Horusstele des Pacharu Kairo CG 9405

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Egyptian Museum

Inventarnummer: CG 9405

Erwerbsgeschichte

Spätestens seit dem Publikationsdatum 1903 des Katalogs von Daressy im Ägyptischen Museum Kairo. Daressy nennt keine Journal d’entrée-Nummer.

Herkunft
Niltal von Kairo bis Assiut » zwischen Kairo und Fajjum » westliches Ufer » Memphis

Daressy 1903 gibt keine weiteren Informationen zu den Fundumständen außer der Angabe „Mit Rahineh, Kom el-Qalâh“. Der Kom el-Qalꜥa befindet sich südöstlich des großen Ptahtempels von Memphis und ist bekannt für einen kleinen Tempel des Ptah und einen Palast des Merenptah. Weil Pacharu Türwächter des Tempels des Ptah war, ist es nicht undenkbar, dass die Horusstele in einer Heilkultanlage in diesem kleinen Tempel aufgestellt gewesen ist. Eine weitere Horusstele mit Sockel (Kairo CG 9402, ptolemäerzeitlich?) wurde im Jahr 1899 in „Mit-Rahineh, Tell el-Qalâh“ gefunden und bekam die Journal d’entrée-Nummern JE 33264 und 34081 (Daressy 1903, 3). Für eine dritte Horusstele CG 9411 = JE 33278 ist „Mit Rahineh, Tell Naouah“ (d.h. Kom el-Nawa, nordöstlich des großen Ptahtempels) als Fundort vermerkt, aber erneut ist kein Funddatum angegeben (Daressy 1903, 26). Es ist möglich, dass in Kom el-Qalꜥa ein Ausländerviertel und ein Hafenviertel von Memphis gelegen haben, was zum phönikischen Namen des Stelenbesitzers von CG 9402 passt.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit » 26. Dynastie

Die Datierung erfolgt nur indirekt und beruht auf einer Kombination von bildtypologischen und textgeschichtlichen Merkmalen. Daressy 1903, 17 nennt die 26. Dynastie als Datierung, ohne dies weiter zu begründen. Sternberg-el Hotabi 1989 (284, Anm. 16) und Gutekunst 1995 übernehmen diese Datierung. Auch Jansen-Winkeln 2014 trägt dieses Stück bei den Texten der 26. Dynastie ein. Gutekunst (1995, 257) setzt diese Horusstele in seine texttypologische „Mittelphase“ von Horusstelenspruch B, die seiner Meinung nach in die 26.–28. Dynastie fällt. Er verweist auf die Kombination der Kurzfassung von Spruch B mit anschließendem Spruch D (sein Typus „Kf-D-Gruppe“) auf den Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410, wobei letztere beiden Horusstelen von ihm in Anlehnung an der nicht weiter begründeten Datierung durch Daressy in die 26. Dynastie gesetzt werden, die Horusstele Avignon A.58 in der Zeit vor oder in der 26. Dynastie. Allerdings werden weitere Horusstelen von der Kurzfassung von Spruch B mit Spruch D sowohl vor als auch noch nach der 26. Dynastie datiert (nach der 26. Dynastie: Gutekunst 1995, 257 und 267; vgl. auch Quack 2018, 35–36 Anm. 62 mit Kritik am Datierungsansatz von Gutekunst; ramessidisch? [Horusstele Louvre E20021; siehe jedoch Quack 2018, 36, Anm. 65: stilistisch eher 26.–30. Dynastie]; 22. Dynastie [Osorkon I.: Horusstele von Atfih+Louvre E16264; Osorkon II.: Kairo JE 86778]). Sternberg-el Hotabi (1999, I, 93) datiert die Stele CG 9405 in ihre objekttypologische „Mittelphase“, d.h. 26.–29. Dynastie, ca. 660–400 v. Chr., wobei konkret die Varianten des Spruchs B gemäß der Untersuchung von Gutekunst auf die 26. Dynastie verweisen sollen. Der seitwärts schreitende Horusgott ist ein ikonographisches Merkmal, das aus ihrer „Frühphase I“ (19.–20. Dynastie) tradiert wurde (und bis ca. 400 v. Chr. weiterlebt: Sternberg-el Hotabi 1999, I, 103), die Integration des Beskopfes im Giebelfeld aus ihrer „Frühphase II“ (21.–25. Dynastie). Sternberg-el Hotabi (1999, I, 96) typologisiert den Horuscippus CG 9405 als Stelentypus I.a ihrer Mittelphase. Sie unterteilt ihre Mittelphase in zwei Perioden: Ihre Stelentypen I und II der Mittelphase gehören für sie in die 26. Dynastie (ca. 660–525 v. Chr.), die übrigen in die Perserzeit (ca. 525–400 v. Chr.) (Sternberg-el Hotabi 1999, I, 102–103). Für die Datierung möglicherweise noch relevant ist die Tatsache, dass die Sprache von Spruch D neuägyptische Merkmale aufweist (Quack 2018, 36 Anm. 62 denkt an eine Textredaktion in der 18. oder frühen 19. Dynastie), während die meisten Sprüchen der Horusstelen mittelägyptisch sind oder irgendwann nach der Dritten Zwischenzeit (in der Saitenzeit?) mittelägyptisch umgearbeitet wurden. Texttypologisch ist auch noch zu erwähnen, dass der Name des Stelenstifters oder Begünstigten genannt wird, wie es für ältere Horusstelen üblich ist, ab der 30. Dynastie aber immer seltener wird. Der Personenname Pꜣ-ḫꜣrw, der „der Syrer“ bedeutet, ist ab dem Neuen Reich belegt und hilft nicht, die Datierung weiter einzugrenzen. Die Namen seiner Eltern Anchchonsu und Heresenes sind ab der 22. bzw. der 24. Dynastie belegt, wobei der Namensbildungstyp des Vaters ab der mittleren 22. Dynastie erscheint und in der Spätzeit häufig bleibt (Jansen-Winkeln 2016, 197). Der Name „Osiris“ wird mit der Götterfahne (R8) determiniert, eine Orthographie, die laut Leahy erst unter Pije erscheint und kaum vor der Regierung von Psammetichus I. in der Region von Memphis belegt ist (Leahy 1979, 145–146).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Es finden sich hieroglyphische Texte auf der Rückseite (Z. B.1–21), auf den beiden Schmalseiten (Z. B.21.bis bis B.35 sowie Z. A.1–A.17) und auf dem Sockel der Vorderseite (A.18–19). Die Z. B.1–11 der Rückseite enthalten eine Kurzfassung des sog. Horusstelentextes B. Es schließt unmittelbar Horusstelentext D an (Z. B.11–B.21), der auf der linken Schmalseite fortgesetzt wird. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite wurde Horusstelentext A angebracht, der auf dem Sockel der Vorderseite endet.

Der sogenannte „Spruch B“ der Horusstelen und Heilstatuen hat zum Ziel, einen Reisenden auf dem Wasser zu schützen, insbesondere vor Krokodilen. Er fängt mit einer Anrufung an den Sonnengott/Schöpfergott an, der Osiris, der auf dem Wasser ist, beschützen möge. Anschließend spricht der Zauberer/Beschwörer die gefährlichen Wassertiere und insbesondere das Krokodil Nehaher direkt und in imperativischer Form an. Sie sollen Osiris nicht angreifen, oder ihnen werde das Gesicht umgedreht bzw. ihnen drohe die Vernichtung. Er sagt, dass eine Vierergruppe von Göttern Osiris und den Reisenden beschütze. Der Zauberer identifiziert sich anschließend mit Chnum und befiehlt dem Angreifer zurückzuweichen, sonst werde er zerstückelt. Zwei mythologische Passagen mit einem lauten Schrei in Heliopolis, in der ein Kater und der Abdu-Fisch eine Rolle spielen, und mit einem zweiten lauten Schrei in Nedit, wo Osiris ermordet wurde, werden eingeflochten, weil Re deshalb sehr wütend geworden sei und die Zerstückelung des Rebellen auf dem Wasser befohlen habe.

Der sogenannte „Spruch D“ der Horusstelen findet sich im Anschluss an eine verkürzte Version von „Spruch B“. Ein nicht weiter identifizierter Magier richtet sich an das Krokodil Maga, um es von einem Angriff auf den Gotteskörper (sicherlich der des Osiris im Wasser) bzw. den Körper des Menschen NN abzuhalten. Es gibt Anspielungen auf mythologische Wesen, die über Osiris wachen, auf ein Verbrechen seitens Maga gegen die Götterbarke (des Osiris?) und das anschließende Abschneiden von dessen Zunge sowie dessen Vernichtung durch den Landepflock des Osiris. Der Magier droht Maga im Falle eines Angriffs, dass er dessen geheimen nubischen (?) Namen verraten werde.

Ein von Thoth ausgesprochener Spruch zur „Verehrung“ des Horus, um ihn zu „verklären“. Thoth begrüßt den jugendlichen Horus und bittet ihn, dass er mit seiner Magie und seinen Zaubersprüchen kommen möge, um die gefährlichen Tiere in der Wüste, im Wasser und in den Höhlen abzuwehren und um das Gift im Patienten zu beschwören. Er möge den Patienten wiederbeleben, damit Horus’ Ansehen entstehe und er als Horus-Sched („der Retter“ oder „der Beschwörer“) angerufen werde.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der ungefähre Fundort lässt vermuten, dass die Stele in einer kleinen Heilkultkapelle im öffentlich zugänglichen Bereich eines Tempels aufgestellt war. Hinweise auf die Existenz solcher Kapellen sind im Amun- und im Mutbezirk von Karnak erhalten (Traunecker 1983). Anzunehmen ist, dass die Stele auf einer Sockelfläche mit eingelassenem Wasserbecken stand, denn solche Kombinationen sind für Heilstatuen und auch für Horusstelen nachgewiesen, konkret mit CG 9402 auch für den Fundort Kom el-Qalꜥa. Man geht davon aus, dass Wasser über die Stele gegossen wurde, welches durch den Kontakt mit den Texten und Darstellungen magische Kraft erwarb, und dann vom Patienten getrunken wurde (Lacau 1921, 197–198). Es sei allerdings erwähnt, dass Horuscippi auch in Gräbern der 22. Dynastie in Kom el-Rabiꜥa, unmittelbar außerhalb des großen Tempelbezirks von Ptah in Memphis, gefunden worden sind (Kákosy 1998, 136; Lenzo u.a. 2023).

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele » Horusstele / Horuscippus
Technische Daten

Höhe 32,5 cm, Breite 17 cm, Dicke 8 cm. Oben abgerundete Horusstele mit Dekoration und Beschriftung auf der Vorder- und der Rückseite sowie auf den beiden Schmalseiten. Auf der Vorderseite schreitet ein nackter Kindgott auf zwei Krokodilen nach rechts (Betrachterperspektive). Er hält zwei Schlangen, einen Skorpion und einen Löwen in der vorderen Hand, zwei weitere Schlangen, einen Skorpion und eine Antilope in der hinteren Hand. Er trägt eine Jugendlocke und an der Stirn einen Antilopenkopf. Über seinem Kopf befindet sich ein Beskopf, der in eine Art „Schulterrundung“ übergeht. Vor dem Kindgott steht das Nefertemsymbol, hinter ihm der Falke auf einem Papyrusstängel. Auf dem Sockel unter dem Kindgott finden sich die beiden letzten Textzeilen des sog. Horusstelentextes A, der auf der rechten Schmalseite (aus Betrachterperspektive?) angefangen hat. Die Rückseite ist oben mit einem Bildstreifen mit einer Prozession von 10 Gottheiten versehen, darunter befinden sich 21 Textzeilen mit den Horusstelentexten B und D. Der zweite Text endet in 15 kurzen Zeilen auf der linken Schmalseite (aus der Betrachterperspektive in Bezug auf die Vorderseite?). Auf der rechten Schmalseite stehen 17 kurze Zeilen mit Horusstelentext A, der auf dem Sockel auf der Vorderseite endet.

Schrift
Hieroglyphen

Die Hieroglyphen sind leicht eingraviert und einige sind infolge des Abriebs durch Nutzung verschwunden (Daressy 1903, 17).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » traditionelles Mittelägyptisch, Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Daressy 1903 hat die Horusstele beschrieben, die Inschriften in Bleihieroglyphen abgedruckt und Fotos der Vorder- und Rückseite publiziert. Gutekunst 1995 hat eine textkritische Analyse von Horusstelentext B vorgenommen. Jansen-Winkeln 2014 hat einen Teil der genealogischen Daten des Stelenbesitzers oder -stifters gemäß Daressy abgedruckt. Quack 2018 benutzte die Stele für seine Analyse von Horusstelentext D. Von den beiden Schmalseiten sind keine Fotos publiziert, sodass die Inschriften bislang nicht geprüft werden können.

Editionen

- Daressy 1903: G. Daressy, Textes et dessins magiques, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos. 9401–9449 (Le Caire 1903), 15–17 und Taf. V–VI.

Literatur zu den Metadaten

- Gutekunst 1995: W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 257, 259–268, 340.

- Jansen-Winkeln 2014: K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit. Teil IV: Die 26. Dynastie. Bd. 2: Gottesgemahlinnen / 26. Dynastie insgesamt (Wiesbaden 2014), 942 (Nr. 60.359).

- Jansen-Winkeln 2016: K. Jansen-Winkeln, Zum Wandel der Personennamen von der Ramessidenzeit zur Spätzeit, in: H. Franzmeier – T. Rehren – R. Schulz (Hrsg.), Mit archäologischen Schichten Geschichte schreiben. Festschrift für Edgar B. Pusch zum 70. Geburtstag (= Forschungen in der Ramses-Stadt 10) (Hildesheim 2016), 191–199.

- Kákosy 1998: L. Kákosy, A Horus cippus with royal cartouches, in: W. Clarysse – A. Schoors – H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The Last Thousand Years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur. Part I (= Orientalia Lovaniensia Analecta 84) (Leuven 1998), 125–137.

- Lacau 1922: P. Lacau, Les statues «guérisseuses» dans l’Égypte Ancienne, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot 25, 1922, 189–209 und Taf. XV–XVI.

- Leahy 1979: A. Leahy, The Name of Osiris Written Osiris, in: Studien zur altägyptischen Kultur 7, 1979, 141–153.

- Lenzo 2023: G. Lenzo – R. Meffre – F. Payraudeau, La tombe memphite du prince héritier Chéchonq et son mobilier funéraire, Mémoires publiés par les membres de l'Institut français d'archéologie orientale 149 (Le Caire 2023), 159–164 und Taf. 115–118.

- PM III/22: B. Porter et al., Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Volume III. Memphis. Part 2. Saqqara to Dahshur (Oxford 1981), 862.

- Quack 2018: J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 35–40.

- Sternberg-el Hotabi: H. Sternberg-el Hotabi, Horusstele des Anchpachered, Sohn des Djedheriuefanch, Museum of Fine Arts Boston (Nr. 05.90), in: Studien zur Altägyptischen Kultur 16, 1989, 275–287 und Taf. 6–8, hier: 284, Anm. 16.

- Sternberg-el-Hotabi 1999: H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 2 Bände, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. I: Textband, 93–95, 249 (Abb. 42); Bd. II: Materialsammlung, 36–37.

- Traunecker 1983: C. Traunecker, Une Chapelle de magie guérisseuse sur le parvis du temple de Mout à Karnak, in: Journal of the American Research Center in Egypt 20, 1983, 65–92 und Taf. XIX–XXIV.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Rechte Schmalseite und Vorderseite des Sockels

Horusstelenspruch A = Metternichstele Spruch 10

[rechte Schmalseite, A.1] Sei gegrüßt, du Gott, Sohn eines Gottes! Sei gegrüßt, du Erbe, Sohn eines Erben! Sei gegrüßt, du Stier, Sohn eines Stieres! [A.5] Sei gegrüßt, 〈du〉 Horus, der aus Osiris hervorgegangen ist, den Isis, die Göttliche/Göttin, geboren hat!
Besprich für mich in deinem Namen! Beschwöre für mich [mit deiner Magie (?)!] für mich (?) jeden Tag (?). [Besprich für mich] mit [A.10] [deinen Zaubersprüchen!] Rezitiere [für mich mit den Rezitationen], die du verfasst (wörtl.: erschaffen)1 hast.
Das sind die kunstfertigen Sprüche [, die in deinem Mund sind], die dir dein (Groß)vater Geb anvertraut hat, die dir deine [A.15] Mutter Isis gegeben hat, die dich die Majestät des Vorstehers-von-Letopolis gelehrt hat, [Vorderseite des Sockels] um deinen zꜣ-Schutz 〈zu bereiten〉, um (deinen) mk.t-Schutz zu wiederholen, um das Maul aller wurmähnlichen Kreaturen (d.h. Schlangen u.ä.) zu verschließen, die im Himmel sind2, die auf der Erde sind, die im Wasser sind, (um) die [Menschen] zu beleben, (um) den Gefolgsmann des Thoth, Pacharu, zu beleben.

1 Für die Ergänzung der Lücke in diesem und im vorherigen Satz siehe Horusstele Avignon A.58 mit einer identischen Abschrift in den Horusstelentexten B und D.

2 jm,jw p,t: "Die im Himmel sind" ist von Daressy in seiner Abschrift vergessen worden: siehe seine Taf. V.

Rückseite

Horusstelenspruch B = Metternichtstele Spruch 5 = Torso Wien ÄS 40 Spruch 1

[Rückseite, B.1] Oh alter Mann, der sich zu seiner Zeit verjüngt, (oh) Greis, der als Jugendlicher agiert, mögest du veranlassen, dass Thoth zu mir auf meine Stimme hin kommt, damit er für mich das Wildgesicht (Neha-her) vertreibt.
Sie[he], Osiris ist auf dem Wasser, das Horusauge ist in seiner Hand. Der große Flügelskarabäus ist in seiner Faust, der die Götter (schon) als nḫn-Kind geboren/gestaltet (?) hat.
Wenn man dem, der auf dem Wasser ist, zu nahe tritt, [B.5] dann tritt man dem Horusauge zu nahe.
[Zurück mit euch], (ihr) (Un)tote/Wiedergänger (?), 〈Wasser〉bewohner, Feind, Jener/Feindin, (Un)-Toter/Wiedergänger, (Un)-Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin und so weiter! Erhebt nicht eure Gesichter, erspäht/jagt nicht mit euren Augen!
Es ist Osiris, der euren Schlund verstopft hat. Es ist Thoth, der eure Augen geblendet hat. Es ist Sachmet, 〈die eure ... ge... hat.〉
Diese (zuvor genannte) Vierzahl von großen Göttern, die über die Majestät des Osiris wachen, sie sind es, die den zꜣ-Schutz des Gottes, des Vorstehers (?) des Sarges, bereiten und den zꜣ-Schutz dessen, der auf dem Wasser ist.
Hui, hui!
Eine hohe/laute Stimme ist im [B.10] Großen-Haus, ein großes Gejammer ist im Mund des Katers (oder: der Katze).
Die Götter und Göttinnen (sagen): "Siehe doch! Siehe doch!" bezüglich (?) des Abdu-Fisches, als er geboren wird.

Rückseite und linke Schmalseite

Horusstelenspruch D

[Rückseite] Hui, hui! (Du), der auf den (man) spuckt, (du) Maga, Sohn des Seth, oh (du), der mit seinem Schwanz fährt, dessen Ruder/Paddel seine Hände sind: Was den Gott angeht, der dich mit einem Auftrag ausgesandt hat, er ist es, der mir befohlen hat, dich aufzuhalten/zu behindern.1
Hast du dich also nicht vertraut gemacht mit (oder: verschluckt?)2 Sebeq und Sebeqet, (mit) Tem und Temet3, der Vierzahl an großen Achs, die über die Majestät des Osiris wachen?
Hast du dich also nicht vertraut gemacht mit (oder: verschluckt?) Neheheti (?)4, der auf deinem Rücken ist [B.15] wegen des großen Verbrechens, das du in/an der Barke dieses Gottes begangen hast, [als] deine Zunge auf dem Rumpfbrett (oder: der Reling) dieser Barke [abgeschnitten] wurde, wobei du auf/mit dem großen Pflock5 des Osiris vernichtet worden bist?
Hüte dich vor dem Gottesleib! Hüte dich vor dem Leib des Torwächters des Tempels des Ptah, Pacharu6, des Sohnes des Anchchonsu7, des Gerechtfertigten, [geboren von] der Hausherrin, der Sistrumspielerin der Hathor, der Herrin der Sykomore, Heresenes8, der Gerechtfertigten.
Die vier großen Götter, [B.20] die über die Majestät des Osiris wachen, sie werden (?) wachsam sein zugunsten (?) des Gefolgsmannes des Thoth, des Vorstehers von (dem Ort) H̱r.j-Ṯḥn.w9, Pacharu, geboren von der Sistrumspielerin Heresenes, [...].
[linke Schmalseite] Oder/Ansonsten werde ich sagen:10
Hui, hui!
Scherdescheq ist dein Name! Berqer ist dein Name! [B.25] Ireriry ist dein Name. Amun-na-tjen Amun-na-ka-intek 〈ist dein Name.〉
Auf/wegen der Flut hat der göttliche Falke sich [B.30] abgewandt (?).
Der Feind/Gefallene (?) (oder: Phre)11 in seinem großen Haus, (ist) der, der gekentert ist.
Wehe! Es gibt keinen, der sich kümmert (?)12.
Man wird nicht übergriffig werden gegen den Torwächter des Tempels des Ptah, Pacharu, [B.35] geboren von Heresenes.

1 D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère – S. Aufrère – Chr. Loury (Hrsg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez” (Avignon 1985), 136–137 (§ 327) übersetzt: "Quant au dieu parti en voyage, c’est lui qui exécutera mon ordre pour te faire reculer."

2 D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère – S. Aufrère – Chr. Loury (Hrsg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez” (Avignon 1985), 137 übersetzt das Verb mi: "Bien sûr je ne ravalerai (?) pas (...)." Quack 2018, 38–39, hat: "Kennst du nicht (...)."

3 D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère – S. Aufrère – Chr. Loury (Hrsg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez” (Avignon 1985), 137 übersetzt: "l’Excellent et l’Excellente, le Parfait et la Parfaite." O. Berlev – S. Hodjash, Sculpture of Ancient Egypt in the Collection of the Pushkin State Museum of Fine Arts. Catalogue (Moscow 2004), 250 hat: "the male happy one and the female happy one, the male perfect one and the female perfect one." Für die Vierergruppe siehe B. G. Ockinga – H. W. Fischer-Elfert, An Amuletic Papyrus from Theban Tomb 233 and Four Akh-Spirits, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 147, 2020, 34–46.

4 nḥḥ,tj: Mit dem Feind als Determinativ. Quack 2018, 39, Anm. 81 verzichtet in seiner synoptischen Bearbeitung von Spruch D auf eine Übersetzung. Er fragt sich, ob mit ḥtḥt.w(?) (so seine Transkription auf S. 37) die Feder auf dem Rücken des Krokodils gemeint sein könnte, die u.a. vom Gauzeichen von Dendara bekannt ist. Er vergleicht mit kopt. ϩⲧⲏ"Lanzenschaft" und mit äg. ḥtyt: "spitzer Gegenstand". D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère – S. Aufrère – Chr. Loury (Hrsg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez” (Avignon 1985), 137 übersetzt "l’Agrippeur (?)". Auf Horusstele Moskau Nr. 182 (I.1.a.4467) steht nwḥtḥt o.a., auf Horusstele Kairo CG 9410 steht der Plural nꜣ ḥtj.w: "Schlächter(?)-Götter" (nur Abschrift in Bleihieroglyphen). Vgl. dazu ḥttjw, das eine Graphie von ḥntjw sein kann, vgl. ḥnṯtjw: "die Schlächter". Die verständlichste Schreibung steht auf Kairo JE 86778nꜣ jtḥ: "die Schlingen, Fesseln".

5 nꜥy.t: Wb. 2, 207.17: "ein Pflock oder Pfahl am Vorderteil des Schiffes, mit dem es an Land festgemacht wird"; W. K. Simpson, Papyrus Reisner II; Accounts of the Dockyard Workshop at This in the Reign of Sesostris I. (Boston 1965), B 23: "mooring block, cleat, stake at bow for mooring"; F. Ll. Griffith, The Teaching of Amenophis the Son of Kanakht. Papyrus B.M. 10474, in: Journal of Egyptian Archaeology 12, 1926, 191–231, hier: 199, Anm. 3 "mooring post"; R. O. Faulkner, A Concise Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 2002 (Repr. 1962)), 126: "mooring-post"; Dürring, Materialien zum Schiffbau, 86: „ein Rundholz“; Jones, A Glossary of Ancient Egyptian Nautial Titles and Terms, 199: "mooring-post"; kopt. ⲛⲁⲉⲓⲱ: W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 218b: "peg, stake for ship’s hawsers"; W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 2008 (Repr. 1965–1977)), 120: "Pfahl, Haltepflock (für Schiffe)".

6 Pꜣ-ḫꜣr: H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 116.17: "der Syrer".

7 Ꜥnḫ-Ḫns.w: H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 66.7: "es lebe (der Gott) Chons".

8 Hr=s-n=s: H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 230.17: "sie ist mit ihr zufrieden".

9 Die Titel des Pacharu wurden von Jansen-Winkeln 2014 weggelassen. Für den Vorsteher von (dem Ort) H̱r.j-Ṯḥn.w als Kultort des Thoth im Gebiet von Memphis siehe C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 848c und J. Yoyotte, Religion de l'Égypte ancienne, in: Annuaires de l’École Pratique des Hautes Études 79, 1970 (Annuaire 1971–1972), 157–195, hier: 179–181.

10 Ab hier bietet nur Quack 2018 noch eine Übersetzung des Textes.

11 Pꜣ ḫrꜥ: So auch auf Horusstele Avignon A.58 ohne Determinativ; zerstört auf CG 9410. Ist eine Ableitung von ḫr: "Feind" gemeint, eventuell als Euphemismus, oder liegt eine Schreibung von Pꜣ-Rꜥw: "Phre; der Re" vor?

12 Quack 2018, 39 übersetzt: "Beschirmer (?)".