qtj.y(t) „Traum“

qtj.y(t): Die Standardbezeichnung für „Traum“ im Ägyptischen ist rs.wt (Wb 2, 452.1–4), was wörtlich etwa als „Wachen (im Schlaf)“ aufzufassen ist. Früheste Belege lassen sich in Briefen an Tote aus der Ersten Zwischenzeit fassen, danach ist der Gebrauch des Ausdrucks kontinuierlich zu verfolgen bis zum Demotischen rsw(.t) (CDD R (01.1), 68) und weiter im Koptischen ⲣⲁⲥⲟⲩ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 302b; J. Černý, Coptic Etymological Dictionary (Cambridge 1976), 139; W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 177b), s. K. Szpakowska, Behind closed eyes. Dreams and nightmares in ancient Egypt (Swansea 2003), 16. Der Begriff qdd bzw. neuägyptisch qd.t (Wb 5, 78–79.8) hingegen bezeichnet generell den Schlaf. Ab dem Neuen Reich finden sich aber auch gelegentlich Kontexte, in denen qd.t in der Bedeutung „Traum“ belegt ist, s. K. Szpakowska, Behind closed eyes. Dreams and nightmares in ancient Egypt (Swansea 2003), 16–17. In den Oracular Amuletic Decrees wird der Begriff qd.t insgesamt 19 mal in 13 Texten (pLondon BM EA 10251 (L2), Rto. 44–47; pLondon BM EA 10587 (L6), Rto. 11–15; pTurin Cat. 1983 (T1), Rto. 17–47; pTurin Cat. 1984 (T2), Rto. 11; pTurin Cat. 1985 (T3), Rto. 19–21; pParis Louvre E8083 (P2), Rto. 4–7; pParis Louvre E 25354 (P3), Rto. 13–16; pParis BN 182 (P4), 5–6; pKairo CG 58035 (C1), 70–73; pPhiladelphia PENN E 16724 (Ph), A, 4–7 u. B, Rto. 6–8; pBerlin 3059 (B 3059), 7–10; pCleveland CMA 14.723 (CMA), 6–10; pBoulaq 4, Vso. 6–7?) unmissverständlich in der Bedeutung „Traum“ benutzt, da in der Überzahl der Belege qd.t in Verbindung mit dem Verb ptr „sehen“ (Wb 1, 564.1–19) belegt ist und somit als visuell wahrnehmbar beschrieben wird. Dies ist nur schlüssig, wenn man für qd.t die Bedeutung „Traum“ ansetzt. Zusätzliche Bestätigung dieser Auffassung von qd.t erhält man durch zwei Texte (pNew York MMA 10.53 (NY), Rto. 60–62; pChicago OIM E25622A-D (Ch), 69–76), die in den entsprechenden Schutzversprechungen anstelle von qd.t tatsächlich den Standardbegriff für Traum rs.wt aufweisen. Ein Text (L6, rt. 11–15) bietet darüber hinaus eine zusätzliche Variante: Neben dem Begriff qd.t werden parallel die Begriffe rs.wt „Traum“, qḏm „(Sicht)omen“ (Wb 5, 148.11; s. J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 339–340 [503]) sowie ꜥꜥ.wy „Schlaf“ (D. Meeks, Année Lexicographique, 3 Bände (Paris 1980–1982), 77.0587, 78.0647) verwendet. Hier wäre nun zu überlegen, auf welche Weise die Begriffe sich genau unterscheiden, da nicht davon auszugehen ist, dass es sich um Synonyme handelt, s. K. Szpakowska, Behind closed eyes. Dreams and nightmares in ancient Egypt (Swansea 2003), 17. Eine Zusammenfassung zur Bedrohlichkeit von Alpträumen und verschiedenen Maßnahmen zum Schutz vor bösen Träumen bietet K. Szpakowska, Demons in the Dark: Nightmares and Other Nocturnal Enemies in Ancient Egypt, in: P.  Kousoulis (Hrsg.), Ancient Egyptian Demonology. Studies on the Boundaries between the Demonic and the Divine in Egyptian Magic, Orientalia Lovaniensia Analecta 175 (Leuven/Paris/Walpole 2011), 6376; zu Träumen in den OAD, s. Grams 2017, 93–95.

Dr. Anke Ilona Blöbaum