Horusstele des Palastarte Kairo CG 9402
Übersetzung und Kommentar
Rückseite (Textzeilen I–II)
Spruch gegen Gift mit Gliedervergottung (I.1–I.28) = Metternichstele Spruch 12 = Socle Béhague + Torso Wien ÄS 40 Spruch 10
[oben, I.1] Ich bin Thoth. Ich bin aus dem Himmel gekommen mit einem Befehl/Dekret des Re, um den Schutz 〈des Horus〉 zu bereiten, [I.5] um das/dieses Gift des Skorpions, das in jedem Glied des Sohnes Horus ist und das in jedem Glied des (Herrn) Pari1, geboren von (Frau) Schemrebi2, ist, zurückzutreiben.
Dein Kopf gehört dir, Horus! Er wird dauerhaft die Weiße Krone3 tragen (wörtl.: unter der Weißen Krone bleiben). (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine beiden Augen gehören dir, Horus! Du bist Horus, der (Klein?)-Sohn des Geb, der Herr der beiden Augen inmitten der (Götter)-Neunheit. [I.10] (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine Nase gehört dir, Horus! Du bist Haroeris, der Sohn des Osiris; du wirst nicht den Hauch der (Biss-)Entzündung riechen. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine {Unterschenkel} 〈Oberarme〉 (oder: Zähne)4 gehören dir, Horus! Du bist der mit großer Kraft, um deine Feinde zu töten. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine 〈beiden〉 Arme gehören dir, Horus! Mögest du das/dieses Amt deines Vaters Osiris in Empfang nehmen. Ptah hat es für dich mit seinem (Richt-)Spruch am Tag, [I.15] als du geboren wurdest (oder: am Tag deiner Geburt), entschieden. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
1 Pꜥrj: Abgekürzte Version von Pꜥr-ꜥštrt, einem phönikischen Namen Pꜥl-Ꜥštrt: „Astarte hat (einen Sohn) geschaffen“ (H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 130.17; Quack 2002, 723). Die ausführliche Version des Namens steht im zweiten und im dritten Bildregister auf der Rückseite, dort in Z. II.5 und in der phönikischen Weihinschrift auf der Vorderseite des Sockels (Z. 1 von RES 1; KAI 48). In der phönikischen Inschrift steht, dass Palastarte die Votivgabe für seine Herrin, die große/herrliche Göttin Isis, sowie für Astarte und die Götter, welche [mit ihnen ruhen], gestiftet hat (Quack 2002, 723).
2 Šm-rbj: H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 327.18. P. Lacau, Les statues «guérisseuses» dans l’Égypte Ancienne, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot 25, 1922, 189–209 und Taf. XV–XVI, hier: 200–201 vermerkt, dass der ägyptische Schreiber diesen Namen nicht verstanden hat, denn er hat ihn viermal Šmrbj, zweimal Mrbj und einmal Šmbj geschrieben. Die drei abweichenden Schreibungen finden sich auf den beiden Schmalseiten, die auch sonst viele Fehler aufweisen. Lacau vermutet einen semitischen Namen šm-rbʾ oder šm-lbʾ.
3 Auf der Metternichstele (Z. 141) und auf einem Sockel von Beirut (P. Montet, Byblos et l'Egypte. 4 campagnes de fouilles à Gebeil 1921–1922–1923–1924, 2 Bände, Bibliothèque archéologique et historique 11 (Paris 1929), Bd. I: Texte, 249–252. Bd. II: Atlas, Taf. 152–153 (Nr. 948)) steht: „die Weiße Krone“, auf dem Socle Béhague steht: „die Weiße Krone und die Wereret-Krone“.
4 Auf der Metternichstele steht gb(ꜣ) oder g(ꜣ)b(.t): „Oberarm“ (J. H. Walker, Studies in Ancient Egyptian Anatomical Terminology, Australian Centre for Egyptology. Studies 4 (Warminster 1996), 277: „upper arm, humerus“), auf dem Socle Béhague und auf Horusstele CG 9402 steht qbḥ.w: „Unterschenkel“. C. E. Sander-Hansen, Die Texte der Metternichstele, Analecta Aegyptiaca consilio Instituti Aegyptologici Hafniensis 7 (København 1956), 58 und Walker 1996, 328 übernehmen nach den Varianten die Version mit qbḥ. Allerdings übersetzen Klasens 1952, 62, Sander-Hansen 1956, 58 und Walker 1996, 328 mit: „upper arms“, bzw. mit: „Oberarm“, was eigentlich zu gꜣb.wj gehört (s. S. 303, 320), während Walker an anderer Stelle (S. 277) qbḥ als: „lower leg including foot“ übersetzt (s. A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica (London 1947), Vol. II, 255*, Nr. 607). Klasens 1952, 110 verweist auf ⲕⲱⲃϩ: „Sehne“ und versteht es als: „Oberarm“. Jedenfalls passt qbḥ nicht in der normalen Reihenfolge der Körperteile. Im Falle von gb(ꜣ) erwartet man einen Dual. Die Übersetzung: „Eingeweide“ (so G. Möller 1900: DZA 50.041.430 (Zettel 76); G. Roeder, Urkunden zur Religion des alten Ägypten, Religiöse Stimmen der Völker 4 (Jena 1923), 92–93; F. Lexa, La magie dans l’Égypte antique de l’Ancien Empire jusqu’à l’Époque copte. Bd. II: Les textes magiques (Paris 1925), 76–77 (Nr. 21–22)) geht auf eine Lesung q(ꜣ)b: „Darm“ zurück, die hier von der Reihenfolge der Körperteile auch nicht stimmen kann. Dasselbe gilt für q(ꜣ)b.t: „Brustbein“. Normalerweise folgen in Gliedervergottungen die Schultern und Arme auf die Körperteile von Kopf und Gesicht, sofern die Reihenfolge nicht durcheinandergeraten ist. Am einfachsten erscheint eine Emendation der Hieroglyphen zu jbḥ.w: „die Zähne“ auf CG 9402.
Dein ḥꜣ.tj-Herz gehört dir, Horus! Die Sonnenscheibe, sie bereitet deinen Schutz. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine beiden Hände gehören dir, Horus! Deine Rechte ist Schu; deine Linke ist Tefnut. Das sind die beiden Kinder des Re. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Dein Bauch gehört dir, Horus! Die Horuskinder, die in ihm (d.h. im Bauch des Horus?) sind, sie werden das (Gift)-Wasser des Skorpions nicht aufnehmen. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
{Deine Kraft} 〈dein After〉 gehört dir, Horus! Nicht [I.20] wird die Kraft des Seth gegen dich entstehen.5 (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Dein Phallus gehört dir, Horus! Du bist der Stier-seiner-Mutter (Kamutef), der seinem Vater beisteht, der für seine Nachkommenschaft eintritt (wörtl.: die Antwort gibt) an jedem einzelnen Tag. (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine Oberschenkel gehören dir, Horus! Du existierst 〈als〉 Starker (?), um die Rebellen deines Vaters zu töten (oder: Dir gehört die Kraft, um die Rebellen deines Vaters zu töten.) (Das gilt) ebenso (für) Pari.
Deine beiden Unterschenkel/Schienbeine [I.25] gehören dir, Horus, ((welche Chnum gebildet und Isis bekleidet hat.))6
Deine beiden Füße/Fußsohlen gehören dir, Horus!7 Die Neun-Bögen-Völker sind unter deine Fußsohlen gefallen, (seitdem) du du angefangen hast, die Beiden Länder, den Süden, den Norden, den Westen und den Osten8 anzuführen. Mögest du beobachten wie Re.9 (Das gilt) ebenso (für) 〈Pari〉.
5 Man könnte auch: „die Kraft des Seth kann nicht gegen dich entstehen“ lesen.
6 Ist im ersten Bildregister über Horus von Hebenu (Falke auf Antilope) nachgetragen worden.
7 Ist im ersten Bildregister vor einem stehenden Nilpferd nachgetragen worden.
8 Die vier Himmelsrichtungen wurden im ersten Bildregister vor einem stehenden Nilpferd eingetragen, weil kein Platz mehr im Giebelfeld vorhanden war.
9 In den meisten Übersetzungen als ein Passiv verstanden: „Mögest du erblickt werden wie Re“ (C. E. Sander-Hansen, Die Texte der Metternichstele, Analecta Aegyptiaca consilio Instituti Aegyptologici Hafniensis 7 (København 1956), 58); „You are seen to be like the Sun“ (J. P. Allen, The Art of Medicine in Ancient Egypt (New York/New Haven/London 2005), 58) (ähnlich A. Moret, Horus Sauveur, in: Annales du Service des Antiquités de l'Égypte 72, Paris 1915, 213–287; G. Roeder, Urkunden zur Religion des alten Ägypten, Religiöse Stimmen der Völker 4 (Jena 1923), 92–93; F. Lexa, La magie dans l’Égypte antique de l’Ancien Empire jusqu’à l’Époque copte. Bd. II: Les textes magiques (Paris 1925)). Übersetzungen mit einem Aktiv: W. Golenischeff, Die Metternichstele in der Originalgrösse (Leipzig 1877), 8–10; Möller 1900: DZA 51.041.440 (Zettel 80); Klasens 1952, Sternberg-el Hotabi 1999.
Horusstelentext A (II.1–II.14) = Metternichstele Spruch 10
[unten rechts, II.1] Sei gegrüßt, du Gott, Sohn eines Gottes. Sei gegrüßt, du Erbe, Sohn eines Erben. Sei gegrüßt, du Stier, Sohn eines Stieres, den die göttliche Kuh geboren hat. Sei gegrüßt, du Horus1, der aus Osiris hervorgegangen ist, den Isis, die Göttliche/Göttin, geboren hat.
Besprich für mich mit deiner Magie! Besprich für mich mit deinen wirksamen Zaubersprüchen! Beschwöre für mich mit deiner Rezitation!
Es ist das, was du als Magie ersonnen hast, was in deinem Mund ist, was dein (Groß)vater Geb dir anvertraut hat, was deine (Groß)mutter Nut dir gegeben hat, was deine Mutter Isis dir gegeben hat, was di〈ch〉 die Majestät des Vorstehers-von-Letopolis gelehrt hat, um deinen zꜣ-Schutz zu bereiten, um 〈deine〉 mkw.t-Protektion/Sicherheit zu wiederholen, um das Maul von jedem giftigen Gewürm zu verschließen, das in der Luft (wörtl.: im Himmel) ist, das auf dem Land ist, [II.5] das im Wasser ist, um die Menschen wiederzubeleben, um die Götter zufriedenzustellen, um Re mit deinen Lobpreisungen/Gebeten zu verklären.
Komme 〈zu〉 Palastarte, geboren von Schemerbi!
Beeile dich, beeile dich, heute, so wie (wenn) du das Steuerruder im Gottesschiff bedienst.
Mögest du für ihn jeden Löwen auf dem Plateau, jedes Krokodil im Fluss, jede Schlange, jeden Skorpion, jedes Gewürm, das mit seinem Maul beißt oder mit seinem Stachel/Schwanz sticht, und jedes beißende (Schlangen)Maul in seiner Höhle abwehren. Mögest du sie ihm machen wie einen Kieselstein auf dem Plateau, wie die Scherbe eines ḥnw-Krugs2 des Geschirrs auf/entlang der Straße. Mögest du für ihn das aufgesprungene/pulsierende (?) Gift beschwören3, das in jedem seiner Glieder ist.
Hüte dich, [II.10] dass deine Worte deswegen (oder: wegen ihm, d.h. dem Gift) lächerlich gemacht (oder: weggelacht) werden.
Siehe, dein Name ist heute dort (oder: in mir).
Lass sich dein Ansehen mittels deiner Magie entfalten! Erhöhe für dich deine wirksamen Zaubersprüche, um den wiederzubeleben, der eine beengte Kehle hat4.
Dann wird dir Lobpreis gegeben werden durch die Untertanen. Dann wird die Maat in deiner Gestalt gepriesen werden. Dann wird der/ein Gott von deiner Art (oder: in derselben Art wie du) gerufen werden (mit den Worten:) „Ich bin Horus, der Retter/Beschwörer“.
Mögest du den Schutz des Lebens bereiten 〈für〉 Palastarte, geboren von Schemrebi, zusammen mit allen Männern und Frauen.
1 Wurde vergessen und als kleine Hieroglyphe eingefügt.
2 Üblicherweise findet sich sḏ qrḥ.t: „Scherbe eines Topfes“, aber Gutekunst 1995, 135 (§ 6.33) listet zwei Varianten mit hnw auf. In diesem Fall ist ḥnw ein spezifischer Krug der Töpferware qrḥ.t. Das Vorhandensein von ḥnw ist ein Merkmal der Textradierung der „Hochphase“ (Sternberg-el Hotabi 1999, I, 133).
3 Ist auf den Horusstelen ohne Determinativ geschrieben (z.B. auch auf der Metternichstele Kol. 119, wie dort zuvor schon in Kol. 102 und 106 und später in Kol. 125). Die Übersetzungen lauten entweder „beschwören“ (von šdi̯: „rezitieren“) oder šdi̯: „wegnehmen“.
4 Die Textstelle: „... um den wiederzubeleben, der eine beengte Kehle hat“ hat auffällig viele falsch eingravierte Hieroglyphen.
Rückseite, linke1 Schmalseite und rechter Rand der Vorderseite (Textzeile II)
Horusstelentext B (II.14–II.24) = Metternichtstele Spruch 5 = Torso Wien ÄS 40 Spruch 1
Oh alter Mann, der sich zu seiner Zeit verjüngt, (oh) Greis, der als Jugendlicher agiert (wörtl.: den Jugendlichen spielt), [II.15] mögest du bitte geben (?), dass Thoth zu mir auf meine Stimme hin kommt, damit er für mich die Wildgesichter-Krokodile vertreibt.
Siehe, Osiris ist auf dem Wasser; das Horusauge ist bei ihm. Der große Flügelskarabäus ist in seiner Faust.
Erhebt nicht eure Gesichter, (ihr) Wasserbewohner, bis Osiris, der große Fürst2, an euren Gesichtern (?) vorbeigegangen sein wird3!
(Denn) seht, er ist auf dem Weg nach Busiris. Sein Auge ist stark/siegreich gegen euch; sein Sohn Horus ist auf seinem Thron.
Er hat euer Maul versperrt; er hat euren Schlund blockiert.
Zurück mit dir, (du) Rebell! Erhebe dein Gesicht nicht gegen Osiris!
[II.20] Re besteigt seine Barke, um die Neunheit von Babylon zu sehen (d.h. zu besuchen?)4, (während) die/diese Herren der Unterwelt bereitstehen, dich zu bestrafen/zerstückeln5.
Falls du, (oh) Wildgesicht (Neha-her), gegen Osiris vorgehst, wenn er (= Osiris) auf dem Wasser ist, dann werden ihre (d.h. der Krokodile?) Gesichter umgedreht werden, die (entsprechend) auf ihren Rücken gestellt werden.
〈Oh (ihr) Wasserbewohner〉, euer Maul wurde von Re verschlossen; eure Kehle wurde von Sachmet verstopft/blockiert; eure Zunge wurde von Thoth herausgeschnitten; eure Augen wurden von Heka geblendet.
Diese Vierzahl jener großen Götter, die den Schutz [linke Schmalseite, II.25] des/für Osiris auf dem Wasser bereiten, sie sind es, die 〈den Schutz für〉 Palastarte, geboren von Schemrebi, bereiten, der heute auf dem Wasser ist.
Der Klang eines heftigen Geschreis ist im Haus-der-Neith; ein großes Gejammer ist im Mund des Katers (oder: der Katze).
Die Götter sagen: „Was ist los? Was ist los?“ bezüglich (?) des Abdu-Fisches, als 〈er〉 geboren wurde (?).
Hui, hui! (?, oder: Rebell), wende deinen Schritt ab von mir (oder: meinetwegen), (du) Rebell! (Denn) ich bin Chnum, der Herr von Herwer, der [...] geholt hat (?)6.
[Hüte] dich davor, deine Verletzung oder deinen Schaden ein zweites Mal zu wiederholen, wegen dessen, was mit dir gemacht wurde (?; oder: was du getan hast) in Anwesenheit der Großen Neunheit!
Weiche doch zurück! Wende dich doch ab vom großen Gott (und von) Palastarte, geboren von Schemrebi! Hui! Hui!
Oh Re! Bekanntlich hast du den Klang eines so heftigen Geschreis7 nicht (mehr) gehört seit dem Abend an jenem Ufer von Nedit.
Das heftig klagende Wehgeschrei ist im Mund eines jeden Gottes und einer 〈jeden〉 Göttin. Die großen 〈Götter〉 sind in Klage wegen des/dieses Übels, das du angerichtet hast, (du) Rebell, der Böses getan hat!
Siehe, 〈Re〉 ist wütend und zornig deswegen. [Er hat befohlen, dass] deine [Zerstückelung durchgeführt wird.]
[Vorderseite, rechter Rand, II.30] Zurück mit dir, (du) Rebell! Hui, hui!
1 Objektperspektive.
2 Gutekunst 1995, 113, 173 liest nur: „der Große“, was nicht zutrifft. Zwei weitere Belege für „der große Fürst“ sind CG 9411 (fehlerhaft?) und London BM 60958 (vielleicht ohne „Osiris“).
3 Hier weicht das Satzende von den Schreibungen auf den Parallelen ab. Alternativ könnte man auch „... bis Osiris, der große Fürst2, vorbeigegangen sein wird. Auf euer Gesicht!“ lesen.
4 Das Verb mꜣꜣ: „sehen“ wird von J. F. Borghouts, Ancient Egyptian magical texts: translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 85 als „to visit“ gedeutet (so auch schon G. Roeder, Urkunden zur Religion des alten Ägypten, Religiöse Stimmen der Völker 4 (Jena 1923), 87).
5 H. Jacquet-Gordon, Two Stelae of Horus-on-the-crocodiles, in: The Brooklyn Museum Annual 7, 1965–1966, 53–64, hier: 63 übersetzt auf der Parallele Horusstele Brooklyn 60.73: „the Ennead of Khery-aha, those lords of the waters and the underworld, standing ready to subjugate you.“
6 Gutekunst 1995, 122 (§ 12.3–12.41) listet keine Textparallele auf, die diese Variante erklären könnte, die womöglich auf eine Verschreibung zurückzuführen ist.
7 Gutekunst 1995, 124 (§ 13.1) listet keine Textparallele mit dieser Variante auf.
Vorderseite und rechte Schmalseite (Textzeile II)
Horusstelentext C (II.30–II.34)
[Vorderseite, rechter Rand, II.30]1 Oh (du), der aus der Unterwelt gekommen ist, der im (oder: aus dem) Nun aufgegangen ist, der die Beiden Länder mit seinen beiden Augen erhellt: komme zu2 [rechte Schmalseite] deiner Mannschaft, die ausgestreckt/angespannt/aufgestellt3 ist (?)!
Deine große Barke ist in Freude.
Es gibt eine Beratung über den, der deinen Namen 〈nicht〉 kennt4.
Bremse deine Schritte, (oh) Maga, Sohn des Seth! Ziehe deine Schritte zurück, (du) Rebell, von Osiris (oder: Rebell gegen Osiris)!, (so) sagt man zu dir, wenn du in Wadj〈wadj〉 agierst (?)5.
(Denn) der Gott in ihm ist Re.
Zurück, du, (oh) jene (schlangenförmige) Windung der Eingeweide! Es gibt nicht deinen Körper, in/aus dem du entstanden bist. (Oh) jene Nabelschnur, weiche doch zurück vor Re! Ich weiß, was du Böses getan hast. Hui, hui!6
(Oh du), der herbeikommt, hüte dich, den Gottesleib zu nähern!7
Wenn du gegen Palastarte, geboren von Schemrebi, vorgehst, dann gehst du gegen Osiris vor, während er auf dem Wasser und das Horusauge bei ihm ist.
Dein Gesicht sei/wurde geblendet! Dein Schritt sei/wurde zurückgezogen! Weiche zurück, (du) Maga, Sohn des Seth!
Osiris ist gegen dich in Heliopolis.
Du bist gefallen!8 Zurück! Du wirst keine Macht haben über irgendeinen Menschen, irgendein Stück Kleinvieh, irgendein Pferd, irgendein Stück Großvieh (?), das auf dem Wasser ist.
Die beiden (?) großen Küken des Allherrn bereiten Schutz (?).9
1 Der Anfang von Spruch C in der hiesigen Version weicht von den übrigen Versionen ab.
2 Normalerweise steht hier: „siehe“.
3 Normalerweise steht hier: „eilen“.
4 Man erwartet eine Verneinung. Die übrigen Textversionen haben ḫm: „nicht kennen, ignorieren“ statt rḫ: „kennen“.
5 Gelesen und ergänzt nach den Parallelen.
6 Die Passage ab: „Zurück, ...“ existiert auch als eigenständiger Spruch (Metternichstele Spruch 1 und Socle Béhague Spruch 6) (siehe Klasens 1952, 37–39, 59, 99–100 (Spruch 6: Z. g 10–15)). Er ist hier allerdings in Horusstelenspruch C eingebunden. Für weitere Textvertreter mit Spruch C siehe u.a. Horusstele Turin Suppl. 18356 (L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima. Monumenti e testi 9 (Torino 1999), 158–161: Z. 10–11); Horusstele Museum of Seized Antiquities 379, Rückseite (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5); Horusstele CG 9411; JE 86115; JE 47580; Berlin ÄM 14658.
7 Der Text weicht hier von den Paralleltexten ab. Die übrigen Textvertreter haben: „Hüte dich, dass du kommst!“
8 Gelesen nach den Parallelen, die: „du bist gefallen“ (Turin Suppl. 18356; Berlin ÄM 14568; Museum of Seized Antiquities; JE 47280), „du hast den Rebellen niedergeworfen“ (Horusstele Karnak–Hamburg, Statue Tyszkiewicz; Horusstele Brooklyn MFA 60.73) oder „dein Feind wurde niedergeworfen“ (Horusstele Sammlung Gandur) haben.
9 Dieser Satz, der vermutlich eine Verschreibung enthält, findet sich nicht in den übrigen Versionen von Spruch C.
Vorderseite des Sockels (Textzeile III–IV)
Bildregister
Linkes Bildfeld1 (III.1–III.2)
[vor der doppelköpfigen Göttin, III.1] Werethekau, die Herrin von Ranefer2/Tell Tibilla.
[über Palastarte] Palastarte.
1 Palastarte verehrt eine zweiköpfige Göttin mit Kuh- und Löwenkopf, mit Sonnenscheibe auf dem Kopf (umgeben von zwei Skorpionen), die auf einem Krokodil steht und je eine Schlange in den Händen hält. Zur Göttin siehe J.-C. Goyon, Hededyt : Isis-scorpion et Isis au scorpion. En marge du Papyrus de Brooklyn 47.218.50 – III., in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 78, 1978, 439–458, hier: 445.
2 H. Gauthier, Dictionnaire des noms géographiques contenus dans les textes hiéroglyphiques III (Le Caire 1926), 121.
Mittleres Bildfeld1 (III.3–III.10)
[1. Gottheit von links: Falkenköpfiger Gott mit Doppelkrone, Schlange und Stock in den Händen] Hormerti, der mit großer Kraft.
[2. Gottheit von links: Göttin mit Skorpion auf dem Kopf, die einen Stock sowie eine Schlange und zwei Skorpionen in den Händen hält] Selkis, Herrin des Lebens.
[3. Gottheit von links: Gott mit Nefertemsymbol auf dem Kopf, der eine Schlange und zwei Skorpione in den Händen hält, III.5] Nefertem, der aus dem Haus des Ka (?) des Ptah (= Memphis) hervorgekommen ist.
[4. Gottheit von links: Löwenköpfige Göttin mit Sonnenscheibe, die eine Schlange und einen Stock in den Handen hält] Sachmet, die Große, geliebt von Ptah.
[1. Gottheit von rechts: Widderköpfige Gott mit Atefkrone, der eine Schlange und ein Lebenszeichen in den Händen hält] Herischef, König der Beiden Länder, Herrscher der Ufergebiete.
[2. Gottheit von rechts: Göttin mit Maatfeder und Sonnenscheibe auf dem Kopf, die einen Stock sowie eine Schlange und zwei Skorpione in den Händen hält] Maat, Herrin der Maat/Gerechtigkeit.
[3. Gottheit von rechts: Falkenköpfiger Gott mit Doppelkrone, der einen Stock sowie eine Schlange und zwei Skorpione in den Händen hält] Haroeris, groß an Kraft.
[4. Gottheit von rechts: Göttin mit Skorpion auf dem Kopf, die einen Stock sowie eine Schlange und zwei Skorpione in den Händen hält, III.10] Isis, die Große, die Gottesmutter, groß an Magie, Herrin von Tell Tibilla.
1 Zweimal vier Gottheiten, die einander zugewandt sind, abwechselnd Gott und Göttin.
Rechtes Bildfeld1 (III.11–III.12)
[vor der Göttin] Werethekau, die Gottesmutter, die Herrin von Ranefer/Tell Tibilla.
[über Palastarte] Palastarte.
1 Palastarte verehrt eine menschenköpfige Göttin mit zwei Rinderfüßen, mit Hathorkrone auf dem Kopf (umgeben von zwei Skorpionen), die auf einem Krokodil steht und je eine Schlange in den Händen hält.
Rückseite (Textzeile V–VI)
Bildregister
Mittleres Bildfeld1
[über Palastarte, V.1] Palastarte, geboren von Schemrebi.
1 Palastarte kniet vor vier Gottheiten (ohne Namen).
Unteres Bildfeld1
[über Palastarte, VI.1] Palastarte.
1 Palastarte verehrt einen mumifizierten Falken (ohne Namen).
Unteres Bildfeld1
[bei der Göttin] Die Große, Herrin von Tell Tibilla.
1 Eine Göttin mit Skorpion und Hathorkrone auf dem Kopf hält ihre Hand über einem Kind.
Vignette von Isis und den sieben Skorpionen (II.35)
[vor der Göttin von Tell Tibilla und dem Kind, II.35] Petet; Tjetet; Men; Mestetef; Mestet.1
1 Vgl. R. K. Ritner, The Wives of Horus and the Philinna Papyrus (PGM XX), in: W. Clarysse – A. Schoors – H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The Last Thousand Years. Part II. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur, Orientalia Lovaniensia Analecta 85 (Leuven 1998), 1027–1041.