ṯrrw: Dieser Krankheitsbegriff ist nur im Corpus der Oracular Amuletic Decrees insgesamt vier Mal (L1: Rto. x+43/OAD, vs. 43; L5: OAD, vs. 51–52; T3: Vso./OAD, rt. 32; Cl 1 (=pCleveland 14.723), 26) bezeugt. Zwei der Belege zeigen eine Schreibung, die als „Wind gegen sie“ (ṯꜣ.w rr=w) aufgefasst werden kann, die beiden anderen könnte man „Wind gegen ihren Mund“ lesen, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 11 [29]; Bohleke, in: JEA 83, 1997, 164–165 [n]. Dies wird entweder als Flatulenz oder als krankheitsbringender Wind aufgefasst. Möglicherweise ist der demot. Krankheitsauslöser ṯꜣw-rwṱ, der in sieben Papyri im Korpus der sog. „demotic self-dedication-texts“ belegt ist, hiermit zusammenzubringen. Thompson löst diesen Begriff als „Wind bzw. Atem von außen“ auf, s. Thompson, in: JEA 26, 1940; Quack, in: Ägyptische Magie und ihre Umwelt, 111. Die hieratischen Schreibungen sind allerdings nur schwer mit r-rw.t „außen“ (Wb 2, 405.7–8) zu vereinbaren. Möglicherweise hat man im Laufe der Zeit die Bedeutung anders verstanden. In den OAD wird der Begriff zusammen mit schwerwiegenden Hautkrankheiten erwähnt, so dass Flatulenz thematisch eher unpassend erscheint. Ein krankheitsauslösender Wind, der eventuell auch Hautirritationen hervorrufen könnte, wäre daher an dieser Stelle plausibler. Zum altägyptischen Konzept von Miasmen, s. Vernus, in RdE 34, 1982–83, 121–125.
Dr. Anke Ilona Blöbaum