Oracular Amuletic Decree Ph (Papyrus Philadelphia, Penn Museum E16724)
Übersetzung und Kommentar
Oracular Amuletic Decree Ph (pPhiladelphia Penn E 16724)
Fragment A
[rto 1] ⸢(In göttlicher Weise) gesprochen hat ⸢Ch⸣ons-⸢Thot⸣,1 der große Gott, der Älteste, ⸢der zuerst entstanden ist (?):2
[Ich] werde [... Name der Besitzerin (?) ...]3 [an] ihrem Fleisch ⸢gesund erhalten⸣.
Ich werde [rto 5] ⸢ih⸣re Träume gut ⸢machen⸣ (wörtl. 〈zu〉 etwas Gutem ⸢machen⸣). Ich werde die (Träume), die ein anderer für sie sehen wird [gut] machen (wörtl. [zu etwas Gutem] machen).
Fragment B
[Ich werde sie schützen vor] [rto 1] einem Frevler (und) einer Frevlerin.
Ich werde sie schützen vor einem Gott, der angreift, vor einem Messerdämon (und) vor einem Wanderdämon. Ich werde [rto 5] sie retten vor4 den Göttern (des Buches) „Das was im Jahr ist“.5 Ich werde [...].
Fragment C
[...] [rto 1] [...]. Ich werde sie bewahren [...].
Fragment D
[Ich werde sie bewahren vor den] [rto 1] Göttern des nördlichen Ackerlands. Ich werde sie bewahren vor der Meerkatze des Platzes von diesem Hügel bzw. des Platzes „Der des Hügels“.
Ich werde [rto 5] sie vor der Linsenkrankheit aus Kusch bewahren.
Ich werde sie vor einer (Gift-)Schlange schützen, vor einem Skorpion, vor einem Krokodil und vor jedem Maul, [rto 10] das beißt. Ich werde sie vor Aussatz/Lepra, vor Augenleiden/Blindheit (und) ⸢vor dem Wirken des Udjat-Auges⸣ bewahren. [...].
1 ⸢Ḫn⸣s.w-⸢Ḏḥw.tj⸣: Die ersten Zeilen sind sehr schlecht erhalten. Edwards (HPBM 4. Bd. 2, pl. XLIV) liest die Zeichenreste zu Beginn des Götternamens „Month“ und am Ende „Thot“, doch in der Mitte ist die obere Schicht des Papyrus abgeplatzt, so dass dieser Bereich unlesbar ist. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 111 [1]) schlägt eine Ergänzung zu Month-Re-Thot vor. Dieser Gott ist allerdings sonst unbekannt und eine Kombination von Month-Re und Thot erscheint nicht nur ungewöhnlich, sondern auch unpassend. Es wäre also zu überlegen, ob die Zeichenreste in Zeile A1 anders gedeutet werden könnten. Fest steht, dass es sich um einen Götternamen handeln muss, da in den Oracular Amuletic Decrees jeder Gott einzeln durch ḏd zu Beginn des Textes eingeführt wird. Zudem folgt am Ende der Zeile gut erkennbar pꜣ nṯr, was in dieser Hinsicht auch gut passend ist. In den OAD ist Month-Re-Harachte belegt, sowie auch Month-Re, der Herr von Theben. Die Zeichenspuren am Ende des Namens sind allerdings so distinkt, dass sie nicht mit einer Lesung für Ḥr.w-ꜣḫ.tj oder nb Wꜣs.t in Einklang zu bringen sind. Die Spuren sind eindeutig nur mit einer Schreibung Ḏḥw.tj zu verbinden. Anders verhält es sich allerdings mit dem Beginn des Götternamens. Von der ersten Gruppe ist nur der untere Teil erhalten. Das n ist deutlich, aber von dem oberen Zeichen ist lediglich ein etwas geschwungener Strich erhalten, den man gleichermaßen plausibel zu mn (Y5), aber auch zu ḫ (Aa1) rekonstruieren kann. Auch in den folgenden Zeichen kann man gut die Binse (M22) sowie eine w-Schlaufe (Z7) erkennen und somit mit einer Schreibung von Ḫns.w verbinden. Den Götterklassifikator (G7) würde ich in der Lücke verorten. Wenn man insgesamt für diese Stelle eine eher großzügige Zeichensetzung annimmt, so dass der nicht erhaltene Vogel in der Schreibung von Thot auch noch ein wenig in die Lücke ragt, so wäre damit der zur Verfügung stehende Raum ausgefüllt und man würde den Gott als Ḫns.w-Ḏḥw.tj „Chons-Thot“ ergänzen, der im Versprechen zum Schutz vor dem Buch von Leben und Tod im Papyrus pParis Louvre E25354 (P3), rto x+88–94 belegt ist.
2 šꜣꜥ-ḫpr: Das Epitheton šꜣꜥ-ḫpr kommt regelmäßig in den Oracular Amuletic Decrees vor und die wenigen erhaltenen Spuren passen zu dieser Lesung, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 111 [2].
3 Kommentar: Zeile A3: Die dritte Zeile ist durch einen Bruch kaum lesbar. Am Anfang der Zeile ist leidlich gut snb zu lesen, was zu pꜣy=st jw[f] in der folgenden Zeile passt. Die Versprechen zur Gesunderhaltung von Fleisch und Skelett finden sich zumeist am Anfang des Textes direkt nach der Einführung des Amulettbesitzers. Hier folgt dieses Versprechen direkt nach der Einführung des Gottes bzw. der Göttergruppe, was ungewöhnlich ist. Der zur Verfügung stehende Platz ist für die Standardversion des Versprechens zu lang, so dass davon auszugehen ist, dass hier das erste Versprechen und die Vorstellung der Orakelbesitzerin zusammengefasst worden sind. Man erwartet also den Namen der Dame, wobei sich allerdings kein Raum für zusätzliche Filiationsangaben findet. Die erhaltenen Spuren sind so unspezifisch, dass kein Name rekonstruiert werden kann, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 111 [3].
4 m-ḏi̯: An dieser Stelle ist m-ḏi̯ „bei, mit, fort von“ (Wb 2, 176.14-177.19) anstelle von m-ḏr.t „in/aus der Hand von, durch“ (Wb 5, 583.2-8) geschrieben.
5 ⸢⸮Jm.jt?⸣-⸢rnp.t⸣: Rekonstruktion nach Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 111 [9]. Anders als er sehe ich aber keinen Platz für den Artikel tꜣ.
