Doppelstatue Cairo JE 69771

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Egyptian Museum

Inventarnummer: JE 69771

Erwerbsgeschichte

Drioton 1939a, 57 gibt an, dass die Doppelstatue während einer unter Aufsicht des Service des Antiquités durchgeführten privaten „sondage“ in der Wüste östlich von Kairo gefunden wurde und so ins Ägyptische Museum Kairo gelangte. Sie bekam die Inventarnummer JE 69771. Sicherlich fand die Sondage 1938 statt (so auch Raue 1999, 474), denn einige Fragmente einer weiteren, zur gleichen Zeit dort gefundenen Statue aus dunkelrotem Quarzit wurden als TR 6/10/38/1.A-C inventarisiert (d.h. 6. Oktober 1938, 1. Objekt: siehe Drioton 1939a, 58 Anm. 1).

Herkunft
Nildelta » südliches Delta » östlicher Teil » Heliopolis

Die Doppelstatue wurde in der damaligen Wüste östlich von Kairo und nördlich vom Moqattam-Plateau gefunden, genau genommen 4 Kilometer südlich vom Flughafen al-Māẓa (ألماظة, bei Drioton „Almaza“ und „Almazah“ transliteriert), dem alten Flughafen von Heliopolis (Drioton 1939a, 57; laut Plan VI bei Drioton ca. 9 km östlich der Zitadelle und 5 km südlich vom Zentrum des modernen Heliopolis, d.h. ca. 10 km südlich vom antiken Heliopolis und ca. 4 km östlich vom Gebel el-Ahmar). Heute ist dieses Gebiet ein Teil von Nasr City, eingegrenzt durch die Straßen Mustafa al-Nahas Str., Abu al-Ataheya Str., Ahmed al-Zomor Str. und Nagaty Serag Str. (vgl. die georeferenzierte Karte von 1914 und aktuelle Satellitenphotos bei https://www.almadaq.net/en/maps/). Die Statue wurde auf einem niedrigen Hügel in senkrechter Position unter 2 m Schutt entdeckt. Sie kann aber kaum in situ gewesen sein, denn das Gebäude, in dem die Statue einst gestanden hat, war bis auf zahlreiche Fragmente aus kristallinem Sandstein gänzlich verschwunden (Drioton 1939a, 57–58, 86; Drioton 1957, 55–56). Laut Beschreibung und Planskizze bei Drioton 1939a und 1957 liegt der Fundort auf einem niedrigen Hügel auf der linken Seite vom Rôd en-Nahadein (Rawḍ al-Nahadayn „der Gartenbereich der beiden Hügel in Form von Brüsten“), einer kleinen Schlucht, die vom Nordrand des Moqattamplateaus hinunterkommt, unmittelbar nördlich vom Darb el-Tuwara („Piste der Tuwara-Beduinen“), einer Piste von Kairo nach Suez. Am selben Ort wurden Fragmente aus dunkelrotem Quarzit einer weiteren Statue, vielleicht ebenfalls von Ramses III., gefunden. In Spruch 10 wird eine Beobachtungsstätte Ramses' III. genannt, vielleicht die Bezeichnung des antiken Ortes, wo die Statue aufgestellt war.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie » Ramses III. Usermaatre-Meriamun

Die Doppelstatue eines Königs und einer weiblichen Person ist mit den beiden Kartuschen Ramses' III. versehen. Außerdem ist einer der magischen Texte für seinen Schutz bestimmt, weshalb die Statue in seine Regierungszeit datiert (1187–1157 v. Chr.).

Textsorte
Rezitation(en)
Inhalt

Auf der Vorderseite, zwischen den beiden Köpfen und zwischen den Beinpaaren, sowie auf dem Sockel stehen die beiden Kartuschen Ramses' III. Auf den beiden Seiten des Thrones und auf der Rückenplatte sind zehn magische Sprüche geschrieben, jeweils zwei auf den Seiten sowie sechs auf der Rückenplatte. Die zehn Sprüche gegen giftige Schlangen und Skorpione wurden von Drioton durchnummeriert, zunächst Nr. 1–2 gegen Skorpione auf der königlichen Thronseite (links aus der Zuschauerperspektive), dann Nr. 3–4 gegen Hornvipern auf der weiblichen Thronseite, schließlich Nr. 5–10 auf der Rückenplatte. Laut Stegbauer (2015, 128 und vgl. 205–223) unterliegt die Anordnung einer klaren Struktur. Die Nr. 1–2 gegen Skorpione sind kurativer Natur, die Nr. 3–4 gegen Vipern prophylaktischer Natur (Nr. 4; anders Stegbauer 2015, 210: reaktiv). Die Sprüche auf der Rückenplatte fangen vermutlich erneut mit einem Spruch (Nr. 5) kurativer Natur gegen Skorpione an. Die Sprüche 6–8 sind allgemein gegen bissiges Getier und könnten am Morgen (Nr. 6: Schutz des Leibes), am Abend (Nr. 7: Schutz des Bettes) und um Mitternacht (Nr. 8: Schutz vor der Apophisschlange) präventiven Schutz bieten. Der Spruch gegen eine Hornviper (Nr. 9) ist dann wieder kurativer Natur, während der letzte Spruch gegen einen unspezifischen Dämon schließlich präventiv ist und den Aufstellungsort der Statue mit einbezieht. Spruch 7 ist spezifisch als Schutz Ramses' III. formuliert.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Fundort am Anfang einer Wüstenpiste in Richtung Rotes Meer (Suez), an einem Punkt, an dem das Niltal am Horizont verschwand, und der Inhalt der magischen Sprüche gegen Skorpionstiche und Schlangenbisse sprechen für einen Aufstellungsort an einer Gebetsstelle oder in einem Schrein, wo der Reisende sich magischen Schutz vor den Gefahren der Wüste versprach (vgl. Drioton 1939a, 86–88; Drioton 1957, 59; Grandet 1994, II, 56 [Anm. 222] und 257 [Anm. 931]; Raue 1999, 29; Darnell 2002, 113; Somaglino & Tallet 2011, 366; 2013, 514–515). Der Aufstellungsort könnte daher eine Art von Karawanenheiligtum sein. Sofern die im Text erwähnte Bezeichnung „Beobachtungsposten“ relevant ist, könnte sich die Gebetsstelle an einem Wachposten am Ende der Wüstenpiste befunden haben. Roeder 1961, 147–148 erwägt, dass die Statue zunächst den König Ramses III. selbst schützen sollte, z.B. während der Jagd in der Wüste, und erst in zweiter Instanz sonstige Reisende. Ob Wasser über die Statue gegossen wurde, das anschließend aufgefangen und als geheiligtes Wasser getrunken wurde, ist unsicher (keine Auffangvorrichtung an der Statue und vielleicht erst eine jüngere Praxis des 1. Jahrtausends: vgl. Quack 2018, 97–98).

Material
Nicht Organisch » Stein » Quarzit
Objekttyp
Artefakt » Skulptur » Statue / Figur
Technische Daten

Die Doppelstatue hat die Maße 1,55 × 0,84 × 0, 84 m (Höhe × Breite × Tiefe) (Drioton 1939a, 57, Anm. 1) und besteht aus rosa Quarzit (so Drioton 1939a, 57; Stegbauer 2015, 127 spricht von Rosengranit). Es sind zwei sitzende Personen zu erkennen, ein Mann rechts und eine Frau links (aus der Perspektive der Statue), wobei nur noch der Mann annähernd vollständig ist. Allerdings sind sein Gesicht, seine Arme und seine Beine absichtlich beschädigt worden. Aufgrund des Ornats (Nemes-Kopftuch und Zepter) ist er als König zu identifizieren, der durch den daneben geschriebenen Namen als Ramses III. bezeichnet wird. Auf seinem Kopf befindet sich ein Skarabäus, der den morgendlichen Sonnengott Chepri darstellen soll und dem König regenerative Kraft verleiht (Minas-Nerpel 2006, 418). Der Oberkörper der weiblichen Person links (eine Königin oder eine Göttin) wurde gezielt abgeschlagen, die Figur ist nur noch bis zum Bauchnabel erhalten. Sie hat ihre rechte Hand auf die rechte Schulter von Ramses III. gelegt. Aufgrund dieser Geste und des Inhalts der Sprüche ist zu vermuten, dass es sich hier um eine Göttin handelt, die Ramses III. beschützen soll (Drioton 1939a, 58 Anm. 3 meint allerdings, dass die Abwesenheit eines Lebenszeichens in der Hand der Frau vielleicht eher für eine Königin spricht; Roeder 1961, 145-146 vermutet (die Zaubergöttin) Isis in ihrer Gestalt als (Skorpionsgöttin) Selket oder die Königin; Stegbauer 2015, 128 entscheidet sich für eine Göttin und vermutet Isis oder Selket). Irgendwo in Nasr City, vermutlich näher zum Gebel el-Ahmar, wurde 1972 eine weitere Doppelstatue von Ramses III., diesmal mit der Göttin Hathor, entdeckt (Leclant 1973, 397; zur möglichen Lokalisierung des Fundorts vgl. Bakry 1971, 17). Vielleicht ist die weibliche Person von unserer Doppelstatue ebenfalls Hathor, die Herrin vom Roten Berg (Gebel el-Ahmar). Somaglino und Tallet nennen die Göttin Hathor und erwähnen, dass Hathor Wüstenexpeditionen zu den Gesteins- und Mineralminen im Allgemeinen und zum Sinai insbesondere schützte (2011, 366; 2103, 514–515).

Die linke und die rechte Seite des Thrones, auf dem die beiden Figuren sitzen, wurde mit zehn bzw. elf Zeilen in Hieroglyphen beschriftet. Auf der Rückseite des Thrones und auf der etwas schmaleren Rückenplatte der beiden Figuren stehen insgesamt 28 Zeilen. Die obersten beiden Zeilen auf der Rückseite sind durch die Zerstörung der einen Sitzfigur fast komplett verloren, die nächsten sieben nur ca. zur Hälfte erhalten.

Um die linke, rechte und vordere Seite der Basis zieht sich eine weitere, großformatige Textzeile, die die Thronnamen und Geburtsnamen Ramses’ III. enthält. Die Rückseite der Basis geht ohne Trennung in den Thron über und ist somit Teil der rückwärtigen Inschrift.

Schrift
Hieroglyphen » reguläre Hieroglyphenschrift

Eingeschnittene Hieroglyphen in horizontalen Zeilen. Die auf den Thronseiten sind zur Vorderseite hin orientiert, die auf der Rückenplatte sind von rechts (Seite des Königs) nach links (Seite der Göttin/Königin) eingraviert. Wegen des schwer zu bearbeitenden Quarzitgesteins sind die Zeichen nicht immer klar identifizierbar.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » spätes Mittelägyptisch mit neuägyptischen Einflüssen

Die Sprüche sind nicht in einem Guss konzipiert, sondern bilden ein Kompendium von schon existierenden Sprüchen aus dem späten Mittleren Reich und der 18. Dynastie. Zumindest Spruch 6 ist durch zwei Papyri aus dem späten Mittleren Reich belegt, die Sprüche 7 und 8 durch (jüngere) Papyri aus der Spätzeit. Für Drioton 1939a, 84–85 (vgl. Drioton 1957, 61) stammen die Sprüche 1–6 und 9–10 aus dem Mittleren Reich, unter Verwendung von älteren Elementen, während Spruch 7 „sûrement“ von einer „haute époque“ stamme, d.h. noch älter sei (für die Datierung von Spruch 7 ins Alte Reich siehe auch Drioton 1957, 65 und Goyon 1971, 158, Anm. 5). Anders sieht es Quack 2018, 77 mit Anm. 166, für den die Sprüche 1–2 und 4–5 sprachlich kaum vor dem Neuen Reich ansetzbar sind. Spruch 8 ist durch den Papyrus Bremner-Rhind (spätes 4. Jh. v. Chr.) bekannt, dessen Abfassung in der 19. Dynastie vermutet wird (Lustmann 1999; aber vgl. Quack 2018, 68–73).

Spruch 1: Demonstrativpronomen pꜣj (Z. 3) in der Orthographie pꜣy (für Possessivartikel pꜣy=(j)?) erscheint erst im späteren Mittelägyptisch (späte 12. Dyn.); der Göttinnenname Tꜣ-bjṯ.t ist mit dem Artikel tꜣ geschrieben, ebenfalls kein älteres Mittelägyptisch. Die Verwendung des Bewegungsverbs ḥn für älteres jwi̯ (vgl. Z. links 4 ḥn=f snb n mw.t=f mit Z. Rückseite 28 jmi̯ jwt zꜣ=j Ḥrw n mw.t=f) (s. Peust 2007). Für Drioton 1939a, 69 Anm. (g) ist die Verwendung der Konjunktion ḏr + sḏm=f (Z. links 5) sicherlich „archaisch“, aber sie ist noch in der 18. und frühen 19. Dynastie produktiv belegt. Laut Quack 2018, 77 mit Anm. 166 ist Spruch 1 sprachlich kaum vor dem Neuen Reich ansetzbar.

Spruch 2: Artikel tꜣ in tꜣ mtw.t nšni̯.tj (Z. links 8), es sei denn, dass tꜣ noch das Demonstrativum mit deiktischer Funktion in magischen Texten ist (Fischer-Elfert 2021); Artikel pꜣ in der substantivierten Relativkonstruktion pꜣ n.tj pzḥ(.w) (Z. links 10) ist nicht vor der späten 12. Dyn. belegt und eher frühes Neuägyptisch. Imperativ feminin (?) pri̯.t m ḥꜥw-nṯr. Laut Quack 2018, 77 mit Anm. 166 ist Spruch 2 sprachlich kaum vor dem Neuen Reich ansetzbar.

Spruch 3: Prothetische Relativform j:ḏd.t=f nb(.t) (Z. rechts 3-4). Konstruktion ḏr wnn.w Wsjr ꜥnḫ(.w) (Z. rechts 5-6). Vielleicht jn-Konstruktion, wobei jn neuägyptisch als m geschrieben ist (Z. rechts 6: m Ḥr.w sbꜣ (w)j r mdw.t). Für Drioton 1939a, 73 Anm. (g) ist die Verwendung der Konjunktion ḏr + sḏm=f (Z. rechts 5) sicherlich „archaisch“ (aber sie ist noch in der 18. und frühen 19. Dynastie produktiv belegt), auch das anschließende wn.w und insgesamt die Verteilung von sḏm=f und sḏm.n=f in diesem Spruch.

Spruch 4: Aufforderung my-n, Verwendung des Demonstrativums pꜣj Mn.tj und des Artikels pꜣ ḫrw.y n.j Ḥrw (Z. rechts 8) und Imperativ Feminin mj.t (j)r=ṯ n=j (Z. rechts 10) sind Neuägyptisch. Aber auch Partikel jꜣ aus dem Alten Reich im oder vor dem Namen der Horusfrau jꜣ ꜥš(.t?)=j-ḫr=s. Laut Quack 2018, 77 mit Anm. 166 ist Spruch 4 sprachlich kaum vor dem Neuen Reich ansetzbar.

Spruch 5: Vielleicht Proklitisches Pronomen tw=j (?; Rückseite 3). Artikel pꜣ in der substantivierten Relativkonstruktion pꜣ n.tj pzḥ(.w) (Z. Rückseite 5) ist nicht vor der späten 12. Dyn. belegt und eher frühes Neuägyptisch. Laut Quack 2018, 77 mit Anm. 166 ist Spruch 5 sprachlich kaum vor dem Neuen Reich ansetzbar.

Spruch 6: Bekannt aus dem späten Mittleren Reich (pRamesseum X und XVI). Status Pronominalis von mk.t als mk.ṱ=f in neuägyptischer Orthographie.

Spruch 7: Mittelägyptisch, aber inhaltlich aktualisiert für Ramses III. Negation nn geschrieben als n(n) (Z. Rückseite 16). Verwendung von ẖr.t=s jsṯ ist laut Goyon 1971, 157 Anm. 19 und 158 archaisch (wegen der Partikel jsṯ am Ende). Laut Drioton 1957, 65 sprachlich vielleicht aus dem Alten Reich. Textparallele in Papyrus Brooklyn 47.218.138 aus der 26. Dynastie.

Spruch 8: Z. 18 Prospektiv mit Augment j:, geschrieben r, in r:ḫr=k ḥr ḥr=k. Negation nn geschrieben als n(n) (Z. Rückseite 19: n(n) pḥ.tj=k und Z. 22-26). Neuägyptische Orthographie .tw für Stativendung .tj (Z. Rückseite 20: jw=k wḏ.tw n jm.jw-nm.t). Differenzierung von wnm: „essen“ und qq: „essen“ (Z. Rückseite 21 und 25, mit Alliteration qq=s qs.w). Laut Drioton 1957, 63 sprachlich nicht älter als die 19. Dynastie. Textparallele in Papyrus Bremner-Rhind aus der frühen Ptolemäerzeit.

Spruch 9: Neuägyptischer Optativ (Z. Rückseite 28 jmi̯ jwt zꜣ=j Ḥrw n mw.t=f). Vokativ gefolgt von pw ist für Drioton 1939a, 83, Anm. (d) ein Archaismus.

Spruch 10: Mittelägyptisch, aber für den Beobachtungsposten von Ramses III. konzipiert oder aktualisiert.

Bearbeitungsgeschichte

Die Erstpublikation mit Abbildungen, Druckhieroglyphen, Übersetzung und Kommentar stammt von Drioton 1939a. Eine Teilübersetzung (Sprüche 1–4 und 7–10) mit Kommentar bietet Roeder 1961. Goyon 1971 fand eine Textparallele für Spruch 7, Altenmüller 1979 konnte eine Textparallele für Spruch 6 identifizieren. Borghouts 1978 nahm Übersetzungen der Sprüche 1–4 und 7–8 in seiner Anthologie magischer Texte auf. Kitchen 1983 publizierte eine neue Textabschrift mit genauerer Anordnung der Hieroglyphen nach den von Drioton publizierten Photos, zu der er 2008 die Übersetzung vorlegte. Eine Neubearbeitung mit Transkription, Übersetzung und Untersuchung der Textstruktur liefert Stegbauer 2015.

Editionen

- Drioton 1939a: É. Drioton, Une statue prophylactique de Ramsès III, in: Annales du Service des antiquités de l’Égypte 39, 57–89 und Taf. II-V. [P*,H,Ü,K]

- Kitchen 1983: K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions. Historical and Biographical V (Oxford 1983), 261–268 (Nr. 86). [H]

- Kitchen 2008: K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions. Translated & Annotated: Translations. Volume V. Setnakht, Ramesses III, & Contemporaries (Oxford 2008), 219–223. [Ü]

Literatur zu den Metadaten

- Altenmüller 1979: H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33 (1979), 7–12. [H,Ü,K von Spruch 6 mit Textsynopse]

- Bakry 1971: H.S.K. Bakry, The Discovery of a Statue of Queen Twosre (1202–1194? B.C.) at Madīnet Naṣr, Cairo, in: Rivista degli studi orientali, 46/1-2, 1971, 17–26 und Taf. I-VIII

- Borghouts 1978: J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, Religious Texts Translation Series NISABA 9 (Leiden 1978), 73 (Nr. 101: Spruch 1), 92 (Nr. 139-140: Spruch 3-4), 93 (Nr. 141: Spruch 2), 93 (Nr. 142: Spruch 7), 94-95 (Nr. 144: Spruch 8) [Ü von Sprüchen 1–4 und 7–8]

- Darnell 2002: J. C. Darnell, The Narrow Doors of the Desert: Ancient Egyptian Roads in the Theban Western Desert, in: B. David – M. Wilson (Hrsg.), Inscribed Landscapes. Marking and Making Place, Honolulu 2002, 104–121 (hier: 113) [K zum Fundort].

- Drioton 1939b: E. Drioton, Une statue de Ramsès III dans le désert d’Almazah, in: La Revue du Caire Bd. 2. Heft 12, 1939, 557-571. (non vidi)

- Drioton 1957: E. Drioton, Pages d’égyptologie, Le Caire 1957, 55-68 [K, Ü von Sprüchen 1, 3–4, 7–9]

- Fischer-Elfert 2021: H.-W. Fischer-Elfert, Nähe und Distanz in Magie und Medizin, in: P. Dils u.a. (Hrsg.), Wissenschaft und Wissenschaftler im Alten Ägypten. Gedenkschrift für Walter Friedrich Reineke (Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde. Beiheft 9), 2021, 171–184

- Goyon 1971: J.-Cl. Goyon, Un parallèle tardif d'une formule des inscriptions de la statue prophylactique de Ramsès III au Musée du Caire (Papyrus Brooklyn 47.218.138, col. x+13, 9 à 15), in: Journal of Egyptian Archaeology 57, 1971, 154-159 [H,Ü,K von Spruch 7 mit Textsynopse]

- Grandet 1994: Pierre Grandet, Le papyrus Harris I (BM 9999) (Bibliothèque d’étude 109/I-II), Le Caire 1994, II, 56 (Anm. 222) und 257 (Anm. 931) [K zum Fundort].

- Leclant 1973: J. Leclant, Fouilles et travaux en Égypte et au Soudan, 1971-1972, in: Orientalia N.S. 42, 1973, 393-440 (hier: 397) = https://www.jstor.org/stable/43079405 [K zum Fundort]

- Lustman 1999: J. Lustman, Étude grammaticale du Papyrus Bremner-Rhind, Paris 1999.

- Minas-Nerpel 2006: M. Minas-Nerpel, Der Gott Chepri. OLA 154, Leuven 2006, 400–401, 418 [K zum Skarabäus auf dem Kopf des Königs].

- Peust 2007: C. Peust, Die Konjugation des Verbs für „gehen“ im Neuägyptischen, in: Göttinger Miszellen 212, 2007, 67–80.

- Quack 2018: J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049) (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Nr. 58), Heidelberg 2018, 77 [K zur Textentstehung]

- Raue 1999: D. Raue, Heliopolis und das Haus des Re. Eine Prosopographie und ein Toponym im Neuen Reich (Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. Ägyptologische Reihe 16), Berlin 1999, 29 und 474 [K zum Fundort].

- Ritner 1998: R. K. Ritner, The Wives of Horus and the Philinna Papyrus (PGM XX), in: W. Clarysse – A. Schoors – H. Willems (Hrsg.): Egyptian Religion the Last Thousand Years. Part II. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur, Orientalia Lovaniensia Analecta 85 (Leuven 1998), 1027–1041 (hier: 1033, 1035). [Ü Spruch 1]

- Roeder 1961: G. Roeder, Der Ausklang der ägyptischen Religion mit Reformation, Zauberei und Jenseitsglauben, Die ägyptische Religion in Text und Bild IV (Zürich/Stuttgart 1961), 145–159 und Taf. 8. [Ü von Sprüchen 1–4 und 7–10]

- Somaglino & Tallet 2011, 2013: Claire Somaglino und Pierre Tallet, Une mystérieuse route sud-orientale sous le règne de Ramsès III, in: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale 111, 2011, 361–369 = [leicht überarbeitet und erweitert] A road to the Arabian Peninsula in the reign of Ramesses III, in: F. Förster und H. Riemer (Hrsg.), Desert Road Archaeology in Ancient Egypt and Beyond (Africa Praehistorica 27), Köln 2013, 511–518. [K zum Fundort]

- Stegbauer 2015: K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015) = (2. Aufl.) Ägyptologische Studien Leipzig 1, Heidelberg 2019 (doi: https://doi.org/10.11588/propylaeum.529), 127–129, 205–223. [P Vorderseite, U,Ü,K]

Autoren
Dr. Katharina Stegbauer
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Spruch 1 gegen Skorpione

[li.1]Sprüche für das Beschwören des Skorpions: Herrin [des ...], Fellträgerin, die aus Heliopolis stammt, Tochter derer, die Hauben tragen.1 Ich will nicht auslassen2 die Sepertuenes-Seperenesta! Rezitiert doch für diesen kleinen Horus, damit er gesund zu seiner Mutter gehen wird mit dem Blut der [li.5]Tabitjet, nachdem Horus sie entjungfert hat am Abend! Verschließe das Maul aller Gifttiere, Tabitjet, Glanzgesichtige, Menet,3 Horusfrau! Horus soll leben, indem er gesund ist!

1 nmsy,t bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den Nackenschild der Kobra (so auch Borghouts 1978, 109, Anm. 263).

2 Die Übersetzung von rdj mit "Auslassen" (wohl im Sinne von "vergessen zu erwähnen") kommt auch in gleicher Bedeutung in pLeiden I 348, rt. 1, 6 vor und kann deshalb als gesichert gelten. Drioton (S. 68) führt zusätzlich Sinuhe (B 291-292) an und übersetzt "je n'omets pas"; Borghouts (S. 73) "leave out", Ritner (S. 1033) "without my adding". LGG VI, 275 verzeichnet den Namen als Doppelname der Horusfrau.

3 Ritner sieht in mn.t nicht die löwenköpfige Göttin, sondern das Lemma mn.t (WCN 69750) "die und die, NN."

Spruch 2 gegen Skorpione

Weiterer Spruch: Als die beiden Weibchen den Horus gebaren bei den Wassern der Waret-Gefilde,1 brachte ich eine Lotusblüte von sieben Ellen, eine Lotusknospe von acht Ellen, um das Gift zu kühlen, das tobte. Komm heraus aus dem Körper des Gottes, der der [li.10]Körper des Gebissenen ist! Horus soll gesund sein wie gestern!

1 Die Waret ist ein Himmelsgefilde, das nach Krauss, ÄA 59 (1997), S. 130 keine konkrete astronomische Bedeutung hat.

Spruch 3 gegen eine Viper

[re.1]Sprüche für das Beschwören der Hornviper: Thot, der aus Schmun kommt, vereint die Götter, während ich meinen Mund wasche1 und Natron kaue, wobei ich mich unter die Neunheit mische. Während der Nacht habe ich in der Umarmung des Horus geruht, wobei ich alles hörte, was er sagte, indem eine Hornviper von einer Elle (Länge) in seiner Hand verborgen war, ein "Feind" (Schlangenart?) von 12 Ellen (Länge). [re.5]Siehe, ich bin ganz und gar im Sprechen gelehrt, seitdem Osiris lebte. Siehe, ich habe die Hornviper von einer Elle niedergeworfen dank (?) Horus, der mich unterrichtet hat in den Worten.

1 jꜥi̯ rʾ ist ein feststehender Ausdruck für das Frühstück. Mit Borghouts (1978) ist wohl das Suffixpron. 1.P.sg.c. zu ergänzen.

2 Alternativ könnte man m auch als neuägyptische Schreibung von jn auffassen: "Horus ist es, der mich in den Worten unterrichtet hat". So z.B. Borghouts (1978), 92.

Spruch 4 gegen eine Viper

Weiterer Spruch: Komm doch, komm doch, Neunheit! Komm doch auf meine Stimme! Ihr sollt diesen Elenden niederwerfen, den Feind des Horus, der den Krieger niedersinken läßt, wobei seine beiden Augen wässrig sind und sein Herz matt ist. [re.10]Komm doch zu mir, "o die zu der ich rufe",1 Horusfrau! Ich bin der Arzt, der einen Gott besänftigen2 kann!

1 jꜣ ꜥš=j: Ich weiche hier von der Übersetzung Borghouts (1978) ab, der bei jꜣ einen neuen Satz anfangen läßt, und folge Roeder (1961), S. 155.

2 ḥtp nṯr: Die Reihenfolge der Wörter ist nṯr ḥtp. Zu Lesung und Übersetzung vgl. Drioton, 74, Anm. (d) und Gardiner: Hieratic Papyri in the British Museum, Third Series, Chester Beatty Gift, London 1935, I, 56, Anm. 7.

Spruch 5

[rü.1][... ... ...]1 Herrin [... ... ...] [... ... ...] ich ...?2... [... ... ...] Ziehe vorbei, ziehe vorbei, Horus, ziehe vorbei, ziehe vorbei, wie [... ... ...] [... ... ... die] [rü.5]schmerzhafte [Flüssigkeit], die im Leib dessen ist, der gebissen ist [von] [... ... ...] Horus soll leben,3 indem er gesund ist für seine Mutter Isis!

1 Man erwartet, dass der Spruch mit oder ky rʾ o.ä. anfängt, wie die übrigen Sprüche auf der Statue. Vielleicht ist Z. 1 nicht die ursprünglich erste Zeile.

2 Aufgrund der vorangehenden Zerstörung ist die grammatikalische Struktur unklar (Präsens I mit tw=j oder, wie Drioton, 74 Anm. (a) annimmt, ein tw-Passiv (sḏm.tw=j)). Auch die Bedeutung von šnꜥ,tj muß offen bleiben. Daher lasse ich den Satz unübersetzt.

3 [ꜥnḫ Ḥrw] snb n mw.t=f Ꜣs.t: Ergänzung gemäß Drioton, der auf ꜥnḫ Ḥrw snb in Spruch 1, Z. links 7 verweist: ꜥnḫ Ḥrw snb. Aber vgl. Spruch 1, links 4 ḥn=f snb n mw.t=f und Spruch 9, Rückseite 28 jmi̯ jwt zꜣ=j Ḥrw n mw.t=f.

Spruch 6 zum Schutz des Leibes

Spruch zum Schutz des Leibes vor jeder bissigen Schlange1 [... ...] [Sein Schutz] ist der Schutz des Himmels. Sein Schutz ist der Schutz der Erde. Sein Schutz ist [der Schutz des Re im Himmel.] [Wahrlich, er hat] den Schenkel [gegessen.] Wahrlich, er hat das Fleischsstück zurückgewiesen. Wahrlich, er hat die Feste der [Uto] verkündet, [bevor die Menschen geboren waren, bevor] die Götter [gezeugt waren], bevor Schlangen aus der Erde entstanden waren, bevor für die Bas von Heliopolis geschaffen wurde. Als Horus lief er, [als Seth rannte er], als Upuaut [streckte er] [rü.10]seine beiden Beine aus. Als jener ist er eingetreten. Als jener ist er herausgekommen. Er ist Horus-Biti. Der Schutz [seines Leibes (?)]2 ist der Schutz des Himmels; sein Schutz ist der Schutz der Erde vor jedem Schlangenmännchen, jedem Schlangenweibchen, jedem weiblichen und jedem männlichen Gifttier, vor jedem Untoten und jeder Untoten südlich, nördlich, westlich, östlich.

1 Parallele zu pRamesseum X, 1,1–2,2 (Ende 12./Anfang 13. Dynastie), pRamesseum XVI, 8a,x+4–8b,7 (Ende 12./Anfang 13. Dynastie) und zur magischen Stele Kairo JE 37508 (Spätzeit, https://www.ifao.egnet.net/bases/cachette/ck451): siehe die Textsynopse bei Altenmüller, in: GM 33, 1979, 7-12. Die unten stehenden Ergänzungen basieren auf die Textsynopse.

2 mk.t [ḥꜥw=f]: Die Ergänzung der Lücke erfordert mehr als nur das Suffixpronomen =f, weil mk.t im Status constructus geschrieben ist (vgl. die Schreibungen in Z. 7). ḥꜥw=f könnte die Lücke gerade ausfüllen.

Spruch 7

Ein anderer Spruch für das Versiegeln des Mauls eines jeglichen Schlangenmännchens und eines jeglichen Schlangenweibchens:1 Der König von Ober- und Unterägypten, User-Maat-Ra, geliebt von Amun, ist ein Löwe, der das Firmament erleuchtet 〈mit〉 seiner Kraft. Er ist Schesem, der löwengestaltige. [Re] panzert[e seine beiden Arme] gegen den, der auf sein Gesicht niederfällt! O, der in seinem Loch ist, beiße nicht den Sohn des Re Ramses, Herrscher von On! Er ist (doch) Re! Stich ihn nicht! Er ist (doch) Chepri! Speie (wörtl. bringe) nicht die [rü.15][Flamme au]f deinem Mund gegen ihn! Er ist (doch) Heh! Er ist der Ewige, der Große! Seine Gestalt existiert als jeder Gott! Er ist der Löwe, der sich selbst beschützen kann! Er ist der [große] Gott, der [um] seinen Bruder [kämpft]! Wer ihn beißen will: Er wird nicht leben! Wer ihn angreifen wird: Dessen Kopf wird (sich) nicht mehr erheben! Denn er ist ein Löwe, der die Götter und die Gespenster vertreibt. Er schlug alle [Schlangenmännchen] und alle Schlangenweibchen, die mit ihren Mäulern beißen könnten oder mit ihren Schwänzen stechen könnten heute oder in diesem Monat oder in diesem Jahr und seinem Epagomenen.3

1 Parallele auf pBrooklyn 47.218.138, Kol. x+15.10-15 (ältere Zählung Kol. x+13, 9-15). Hier wird der Spruch im Ritual zum Schutz des Bettes eingesetzt.

2 m pḥ.tj=f: Zur Übersetzung vgl. J.-C. Goyon, JEA 57, 1971, 155 Anm. 8. Er schlägt vor, in der w-Schleife auf der Statue eine Verschreibung aus dem Hieratischen für m zu sehen, einer Idee, der ich hier folge. Die spätzeitliche Parallele P. Brooklyn 47.218.138, Kol. x+13,9-15 läßt pḥ.tj aus.

3 Zur Formel ẖr.t=s jsṯ vgl. Quack, in: CNI Publ. 30 (2006), S. 149; außerdem Vernus, in EU 9, 1996, S. 184 Anm. 233-236. Gemeint sind die Epagomenen, die nach ägyptischer Auffassung außerhalb der 12 Monate des Jahres lagen.

Spruch 8

Weiterer Spruch:1 Du sollst viermal ausspeien, Apep, Feind des Re, der einen Anschlag plante, der Böses ausheckte2 gegen den in seiner Kapelle! Du bist vernichtet,3 Rebell! Auf dein Gesicht sollst du fallen! Dein Gesicht ist geblendet! Von deinem Platz sollst du weichen! Verstopft sind deine Pfade! Versperrt sind deine Wege! In deinem gestrigen Zustand gehst du in die Knie! Deine Kraft existiert nicht, dein Herz schlägt langsam, dein Leib ist in Erstarrung. Du bist verstümmelt: [rü.20]Es ist unmöglich, dass du herauskommst! Du bist denen anbefohlen, die in den Richtstätten sind, den Henkern, die ihre Messer wetzen, damit sie deinen Kopf zerlegen, damit sie deinen Nacken abschneiden, damit sie dich wieder und wieder (hin)richten, damit sie dich auf das Feuer werfen, damit sie dich zur Flamme entfernen im Augenblick ihrer Macht, damit sie deinen Leib verzehrt, damit sie deine Knochen frißt, damit du zu Asche wirst, während Chnum deine Kinder ergreift, dein Leib ein Brandopfer ist und deine Erben nicht entstehen können in diesem Land! Apep, Feind des Re! Weil Horus der Ältere dich vernichtet hat, wirst du weder schwängern, noch wird man für dich schwanger! Weder wirst du zeugen, noch wird man dir gebären, weil du als ein Brandopfer aufgespießt wirst,4 das deinen Ba vernichtet, so dass er nicht auf der Erde umherstreifen kann, so dass du nicht herumziehen kannst auf den Wolken, so dass du nicht gesehen wirst, so dass du nicht erblickt wirst, weil du vernichtet bist, weil es deinen Schatten nicht mehr gibt! Apep, Feind des Re! Du sollst ausspucken, Rebell! Du wirst nicht erinnert, nachdem deine Abwehr gemacht5 und auf deinen Namen gespuckt wurde, nachdem Re dich mit Unheil geschlagen hat, nachdem Isis dich gefesselt hat, nachdem Nephthys dich festgebunden hat! Die Zaubersprüche des Thot vernichten dich! Dein Ba [rü.25]ist nicht unter den Bas, dein Leichnam ist nicht vor den Leichnamen, nachdem die Flamme dich verzehrte, nachdem das Feuer dich fraß, nachdem die Glut sich an dir befriedigte.6 Apep, Feind des Re! Re jubelt, Atum ist in Freude, Horus des Älteren Herz ist entzückt: Der Götterfeind ist vergangen, 〈er〉 existiert überhaupt nicht, weder im Himmel noch auf Erden gibt es seinen Schatten! Apep, Feind des Re, du sollst ausspeien, denn du bist vernichtet, Apep!

1 Parallele in pBremner-Rhind, 26, 11-20. Dort hat der Text eine Überschrift mḏꜣ.t n.t sḥmi̯ ꜥꜣpp ḫft.j wr jri̯.w m tr n.j dwꜣw: "Buch (mit dem Ritual) zum Vertreiben von Apophis, den großen Feind, durchgeführt zur Zeit des Morgens."

2 Zum Sprachtabu wꜣi̯ r vgl. J.F. Quack, Ein altägyptisches Sprachtabu,, in: LingAeg 3 (1993), 59-79, bes. Bsp 47 (S. 72). Dagegen aber D. Franke, Das Entfernen eines Sprachtabus. Nochmals zur Konstruktion wꜣj r, in: GM 165 (1998), der wꜣi̯ r hier als"Böses aushecken" wiedergibt, und dem ich hier folge. Eine Verbalform mit kꜣ, wie sie Drioton (1939) und Borghouts (1978) ansetzten, scheidet aus grammatikalischen Gründen aus, da kꜣ als Partikel immer ein sḏm=f nach sich zieht.

3 Alte nfr-sw-Konstruktion.

4 zbj-n(.j)-sḏ.t bedeutet Brandopfer. Die Tötungsart šsr impliziert wohl ein "aufspießen" (mit einem Pfeil) (vgl. WB 4, 547.7).

5 Zur Übersetzung von ḏrj vgl. ONB, 600-601: "deine Abwehr, Beseitigung ist vollbracht" (Osing versteht ḏrj als einen Infinitiv).

6 Zu den Bezeichnungen für Feuer vgl. Cannuyer, Rercherches sur l'onomasiologie du feu en Ancien Egyptien, in: ZÄS 117, 1990, 103-111.

Spruch 9 gegen eine Viper

Sprüche der Beschwörungen der Hornviper: Du sollst ausspeien, Schwarzgesicht, Blindauge, Weißäugiger, der sich windend bewegt, o Übel, das aus den Schenkeln der Isis herauskam,1 das den Sohn Horus gebissen hat! Komm auf die Erde und dein Gift mit dir! Veranlasse, dass der Sohn2 Horus zu seiner Mutter kommt!

1 qsn pri̯ m mn.tj Ꜣs.t: Stegbauer 2015, 223 und Anm. 125 denkt an eine Bezeichnung für das Menstruationsblut, eventuell für das Deflorationsblut oder auch die Nachgeburt.
Vielleicht ist es die Nabelschnur (vgl. J.F. Quack, Apopis, Nabelschnur des Re, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 34, 2006, 377–379 und J.F. Quack, Die Geburt eines Gottes? Papyrus Berlin 15765a, in: Rune Nyord & Kim Ryholt (Hrsg.), Lotus and Laurel. Studies on Egyptian Language and Religion in Honour of Paul John Frandsen, CNI Publications 39, Copenhagen 2015, 317-328 und Taf. 6-7).

2 Drioton, in: ASAE 39, 1939, 82 und 83 Anm. (f) erkennt an beiden Stellen zꜣ=j und nimmt an, dass Re-Harachte und nicht Osiris spricht.

Spruch 10

Weiterer Spruch: Tritt nicht ein in die Schultern, nage nicht am Nacken, bemächtige dich nicht der Augen 〈am〉 Spähposten des Königs von Ober- und Unterägypten, Usermaatre-meri-Amun.