Oracular Amuletic Decree Ch (Chicago ISACM E25622A-D)
Übersetzung und Kommentar
Oracular Amuletic Decree Ch (Chicago ISACM E25622A-D)
Recto
[rto x+1] [...]1 [Ich werde] Taibakhori beschützen, diese Tochter von Teti⸢scheri⸣, diese, die man Scherienihi nennt, meine Dienerin, meinen Zögling. [rto x+5] Ich werde sie gesund erhalten 〈an〉 ihrem Fleisch (und) ihrem Skelett.2 Ich werde 〈sie〉 behüten. Ich werde sie beschützen.
Ich werde (aktiv) zwischen ihr und jeder Krankheit stehen (wörtl. handeln). Ich werde ihr Leben, Gesundheit (und) ein hohes schönes Alter geben. Ich werde ihr Auge sehen [rto x+10] lassen. Ich werde ihr Ohrenpaar hören lassen. [Ich werde] ihre Kraft gedeihen [lassen]3. Ich werde ihren Mund öffnen, um zu essen. Ich werde ihren Mund öffnen, um zu trinken. Ich werde sie essen lassen, um zu leben. Ich werde sie trinken lassen, um gesund zu bleiben. Ich [rto x+15] werde sie sich vollständig sättigen lassen (wörtl. sich an jeder/einer ganzen Sättigung sättigen) an einem schönen Leben auf Erden. Ich werde ihren ganzen Körper, jedes der Glieder (und) ihren gesamten Rumpf von ihrem Kopf bis zu ihren beiden Fußsohlen gesund erhalten.
Ich werde 〈sie〉 bewahren vor jedem (bösen) Plan eines jeden Gottes (und) einer jeden Göttin [rto x+20] inmitten des Himmels, der Erde (und) der Unterwelt. Ich werde sie vor 〈ihrer〉 (der Götter) bꜣ.w-Macht bewahren. Ich werde 〈sie〉 (die Götter) für sie in allen ihren Namen beruhigen4. Ich werde sie bewahren vor jeder Aktion eines Messerdämons, vor jeder Aktion eines Wanderdämons, vor ⸢jeder⸣ Aktion ⸢eines⸣ jeden Gottes, der angreift.5 Ich werde ⸢sie⸣ [rto x+25] bewahren vor jeder Aktion eines jeden Gottes, einer jeden Göttin (und) vor jeder üblen (Nach-)Rede. Ich werde sie aus den Händen der Götter ⸢vom⸣ (Buch) „Das, was im Jahr ist“ retten. Ich werde veranlassen, dass [sie] (die Götter) für sie unschädlich gemacht werden (wörtl. aufgehoben werden) zu jeder Zeit.
Ich werde sie bewahren vor jeder Aktion eines wr.t-Geistes (und) vor jedem Nähern eines wr.t-Geistes. [rto x+30] Ich werde sie bewahren 〈vor〉 jedem wr.t-Geist jeder Art, der [im] Himmel, auf der Erde (und) in der Unterwelt existiert. Ich werde nicht zulassen, dass sie (die wr.t-Geister aller Art) sich irgendwo ihrer Umgebung nähern. Ich werde sie vor jedem bösen Blick bewahren.
Ich werde sie vor jedem (Schadens-)Zauber eines Syrers bewahren. Ich werde sie vor [rto x+35] jedem (Schadens-)Zauber eines jeden Fremdlandes jeglicher Art auf der ganzen Erde bewahren. Ich werde nicht zulassen, dass sie (diejenigen, die Schadenszauber betreiben) jemals (wörtl. wieder und wieder bzw. immer wieder) Macht über sie haben werden.
Ich werde sie vor jedem Zorn eines jeden (männlichen) ꜣḫ-Geistes (und) eines jeden (weiblichen) ꜣḫ-Geistes retten. Ich werde nicht zulassen, dass sie (die ꜣḫ-Geister) sich irgendwo in ihrer Umgebung nähern.
1 Textverlust: Die Einführung der Göttin ist verloren. Da der Text in der ersten Person Singular formuliert ist und allein die Göttin Nechbet am Ende des Textes (rto x+93–94) als orakelgebende Gottheit genannt ist, ist davon auszugehen, dass nicht mehr als ein oder zwei Zeilen zu Beginn des Textes verloren sein dürften, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 107 [1].
2 Der Schreiber ist offenbar etwas unkonzentriert. Bei „Skelett“ (qs) fügt er trotz des vorgeschalteten Possessivartikels nochmals ein Suffixpronomen (st) an. Gerade bei den Körperteilen erhält sich die mittelägyptische Konstruktion mit Suffixpronomen gegenüber der neuägyptischen Konstruktion mit Possessivartikel sehr hartnäckig. Hier zeigt sich der Übergang, da der Schreiber beides schreibt. Am Verb schreibt er das Suffixpronomen der dritten Singular femininum sw anstelle der in dieser Zeit geläufigeren Variante st. Die Schreibungen sw und st werden von diesem Schreiber gleichwertig nebeneinander benutzt. Ob die Auswahl der ein oder anderen Schreibung gewissen Regeln unterliegt, ist nur durch eine umfassende Analyse festzustellen. Auf den ersten Blick zeigt sich aber, dass der Schreiber generell bei der Schreibung des Possessivartikels sowie im Status pronominalis von Präpositionen das Suffix st bevorzugt, wohingegen bei der Verwendung bei Verben und Substantiven beide Schreibvarianten zu beobachten sind.
3 gedeihen [lassen] ([s]:rd): Ergänzung zu [s]:rd nach Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 107 [7].
4 beruhigen (shr(u̯)): Die Gruppe Herz (F34) und Ideogrammstrich (Z1) ist vor dem Götterklassifikator (G7) platziert und muss daher als zusätzlicher Klassifikator betrachtet werden. Aufgrund der Zeichenstellung liegt also eindeutig eine Graphie für shru̯ vor und nicht die Verbindung shru̯ jb, vgl. Wb 2, 496; Clarysse, in: CdE 53, 1978, 239 [2]. Dass hier das Verb mit dem Falken auf der Stange (G7) klassifiziert wurde, zeigt an, dass sich die Verbalaktion auf die zuvor erwähnten Götter beziehen muss. In den Oracular Amuletic Decrees ist dieses Phänomen vor allem bei dem Verb ḏd in der Einleitungsformel der Götter der Fall. Ähnliches ist in spätmittelägyptischen Texten zu beobachten, in denen der Klassifikator für die Götter auch bei Bezeichnungen geschrieben wird, die nicht den Gott selbst, sondern „einen ihm eng verbundenen Teil bzw. einen Gegenstand aus seiner Sphäre bezeichnet“, s. JWSpG, 22 [e]. Einen ähnlichen Hintergrund muss man an dieser Stelle ebenfalls annehmen, da aufgrund der Syntax die Auffassung als 1. Person Singular des Suffixpronomens auszuschließen ist. Allerdings handelt es sich bei den von Jansen-Winkeln angeführten Beispielen in der Regel um Substantive, eine Parallele in Bezug auf ein Verb findet sich nicht.
5 Für den Schreiber dieses Textes ist die Gruppe r ꜥ.w (D21-D36-Z1) „vor (jeder) Aktion“ offenbar zu so einer festen Einheit geworden, dass er stets vor dieser Gruppe die Präposition r nochmals voranstellt. Die Gruppe ist insgesamt fünf Mal im Text belegt (Z. x+22; x+23 (2x); x+25; x+29). Man könnte auch davon ausgehen, dass der Schreiber an dieser Stelle das Substantiv r-ꜥ.w (Wb 2, 395.12; Lemma-ID 600214; vgl. Pantalacci, in: OLP 16, 1985, 5–20) zur Bildung von Abstrakta im Sinn hatte und daher die Präposition zusätzlich notiert hat. Da allerdings in den parallelen Sprüchen eindeutig ꜥ.w „Aktion“ (Lemma-ID 34480) gemeint sein muss, ist davon auszugehen, dass diese Schreibung eher graphisch als semantisch motiviert sein dürfte.
[rto x+40] Ich werde sie 〈vor〉 jedem Geschrei durch jedwede Furcht bewahren.
Ich werde sie vor jedem Schrecken bewahren, jeder Krankheit, jeder Infektion, jedem ⸢Fieber⸣, jeder srf.t-Hautentzündung, [jeder] Bitterkeit, jeder [rmn.t-Hautkrankheit (?)] (und) jedem [rto x+45] Unglück, das auf der Erde irgendein Wehklagen (?)6 verursacht, wobei ich nicht zulassen werde, dass sie (die zuvor genannten Gefahren) ihr jemals (wörtl. wieder und wieder) zustoßen werden zu irgendeiner Zeit ihres Lebens.
Ich werde sie 〈vor〉 dem Biss einer (Gift-)Schlange bewahren. Ich werde sie ⸢vor⸣ dem Stich von Skorpionen bewahren, vor jedem Biss eines jeden [rto x+50] Gifttiers (und) jeglichem Ungeziefer (und) ⸮vor? jedem Maul, das beißt. Ich werde nicht zulassen, dass sie (die gefährlichen Tiere) sich irgendwo ihrer Umgebung nähern.
Ich werde sie bewahren vor jedem Unfall eines Gespanns. Ich werde sie bewahren vor jedem Unfall eines Streitwagens7 (und) vor jedem Unfall eines Schiffs. Ich werde sie bewahren [rto x+55] vor jeder Anklage/Verleumdung (?)8 (und) jedem Frevel in jeder Gegend jeder Reise, die sie unternehmen wird, mit Schiffen, Gespannen (oder) zu Fuß (wörtl. mit ihren Füßen), wobei ihr Atem lebendig (und) gesund bei ihr ist.
Ich werde sie am Mittag9 unversehrt sein lassen. Ich werde nach ihr [rto x+60] sehen bei […]. ⸢Ich⸣ werde [...]. [...] ? [...] sie/ihr.
Ich werde für sie ein zꜣ-(Schutz-)Amulett machen 〈als〉 lebendigen (und) gesunden mk.t-Schutz an jedem Ort, an dem sie sich befindet, (und) (in) [jedem] Sanktuar (?), [das] sie betreten [rto x+65] wird. Ich werde veranlassen, dass mein sehr großes (und) [...]10 Orakel von ihr Besitz ergreift für Leben, Gesundheit (und) ⸢Gunst (?)⸣11. Ich werde ihr geben, was sie (?) sich aus ⸢ihrem⸣ vollen Herzen wünscht.
Ich werde jeden Traum [rto x+70], den [sie] träumt (wörtl. sieht), gut sein lassen. Ich werde einen Traum, ⸢den⸣ ich einen ⸢and⸣[eren] oder eine andere für sie träumen (wörtl. sehen) ⸢lassen⸣ werde, gut sein ⸢lassen⸣. Ich werde jeden Traum, den jeder Mann, [rto x+75] jede Frau (und) jeder Mensch jeglicher Art im ganzen ⸢Land⸣ für sie träumt (wörtl. sieht), gut sein lassen. Ich werde für sie jedes gute Schicksal12 [...] bereiten.
6 Wehklagen (?) (jhjw): Die Schreibung ist schwierig. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 108 [29] u. Bd. 2, pl. XLIIA) liest Schilfblatt (M17) – Tuch-s (?) (S29) – (?) – t (X1) (?) über Ba-Vogel (G29) – Semogrammstrich (Z1) – Schilfblatt (M17) – w-Schlaufe (Z7) – Abkürzungsstrich für den Toten (Z6), und lässt eine Lesung bzw. Identifizierung des Wortes aus. Er verweist auf zwei parallele Passagen (pLondon BM 10587 (L6), rto 103–107 und pNew York MMA 10.53 (NY), rto 37–42) mit dem Kommentar: „The parallel passages seem to offer no help in reading this word“ (ebd.). Die Parallelen überliefern folgende Passage: md.t nb.t (bjn.t) n.tj (ḥr) jri̯ jhj r=st „jede (böse) Angelegenheit, die Wehklagen bei ihr hervorruft“. Im Gegensatz zu Edwards denke ich, dass der Schreiber hier tatsächlich jhj oder zumindest ein ähnliches Wort im Sinn hatte. Daher möchte ich die beiden Zeichen, die Edwards als Tuch-s (S29) und etwas Undefinierbares deutete, als Hofgrundriss O4 lesen. Der Schreiber tendiert dazu, das Zeichen sehr kursiv zu schreiben, wie die Beispiele in Zeile rto 21, 24 und 28 zeigen, was zu dem Zeichen an der hier vorliegenden Stelle sehr gut passt. Für die folgende Gruppe, die Edwards als t über dem Ba-Vogel interpretiert, habe ich allerdings keine Lösung. Im Vergleich mit der Schreibung des Ba-Vogels in den Zeilen rto 2 und 4 kann ich dieser Idee nur schwer folgen, habe aber auch keine bessere zu bieten. Aufgrund der Text-Parallelen sehe ich – zumindest bis zu einer eindeutigen Klärung der unbekannten Gruppe – die Lesung jhj als vorerst beste Deutung der Stelle an, auch wenn sich der vorliegende Satz in Details der Syntax und den Zusatz eines weiteren Nebensatzes von den beiden anderen Versionen so unterscheidet, dass mindestens von einer Variante, vielleicht auch von einer verderbten Variante auszugehen ist.
7 Streitwagen (m~rw~kꜣ~〈b〉tj): Defektive Schreibung für mrkbt „Streitwagen“ (Wb 2, 113.4; Lesko, Dictionary I, 229; Hoch, Sem. Words, no. 189; Lemma-ID 73010; vgl. pNew York MMA 10.53, Rto. 54, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 108–109 [33].
8 Anklage/Verleumdung (?) (bw.t): Hier an dieser Stelle ist ganz eindeutig bw.t „Abscheu“ (Wb 1, 453.7–454.7; Lemma-ID 55150) geschrieben, doch in vergleichbaren Versprechen (z.B. pLondon BM EA 10083 (L1), rto x+23–27; pNew York MMA 10.53 (NY), rto 52–58; pParis Louvre E 8083 (P2), rto 8–9, 12–13, 14–15; pParis Louvre E 25354 (P3), rto x+21–23), in denen ḫnw erwähnt wird, folgt in jedem Fall btꜣ.w „Verbrechen“ (Wb 1, 483–484.11; Lemma-ID 58130). Ich halte daher den Begriff bw.t für eine Verschreibung, die zum Beispiel durch einen Hörfehler induziert worden sein könnte, da die beiden Wörter im ersten Jahrtausend im Klangbild sehr ähnlich gewesen sein dürften, s. hierzu Neven, in LingAeg 21, 2013, 148–149; Frandsen, in: Demarée/Egberts, Village Voices, 36; Quack, Ani, 58.
9 Mittag (mt(r.t)): Hier ist der Schreiber offenbar etwas durcheinander geraten, da er das Wort mtr.t „Mittag“ (Wb 2, 174.6–7; Lemma-ID 77710) zusätzlich mit dem Zeichen N2 klassifiziert. Obschon es Versprechen in den Oracular Amuletic Decrees gibt, die sich auf Schutz „zu Mittag, in der Nacht und zu irgendeiner Zeit“ beziehen (z.B. pLondon BM EA 10730 (L7), x+32) glaube ich, dass der Schreiber hier womöglich etwas voreilig das Wort für Nacht im Sinn hatte, weil davon auszugehen ist, dass sich das folgende Versprechen darauf beziehen dürfte. Der Schutz zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten wird für gewöhnlich in kurzen Einzelversprechen formuliert. Das folgende Versprechen passt im Wortlaut zu Beginn des Satzes in dieses Muster. Da es aber am Ende beschädigt ist, lässt sich dies nicht nachprüfen, vgl. hierzu: pParis BN 238-3 (P5), 27–29.
10 [...]: Die Parallel-Versionen schreiben an dieser Stelle in der Regel špsj „erhaben“ (Wb 4, 445.8-447.23; Lemma-ID 400546), doch ist dies hier mit den erkennbaren Zeichenspuren nur schwer zu vereinbaren, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 109 [40].
11 ⸢Gunst (?)⸣ (⸢⸮ḥzw(,t)?⸣): Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 109 [42]) erkennt in den Zeichenresten zu Beginn von Zeile rto x+67 ḥzw.t „Gunst“ (Wb 3, 157.8–158.12; Lemma-ID 109800), was ganz gut zu den Resten passt. In den Paralleltexten kommt diese Wendung allerdings nicht vor.
12 jedes gute Schicksal (ꜥš-sḥn ⸢nb⸣{t} nfr [___]): Vgl. pLondon BM EA 10083 (L1), rto x+74–76.
Ich werde sie vor der Linsenkrank〈heit〉 aus ⸢Syrien bewahren⸣. ⸢I⸣ch werde sie vor der Linsenkrank〈heit〉 aus Kusc⸢h⸣ bewahren.
⸢I⸣ch werde sie aus der Hand [rto x+80] der Sachmet ⸢und⸣ ih⸢res⸣ Sohnes ⸢retten⸣. Ich werde sie retten aus der Hand ⸢der Meerkatze⸣ der Stätte des ⸢Sanktuars⸣ (und) des Pa⸢via⸣ns der ⸢Stätte⸣ des wḏꜣ.t-Auges.
Ich werde [ihren] Kopf gesund erhalten. [Ich] werde ihr Ohrenpaar hören lassen. Ich werde ihre [beiden] [rto x+85] Augen sehen lassen. [Ich] werden ihren Mund [ge]sund erhalten. Ich werde ihre Nase? gesund erhalten. [I]ch werde ihre beiden Hände gesund erhalten. [Ich werde ih]re 10 Finger der beiden Hände [gesund erhalten]. [Ich werde ih]re Eingeweide [gesund erhalten]. Ich werde ihre beiden Füße13 [gesund [rto x+90] erhalten]. Ich werde ihre 10 Zehen ihrer beiden Füße gesund erhalten. Ich werde ihren [gesamten] Rumpf gesund erhalten von ihrem Kopf bis zu ihren beiden Füßen.
[In göttlicher Weise (?)] hat Nechbet gesprochen, diese große Göttin, die Älteste, die zuerst entstanden ist: Was jedes [rto x+95] Wort angeht, das auf diesem Orakel(papyrus) notiert (wörtl. gemacht) wurde, und diejenigen, die vergessen wurden, darauf zu notieren (wörtl. zu machen): Ich werde sie gut (wörtl. zu etwas Gutem) machen für Taibakhori, die Tochter von Tetischeri, die man Scherienihi nennt, deren Mutter [...] ist, täglich, täglich!
13 ihre beiden Füße (tꜣ⸢y⸣=st rd.(t)j): Hier ist rd „Fuß“ (Wb 2, 461.1-462.15; Walker, Anatom. Term., 271; Lemma-ID 96600) durch das Possessivpronomen eindeutig als Femininum bezeichnet. Bei einigen Wörtern kommt es im Neuägyptischen zu einem Genuswechsel, s. Neven, in: LingAeg 21, 2013, 139–157. Eine mögliche Entwicklung ist, dass zu einem maskulinen Substantiv ein feminines Pendant ohne eine Änderung in der Bedeutung entsteht (und entsprechend vice versa). Ein solcher Fall liegt beispielsweise bei dem Wort msḏr „Ohr“ (Wb 2, 154.13–16; Lemma-ID 76230) vor: vgl. msḏr.t „Ohr“ (Wb 2, 154.17; Lemma-ID 860133). Eine ebensolche Entwicklung zeigt sich an dieser Stelle für rd, die durch die Existenz eines Femininums rd.wjt (CDD R, 79; Lemma-ID dm3637) im Demotischen bestätigt wird. Allerdings bezeichnet – anders als im vorliegenden Fall – nach Vittmann (in: ZÄS 127, 2000, 179–180 [118]) im Demotischen das Femininum den einzelnen Fuß, wohingegen für das Paar weiterhin das maskuline Substantiv verwendet wird. Dies müsste aufgrund des hier vorliegenden Belegs als spätere Entwicklung angesehen werden.
