehe Goyon, Le recueil, 69 Anm. 7.

5
Die Übersetzung mit „verstreuen“ folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 265. Goyon, Le recueil, 70 Anm. 9 denkt an eine syllabische Graphie für ḫr „fallen“.

6
Quack, in: Welt des Orients, 265, möchte hinter ḫt zu Beginn von Z. 11 noch zp-2 ergänzen. Siehe auch oben den Kommentar zu dem Satz in Z. 9 (ṯꜣz mr dḥr.w).

7
Die Übersetzung mit „verstreuen“ folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 65. Goyon, Le recueil, 70 Anm. 9 denkt an eine syllabische Graphie für ḫr „fallen“.

8
Die bei Goyon, Le recueil, 70 Anm. 12 gegebenen Referenzen tragen nichts zur Ergänzung der Lücke bei. Daher wurden alle Wörter, mit Ausnahme des sicheren [ẖr.(j)-ḥꜣb(.t)]-⸢ḥr(.j)⸣-tp, mit Fragezeichen versehen.

9
Die Ergänzung der Lücke nahm Goyon, Le recueil, 70 Anm. 13 nach Z. x+11,10 (§ 34) vor.

§ 32

Maßnahme (lit. Heilmittel) um aufspringen zu lassen [irgendeine Schlange] (oder) irgendein (anderes) [Kriechtier] (d.h. um eine Schlange usw. zu verscheuchen): bdd.w-kꜣ-Pflanze, Rinderfett, ein Schildkrötenpanzer: ⸢werde gegeben⸣ [auf das Feuer; werde gegeben (?) an den Eingang der] Höhlen, in denen sich eine Schlange aufhält. Herrin von ..[.. …] ⸢sein⸣ […]. (?)

Es werde darüber als Zauberspruch gesprochen: „Springe auf, ⸢Ältester⸣ [der Götter, die in der Dat sind], wegen des Grollens (lit. Wälzens) der Klagerufe (?). Es ist Isis, die Schrecken verbreitet (?) [x+10,15][…] ⸢er⸣ [hüpft(?)] auf das Wort der Neith, wenn sie ihren Fuß gesetzt hat (?) auf die [heiße (?)] Sache (?). [Ach! Ach! Und Wehe! Und Wehe!] [Der, der] diese Freveltat [begeht], wird gelangt sein zur Aburteilung bei2 dem [Ältesten, der das Urteil fällt], (und) es wird richtig sein(?)! Wenn Atum es erfährt, so wird (es) auf die Neunheit fallen […;] deine [Nahrungsmittel] für dich (?).3 Diese Blüte wird gewachsen sein am [Ufer des Flusses] des Gottes, nachdem Thot Gift hineingesetzt hat, nachdem [er (?) …] gesetzt hat […] Geb.4 Seine Füße seien gehindert, Geb halte das böse5 Lecken (?)6 fern, [so dass] ⸢nicht(?)⸣ irgendwelches Lecken (?) ⸢sein Ziel erreicht (?)⸣7 in diesem Jahr. Ich bin Osiris, mit einer Flamme auf [seinem Mund], (und) [die Flamme] auf seinem Mund [verzehrt] Schlangen, und zwar alle, die mit ihrem Maul zugebissen haben, (und alle Tiere), die mit ihrem Schwanz zugestochen haben. Ihr werdet nicht mit eurem Maul zubeißen, ihr werdet nicht [mit] eurem [Schw]⸢anz⸣ zustechen. Ich (?) speie (?) jenen (Feind) aus; (nur) Stängel (?) sind übrig nach dem Kochen8 (der Ingredienzen).“9

1 Goyon, Le recueil, liest hier fragend ḫ.t „Feuer“ (?) [das Feuerdeterminativ ergänzt er]. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 266 treffend feststellt, ist jedoch der Beginn des Wortes ḫj zu lesen, so dass das Wort womöglich noch auf der nächsten Zeile weiterging. Eine sinnvolle Ergänzung kann Quack aber nicht bieten.

2
Goyon, Le recueil, 70 und pl. XA hat nach ḥr noch fragend tp, wie es in der Parallelstellle § 34 (Z. x+11,8) steht, doch ohne ḥr. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 266 treffend anmerkt, ist hier hinter ḥr nichts ausgefallen, sondern die Zeile endet mit dem Wort. Nach Quack liegt eine einfache Variante vor.

3
Hier und im folgenden Satz ist aufgrund der Lücken kein einwandfreier Sinnzusammenhang herstellbar; vgl. die Übersetzung bei Goyon, Le recueil, 71.

4
Quack, in: Welt des Orients 43, 266 hat für die Sektion von der Lücke bis zu ḏꜣi̯ rd.wj=f (s. nächsten Satz) einen anderen Vorschlag: „[Du bist] der Same („Wasser“) [d.h. mw statt jtr.w; M.B.] eines Gottes, in den Thot Gift gesetzt hat, […] gesetzt hat, dessen Beine Geb blockiert sein [lassen hat].“

5
Quack, in: Welt des Orients 43, 266 überliegt, ob nur bj < bꜣ „Busch“ an dieser Stelle intendiert gewesen sei, weil an dieser Stelle sichtbar eine Korrektur vorgenommen worden ist.

6
 Goyon, Le recueil, 71 mit 73 Anm. 11 leitet hier ein Substantiv nsb.w „(contact de) bave, salive“ < nsb „lecken“ ab. Es würde aber auch ohne eine solche Ableitung funktionieren.

7
Die Ergänzung der Lücke, die Goyon, Le recueil, wie aus seiner Übersetzung S. 71 ersichtlich, nur geraten hat, stellt Quack, in: Welt des Orients 43, 266 stark in Frage. Nach ihm erfüllt die Ergänzung die Lücke nicht – vgl. Goyon, der in seiner Übersetzung S. 71 stehen hat: „[du reptile … sans permettre]“, d.h. ebenfalls ursprünglich mehr Text angesetzt hat. Quack möchte vorläufig [… nn ḏi̯=k ..]⸢r⸣ ergänzen. Um den hinteren Teil des Satzes grammatisch korrekter zu gestalten, wurde hier zu Beginn von Z.18 noch [r] eingefügt, aber ohne Gewähr.

8
Nach dem Feuerdeterminativ von pfs ist ein leer gelassenes Schriftquadrat. Danach fängt der nächste Spruch an. Goyon, Le recueil, 71 und pl. XA hat in seiner Transliteration die Leerstelle falsch vor das Determinativ gesetzt.

9
Die Übersetzung des ersten Teils des Satzes ist nur geraten. Es wurde sich in erster Linie an Goyon, Le recueil, 71 mit 73 Anm. 13 orientiert, und šb in bši̯ korrigiert, doch hinter bši̯ wurde das im Text vorhandene =j (= das Zeichen A1) nicht in d korrigiert (welches bei Goyon keinen Sinn ergibt und von ihm in der Übersetzung auch nicht berücksichtigt wurde!), sondern beibehalten. Goyon interpretiert nbj.w außerdem als nbj.wt „Schilfrohre“, was hier vorläufig übernommen wurde. Goyon selbst übersetzt passivisch: „Les roseaux expulsent (?) ce mauvais (reptile) qui est resté (?), après qu’il y a eu combusion (des ingrédients).“ Quack, in: Welt des Orients 43, 266 hält Goyons Übersetzung von der Wortstellung her und grammatisch für verfehlt. Sein Vorschlag ist: šbd pf n nbḥ spi̯ m-ḫt psi̯ „Jener Stab der nbḥ-Pflanze, der nach dem Kochen übrigblieb.“ Allerdings ergibt dies im Zusammenhang auch keinen rechten Sinn, vor allem, weil der Satz unvollständig ist.

§ 33

Spruch zum ⸢Aufscheu⸣chen [x+10,20]einer (Schlangen-)Höhle (beziehungsweise) einer nkj.w-Schlange:1 Oh Isis! Eile dich, eile dich, zu Horus, damit (ihm) kein Schaden zugefügt werden kann.2 Du, der in seinem Loch ist: Wenn du nicht hervorkommst auf [x+11,1][… … … … … … … ] ⸢sein⸣ […].3

Zu rezitieren über [… … … … …]. [… …] zusammen mit Schu, zusammen mit Tef[nut … … … … … … … …] die qꜥḥ-Schlangen (?) [… … … … … … … …]. Ich werde ihn grüßen (?), den, der geschaffen hat [x+11,5][… … … … … … …]. [… … … als/durch (?)] ⸢Zaubersprüche⸣ (?).4

[Dieser] Spruch werde rezitiert [darüber (= dem Höhleneingang), um zu vernichten (?) die nkj-Schlange (?), die sich dort aufhält (?)].

1 Quack, in: Welt des Orients 43, 266 schlägt stattdessen die Lesung nrj ḥfꜣ „so dass die Schlange schaudert“ vor.

2
So die Identifikation der Zeichen bei Quack, Welt des Orients 43, 266, die der von Goyon, Le recueil, 73 und pl. XA, der rḏi̯.t liest, vorzuziehen ist.

3
Goyon, Le recueil, 73 mit pl. XIA ergänzt zu Beginn von Z. x+11,1 noch: [sḏm mdw.t=j jw=j], wofür er keine Begründung gibt, und wegen der Größe der Lücke und fehlender Schriftreste auch keine Rechtfertigung dafür vorhanden ist.

4
Goyon, Le recueil, 74 bzw. pl. XIA mit 75 Anm. 5 ergänzt nach P. Berlin 13242, 5a, Z. 11 etwas mehr Text: [… sꜣw=f jm=f m ḥk]⸢ꜣ.w⸣ „[… il est sauvegardé de celui-là (?) grâce] à (mes) forces magiques“. Aufgrund der Größe der Textlücke wurde dies jedoch hier nicht übernommen.

5
Die Ergänzungen am Ende nimmt Goyon mit Ausnahme von sḥtm, von dem noch (unsichere) Determinativreste vorhanden sind, tentativ vor. Quack, in: Welt des Orients 43, 266 lehnt sie jedoch ab. Nach ihm sollte eine Auflistung der Materia magica und ihrer Handhabung an dieser Stelle stehen. Der Platz reicht freilich nicht aus, um allzu viel Text unterzubringen, so dass Goyons Ergänzung trotz ihrer Zweifelhaftigkeit beibehalten worden ist.

§ 341

[Anderer Spruch (?)]:

„[Springe auf, Ältester der Götter], die in der ⸢Da⸣t sind, wegen [des Grollens (lit. Wälzens) der Klageschrei]e (?). Es ist Isis, ⸢die aufweckt⸣ (?)2 […] ⸢hüpft auf das Wort⸣ [der Neith, wenn sie den Fuß gesetzt] ⸢hat⸣ auf die (heiße) Sache (?).3 Ach! Ach! Und Wehe! Und Wehe! [Der, der] diese [Freveltat begeht], wird gelangt sein zur Aburteilung bei dem ⸢Ältesten⸣, der [das Urteil] ⸢fällt⸣, (und) [es wird richtig sein(?)]! [Wenn] Atum es erfährt, wird die Neunheit beständig (= erstarrt?)4 sein [… …]. ⸢Los!⸣ Komm heraus, sšmm-Schlange, Itemet!“

[Dieser Spruch] werde rezitiert [über einer bdd.w]-kꜣ-Pflanze; werde gegeben [ins] Feuer; dazu5 ein tj.t-Amulett aus […; [x+11,10]werde gegeben an den Eingang] der Höhle (der Schlange).

1 Dieser Paragraph ist zu großen Teilen eine Parallele zu § 32 (Z. x+10,14-16); vgl. die synpoptische Textwiedergabe bei Goyon, Le recueil, 75-76 und 176. Sofern nicht anders vermerkt, wurden die Lücken nach dem Paralleltext ergänzt.

2
Quack in: Welt des Orients 43, 266 schlägt anhand der Reste die Lesung smn „fest; stabil machen“ vor.

3
Vgl. oben § 32. Da hier aber weder ein Determinativ steht noch ein Adjektiv folgt, wäre es auch möglich, ḫ.t „Feuer“ (mit nicht geschriebenem Determinativ) anzusetzen. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 267 oben treffend anmerkt, hat Goyon, Le recueil, 75 und pl. XIA das Feuerzeichen fälschlich in seiner Transliteration gesetzt (in der Synopse S. 76 ist es aber korrekt weggelassen). Quacks alternativer Lesungsvorschlag, den Logogrammstrich des davor stehenden ḥr als j zu lesen, und das t als Buchrolle (Y1), d.h. das Wort als jḫ „was“, macht jedoch keinen Sinn.

4
Vgl. Goyon, Le recueil, 75, der fragend übersetzte: „la Divine corporation demeura immobile (?)“. Denn mn „fest; stabil; dauernd sein“ ist prinzipiell positiv konnotiert, doch die Neunheit erfährt in diesem Kontext etwas Negatives (vgl. oben § 32; dort liegt ein abweichender Wortlaut vor).

5
Diese Lesung nach Quack, in: Welt des Orients 43, 267. Goyon, Le recueil, 75 mit pl. XIA liest t und den Strich Z1, d.h. wꜥ.t. Die Reste passen jedoch besser zu ḥr.

§ 35

Anderer Spruch zum Aufscheuchen der Höhle (bzw. den darin befindlichen Schlangen):

Rezitation: „[Die Erde] zittert, der Himmel ist bewölkt, die [großen] Götter, [die in] ihren Schreinen [sind], laufen/drehen sich im Kreis. Apophis ist erwacht, indem er auf die Flut herabgekommen ist, (und) er steigt hinab zur Insel der Zwei Messer. (Um zu) verzögern, dass (unangenehme Dinge) passieren (lit. getan werden), sprechen die Götter Beschwörungen.“

Dieser Spruch werde ⸢rezitiert⸣ 〈über〉 einer ḫt-ds-Pflanze, jḥw-Früchten (?), šnf.t-Früchte und srm.t-Getränk; ⸢werde gegeben⸣ aufs Feuer. Diese Schlange1 wird ihre ⸢Höhle⸣ verlassen.2

1 Das Wort für „Schlange“ ist logographisch mit dem Schlangenzeichen I14 geschrieben worden. Aufgrund des folgenden Demonstrativpronomens pn wurde hier das generische Wort ḥfꜣ eingesetzt.

2
Quack, in: Welt des Orients 43, 267 liest nach pn anders: jnn r šfd [inkl. der ersten beiden Zeichen von § 36] „Auszug aus der Schriftrolle“; dies lässt sich jedoch nicht bestätigen, da das vermeintliche d (= die Hand D46) auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XI recht eindeutig als „laufende Beine“ (D54) zu erkennen ist, und somit eher die Deutung Goyons, Le recueil, 78 Anm. 1, dass hier im Kombination mit der Schleife (V12) eine abgekürzte Schreibung für ḫr „fallen“ (= das erste Wort von § 36) (vgl. Wb 3, 319-320) vorliegt.

§ 36

Falle, ⸢Schlange⸣, Wamemti! Die Furcht wird herauskommen (d.h. verschwinden), der Gluthauch (?) wird existent werden. Das Auge des Osiris nimmt sich deiner an (?). [Besinne dich deiner selbst!] [Störenfried (?)], geh heraus aus der Erde! (Du,) der in Wut ist […]:1 Ich bin der Skorpion!2 Geh hinaus!3 Siehe, (das ist) mein Befehl (lit. Auftrag)!

Du sprichst diesen Spruch, nachdem [erschienen ist (?)] das Sternbild Krokodil (?) – das ist die Schlange des Himmels.4

1 In der Lücke am Beginn von Z. 14 ergänzt Goyon, Le recueil, 78 und pl. XIA fragend r=k, was er weder erklärt noch Sinn ergibt. Daher wurde es hier nicht berücksichtigt.

2
Da das angesprochene Wesen maskulin ist, ist das =s am Ende der Zeile sehr wahrscheinlich zu streichen.

3
Gegen Quack, in: Welt des Orients 43, 267, der nach dem Zeichen r (D21) das Zeichen „sitzender Mann“ (A1) lesen will, statt des Zeichens „laufende Beine“ (D54), zeigt die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XI recht eindeutig, dass es sich um D54 handelt.

4
Die Lesung folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 267. Goyon, Le recueil, 78 und pl. XIA liest vor dem Sternenzeichen, am Ende der Lücke, [n]⸢=f⸣. Aber die Länge des Schwanzes des Reptilzeichens weist es recht eindeutig als Krokodil aus. Ob hier tatsächlich ein Sternbild namens mzḥ „Krokodil“ stand, oder vielmehr der Name sšd „Blitz“ (als Name eines Sternbildes), der das Krokodilszeichen als Determinativ aufweist (vgl. Wb 4, 300), kann nicht entschieden werden.

x+11,14-14,10 (= §§ 37-42) Teil 3: Sprüche zum Verschließen des Maules von Reptilien

§ 37

Die Sprüche zum [x+11,15][Versiegeln des Maules einer] 〈jeden〉 [männlichen Schlange], einer jeden weiblichen Schlange, jedes (anderen) Kriechtieres, jedes Feindes, jeder Feindin [… etc. (?)]:1

[Zu rezitieren (?)]: „Lärmendes Weh[geschrei] ist im Himmel, Jammern ist auf ⸢der Erde⸣.2 ⸢Oh Re⸣! Sie rudern nicht mehr! Die große Barke leert sich [von ihrer Mannschaft (?)], sie […] die Steuerruder.3 [Ihre Gesichter (?)] wenden sich ab [… …].4 Ihre Begleitmannschaft ist auf den Knien. ⸢Siehe⸣, jener ⸢Vogel⸣, der, der den Tadel äußert, […] er ⸢sendet⸣ Schreie aus dem Himmel, man hört es auf der Erde.5 Der Schrei des ⸢Maga⸣ […], seine Worte zum (?) Maul (= Schnabel) des Vogels, [der (?) …] wegen des Schreis. Das Maul: Herausgeschnitten wurde 〈seine〉6 Zunge; sein [Hinterkopf] ist durchstochen bis zu seinen Kiefern, nicht existiert (mehr) das Maul dieses [x+11,20][…]. Abgeschnitten ist seine Zunge; durchstochen (ist er) bis hin zu (seinem) Hinterkopf, sein Fleisch bis hin zu seiner ⸢Haut⸣. Gib, dass ihn die Weinenden beweinen, gib, dass ihn die Trauernden betrauern! Böses steht gegen ihn, Wehklage ist gegen ihn.8 Verschließe ihn, bewache [ihn, wie die Mäul]er aller bösen ⸢Schlange⸣(n)!“

1 Da Goyon, Le recueil, 79 und pl. XIA im Anschluss ein ḏd-mdw einfügt, wird ḥmw.t-rʾ wahrscheinlich das Ende dieses Satzes gebildet haben, zumal die Lücke nicht sehr groß war. Eventuell war noch eine weitere Feindbezeichnung vorhanden (?).

2
Die Ergänzung von ḫrw nahm Goyon, Le recueil, 80 Anm. 1 nach pLeiden I 348, rt. 1.2-3 vor.

3
Die tentative Ergänzung in der Übersetzung folgt Goyon, Le recueil, 80 Anm. 2, der hier [jsw.yt=f] vorschlägt, es aber in seiner Transliteration weglässt. Als weitere Alternative schlägt er šwi̯ [ḥr ṯz.t] „leert sich [auf der Sandbank (?)]“ vor.

4
Goyon, Le recueil, 79 und pl. XIA ergänzt in seiner Transliteration nur [=sn]; dass er ḥr.w dort ebenfalls zu ergänzen gedachte, thematisiert er S. 80 Anm. 3.

5
Goyon, Le recueil, 79 und pl. XIA liest hier mdw, d.h. das erste Zeichen als S43, und nicht als P8, obwohl auf der Photographie pl. XI eindeutig P8 zu erkennen ist. In seinem Kommentar S. 80 notiert er die Wortgruppe aber korrekt als ḏbꜥ ḫrw.

6
Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 267 notiert, ist die f-Schlange, die Goyon, Le recueil, 79 und pl. XIA hier transkribiert hat, nicht geschrieben worden, sondern das, was als f-Schlange erscheint, ist nur eine Verlängerung des Fleisch-Zeichens F51; vgl. Z. 11,20 beim gleichen Wort, bei dem die daneben stehende f-Schlange eindeutig anders geschrieben ist.

7
Quack, in Welt des Orients 43, 267 merkt an, dass die Lesung des Zeichens vor dem Feinddeterminativ (Z6) nicht der zꜣ-Vogel (d.h. in Funktion eines Vogeldeterminativs) sein kann, wie es in Goyons Transliteration S. 79 und Pl. XIA gesetzt worden ist. Er schlägt stattdessen fragend das Zeichen N29 (q) vor. Nach der Photographie bei Goyon, pl. XI zu urteilen, liegt aber am ehesten D54 („laufende Beine“) vor.

8
Diese Wörter hat Goyon, Le recueil, 79 und pl. XIA in seiner Transliteration versehentlich vergessen, dafür in seiner Übersetzung S. 80 nicht. Vgl. den Hinweis bei Quack, in: Welt des Orients 43, 267.

§ 381

(A)

„[Man bewacht (?) … vor (?) …, [x+12,1]so wie man unter Verschluss hält, wie]2 man bewacht [… …] jeder böser [Käm]pfer.3 [Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres etc., ebenso] 〈jeder〉 Feind (und) [jede] Feind[in, so wie verschlossen gehalten wird, wie bewacht wird die geheime Kiste], die in Abyd[os ist; dieser Kopf des Osiris ist das, was darin befindlich ist]. [Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes] Kriechtieres, [ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird die geheime Kiste, die in] Busiris [ist]; (es ist) [der] Nacken des ⸢Osiris⸣, [der darin befindlich ist].4 [Verschlossen gehalten wird das] ⸢Maul⸣ jeder Schlange, ⸢bewacht⸣ [werden die Lippen] jedes ⸢Kriechtieres⸣, jedes Menschen etc., [ebenso jeder Feind (und) jede Feindin, so wie] ⸢verschlossen gehalten⸣ wird, so wie bewacht [wird] [x+12,5]die ⸢geheime⸣ Kiste, die in Busiris ist; es ist der Unterleib des ⸢Osiris⸣, der [da]rin befindlich ist. Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird die geheime Kiste, die in Hutkaptah ist; es ist der Bauch des Osiris, der darin befindlich ist. Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird die geheime Kiste, die im Schilfgebüsch ist, (und zwar) das Schilf, das im Sumpfgebiet im Osten von Per-henu in Heliopolis ist; es ist der „Zentralbereich“ des Osiris, der darin befindlich ist. Verschlossen [x+12,10]gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird die geheime Kiste, die unter der reinen Dornakazie des Gebüsches [x+12,15]von Sechet-iaru (= das  „Binsengefilde“) ist; es ist das Blut5 des Osiris,6 das darin befindlich ist.

1 Der § 38 bietet eine neue Version zum magischen Schutz der über Ägypten verstreuten Körperteile des Osiris. Da sich der Wortlaut im Folgenden oft wiederholt, lassen sich viele Lücken der stark zerstörten Z.1-6 von Kol. x+12 annähernd rekonstruieren. Eine inhaltlich ähnliche, aber im Wortlaut andere Version befindet sich auf pBM EA 10081, 36.21-37.10 (Bearbeitung: S. Schott, in: ZÄS 65, 1930, 35-42; M. Bommas, ZÄS 131, 2004, 95-113, Tf. IX-XII).

2
Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 268 feststellt, stimmt die Anordnung der Fragmente in pl. XII nicht mit deren rekonstruierter Wiedergabe in der Transliteration überein. Unabhängig davon kann der Paragraph nicht, wie bei Goyon, Le recueil, 81 und pl. XIIA wiedergegeben, mit [mj ḫtm.tw] begonnen haben. Die vorhandenen Lücken bieten genug Spielraum, um weiteren Text davor zu ergänzen, wie es Goyon in seiner Übersetzung S. 84 angenommen hat („[On scelle … (?) …] comme on scelle“ usw.).

3
Zwischen zꜣw.tw und ꜥḥꜣ nb ḏw ergänzt Goyon, Le recueil, 81 und pl. XIIA noch [rʾ.w n] „Münder/Mäuler von“, aber jeweils an anderer Position: auf S. 81 setzt er es direkt nach zꜣw.tw an und lässt vor ꜥḥꜣ nb ḏw eine Lücke, in pl. XIIA hat er keine weitere Lücke stehen. Diese Lesung ergibt jedoch keinen Sinn; in seiner Übersetzung S. 84 hat Goyon ebenfalls eine Lücke angesetzt. Da es außerdem für die Ergäzung von rʾ.w n keine Rechtfertigung gibt, und außerdem, aufgrund der nachfolgenden erhaltenen Passagen, eine Körperteil-Bezeichnung im Singular oder Dual zu erwarten ist, wurde dies hier nicht übernommen.

4
Bei Goyon, Le recueil pl. XIIA sind diese Wort am Ende von Z. 3 ergänzt, auf S. 82 dagegen zu Beginn von Z.4.

5
Spielerische Schreibung; siehe Goyon, Le recueil, 87 Anm. 9.

6
Spielerische Schreibung; siehe Goyon, Le recueil, 87 Anm. 9.

(B)

Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird diese geheime Kiste, die in der „Gotteshalle“ ist; es ist der Nacken des Osiris, der darin befindlich ist. Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird diese geheime Kiste des Osiris, die [x+12,20]unter dem jꜣm-Baum von Ro-setau ist; es ist die Lende des Osiris, die darin befindlich ist. Verschlossen gehalten [wird [x+13,1]das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird diese geheime Kiste des Osiris, die in (?) … ist; es ist … (?) des Osiris, die] darin befindlich ist.1 [Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange, bewacht werden die Lippen jedes Kriechtieres, ebenso jeder Feind, so wie verschlossen gehalten wird, so wie bewacht wird diese geheime Kiste des Osi]ris, die ⸢in⸣ […] ist; es sind die [Oberarme des Osiris, die darin befindlich sind].2 [Verschlossen gehalten wird das Maul jeder Schlange], bewacht [werden die Lippen jedes Kriechtieres, jedes Menschen etc.], ⸢eben⸣[so] jeder ⸢Feind⸣, [so wie verschlossen gehalten wird, so wie] bewacht [wird [x+13,5]diese geheime Kiste des Osi]⸢ris⸣, die in der ⸢Kiste⸣ des ⸢Anubis⸣ ist; [es ist die] ⸢Dechsel⸣ [des Osiris, die darin befindlich ist, mit der] ⸢man den Mund dieser Götter⸣ öffnet.“

[Zu rezitieren] über dem Kopf eines ⸢Vogels⸣ […] um zu öffnen das Maul] jedes ⸢Kriechtieres⸣, ebenso jedes Feindes. [Dieser Spruch werde rezitiert über einem Knoten] ⸢aus⸣ schwarzem ⸢Fad⸣en; werde versiegelt in ⸢Wachs⸣; [das Siegel] ist ein Siegel (in Form) einer Schildkröte; ⸢werde⸣ vergraben an einem Ort, an3 dem (zuvor) ein Rind war, den man „Richtstätte“ benennen soll. Wenn es ausgeführt worden ist, so wirst du sehen, dass es vorzüglich ist, Millionen Mal. Du führst es aus zur Zeit des Neumondfestes.

1 Die Zeile 1 von Kol. x+13 ist vollkommen zerstört, die Z.2-6 weisen große Lücken auf. Aufgrund des parallelen Aufbaus der Sätze in dieser Passage war es Goyon, Le recueil, 83-84 mit pl. XIIIA jedoch möglich, die Lücken weitgehend zu ergänzen. Was dann unter Umständen fehlt, ist der Ort der jeweiligen Kiste des Osiris-Körperteils sowie die Körperteil-Bezeichnung selbst.

2
Direkt nach jw ḫtm.tw fügt Goyon, Le recueil 83 und pl. XIIIA noch ein jw zꜣw.tw ein, wofür es keinen Grund gibt. Daher wurde es hier weggelassen.

3
So Quack, in: Welt des Orients 43, 268. Die Reste der w-Schleife (Z7) sind auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XIII noch recht gut zu erkennen.

§ 39

Währenddessen (werde ausgeführt) eine große Opferspende an Brot, Bier, Rindern und Geflügel, (sowie) Weihrauch auf dem Feuer an den vier Ecken dieses Hauses, (am) Weingarten (und an) der Viehhürde des Königs; (im Einzelnen): Gutes1 Brot: 14; Weißbrot: 14; pꜣq-Kuchen: 14; sšrr.t-Kuchen: 14; hꜣṯ.t-Kuchen: 14; mḏꜣj-Opfergebilde aus Datteln: 14; mrr-Kuchen: 14; ps-Brot: 14; [x+13,10]Bier „unter einem Deckel“ (?): 14 (Krüge); kühles Bier: 4 (Krüge); Wein: 4 Schalen/Becher; Weintrauben: 4 Schalen/Becher; Milch: 4 Schalen/Becher; Rinder: 1; Ra-Gänse: 1; Tauben: 4; rotbraune Ziegen: 1; alle (möglichen) Früchte, die deinem Herz bekannt sind; allerlei frische Pflanzen; die besten (Pflanzen) des Weidelandes so viele da sind (o.ä.); Wasser aus einem Messkrug der Götter deiner Stadt; dazu die 7 Natron(kugeln) (der) sieben „Behausungen“.2

Es ist der Beschwörer der Selket, der die Schriftrollen zitiert, die Sprüche „Verschließen des Maules jedes Kriechtieres und Reinigen des Haues, des Weingartens (und) der Viehhürde“, zusammen mit dem „Ritual des Abwehrens des Bösen Blickes“, die Schriftstücke, die am Ende des Rituals der Epagomenentage (lit. der „Fünf-Tage-über-dem-Jahr“) stehen. (Im Anschluss:) Zerkleinerte/zerriebene Zwiebeln/Knoblauch; Bier;3 werde das ganze Haus (damit) besprenkelt. (Das ist), womit (es) auszuführen ist, (im) Monat 1 der Achet-Zeit, Tag 9, zur (Begleitung) des Spruches des Knoblauchs, (der) zum Bier (gegeben wird), (und) des Besprenkelns [x+13,15]des ganzen Hauses, zu jedem Anlass (lit. Termin), zum Verschließen des Maules jedes Kriechtieres, jeder männlichen Schlange (und) jeder weiblichen Schlange. Womit es auszuführen ist, für jeden Mann, der unter einem Biss leidet, ⸢gegen⸣ jede ⸢Schlange⸣:

Werde getrunken; werde ausgespien; dann sagst du (dies [= s. oben § 38]) als seinen Zauberspruch darüber, dazu Litaneien für Ptah.4

1 So Quack, in: Welt des Orients 43, 268. Goyon, Le recueil, 89 und pl. XIIIA liest wꜣḏ (M13).

2
Nach Goyon, Le recueil, 92 Anm. 10 sind hier nicht reale Behausungen gemeint, sondern sieben Felder auf einem Tablett, auf dem die Weihrauchkugeln dargebracht wurden.

3
Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 268 sind diese beiden Wörter mit roter Tinte durchgestrichen, d.h. der Schreiber hat seine Dittographie selbst berichtet; auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XIII ist dies noch ganz schwach zu erkennen.

4
Der folgende § 40 enthält eine entsprechende Litanei.

§ 40

Ptah anbeten:

Zu rezitieren: „Oh der, dessen Name verborgen ist, dessen Leib man nicht kennt, in dessen Gesicht Millionen blicken! Mögest du Pharao LHG an deine Seite geben, dass er nicht alleine ist. (Denn) er ist dein Sohn, der aus dir herausgekommen ist. Du hast ihn erschaffen, als der Himmel (noch) nicht existierte, als die Erde (noch) nicht existierte, um seinen berechtigten Platz innerhalb der Neunheit zu schaffen. Mögest du ihm Nahrungsmittel geben, so wie er es dir getan hat. Mögest du ihm ein „Opfergefilde“ (= ein ausladendes Opfer) geben, so wie er es dir getan hat. Oh Gesicht des Re, mögest du ihn an dich geben. Oh Leuchtender, mögest du ihn in dich geben, mögest zu ihn anvertrauen dem Herrn der beiden Leichname (= Osiris-Re?).1 Komm! Komm! Es ist gut! Es ist gut! Sei gegrüßt, wie du erschienen bist im bzw. aus dem Udjat-Auge, Großer Ptah, Südlicher-seiner-Mauer, Herr von Anch-tawi!“ - [x+13,20]Vier Mal.

Zu rezitieren über einer Figur des Ptah, die aus Gold gefertigt ist; werde an seinen Hals ⸢gegeben⸣.

1 Vgl. Goyon, Le recueil, 95 Anm. 4. Diese Gottesbezeichnung ist bislang nur hier bezeugt. Nach Goyon handelt es sich um eine nächtliche Manifestation der Sonne bzw. eine Umschreibung für die Doppelnatur des Prinzips Osiris-Re („Il se pourrait donc que nb ẖꜣty du présent passage ne soit qu’une façon d’exprimer la double nature du principe Osiris-Rê.“).

§ 41

Mittel zum Verhindern, dass irgendeine Schlange zubeißt: Knoblauch/Zwiebeln; bdd-Pflanzen [x+14,1][… …].1 [… … … … … durch (?)] Schl⸢agen⸣ [… … … …] [… … … … …] []-Schlange [… … … …] […] ⸢die Ehre erweisen in/mit⸣ [… … …] ⸢ihm⸣; kommen [… .. …] ⸢zu dir⸣; er wird ⸢lebendig sein⸣ [… …] […] ⸢Freude⸣ [… …] er kommt heraus ⸢aus⸣ [… …; ich bin rein (?)]. [Dieser Spruch werde] ⸢rezitiert⸣ [über …]; werde zerkleinert; [x+14,5]werde fein zerrieben in ⸢ḥzꜣ-Schleim/Teig⸣ [… …] Mann an/durch ⸢irgendeine(/r) Schlange(?)⸣2 [… …] rufen […].

1 Die Zeilen 1-4 von Kol. x+14 sind bis auf Reste weitgehend zerstört. Daher wird im Folgenden bis zum Beginn des Rubrums in Z.4 eine Wiedergabe nach Zeilen, ohne Binnengliederung nach Sätzen etc., vorgenommen. Diverse Ergänzungsvorschläge, die Goyon, Le recueil, 95-96 in seiner hieroglyphischen Transliteration vorgenommen hat, wurden nicht übernommen. Sie stehen auch nur teilweise in pl. XIIIA.

2 Quack, in: Welt des Orients 43, 268 möchte statt des Schlangenzeichens I14 ein Messer (T30) erkennen. Die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XIV ist aber nicht gut genug, um eine Unterscheidung zu treffen, und alle anderen Bilder inkl. Farbphotographien, die dem Übersetzer zur Verfügung standen, auch nicht.

§ 42

[Beginn der Sprüche] zum Fangen einer Schlange:1

„Schön! [Ich bin der Wächter der] Wächterin, ⸢der Bruder⸣ der Schwester, der das Haupt zertrümmert [mit Schlägen], der den Kopf zertrümmert mit [einem ein]zigen (Hieb), der die Kinder der jqšr-Schlange ergreift. Siehe diese Worte, die aus meinem Munde kommen, um dein Haupt (und) deine [Zähne] zu zertrümmern. Du wirst nicht (mehr) mit ihnen essen! (Denn) Ptah hat sie mit seinem (ehernen) Daumen (bzw. seiner Kralle) herausgerissen (lit. geholt). Die sieben Wirbel auf deinem Rückgrat, Seth spaltet sie in zwei Hälften/Teile. Dein Gesicht wendet sich ab vom Sonnenaufgang (bzw. vom Aufgang des Re) wegen der gleisenden Helligkeit in deinen Augen. Der Mond(gott) blüht auf (?) in deinem Bauch (und verursacht dir so Schmerzen). Dein Gesicht wendet sich ab nach unten, dein Schwanz nach oben. Siehe, ich bin der, der dich fängt! Diese 4 ‚Meldungen‘ der Wehklage bedeuten das Dich-Fangen mit einem (Streich), [x+14,10]um dein Haupt zu zertrümmern!“

1 Die Ergänzung zu Beginn folgt Goyon, Le recueil, 98 Anm. 1.

x+14,10-16,15 (= §§ 43-50) Teil 4: Ritual des Schleuderns der Kugeln und Fortsetzung der Sprüche des Verschhließens des Maules einer Schlange

§ 431

(A)

Ein weiterer Spruch zum Verschließen des Maules von jedem Kriechtier:

Zu rezitieren: Erste Strophe: „Es ist wie (bei) Seth, ⸢der⸣, der kommt um die Macht (hier: das Kommando) zu übernehmen über die Feinde des Müdherzigen (= Osiris). Man soll sagen zum Antlitz des Widders:2 Siehe, Seth ist gekommen, um Macht zu erlangen über deinen Sohn, (oh) Müdherziger, in Gegenwart deiner Schwester Isis.“ (Isis spricht:) „Oh, (du), sein Bruder Seth, Elender: Weiche zurück! Gib dein Gesicht hinter dich! Du sollst dich dem Gottesleib nicht nähern! Du bist es, der zum Gesicht des Widders (d.h. dem Widder ins Angesicht) gesagt hat: ‚[Verflucht] ist der Feind bezüglich seines Namens!‘ Er (= Re) wird deinen Kopf schlagen, er wird deine Wirbel brechen, er wird deinen Ba vernichten. Du wirst nicht (mehr) nahe genug kommen, ⸢um⸣ den Großen Gott ⸢zu sehen⸣. Los! Erhebe dich, Osiris, Erster des Westens. Siehe, ⸢du⸣ fällst (bzw. sollst/wirst fällen) die Rebellen gegen ⸢dich⸣, Osiris Wennefer, der im Triumph herausgetreten ist.“ - Vier Mal.

1 Die Sektion des § 43 hat mehrere Parallelen: pNew York MMA 35.9.21, Kol. 26-32; pBerlin 3037, rt., Kol. 1-3; pLouvre 3237 und 3239. Vgl. die Textzusammenstellung bei Goyon, Textes mythologiques II. „Les révélations du mystère des quatres boules“, in: BIFAO 75, 1975, 349-399. Dort hat Goyon den hiesigen § 43 bereits mit verarbeitet. Nach dieser Vorlage hat Goyon auch entsprechende Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen, die im Folgenden nicht eigens kommentiert werden.

2
Vgl. Quack, in: Welt des Orients 43, 269. Diese Wörter wurden vom Schreiber selbst mit einem roten Strich durchgestrichen. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XIV ist dies jedoch nicht zu erkennen.

(B)

Zweite (Strophe):

„Es ist wie (bei) dem Wütenden, der, welcher kommt (= Seth). ⸢Sein⸣ Gesicht ist grimmig, seine Augen sind umgeben [x+14,15]von Lüge, um erneut großes Unheil zu vollbringen, wie er es als Feind des Osiris zuvor getan hat, als er ihn auf dem Unglückswasser schwimmen ließ, auf dem Fluss, als seine Arme (dort) verteilt waren. Wende dich ab, gib dein Gesicht hinter dich, Seth, Elender! ⸢Du⸣ sollst dich dem Gottesleib nicht nähern. Du bist der, der gesprochen hat gegen die ⸢vier⸣ Ziegel aus Fayence, die im Benben-Haus in Heliopolis sind: ‚Zwei von ihnen sind heute zerbrochen!‘ Man wird deinen Kopf schlagen, man wird deine Wirbel brechen, man wird deinen ⸢Ba⸣ vernichten. Du wirst dich nicht (mehr) dem Großen Gott nähern! Los! Erhebe dich, Osiris, Erster des Westens! Siehe, ⸢du⸣ fällst ⸢die Rebellen⸣ gegen dich, Osiris Wennefer, der im Triumph herausgetreten ist.“ – Vier Mal.

(C)

⸢Dritte⸣ (Strophe):

„Oh Seth, oh Seth! Oh Elender, oh Elender! Oh Erfolgloser, oh Erfolgloser! Oh Haru, oh Haru (= Sethtier)! Oh Gefallener! Wo immer du auch hin bist hinsichtlich Osiris, ich werde ⸢aussprechen⸣ die Nam(en) der vier großen Tit-Embleme, [x+14,20]die im Benben-Haus in Heliopolis sind: ‚Kleiner‘, ‚Bes‘,1 ‚Kurzer‘, ‚Zwergin‘ – Tod durch Verrat, Verrat, böses Wasser, Verrat, Verrat, Lüge, Lüge – (aber) der Notleidende, der Notleidende, [x+15,1]der [in Heliopolis ist, schläft].1 (Doch letztendlich) [wird Osiris, Erster des Westens, im Triumph über dich hervorgegangen sein.] [Seth, dein Kopf ist geschlagen, dein Ba ist vernichtet.] [Du wirst dich nicht (mehr) nähern, um den Großen Gott zu sehen!] [Los! Erhebe dich, Osiris, Erster] ⸢des Westens⸣! ⸢Siehe⸣, [du] ⸢fällst⸣ [die Rebellen gegen dich, Osiris Wennefer, der im Triumph herausgetreten ist].“ – Vier Mal.

1 Die Korrektur hier folgt der Parallelstelle pNew York MMA 35.9.21, Z. 26.14. Goyon, Le recueil, 103 hat in seiner Übersetzung die Genitivverbindung beihalten, „le petit de Beset, le courtaud de la naine“; dadurch ergeben sich nur zwei Namen für die Amulette anstatt vier.

2
Die ersten Zeilen von Kol. x+15 sind bis auf Reste zerstört. Die Ergänzungen richten sich, wenn nicht eigens kommentiert, nach denen, die Goyon, Le recueil, 103 und pl. XVA nach den Parallelstellen vorgenommen hat. Goyon, Le recueil, 103 ergänzt in seiner Transliteration auf S. 103 am Ende von Z. x+14.20 noch --Lücke-- ⸢ḏdf.t⸣ --Lücke--, was weder in den Parallelstellen vorkommt noch in der Übersetzung auf S. 103 Berücksichtigung fand; in seinem Kommentar S. 104, Anm. 4 verweist er auf wenige rot geschriebene Reste von ḏdf.t „Reptil“, die sichtbar seien, d.h. um gelöschten Text. Quack, in: Welt des Orients 43, 269 moniert, dass pl. XV Z.1-4 ein Fragment falsch angebracht wurde, das pl. XVI, Z.6-9 (ziemlich weit rechts) noch einmal vorkommt. Vergleicht man die Photographie pl. XV und die Transliteration pl. XVA, so stellt sich heraus, dass auf der Photographie 21 Zeilen vorhanden sind, in der Transliteration nur 20 Zeilen. Hier wurde dementsprechend Quack gefolgt, so dass von Z. x+15,1-2 nur noch Reste am Zeilenende vorhanden sind.

(D)

[Vierte (Strophe)]:

„[Oh Seth, wo immer du auch hin bist hinsichtlich Osiris], ⸢der⸣ großen, ehrwürdigen ⸢Mumie⸣, [die im Schlafe liegt: Begib dich nicht über das hinaus, was du früher getan hast!] [Gi]b ⸢dein⸣ [Gesicht] hinter dich, (und) ⸢blicke⸣ [zum] ⸢Os⸣ten des Himmels, dass du deinen Vater [Re]-⸢Har⸣[achte] sehest, [der schläft im Innern des Feuer]⸢beckens⸣.1 [Wenn] du dich näherst, um Macht zu erlangen über den Gottesleib, so ⸢wird er verbrennen⸣. Wenn du aber aufhörst, Böses zu tun (bzw. Wenn du nicht mehr Böses tust), [x+15,5]so wird er [unversehrt sein]. Re ⸢möge⸣ deinen ⸢Kopf schlagen⸣, er [möge] ⸢deinen⸣ Kopf [abschlagen], er [möge] deine Wirbel zerbrechen, er möge deinen Ba vernichten, [er] möge [deinen] ⸢Körper⸣ zurück⸢drängen⸣. Du wirst dich nicht (mehr) nähern, um den Großen Gott zu sehen! Los! Erhebe dich, ⸢Os⸣iris, Erster des Westens! Siehe, ⸢du⸣ fällst [die Rebellen gegen dich], ⸢Os⸣iris Wennefer, der im Triumph herausgetreten ist.“ - Vier Mal. „[Oh], südlicher ⸢Himmel⸣, ⸢nördlicher⸣ Himmel, ⸢westlicher⸣ (und) östlicher, setzt euch [gleichzeitig] in Bewegung. Wenn man nach Os⸢iris Wen⸣nefer fragt, seht: ‚Phoenix‘ sollt ihr ihn bezüglich sagen. Y[ra]⸢ka⸣, Yraka,! ⸢Y⸣[hi]ra⸢ka⸣, Yhiraka!2 Wenn man nach Pharao ⸢LH⸣G fragt, seht: ‚Phönix‘ sollt ihr ⸢ihn bezüglich⸣ sagen.

Osiris Wennefer, der im ⸢Tri⸣[umph] herausgetreten ist!“ – Vier ⸢Mal⸣.

1 Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV sind diese Wörter eindeutig zu sehen. Sie sind nicht in den Paralleltextem erhalten, vgl. Goyon, in: BIFAO 75, 365. Daher geht er in Le recueil, S. 105 Anm. 1 von einem hier abweichenden Wortlaut aus, ergänzt jedoch danach in seiner Transliteration weiter entsprechend der Paralleltexte. Dementsprechend wurde auch hier fortgefahren, dafür ḫftj=f als möglicherweise fehlerhaft gestrichen.

2
Zu den Voces magicae und ihren verschiedenen Graphien in den jeweiligen Textzeugen siehe jetzt Goyon, Le recueil, 105-106 Anm. 3. Ob der erste Konsonant tatsächlich y war, oder dies nur eine falsche Graphie für j „oh“ darstellt, wie es der pNew York MMA 35.9.21, 27,10 andeutet, kann hier nicht entschieden werden.

(E)

[Zu rezitieren] über vier Kugeln [aus] Ton; werde geworfen nach Süden, Norden, Westen (und) ⸢Osten⸣; Variante: ins ⸢Wasser⸣; ⸢Variante⸣:1 es werde ⸢zu⸣ einer Papyrusrolle2 gebunden; werde an seinen Hals gegeben.

Das bedeutet3 seine Rettung vor einem Unglück [x+15,10]auf dem Wasser (oder) an Land. Es ist wahrhaftig ein großer Schutz. Du musst verhindern, dass es irgendjemand ⸢zu Gesicht bekommt⸣!

1 So Quack, in: Welt des Orients 43, 269. Goyon, Le recueil, 107 und pl. XVA ergänzt hier nur das Determinativ zu mw.

2
So Quack, in: Welt des Orients 43, 269. Goyon, Le recueil, 107 und pl. XVA liest hier stattdessen m 6 mḏꜣ.t, die Zahl korrigiert bei Fischer-Elfert, in: Lingua Aegyptia 20, 287 in 7, doch zeigt ein Blick auf die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV, dass die Zahl nicht vorhanden ist.

3
So Quack, in: Welt des Orients 43, 269; dagegen hat Goyon, Le recueil, 107 und pl. XVA sw „ihn“ transliteriert.

§ 441

Weitere Sprüche2 zum Verschließen des Maules irgendeines ⸢Kriechtieres⸣:

„Der Sohn des Re, Pharao L⸢H⸣G, ist der Löwe, der das Firmament mit Licht erfüllt. Er ist Schesemu-[ma]ty,3 dessen beide Arme Re ‚bestrichen‘ hat, damit (er) [= Feinde allgemein?] auf [sein]4 Gesicht fällt. (Du), ⸢der in⸣ seiner Höhle ist: Beiße nicht Pharao L⸢H⸣[G], (denn) er ist Re! Stich ihn nicht, (denn) er ist Chepri! ⸢Hole⸣ [nicht] die Flamme auf deinem Mund gegen ihn hervor, (denn) er ist Heh (= die Unendlichkeit), er ist Neheh (= die Ewigkeit), der Große, dessen Wesenheit in jedem Gott vorhanden sind. Er ist der Löwe; er ⸢schützt⸣ sich selbst; er ist der große ⸢Gott⸣, der ⸢für⸣ seinen Bruder kämpft. (Wenn) er ihn beißt, so wird er nicht (mehr) weiterleben,5 sein Kopf wird sich nicht (mehr) ⸢aufrichten⸣ können. Er ist der Löwe, der die Menschen und die Ach-Geister abwehrt. Er wehrt für ihn ab ⸢jede⸣ männliche Schlange, jede weibliche Schlange etc., die, die mit ihrem Maul zubeißen, die, die ⸢mit⸣ ihrem Schwanz zustechen, an diesem Tage, [x+15,15]in diesem Monat, [in] diesem [Jahr], und zwar über seine (gesamte) Dauer.“

Zu rezitieren über einem Löwen aus Fayence, verziert mit rotem Leinenstoff; werde dem Mann an seine Hand gegeben; er platziert (ihn) als Schutz des Schlafzimmers.

1 Zu diesem Paragraphen gibt es einen Paralleltext, Statue Kairo JE 69771; vgl. J.-C. Goyon, Une parallèle tardif d’une formule des inscriptions de la statue prophylactique de Ramsès III au Musée du Caire (Papyrus Brooklyn 47.218.138, col.x+13 [sic], 9 à 15), in: JEA 57, 1971, 154-159, inkl. einer synoptischen Wiedergabe beider Textzeugen [diese reproduziert in KRI V, 263-265].

2
Diese Lesung nach Quack, in: Welt des Orients 43, 269; tatsächlich ist ktḫ, so wie Quack es notiert, auf der bei Goyon, Le recueil, pl. XV gegebenen Photographie noch leidlich zu erkennen. Goyon, in: JEA 57, 156 liest stattdessen k(y) rʾ, in: id., Le recueil, 108 und pl. XVA stattdessen šdi̯.t nꜣ rʾ.w „Psalmodier les formules“ etc.

3
Siehe LGG VII, 123; diese Gottesbezeichnung ist nur hier und im Paralleltext, Statue Kairo JE 69771, Z. 13, belegt.

4
Quack, in. Welt des Orients 43, 269 möchte anhand der Reste lieber =k lesen, auch weil es im Kontext besser passen würde, doch hat der Paralleltext, Statue Kairo 69771, Z. 13 ebenfalls =f. Daher wurde es hier belassen. Kontextuell ergeben sich keine Schwierigkeiten, wenn dieser Satz als allgemeine Einleitung ohne konkreten Bezug verstanden wird.

5
Beim zweiten nn ꜥnḫ dachte bereits Goyon, in: JEA 57, 157 Fn. 14 an eine Dittographie. Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 269 ist auf dem Original noch ein schwacher roter Strich über beiden Wörtern zu erkennen, d.h. der Schreiber hat es tatsächlich als Dittographie gestrichen. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV ist dies aber nicht sichtbar.

§ 45

Anderer Spruch:

Ich bin der Löwe, der sich selbst schützt, ich bin der, der für seinen Bruder kämpft. Wenn irgendeine männliche Schlange, irgendeine weibliche Schlange (oder) irgendein Skorpion Pharao LHG beißen/stechen sollte, so sollen sie des Todes sein!“

Zu rezitieren ⸢über⸣ zwei Löwen aus Fayence, bei denen die Rückseite des einen zu (der des) anderen von ihnen reicht (= ein Amulett aus zwei Löwen, die an ihren Rückseiten zusammengefügt sind); werde gegeben an seinen Hals.

§ 46

Anderer Spruch:

„Oh Löwe, der im (Gebüsch aus) nꜣw.t-Pflanzen ist (= das giftige Tier): Lasse dein Gift nicht herabkommen gegen Pharao [L]⸢H⸣G, (denn) er ist Isis, wenn sie schwanger ist.“

Zu rezitieren über einem Löwen aus Eisen (bzw. Metall allg.?).

Hat der Mann (ihn) an seinen Finger gegeben zur Reinigung seines Mundes, (so ist dies) ein wirksamer (lit. großer) Schutz gegen jedwede Schlange (und) jedweden Skorpion.

§ 471

⸢Anderer Spruch⸣:

„Oh Löwe, der im2 (Gebüsch aus) nꜣw.t-Pflanzen ist (= das giftige Tier): Halte dich fern von Pharao LHG, (denn) er ist Ina’ef („Der seinen Arm bringt“); er ist gekommen zu dem Ort, an dem Djesertep [x+15,20](„der mit heiligem Haupt“) ist, im Auftrag von Mafdet.“

Der Mann rezitiert diesen Spruch über dem Löwen, der im (Gebüsch aus) nꜣw.t-Pflanzen3 ist.

Keine männliche (oder) weibliche Schlange wird ihn beißen. Wahrhaft wirksam! Millionenfach!

1 Der § 47 ist eine Parallele zu § 28; siehe Goyon, Le recueil, 63 mit einer synoptischen Wiedergabe.

2
Diese beiden Wörter sind laut Quack, in: Welt des Orients 43, 269 noch vom Schreiber persönlich getilgt worden, wovon eine blasse rote Linie, die am Original zu erkennen ist, zeugt. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV ist sie nicht zu sehen.

3
Quack, in: Welt des Orients 43, 269 möchte hier šbd n lesen, d.h. šbd n nꜣy „Stock von der nꜣy-Pflanze“.

§ 48

Anderer Spruch:

[x+16,1]Zu rezitieren (?):1 „⸢Ic⸣h bin ⸢.⸣[.. … …] ⸢im?⸣ Bauch des Re; euer/ihr [… …]; [haltet] euch [fern] ⸢von⸣ (meinem) Sohn ⸢Horus⸣ […] Ach-Geist.“2

Zu rezitieren [über … zur Zeit der] Abenddämmerung.

Sobald Re die [Feind]e [Pharaos] LHG (und) deines Sohnes Horus zu Fall gebracht hat, ist die Dorkasgazelle3 (als Opfertier) (?) rein.

1 Hier wird Quack, in: Welt des Orients 43, 269-270 gefolgt, der notiert, dass k(y) rʾ noch am Ende von Z. x+15,20 steht (auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV ist dies erkennbar), sowie, dass zu Beginn von Z. x+16,1 wahrscheinlich ḏd-mdw gestanden hat. Goyon, Le recueil, 111 und pl. XVA stellt k(y) an den Beginn von Z. x+16,1, und rekonstruiert danach ⸢šp⸣ „sois conjuré“.

2
Dieser Satz ist zu zerstört, um einen sinnvollen Zusammenhang rekonstruieren zu können.

3
Die Lesung des Tieres folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 270; nach ihm ist das erste Zeichen, das Goyon als (V28) identifiziert, nicht existent. Die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XV zeigt, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit so verhält. Goyon, Le recueil, 112 mit Anm. 1 liest stattdessen ḥtꜣw, mit unsicherer Übersetzung „la vermine grise (?)“.

§ 49

Anderer Spruch:

[Ich (?) bin …]; ich bin gekommen, ich habe meinen Schutz vollzogen, den Schutz Pharaos [LHG; (denn) er ist Horus, der [Sohn] ⸢des Osiris⸣. Führt nicht aus, was ihr an ihm (zu tun) wünscht, so dass [die Kinder (?) der Selket (?)]1 aus der Erde kommen können, um ihre Arbeit zu erledigen, (denn) er ist das ⸢Messer, das in⸣ (meiner) Hand ⸢ist⸣; ‚Der-mit-scharfem-Stein‘ ist sein Name.

[x+16,5]Du rezitierst2 es in der Nacht, am Tage, [zu] ⸢jeder⸣ [Zeit (?)].3

1 Tentativer Ergänzungsvorschlag von Goyon, Le recueil, 113 mit Anm. 2.

2
So Quack, in: Welt des Orients 43, 270; gegen Goyon, Le recueil, 113 und pl. XVIA liest nn. Anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI ist keine eindeutige Entscheidung möglich; auf einem dem Übersetzer zur Verfügung stehenden Farbphoto ist aber eher mdw statt nn zu erkennen.

3
nw ist ein Ergänzungvorschlag von Goyon, Le recueil, 113 mit 114 Anm. 4. Eine Alternative, die er nennt, wäre wnw.t „Stunde“. Beide Ergänzungen würden nach ihm die Lücke recht gut ausfüllen. Wie Quack, in: Welt des Orients 43, 270 noch anmerkt, ist das nb am Ende des Satzes unter dem vorangehenden Determinativ (Sonnenscheibe) noch deutlich sichtbar, was sich mit einem Blick auf die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI auch bestätigen lässt. Dort ist außerdem zu erkennen, dass das m am Anfang der Lücke noch halb erhalten ist.

§ 50

Anderer Spruch:

„Es betritt der NN, den die NN geboren hat, den Erdboden am Nun: (Du), der in Heliopolis ist, der schläft, der große Leichnam in Heliopolis, der große Ba, der ⸢lebendig ist⸣, der ⸢der⸣ in Theben ist – Variante: Heliopolis –: Komm, ⸢du⸣ mögest veranlassen, dass mir der Erdboden in der Nacht kühl wird. Komm! Du mögest aufstehen, wegen des weiblichen Wurms,1 des männlichen Wurms,2 der Rer(?)-Schlange, der ⸢Qedeš⸣(?)-Schlange, der Schlange Mehebu, des Skorpions, der Pedti-Schlange, allen Zähnen! Halte dich zurück, du Gift3 jeder ⸢Raʾ⸣(?)-Schlange; falle hinab auf den ⸢Gebel/Wüstenboden⸣, (du Gift der) N[a]y-Schlange, der Ka-nay-Schlange, der Šar-Schlange,4 der Serati-Schlange! Ba des Horizonts, [I]ruka, [x+16,10]komm! ⸢Sohn⸣ des Ibta-ibta-rati, ⸢der Uräus⸣ bringt dich zu Fall, ich schließe dich ab (d.h. ich verschließe deinen Mund). (Denn) ich bin Pre, der veranlasst, dass der Erdboden abkühlt, ich bin Nefertem, der Berg aus Kupfer. Der du gekommen bist als Ineš-Schlange, (du) weiblicher Wurm, ⸢Qed⸣eš, du wirst nicht dem glühend heißen Feuerbecken5 entgehen! Senke (lit. setze) dein Haupt; ‚Böser Tag‘ ist dein Name! Oh du großer Ba, der lebendig ist, … (?),6 mit rot(glühend)en Augen, der ⸢die Ba-Macht⸣ der Götter für sie ⸢spitz (d.h. scharf) macht⸣: Ich bin gekommen aus ⸢Pe⸣, ich habe mich niedergelassen in De⸢p⸣. Wenn der NN, den ⸢die NN⸣ geboren hat, zur Existenz gelangt, (so) ist er [Tja(?)]sepy.7 Oh, Jubel/Ruhm dir, Ba, Zugvogel (?),8 Triumphierender, der über ihnen jubelt! Ja, ‚Wütender(?)9-Vagabund-des-Hügels‘ (o.ä.) ist dein Name, ⸢wahrlich, wahrlich⸣! Komm doch, zu10 NN, den die NN geboren hat, und rette ihn vor der zubeißenden Schlange!

1 Geschrieben als ein Wort: tfn.t; siehe Goyon, Le recueil, 116 Anm. 3.

2
Geschrieben als ein Wort: pfjn.t; siehe Goyon, Le recueil, 116 Anm. 3.

3
Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI vor mtw.t noch klein geschrieben der Artikel zu erkennen. Dafür steht direkt davor, als Determinativ von šnꜥ, nicht die laufenden Beine (D54) und darunter ein t (X1), sondern mit Quack, in: Welt des Orients 43, 270 das Bein (D56).

4
Nach Goyon, Le recueil, 117 Anm. 10 liegt wahrscheinlich eine Abkürzung des geläufigeren Schlangenterminus jqšr vor.

5
So Quack, in: Welt des Orients 43, 270. Goyon, Le recueil, 114 und pl. XVIA liest ⸢n⸣ ḫ[.t] „dem Feuer“.

6
Das logographische geschriebene Wort, nach der Wiedergabe bei Goyon, Le recueil, 114 und pl. XVIA der waagerechte Finger (D51) mit darunter befindlichem Logogrammstrich, vermag ich nicht zu lesen bzw. zu interpretieren. Goyon, Le recueil, 118 Anm. 19 liest unter Vorbehalt ꜥn.t, seine Übersetzung S. 115: „(Ô grand Bai vivant) au Griffu(?)“ ist aber eine reine Verlegenheitslösung.

7
Unsichere Ergänzung; vgl. Goyon, Le recueil, 118 Anm. 21.

8
Zu dieser Korrektur siehe Goyon, Le recueil, 118 Anm. 22; sie ist jedoch nur geraten.

9
Dieses Wort ist logographisch mit dem Sethtier geschrieben. Die Lesung nšny ist daher tentativ; siehe Goyon, Le recueil, 118 Anm. 23.

10
Dieses n hat Goyon, Le recueil, sowohl in seinen Transliterationen S. 115 und pl. XVIA übersehen; vgl. Quack, in: Welt des Orients 43, 270, der diesen Fehler notiert. Dadurch wird der „NN“ in Goyons Übersetzung zum aktiven Beschützer, nicht zu der Person, die gerettet werden muss: „Viens donc Un Tel né d’Une Telle et sauve-le du serpent qui mord!“

x+16,15-17,16 (= §§ 51-55) Teil 5: Sammlung von Sprüchen zum Fangen von Reptilien

§ 51

Die1 Sprüche zum Fangen einer Schlange (?).2

Du sollst nicht nachlässig sein dabei. Dann sagst du zu einer männlichen (oder) zu einer weiblichen Schlange, und ebenso gegen eine Urweltschlange, was immer auch (ihre) Farbe oder ihre konkrete Gestalt sei: Ich bin der Erbe des Re, ich bin der Schweiß ⸢des⸣ Ptah, ich bin das Wasser des Atum,3 der in/auf dem Türkisland gesessen hat,4 ich bin die Zähne des Osiris. ⸢Was⸣ den betrifft, der sich gegen mich manifestieren wird, so wird er sich manifestieren gegen den, der in der Tepehet-djat-Höhle (= das Serapeum) in Memphis ruht. ___ (?)5 ⸢meine⸣ Hand, ⸢um⸣ zu ergreifen den Phallus des Koṯaru (?)6 – ‚der, [x+16,20]der in meiner Hand ist, klagt,‘ sagen sie; Isis ist (ihm) feindlich gesonnen!! Siehe, Löwe! Siehe, Löwe! ⸢Oh⸣ gib dein Auge, Waka, (denn) diese werden deinen [Namen] berichten, diese werden berichten, dass dein Name Qenšaba7 ist. Du bist ein Toter; ⸢diese⸣, die er8 beklagt, sind diese Lebenden, (da) diese von Tatenen erschaffen wurden. Siehe, (er ist) ein Sohn der Ma(fde)t!“

[x+17,1][Dieser Spruch werde] ebenso9 [gegen] [Skorp]⸢ion⸣e [rezitiert]; ⸢die Götter⸣ […].10

1 Die Lesung folgt hier Quack, in: Welt des Orients 43, 270, der sie anhand einer Autopsie am Original vornahm. Goyon, Le recueil, 121 und pl. XVIA hat stattdessen kj.w „andere“. Anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI kann dies nicht entschieden werden, aber die dem Übersetzer zur Verfügung gestellten Farbaufnahmen zeigen recht eindeutig nꜣw.

2
So die Lesung von Quack, in: Welt des Orients 43, 270. Goyon, Le recueil, 120 und pl. XVIA liest hier stattdessen ⸢ḏd⸣f.t „Reptil; Gewürm“. Anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI kann dies nicht entschieden werden. Die dem Übersetzer zur Verfügung gestellten Farbaufnahmen zeigen jedoch, dass die Zeichengruppe, die das vermeintliche ḏd von ḏdf.t bildet, die Determinative von ṯꜣi̯ sind, die bei Goyon als zerstört ausgewiesen sind. Danach ist der Raum zu klein für eine ausführliche Schreibung für ḏdf.t, es sei denn, der Schreiber ist hier sehr minimalistisch vorgegangen. Andererseits sind die erhaltenen Schriftreste nicht mehr ausreichend genug, um die Konsonanten und f, oder auch das Schlangendeterminativ (I14) verifizieren zu können. Daher wurde die Lesung als unsicher gekennzeichnet.

3
Spielerische Schreibung; siehe Goyon, Le recueil, 122 Anm. 4.

4
Hinter ḥmsi̯, über dem Artikel pꜣ folgt n, nicht k; so Quack, in Welt des Orients 43, 271; anhand der Photographie bei Goyon, Le recueil. pl. XVI ist ebenfalls n wahrscheinlicher als k. Mit Quack liegt hier ein periphrastisches Partizip des Typs j:jri̯ sḏm vor.

5
Das erste Wort des Satzes ist aufgrund des schwierigen ersten Zeichens, das Goyon, Le recueil, 120 und pl. XVIA als T19 (Knochenharpune; Lautwerte qs und qn) identifizieren will, nicht sicher bestimmbar. Goyon, Le recueil, 121 mit 123 Anm. 11 lehnt die naheliegende Lesung qsn „schwierig; schmerzhaft“ aufgrund des Kontextes ab und schlägt gn „mächtig; angesehen sein“ (Wb 5, 173.3; WCN 167400) vor. Quack, in: Welt des Orients 43, 271 lehnt die Lesung gn aus orthographischen Gründen ab; er schlägt die Lesung jhw vor, d.h. das problematische erste Zeichen liest er M17 (j), den Strich danach sowie den vermeintlichen nw-Topf als O4 (h). Ein Lexem jhw bzw. jh mit einer hier sinnvollen Bedeutung ist aber nicht belegt, und Quack bietet auch keine Übersetzung an, vielmehr stellt er nur die Vermutung an, dass in diesem Satz eine Menge fremdsprachiges Wortmaterial versammelt ist. Daher wurde sich hier entschieden, dieses Wort in der Übersetzung offenzulassen.

6
Vgl. Quack, in: Welt des Orients 43, 271; es handelt sich nach ihm um den nämlichen ugaritischen Gott. Goyon, Le recueil, 123 mit Anm. 13 denkt an eine spielerische Graphie für kꜣ wsr „mächtiger Stier“.

7
Die erste Gruppe möchte Quack, in: Welt des Orients 43, 271 nicht qn, sondern nn lesen. Die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVI macht aber qn wahrscheinlicher.

8
 So Quack, in: Welt des Orients 43, 271; Goyon, Le recueil, 121 und pl. XVIA hat den geschwungenen Strich nicht als =f interpretiert, sondern ein „sic“ darangesetzt.

9
Quack, in: Welt des Orients, 43, 271 deutet die erhaltenen Reste des Rubrums als ⸢ḏ⸣[d]-mdw ḥr statt mj.tt, d.h. nach ihm beginnt das Rubrum erst an dieser Stelle, und der verlorene Text zuvor hätte einen anderen Wortlaut. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVII sind die sichtbaren Reste jedoch zu blass, um die eine oder andere Deutung bestätigen zu können. Auch die dem Übersetzer zur Verfügung gestellten Farbaufnahmen bieten hier keine Eindeutigkeit.

10
Die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVII macht deutlich, dass zwischen nṯr.w und k(y) rʾ, mit dem der nächste Spruch beginnt, noch einige Schriftquadrate, die verloren sind, vorhanden waren. Dies ist auch bei Quack, in: Welt des Orients 43, 271 notiert. Dagegen hat Goyon in seiner Transliteration auf S. 121 und in pl. XVIIA die Lücke ignoriert, auf S. 121 in seiner Übersetzung jedoch berücksichtigt: „Les dieux [sont en paix (?) …].“ Vor ky rʾ wurde möglicherweise auch wieder ein Schriftquadrat frei gelassen. Dies ist auf der Photographie nicht eindeutig zu erkennen.

§ 52

Anderer Spruch, um [irgendwelche Schlangen (?)] zu fangen:

„[Du mögest erblinden (?)], ⸢Schwarz⸣[gesicht], ⸢Rot⸣haut, der sich fort[bewegt] ohne Beine, der dahineilt ohne Finger.1 ⸢Wohin⸣ [bist du]? Oh (?) […] dir Brot zu bringen (?).2 Die Götter haben sich erhoben, bewehrt mit [Messer], Schild und Lanze, [mit] einem [Do]⸢lch⸣ in ⸢deinem⸣ Rücken. (Wenn) du deinen Kopf ⸢hebst⸣, wird Re ihn vernichten. (Wenn) du deine Augen öffnest, wird Horus sie vernichten. Du bist wie das feine Leinen [x+17,5]in der Hand des Beschwörers! Steh auf! Komm! So spricht Sepertu-en-es.“

1 Goyon, Le recueil, 124 mit Anm. 1 ergänzte den Beginn tentativ nach dem ähnlich beginnenden Spruch 9 auf der Heilstatue Kairo JE 69771 (ed. E. Drioton, ASAE 39, 1939, 57-89; KRI V, 261-268), Z. 27.

2
Quack, in: Welt des Orients 43, 271 erwägt hier die Lesung ⸮rḏi̯? n⸮=j?.

§ 53

Ein anderer Spruch für die Beschwörung:

„Deine Kiste ist im Holzkohlenfeuer. Du wurdest gebildet als Blut des1 Seth, du wurdest geformt als Sohn der Nut. Die vier Ecken des Hauses halten dich gefangen, und alle Feinde, die darin sind. Ich bin rein gegen diese Schlange, meine Glieder sind rein gegen dich. Du mögest ausfließen aus dem Gesicht!“

1 Die Lesung n statt =f (so Goyon) nach Quack, Welt des Orients 43, 271. Sie wird durch einen Blick auf die Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVII bestätigt.

§ 54

Anderer Spruch:

(Oh) Du, Renenutet dieses Hauses, die darin1 gepriesen wird: Gib bestes Öl auf (meinen) Kopf, gib Gummi an mein Ohr, zusammen mit den Kräutern des Horus, die unter dem Boden der Haustür sind, während [x+17,10]⸢du zurückweist⸣ jeden [Menschen] unter den Boden dieser Haustür. Wütende (?),2 wenn dein Mund positiv gestimmt (lit. süß/angenehm) ist, wird man hinausgehen.3 We[nn] ⸢dein Mund⸣4 (aber) negativ gestimmt (lit. böse) ist, wirst du zum Feind (und) Widersacher. Mein Bett ist eine Schlange, (meine) Matte ist eine Schlange, (doch) ich bin die, die (es) darüber [verschließt?].5

1 Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 271 ist hier eine Korrektur vorgenommen worden, indem das =f rot durchgestrichen worden ist, und stattdessen sei das Zeichen A1 (=j) hinzugefügt worden. Auf der Photographie bei Goyon, Le recueil, pl. XVII ist von dieser Hinzufügung nichts zu sehen, der vermeintliche Korrekturstrich ist nicht vorhanden oder zu blass, um ihn zu erkennen. Im Kontext macht auch eher =f Sinn als =j.

2
 nšn.t: Das Wort ist logographisch mit dem Sethtier geschrieben. Dem Kontext nach handelt es sich um eine Anrede bzw. ein Prädikat der Renenutet.

3
Die Übersetzung dieses und des nächsten Satzes folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 271. Goyon, Le recueil, 126 hat stattdessen: „Fureur si ta geule est elémente car on sortira …“.

4
Quack, in: Welt des Orients 43, 271 notiert, dass er in der Lücke an dieser Stelle ein weiteres kleines Fragment unterbringen konnte, das die Lesung rʾ=t bestätigt, doch das Wort danach ist bjn zu lesen, nicht qsn, wie Goyon, Le recueil, 126 und pl. XVIIA es tat.

5
Nach jnk ergänzt Goyon, Le recueil, 126 und pl. XVIIA im zerstörten Teil noch einmal ḥf(ꜣ). Nach Quack, in: Welt des Orients 43, 271 steht nach der Einfügung eines kleinen Fragments am rechten Rand der Kolumne auf Höhe von Z. 11 bis 12 das Zeichen S20 („Siegelring“), so dass zuvor in der Lücke wohl ḫtm „versiegeln; verschließen“ zu ergänzen ist.

§ 55

Anderer Spruch:

Ich bin Neith, die aus einem heiligen Ei herauskam, ich bin das Salbgefäß, [aus]1 dessen Kopf die Fayence hervorkam. Ich fungiere als2 Schutz aus Feuerstein für Horus. Stimme des Feindes des Himmelsgewölbes oder des Schreines: Erhebe dich, [komm]! Du bist nicht gegen mich! Der große Leichnam des Atum ist es; du bist gegen ihn!“

Zu rezitieren über 4 [aus] [x+17,15]Binsen (geflochtenen) Knoten. Wenn du es gegen eine Schlange sprechen willst, so mögest du es vier Mal aussprechen. Du sprichst es gegen ein Krokodil: Du3 machst es zu vier Kugeln aus Ton, die mit folgenden Namen versehen sind: Isis, Nephthys, Neith, Selket.

Es ist zu Ende.

1 Die Ergänzung des m folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 271, obgleich er ḥr ergänzen wollte, welches jedoch nicht so gut zu pri̯ passt wie m.

2
Die Lesung zu Beginn – jw=j n – sowie die Übersetzung folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 271. Goyon, Le recueil, 127 und pl. XVII las jm=j (M17, G17, B1), dann ḏi̯ (=D37); jm=j stellte er noch zum vorangehenden Satz („je suis le balsamiere scellé et c’est de moi qu’est issu Celui dont la tête est étincelante“), danach ließ er einen neuen Teilsatz beginnen: „celui qui accorde la protection d’Horus.“

3
Die Lesung des Suffixpronomens folgt Quack, in: Welt des Orients 43, 271. Goyon, Le recueil, 127 und pl. XVIIA las stattdessen r (D21), d.h. er erhielt einen Imperativ.