Wissensbereiche

Obwohl die Menschen aus dem Alten Ägypten sowie ihre Hochkultur bereits lange Zeit der Vergangenheit angehören, kann das Universum ihres Wissens dennoch über die verschriftlichte Form ihrer Sprache, d.h. über die Texte, erschlossen werden. Der altägyptische Wortschatz mit seinen Strukturierungen entlang spezifischer Parameter, wie Bedeutung, Wortbildung, Funktion, sozialem, geographischem und chronologischem Rahmen usw., bietet also einen Zugang zum Wissen einer der prägendsten Kulturen der Alten Welt. Die Wahl des Korpus der Wissenstexte beruht auf der Prämisse, dass sich diese Texte in Sprache und Wortschatz von der Allgemeinsprache und dem Allgemeinwortschatz des Ägyptischen unterscheiden (können), deshalb anders strukturiert sein und andere Transformationen durchlaufen haben können. Die Fachsprachen sind dabei in der Regel sehr präzise und erlauben daher einen Einblick, wie eine Sprache von ihren Benutzern aktiv umgeformt und was von ihnen als unpräzise empfunden wurde. Die Veränderungen innerhalb einer Fachsprache geben dementsprechend Auskunft über die Veränderungen innerhalb der Wissensdisziplinen selbst.

Diagramm Wissensbereiche

Fid. 1: Zur chronologischen Verteilung der altägyptischen Wissenstexte

Mit dem Terminus Wissenstexte werden solche schriftlichen Hinterlassenschaften aus der altägyptischen Kultur bezeichnet, die unseren heutigen Bereichen von Wissen entsprechen würden, unter der Berücksichtigung, dass die alten Wissenschaften weder die gleichen Grenzen noch die gleichen Methoden wie die heutigen haben, manchmal aus moderner Sicht nicht mal als Wissenschaft eingestuft werden (z.B. Magie, Vorhersagung / Mantik und Divination). Die hier definierten Wissensbereiche beinhalten Texte zur altägyptischen Heilkunde im medizinischen und magischen Sinne, ferner mathematische, astronomische, astrologische Abhandlungen sowie Onomastika mit Auflistungen zu den "Dingen zwischen Himmel und Erde", die ihre Existenz göttlicher Schöpfung verdanken. Formal gesehen bestehen die Quellen sowohl aus Traktaten und Sammelhandschriften von empirisch gewonnenem Wissen als auch aus den praktischen Anwendungen dieses Wissens in Form von z.B. Einzelspruchamuletten und Horoskopen. Das chronologische Spektrum des Textmaterials erstreckt sich dabei vom frühen 2. Jt. v. Chr. bis etwa in das 11. Jh. n. Chr.