Papyrus Hearst

Metadaten

Alternative Namen
Apis-ID 4970 Papyrus Hearst 1
Aufbewahrungsort
Nordamerika » U.S.A. » (Städte A-Ch) » Berkeley (CA) » University of California, Bancroft Library
Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde im Herbst des Jahres 1901 einem Bauern aus der Umgebung von Deir el-Ballas abgekauft. Genauer schreibt G. A. Reisner: "In the spring of 1901, a roll of papyrus was brought to the camp of the Hearst Expedition near Dêr el-Ballâs by a peasant of the village as a mark of his thanks at being allowed to take sebaḥ from our dump heaps near the northern kom. (...) He said that he had found the roll while digging for sebaḥ two years before, that he had put it away in a cupboard in his house and forgotten it. (...) The man attached no value to the papyrus. He did not come again until sent six months later; and he gratefully accepted the price given him without any attempt whatever at bargaining." [lies sebaḫ statt sebaḥ laut Errata] (Reisner 1905, 1).
Seit 2001 wird der Papyrus im Center for the Tebtunis Papyri der Bancroft Library der University of California at Berkeley aufbewahrt. Für den Zeitraum vor 2001 sind keine definitiven Inventarangaben des Papyrus bekannt, außer dass er vom allgemeinen Handschriftenbestand (Hinweis auf Nachfrage bei M. Zellmann-Rohrer, Center for the Tebtunis Papyri) der Bancroft Library in das Center for the Tebtunis Papyri transferiert worden ist. Benannt wurde der Papyrus nach P. A. Hearst (1842–1919), der Mäzenin der Grabungen der University of California in Deir el-Ballas (Nunn 1996, 35).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » zwischen Abydos und Theben » westliches Ufer » Deir el-Ballas

Ein ägyptischer Bauer entdeckte den aufgerollten Papyrus nach eigener Aussage etwa im Jahre 1899 in den Siedlungsresten bei Deir el-Ballas inmitten von Häuserruinen zwischen dem südlichen Kôm und der südlichen Nekropole, als er nach organischem Dünger (Sebakh) grub. Die Papyrusrolle befand sich laut dem Bauern als einziges Objekt in einem Keramikgefäß, dessen Typ sich aufgrund einer ungenügenden Beschreibung nicht identifizieren ließ. Der exakte Fundkontext des Papyrus ist im Gelände nicht erhalten und kann auch nicht mehr nachvollzogen werden. G. A. Reisner zweifelt aber nicht an den Angaben des Bauern, weil dieser dem Papyrus keinen großen Wert zuwies (und der daher, so wohl die Implikation von G. A. Reisners Argument, keinen Grund hatte, Fundumstände und Fundort zu verschleiern; Reisner 1905, 1).
Im Frühjahr 1901 brachte er den Papyrus zum Lager der P. A. Hearst Expedition in Deir el-Ballas, die dort von Januar 1900 bis November 1902 mit Unterbrechungen Grabungen durchführte (zur Grabungsdauer siehe Lacovara 1997, 6). Der in ein Kopftuch gerollte Papyrus wurde durch A. Lythgoe in Vertretung von G. A. Reisner, dem Leiter der Ausgrabungen, in Empfang genommen (Reisner 1905, 1) und der Bauer später vergütet.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Zweite Zwischenzeit » 17. Dynastie, (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 18. Dynastie

Die Datierung beruht auf paläographischer Grundlage. G. A. Reisner möchte den Papyrus aufgrund der Paläographie des Textes chronologisch in die Nähe des Papyrus Ebers, d.h. das Ende der Zweiten Zwischenzeit oder den Anfang des Neuen Reiches, datieren (Reisner 1905, 1). G. Möller bezeichnet den Papyrus Hearst als "so gut wie gleichaltrig, vielleicht um ein Unbedeutendes jünger" als den Papyrus Ebers, wobei er den Papyrus Ebers in die Regierung des Ahmose oder den Anfang der Regierung Amenhoteps I. einordnet (Möller 1909, 20). W. Wreszinski verweist in seiner Datierung auf eine Mitteilung von G. Möller, dass dieser den Papyrus "jetzt etwas später als den Pap. Ebers ansetzen möchte, etwa die Zeit kurz vor Thutmosis III." (Wreszinski 1912, V). W. Westendorf ordnet sowohl den Papyrus Hearst als auch den Papyrus Ebers an den Anfang des Neuen Reiches, etwa 1550 v. Chr. (Westendorf 1999, 22, 35; das dort zusätzlich angegebene, scheinbar präzise Datum „Um 1550 v.Chr.“ entspricht nur dem Anfangsjahr des Neuen Reiches in einem inzwischen überholten chronologischen Modell, stellt also keine genaue Datumsangabe dar).
Zur Unterstützung der paläographischen Datierung verweist G. A. Reisner auf die archäologischen und architektonischen Hinterlassenschaften, die – abgesehen von koptischen Elementen – aus der Zeit der 12. bis 18. Dynastie stammen (Reisner 1905, 1). Spätere Grabungen aus den 1980er Jahren fassen den chronologischen Rahmen sogar noch enger: späte Zweite Zwischenzeit und frühe 18. Dynastie (Lacovara 1997, 6–7; Lacovara 1999, 244–246).

Textsorte
Sammelhandschrift
Inhalt

Bei dem Text auf dem Recto des Papyrus handelt es sich um eine Sammlung von Rezepten, die rund 260 unstrukturierte Einzeltexte umfasst. Aufgrund dieser Tatsache lassen sich die jeweiligen Texte nicht zu verwandten Gruppen gliedern. Ein Drittel – rund 90 Einzeltexte – weist inhaltliche Parallelen zum Papyrus Ebers auf (Westendorf 1999, 35). Dabei handelt es sich allerdings nicht um reine Textduplikate, vielmehr ergänzen die Aussagen des Papyrus Hearst die des Papyrus Ebers (Reisner 1905, 1; Westendorf 1999, 35–36).

Ursprünglicher Verwendungskontext

G. A. Reisner äußert die Vermutung, dass der Papyrus einst einem Arzt vor Ort als Nachschlagewerk gedient haben könnte: "The Hearst papyrus, found in a mudbrick house in a provincial town, probably served as a book of reference for the local physician, and, less carefully arranged than Ebers, seems to have been made for this very purpose." (Reisner 1905, 4). W. Wreszinski bemerkt, dass der Text vor allem aus Rezepten besteht, die in ihrem Format so stark reduziert sind, dass sie nur von einem Arzt verstanden werden konnten. Auch die Tatsache, dass Diagnosen sowie die ausführlichen Anleitungen zur Behandlung von Patienten weitestgehend fehlen, spricht dafür, dass der Text kein Nachschlagewerk für die Allgemeinheit, sondern für einen ausgebildeten Arzt als Leser bestimmt war (Wreszinski 1912, V). Die Verwendung des Halbformats, dessen handliche Größe von der praktischen Benutzbarkeit des Papyrus zeugt, unterstützt diese Vermutung zusätzlich.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus misst 17,2 cm in der Höhe (Halbformat) (Reisner 1905, 1). Die Kolumnenbreite liegt zwischen 18 und 23 cm (Reisner 1905, 1); die Länge des ganzen Papyrus wurde aber anscheinend beim Entrollen nicht nachgemessen, da die erste Kolumne in zwei Stücke gerissen war und die Kolumnen 16–18 unvollständig sind. H. Grapow gibt die Länge mit „etwa 3,50 m an“ (Grapow 1955, 92; ebenso Westendorf 1999, 35). Heute ist der Papyrus auf 18 Glasrahmen verteilt; einer pro erhaltener Kolumne. Sofern die Fotos bei G. A. Reisner maßstabsgetreu sind, könnte die Gesamtlänge der erhaltenen Teile bei ca. 3,57 m liegen.

Von der heute als Nr. 1 gezählten Kolumne fehlen jeweils die ersten 3 cm des Zeilenanfangs (Rekonstruktion nach der Edition von W. Wreszinski), und sie bildet auch nicht den Anfang des Textes. Wie viele Kolumnen am Anfang zerstört sind, ist unklar. G. A. Reisner bezweifelt, dass mehr als 1–2 Seiten des Papyrus am Anfang verloren sind, ohne dies weiter zu begründen (Reisner 1905, 1). H. Grapow spricht nur von „mehreren Kolumnen verloren“ (Grapow 1955, 92). Der Schluss hingegen ist weitestgehend erhalten geblieben. Lediglich die letzten drei Kolumnen (Kol. 16–18) sind teilweise beschädigt; die Zerstörungsspuren erklärt G. A. Reisner wie folgt: „The roll was brought to Lythgoe, brutally tied up in the end of a native head-cloth (šuga), and had, of course, been carried in a similar manner from the place where it was found to the village. The damage done to pages XVI to XVIII which were on the outside of the roll was due to this treatment.“ (Reisner 1905, 1). Die 18. Kolumne ist zugleich die letzte. Sie besitzt nur drei Zeilen Text, deren letzte mit der Schlussformel des Schreibers jwi̯=f pw m ḥtp: „Dies(er Satz bedeutet, dass) es zufriedenstellend (ans Ende) gekommen ist“ ab (Westendorf 1999, 35).

Das Verso des Papyrus ist unbeschrieben. Bei der Auffindung war der Papyrus so aufgerollt, dass der Textanfang sich innen und das Textende sich an der Außenseite der Rolle befand. Zu erwarten wäre eigentlich die umgekehrte Situation.

Schrift
Hieratisch

Die Leserichtung verläuft in waagerechten Zeilen von rechts nach links. Die Verwendung von Rubra zur Markierung von Rezeptüberschriften ist erkennbar.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Der Papyrus wurde durch G. A. Reisner und L. Borchardt entrollt. Die Ähnlichkeit zu Papyrus Ebers wurde dabei von L. Borchardt erkannt und von H. Schäfer bestätigt. G. A. Reisner lieferte im Jahre 1905 die Erstveröffentlichung mit einer Einführung, einer Gliederung des Textes in 269 Rezepte, einem Glossar und einer kompletten fotographischen Reproduktion. Bei der Erstellung des Glossars griff er auf die Hilfe von K. Sethe zurück (Reisner 1905, Vorwort und S. 1). Eine hieroglyphische Transkription des Hieratischen und die Übersetzung des Textes ins Deutsche erfolgte im Jahre 1912 durch W. Wreszinski. Er nummerierte um in 260 Rezepte. Eine erste inhaltliche Besprechung des Textes findet sich bei C. Leake. Im Rahmen des "Grundriss der Medizin der Alten Ägypter" wurde der Text Rezept um Rezept und im Abgleich mit Papyrus Ebers erneut ins Hieroglyphische transkribiert, übersetzt, kommentiert sowie grammatisch und lexikographisch analysiert, wobei die ursprüngliche Anordnung der Rezepte durch die Strukturierung des Grundrisses nach modernen Krankheitsbildern verschleiert wurde.
Der sehr gute Erhaltungszustand, die zahlreichen Parallelen zum Papyrus Ebers sowie die nicht überprüfbaren Fundumstände ließen den Verdacht aufkommen, dass es sich um eine Fälschung handeln könnte (APIS Berkeley Database, Papyrus Hearst). Dieser Vermutung wird vom Center for the Tebtunis Papyri jedoch widersprochen: "we can say that at present there are no serious doubts on the authenticity of the papyrus" (Hinweis von M. Zellmann-Rohrer, Center for the Tebtunis Papyri).

Editionen

- Bardinet 1995: T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l'Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire (Paris 1995), 198–213, 375–408.

- Deines – Grapow – Westendorf 1958: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,1. Übersetzung der medizinischen Texte (Berlin 1958), 11–12, 16–25, 32–33, 35–36, 39–40, 66–67, 70–75, 78, 81, 84, 86, 97–99, 102–104, 106, 117, 119–120, 123, 125–126, 130, 132, 134–136, 138, 140, 143–144, 146–148, 152–154, 156–158, 160, 166, 169, 200–203, 208, 210–211, 230, 232, 234–238, 243, 248, 250–251, 253–255, 257–260, 264, 266, 289, 297–300, 302–304, 308, 310–311, 313–314, 316.

- Deines – Grapow – Westendorf 1958: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,2. Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen (Berlin 1958).

- Deines – Westendorf 1961: H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII,1. Wörterbuch der medizinischen Texte. Erste Hälfte (Berlin 1961), 406.

- Grapow 1955: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. II. Von den medizinischen Texten. Art, Inhalt, Sprache und Stil der medizinischen Einzeltexte sowie Überlieferung, Bestand und Analyse der medizinischen Papyri (Berlin 1955), 88–90, 108–112.

- Grapow 1958: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 19–21, 27–40, 43–44, 57–59, 61–63, 67–69, 112, 114, 118–129, 134–135, 140, 144–149, 170–172, 178–182, 185, 205–206, 209–210, 215, 218, 220, 229, 232, 234–236, 238–241, 244–245, 251, 256–260, 267, 269–271, 275–276, 278, 282, 291, 296, 349–355, 362, 365–368, 399–401, 404, 406–408, 410–411, 416–417, 425, 428–430, 433, 435, 438–440, 443–445, 452, 456–457, 498, 513–514, 516–517, 519–521, 524–525, 530–532, 534–537, 539–540, 544.

- Leake 1952: C. D. Leake, The Old Egpytian Medical Papyri, Logan Clendening Lectures on the History and Philosophy of Medicine 2 (Lawrence 1952), 13–14, 47–98.

- Reisner 1905: G. A. Reisner, The Hearst Medical Papyrus. Hieratic Text in 17 Facsimile Plates in Collotype with Introduction and Vocabulary, University of California Publications in Egyptian Archaeology 1 (Leipzig 1905).

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 22, 35–37.

- Wreszinski 1912: W. Wreszinski, Der Londoner medizinische Papyrus (Brit. Museum Nr. 10059) und der Papyrus Hearst. In Transkription, Übersetzung und Kommentar, Die Medizin der Alten Ägypter 2 (Leipzig 1912).

Literatur zu den Metadaten

- Lacovara 1997: P. Lacovara, The New Kingdom Royal City (London 1997), 6–7.

- Lacovara 1999: P. Lacovara, The Hearst Excavations at Deir el-Ballas. The Eighteenth Dynasty Town, in: K. A. Bard – S. B. Shubert (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt (London/New York 1999), 244–246.

- Möller 1909: G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. I. Bis zum Beginn der achtzehnten Dynastie (Leipzig 1909), 20.

- Nunn 1996: J. F. Nunn, Ancient Egyptian Medicine (London 1996), 35.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Camilla Di Biase-Dyson; Lisa Augner; Melanie Glöckner; Mareike Göhmann; Anja Roß; Sven Philippi; Eike Willenbockel; Anne Wolff; Jan-Malte Ziegenbein
Mitwirkende
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

H 1 – H 9

H 1 = Eb 32 = H 3

[1,1] [...]
Werde in einen Kuchen gegeben, einen anderen darauf(?); werde in Honig eingetaucht.
Werde vom Patienten geschluckt.

H 2

Mittel für das Entleeren des Bauches:
[...] šꜣšꜣ-Frucht: 1/32 (Dja).
Werde mit Pflanzenschleim vermengt; werde zu 7 Pillen1 verarbeitet; werde in Honig eingetaucht.
Werde vom Patienten geschluckt.

1 Nach Grundriß der Medizin IV/1,Grundriß der Medizin IV/2, 107: H 2: 1 soll die Anzahl von Pillen, die hier mit dem Zahlzeichen „sieben“ geschrieben wurde, in die Zahl 4 mit Pluralstrichen aufgelöst werden: „4 Pillen für 4 Tage“. Allerdings gibt es keinen Hinweis über die Länge der Einnahme.

H 3 = Eb 32 = H 1

Heilmittel […]:
šzp.t-Maß/-Teil von der ḥmꜢ.yt-Frucht / šzp.t-Maß von Salz.2
Werde in Honig eingetaucht.
Werde vom Patienten geschluckt; werde danach mit einem Finger Honig eingenommen;3
Werde über vier Tagen hinweg durch süßes Bier zum Schlucken gebracht.

2 zp.t-Teil könnte nach DrogWb, 507 als „Handvoll“ übersetzt werden. Es bleibt unklar, ob zwischen šzp.t ḥmꜣ.(y)t überhaupt eine Relation besteht: Eine andere Möglichkeit wäre, šzp.t und ḥmꜣ.(y)t getrennt als zwei verschiedene Ingredienzen, šzp.t-Pflanze und ḥmꜣ.yt-Frucht bzw. Salz, zu lesen.
3 Grundriß der Medizin IV/2, 107: „Das eigentliche Einnehmen ist schon durch Verschlucken erfolgt, aber der Patient soll noch etwas Honig danach lecken (wegen des bitteren Geschmacks der Droge?)“.

H 4

Heilmittel für das Beseitigen von den rhn.w der Schmerzstoffe im After:4
„Stechholz“.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

4 Grundriß der Medizin IV/2, 110: „In derselben Verbindung auch Eb 696 [...]: rhn.w der Schmerzstoffe im Arm“.

H 5

[1,5] [...]: [...]5
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben, damit es6 fault.

5 Sowohl die Überschrift als auch die Ingredienzen und eventuelle Verarbeitungsanweisungen fehlen.
6 Grundriß der Medizin IV/2, 235.1 schreibt Folgendes über die Bedeutung von ḥwꜣ=f, da es unklar ist, worauf sich das =f bezieht: „Die Droge? die Krankheit? Wenn die Krankheit verfaulen soll, würde nach Analogie von Eb 522 [...] eine Wundbehandlung vorliegen.“

H 6

Ein anderes (Heilmittel):
Mehl von der Johannisbrotfrucht.
Werde mit Honig vermengt; werde verarbeitet zu [...].
[...](?)7

7 Es könnte sein, dass noch ein zweiter Satz mit einer Applikationsanweisung folgt, aber der Platz ist relativ klein dafür.

H 7

Heilmittel für den After, wenn er schmerzt:
Werde beräuchert mit Kalkstein, mit Sand, mit Pflanzenschleim oder Bier.8

8 Grundriß der Medizin IV/2, 111: „Das Rezept ist sehr kurz gefaßt. Gemeint ist, daß Kalkstein oder Sand erhitzt und dann mit Pflanzenschleim oder Bier abgelöscht werden sollen. Der dabei entstehende Dampf bewirkt die Räucherung. Vgl. die ausführlichen Rezepte Bln 60 [...] und Bln 76.“

H 8

[...], wenn er ausfällt:
mjmj-Getreide: 1, ꜥꜣm.w-Pflanze: 1, Gummiharz: 1.
Werde an den Zahn gegeben.

H 9

Behandeln von Blut in [...]:9
[...]: 1/64 (Dja), Gummiharz: 1/16 (Dja), geritzte Sykomorenfrucht: 1/8 (Dja), jns.t-Pflanze: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja) plus 210 (Dja), Wasser: 1/32 (Oipe = 2 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg gekaut.

9 In Eb 749 steht wnm-snf m jbḥ: „Blutfraß in einem Zahn“.
10 Es ist unklar, ob bei der Ergänzung von 2 nach gs 1/64 gemeint ist, dass gs + 1/64 zweimal genommen werden muss, oder, dass hier „plus 2“ zu lesen ist. Wir plädieren für die zweite Lesung, da zweimal ein halbes 1/64 auf ein ganzes 1/64 kommen wird.

H 10 – H 15

H 10 = H 217

[Das Richten eines Knochens], [wenn] er [gebrochen ist], am ersten Tag:
Johannisbrotfrucht, Langbohne: 2/3 (Dja), Mehl [vom] ꜥmꜥꜥ-Korn.
Werde zerstoßen; werde [1,10] mit der mstꜣ-Flüssigkeit von ḫdḏ.w-Flüssigkeit vermengt.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben1.

1 Da das Parallelrezept H 217 ausdrücklich wt (mit Komplementierung) schreibt, ist es wahrscheinlich, dass an dieser Stelle wt: „verbinden“ gemeint ist.

H 11 = H 219

Ein zweites Heilmittel:
Mehl von frischer Gerste, Dickmilch.
[Werde mit Honig vermengt.]
[Werde] über vier Tage hinweg darauf/damit [verbunden]/[(ein)gerieben].

H 12 = H 218

Ein drittes Heilmittel:
Johannisbrotfrucht: 2/3 (Dja), ꜥmꜥꜥ-Körner vom Emmer.
Werde mit Pflanzenschleim [...]2 zerstoßen.
[…] angenehme [Wärme?] über vier Tage hinweg.3

2 Wahrscheinlich folgt auf ḥsꜣ.w ein n(.j) psn, vgl. H 218.
3 Es besteht die Möglichkeit, dass hier ursprünglich „[Werde eingenommen in] angenehmer [Wärme] über vier Tage hinweg“ gestanden hat: [wnm/zwr m srf] nḏm r hrw 4, siehe dafür MedWb 1, 498. 

H 13 = H 220

Das Richten eines Knochens, wenn er gebrochen ist, in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin:
Schleim von […]4, Koriandersamen.
Werde zu einer Masse verarbeitet; werde mit Honig vermengt.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben5.

4 Wahrscheinlich folgt auf ḥsꜣ.w n(.j) ein psn, vgl. H 220.
5 Da das Parallelrezept H 220 ausdrücklich wt (mit Komplementierung) schreibt, ist es wahrscheinlich, dass an dieser Stelle wt „verbinden“ gemeint ist.

H 14 = H 221

Das Richten [eines Knochens?] [...]:
[Töpferton?]6: 1, Gummiharz: 1, jšd.t-Frucht von der Sykomore: 1, jšd.t-Frucht vom Christdorn: 1, jšd.t-Frucht vom jmꜣ-Baum [1,15] [1] [...].
Die Finger werden dazu mit Honig befeuchtet;
werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben7.

6 In der Lücke könnte die Ingredienz dbn n jqd.w, nämlich dbn-Ton des Maurers, ergänzt werden, wie in H 221 zu sehen ist. Siehe dafür DrogWb, 577. Auf jeden Fall sprechen die noch erhaltenen Klassifikatoren (Gardiner A24 und A1) für ein Nomen oder Verbum actionis, und die nachfolgende Mengenangabe dafür, dass davor eine Ingredienz-Bezeichnung gestanden haben muss.
7 Da das Parallelrezept H 221 ausdrücklich wt (mit Komplementierung) schreibt, ist es wahrscheinlich, dass an dieser Stelle wt „verbinden“ gemeint ist. Aus dem Kontext, dass die Applikation in Verbindung mit Honig befeuchteten Fingern erfolgt, ist aber zjn(.w) in dieser Stelle sogar wahrscheinlicher.

H 15

Heilmittel für Rippen, wenn sie gebrochen sind, (zur Behandlung) am ersten Tag:
Dickmilch vom ḥḏ.t-Getränk,8 […].
Werde mit einer Binde aus ḥꜣ.tjw-Leinen umhüllt;
werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben9.

8 Hier ist die Bedeutung von ḥḏ.t ambivalent: Anstatt wꜣḏ „frisch“ oder auch ḥḏ „hell“ steht ḥḏ.t. Vermutlich ist also kein Adjektiv von smj, sondern das noch unidentifizierte ḥḏ.t-Getränk oder „weiße“ Milch gemeint. Allerdings ist der Orthographie nach (mit N5 statt W22 als Klassifikator) auf jeden Fall irgendein Fehler vorhanden, als ob „hell“ gemeint wäre (s. DZA 27.551.360).
9 Neben wt wäre auch zjn möglich, aber im Kontext (gebrochene Rippen, Binden) unwahrscheinlich.

H 16 – H 20

H 16 = Eb 182

Richtiges Beseitigen eines Toten:1
Früchte/Samen der [tḥwꜣ-Pflanze(?): 1, Selleriesamen]: 1, qꜣꜣ-Teil vom ꜥr.w-Baum: 1, das Innere von einer Frischwassermuschel: 1, šꜣšꜣ-Frucht: 1.
Werde zerstoßen; werde zerrieben.
Werde [2,1] vom Patienten mit Honig eingenommen.

1 Vielleicht ist hier s.t-ꜥ n(.j) mwt: „die Einwirkung eines Toten“ gemeint. Grundriß der Medizin IV/2, 106 schlägt als Übersetzung „Beseitigen eines Toten in Wirklichkeit“ vor.

H 17 = Eb 712

Beseitigen des tpꜣ.w-Phänomens im/am Kopf:
Zerstoßenes und ausgeglühtes Gerstenmehl: 1/64 (Oipe = 1 Dja), zerstoßenes und ausgeglühtes mjmj-Mehl: 1/64 (Oipe = 1 Dja), weicher Talg: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Der Kopf, nämlich das ḫrm seines Kopfes,2 werde damit bestrichen, (aber) es werde (zuerst) veranlasst, dass er sich zu Boden strecke, ohne irgendein (anderes?) Heilmittel auf ihn zu geben.
Nach dem Erreichen seines Scheitels beim Bestreichen {nach} ⟨mit⟩ diesem Heilmittel soll er am zweiten Tag mit Fischöl bestrichen werden.
Werde am {zweiten} ⟨dritten⟩3 Tag mit Nilpferdfett bestrichen.
Werde mit einem Laib von faulem Brot aus sw.t-Getreide, der täglich auf seinen Scheitel gegeben werde, bestrichen.4

2 ḫrm n(.j) (wobei ḫrm ein Hapax ist) wird anstelle von tmtw im Paralleltext Eb 712 geschrieben (s. Grundriß der Medizin IV/2, 50), was auf Pudern zum Trocknen der Wunde, möglicherweise mit Natron, hinweist (Wb 3, 329.18).
3 Die Korrektur der Zahl erfolgt nach Eb 712. 
4 Es ist unklar, ob der letzte Schritt, nämlich das Bestreichen des Kopfes mit faulem Brot, jeweils nach den drei vorherigen Schritten praktiziert wird oder ob es nach Abschluss der anderen Schritte (ab dem 4. Tag) ausgeführt wird.

H 18 = Eb 49

Heilmittel für das Beseitigen von viel Blut:
Frischer ꜣḥ-Brei: 1/8 (Dja), zerhackte Erdmandeln: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Öl/Fett: [2,5] 1/8 (Dja), Honig: 1/8 (Dja).
Werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).
Jedes (andere) Heilmittel ist ihm unterlegen (wtl.: Jedes (andere) Heilmittel ist wie ein ihm (gegenüber) Zweitrangiges).

H 19

Heilmittel für/gegen Durchfall:
Blut vom Rind.
Werde gekocht.
Werde gegessen.

H 20

Heilmittel für/gegen unruhigen(?)5 Schlaf(?) (oder: ein Nachtlager des Aufruhrs/Leidens/ḥꜣy.tj-Dämons):
Blut vom Schwein.
Werde mit Wein vermischt (wtl. werde auf Wein gegeben).
Werde sofort getrunken.

5 Die Bedeutung von ḥꜣy.t in diesem Kontext ist unklar, vor allem, weil nicht eindeutig ist, um was für eine Wortart es sich handelt. Im MedWb 582 wird darüber gesagt: „Es bleibt unklar, ob eine Verbindung sḏr.t-ḥꜣj.t vorliegt (so Äg.W.B. III 15,18 ‚vom unruhigen Schlaf‘), oder ob sḏr hier das Verbum der Krankheitsbeseitigung ist“. Der Eintrag verweist nur auf diese Quelle und gibt keinen Übersetzungsvorschlag, sondern nur: „[eine Krankheit]“. Eine Möglichkeit wäre es, ḥꜣy.t als eine Herleitung des Verbs ḥꜣi̯: „klagen/beklagen“ (Wb 3, 6–7) zu verstehen, und zwar als Partizip. Allerdings wäre wegen der Endung .yt nur ein passives Partizip möglich. Im Kontext ergäbe diese Lesung jedoch keinen Sinn: „der beklagte Schlaf(?)“. Eine weitere Möglichkeit wäre, ḥꜣy.t als eine Verschreibung des Substantivs ḥꜣꜥj.t „Aufruhr“ anzusehen (Wb 3, 30.1–2, vgl. Wb 3, 15.17). Wenn das Wort tatsächlich ein Substantiv wäre, würde hier definitiv ein direkter Genitiv zum sḏr.t vorliegen, das dann passender mit „Nachtlager“ o.ä. zu übersetzen wäre als „Schlaf“: „Nachtlager des Aufruhrs“. Eine letzte Möglichkeit für ḥꜣy.t wäre eine Interpretation als ḥꜣy.tj-Dämon, der im Plural im Sargtext-Spruch 150 (CT II, 254p) und im Sargtext-Spruch 476 (CT VI, 33f) belegt ist (s. Hannig, Wörterbuch II, Lemma 19359, ḥꜣy.tjw-Dämon). Allerdings ist der Klassifikator in beiden Sargtext-Fällen A40 und nicht Z6, wie hier. Klar ist nur, dass irgendein Krankheitsphänomen vorliegt. Wir bevorzugen die Option, sḏr.t ḥꜣy.t als „Nachtlager des Aufruhrs“ oder „Nachtlager des ḥꜣy.tj-Dämons“ zu lesen, was unruhigen Schlaf als Symptom aufweisen könnte, aber nicht müsste.

H 21 – H 23

H 21 = Eb 432

Heilmittel, das für/gegen einen Menschenbiss zubereitet wird:
ẖꜥꜥ-Teile von Teig, die aus einem ꜥnḏ.w-Topf sind, Lauch.
Werde zerkleinert; werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 22 = Eb 433

Ein zweites Heilmittel:
Weihrauch: 1, Ocker: 1, Ziegengalle1: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

1 Bei wꜥ.tj „Ziege“ ist eine ungewöhnliche Klassifizierung zu finden: V2:X1*N23-Z1 anstelle von Möller, Paläographie II, #138 (~ Extended Library E186) (Ebers) oder F27 (H 34). Siehe dafür DrogWb, 128, Anm. 1.

H 23 = Eb 434

Ein drittes Heilmittel:
Kostwurz: 1, Weihrauch: 1, ḥḏ.w-Harz: 1.
Werde zu einer Salbe gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 24 – H 34

H 24 = Eb 437

Beseitigen des ḫnsy.t-Phänomens im/am Kopf:
Rizinussamen: 1, Talg1, Moringa-Baum-Öl: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde täglich damit bestrichen.

1 Da im Paralleltext Eb 437 die Quantenangabe 1 nach ꜥḏ folgt, ist es möglich, dass auch hier eine 1 eingefügt werden könnte. 

H 25

Heilmittel für das Beseitigen einer Verstopfung:
sw.t-Getreide.
Werde zu Grütze verarbeitet: werde gewaschen; werde gekocht; werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Du sollst es am Morgen durchseihen.
[2,10] Honig werde damit vermischt (wtl. Honig werde darauf gegeben): 1/8 (Dja); werde mit/durch Tücher(n) durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).
Ich habe gesehen, was durch mich geschehen ist.2

2 Vgl. Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 69: „Ich habe gesehen, dass es bei mir geholfen hat.“ MedWb 2, 653 III)a) zitiert dazu die Parallelen Eb 509 und L 12, die die Passage folgendermaßen aufweisen: jw mꜣ.n=j jw ḫpr m-ꜥ=j mit der Übersetzung nach Grundriß der Medizin IV/1, 160: „Ich habe (es) gesehen, es ist durch mich geschehen.“

H 26

Heilmittel für das Zerbrechen (=Auflösen) von Schmerzstoffen im Leib:
šꜣšꜣ-Frucht: 1/8 (Dja), ꜥꜣm.w-Pflanze: 1/8 (Dja), „Haar der Erde“: 1/8 (Dja), süßes Bier: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Dattelbrei: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde über vier Tage hinweg gegessen.

H 27

Heilmittel für das Beseitigen von Zusammenziehungen der Beine:
Getrocknete jḥ.w-Frucht: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Fladen aus sw.t-Getreide: 1/4 (Dja), zerhackte Erdmandeln: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Öl/Fett: 1/8 (Dja), Honig: 1/8 (Dja), Wasser: 1/4 (Oipe = 16 Dja).
Werde zerstoßen; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg gegessen.

H 28

Heilmittel für das Behandeln der linken Seite:
Feigen: 1/4 (Dja), jšd-Frucht: 1/8 (Dja), Rosinen: 1/8 (Dja), jns.t-Pflanze: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Gummiharz: 1/32 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), Weihrauch: 1/64 (Dja), smt-Substanz: 1/64 (Dja), Kreuzkümmel: 1/64 (Dja), geritzte Sykomorenfrucht: 1/32 (Dja), Wasser: 1/16(?) (Oipe = 4 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 29

Heilmittel für das Zerbrechen (= Auflösen) von Schmerzstoffen im Leib:
Feigen: 1/8 (Dja), jšd-Frucht: 1/8 (Dja), „Haar der Erde“: 1/8 (Dja), Öl/Fett: [2,15] 1/8 (Dja), ꜥꜣm.w-Pflanze: 1/4 (Dja), Johannisbrotbrucht: 1/16 (Dja), Wacholderbeeren: 1/4 (Dja), süßes Bier: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
Werde gekocht; werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde durchgeseiht; werde auf ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja) eingedickt3.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

3 In diesem Fall scheint thb.w im Kontext des Satzes eher als Verb („eindicken“) verwendet worden zu sein denn als Substantiv („Eindickung“).

H 30

Beseitigen von Schmerzstoffen in der Brust:
Früchte/Samen der tḥwꜣ-Pflanze: 1/16 (Dja), jšd-Frucht: 1/8 (Dja), Milch: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), Weihrauch; 1/64 (Dja), Erdmandeln: 1/8 (Dja), Feigen: 1/8 (Dja), šnf.t-Pflanze: 1/64 (Dja), süßes Bier: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
(Werde) ebenso wie dieses (zuvor genannte Rezept behandelt).
Werde auf 1/64 (Oipe =1 Dja) eingedickt4.
Werde auf 1/30(?)5 (Dja) verringert.

4 In diesem Fall scheint thb.w im Kontext des Satzes eher als Verb („eindicken“) verwendet worden zu sein denn als Substantiv („Eindickung“).
5 Wie im Grundriß der Medizin IV/2, 82 angemerkt, ist die Bruchzahl rʾ-30 unverständlich. Vielmehr wäre hier ein rʾ-32 zu erwarten.

H 31 = H 150 = Eb 708

Beseitigen von Schweißgeruch im Sommer:
Weihrauch: 1, Alaun: 1, „Haarfrucht“: 1, Myrrhenharz: 1.
[3,1] Werde zu einer Masse vereint.
(Die betroffene Körperstelle) werde damit gesalbt.

H 32 = H 151 = Eb 711

Beseitigen von Schweiß am Körper:
ꜣḥ-Brei6.
Werde mit Weihrauch vermengt; werde zu einem Kügelchen verarbeitet.
Ein einziges davon werde an die (Körper-)Stelle gegeben, wo ein Glied/die Glieder ein (anderes) Glied berührt,7 über vier Tage hinweg.

6 Vielleicht weist die Verwendung von ꜣḥ-Brei hier auf den ganzen Herstellungsprozess hin, wie er ausführlich in Eb 311 erklärt wird.
7 Mit bw dmj.w ꜥ.t jm ꜥ.t sind wahrscheinlich hier die Achseln gemeint (Wb 5, 454.12: „Benachbartes berührt sich, stösst aneinander (mit r; auch mit m) Med.“). In Eb 711 findet sich bw dmj.w ꜥ.t r ꜥ.t jm.

H 33 = Eb 301

Entfernen einer Krankheit in den Gliedern:
Gemaischter Pflanzenschleim.
Werde zerstoßen; werde zerrieben; werde mit Schleim von Gegorenem vermengt.
Werde darauf gegeben.

H 34

Beseitigen von einer Einwirkung8 in jeglichen Gliedern:
„Stechholz“: 1, ꜥfꜣ.j-Pflanze: 1, Blatt von der Dornakazie: 1.
Werde mit Talg von der Ziege vermengt.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

8 Der Klassifikator des sterbenden Mannes nach s.t-ꜥ zeigt wohl an, dass man an die „Einwirkung eines Toten“ (o.ä.) gedacht hat ( Grundriß der Medizin IV/2, 201: 1).

H 35 – H 40

H 35 = Eb 294

Heilmittel für das Abgehenlassen von {der Patientin} ⟨Schleimstoffen⟩1 im/aus dem Beckenraum:
Ein Kraut, Sen-utet2 ist ihr Name; [3,5] wie eine qꜣd.t-Pflanze wächst sie auf ihrem Bauch; sie bildet Blüten wie die srd-Pflanze3; ihre ⟨Blütenblätter werden vorgefunden⟩ wie ⟨helles⟩ Holz.4
Es(?) soll herbeigeholt werden;
Sie(?)5 soll auf den Beckenraum gerieben werden.
Dann wird sie (= die Schleimstoffe) sofort abgegangen sein.

1 s.t bei Hearst wird aufgrund des Paralleltextes Eb 294 in Grundriß der Medizin IV/2, 119: 3 als Verschreibung von st.t angesehen.
2 Grundriß der Medizin IV/2, 119: 5: „Das -wt.t des Namens ist offenbar das Bildungselement -wt.t, das sich als zweiter Bestandteil in mehreren Schlangennamen findet; dazu paßt die anschließende Beschreibung dieses ‚Schlangenkrautes‘.“
3 srd ist nur hier belegt. Laut Wb 4, 205.13 und MedWb 2, 783 ist srd eine Pflanzenart (teils begründet durch das Vorhandensein einer Pflanzenart (sšn) im Paralleltext Eb 294, aber teils auch durch die Klassifizierung mit M2, dem allgemeinen Pflanzenklassifikator, und den Ko-Text). Allerdings könnte auch das deverbale Nomen srd: „das Wachsengelassene, Angepflanzte“ gemeint sein.
4 Bei dgmj ist die Stelle korrupt; es scheint eine Verschreibung seitens des Schreibers zu geben, vgl. Eb 294. Die Suffixe wechseln zwischen maskulin und feminin, je nachdem, ob der Schreiber an sm.w oder snwt.t als Bezugswort gedacht hat.
5 dgꜣwj könnte eine Verschreibung für dgm: „Rizinus“ sein, allerdings schlägt Grundriß der Medizin IV/2, 120 „dgꜣ-Pflanzenteil“ als Übersetzung vor. Vielleicht könnte hier aber auch dg{ꜣ}⟨m⟩, „ihr rizinusartiger Teil“, gemeint sein. Alternativ wäre hier dgꜣwj vollständig zu tilgen.

H 36

Beseitigen eines Zaubers im Leib/Bauch:
Das Innere von einer Frischwassermuschel, Weihrauch, „Haarfrucht“.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde vom Patienten gegessen.

H 37

Was zubereitet wird für/gegen das nhp-Phänomen in den Gliedern:
nḥꜣs-ꜥ.wj-Myrrhe6.
Werde mit Öl/Fett zerstoßen; werde zu ⟨einer⟩ Masse gekocht.
Werde auf das nhp-Phänomen in jeglichen Gliedern des Patienten oder der Patientin aufgetragen.

6 In den verfügbaren Quellen erscheint nḥꜣs-ꜥ.wj nur einmal vor der griechisch-römischen Zeit (MedWb 1, 310).

H 38

Heilmittel für das sꜥš.t-Phänomen:
Milchsaft der Sykomore, Mehl von der Johannisbrotfrucht.
Werde darauf gegeben.

H 39 = Eb 537

Beseitigen des ꜣšy.t-Phänomens:
Johannisbrotfrucht, unterägyptisches Salz.
Werde mit Harn gekocht.
Werde daran gegeben.

H 40 = Eb 538

Ein anderes Heilmittel:
Gummiharz, Natron, Blatt von der [3,10] Dornakazie.
Werde zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 41 – H 51

H 41 = Eb 584, vgl. Eb 580

Heilmittel für das Beseitigen von Schmerzstoffen, die in jeglichen Gliedern eines Patienten pulsieren1:
ẖꜥꜥ.w-Teile von Waschwasser, Kot eines Katers, Kot eines Hundes, jšd.t-Frucht vom „Stechholz“.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.
Es dient zur Beseitigung einer šf.wt-Schwellung.

1 Für nhp: „umherschnellen“ siehe Westendorf, Handbuch Medizin, 647.

H 42

Heilmittel für das Abtöten der Schmerzstoffe in jeglichen Gliedern:
Fettes Fleisch: 1/32 (Oipe = 2 Dja), die beiden Hälften einer psḏ-Schote: 1/64 und ein halbes 1/64 (Oipe = 1,5 Dja), ꜥfꜣ.j-Pflanze: 1/64 (Oipe = 1 Dja), jnnk-Pflanze: 1/16 (Dja), Wacholderbeeren: 1/16 (Dja), Weihrauch: 1/16 (Dja), ḏsr.t-Getränk: 1/32+1/64 (Oipe = 3 Dja), süßes Bier: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über 4 Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken), indem die Eindickung 1/32 (Oipe = 2 Dja) beträgt.

H 43

Ein anderes (Heilmittel):
Weihrauch: 1/64 (Dja), Kreuzkümmel: 1/64 (Dja), frisches Brot: 1/8 (Dja), Geflügelfett(?)2: 1/16 (Dja), Honig: 1/16 (Dja), süßes Bier: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

2 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 44

Ein anderes (Heilmittel):
Dill: 1/32 (Dja), Datteln: 1/8 (Dja), Rosinen: [3,15] 1/8 (Dja), Wein: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eigenommen (gegessen/getrunken).

H 45

Ein anderes (Heilmittel):
Gekochte ḥmꜣr.t-Substanz: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Saft von der Johannisbrotfrucht: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Talg: 1/4 (Dja), Honig: 1/4 (Dja).
Werde zu einer Masse zerstampft; werde fein gefiltert durch Tücher; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).
Bevor er (= der Honig/das Medikament?) herausgenommen wird, veranlasst du, dass der Honig runterfließt.3

3 Der letzte Satz, in dem ein Prozess in Bezug auf die Herstellung des Medikaments beschrieben wird, nachdem dieses bereits eingenommen wurde, erweckt den Eindruck, dass entweder eine (eventuell rubrizierte) Glosse in der Vorlage vorkam, die vom Kopist nicht als solche wahrgenommen wurde, oder dass der Schreiber den Satz ursprünglich vergessen und nachträglich hinzugefügt hat.

H 46

Mittel für das Abtöten der Schmerzstoffe in jeglichen Gliedern:
Zerquetschte und sšš-gemachte Gerste: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), die beiden Hälften der psḏ-Schote: 1/64 (Oipe = 1 Dja), tjꜥm-Pflanze: 1/8 (Dja), [4,1] gw-Gras: 1/8 (Dja), Wacholderbeeren: 1/16 (Dja), Wasser: 1/4+1/8 (Oipe = 24 Dja)4.
Werde gekocht; werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

4 Es könnte auch sein, dass, anstelle einer Addition, hier eine Division der Brüche dargestellt wird, so wie bei gs vor einem Bruch. Wie unten in H 70 gibt es zwei Möglichkeiten der Lesung, obwohl die Ergebnisse gleich sind: Bei H 46 wäre die Lektüre dann entweder 1/4 von 1/8 (Oipe = 2 Dja), für den Fall, dass, wie gs + Bruch, der Divisor vor der tatsächlichen Zahl steht, oder 1/8 von 1/4 (Oipe = auch 2 Dja), für den Fall, dass der Divisor nach der tatsächlichen Zahl steht. In H 46 ist die Pupille als nicht-geschlossener Kreis dargestellt; eine runde Pupille in der Schreibung von 1/4 sieht man sonst nur in H 27.

H 47

Heilmittel für das Abtöten der Schmerzstoffe im Leib:
Datteln: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), Blatt von der Dornakazie: 1/8 (Dja), Erdmandeln: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), Milch: 1/32 (Oipe = 2 Dja), Geflügelfett(?)5: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

5 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 48 = Eb 217

Heilmittel für das Entfernen einer Krankheit des Herzens/Inneren6:
Mehl von der Dattel: 1/4 (Dja), Johannisbrotfrucht: 1/32 (Dja), ꜥmꜣ.w-Frucht: 1/64 (Oipe = 1 Dja), süßes Bier: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken), indem die Eindickung 1/32 (Oipe = 2 Dja) beträgt.

6 Die Parallele Eb 217 liest jb als rʾ-jb „Magen“. Für die Umdeutung des Begriffs jb als „l’intérieur-ib“ siehe Bardinet, Papyrus médicaux, 68–80.

H 49 = Eb 218

Ein anderes Heilmittel:
Milch: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Honig: 1/1{4}⟨6⟩7 (Dja), Wasser: 1/32 (Oipe = 2 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

7 Der Bruch 1/14 kommt in den medizinischen Texten nicht vor und ist hier also vermutlich ein Fehler. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Verschreibung von 1/16, wie es sich (korrekt) in der Parallele Eb 218 findet.

H 50

Heilmittel für das Veranlassen, dass das Herz/Innere (= Magen?)8 Brot aufnimmt:
Feigen: 1/8 (Dja), jns.t-Samen: 1/8 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), Honig: 1/32 (Dja), Wasser: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

8 Für die Umdeutung des Begriffs jb als „l’intérieur-ib“ siehe Bardinet, Papyrus médicaux, 68–80.

H 51

Heilmittel für das Behandeln des Herzens:
[4,5] Schwarzer Emmer: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Wasser: 1/2 (Oipe = 32 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken), indem die Eindickung sechsmal 1/64 (Oipe = 6 Dja) beträgt.

H 52 – H 61

H 52

Ein anderes1 (Heilmittel):
Wacholderbeeren: 1/16 (Dja), Erdmandeln: 1/64 (Oipe =1 Dja), Milch: 1/8 (Dja), Geflügelfett(?)2: 1/16 (Dja), Wasser: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

1 Contra Wreszinskis Auszeichnung mit „sic“ ist auch das k.t von H 52 rubriziert.
2 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 53 = Eb 4

Heilmittel für das Beseitigen einer Krankheit im Leib/Bauch:
tḥwꜣ-Pflanze.
Werde mit Bier vermengt.
Werde eingenommen (gegessen/getrunken).

H 54, vgl. Eb 165

Heilmittel für das Beseitigen eines Zaubers im Leib/Bauch:
Das Innere von der ḥmꜣ.yt-Frucht: 1, Zerschnittenes von der Dattel: 1, „Haarfrucht“: 1, Weihrauch: 1.
Werde gegessen; werde durch Bier zum Schlucken gebracht.

H 55 = Eb 5

Heilmittel für den Leib/Bauch, wenn er krank ist:
Kreuzkümmel: 1/64 (Dja), Geflügelfett(?)3: 1/8 (Dja), Milch: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

3 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 56 = Eb 6

Ein anderes (Heilmittel):
Feigen: 1/8 (Dja), jšd-Frucht: 1/8 (Dja), süßes Bier: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 57

Ein ḥr(.w)-ꜥ-Saft für das Behandeln der Lunge:
Ocker: 1/32 (Dja), Gummiharz: 1/32 (Dja), Honig: 1/8 (Dja), Feigen: 1/8 (Dja), Wasser: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 58 = Eb 7

Mittel für das Öffnen des Leibes/Bauches:
Milch: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja), geritzte Sykomorenfrucht: 1/4 (Dja), [4,10] Honig: 1/4 (Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 59

Heilmittel für das Veranlassen, dass er ausscheidet:
Wacholderbeeren: 1, Honig: 1, süßes Bier.
Werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 60

Ein anderes (Heilmittel):
ḫrš.w-mꜣ.t4: 1, süßes Bier.
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde eingenommen (gegessen/getrunken).

4 ḫrš.w mꜣt muss leider unübersetzt bleiben, weil die Wortgruppe nur an dieser Stelle belegt ist (Wb 3, 330.12, DrogWb, 402). Wenn mit mꜣt „Granit“ gemeint ist, kann ḫrš jedenfalls kein „Bündel“ sein, weil dieses Wort bislang nur im Zusammenhang mit Pflanzen belegt ist. Wreszinskis Vorschlag, „neue ḫrš“, basiert auf der Idee, dass mꜣt als mꜣ(w) oder mꜣ(w).t zu lesen wäre. Die anderen zwei Schreibungen des Wortes „neu“ im pHearst (in H 173 und H 193) kommen aber lediglich als mꜣ vor. Grundriß der Medizin IV/1, 123 und Bardinet, Papyrus médicaux, 382 fassen ḫrš.w mꜣt als zwei verschiedene Ingredienzen auf (ḫrš und Granit), wobei bei der ersten die Maßangabe fehlen würde.

H 61

Heilmittel für das Beseitigen von Husten:
Milch: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja), krk-Substanz: 1/16 (Dja), ꜥꜥꜣm-Pflanze: 1/16 (Dja), Weihrauch: 1/64 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), Knochenmark: 1/8 (Dja).
Werde gekocht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 62 – H 70

H 62

Ein ḥr(.w)-ꜥ-Saft für das Behandeln der Blase und das Regulieren des Harns:
ḥm-Teile der kꜣkꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), Datteln, die angefangen haben, fest zu sein: 1+1/8 (Dja), „Haarfrucht“: 1/32 (Dja), Maische: 1/16 (Dja), ḫꜣs.yt-Pflanze: 1/32 (Dja), ḫꜣ-Teile von der šzp.t-Pflanze: 1/32 (Dja), zerhackte Erdmandeln: 1/4 (Dja), Schaum: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 63 = Eb 277

Mittel für das Beseitigen von Harn (= Vermindern von Harndrang?), wenn er zahlreich ist:
Gummiharz: 1/4 (Dja), Grütze vom sw.t-Getreide: 1/4 (Dja), frischer ꜣḥ-Brei: [4,15] 1/4 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), Wasser: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 64 = Eb 278, vgl. H 67

Ein anderes (Heilmittel):
Wurzel der qꜣd.t-Pflanze: 1/4 (Dja), Weintrauben: 1/8 (Dja), Honig: 1/4 (Dja), Wacholderbeeren: 1/32 (Dja), süßes Bier: 1/64 und ein halbes 1/64 (Oipe = 1,5 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über einen Tag hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 65 = Eb 280

Ein anderes (Heilmittel):
Gummiharz: 1/8 (Dja), Honig: 1/32 (Dja), Wasser: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über einen1 Tag hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

1 Es ist jedoch möglich, dass die Anweisung, das Medikament „über 1 Tag hinweg“ einzunehmen, durch „über 4 Tage hinweg einzunehmen“ ersetzt werden könnte. Allerdings ist die genannte Behandlungszeit im Paralleltext Eb 280, hrw 1, eher ein Indiz dafür, dass hier kein Schreibfehler vorliegt.

H 66 = Eb 279

Ein anderes (Heilmittel):
jšd-Frucht: 1/8 (Dja), Grütze vom sw.t-Getreide: 1/8 (Dja), Ocker: [5,1] 1/32 (Dja), Gummiharz: 1/32 (Dja), Wasser: 1/32 (Oipe = 2 Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 67, vgl. H 64 = Eb 278

Regulieren des Harns:
Milch: 1/4 (Dja), Honig: 1/4 (Dja), Wacholderbeeren: 1/4 (Dja), qꜣd.t-Pflanze: 1/8 (Dja), süßes Bier: 1/2+1/8 (Oipe = 40 Dja).
Werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 68 = Eb 282

Heilmittel für das Einhalten des Harns:
Wüstensellerie: 1/2 (Oipe = 32 Dja), unterägyptischer Sellerie: 1/8 (Dja), oberägyptische jb(w)-Pflanze: 1/16 (Dja), Wacholderbeeren: 1/16 (Dja), frischer ꜣḥ-Brei: 1/8 (Dja), unterägyptische jb(w)-Pflanze:2 1/16 (Dja), špn-Pflanze: 1/16 (Dja), wꜣm-Pflanze3: 1/16 (Dja), dwꜣ.t-Pflanze: 1/16 (Dja), Wasser: 1/16 (Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

2 Wegen des N33-Klassifikators könnten bei jb(w)-šmꜥ die Früchte oder Samen der jb(w)-Pflanze gemeint sein, jedoch ist der Klassifikator relativ allgemein.
3 Die wꜣm-Pflanze ist nach Germer, Handbuch, 49–50 unbestimmbar. Wegen des N33-Klassifikators könnten die Früchte oder Samen gemeint, jedoch ist der Klassifikator relativ allgemein.

H 69

Behandeln der Hitzebewegung(?) in seiner Blase:
Gekochtes sw.t-Getreide: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), jḥ.w-Pflanze4: ein halbes 1/64 (Oipe = 1/2 Dja), Geflügelfett(?)5: 1/8 (Dja), Wasser: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
Werde nachts [5,5] dem Tau ausgesetzt; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

4 Germer, Handbuch, 33 gibt an, dass es keine Anhaltspunkte für eine Identifizierung von jḥ.w gibt. Wegen des N33-Klassifikators könnten die Früchte oder Samen gemeint, jedoch ist der Klassifikator relativ allgemein.
5 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 70

Entfernen der Hitzebewegung(?) in der Blase:
Gekochtes Mehl vom sw.t-Getreide: 1/64 (Oipe = 1 Dja), gekochtes Gerstenmehl: 1/64 (Oipe = 1 Dja), mjmj-Getreide: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Feigen: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Wacholderbeeren: 1/4 (Dja), „Haarfrucht“: 1/4 (Dja), Weihrauch: 1/64 (Dja), Kreuzkümmel: 1/64 (Dja), Geflügelfett(?): 1/4 (Dja), Honig: 1/4 (Dja), Erdmandeln: 1/4 (Dja), Wasser: 1/8+1/46 (Oipe = 24 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken), indem die Eindickung dreimal 1/64 (Oipe = 3 Dja) beträgt.

6 Im Gegensatz zu H 46 werden hier die Horusaugenbrüche in umgekehrter Reihenfolge und entgegen der normalen Zeichenanordnung (wie in Möller, Paläographie I, 67, Anm. 1 angedeutet) geschrieben: Der kleinere Bruch steht vor dem größeren Bruch. Die andere Möglichkeit wäre es, die Brüche nicht als Addition miteinander, sondern als eine Division voneinander zu verstehen. Bei H 46 wäre die Lektüre dann entweder 1/4 von 1/8 (Oipe = 2 Dja), für den Fall, dass, wie gs + Bruch, der Divisor vor der tatsächlichen Zahl steht, oder 1/8 von 1/4 (Oipe = auch 2 Dja), für den Fall, dass der Divisor nach der tatsächlichen Zahl steht. Bei H 70 wäre dann die umgekehrte Lesung zu erwarten, aber mit dem gleichen Ergebnis (nämlich 2 Dja). Darüber hinaus ähnelt in H 70 die Schreibung von 1/4 (die Pupille D12) eher der Sonne (N5). Auch in H 46 ist die Pupille als nicht-geschlossener Kreis dargestellt; eine runde Pupille in der Schreibung von 1/4 sieht man sonst nur in H 27.

H 71 – H 75

H 71 = Eb 243

Ein zweites Heilmittel, das Schu für sich selbst / ihn (= Re)1 persönlich zubereitet hat:
Mehl vom sw.t-Getreide: 1, unterägyptisches Salz: 1, Öl/Fett: 1, Mehl von Koriander(samen): 1, Ruß von der Mauer: 1, Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Mehl von der Langbohne: 1, qst.t-Pflanze: 1, Weihrauch: 1, Ocker: 1, Pflanzenschleim: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Die schmerzenden Stellen werden damit verbunden/eingerieben.

1 Die Identifikation des Suffixpronomens =f mit dem Gott Re wird durch die Nennung des Patiens als Re in H 72 hergeleitet.

H 72 = Eb 244

Ein drittes Heilmittel, das Tefnut für Re persönlich zubereitet hat:
Mehl vom ꜥmꜥꜥ-Korn: 1, šnf.t-Substanz: 1, Öl/Fett: 1.
Werde [5,10] zu einer Masse zusammengeschlossen.
Alle schmerzenden Stellen werden damit verbunden/eingerieben.
(Es ist das) Beseitigen der Krankheit, (nämlich) der Einwirkung eines Toten oder einer Toten im Körper von einem Patienten, damit es ihm sofort besser geht.

H 73 = Eb 245

Ein viertes Heilmittel, das Geb für sich selbst / ihn (= Re)2 persönlich zubereitet hat:
Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Mehl von der tḥwꜣ-Pflanze: 1, Mehl vom „Stechholz“3: 1.
Werde zerstoßen; werde zerrieben mit "Selbstentstandenem" vom Dattelsaft.
Alle schmerzenden Stellen werden damit verbunden/eingerieben.
(Es ist das) Beseitigen der Krankheit, (nämlich) der Einwirkung eines Toten oder einer Toten im Körper von einem Patienten, damit es ihm sofort besser geht.

2 Die Identifikation des Suffixpronomens =f mit dem Gott Re wird durch die Nennung des Patiens als Re in H 72 hergeleitet.
3 ḫt-ds ist mit N33-Z2 klassifiziert. Es könnten also die Früchte oder Samen gemeint sein, jedoch ist der Klassifikator relativ allgemein.

H 74 = Eb 246

Ein fünftes Heilmittel, das Nut für Re persönlich zubereitet hat:
Ziegel von der Wand, Wurzeln von der qꜣd.t-Pflanze: 1, Stein vom Ufer: 1, Natron: 1, Salz/ḥmꜣ.yt-Frucht: 1, frischer ꜣḥ-Brei: 1, Öl/Fett: 1, sfṯ-Öl: 1, Honig: 1, Laib von šns-Gebäck: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Alle schmerzenden Körperstellen werden damit verbunden/eingerieben.
⟨(Es ist) das Beseitigen⟩ einer Krankheit, (nämlich) der Einwirkung eines Toten oder einer Toten im [5,15] Körper des Patienten, damit es ihm sofort besser geht.

H 75 = Eb 247

Ein sechstes Heilmittel, das Isis für Re persönlich zubereitet hat, um die Krankheit, die in seinem Kopf ist, zu beseitigen:
Koriandersamen: 1, Samen/Früchte von der šꜣms-Pflanze: 1, Früchte/Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1, „Haarfrucht“: 1, ꜥꜣmw-Pflanze: 1, Honig: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet; werde mit diesem [6,1] Honig vermengt.
Der Kopf werde damit verbunden/eingerieben, damit es ihm sofort besser geht.
Was denjenigen anbelangt, für den ich (gewöhnlich, in der Vergangenheit) dieses Heilmittel zubereitet habe (oder: Wenn ich (in der Vergangenheit) dieses Heilmittel für ihn zubereitet habe), bei jeglicher Krankheit (oder) schmerzenden Körperstelle, bei jeglicher Krankheit des Kopfes, am Gesicht (oder) am Kopf, bei Blutfluss, einer Einwirkung eines Gottes, einer Göttin, eines Toten, einer Toten im/am Kopf, bei jeglichen üblen, schlechten Sachen im/am Kopf (oder) in jeglichen Gliedern: Er fühlte sich sofort besser.
(Es ist) etwas wirklich Treffliches.4

4 Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 84 übersetzt: „Sicher erprobt.“

H 76 – H 78

H 76 = Eb 248

Heilmittel für das Beseitigen einer Einwirkung im Kopf und des sk.t-Phänomens1 im/am Kopf:
Das Innere von der Johannisbrotfrucht: 1, ḫsꜣ.w-Teil des jmꜣ-Baumes: 1, Natron: 1, Schlamm: 1, (zu Asche) gekochte Gräten eines Nilbarsches: 1, (zu Asche) gekochter roter Buntbarsch: 1, (zu Asche) gekochter Schädel des Fiederbartwelses: 1, Honig: 1, jbw-Pflanze: 1.
Der Kopf werde über vier Tage hinweg damit bestrichen.

1 In Eb 248 wird das sk.t-Phänomen nicht erwähnt.

H 77 = Eb 249

Ein anderes Heilmittel:
Dillsamen: 1, Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1, [6,5] Koriandersamen: 1, jnnk-Pflanze (Konyza?): 1, „Stechholz“: 1, Eseltalg: 1.
Der Kopf werde über vier Tage hinweg damit bestrichen.

H 78 = Eb 1

Spruch für das Legen eines Heilmittels auf jegliche Glieder, die krank sind:
Aus Heliopolis bin ich zusammen mit den Großen vom Palast/Tempelhaus, den Herren des Schutzes, den Inhabern der Ewigkeit,2 herausgekommen.
Auch aus Sais bin ich zusammen mit der Mutter der Götter herausgekommen, nachdem sie (= die Götter) mir ihren Schutz gegeben haben.
Die Sprüche, die der Allherr geschaffen hat, werden die Einwirkung eines Gottes, einer Göttin, eines Toten, einer Toten, usw., die in diesem meinem Kopf, in dieser meiner Schulter, in diesem meinem Fleisch, in diesen meinen Gliedern ist, beseitigen, und den obersten Verleumder (und) diejenigen, die die Zersetzung eintreten lassen, bestrafen, (oder: um den Verleumder zu bestrafen, den Obersten derer, die die Zersetzung eintreten lassen), (wenn) die bjbj-Krankheit in diesen meinen Gliedern ist.
Ich bin Re zugehörig (und) ich sage: Ich bin derjenige, der ihn (= den Körper) vor seinen Feinden schützt.
Sein Führer ist Thot.
Er ließ die Schrift sprechen und erstellte eine Sammelschrift (und) er gab [6,10] den Gelehrten (und) dem Arzt (und) seinem Gefolge Zauberkraft, um denjenigen zu erlösen, (von) dem sein (= des Arztes?) Gott will, dass er (= der Arzt) mich3 (= den Kranken) leben lässt.
Ich bin derjenige, von dem sein Gott (= des Arztes) will, dass er mich am Leben erhält.
(Diese) Worte (sind) während des Legens eines Heilmittels auf jegliche Glieder, die krank sind, zu rezitieren.
(Es ist) etwas wirklich Treffliches, millionenfach (erprobt).

2 nb.w und ḥqꜣ.w sind Appositionen zu wr.w und nicht eine Aufzählung unterschiedlicher Wesen.
3 Die Verwendung von (w)j erzeugt eine Verschiebung in der Personenbezeichnung: „(von) dem (= dem Kranken) sein Gott will, dass er (= der Arzt) mich (!) leben lässt“. Die Passage ergibt in der Hinsicht nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass sie aus der Perspektive des Kranken geschrieben wurde. Diese Perspektive wird durch den nachfolgenden Satz „Ich bin derjenige, von dem sein Gott (= des Arztes) will, dass er mich am Leben erhält“ noch bestärkt. Ansonsten lässt sich die Passage relativ schwer interpretieren. Die Parallelstelle im Ebers 1 stellt eine andere Situation da, wobei der erste Satz durch die Anwendung von sꜥnḫ=f sw anstelle von sꜥnḫ=f wj („(von) dem der Gott will, dass er (d.h. der Heiler) ihn leben lässt“) eine allgemeine Situation schildert und erst im zweiten Satz der Kranke als Sprecher in Erscheinung tritt. Die Stelle im Hearst könnte insofern entweder eine leicht abweichende Interpretation des Satzes anbieten oder eine aberratio oculi in Hinsicht auf den folgenden Satz darstellen. Eine Alternative, um das (w)j zu rechtfertigen, ergäbe sich inhaltlich dadurch, dass sich das Verb wḥꜥ hier anders interpretieren lässt als bislang angenommen, und zwar nicht als „erlösen“, sondern als „befähigen, o.ä.“ und sich also auf den Arzt und nicht auf den Kranken bezieht. Diese Annahme begründet sich auf zwei Gegebenheiten: Zum einen hat das Kompositum wḥꜥ-jb bereits im Mittleren Reich die Bedeutung „verständig, klug“ (Wb 1, 348.15). Zum anderen erhält das Verb im Neuen Reich die neue Bedeutung von „gründen (mit Bezug auf die Weltschöpfung)“ (Wb 1 349.11). Angewandt auf den vorliegenden Satz wäre die Idee dann, dass der Gott durch die Verleihung der Zauberkraft ein zur Heilung befähigten Arzt erschafft. Die daraus resultierende Übersetzung würde folgendermaßen lauten: „er gab den Gelehrten (und) dem Arzt (und) seinem Gefolge Zauberkraft, um denjenigen zu befähigen/erschaffen, (von) dem (= Arzt) sein Gott will, dass er (= der Arzt) mich (= den Kranken) leben lässt.“

H 79 – H 87

H 79 = Eb 221

Beseitigen des ꜥꜣꜥ-Giftstoffes im Bauch (und) im Herzen:
šꜣms-Pflanze: 1/16 (Dja), šꜣšꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), Ocker: 1/64 (Dja), Honig: 7(?)1 1/2 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde vor dem Schlafengehen gegessen.

1 Grundriß der Medizin IX, 7–8 vermutet hierin ein spezielles Honigmaß, da dieses Zeichen als Maßangabe nur in Verbindung mit Honig vorkommt; ferner schlägt es, basierend auf der Schreibung mit V12 in Eb 221, eine Lesung als ꜥrq und einen Zusammenhang mit dem Verb ꜥrq: „etwas fertig herstellen“ (als Bedeutungsvariante des Verbs „vollenden“) vor.

H 80 = Eb 222

Heilmittel für das Beseitigen des ꜥꜣꜥ-Giftstoffes im Bauch (und) im Herzen:
gw-Gras: 1/8 (Dja), šꜣšꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), „Haarfrucht“: 1/16 (Dja), grüne Augenschminke: 1/64 (Dja), Bernstein(?): 1/32 (Dja), psḏ-Schote: 1/16 (Dja), Honig: 7(?) 1/2 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde vor dem Schlafengehen gegessen.

H 81 = Eb 223

Ein anderes Heilmittel für das Beseitigen des ꜥꜣꜥ-Giftstoffes im Bauch (und) im Herzen:
Gummiharz: 1/32 (Dja), Weintrauben: 1/16 (Dja), šꜣšꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), šꜣms-Pflanze: 1/16 (Dja), [6,15] Honig: 7(?) 1/2 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde vor dem Schlafengehen gegessen.

H 82 = Eb 224

Ein anderes Heilmittel:
ḥm-Teile von der kꜣkꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), ḫsꜣ.w-Teile von der Sykomore: 1/8 (Dja), frische Datteln: 1/8 (Dja), ḫꜣ-Teile von Lotuspflanzen: 1/8 (Dja), frischer ꜣḥ-Brei: 1/8 (Dja), Wasser: 1/32 (Oipe = 2 Dja).
Werde durchgeseiht.
Werde sofort eingenommen.

H 83, vgl. Eb 225

Beseitigen des ꜥꜣꜥ-Giftstoffes von einem Gott (oder) einem Toten im Bauch/Leib von einem Patienten oder einer Patientin:
Blatt von der Dornakazie: 1/32 (Dja), Blatt vom ꜥr.w-Baum: 1/32 (Dja), qꜣꜣ-Teil vom ꜥr.w-Baum: 1/32 (Dja), Johannisbrotfrucht: 1/8 (Dja), Weintrauben: [7,1] 1/8 (Dja), unterägyptisches Salz: 1/32 (Dja), das Innere von einer Frischwassermuschel: 1/32 (Dja), tḥwꜣ-Pflanze: 1/8 (Dja), schwarze Augenschminke: 1/64 (Dja), šꜣšꜣ-Pflanze: 1/4 (Dja), šnj-tꜣ-Substanz: 1/8 (Dja), Honig: 1/32 (Dja), Pflanzenschleim: 1/162 +1/64 (Oipe = 5 Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

2 Wreszinski hat in seiner Transkription von 1/16 aus dem Hieratischen versehentlich den rechten statt den linken Augenwinkel verwendet (vgl. Pommerening, in: David/Cockitt, Pharmacy and Medicine in Ancient Egypt, 132, Fig. 1).

H 84 = Eb 226

Ein anderes Heilmittel:
jns.t-Pflanze: 1/8 (Dja), Feigen: 1/8 (Dja), ḥmꜣ.yt-Frucht3: 1/32 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), Honig: 1/32 (Dja), Wasser: 1/32 (Oipe = 2 Dja), Weintrauben: 1/16 (Dja), Erdmandeln: 1/16 (Dja), Brot aus Christdornfrucht: 1/16 (Dja), jbw-Pflanze: 1/32 (Dja), Koriander: 1/16 (Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

3 Da Eb 226 mꜣt.t-mḥ.t „unterägyptischen Sellerie“ hat, wird es sich bei dem Zutat ḥmꜣ.yt im Hearst an der gleichen Stelle vermutlich nicht um das graphisch identische Salz, sondern um die Pflanze/Hülsenfrucht handeln (s. DrogWb, 344, Anm. 9).

H 85

Ein anderes Heilmittel:
ꜣbḏw-Fisch, das Maul gefüllt mit Weihrauch.
Werde gekocht.
Werde vor dem Schlafengehen eingenommen (gegessen/getrunken).
[7,5] Was gegen ihn (= den Giftsamen) als Zauber gesprochen wird:
O Toter, Tote, „Versteckter“, „Verborgener“, der in diesem meinem Fleisch, in diesen meinen Gliedern ist.
Entferne dich aus diesem meinem Fleisch, aus diesen meinen Gliedern!
Siehe, ich habe Kot zum Essen gegen dich geholt.
„Verborgener“, geh weg!
„Versteckter“, weiche!

H 86

Ein anderes Heilmittel:
šꜣms-Pflanze: 1/64 (Dja), „Haarfrucht“: 1/32 (Dja), gw-Gras: 1/32 (Dja), šꜣšꜣ-Frucht: 1/32 (Dja), Koriandersamen: 1/32 (Dja), Früchte/Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1/64 (Dja), ꜥꜣmw-Pflanze: 1/32 (Dja), Honig: 1/8 (Dja), tḥwꜣ-Pflanze: 1/32 (Dja), Ocker: 1/64 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde vor dem Schlafengehen eingenommen (gegessen/getrunken).

H 87

Ein anderes Heilmittel:
jbw-Pflanze: 1/8 (Dja), Koriandersamen: 1/32 (Dja), tḥwꜣ-Pflanze: 1/64 (Dja), süßes Bier: 1/32 (Oipe = 2 Dja).
Werde durchgeseiht.
[7,10] Werde vor dem Schlafengehen eingenommen (gegessen/getrunken).

H 88 – H 94

H 88

Ein Heilmittel für die Unterleibsregion, wenn sie schmerzt:
mjmj-Getreide: 1/4 (Dja), Gummiharz: 1/32 (Dja), Wasser: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde jeden Tag eingenommen (gegessen/getrunken).

H 89

Ein Heilmittel für Schläge (zur Behandlung) am ersten Tag:
Gips des Töpfers, Johannisbrotfrucht, Gedroschenes von der Tenne.
Werde darauf/damit niedergedrückt1.

1 Grundriß der Medizin IV/2, 160: „[…] spezieller Gebrauch von dꜣr ‚niederzwingen‘ als Terminus für das Verhindern des Entstehens einer Anschwellung […]“.

H 90

Ein anderes (Heilmittel):
Unterägyptisches Salz.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 91

Ein anderes (Heilmittel):
jꜣr-Pflanze2.
(Werde) ebenso (verfahren).

2 Nach DrogWb, 10 wird die jꜣr-Pflanze „in Verbänden“ verwendet und ist „vielleicht zu dem alten Wort jꜣr.w ‚Sumpfgras‘ (Äg. W.B. I 32) zu stellen“. Laut Germer, Handbuch, 18 handelt es sich um „eine Art Gras oder Binse“.

H 92

Ein anderes (Heilmittel):
Binden(?).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 93

Ein Heilmittel für das Kühlen des Afters:
Zerhackte Erdmandeln: 1/4 (Dja), Zerschnittenes von der Dattel: 1/4 (Dja), frischer ꜣḥ-Brei: 1/8 (Dja), mjmj-Getreide: 1/4 (Dja), Wasser: 1/16 (Oipe = 4 Dja).
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 94 = Eb 657 = Ram V Nr. V, vgl. H 237

Anfang der Sammelschrift für das Linderung-Verschaffen jeglicher schmerzenden Körperstelle:3
Heilmittel für das Erweichen der mt-Gefäße:

Talg: 1, Bodensatz vom Wein: 1, [7,15] Zwiebel: 1, Ruß von der Mauer: 1, Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1, Samen der tḥwꜣ-Pflanze: 1, Samen der ḏꜣjs-Pflanze: 1, oberägyptisches sjꜣ-Mineral: 1, Weihrauch: 1, Myrrhenharz: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben4.

3 Westendorf, Handbuch Medizin, 659, schlägt die folgende Übersetzung vor: „Anfang von der Sammelhandschrift für das Bessern jeder schmerzenden Stelle“. In Eb 657 fehlt ḥꜣ.t-ꜥ m dmḏ.t n.(j)t sḥm mn.wt nb.(w)t.
4 Im Variantentext H 237 wird wt mit Komplementierung geschrieben, was den Eindruck erwecken könnte, dass wt hier tatsächlich wahrscheinlicher wäre als zjn. In den Paralleltexten Eb 657 und Ramesseum V Nr. 5 findet sich hingegen gs: „salben“, was wiederum für eine Lesung mit zjn sprechen würde.

H 95 – H 103

H 95, vgl. H 238

Kühlen der mt-Gefäße:
Blatt vom Christdorn: 1, Blatt von der Weide: 1, Blatt von der Dornakazie: [8,1] 1, ḏꜣjs-Pflanze: 1, unterägyptisches Salz: 1, Zwiebel: 1.
Werde zerstoßen; werde zerrieben; werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 96 = Eb 627

Heilmittel für das Linderung-Verschaffen der mt-Gefäße:1
Fett vom Kater: 1, ḫt-ꜥwꜣ.w-Substanz (= versteinertes Holz?): 1, ꜥꜣg.yt-Substanz (= eine Art von Harz?) vom jqrw-Baum: 1.
Werde zerstoßen; werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde damit gesalbt.

1 In Eb 627 findet sich hingegen die folgende Einführung: „Anfang von der Salbe für das Stärken der Gefäße (und) Heilmittel für das Bessern (des Zustandes) der Gefäße“ (Westendorf, Handbuch Medizin, 654).

H 97 = Eb 628

Ein anderes (Heilmittel):
Koriandersamen: 1, Leder des Sandalenmachers: 1, sskꜣ-Substanz: 1.
(Werde) ebenso (verfahren).2

2 In Eb 628 wird die Zubereitung und Behandlung spezifiziert: „werde zu einer Masse zerrieben, werde damit gesalbt“ (Westendorf, Handbuch Medizin, 654).

H 98

Ein anderes (Heilmittel):
Schlangenfett: 1, sꜥm-Pflanze: 1, schwarze Augenschminke: 1, Honig: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde zuvor mit Myrrhenharz gesalbt.

H 99 = Eb 644

Was zubereitet wird für ein mt-Gefäß, wenn es in jeglichen Gliedern pulsiert3:
ḫsꜣ.w-Teil vom jmꜣ-Baum: 1, twn-Pflanze: 1, "Selbstentstandenes" vom Honig: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Jegliche schmerzende Stelle werde damit gesalbt.

3 nhp: „umherschnellen“. Westendorf, Handbuch Medizin, 657, geht davon aus, dass hiermit der Inhalt des Gefäßes gemeint ist (vgl. Eb 584), und schließt daher auf ein rhythmisches Pulsieren bei Schwellungen.

H 100

Linderung-Verschaffen4 des mt-Gefäßes:
jbw-Pflanze: ⟨1⟩, ḫꜣs.yt-Pflanze: 1, unterägyptisches Salz: [8,5] 1, jšd-Frucht der Sykomore: 1.
Werde zerkleinert mit Gedroschenem von der Tenne.
Werde daran gegeben.

4 Das jb könnte ein Schreibfehler sein (aufgrund des häufigen Ausdrucks snḏm-jb: „erfreuen“), wobei gemeint ist: „Linderung-Verschaffen des mt-Gefäßes“. Ansonsten könnte auch eine Metapher gemeint sein: „Das Erfreuen des mt-Gefäßes“. Zuletzt schlägt das MedWb 1, 38, Anm. 6 vor, dass hier „das Herz des mt-Gefäßes“ gemeint sein könnte.

H 101 = Eb 652

Beleben eines mt-Gefäßes und verjüngen eines mt-Gefäßes:
jhm.t-Harz, Weihrauch, sfṯ-Öl, Wachs, Sägemehl vom tj-šps-Baum, ⟨Sägemehl⟩ vom Wacholder, Koriandersamen, Rinderfett.5
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden; werde zuvor mit Myrrhenharz gesalbt.

5 pr.t šꜣ.w mrḥ.t jḥ: Es wird in Eb 652 als zusätzliche Ingredienz dazwischen noch Fett des Schweines genannt (Westendorf, Handbuch Medizin, 658).

H 102

Heilmittel für das Linderung-Verschaffen eines mt-Gefäßes:
Zweige der Tamariske: 1, wꜣm-Pflanze: 1.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 103

Ein anderes (Heilmittel):
Datteln: 1, ḥm-Teile von der kꜣkꜣ-Pflanze: 1, Wacholderbeeren: 1/8 (Oipe = 8 Dja), Honig: 1/16 (Dja), Weihrauch: 1/8 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden.

H 104 – H 112

H 104

Beruhigen der mt-Gefäße:
Weihrauch, Honig, Öl/Fett, rote Erde(?), jbsꜣ-Pflanze, ḥtm-Mineral, getrocknetes Myrrhenharz.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 105

Ein anderes (Heilmittel):
mjmj-Getreide, Mehl vom sw.t-Getreide und sẖ.t-Getreide.
Werde zerstoßen; werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 106

Ein anderes (Heilmittel):
zꜣ-wr-Substanz, sskꜣ-Substanz, Kreuzkümmel.
Werde zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 107 = H 228 = Eb 649

Ein anderes (Heilmittel):
Wachs, „Haarfrucht“, frischer Weihrauch, gw-Gras, Koriandersamen, Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze, sꜣr-Pflanze, „Stechholz“, [8,10] schwarze Augenschminke.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben;
werde zuvor mit Myrrhenharz gesalbt.

H 108 = H 230

Ein anderes (Heilmittel):
tj-šps-Substanz, Weihrauch, mjmj-Getreide, unterägyptisches Salz, Honig.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 109 = H 231

Ein anderes (Heilmittel):
Rindertalg, Wachs, süßes Myrrhenharz, jbsꜣ-Pflanze, Hämatit, schwarze Augenschminke, Weihrauch.
Werde zu einer Salbe gekocht, werde (noch?) einmal erhitzt(?)1.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben2.

1 Verhoeven, Grillen, 143–145, vermerkt, dass wdi̯ ein unsicherer Beleg für das Verb wdd ist. Sie verweist dabei auf MedWb 2, 237, Anm. 4, in dem die Frage gestellt wurde, ob das Zeichen Q7, von dem man bisher ausging, dass es sich hierbei um den Klassifikator für wdi̯ handle, nicht eher ein eigenes Wort, nämlich psi̯, darstelle. Das davorstehende Verb wdi̯ (dann bloß mit Z9 klassifiziert) würde dann „legen, setzen“ bedeuten. Inwiefern wdi̯ psi̯ sp dann zu übersetzen wäre, wurde leider noch von keinem Bearbeiter erörtert. Da psi̯ bereits im vorherigen Satz Verwendung findet, wäre eine Wiederholung nicht besonders sinntragend. Auf jeden Fall folgt die Übersetzung im Grundriß der Medizin IV/1, 17, „werde einmal zum Aufwallen gebracht“ dem eigenen Vorschlag, wdi̯ und psi̯ zu trennen, nicht. Da das Verb ḏdḥ „aufwallen“ wdi̯ nicht begleitet (wie in Bln 184, 185 und 163h), ist die Übersetzung im Grundriß leider auch nicht genau genug. Bardinet, Papyrus médicaux, 390, schlägt „Procéder (pour ce faire) à une seule ébullition“ vor, wobei unklar ist, ob er zu dieser Übersetzung durch wdi̯(.w) psi̯ sp oder wdi̯(.w) sp gelangt. Die Phraseologie von sp in der Beschreibung der Verarbeitung ist ungewöhnlich, genauso wie die Schreibung von sp ohne zusätzliche Zeit- oder Zahlenangabe.
2 Der Paralleltext H 231 hat nur wt(.w), weswegen vermutlich wt(.w) an dieser Stelle zu lesen ist. Weil (im Gegensatz zu H 231) in diesem Rezept ausdrücklich von der Anwendung einer Salbe gesprochen wird, könnte aber auch zjn(.w) statt wt(.w) an dieser Stelle zu lesen sein.

H 110 = Eb 694

Was zubereitet wird für ein mt-Gefäß, wenn es steif ist:
njwjw-Pflanze, nšꜣ-Pflanze.
Werde zerkleinert.
Werde darauf/damit verbunden, damit es ihm besser geht.

H 111 = Eb 642

Veranlassen, dass ein mt-Gefäß ein Heilmittel aufnimmt:
Milch derjenigen, die einen Sohn geboren hat, unterägyptisches Salz.
Werde nachts in einem Topf stehen gelassen, bis sich Dickmilch daraus bildet (wtl. bis sich die dazugehörige Dickmilch bildet).
Jegliche schmerzende Körperstelle werde damit gesalbt.

H 112 = Eb 643

Ein anderes (Heilmittel):
pḫḫ-Substanz der srm.t-Dattelflüssigkeit,3 šf.w-Flüssigkeit von Bier.
(Werde) ebenso (verfahren).

3 pḫḫ ist außerhalb dieser Stelle nicht belegt. Anstelle von pḫḫ n(.j) srm.t steht im Eb 643 nur srm.t.

H 113 – H 122

H 113

Beseitigen der Schwellung eines mt-Gefäßes:
Sellerie.
Werde zerstoßen mit Öl/Fett.
Das mt-Gefäß werde damit gesalbt.

H 114, vgl. Eb 645

Erweichen der Seite am mt-Gefäß:
Milz vom Rind, Grütze vom sw.t-Getreide, Hämatit, Steinbocktalg, Gekröse vom Rind.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 115

Ein anderes (Heilmittel):
Weihrauch, unterägyptisches Salz, [8,15] Flügel und Leib eines Skarabäus, sskꜣ-Substanz, Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 116 = Eb 647

Linderung-Verschaffen der mt-Gefäße der Zehe:
Wachs, Rindertalg, Blatt von der Dornakazie, Mehl von der twn-Pflanze, Wurzeln von der qꜣd.t-Pflanze.1

1 Der Text von H 116 bricht an dieser Stelle ab. Eb 647 lautet wie folgt: „Ein anderes (Heilmittel) [für] das Bessern (des Zustandes) des Gefäße der Zehe. Wachs 1, Fett des Rindes 1, Blatt der Dornakazie 1, Mehl/Brei der twn-Pflanze 1, Wurzeln des Schlangenkrautes 1, shr.t 1, Mehl/Brei von Gummiharz 1, Mehl/Brei der Johannisbrotfrucht 1, Honig 1, werde gekocht; werde damit verbunden“ (Westendorf, Handbuch Medizin, 657).

H 117 = Bln 50 = Eb 660

Ein anderes (Heilmittel):
„Kugeln des Seth-Stieres“-Pflanze, unterägyptisches Salz, Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 118 = Eb 660

Ein anderes (Heilmittel):
Steinbocktalg, sskꜣ-Substanz, Fleisch vom Rind, Hämatit, Johannisbruchtfrucht.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 119 = Eb 661

Ein anderes (Heilmittel):
„Männlicher“ Ton, Koriandersamen, Dattelsaft.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 120 = Eb 662

Beruhigen des Juckreizes eines mt-Gefäßes:
Frischwassermuschel, sẖ.t-Getreide, Dattelsaft, unterägyptisches Salz, Bodensatz des süßen Bieres.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 121 = Eb 693

Kühlen eines mt-Gefäßes:
Rindertalg, Eseltalg, beide Hälften von der psḏ-Schote,2 tḥwꜣ-Pflanze, [9,1] ḫꜣs.yt-Pflanze, unterägyptisches Salz.
(Werde) ebenso (verfahren).

2 Es ist unklar, ob gs.wj n(.j) psḏ und pdš (Letzteres im Variantentext Eb 692) identisch sind (Grundriß der Medizin V, 207).

H 122

Beleben der mt-Gefäße:
Myrrhenharz, Weihrauch, šꜣb.t-Pflanze, „Haarfrucht“,
werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 123 – 134

H 123 = Eb 654

Erweichen eines Gelenks in jeglichen Gliedern:
Honig/Biene,1 Wachs, beste Qualität vom Weihrauch, jbr-Salbe, mhwj-Flüssigkeit, Mehl von der Johannisbrotfrucht, šꜣšꜣ-Frucht, Früchte/Samen der ḏꜣjs-Pflanze.
Werde zu einer Masse zerstoßen; werde gekocht2.
Werde damit gesalbt.

1 Der Gebrauch von ganzen Bienen (Apis mellifica) in der Behandlung von Gelenkleiden ist heute noch in der Homöopathie üblich.
2 Im Paralleltext Eb 654 kommt psi̯(.w) nicht vor.

H 124 = Eb 655

Ein anderes (Heilmittel):
Wacholderbeeren, Zwiebel(?) (wtl. Mutter)3 der rkrk-Pflanze, ḫꜣs.yt-Pflanze, rote Erde(?), Selleriesamen, Weihrauch, Harzperle vom Wacholder.4
Werde zur Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden.

3 Das Wort mw.t wird wie das Wort „Mutter“ geschrieben. Offensichtlich nimmt Germer, Handbuch, 11 diese Schreibung zum Anlass dafür, das Wort mit „Zwiebel“ zu übersetzen, vgl. auch ebd., 91, 147.
4 Quantenangaben der Zutaten kommen nur in Ebers 655 vor (Grundriß der Medizin IV/2, 81).

H 125 = Eb 563

Heilmittel für das Beruhigen eines Juckreizes an/in jeglichen Gliedern:
gw-Gras: [9,5] 1, jrtj-Substanz(?)5: 1, Natron: 1, unterägyptisches Salz: 1, Schleim von Gegorenem: 1, šnf.t-Substanz: 1, Kreuzkümmel: 1.
Werde gekocht.
Werde damit gesalbt.

5 In Eb 563 steht an dieser Stelle ḏꜣr.t (siehe DZA 31.547.410), was die Vermutung zulässt, das Wort als ⟨ḏꜣ⟩jrtj, und somit als eine Verschreibung für ḏꜣr.t anzunehmen. Als Unterstützung für diese Annahme dienen die Schreibungen für ḏꜣr.t in Bln 2 und Bln 28 sowie die spätere demotische Schreibungen für ḏꜣr.t als ṯꜣj-jr.t (pHarkness I, 6; siehe Smith, Papyrus Harkness, 98, ad loc. (d) (Hinweis Amber Jacob) mit Verweis auf kopt. ϫⲓⲉⲓⲣⲉ und äg. ṯꜣj-jr.t im ramessidischen Ostrakon Wien Aeg 1, Z. 9 (Zonhoven, in: JEA 65, 1979, 90f.; 97 und Taf. 1)). Papyrus Hearst könnte also den frühesten Beleg für die Umdeutung des Pflanzennamens aufweisen, aber die Schreibung muss noch als unsicher gelten.

H 126 = Eb 564

Ein anderes (Heilmittel):
ḏꜥ.t-Substanz: 1, Dattelsaft: 1, unterägyptisches Salz: 1, Bodensatz von Bier: 1, Weihrauch: 1, Myrrhenharz: 1.
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 127 = Eb 566

Mittel für das Entfernen einer šf.wt-Schwellung in jeglichen Gliedern:
Mehl von der wꜣm-Pflanze, Milch, šnꜥ.w-Pflanze, zerkleinert mit Pflanzenschleim, frische ꜥḫm-Pflanze, zerkleinert mit Trinkwasser vom Fluss.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 128 = Eb 567

Ein anderes (Heilmittel):
Unterägyptisches Salz, Gedroschenes von der Tenne, Natron, Laib.
Werde darauf/damit verbunden, um zu veranlassen, dass die entsprechende Flüssigkeit herabsteigt.

H 129 = Eb 724

Heilmittel für das Beseitigen von Blutfraß in jeglichen Gliedern:
Zwiebel.
Werde zerkleinert mit Talg.
Werde daran gegeben.

H 130 = Eb 725

Ein anderes (Heilmittel):
ꜣḥ-Brei.
Werde mit Natron und Dattelkernen vermengt.
Werde auf die Stelle gelegt, wo das Blut entsteht.

H 131 = Eb 302

Heilmittel [9,10] für das Beseitigen der Bitternis:
Johannisbrotfrucht.
Werde zerstoßen mit Honig.
Werde gegessen mit süßem Bier.

H 132

Heilmittel für das Öffnen einer jeglichen Sache, die von selbst entstandenen ist:
Früchte/Samen der tḥwꜣ-Pflanze, Natron, unterägyptisches Salz, Honig.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 133

Das Herausholen einer Flüssigkeit aus einer Geschwulst in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin:
„Haarfrucht“, kꜣ.t-šw.t-Substanz.
Werde zerstoßen; werde zerrieben.
Werde darauf/damit verbunden, damit seine Flüssigkeit (heraus)kommt.

H 134

Beseitigen einer Krankheit in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin:
Brot aus der Christdornfrucht mit Wasser.
Werde darauf/damit verbunden.

H 135 – H 141

H 135

„Haarfrucht“, Honig, jšd-Frucht und pꜣy.t-Substanz (oder: Gummiharz),1 unterägyptisches Salz, Sellerie.
Werde darauf/damit verbunden.

1 Die Überschrift fehlt. pꜣy.t könnte auch eine Fehlschreibung für qmy.t sein, das im Ebers häufig mit G41 geschrieben wird. Diese einmalige Schreibung im Hearst könnte also auf eine ähnliche Vorlage mit Ebers hindeuten. Allerdings hat der Hearst-Schreiber das Zeichen offensichtlich missverstanden; denn seine Anwendung vom phonetischen Komplement legt nahe, dass er tatsächlich pꜣ gelesen hat.

H 136

Beseitigen einer šf.wt-Schwellung:
„Haare“ der jbw-Pflanze: 1, Natron: 1, Rindertalg: 1, Kreuzkümmel: 1, „Fliegendreck“: 1, sskꜣ-Substanz: 1.
Werde zerstoßen; werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden.

H 137

Beseitigen einer šf.wt-Schwellung:
[9,15] Langbohne, „Stechholz“, Bodensatz vom besten Bier, jšd-Frucht, Wachs.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über 4 Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 138

Beseitigen einer Resistenz-Erscheinung und Entfernen der Schmerzstoffe in jeglichen Gliedern des Patienten:
Dornakazie: 1/16 (Oipe = 4 Dja), Sägemehl von der Zeder: 1/4 (Dja).
Werde viele Male darauf/damit verbunden.

H 139

Beseitigen einer šf.wt-Schwellung:
Johannisbrotfrucht, Natron, šꜣšꜣ-Pflanze, Dattelsaft.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.
Das Leiden und das Blut werden in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin beseitigt (oder: (Für das) Beseitigen des Leidens und des Blutes in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin).

H 140 = Eb 557

Ein anderes Heilmittel für das Herausholen des Eiters:
jpšnn-Substanz: 1, Natron: 1, bsn-Salz vom Töpferofen: 1, Johannisbrotfrucht: 1, Weihrauch: 1, Dattelkerne.
Werde zu [10,1] einer Masse verarbeitet; werde darauf/damit verbunden.

H 141 = Eb 558

Ein anderes Heilmittel:
Weihrauch: 1, schwarze Augenschminke: 1, ṯr.w-Mineral: 1, qst.t-Pflanze:2 1, Honig: 1.
(Werde) ebenso (verfahren).

2 Für die Verschreibung von der qst.t-Pflanze als qsn.t vgl. den Paralleltext Eb 558.

H 142 – 143

H 142 = Eb 695

In Bewegung setzen einer jeglichen Sache:
Statuen-Ton: 1, jbsꜣ-Pflanze: 1, šꜣšꜣ-Pflanze: 1, Öl/Fett: 1, Wachs: 1.
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

H 143 = Eb 593 = Eb 198b

Heilmittel für das Beseitigen eines Blutnestes, das nicht befestigt ist:
sꜥm-Pflanze: 1/8 (Dja), jšd-Frucht: 1/32 (Dja), šꜣšꜣ-Planze: 1/62 (Dja), „Haarfrucht“: 1/8 (Dja), Geflügelfett(?)1: 1/16 (Dja).
Werde mit etwas(?) vom ḥꜣ.w-(j)ḫ.t-Getränk gekocht.
Werde über vier Tage hinweg getrunken.

1 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 144 – 149

H 144

Heilmittel für das Wachsenlassen der Haare:
Wassermolch.
Werde in ein Kügelchen aus Ton gegeben. Werde aufs Feuer gegeben. Sobald er ausgeglüht ist, [10,5] soll er mit Öl/Fett vermischt werden (wtl. auf Öl/Fett gegeben werden).
Werde damit sehr häufig bestrichen.

H 145

Ein anderes Heilmittel für das Wachsenlassen der Haare:
Mutterkorn von schwarzem Emmer.
Werde in einem Mörser1 aus Stein zerquetscht; werde in Tüchern ausgepresst; das daraus entstandene Wasser werde zu Öl/Fett und Honig gegeben; werde zu einer Masse verarbeitet; werde gekocht.
Werde daran gegeben.

1 šd wird mit einer flach gewölbten, oben offenen Schale klassifiziert (s. MedWb 2, 872, Anm. 2), was leider im JSesh-Zeichensatz noch nicht repräsentierbar ist. Klar ist, dass hier ein Mörser, nämlich der untere Teil des Zeichens U32, das einen Stößel und einen Mörser darstellt, gemeint ist.

H 146

Ein anderes Heilmittel:
Gazellentalg, Schlangenfett, Krokodilsfett, Nilpferdfett.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde damit bestrichen.

H 147

Heilmittel für das Verhindern des Ergrauens/Haarschwundes:
Wacholderbeeren, ḏsr.t-Pflanze, ḫsꜣ.w-Teil des jmꜣ-Baumes.
Werde zerstoßen; werde zerrieben;2 werde mit einer Fingerbreite Öl/Fett befeuchtet;
werde zu jwšš-Teig verarbeitet; werde mit Lappen umwickelt;3 werde in einem ḥnw-Topf mit Feuer bedeckt, um (es) auszuglühen; werde mit Öl/Fett vermengt.
Werde damit bestrichen.

2 Die Hinzufügung von N33:Z2 nach snꜥꜥ.w weist darauf hin, dass entweder die Schreibung von snꜥꜥ.w beim Schreiben mit ṯr.w verwechselt wurde, oder dass nicht snꜥꜥ.w, sondern ṯr.w gemeint ist. In dem Fall würde dann ein ḥr nach nḏ.w fehlen („Werde mit ṯr.w-Mineral zerstoßen“). Allerdings wäre in der Regel nach nḏ.w ḥr eine feuchte Zutat zu erwarten.
3 Grundriß der Medizin IV/1, 298 schlägt Folgendes vor: „werde bedeckt mit einem Tuch (stp) umwickelt (?) ; [werde gegeben] auf Feuer in einem ḥnw-Gefäß bis zum Zerkochen“. Dies benötigt die Hinzufügung von einem rḏi̯ nach mṯꜣ(.w). Obwohl die vorgeschlagene Übersetzung vielleicht sogar mehr Sinn ergibt (dass man nämlich den Teig zugleich bedeckt und umwickelt), wird hier versucht, das Verständnis (oder Missverständnis) des Hearst-Schreibers widerzuspiegeln.

H 148 = Eb 463

Ein anderes (Heilmittel):
Leber von einem Esel.
Werde [10,10] in einen Topf gegeben, sodass sie verfault; werde ausgeglüht; werde mit Öl/Fett vermischt (wtl. Öl/Fett auf gegeben).
Werde damit bestrichen.

H 149

Ein anderes (Heilmittel):
Maus.
Werde gekocht; werde in Öl/Fett gegeben, sodass sie verfault.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 150 – H 160

H 150 = H 31 = Eb 708

Beseitigen von Schweiß am Körper der Menschen im Sommer:
Weihrauch, Alaun, „Haarfrucht“, Myrrhenharz.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Der Patient werde damit eingesalbt.

H 151 = H 32 = Eb 711

Beseitigen von Schweiß an der (Haut-)Oberfläche eines Patienten oder einer Patientin:
ꜣḥ-Brei, Weihrauch.
Werde vermengt; werde zu einem Kügelchen verarbeitet.
Eines davon werde an die Stelle gegeben, an der ein Glied den Körper berührt, über vier Tage hinweg.

H 152 = Eb 713

Heilmittel für das Öffnen des Körpers:
Eselsmilch: 1/161+1/64 (Oipe = 5 Dja), Blatt von der Dornakazie: 1/16 (Dja), dr-nkn-Pflanze: 1/16 (Dja), dwꜣ.t-Pflanze: 1/32 (Dja), Mehl vom ꜥr.w-Baum: 1/16 (Dja), Honig: 1/16 (Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).

1 Wreszinski hat in seiner Transkription aus dem Hieratischen versehentlich den rechten statt den linken Augenwinkel verwendet (vgl. Pommerening, in: David/Cockitt, Pharmacy and Medicine in Ancient Egypt, 132, Fig. 1).

H 153 = Eb 714 = Sm 21,3–6

Auffrischen der Haut:
Honig, rotes Natron, [10,15] unterägyptisches Salz.
Werde zu einer Masse zerstoßen.
Der Körper werde damit gesalbt.

H 154 = Eb 715 = Sm 21,6–8

Verschönern der Haut:
Alabasterpulver, Natronpulver, unterägyptisches Salz, Honig.
Werde mit diesem Honig zu einer Masse vermengt.
Die Haut werde damit gesalbt.

H 155

Heilmittel für das Beseitigen des Haars an allen Gliedern:
Ausgeglühte2 Knochen vom gꜣbgꜣ-Vogel, „Fliegendreck“, Öl/Fett, Sykomorenmilch, Gummiharz, šzp.t-Pflanze.
Werde erwärmt.
Werde daran gegeben.

2 Der Schreiber schreibt snwḫ im H 17 und H 158 und snw im H 155 und H 157.

H 156

Ein anderes (Heilmittel):
Blut aus der Scheide einer Hündin.
Man soll es auf das Haar ⟨...⟩.3
Werde daran gegeben.

3 Der Satz scheint einen Schreibfehler aufzuweisen: Nach ḫr=tw fehlt das Verb. Grundriß der Medizin IV/2, 227 schlägt die folgenden zwei Emendationen vor: ⟨rdj.⟩ḫr.tw r šnj oder ḫr.tw ⟨dj.tw⟩ r šnj.

H 157, vgl. Eb 474

Heilmittel für das Ausfallen der Haare (wtl. dass die Haare kahl/leer sind):
Wassermolch.
[11,1] Werde in Öl/Fett ausgeglüht.
Werde an den Kopf der Verhassten gegeben.

H 158 = Eb 475

Ein anderes (Heilmittel):
Lotusblatt.
Werde in Öl/Fett ausgeglüht.
Werde daran gegeben.

H 159 = Eb 733

Beseitigen einer ‚Behexung (der Haut/Haare?)‘4:
Skarabäus.
Sein Kopf und seine beiden Flügel werden abgetrennt;5 werde mit Öl erhitzt.
Werde daran gegeben.
Danach, wenn du es (vollständig) beseitigen willst, sollst du seinen Kopf und seine beiden Flügel ausglühen.
Werde mit dem Fett eines Wassermolches vermischt (wtl. auf das Fett eines Wassermolches gegeben); werde erhitzt.
(Es) werde veranlasst, dass der Patient es trinkt.

4 Die Verwendung von Pluralstrichen nach ḥm(w).t-zꜣ nicht nur in der Ligatur mit dem Klassifikator Y1 sondern auch mit dem folgenden (Komposit-übergreifenden) Klassifikator Aa2 ruft die Frage auf, ob hier nicht bei dem Aa2 um ein zusätzliches Lexem handelt, wie etwa wḥꜣ: „Hautausschlag“, das sonst mit Aa2 in der Stellung eines Klassifikators steht (siehe z.B. Eb 113). Was die Übersetzung angeht, wäre ein verdoppelter direkter Genitiv unwahrscheinlich. Stattdessen wäre eine Lesung mit Koordination zu bevorzugen: „Beseitigen einer Behexung und eines Hautausschlages“.
5 In Eb 733 werden die Skarabäen-Körperteile erst gekocht, bevor sie in das Öl gegeben werden.

H 160

Beschwörung der mšpn.t-Hautflechte:
Fließe aus, „Die, die ohne ihre Früchte hervorquillt“, „Die (etwas) in Bewegung versetzt, ohne ihre beiden Arme zu betätigen (wtl. bei sich zu haben)“!
Weiche du doch von (mir)!
Ich bin Horus.
Weiche du doch zurück!
Ich bin der Sohn des Osiris6.
Der Zauber [11,5] meiner Mutter ist der Schutz meiner Glieder.
Dein Übel soll nicht in meinem Körper entstehen.
Die Hautflechte soll nicht in meinen Gliedern sein.
Fließe aus! Siebenmal (wiederholen).7
(Diese) Worte (sind) über einer jnnk-Pflanze zu rezitieren.
Werde gekocht; werde zerstoßen.
Werde auf sie (= die Hautflechte) aufgetragen.

6 Zur Schreibung von Wsjr siehe Möller, Paläographie II, #588 (T13).
7 sp.w 7 ist laut Grundriß der Medizin IV/2, 193, Anm. 2 ein „Vermerk darüber, daß entweder das ‚du mögest ausfließen‘ oder der ganze Spruch siebenmal zu sprechen ist“.

H 161 – H 172

H 161

Ihr Heilmittel (oder: Heilmittel für es):
„Selbstentstandenes“ vom Honig, getrocknetes Myrrhenharz, Koriandersamen.
Werde zerstoßen mit dem Bodensatz vom pꜣ-wr-Getränk.
Werde damit gesalbt.

H 162

Ein anderes (Heilmittel):
Schwarze Augenschminke, Balsam.
Werde zerstoßen mit frischem Moringa-Baum-Öl.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 163

Ein anderes (Heilmittel):
Die Wurzel1 der šꜣms-Pflanze.
Werde daran gegeben.

1 Die zusätzliche Klassifizierung von mny.t: „Wurzel“ mit D56 könnte auf eine Metapher „Bein der Pflanze“ hinweisen (s. a. DZA 24.046.600). Die Schreibung könnte aber auch vom Wort mn.t, „Oberschenkel“ übernommen worden sein.

H 164

Ein anderes (Heilmittel):
[...]2 des Kupferschmiedes, Moringa-Baum-Öl, Talg, „Spitzer Stein“-Mineral, ṯr.w-Mineral, Weihrauch, ḏꜣjs-Pflanze.
Werde darauf/damit verbunden.

2 Die unbekannte Substanz ist höchstwahrscheinlich mit W22 als Logogramm geschrieben.

H 165

Ein anderes (Heilmittel):
Nilpferdfett, ḥḏ.t-Substanz3.
(Werde) ebenso (verfahren).

3 ḥḏ.t ist O39 klassifiziert. Eine unbekannte Substanz, die sonst vielleicht nur ein weiteres Mal auf dem Obelisken von Sesostris I. von Abgig im zerstörten Kontext belegt ist (s. DZA 27.564.510). DrogWb, 385 überlegt, ob vielleicht nur eine Verschreibung für das ḥḏ.w-Harz vorliegt.

H 166

Ein anderes (Heilmittel):
Weihrauch, Früchte der sꜣr-Pflanze4, Natron, sfṯ-Öl, roter Ocker(?).
(Werde) ebenso (verfahren).

4 Die Anwendung von Gruppenschrift für die Ingredienz s-n-r deutet eher auf eine Lesung von s-l hin.

H 167

Das Beseitigen der mššw.t-Krankheit (der Kopfhaut):
Abgeworfene Haut von Schlangen, Dickmilch, tj-šps-Substanz.
[11,10] Werde damit bestrichen.

H 168

Heilmittel für das Beseitigen des tmy.t-Phänomens:
Holzkohle, šnf.t-Substanz, Bodensatz vom ꜥꜣ.t-Getränk, Gedroschenes von der Tenne, Hämatit, Emmer, ⟨Erde⟩, die unter der pdd.w-Substanz ist5, unterägyptisches Salz.
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

5 Aus Eb 790 geht hervor, dass ẖr.j n(.j) pdd.w höchstwahrscheinlich eine Abkürzung für tꜣ ẖr.j n(.j) pdd.w ist (s. Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 110).

H 169

Ein anderes (Heilmittel):
jšd.t-Frucht vom Rizinus, Samen vom Koriander, Datteln, tḥwꜣ-Pflanze, Früchte der šꜣms-Pflanze, tꜣ-Flüssigkeit vom Wäscher, Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 170

Beschwörung von „der (= Krankheit) von den Asiaten“:
Wer ist es, der weise (wtl. wissend) ist wie Re?6
Wer ist es, der genauso viel (wtl. Gleiches) weiß?
(Antwort:) Dieser Gott, der den Leib/Bauch mit Holzkohle schwärzt, um den obersten Gott zu ergreifen.7
Wenn Seth, so wie Seth das Meer beschworen8 hat, ebenso (auch) dich beschwört, „du (Krankheit) von den Asiaten“, dann ziehst du nicht (mehr) umher – zweimal (wiederholen) – im Körper von NN, den NN geboren hat.
Dieser Spruch werde viermal rezitiert über [11,15] frischem Moringa-Baum-Öl und der ḫnf.t-Substanz von einem Metallkessel.
Beschwöre sie (= die Krankheit?) und versiegele sie mit Siegeln aus der šttw.t-Substanz.

6 Diese Übersetzung folgt der Interpretation im Grundriß der Medizin IV/1, 258: „Wer ist kenntnisreich wie Re? Wer ist kenntnisreich ebenso? Dieser Gott, der den Leib (ẖ.t) mit Holzkohle ankohlt, um den obersten Gott zu packen.“ Im Grundriß der Medizin IV/2, 197, Anm. 2 wird präzisiert: „D.h. schwärzen, um sich unsichtbar zu machen. Dazu vgl. L 55 (Seite 219) und das in Band II Seite 24 Bemerkte“. Das hier der Leib des Dämons (und nicht der des Patienten) gemeint ist, wurde auch von Bardinet, in: RdÉ 39, 1988, 17; Bardinet, Papyrus médicaux, 197, angenommen. Man könnte auch davon ausgehen, dass nicht nur der Körper des Dämons sondern auch der des Patienten (nach der Logik: so wie in der Götterwelt so auch in der menschlichen Welt) gemeint sein könnte. Mit anderen Worten wird hier auf das Symptom der Krankheit, nämlich eine dunkle Verfärbung der Haut, hingedeutet, und/oder auf die Behandlung der Krankheit nach dem Prinzip similis similibus, wie im Fall der Behandlung einer schwerwiegenden Verbrennung in L 43 (alt L 55) mit roten und schwarzen Substanzen, siehe dafür Leitz, Magical and Medical Papyri, 75. Anders als der Grundriß zieht Borghouts, Mag. Texts, 37 die Phrase nṯr pn noch zu dem zweiten Fragesatz: „Who knows the like of this god?“. Folglich handelt es sich bei Borghouts um rhetorische Fragen, die entsprechend keiner Antwort bedürfen.
7 Da Borghouts, Mag. Texts, 37, den vorherigen Satz als eine rhetorische Frage interpretiert, folgt in seine Übersetzung an dieser Stelle eine Anrufung, wobei das Partizip ḏꜥb substantivisch übersetzt wird: „You who turn the belly black with black coals so as to get even a hold on the upper god!“ Bardinet, Papyrus médicaux, 197 liest: „le corps est charbonné (comme) avec du charbon de bois“, und übersetzt m folglich mit „als“. Zu mḥ m siehe Wb 2, 119.5–13. Die Verwendung von dem Artikel pꜣ (siehe dafür z.B. Wb 5, 212.1), ist ein für Hearst außergewöhnliches Charakteristikum. Zu nṯr ḥr.j siehe Wb 3, 133.2.
8 An mehreren Stellen im Text wurde šni̯ mit einem untypischen Klassifikator geschrieben: schlagender Arm (D40) statt Mann mit Hand am Mund (A2).

H 171

Heilmittel für das Heilen der jrwtn-Krankheit9:
mgꜣ-Pflanze.
Werde zerstoßen; werde zerrieben in (wtl. mit) Wein.
Es werde veranlasst, dass er es trinkt; es werde für ihn eine Messerbehandlung auf seinem Unterschenkel gemacht.

9 Das Wort jrwtn ist nur für dieses Rezept belegt und nicht identifizierbar. Die syllabische Schreibung deutet auf ein Fremdwort hin.

H 172

Ein anderes (Heilmittel) ⟨gegen⟩ die sšpn-Krankheit10:
mgꜣ-Pflanze.
Werde in Wasser gegeben.
Werde in seine Nase gestrichen.

10 Das Wort sšpn ist nur für dieses Rezept belegt. Die Ähnlichkeit mit dem Wort špn (aus Bln 183 und Eb 705–707) hat die Bearbeiter des MedWb 2, 800, §1 dazu gebracht vorzuschlagen, dass vielleicht nicht k.t sšpn, sondern k.t=s špn zu lesen sei. Dessen Übersetzung, „Ihr (der Krankheit) anderes (Heilmittel), [nämlich für] špn“, kommt aber sonst in keinem medizinischen Text vor. Alle anderen Fälle, die kein alleinstehendes k.t als Überschrift verwenden – insgesamt 17 –, erscheinen in der Konstruktion k.t pẖr.t n(.j).t NP. Am wahrschenlichsten ist daher, dass diese Form den gut belegten Direkten-Genitiv-Konstruktionen k.t + Infinitiv (Fälle in MedWb 2, 902 B) I) f)), vielleicht k.t dr (Fälle in MedWb 2, 982 I) d)), zuzurechnen ist. Eine Ergänzung zu k.t ⟨n(.j).t⟩ sšpn, wie im MedWb 2, 902 B) I) e) 3), Fn. 2 vorgeschlagen wird, ist nicht sehr überzeugend, weil die Konstruktion k.t n(.j).t NP, anders als im pEbers, im pHearst sonst nicht vorkommt.

H 173 – H 182

H 173

Ein Heilmittel für das Behandeln des Fingers oder des Zehs:

H 173a = Eb 621

Roter Ocker(?); Scherbe von einem neuen Topf.
Werde zerstoßen; werde zerrieben mit „Selbstentstandenem“ vom Honig.
Der Finger oder Zeh werde damit verbunden.

H 173b = Eb 616

Danach sollst du für ihn ein Heilmittel zum Kühlen zubereiten.
Blatt von der Dornakazie: 1/4 (Dja), [12,1] Blatt vom Christdorn: 1/4 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), šs.yt-Mineral von grüner Augenschminke: 1/32 (Dja), das Innere von einer Frischwassermuschel: 1/8 (Dja).
Werde zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 174 = Eb 617

Wenn du einen Finger (oder) einen Zeh vorfindest, die krank sind, unter denen (nämlich der Haut oder den Nägeln) sich eine Flüssigkeit bewegt, deren Geruch schlecht ist, und die ein zꜣ-Wurm erzeugt hat (oder: die von/seitens eines zꜣ-Wurmes erzeugt wurde)1.
Dann sollst du darüber sagen:
Eine Krankheit, die ich behandeln werde.
Dann sollst du ihm (= dem Patienten) ein Mittel für das Abtöten des sp-Wurmes bereiten:
Oberägyptisches sjꜣ-Mineral: 1/32 (Dja), unterägyptische sjꜣ-Mineral: 1/32 (Dja), sfṯ-Öl: 1/8 (Dja).
Werde zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden.

1 Im Paralleltext Eb 617 findet sich qmꜣ=sn zꜣ „(und) sie einen zꜣ-Wurm (?) haben entstehen lassen“ (Übersetzung Lutz Popko, TLA). Entsprechend könnte man auch hier ein s vor dem n ergänzen, um eine ähnliche Übersetzung zu erzielen, oder zum Anterior qmꜣ.n (Relativform oder virtuelle Relativsatz eines Nebensatzes im Anterior) ein =sn ergänzen, mit ähnlicher Übersetzung. Eine letzte Möglichkeit wäre, qmꜣ als ein passives Partizip zu lesen, mit n zꜣ als dazugehörigem adverbiellen Element, was zu der Übersetzung „die von/seitens eines zꜣ-Wurmes erzeugt wurde“ führen würde. In jedem Fall scheint der Hearst-Schreiber diese Passage anders analysiert zu haben als der Ebers-Schreiber. Denn während der Ebers-Schreiber durchgängig Finger und Zeh als Bezugsnomen nutzt, interpretiert der Hearst-Schreiber den Satz mit qmꜣ.n als etwas, das mw (oder eventuell stj) als Bezugsnomen hat.

H 175 = Eb 620

Behandeln eines Zehs, wenn er krank ist:
Ocker, Natron, zꜣ-wr-Substanz, roter Ocker(?), „Staub vom Hof“, dšr-Substanz, nḫt.w-Pflanze2.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.
Nachdem du [12,5] dieses Heilmittel hergestellt hast, sollst du für ihn ein Salböl3 bereiten.
Knochenmark, Talg, Öl/Fett, Honig.
Werde zerstoßen; werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde daran gegeben.

2 Möglicherweise ist nḫt.w eine Verschreibung von ns.tj, eine offizinell verwendete Pflanze, die im Paralleltext Eb 620a an dieser Stelle auftaucht.
3 Eb 620a hat wrḥ.t anstelle von mrḥ.t.

H 176

Ein anderes Heilmittel:
Talg, Weihrauch, Öl/Fett, Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 177 = H 188 = Eb 618

Ein Heilmittel für den Nagel oder für den Zeh:
Honig: 1/64 (Oipe = 1 Dja), Ocker: 1/64 (Dja), mšmšm.t-Pflanze: 1/32 (Dja), ḥḏ.w-Harz: 1/32 (Dja), jbw-Pflanze: 1/32 (Dja).
Werde zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden.

H 178 = Eb 619

Ein anderes Heilmittel:
Honig: 1/8 (Dja), Ocker: 1/64 (Dja), Öl/Fett: 1/32 (Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 179, vgl. Eb 622

Ein Mittel für das Behandeln eines Nagels des Zehs, wenn er ausfällt:
Du sollst ihn behandeln
mit Natron, Weihrauch, Öl/Fett, Honig und Ocker.
Werde daran gegeben und vermieden, dass sein Verband schwer wird.

H 180

Was zubereitet wird für einen Zeh:
Talg, Blatt von der Dornakazie.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde daran gegeben.

H 181

Heilmittel, das für einen Finger zubereitet wird:
Mehl von der twn-Pflanze.
Werde mit Öl/Fett gekocht.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben.

H 182

Heilmittel [12,10] für das Beseitigen von Blut aus/in dem Zeh:
ꜥꜣg.yt-Substanz (= eine Art von Harz?) von der Dornakazie.
Werde zerstoßen; werde zerrieben.
Werde darauf/damit verbunden.

H 183 – H 192

H 183

Ein anderes Heilmittel:
Kügelchen aus Weihrauch.
Werde mit Talg gekocht.
Werde zu einer Salbe verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden/(ein)gerieben1.

1 Vom Rezept ausgehend ist hier zjn(.w) wahrscheinlicher als wt(.w).

H 184

Was zubereitet wird für Zehennägel, die eine Wunde haben, die am Rand offen ist (= klafft) (wtl. der Rand ist offen):
Blatt von der Dornakazie, Johannisbrotfrucht, roter Ocker(?), unterägyptisches Salz, Schleim von Gegorenem.
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.
Danach sollst du für ihn bereiten:
sfṯ-Öl, Talg, Weihrauch, Früchte der bsbs-Pflanze, Mehl von der Johannisbrotfrucht, Wachs.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden.

H 185

Behandlung der Nägel von einem Zeh und Fingern:2
Steinbocktalg, Hämatit, Granulat(?) vom Erz, „rotes Holz“, Ocker, Wachs.
Werde darauf/damit verbunden.

2 Es ist auffällig, dass sꜣḥ im Singular vorkommt, während ḏbꜥ als dreifach gesetzter Plural geschrieben wird. Eine Alternativübersetzung wäre also: „Behandlung der Zehennägel und der Finger“.

H 186

[12,15] Ein anderes Heilmittel:
Talg, Weihrauch, Ocker, Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 187

Ein anderes Heilmittel:
Ocker, Leinsamen, wty.t-Teile von der Sykomore, Honig, Öl/Fett.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 188 = H 177 = Eb 618

Heilmittel für den Nagel des Zehs:
Honig: 1/8 (Dja), mšmšm.t-Pflanze: 1/32 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), ḥḏ.w-Harz: 1/32 (Dja), jbw-Pflanze: 1/32 (Dja).
Der Zehnagel werde damit verbunden.3

3 Im Paralleltext H 177 wird zusätzlich die Zubereitung des Rezeptes durch nḏ.w erläutert.

H 189, vgl. Eb 619

Ein anderes Heilmittel:
Ocker: 1/64 (Dja), Öl/Fett: 1/32 (Dja).
Werde darauf/damit verbunden.

H 190

Ein anderes Heilmittel:
Roter Ocker(?): 1/8 (Dja), Honig: 1/8 (Dja).
(Werde) ebenso (verfahren).

H 191

Ein anderes (Heilmittel):
Mehl von frischer/grüner Gerste, Honig: 1/16 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), [13,1] Johannisbrotfrucht: 1/8 (Dja), Weihrauch: 1/64 (Dja), Blatt von der Dornakazie: 1/8 (Dja), Blatt vom nbs-Baum: 1/8 (Dja), Myrrhenharz: 1/64 (Oipe = 1 Dja).
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.

H 192

Ein anderes Heilmittel:
Weihrauch: 1/8 (Dja), ḥḏ.w-Harz: 1/32 (Dja), Ocker: 1/32 (Dja), jbw-Pflanze: 1/8 (Dja), Honig: 1/8 (Dja).4

4 Das Rezept endet ohne Verarbeitungs- und/oder Applikationsanweisung.

H 193 – H 202

H 193

Behandlung der Nägel oder des Zehs:
Roter Ocker(?), Scherbe von einem neuen Topf, Honig, Öl/Fett.
Werde darauf/damit verbunden.

H 194

Heilmittel für Finger und Zehen, wenn die Finger grün (= krankhaft?) sind.
Was zubereitet wird für den Nagel:
ḥḏ.w-Harz, jbr-Salbe, Gummiharz, Öl/Fett, bd.t-ḥꜣwr.t-Substanz (= eine Art von Natron?), Blatt von der Dornakazie.
Werde daran gegeben.

H 195

Behandlung ⟨des Fingers⟩ oder des Zehs:
Haar der qꜣꜣ-Pflanze.
Werde mit Öl/Fett gekocht.
Werde damit/darauf verbunden.

H 196

[13,5] Entfernen eines fnṯ-Wurms aus Finger und Zeh:
Roter Ocker(?), Johannisbrotfrucht, hnꜣy.t-Substanz.
Der Finger oder der Zeh werde damit verbunden.

H 197

Heilmittel für den Zeh:
Wassermolch.
Werde aufgeschnitten. Sein Leib werde mit Salz1 bestreut.
Werde umwickelt.2

1 Auch ḥmꜣ.yt-Frucht könnte hier gemeint sein, aber nach tmtm „bestreuen“ ist „Salz“ am wahrscheinlichsten.
2 Hinter wt.w folgt ein unklares Zeichen. Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 46 identifiziert es als den sitzenden Mann (Gardiner A1), was vom Grundriß der Medizin V, 122 aufgenommen wird. Jedoch schlägt der Grundriß der Medizin IV/2, 73, Anm. 1 zu H 197 desweiteren vor, ḥr=s oder ḥr=f zu emendieren. So auch MedWb 1, 228, Anm. 3 und Bardinet, Papyrus médicaux, 400. Westendorf, Handbuch Medizin, 234 emendiert ebenso, überlegt aber in Anm. 305, ob das originale wt=j der „Rest einer älteren Form (wt-j ‚ich verbinde‘) wie im Veterinär-Papyrus“ sein könnte. Eine weitere Überlegung wäre, das fragliche Zeichen als Buchrolle (Y1) statt A1 zu lesen. Y1-A24 werden für wt als Klassifikatoren in Bt Rs 2.2 gebraucht und folglich ist es nicht auszuschließen, dass hier A24-Y1 steht.

H 198

Ein anderes Heilmittel:
sfṯ-Öl, ꜥmm.w-Organe des Frosches.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 199

Heilmittel für das Trocknen von Feuchtigkeit an den Zehennägeln (oder: an den Nägeln und an den Zehen):
Früchte/Samen der tḥwꜣ-Pflanze, Samen der Johannisbrotfrucht.
Werde zerstoßen mit Honig.
Werde darauf/damit verbunden.

H 200

Beseitigen einer šf.wt-Schwellung vom Zeh:
Früchte der twn-Pflanze.
Werde zerstoßen mit Honig.
Werde darauf/damit verbunden.

H 201

Ein anderes Heilmittel:
Früchte der šꜣms-Pflanze, Früchte der tḥwꜣ-Pflanze, Früchte der twn-Pflanze, „Haarfrucht“.
Werde zerstoßen; werde zusammengeschlossen mit Honig.
Werde darauf/damit verbunden.

H 202

Ein anderes Heilmittel:
Johannisbrotfrucht, šꜣšꜣ-Frucht, roter Ocker(?), [13,10] Honig.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 203 – H 205

H 203

Ein anderes Heilmittel:
ꜥmm-Organ vom Wels mit Honig.
Der Zeh werde damit verbunden.

H 204

Beseitigen des sw.t-Phänomens1 am/im Finger:
sskꜣ-Substanz, psḏ-Schote, unterägyptisches Salz, „Stechholz“, Honig.
Werde darauf/damit verbunden.

1 Aufgrund der identischen Schreibung des Krankheitsnamens mit dem sw.t-Getreide (eine Emmervarietät) ist es nicht auszuschliessen, dass es sich bei dieser Krankheit um eine kornförmige Verhärtung am Finger handelt.

H 205

Heilmittel für das Beseitigen von Zittern an den Fingern:
Die Finger werden mit Öl/Fett eingerieben.
Werde mit der „Kugeln des Seth-Stieres“-Pflanze verbunden.

H 206 – H 211

H 206 = Eb 752

Heilmittel für das nsj.t-Phänomen1:
šnf.t-Substanz: 1/16 (Oipe = 4 Dja), weißes sẖ.t-Getreide: 1/8 (Dja), frisches/grünes sẖ.t-Getreide: 1/8 (Dja), Wacholderbeeren: 1/16 (Dja), „Schwänze“ von der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1/16 (Dja).
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde getrunken.

1 Die nsj.t-Krankheit wird hier mit dem Fleischstück (Gardiner F51) klassifiziert, im Paralleltext Eb 752 hingegen mit A24.

H 207 = Eb 754

Ein anderes Heilmittel:2
Feigen: 1/64 (Oipe = 1 Dja), jšd-Frucht: 1/8 (Dja), helles Öl/Fett: 1/8 (Dja),3 süßes Bier: 1/16+1/64 (Oipe = 5 Dja), Honig: 1/32 (Dja), Rosinen: 1/16 (Dja), Wacholderbeeren: 1/16 (Dja).
Werde gekocht; werde durchgeseiht.
Werde über vier Tage hinweg eingenommen (gegessen/getrunken).4

2 In Eb 754 fehlt pẖr.t.
3 Eb 754 hat abweichende Maßangaben.
4 In Eb 754 fehlt die Angabe „über 4 Tage hinweg“.

H 208, vgl. Eb 756

Ein anderes Heilmittel:
[13,15] Eselkot.
Werde zerstoßen; werde zerrieben mit 1/64 (Oipe = 1 Dja) Wein.
Werde über einen Tag hinweg getrunken.

H 209 = Eb 751

Ein anderes Heilmittel:
bsbs-Pflanze, ꜥfꜣ.j-Pflanze, ḏꜣjs-Pflanze, Zwiebel, Bier.
Werde zerstampft.5
Werde getrunken.

5 Eb 751 hat ꜥtḫ statt hꜣbq.

H 210 = Eb 753

Ein anderes (Heilmittel):
šzp.t-Maß/-Teil von der ḥmꜣ.yt-Frucht / šzp.t-Maß von Salz.6
Werde mit Pflanzenschleim7 gekocht.
Werde eingenommen (gegessen/getrunken).

6 šzp.t-Teil könnte nach DrogWb, 507 als „Handvoll“ übersetzt werden. Es bleibt unklar, ob zwischen šzp.t ḥmꜣ.(y)t überhaupt eine Relation besteht: Eine andere Möglichkeit wäre, šzp.t und ḥmꜣ.(y)t getrennt als zwei verschiedene Ingredienzen, šzp.t-Pflanze und ḥmꜣ.yt-Frucht bzw. Salz, zu lesen.
7 Eb 753 spezifiziert ḥsꜣ durch ꜥwꜣ.yt r mnḫ.

H 211

Beseitigen des nsj.t-Phänomens im Leib/Bauch:
jḥ.w-Frucht, Johannisbrotfrucht, bsbs-Pflanze, süßes Bier.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde eingenommen (gegessen/getrunken).

H 212 – H 216

H 212

Spruch für den dbḥ-Messbecher, bei seinem Nehmen, um ein Heilmittel abzumessen:
Was [14,1] diesen dbḥ-Messbecher anbelangt, mit dem ich dieses Heilmittel abmesse: Es ist der dbḥ-Messbecher, mit dem Horus sein Auge abmisst, wobei es geprüft wurde, und es wurde lebend, wohlbehalten und gesund vorgefunden.
Man soll dieses Heilmittel mit diesem dbḥ-Messbecher abmessen, um damit eine jegliche Krankheit, die in diesem Leib/Bauch, usw.1 ist, abgehen zu lassen.

1 ḥmw.t-rʾ wird hier mit dem sitzenden Mann mit Hand am Mund (Gardiner A2) klassifiziert. Es könnte hier als Platzhalter für weitere von der Krankheit betroffene Körperteile oder aber für den Namen des Patienten stehen.

H 213

Spruch für den Scheffel:
Was diesen Scheffel anbelangt, das Horusauge ist es, gemessen und geprüft.
Für ihren Sohn Horus holt es Isis, um seinen Leib/Bauch zu öffnen (und) um die Krankheit, die in seinem Leib/Bauch befindlich ist, abgehen zu lassen.

H 214

Spruch für das Öl/Fett, das zu jeglichem Heilmittel gehört:
Gegrüßt seist du, Auge des Horus,2 Renenutet3, die an der Spitze von Hedjhotep4 befindlich ist.
Vor der Götter-Neunheit hat Re sie erscheinen lassen (wtl. hat Re ihr das Erscheinen gewährt).
[14,5] Isis, die Göttin, wird herauskommen, indem ihr Jubel vor Geb gewährt wird.5
Hüte dich vor ihr (wtl. in Hinsicht auf sie) (= Isis)!6
Ein Zauberspruch (oder: Und so weiter):7 Rette ihn vor dem Schatten eines Toten (oder) einer Toten!
Ich bin jener Thot, jener Arzt vom Horusauge.
Mein Vater Osiris wird in Gegenwart von Neith,8 der Herrin des Lebens, und ihren Dienerinnen kämpfen.
Und damit haben wir NN9 gerettet.

2 In diesem Fall kommt jr.t Ḥr.w ausnahmsweise (vgl. H 213 = pHearst 14,3 und H 214 = pHearst 14,6) ohne Status-Inversion vor und wird also entsprechend nicht als Kompositum jr.t-Ḥr.w „Horusauge“ aufgenommen.
3 Renenutet steht in Apposition zum Horusauge und wird also mit dem Horusauge identifiziert.
4 Hedjhotep ist ein Gott, der mit der Weberei identifiziert wird. Erzeuger der im Kult verwendeten weißen Stoffe (LÄ II, 1078). Vielleicht wird hier auf die weiße Krone (ḥḏ.t) oder auf das nms-Kopftuch angespielt mit Renenutet in ihrer Funktion als Uräusschlange.
5 Eine Alternativlesung wäre es, rḏi̯.n=s ḥꜥꜥw.t m-bꜣḥ Gbb zu lesen, nämlich „nachdem sie Jubel vor Geb gewährt hat“. Wir folgen hier der Lesung von Grundriß der Medizin IV/1, 310, Borghouts, Mag. Texts, 48 und Westendorf, Handbuch Medizin, 534.
6 ꜥḥꜣ tj ḥr=s ist eine Konstruktion, die „hüte dich vor“ bedeuten kann (Wb 1, 215.19). Westendorf, Handbuch Medizin, 534 erkennt hier eine direkte Rede (an einen Krankheitsdämon) von Isis: „Hüte dich vor ihm“ (d.h. dem Schlangen-Diadem/Horus-Auge?). Grundriß der Medizin IV/1, 310 schlägt hingegen „Hüte dich vor ihr (Isis/Horusauge?)“ vor, was sinnvoller wäre. Die Lösung von Borghouts, Mag. Texts, 48 „after there had been fought for it“ (wobei er in Fn. 189 darauf hinweist, dass mit „it“ das Horus-Auge, um das Horus und Seth gekämpft haben, impliziert ist) ist relativ unklar in Bezug auf den Kontext.
7 Borghouts, Mag. Texts, 48 hält das für das Ende des letzten Teils „and so on“. Es ist auch möglich, aber im Kontext nicht so leicht verständlich.
8 Grundriß der Medizin IV/1, 310, daraufhin auch Borghouts, Mag. Texts, 49 und Westendorf, Handbuch Medizin, 534 plädieren für die Übersetzung „der kämpfte [für seinen] Vater Osiris...“. Leider ist die Analyse problematisch, nicht nur, weil keine Präposition n nach ꜥḥꜣꜥ vorhanden ist, sondern, weil ganz klar jt(j)=j und nicht jt(j) im Text zu lesen ist (G7 kommt zweimal vor).
9 ḥmw,t-rʾ ist hier vermutlich ein Platzhalter für den Namen des Patienten (und entsprechend direktes Objekt des nḥm.n=n).

H 215

Spruch für den Honig (die Biene?)10:
Komm, Biene11!
Komm, um zu den Heuschrecken überzusetzen.
Das Übersetzen der Barke:
Sie ist wohlbehalten, die Biene, von ⟨der⟩ die Götter, auf deren Herzen ja die dḥr.t-Krankheit12 lag, sagten:
Ihr „rechter“ (= nach rechts gerichteter) Stachel13 ist nach rechts ausgerichtet, ihr „linker“ (= nach links gerichteter) nach links gegen die Müden (= die Toten/Gespenster)14 und gegen die Angreifer, die angreifen werden, usw.15
O Angehörige des Himmels hinsichtlich der Sterne, o Angehörige der Erde hinsichtlich der Götter, o Angehörige des Unwetters, o Angehörige [14,10] des Himmels hinsichtlich der (weiblichen) Müden und der Angreiferinnen, die angreifen werden, usw.: Der Schutzzauber ist hinten. Der Schutzzauber. Der Schutzzauber kommt.16

10 Die Wörter für „Honig“ und „Biene“ können, laut Wb 1, 434, in Papyri des Neuen Reiches (wie pSallier II 5.4–5 (Helck, Lehre des Dwꜣ-H̱tjj, Teil 1, 47)) identisch geschrieben sein. Die in diesem Spruch genannten Eigenschaften bzw. Handlungen von bj.t passen nicht zu einem leblosen Objekt, sondern würden eher auf eine Übersetzung als „Biene“ hindeuten. Diese Lesung widerspricht aber allen bisherigen Übersetzungen.
11 Hier passt im Kontext die Übersetzung von bj.t mit „Biene“ besser als die herkömmliche Übersetzung mit „Honig“. In diesem Fall könnte ein Wortspiel mit dem bj.t (vermutlich der Zutat „Honig“) im Titel vorliegen.
12 Grundriß der Medizin IV/2, 233, Anm. 3 merkt an, dass: „Vgl. hierzu Mutt[er] u. Kind C (2,4): ‚Honig, der süß ist für die Menschen, bitter für die Verstorbenen‘.“
13 Mit =s „ihr (Horn)“ (vermutlich Stachel) ist wahrscheinlich die Biene gemeint. Alle bisherigen Übersetzungen (Grundriß der Medizin IV/1, 310: „Ihr rechtes Horn zur Rechten, das linke zur Linken“, Borghouts, Mag. Texts, 47: „its right horn to the right, ⟨its⟩ left one to the left“, auch Westendorf, Handbuch Medizin, 534: „Sein rechtes Horn nach rechts, (sein) linkes (Horn) nach links“) sind unverständlich, weil Bienen keine Hörner haben. Eine logische Lösung ist, ꜥb als „Stachel“ zu lesen, womit das Problem aufkommt, dass Bienen nur einen einzigen Stachel besitzen. Man könnte also vorschlagen, dass hiermit nicht „rechts“ und „links“ sondern „nach rechts gerichtet“ und „nach links gerichtet“ gemeint ist.
14 Hier wird nn.yw „die Müden“ als Bezeichnung für die Toten benutzt.
15 Die hier angewendete Übersetzung folgt dem Grundriß der Medizin IV/1, 310: „beliebig fortzusetzen“, ähnlich wie Borghouts, Mag. Texts, 47: „and so on“, Bardinet, Papyrus médicaux, 402: „et ainsi de suite“ und Westendorf, Handbuch Medizin, 534: „nach Können fortzusetzen“. Allerdings ist die Stellung von ḥmw.t-rʾ, das nicht wie sonst (im magischen Korpus des Neuen Reiches) üblich direkt auf die Liste der Feinde, sondern stattdessen erst auf das attributive Partizip folgt, etwas auffällig. Ist damit also gemeint, dass das „und so weiter“ gerade nicht (wie sonst) die Liste der Feinde fortsetzt, sondern deren Attribute? Darüber hinaus lässt diese Stellung die Frage offen, ob ḥmw.t-rʾ nicht auch wörtlich mit „Zauberspruch“ übersetzt werden könnte und im vorliegenden (und nachfolgenden) Fall einen im Gesamtkontext des Rahmenspruchs eingebetteten Spruch einleitet. In jedem Fall lässt sich feststellen, dass ḥmw.t-rʾ, ob es nun einen Textabschnitt beendet oder einen anderen neu beginnt, im Text als Rahmenmarker funktioniert.
16 Andere Übersetzungen interpretieren die Präpositionalphrasen (mit r) als implizite Aufforderungen: Grundriß der Medizin IV/1, 310 und Westendorf, Handbuch Medizin, 534 übersetzen: „zu den Sternen“ usw. und Borghouts, Mag. Texts, 47: „for the stars!“, usw. Die hier verfolgte Perspektive liest die Präpositionalphrasen als Qualifikationen der angesprochenen Wesen. Das, worauf die Wesen achten sollen, wurde dann nicht als Aufforderung, sondern als Aussage am Ende des Spruchs mit zꜣ.w ḥꜣ zꜣ.w jyi̯ zꜣ.w: „Der Schutzzauber ist hinten. Der Schutzzauber. Der Schutzzauber kommt.“ ausgedrückt.

H 216

Spruch für das Bier:
Dieses ḏsr.t-Getränk des Horus von Chemmis17, das in Pe durchseiht und in Dep gemaischt wurde:
Du hast es im ḥbꜣ-Zustand getrunken,18 weil/während der Sem-Priester in seiner pflichtmäßigen Tätigkeit bereitstand.
Vollkommen ist, was der „Vogeljäger“ (= ein Dämon) bewirkt hat,19 (nämlich), dass die jns.t-Pflanze, Öl/Fett20 (und) Lotusblätter erbrochen21 werden.
Trink doch das Bier!
Ich habe es geholt, um die Einwirkung eines Gottes, eines Toten, einer Toten, eines in diesem meinem Leib/Bauch befindlichen (Phänomens), usw. zu beseitigen. Pause.

17 Chemmis wird wie ḫbj.t „Gemetzel“ geschrieben (s. MedWb 2, 651, Anm. 1) und rekurriert vielleicht auf eine frühe Form des Horusmythos von Edfu, in dem das „Gemetzel der Feinde“ durch Horus erfolgt.
18 Westendorf, Handbuch Medizin, 534–535 übersetzt zwr n=k als Imperativ plus ethischer Dativ. Ähnlich übersetzt Borghouts, Mag. Texts, 47: „drink it foaming (? ḥbꜣ)!“
19 Im Grundriß der Medizin IV/1, 310 wird diese Passage überhaupt nicht übersetzt, mit der Anmerkung (Grundriß der Medizin IV/2, 234, Anm. 3), dass „einige nicht verständliche Wörter“ vorzufinden sind. Borghouts, Mag. Texts, 47 liest: „You are (? ṯwt) the creation (? snṯ.t) of the trapper (sḫty)“. Westendorf, Handbuch Medizin, 535 übersetzt ähnlich (leider ohne Kommentar): „Du bist das Fundament des Fallenstellers-Dämons“. Problematisch bleibt, dass hier twt mit dem Klassifikator A53 (stehende Mumie) geschieben wurde, was eher auf twt „vollkommen“ (oder ähnliches) als auf das unabhängige Pronomen ṯwt hinweist.
20 Ausnahmsweise wird mrḥ.t hier logographisch mit dem Salbgefäß (Gardiner W1) geschrieben.
21 Der Grundriß der Medizin IV/1, 310 übersetzt: „Werde erbrochen:“, gefolgt von den Zutaten, die (nach Grundriß der Medizin IV/2, 234, Anm. 4) entweder erbrochen werden oder das Erbrechen auslösen. Westendorf, Handbuch Medizin, 535 übersetzt qjs als Substantiv, nämlich „Ein Brechmittel sind...“, während Borghouts, Mag. Texts, 47 qjs(.w) als Partizip des vorherigen Bezugsnomens liest: „who vomited (? qjs)...“.

H 217 – H 227

H 217, vgl. H 10

Heilmittel für das Richten eines Knochens, wenn er gebrochen ist am ersten Tag:
Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Mehl von der Langbohne: 1, Wasser von der mstꜣ-Flüssigkeit: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 218 = H 12

Ein zweites Heilmittel:
Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Mehl [14,15] vom ꜥmꜥꜥ-Korn(?)1: 1, Schleim vom psn-Brot: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.

1 Die Schreibung von ꜥmꜥꜥ ist sehr abweichend (u.a. Klassifikation mit dem Pflanzenklassifikator M2 statt dem üblicheren Mineralienkorn N33 oder dem Kornmaß U9) und verweist vielleicht auf eine andere Pflanze. DrogWb, 93–94, Anm. 1 vermutet hierin trotzdem eine Schreibung von ꜥmꜥꜥ, weil das auch im Parallelrezept steht, und weil dazu auch die Verbindung mit „Mehl“ passt.

H 219 = H 11

Ein drittes Heilmittel:
Dickmilch vom Rind: 1, Mehl von frischer/grüner Gerste: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 220 = H 13

Ein anderes Heilmittel:
Koriandersamen: 1, Früchte von der twn-Pflanze: 1, Honig: 1, Schleim vom psn-Brot: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden/(ein)gerieben2.

2 Da die Rezepte H 217–227 und H 233–234 ausdrücklich wt (mit Komplementierung) schreiben, ist es wahrscheinlich, dass an dieser Stelle wt „verbinden“ gemeint ist.

H 221 = H 14

Ein anderes Heilmittel:
Töpferton: 1, Blatt von der Sykomore: 1, Blatt vom Christdorn: 1, Blatt vom jmꜣ-Baum: 1, [15,1] Blatt von der Dornakazie: 1, Honig: 1, Gummiharz von der Dornakazie.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde darauf/damit verbunden.

H 222

Ein anderes Heilmittel:
Honig: 1, sꜥꜣm-Pflanze: 1, „Haarfrucht“: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 223

Ein anderes Heilmittel:
Blatt von der Dornakazie: 1, Gummiharz: 1, Wasser: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 224

Ein anderes Heilmittel:
Gummiharzwasser: 1, Geflügelfett(?)3: 1, Wachs: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

3 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 225

Ein anderes Heilmittel:
pqrw-Teil von Öl/Fett.
Werde nachts dem Tau ausgesetzt.
Werde darauf/damit verbunden.

H 226

Heilmittel für das Kühlen eines Knochens, nachdem er gerichtet wurde in jeglichen Gliedern eines Patienten:
Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Blatt vom jmꜣ-Baum: 1, Blatt vom Christdorn: [15,5] 1, Blatt von der Sykomore: 1, mjmj-Getreide: 1, Wasser: 1.
Werde darauf/damit verbunden.

H 227

Ein anderes Heilmittel:
Fleisch vom lebendigen(?) Rind: 1, sskꜣ-Substanz vom Inneren(?), Steinbocktalg: 1, unterägyptisches Salz: 1, sḫp.t-Substanz: 1, Öl/Fett: 1, Wachs: 1, grüne Augenschminke: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 228 – H 238

H 228 = Eb 649 = H 107

Ein Heilmittel für das Lindern der mt-Gefäße in jeglichen Gliedern eines Patienten:
Wachs: 1, Talg: 1, „Haarfrucht“: 1, gw-Gras: 1, Weihrauch: 1, Koriandersamen: 1, ḫꜣs.yt-Pflanze, ⟨...⟩1 vom tj-šps-Baum: 1, Früchte/Samen der sꜣr-Pflanze: 1, „Stechholz“: 1, schwarze Augenschminke: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.
Werde vorher mit Myrrhenharz gesalbt.

1 Nach ḫꜣs.yt scheint der erste Bestandteil der folgenden Ingredienz (und vielleicht auch die Mengenangabe) ausgefallen zu sein, da die ḫꜣs.yt-Pflanze nicht „von tj-šps“ vorkommen kann, vgl. auch DrogWb, 393, Anm. 4 zu ḫꜣs.yt. tj-šps wird mit N33:Z2 klassifiziert, aber im Kontext würde eine Klassifizierung mit M1 als „Baum“ besser passen.

H 229

Ein anderes Heilmittel:
Weihrauch: 1, Wachs: 1, Honig: 1, Geflügelfett(?)2: 1, rote Erde(?): 1, jbsꜣ-Pflanze: 1, schwarze Augenschminke: 1, ḥtm-Mineral,3 trockenes Myrrhenharz: 1, bestes Öl des Myrrhenharzes: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde darauf/damit verbunden, damit [15,10] er gesund wird.

2 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.
3 Es ist fraglich, ob die Lücke nach ḥtm genug Platz bietet, um die Rekonstruktion einer [1], wie sie (ohne Klammer) von früheren Bearbeitern des Papyrus vorgenommen wurde (Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 53 und Grundriß der Medizin V, 34), zu rechtfertigen.

H 230 = H 108

Ein anderes Heilmittel für das Lindern der mt-Gefäße in jeglichen Gliedern [eines] Patienten:
tj-šps-Substanz: 1, Weihrauch: 1, Emmer: 1, Natron: 1, Honig: 1.
Werde gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.

H 231 = H 109

Ein anderes Heilmittel:
Wachs: 1, Talg: 1; Myrrhenharz: 1, jbsꜣ-Pflanze: 1, Hämatit: 1, schwarze Augenschminke: 1, Weihrauch: 1.
Werde gekocht.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 232

Heilmittel für das Erweichen der mt-Gefäße in jeglichen Gliedern eines Patienten oder einer Patientin:
Geflügelfett(?)4: 1, Weihrauch, [Wa]chs: 1, süßes Myrrhenharz: 1, trockenes Myrrhenharz: 1, gw-Gras: 1, Hämatit: 1, schwarze Augenschminke: 1.
Werde zur Masse verarbeitet. Werde gekocht.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

4 Da das Wort für „Geflügelfett“ lediglich abgekürzt mit dem Zeichen G39 geschrieben wird, erschwert dies die genaue Identifizierung der Fettsorte. Klar ist, dass es sich um eine Art Geflügel handeln muss, jedoch gibt es mehrere Vogelarten, die im Ägyptischen mit G39 klassifiziert werden können, wie z.B. mn.t, , s, s.t, sr, ṯrp. Es ist insofern auch zu vermuten, dass das Rezept nicht unbedingt eine bestimmte Sorte vorgeschrieben hat und der Arzt folglich jegliches Geflügelfett verwenden durfte.

H 233

Ein [anderes] Heilmittel des Kühlens eines Knochens, [nach]dem er gerichtet wurde in jeglichen Gliedern eines Patienten:
Natron von der Oase, Maische, Dattelkerne, Honig.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 234

Ein anderes Heilmittel:
Blatt von der Dornakazie, [15,15] Blatt von der Weide, Blatt von der Sykomore, mjmj-Getreide, Gummiharzwasser.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 235, vgl. H 141

Ein anderes Heilmittel für das Beseitigen von einer šf.wt-Schwellung in jeglichen Gliedern des Patienten:
Frische Datteln: 1, Dattelkerne: 1, trockenes Myrrhenharz: 1, Wachs: 1.
Werde zu einer Masse verarbeitet.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 236

Ein anderes Heilmittel für das Beseitigen einer šf.wt-Schwellung:
jšd-Früchte: 1, Blumen vom mnq-Baum, unterägyptisches Salz: 1, sfṯ-Öl: 1, Malachit: 1, pꜣ-wr-Getränk: 1, Johannisbrotfrucht: 1, tḥwꜣ-Pflanze: 1.
Werde [16,1] zu einer Masse zerstoßen.
Werde darauf/damit verbunden.

H 237

Ein anderes Heilmittel für das [Linde]rung-Verschaffen der mt-Gefäße:
Talg: 1, Bodensatz vom Wein: 1, Zwiebeln: 1, Ruß von der Mauer: 1, Früchte/Samen der ḫꜣs.yt-Pflanze: 1, Lauchsamen: 1, [oberägyptisches] sjꜣ-Mineral: 1, frischer Weihrauch: 1, süßes Myrrhenharz: 1.
Werde zu einer Masse gekocht.
Werde darauf/damit verbunden.

H 238

Ein anderes Heilmittel für das Kühlen der mt-Gefäße in jeglichen Gliedern:
Blatt vom j[mꜣ-Baum(?): 1(?)]5, Blatt von der Weide: 1, Blatt von der Dornakazie: 1, unterägyptisches Salz: 1, Lauchsamen: 1.
Werde zerstoßen; werde zerrieben.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

5 Am Rand der Lücke gibt es Spuren, die wie der obere Teil eines Schilfblatts aussehen (s. Wreszinski, Londoner Med. Papyrus und Pap. Hearst, 56), was die Lesung von j[ꜣm?] wahrscheinlich macht. Die Annahme von Grundriß der Medizin V, 36, dass hingegen nb[s] zu rekonstruieren ist, ist aufgrund der Tatsache, dass keine Lücke zwischen den angenommenen Zeichen n und b zu erkennen ist, unwahrscheinlich.

H 239 – H 244

H 239, vgl. Eb 435/6, H 241

Ein anderes Heilmittel für einen Krokodilbiss an [jeglichem] Glied eines Patienten:
Du sollst ihn verbinden/(ein)reiben1 mit [16,5] [frischem] Fleisch am ersten Tag.

1 Da die Rezepte H 221–238 und H 249–243 ausdrücklich wt (mit Komplementierung) schreiben (eine andere Ausnahme ist H 220), ist es wahrscheinlich, dass an dieser Stelle wt „verbinden“ gemeint ist.

H 240, vgl. Eb 432, H 21

Ein anderes Heilmittel:
[…], Lauch.
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 241, vgl. H 239

[Ein anderes] Heilmittel [für einen] Schweine[biss]:
Du sollst ihn verbinden mit frischem Fleisch [am ersten Tag].

H 242

Ein anderes Heilmittel:
Frischer roter Ocker(?): 1, jbsꜣ-Pflanze: 1, […]: 1, Talg: 1, Öl/Fett: 1.
Werde gekocht.
Werde [da]rauf/[da]mit verbunden.

H 243, vgl. H 239

[Ein anderes Heilmittel für] einen Nilpferdbiss:
Blatt der Sykomore, […], […] von süßem Bier.
Werde über [vier] Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 244

[Ein anderes Heilmittel für] einen Löwenbiss:
Früchte [...].
Werde [zu] einer [Masse verarbeitet].
Werde über vier Tage hinweg darauf/damit verbunden.

H 245 – 260

H 245

Mittel [für] [...] Wunde in jeglichen Gliedern:
Mehl von [...],[16,10] [...]: 1, Wachs: 1, Rindertalg: 1.
Werde gekocht;
[werde darauf/damit verbunden, damit er] sofort [gesund wird].

H 246

Ein anderes Heilmittel für [...]:
Mehl von der Johannisbrotfrucht: 1, Natron: 1, Dattelsaft: [...].
[Werde] über vier Tage hinweg darauf/damit [verbunden].

H 247

[Ein anderes Heilmittel für] [...]:
mstꜣ-Flüssigkeit: 1, šꜣšꜣ-Pflanze [...].
[Werde] über vier Tage hinweg darauf/damit [verbunden].

H 248

[...]:
[...], weißes [...]: 1, Honig: 1.
Werde über [vier Tage] hinweg darauf/damit verbunden.

H 249

[Ein anderes Heilmittel] für das Kühlen der mt-Gefäße:
[...] [Johannis]brotfrucht: 1, Mehl vom ꜥmꜥꜥ-Korn: 1, Blatt von der Dornakazie: 1, Mehl von [...].
Werde darauf/damit [verbund]en.

H 250

Ein anderes Heilmittel:
[...]1: [16,15] 1, Koriandersamen: 1, Maische: 1, Blatt von der Sykomore [...], [...]-Flüssigkeit von [...], [...]: 1, Dattelkerne: 1, Natron: 1, [...]: 1, Blatt von der jḥj-Pflanze [...].
Werde darauf/damit verbunden.

1 Bei der Zeichenkombination U9:Z2 ist jt „Gerste“ möglich, aber nicht sicher, aufgrund der Zerstörung am Ende der Zeile 16,14.

H 251

Ein anderes Heilmittel für das Kühlen [...]:
[...] [17,1] twn-Pflanze, [...], süßes [Bier], Talg zusammen mit Talg [...], [...], [...] „männlicher“ Ton, Salz/ḥmꜣ.yt-Frucht, [...], Sykomore, [...].
[…].

H 252

[...] das Knie, wenn es krank ist/schmerzt:
Blätter [...].
[…].

H 253

[...] Beseitigen einer Hautentzündung:
[17,5] [...]
[...] Werde darauf/damit verbunden.

H 254

Ein anderes (Heilmittel): [...]
[...]
Werde erwärmt.
Werde daran gegeben.

H 255

[...]: [...]
unterägyptisches Salz, [...], Blatt von der Dornakazie [...].
[Werde zu] einer [Masse(?) verarbeitet(?)].
[…] Werde an die Hautentzündung gegeben; werde [darauf/damit] verbunden/(ein)gerieben […].

H 256

[...]: [...]
[17,10] Werde damit eingerieben.

H 257

Ein anderes (Heilmittel):
Frische ꜥḫ-Pflanze, [...] zusammen mit der jsw.t (Abfall?) von Haaren.
Werde eingetaucht [...] von [...].
Er […] auf diese jsw.t (Abfall?) zusammen mit dem, was gegeben/gelegt wurde [...].

H 258

Heilmittel [...]:
Frisches Moringa-Baum-Öl, sfṯ-Öl, zꜣ-wr-Substanz, [...], [...], Öl/Fett.
(Werde) ebenso (verfahren).

H 259

Ein anderes (Heilmittel):
sfṯ-Öl, Myrrhenharz, [...],[17,15] [...], Wacholder[beeren], Kreuzkümmel, Salz/ḥmꜣ.yt-Frucht, [...], bsbs-Pflanze, [...].
[…].

H 260

[...] eine Wunde an jeglichen Gliedern [...]:
[...] Honig, [18,1] frisches Moringa-Baum-Öl, Wachs, sfṯ-Öl, Mehl von der Johannisbrotfrucht, [...], Bodensatz(?)2.
Werde mit Granulat(?) vom tj-šps-Baum zusammengeschlossen.
Ei des Straußes3, [...] Weihrauch.
Werde an die Wunde gegeben.

2 Im Grundriß der Medizin IV/1, 203 ist vermutet worden, dass bei ꜣḥ.t eine Schreibvariante vom ꜣḥ-Brei vorliegt. Allerdings ist das auf der Basis des Klassifikators eher unwahrscheinlich, denn ꜣḥ-Brei wird im pHearst konsequent mit dem Brot X4 klassifiziert. Der Klassifikator sieht hier jedoch aus wie W24:Z2, also Gefäß über Pluralstrichen. Denkbarer wäre in dieser Hinsicht eine Rekonstruktion als [t]ꜣḥ.t „Bodensatz“, der im pHearst mit W22:Z2 klassifiziert wird (der Unterschied zwischen W22 und W24 besteht nur aus dem diakritischen Zeichen).
3 Der Vogelname, der dem Ei folgen muss, beginnt mit D41, mit dem der Strauß (njw) geschrieben werden kann (GEG, 455). Das G39 in der nächsten Zeile könnte unter Umständen noch der Klassifikator des Straußes sein, aber nur für den Fall, dass die Seite 18 schmaler ist als alle vorherigen Seiten.

Kolophon (Nachschrift)

Es (d.h.die vorliegende Abschrift) ist zufriedenstellend (wtl. in Frieden) zum Ende gekommen.