mšpn.t „Hautflechte“
mšpn.t: Die Krankheitsbezeichnung mšpn.t „Hautflechte“ (Wb 2, 157.6; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 398; W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 322–323) ist in allen ihren Belegstellen zusammen mit der mš(š).t-Krankheit genannt. Als Hauptquelle sind die Oracular Amuletic Decrees (OAD) mit insgesamt sechs Belegstellen zu nennen (L1, Vso. x+41–42; L6, Vso. 27; T1, Rto. 28; T2, Rto. 106; T3, Rto. 28–29; B, Rto. 70–71). Darüber hinaus findet die Bezeichnung ebenfalls im Papyrus Hearst (H 160), im Papyrus Louvre E 32847 (Rto. x+12.2; T. Bardinet, Médecins et magiciens à la cour du pharaon. Une étude du papyrus médical Louvre E 32847 (Paris 2018), 94) und in der Dienstanweisung für Skorpionsbeschwörer im Buch vom Tempel (J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 63–80, hier: 68–70, 78–80) Erwähnung. Die Bedeutung lässt sich aus Koptischem ⲙⲉϣⲡⲱⲛⲉ bzw. ⲙⲉϫⲡⲱⲛⲉ „Hautflechte“ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 213b: „ulcer, eruption“; W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 129) erschließen, wie bereits von Ebbell (Alt-ägyptische Bezeichnungen für Krankheiten und Symptome, Skrifter utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo 2. Hist.-Filos. Klasse 1938 (3) (Oslo 1938), 65) und Till (Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), Q 7–9) angegeben wird. Die Identifizierung ergibt sich über die Parallelisierung des koptischen Wortes mit griech. λειχήν (H. G. Liddell – R. Scott, A Greek-English Lexicon. Revised and augmented throughout by Sir Henry Stuart Jones (Oxford 1940): „a tree-moss, lichen“). Černý (Coptic Etymological dictionary (Cambridge 1976), 101) bemerkt ferner, dass schon Loret im Jahr 1909 während des Unterrichts auf diese Verbindung hingewiesen habe. Auch für das Demotische findet sich mit mḫpny (Papyrus Wien D 6257, XV, 4–8: E. A. E. Reymond, From the contents of the libraries of the Suchos temples in the Fayyum I. A medical book from Crocodilopolis. P. Vindob. D. 6257, Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Papyrus Erzherzog Rainer). Neue Serie 10 (Wien 1976), 56 [2]; CDD M (10:1), 221) ein Beleg für diese Krankheit. Die Identifizierung mit einer Form der Hautflechte ist allgemein anerkannt, vgl. Edwards 1960a, 10–11 [26]; T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 22 (vgl. aber T. Bardinet, Médecins et magiciens à la cour du pharaon. Une étude du papyrus médical Louvre E 32847 (Paris 2018), 94: „substance-mšpnt“); J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 63–80, 70; H.-W. Fischer-Elfert, Abseits von Ma'at. Fallstudien zu Außenseitern im Alten Ägypten, Wahrnehmungen und Spuren Altägyptens 1 (Würzburg 2005), 34; Grams 2017, 69. Osing (Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976), 206, 742–744 [899]) sieht in mšpn.t eine Ableitung vom äg. Stamm špn „wohlgenährt sein“ (E. Edel, Altägyptische Grammatik, Analecta Orientalia 34 und 39, 2 Bände (Rom 1955 und 1964), § 120) bzw. ẖpn „fett sein“ (Wb 3, 366.12–14; E. Edel, Altägyptische Grammatik, Analecta Orientalia 34 und 39, 2 Bände (Rom 1955 und 1964), §120) mit einer Grundbedeutung „ausgebaucht, aufgetrieben sein/werden“.
Dr. Anke Ilona Blöbaum