Oracular Amuletic Decree L5 (Papyrus London BM EA 10321)

Metadaten

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Schlagwörter
Alternative Namen
OAD L5 TM 381183
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10321

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde von dem Antikenhändler Giovanni Anastasi, vermutlich während seiner Zeit als Schwedisch-Norwegischer Consul, in Ägypten angekauft. Insgesamt 1129 Objekte der Sammlung Anastasi wurden zwischen dem 23. und 27. Juni  1857 bei einer öffentlichen Auktion in Paris versteigert. In der Gruppe der Objekte, die vom British Museum erworben wurden, befand sich der hier vorgestellte Papyrus sowie ein weiterer Orakelpapyrus (pBM EA 10308 = OAD L3). Im Auktionskatalog können die beiden Papyri aufgrund der zu allgemein gehaltenen Beschreibungen nicht eindeutig identifiziert werden. Möglicherweise handelt es sich um die Stücke no. 1061 und no. 1062, die als „Petit manuscrit hiératique de basse époque“ bzw. als „Fragment d’un petit manuscrit hiératique de basse époque“ bezeichnet sind (Lenormant 1857, 92).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben

Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (1960, xiii) geht von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den im Text genannten Gott festmacht. Der Gott, der das Orakel gibt, ist Month-Re-Harachte, der Herr von Theben, für den als Kultort das „Südliche Heliopolis“, in diesem Fall, also Karnak genannt ist.
Die beiden Namen des Besitzers des Amuletts, Paditaweretischeru „Den die Große von Ascheru gegeben hat“ und Djedmonthiuefanch „Month sagt, dass er leben soll“ (Jansen-Winkeln 2006, 219) sind aufgrund der Götternamen ebenfalls mit dem thebanischen Raum zu verbinden.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Dritte Zwischenzeit » 21. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Dritte Zwischenzeit » 22.–23. Dynastie

Edwards (1960, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (1960, xiv) und Ritner (2009, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (1960, 175, n. 5; Ead., 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (2001, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (Sourouzian 2010, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.

Textsorte
Oracular Amuletic Decree
Inhalt

Der orakelgebende Gott Month-Re-Harachte, Herr von Theben  verspricht dem Besitzer des Amuletts, Paditaweretischeru, genannt Djedmonthiuefanch Schutz vor unterschiedlichen Gefahren und Bedrohungen sowie die Gesunderhaltung seines Körpers. Die Beschreibung des Körpers in seinen Einzelteilen sowie die Aufzählung der Gefahren und Bedrohungen generiert sich aus einem standartisierten Katalog, der allen Texten des Korpus zugrundeliegt, s. Grams 2017, 55–100.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray 1972, 151–153; Bourriau – Ray 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß 2019, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß 2019, 26–36; Adderly 2015, 193; Edwards 1960, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kindern gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.
Die Texte sind generell als Götterrede konzipiert, die durch die Phrase „Göttername + ḏd“ eingeleitet werden. Im Text L1 (pBM EA 10083) ist an den Stellen, wo man ḏd „sagen“ erwartet, jeweils etwas Platz frei gelassen. Edwards (1960, xvii) geht davon aus, dass die Lücken erst, nachdem der Papyrus den Göttern vorgelegt worden ist, ausgefüllt wurden, und erst durch diesen Akt die Wirksamkeit gewährleistet war. Somit wäre der Text L1 niemals wirksam gemacht worden und folglich wohl auch nicht getragen worden. Die Tatsache, dass uns für die gleiche Besitzerin mit dem Papyrus Turin Cat. 1984 (OAD, T2) ein weiterer Papyrus vorliegt, in dem sich keine Lücken befinden, eine entsprechende „Validierung“ also stattgefunden haben muss, unterstützt diese These. Aus welchen Gründen der Text L1 (pBM EA 10083) offenbar ausgemustert wurde, ist allerdings unklar.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schreibblatt
Technische Daten

Der Text ist nicht vollständig erhalten. An beiden Seiten sind die Ränder mal mehr mal weniger stark beschädigt. Der Textverlust hält sich aber in Grenzen und kann in den meisten Fällen sicher erschlossen werden. Von der ursprünglichen Länge ist ein Teil unbekannter Größe verloren. Der erhaltene Papyrusstreifen ist 50 cm lang und 5,5 cm breit. Es ist schwer zu entscheiden, wie groß der tatsächliche Textverlust ist. Laut Edwards (1960a, 29) beginnt dieser Text anders als die anderen Texte auf der Seite des Papyrus, bei der die Fasern horizontal liegen. Hier findet sich bei dem vorliegenden Papyrus die übliche Einführung des orakelgebenden Gottes und die Vorstellung des Amulettbesitzers. Am unteren Ende ist ein Teil des Textes verloren. Nach Edwards' Zuordnung (ebd.) würde somit in der Mitte des Textes ein nicht näher zu bestimmender Teil fehlen und das erhaltene Ende des Amuletts würde sich auf der anderen Seite befinden. Zu erwarten wäre aber, dass das Amulett in einer Schlussformel endet. Dies ist allerdings nicht der Fall. Denn die Seite endet in einem einfachen Versprechen (jw=j (r) šdi̯=f r ḥdp nb.t šnn jr.t nb.t „Ich werde ihn schützen vor jeglichem Anhalten (und) Leid/Schmerz an jedem Auge.“). Da Einführung der Götter und Vorstellung des Amulettbesitzers im Verlauf des Textes wiederholt werden können, dürfte es sich also genau anders herum verhalten: Der Text beginnt genau wie alle anderen auch auf der Seite, auf der die Fasern vertikal liegen (Recto) und somit ist der tatsächliche Beginn des Textes nicht erhalten. Die zweite Seite, also das Verso, beginnt ebenso wie beim Text T2 (pTurin Cat. 1985) (zufällig) mit der Einführung der Götter und der Vorstellung des Amulettbesitzers, die an dieser Stelle wiederholt werden. Das Ende des Textes mit der zu erwartenden Schlussformel ist verloren.

Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards 1960a, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards 1960a, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Fasernverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner 1978, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner 1978, 29; Bülow-Jacobson 2009, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards 1960a, xii [7] mit Verweis auf Černý 1939, xvii-xx).

Schrift
Hieratisch

Der Text ist in einem gut lesbaren leicht kursiven Späthieratisch geschrieben, s. Edwards 1960, xiv, 1; vgl. Verhoeven 2001, 13.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch

Die im Text verwendete Sprache ist nach Orthographie und Grammatik eindeutig dem Neuägyptischen zuzuordnen. Indizien sind z.B. die Schreibung der Suffixpronomen sowie der Gebrauch des Possessivartikels oder der Periphrase mit jri̯. Zudem ist im Futur III die Präposition r nicht geschrieben, vgl. zur Morphologie der Verben in den OAD die zitierten Beispiele bei Winand 1992, 536–537.

Bearbeitungsgeschichte

Im Jahr 1960 legte Edwards die editio princeps von insgesamt 21 Papyri vor, darunter auch der hier bearbeitete Papyrus BM EA 10321. Er bezeichnete die Textgruppe als „Oracular Amuletic Decrees“ (OAD). Unser Text ist dort mit der Sigle L5 aufgenommen (Edwards 1960a, 51–61, Edwards 1960b, Taf. 18–21). Im Jahr 1969 veröffentlichte Edda Bresciani eine italienische Übersetzung des Textes in einer Anthologie „Letteratura e poesia dell’antico Egitto“, die seitdem bereits mehrfach neu aufgelegt worden ist (z.B. 1990, 554–555).
Verschiedene Studien widmeten sich dem Korpus der Oracular Amuletic Decrees unter diversen Gesichtspunkten, wobei Textsegmente der gesamten Gruppe bearbeitet und zitiert werden, s. Lucarelli 2009, 231–239; Wilfong 2013, 295–300; Austin 2014, 39–41; Adderly 2015, 191–227; Grams 2017, 2017, 55–100; Roß 2019.

Editionen

- Bresciani 1999: E. Bresciani, Letteratura e poesia dell’antico Egitto. Cultura e società attraverso i testi. Neuauflage (Turin 1999), 554–555.

- Edwards 1960a: I. E. S. Edwards, Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series. Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom. I. Text (London 1960), 51–61.

- Edwards 1960b: I. E. S. Edwards, Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series. Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom. II. Plates (London 1960), Taf. 18–21.

Literatur zu den Metadaten

- Adderly 2015: N. J. Adderly, Personal Religion in the Libyan Period in Egypt (Saarbrücken 2015), 191–218.

- Austin 2014: A. Austin, Contending with Illness in Ancient Egypt (Los Angeles 2014).

- Bierbrier 2012: M. L. Bierbrier, Who was Who in Egyptology, 4. Auflage (London 2012), 553.

- Bourriau – Ray 1975: J. D. Bourriau – J. Ray, Two Further Decree-Cases of ŠꜢḳ, in: Journal of Egyptian Archaeology 61 (1975), 257–258.

- Bülow-Jacobson 2009: A. Bülow-Jacobson, Writing Materials in the Ancient Word, in: R. S. Bagnall, The Oxford Handbook of Papyrology (Oxford 2009), 3–29.

- Černý 1939: J. Černý, Late Ramesside Letters, Bibliotheca Aegyptiaca IV (Brüssel 1939), xvii–xx.

- Grams 2017: A. Grams, Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 46 (2017), 55–100.

- Guentch-Ogloueff 1940: M. Guentch-Ogloueff, Noms propres imprécatoires, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 40 (1940), 117–133.

- Jacquet-Gordon 1963: H. J. Jacquet-Gordon, [Review:] I. E. S. Edwards, Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series. Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom, 2 Bände (London 1960), in: Bibliotheca Orientalis 20 (1963), 31–33.

- Jacquet-Gordon 1979: H. Jacquet-Gordon, Deux graffiti de l’époque libyenne sur le toit du temple de Khonsou à Karnak, in: Anonymous (Hrsg.), Hommages à la mémoire de Serge Sauneron 1927–1976. I. Égypte pharaonique, Bibliothèque d’Étude 81 (Caire 1979), 167–183, Taf 27–29.

- Jansen-Winkeln 1985: K. Jansen-Winkeln, Ägyptische Biographien der 22. und 23. Dynastie, 2 Bände, Ägypten und Altes Testament 8 (Wiesbaden 1985).

- Jansen-Winkeln 2006: K. Jansen-Winkeln, Thebanische Statuen der 25. und 26. Dynastie, in: SAK 34 (2006), 217–240.

- Jansen-Winkeln 2007: K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit. Teil I: Die 21. Dynastie (Wiesbaden 2007), 277.

- Koenig 1987: Y. Koenig, Notes de transcription, in: Cahiers de Recherches de l’Institut de Papyrologie et d’Égyptologie de Lille 9 (1987), 31–32.

- Koenig 2018: Y. Koenig, Un nouveau décret amulettique oraculaire: Pap. IFAO H 40, Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 118 (2018), 233–239.

- Lenormant 1857: F. Lenormant, Catalogue d’une collection d’antiquités Égyptiennes (Paris 1857).

- Lucarelli 2009: R. Lucarelli, Popular Beliefs in Demons in the Libyan Period: The Evidence of the Oracular Amuletic Decrees, in: G. P. F. Broekman – R. J. Demarée – O. E. Kaper (Hrsg.), The Libyan Period in Egypt. Historical and Cultural Studies into the 21st – 24th Dynasties: Proceedings of a Conference at Leiden University, 25–27 October 2007, Egyptologische Uitgaven 23 (Leuven 2009), 231–239.

- Ray 1972: J. Ray, Two Inscribed Objects in the Fitzwilliam Museum, Cambridge, in: Journal of Egyptian Archaeology 58 (1972), 247–253.

- Ritner 2009: R. K. Ritner, The Libyan Anarchy. Inscriptions from Egypt’s Third Intermediate Period (Atlanta 2009), 74.

- Roß 2019: A. Roß, Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees (Göttingen 2019).

- Sourouzian 2010: H. Sourouzian, Seti I, not Osorkon II. A new join to the statue from Tanis, CG 1040 in the Cairo Museum, in: O. El-Aguizy – M. S. Ali (Hrsg.), Echoes of Eternity. Studies presented to Gaballa Aly Gaballa, Philippika 35 (Wiesbaden 2010), 96–105.

Turner 1978: E. C. Turner, The Terms Recto and Verso: The Anatomy of the Papyrus Roll. Papyrologica Bruxellensia: études de papyrologie et édition de sources 16 (Bruxelles 1978).

- Verhoeven 2001: U. Verhoeven, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift, Orientalia Lovaniensia Analecta 99 (Leuven 2001), 13.

- Wilfong 2013: T. G. Wilfong, The Oracular Amuletic Decrees: A Question of length, in: Journal of Egyptian Archaeology 99 (2013), 295–300.

- Winand 1992: J. Winand, Études de néo-égyptien 1. La morphologie verbale, Aegyptiaca Leodiensia 2 (Liège 1992).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Anke Ilona Blöbaum

Übersetzung und Kommentar

Oracular Amuletic Decree L5 (Papyrus London BM EA 10321)

[Anmerkung: Laut Edwards (1960a, 29) beginnt dieser Text anders als die anderen Texte auf der Seite des Papyrus, bei der die Fasern horizontal liegen. Hier findet sich bei dem vorliegenden Papyrus die übliche Einführung des orakelgebenden Gottes und die Vorstellung des Amulettbesitzers. Am unteren Ende ist ein Teil des Textes verloren. Nach Edwards Zuordnung (ebd.) würde somit in der Mitte des Textes ein nicht näher zu bestimmender Teil fehlen und das erhaltene Ende des Amuletts würde sich auf der anderen Seite befinden. Zu erwarten wäre aber, dass das Amulett in einer Schlussformel endet. Dies ist allerdings nicht der Fall. Denn die Seite endet in einem einfachen Versprechen (jw=j (r) šdi̯=f r ḥdp nb.t šnn jr.t nb.t „Ich werde ihn schützen vor jeglichem Anhalten (und) Leid/Schmerz an jedem Auge.“). Da Einführung der Götter und Vorstellung des Amulettbesitzers im Verlauf des Textes wiederholt werden können, dürfte es sich also genau anders herum verhalten: Der Text beginnt genau wie alle anderen auch auf der Seite, auf der die Fasern vertikal liegen (Recto) und somit ist der tatsächliche Beginn des Textes nicht erhalten. Die zweite Seite, also das Verso, beginnt ebenso wie beim Text T2 (pTurin Cat. 1985) (zufällig) mit der Einführung der Götter und der Vorstellung des Amulettbesitzers, die an dieser Stelle wiederholt werden. Das Ende des Textes mit der zu erwartenden Schlussformel ist verloren.
Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards 1960a, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards 1960a, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Fasernverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner 1978, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner 1978, 29; Bülow-Jacobson 2009, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards 1960a, xii [7] mit Verweis auf Černý 1939, xvii–xx).]

Recto (=OAD Verso)

...] [Rto. x+1/OAD, vs. 1] [...]
⸢Ich⸣ werde ⸢sie⸣1 schwach werden ⸢lassen⸣ [...], ohne dass er krank wird durch sie.
Ich werde [für ihn] ein Arzt ⸢sein⸣, der heilt (wörtl. gesund macht).2
⸢Ich⸣ werde ihn zu denen [gebe]n, die [Rto. x+5/OAD, vs. 5] [leben]3 werden, wobei ich ihn nicht ⸢zu⸣ denen geben werde, die sterben werden.
Ich werde veranlassen, dass er jederzeit ersetzt4 wird.5

1 =⸢w⸣: Es ist durch den fehlenden Kontext unklar, wer mit dem Suffixpronomen gemeint ist. Die anderen Texte bieten keine Parallele zu diesem Satz, so dass der vorausgehende Kontext auch nicht erschlossen werden kann. Klar ist, dass es sich um krankheitsbringende Entitäten handeln muss.
2 ⸢jri̯⸣[n=f]: Ergänzung nach Edwards 1960a, 31 [2].
3 [ꜥnḫ]: Einzig sinnvolle Ergänzung als Antonym zu „sterben“ im folgenden Umstandsssatz, der die Aussage nochmals negativ formuliert.
4 šbi̯: Dieses Versprechen ist recht knapp formuliert und daher inhaltlich schwer zu verstehen. Es gehört zu einem Komplex, der aus mehreren zusammengehörenden Versprechen besteht, und der den Orakelbesitzer davor schützen soll, als Ersatz für eine andere Person ausgeliefert zu werden bzw. gewährleistet, dass jemand anderer an seiner statt ausgeliefert wird, der Orakelbesitzer also durch diesen ersetzt wird. Eine ausführlich formulierte Version findet sich im pTurin Cat. 1983 (T1), Rto. 89–92: jw=n (r) ḏi̯.t kꜣ m-rʾ-pw kj.tj (90) m šb(.t) r-ḏbꜣ=st (91) jw bn jw=n (r) ḏi̯.t=st m šb.wt (92) r-ḏbꜣ=w „Wir werden einen andern (Mann) oder eine andere (Frau) als Ersatz stellen an ihrer statt, wobei wir sie nicht als Entschädigung ausliefern werden an deren statt.“ Dieses Versprechen steht durch den Kontext in Verbindung zu Sprüchen, die den Orakelbesitzer vor gefährlichen Götter schützen sollen, die Menschen in verschiedenen Lebenslagen rauben und töten können. Die Verbindung zu diesen Sprüchen wird in zwei Texten (pBM EA 10730 (L7), x+17–19 und pLouvre E 25354 (P3), Rto. x+58–60) explizit formuliert: L7: jw=j (r) šdi̯=f (x+18) m-ḏr.t nꜣ nṯr.w n.tj nḥm wꜥ (x+19) m šb.w wꜥ „Ich werde ihn retten aus der Hand der Götter, die jemanden als Ersatz eines (anderen) rauben.“ P3: jw=[n] (r) [šdi̯]=st (x+59) m-ḏr.t nꜣ nṯr.w n.tj (ḥr) ḏi̯.t (x+60) r(m)ṯ 〈m〉 šb.w(t) „[Wir] werden sie retten aus der Hand der Götter, die Menschen 〈als〉 Ersatz ausliefern“.
Zwei weitere Texte (pKairo CG 58035 (C1), 49–50 und pMMA 10.53 (NY) Rto. 36) reduzieren diesen thematischen Komplex auf dieses eine Versprechen, wobei der Kairener Text auch in Bezug auf die Schreibung des Verbums mit dem nw-Topf eine direkte Parallele darstellt. Darüber hinaus ist im pTurin Cat. 1983 (T1) neben der ausführlichen Version (s.o.) im weiteren Verlauf des Textes (Rto./OAD, vs. 13–14) auch dieses Versprechen überliefert. Dass dieser Spruch aber tatsächlich zu dem oben beschriebenen Komplex gehört, zeigt pBM EA 10730 (L7), x+17–20, in dem beide Sprüche in direkter Folge belegt sind.
5 Dieses Versprechen findet sich ein weiteres Mal in Zeile Rto. x+20.

Ich werde ihn bewahren vor jeder Aktion eines Schreckensdämons, [vor] jeder [Aktion] eines Messerdämons, vor ⸢jeder⸣ Aktion eines [Rto. x+10/OAD, vs. 10] Wanderdämons, vor jeder Einwirkung der Jahresseuche (und) vor jeder Aktion eines jeden Gottes, der angreift.
Ich werde ihn bewahren vor jeglicher Einwirkung von Bösem (und) vor jeglichem Nähern von Bösem.
Ich werde ihn bewahren vor jeglicher Aktion eines wr.t-Geistes (und) vor [jeglichem] Nähern [eines] [Rto. x+15/OAD, vs. 15] [wr.t-Geistes].

Ich werde ihn bewahren vor jeglichem Zauber (und) jeglichem Schadenszauber jeden Landes und jeden Fremdlandes.
Ich werde ihn bewahren vor jedem bösen Blick (und) vor jedem schlimmen (Sicht)omen.
Ich werde nicht zulassen, dass sie (die bösen Blicke und das schlimme Sichtomen) Macht über ihn bekommen.
[Rto. x+20//OAD, vs. 20] Ich werde veranlassen, dass er jederzeit ersetzt6 wird.7

6 šbi̯: Siehe den Kommentar oben.
7 Dieses Versprechen findet sich hier zum zweiten Mal, vgl. Rto. x+7.

Ich werde sein ḥꜣ.tj-Herz frei machen (wörtl. lösen), um zu lernen.
Ich werde seinen Mund schärfen, um zu rezitieren.

Ich werde für ihn jeden wr.t-Geist des Himmels beruhigen, jeden wr.t-Geist [Rto. x+25/OAD, vs. 25] der Erde, jeden wr.t-Geist eines Brunnens, jeden wr.t-Geist eines Wadis/eines Kanals (?), jeden wr.t-Geist eines Sumpfes, jeden wr.t-Geist eines Wasserdurchbruchs (und) jeden wr.t-Geist eines Tümpels.
Ich werde für ihn jeden wr.t-Geist seiner Mutter beruhigen (und) [Rto. x+30/OAD, vs. 30] jeden wr.t-Geist seines Vaters.
Ich werde sie (die wr.t-Geister) für ihn in allen ihren Namen beruhigen.
Ich werde sie (die wr.t-Geister) die Litaneien8 empfangen lassen, die um seinetwillen (dem Amulettbesitzer) vorgebracht werden (wörtl. gemacht werden).
Ich werde für ihn zꜣ-Schutz (und) mk.t-Schutz bereiten [an] [Rto. x+35/OAD, vs. 35] jedem Ort, den er betreten, (und) jedem Ort, zu dem er gehen wird.

8 wdnw.t: „Litaneien“ mit S. Schott, Eine ägyptische Bezeichnung für Litaneien, in: Firchow (Hrsg.), Ägyptologische Studien, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichungen 29 (Berlin 1955), 289 – 295.

Ich werde ihn schützen vor dem Biss einer Schlange, vor dem Stich eines Skorpions, vor dem Biss von jedem [Rto. x+40/OAD, vs. 40] Gifttier, jedem Ungeziefer (und) jeder r-Schlange, die beisst.
Ich werde nicht zulassen, dass sie (die giftigen und gefährlichen Tiere) irgendwo in seine Nähe kommen in jedem Moment des Lebens.

Ich werde ihn bewahren vor jeglichem Tod, jeglicher Krankheit, jeglicher [Rto. x+45/OAD, vs. 45] Infektion (wörtl. Einwirkung), jeglicher Bitterkeit, jeglichem Fieber, jeglicher srf-Hautkrankheit, jeglicher rmn.t-Hautkrankheit (und) jeglichem (schriftlich fixiertem ?) Unglück9.

9 jy(.t): Der Begriff jy(.t) „Das Kommende“ (Wb 1, 38.9–10) als euphemistische Bezeichnung von Unglück bzw. Bösem ist hier ungewöhnlich mit der Schlaufe V12 sowie dem Semogrammstrich Z1 klassifiziert. Eine vergleichbare Schreibung findet sich ebenfalls im pMMA 10.53 (NY), Rto. 39 in einem Versprechen, das eine lange Aufzählung verschiedener Krankheiten enthält. Weitere Belege des Wortes in den OAD zeigen den Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6), die Buchrolle (Y1) und in einem Fall auch das Messer (T30) als Klassifikator. Standardmäßig wird das Wort mit dem schlechten Vogel (G37) geschrieben, was in den OAD nicht belegt ist. Da die Schlaufe V12 gewöhnlich im Kontext von Schriftstücken gesetzt wird, könnte man hier eine Anspielung auf schriftlich fixiertes Unglück vermuten, wie wir es beispielsweise aus den Dokumenten zur Tagewählerei kennen, ebenso wie aus dem Buch vom Leben und Tod, das in einigen Texten der OAD erwähnt ist: pBerlin 10462 (B), Rto. 53–59; pLondon BM EA 10083 (L1), Rto. x+1–6; pLondon 10587 (L6), Rto. 63–68; pLouvre E 25354 (P3), Rto. 87–95; pTurin Cat. 1983 (T1), Rto. 53–57. Eine Lesung des Ausdrucks als jyi̯ mḏꜣ.t „das Kommen des Buches“ o.ä. ist im hier vorliegenden Kontext wenig wahrscheinlich, da sich kein zufriedenstellender Sinn ergibt.
Weitere Belege des Wortes in den OAD zeigen als Klassifikator den Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6: pLondon 10251 (L2), Rto. x+24; pChicago OIM E25622A-D (Ch.), 55 und die Buchrolle (Y1: pLondon BM EA 10587 (L6), Rto. 102). Im pParis BN 238, 19 liest Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. XXXVIA) das Messer (T30) als Klassifikator, doch ist deutlich der Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6) geschrieben, wie ein Vergleich innerhalb des Textes (z.B. Zeile 24) zeigt. Standardmäßig wird das Wort mit dem schlechten Vogel (G37) geschrieben, was in den OAD nicht belegt ist.

Ich werde ihn schützen vor der Einwirkung von Husten, vor jeglicher Einwirkung einer Sehbehinderung (wörtl. Umhüllung)10 (und) vor jeglicher Einwirkung von der hq-(Kopf)krankheit.
[Rto. x+50/OAD, vs. 50] Ich werde ihn bewahren vor Leid/Schmerz am Kopf, vor Migräne (wörtl. halber Kopf) und vor „Wind von außen“.
Ich werde ihn bewahren vor jeglichem Anhalten (und) Leid/Schmerz an jedem Auge.

10 ꜥfn.w: Die Bezeichnung ꜥfn.w „Umhüllung“ (Wb 1, 183.5) ist hier mit dem geschminkten Auge D6 klassifiziert und somit eindeutig als Sehbehinderung zu verstehen. Allgemein zu verschiedenen Ableitungen der Wurzel ꜥfn, s. Popko, Papyrus Turin CGT 54051, Verso 1,9–2,1.

Verso

[Vso./OAD, rt. 1] (In göttlicher Weise) gesprochen hat Month-Re-Harachte, der Herr von Theben, der 〈in〉mitten des 〈Südlichen〉 Heliopolis ist,1 dieser große Gott, der Älteste, der zuerst entstanden ist:
Ich werde Paditaweretischeru, beschützen [Vso./OAD, rt. 5], der, der Djedmonthiuefanch genannt wird, dessen Mutter Nesupernebu ist (und) der der Sohn von Djedchons, Sohn (von) Djedi/Hori2 (ist), meinen Diener.

1 〈ḥr,j〉-jb-Jwn,w-〈šmꜥ,w〉: Vgl. L1 Vso. x+15.
2 Ḏdj: Edwards (1960b, Taf. 10A) liest den Namen als Hori. Die Schreibung ist mit Kurzschreibungen des Horusfalken zu vereinbaren, s. K. Donker van Heel – J. Golverdingen, Vorläufige Paläographie des Abnormhieratischen (A-M), 12. Im vorliegenden Text finden sich in Zeile Rto. 1 u. 37 ausführliche Schreibungen des Horusfalken, die als Vogel zu erkennen sind, wobei dies in der Schreibung des Götternamens auch zu erwarten ist im Gegensatz zur Schreibung eines Personennamens. Allerdings findet sich die gleiche Gruppe ebenfalls im vorausgehenden Personennamen, und hier ist die Gruppe eindeutig ḏd zu lesen. Daher wäre es ebenfalls möglich, den Namen des Großvaters als Ḏdj (H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band II. Einleitung. Form und Inhalt der Namen. Geschichte der Namen. Vergleiche mit andren Namen. Nachträge und Zusätze zu Band I. Umschreibungslisten (Glückstadt 1952), 334.25) zu identifizieren.

Ich werde ihn an seinem Fleisch (und) seinem Skelett gesund erhalten.3
Ich werde seinen tp-Kopf4 [Vso./OAD, rt. 10] gesund erhalten.
Ich werde jede Zahnleiste (?) seines Kopfes gesund erhalten.
Ich werde [sein] rechtes Aug[e] (und) sein linkes Auge gesund erhalten.
Ich werde seine beiden Ohren gesund erhalten.
Ich werde seine Nase gesund erhalten.
Ich werde [seinen] Mund gesund erhalten.
[Vso./OAD, rt. 15] Ich werde seine Zunge gesund erhalten.
Ich werde seine Zähne gesund erhalten.
Ich werde seine Kehle gesund erhalten.
Ich werde seinen Nacken gesund erhalten.
[Ich] werde seine rechte Schulter (und) ⸢seine⸣ linke Schulter gesund erhalten.

3 Vgl. pTurin Cat. 1985 (T3), Rto. 12–13.
4 tp=f: Das Gesunderhalten des Kopfes ist ein häufiger Bestandteil innerhalb der Körperschutzversprechen. Zumeist wird hierfür die Bezeichnung ḏꜣḏꜣ (Wb 5, 530.5–531.20) verwendet. So schreiben insgesamt sechs Texte ḏꜣḏꜣ (pLondon BM EA 10308 (L3), B 57; pTurin, Cat. 1983 (T1), Vso. 44; pTurin Cat. 1984 (T2), Vso. 7; pTurin Cat. 1985 (T3), Rto. 94; p Louvre E 25354 (P3), Vso. 10; pOIM E25622A-D (Ch), x+83), aber nur in zwei Texten (pLondon BM EA 10321 (L5), Vso. 10; pBerlin 10462 (B) Rto. 75) findet man die Bezeichnung tp (Wb 5, 263.3–265.10; 266.5–6). Ein weiterer Text (pLondon BM EA 10730 (L7), x+56) verwendet beide Bezeichnungen nebeneinander.

Ich werde seine rechte Seite [Vso./OAD, rt. 20] (und) seine linke Seite gesund erhalten.
Ich werde seinen Rücken gesund erhalten.
Ich werde seinen Bauch gesund erhalten.
Ich werde sein ḥꜣ.tj-Herz gesund erhalten.
Ich werde seine Lungen(flügel) gesund erhalten.
Ich werde seine Leber gesund erhalten.
Ich werde seine Nieren gesund erhalten.
[Vso./OAD, rt. 25] Ich werde seine Eingeweide gesund erhalten.
Ich werde sein gesamtes Abdomen gesund erhalten.
Ich werde seinen rechten Fuß (und) seinen linken Fuß gesund erhalten.
Ich werde seinen gesamten Körper (und) alle seine Glieder von [Vso./OAD, rt. 30] seinem Kopf zu seinen beiden Fußsohlen gesund erhalten.

Ich werde ihn groß werden lassen.
Ich werde ihn (sich) entwickeln lassen.
Ich werde ihn kompetent (wörtl. vortrefflich) sein lassen.
Ich werde ihn scharfsinnig (oder: tüchtig) sein lassen.
Ich werde ihn sich sehen lassen, indem seine Hand [Vso./OAD, rt. 35] gebeugt ist (schwer von Opfergaben)5 zu Amun, Mut Chons (und) Month, dem Herrn von Armant.

5 ḏr.t=f ⸢h⸣ꜣn r: Das Verbum hnn (Wb 2, 494.10–495.12) bedeutet „neigen“ bzw. „beugen“. Oft ist es auf den Kopf bezogen, und kann in diesem Zusammenhang dann auch als „zustimmen“ übersetzt werden. In diesem Text ist das Verb explizit auf die Hand bezogen. Eine Parallele hierzu findet sich im Loblied auf Memphis (pSallier IV =pBM EA 10184, Vso. 4.3–4). Dort ist eine Opfersituation beschrieben, in der die Arme des Opfernden schwer von der Last der vielfältigen Opfergaben herunterhängen. Ähnliches muss auch hier gemeint sein. Edwards (1960a, 30 [12]) verweist auf den ungewöhnlichen Gebrauch der Präposition r, die hier offensichtlich in ihrer Kernbedeutung als Anzeige einer zielgerichteten räumlichen Bewegung verwendet ist („dynamic directionality“, s. Nyord, in: ZÄS 137, 2010, 39–41). Vergleichbare Formulierungen finden sich auch im Loblied auf Piramesse (pAnastasi III = pBM EA 10246, Rto. 3.3–5 und oOxford Queen’s College 1116).

(In göttlicher Weise) gesprochen hat Month-Re-Harachte, der Herr von Theben, der 〈in〉mitten des 〈südlichen〉 Heliopolis ist,6 der erhabene Gott, der Älteste, der zuerst enstanden ist:
Ich werde [Vso./OAD, rt. 40] Paditaweretischeru, den man Djedmonthiuefanch nennt, [mein]en Diener, sich sehen lassen (an) diesem (Monats)tag zu d[ies]er Zeit des Jahres, wobei er gesund ist, (und) [Vso./OAD, rt. 45] ich [...] auf meinem [...7

6 〈ḥr,j〉-jb Jwn,w-〈šmꜣw〉: Vgl. L1 Vso. x+15.
7 Die anderen Texte bieten keine Parallelen, die für eine Rekonstruktion des Satzes verwendet werden könnten.