tꜣ ꜥršn(.t) "Linsenkrankheit"
tꜣ ꜥršn(.t): Der Begriff tꜣ ꜥršn(.t) als Bezeichnung einer Hauterkrankung bzw. Hautveränderung ist hieroglyphisch ausschließlich in den Oracular Amuletic Decrees belegt. Die Schreibung entspricht dem Wort für „Linsen“ (Wb 1, 211.15; J. E. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 74–75 [84]), doch steht der Begriff anders als die Bezeichnung der Hülsenfrucht, die zumeist als Kollektiv im Plural verwendet wird, in den OAD stets mit dem bestimmten Artikel, Singular, femininum tꜣ. Außerhalb der OAD findet sich die Bezeichnung lediglich in einem einzigen demotischen Beleg, im demotischen magischen Papyrus Leiden-London (CDD ʿ, 103; K. Preisendanz, Papyri Graecae Magicae: Die Griechischen Zauberpapyri (PGM) Bd. 2 (Leipzig/Berlin 1931), xiv 675–94: F. Ll. Griffith/H. Thompson, The demotic magical papyrus of London and Leiden (pMag.), (London 1904), 145; Johnson, in: H. D. Betz, The Greek Magical Papyri in Translation Including the Demotic Spells (Chicago/London 1986), 232). Hier wird explizit von ꜥršyn.w des Fußes gesprochen, was die Erstbearbeiter dazu veranlasste, in dem Ausdruck eine Bezeichnung der Fußsohle zu vermuten (Griffith/Thompson, pMag., 145). Dem folgt Janet Johnson in ihrer Übersetzung (in: Betz, Greek Magical Papyri, 232), anders als Robert Kriech Ritner (in: Enchoria 14, 1986, 104–105), der auf eine Verbindung des demotischen Begriffs mit koptischem ⲁⲣϣⲁⲛ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 16b; W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965), 12; J. Černý, Coptic Etymological Dictionary (Cambridge 1976), 12; W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 16b) verweist, das Černý (in: FS Crum, 35–36) als Bezeichnung einer Hauterkrankung identifizieren konnte.
Ein spezifisches Phänomen der Haut zu identifizieren fällt schwer, zumal es nicht ganz klar ist, ob der Begriff tatsächlich so eindeutig benutzt worden ist. Wahrscheinlich ist, dass der Begriff zur Beschreibung von jeglichen Hautveränderungen gebraucht wurde, die in ihrer Erscheinung dem Aussehen von Linsen ähnlich sahen, unabhängig davon, welche Ursache oder Pathologie dem Hautbild zugrunde lag. Hierunter können alle Formen von Lentigo fallen (so bei J. Černý, in: Coptic Studies in Honor of Walter Ewing Crum (FS Crum), The Bulletin of the Byzantine Institute 2 (Boston 1950), 36; Grams, in: Studien zur Altägyptischen Kultur (SAK) 46, 2017, 70), aber auch andere Hyperpigmentierungen wie Sommersprossen (Epheliden) oder Hautirritationen wie beispielsweise Warzen (Verruca) oder Hühneraugen (Clavus), was für den demotischen Text wohl eine zutreffende Deutung wäre (s. Ritner, in: Enchoria 14, 1986, 104–105). In den OAD werden vier verschiedene Formen von tꜣ ꜥršn(.t) genannt, die geographisch unterschieden werden: die Syrische und die Kuschitische Form werden oft gemeinsam genannt und stellen den Haupteil der Belege (pLondon BM EA 10308 (L3), B31–33; pLondon BM EA 10320 (L4), x+4–6; pLondon BM EA 10730 (L7), x+12–13; pTurin Cat. 1984 (T2), Rto. 92–94; pKairo CG 58035 (C1), 31–33; pChicago OIM E25633A-D (Ch), 78–79). In einem Text wird dem Paar noch eine Ägyptische Form zugefügt (pBerlin 10462 (B), Rto. 63–66). Zwei weitere Texte nennen nur eine Form, zum einen die Kuschitische (pPhiladelphia PENN E 16724 (Ph), D5–6) und zum anderen möglicherweise eine Libysche (tꜣ ꜥꜣ~rʾ~šꜣ[..] [⸮p?]dy: pParis BN 182 (P4), 21–22). Wie sich die geographischen Angaben zu den erwähnten Hauterscheinungen verhalten und wie sich die einzelnen Formen unterscheiden, ist unklar.