London Medical Papyrus

Metadaten

Schlagwörter
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10059

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde im Jahr 1860 von der Royal Institution of London an das British Museum geschenkt und anschließend entrollt. Zuvor lag er viele Jahre unbeachtet und in aufgerolltem Zustand in der Royal Institution of London. Wie und wann diese wissenschaftliche und pädagogische Einrichtung den Papyrus erworben hat, ist unbekannt (Birch 1871, 61; Wreszinski 1912, XIII).

Herkunft
(unbekannt)
Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 18. Dynastie

S. Birch schlägt aufgrund des Schriftcharakters des Textes eine Datierung an das Ende des Neuen Reiches oder später vor: "its script does not resemble that of the Papyri of the 19th dynasty and it is probably to be referred to the close of the 70th [sic! gemeint ist 20th] or 22nd dynasty" (Birch 1871, 61). W. Wreszinski merkt an, dass die Schrift des Papyrus eine klare Buchschrift ist, die ihrem Duktus nach in die Zeit zwischen dem Tod Ramses’ II. und Ramses’ IV. datiert, und der Papyrus entsprechend ca. 1200 v. Chr. geschrieben worden sein könnte (Wreszinski 1912, XIV). Nach einer erneuten paläographischen Untersuchung des Textes datiert G. Möller ihn noch weiter zurück, nämlich in die späte 18. Dynastie: "die Handschrift zu einer Zeit geschrieben ist, als das Geschlecht Amenophis’ III. schon abgewirtschaftet hatte, etwa in der Zeit Tutanchamons" (Möller 1920, 42). Dieser Meinung hat sich in der Folgezeit auch W. Westendorf angeschlossen: "Ende der 18. Dynastie um 1350 v. Chr." (Westendorf 1999, 38). So auch C. Leitz: "18th Dynasty, but certainly not earlier than the reign of Amenhotep III." (Leitz 1999, 1).

Textsorte
Inhalt

Der Papyrus umfasst eine Sammelhandschrift von Rezepten und Zaubersprüchen zur Behandlung verschiedener Krankheitsbilder, darunter Hautkrankheiten, wie etwa Verbrennungen und Geschwülste. Ein kurzer Abschnitt (Sprüche 25–33) widmet sich der Gynäkologie. Zu nennen sind unter anderem Blutungen, die im Zusammenhang mit Fehlgeburten stehen. Daneben werden auch Augenleiden, wie Blindheit, erwähnt. Der Textabschnitt 15–21 ist aufgrund der erwähnten Beschwörungen von äußerlich zu behandelnden Krankheiten in fremden Sprachen (nordwestsemitisch und kretisch/minoisch) von besonderem Interesse. In diesen Abschnitt fällt auch die sogenannte Asiatenkrankheit (Goedicke 1984, 91–105).
Die letzten vier stark zerstörten Kolumnen des Versos enthalten keine medizinischen Texte, sondern umfassen hymnische Gebete und Beschwörungen. So bemerkte bereits H. Grapow: "Er (London Medical Papyrus) steht mit seinen wenigen echten Rezepten und vielen Zaubersprüchen auf der Grenze zwischen Medizinischem im eigentlichen Sinne und Zauberei" (Grapow 1955, 94–95).

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus weist eine Länge von 2,10 m auf und ist 17,5 cm hoch (Halbformat). W. Wreszinski charakterisiert das verwendete Papyrus-Material als "von ziemlich geringer Qualität, die Faserung ist grob und unregelmäßig, und nicht seltene dicke Fäden lassen die Oberfläche wenig glatt aussehen" (Wreszinski 1912, XIV). Der Papyrus fiel zudem dem Wurmfraß zum Opfer und ist aufgrund dessen in einem äußerst schlechten Zustand. Neben zahlreichen Lücken sind sowohl Anfang als auch Ende der Papyrusrolle heute verloren. Das erhaltene Fragment umfasst 19 Textkolumnen, wobei diese eine unterschiedliche Anzahl an Zeilen (zwischen 9–14 Zeilen pro Kolumne) sowie wechselnde Zeilenlängen (zwischen 13,5–30 cm) aufweisen (Westendorf 1999, 38; genaue Maße finden sich bei Leitz 1999, 51). Das Recto des Papyrus weist elf Kolumnen auf, während die Kolumnen 12–15 sowie 16–19 auf dem Verso verzeichnet sind. Klebungen sind in den Kolumnen 3 und 8 (Recto) bzw. 15 (Verso) (= Kolumne 9 bei W. Wreszinski) erkennbar (Wreszinski 1912, XIV). Die Durchzählung der Einzeltexte erfolgt nach W. Wreszinski. Bei der Neubearbeitung durch C. Leitz stellte sich allerdings heraus, dass aufgrund der Verwechslung von Recto und Verso im zweiten Glasrahmen die Kolumnenzählung geändert werden muss (Westendorf 1999, 38, Anm. 50; Leitz 1999, 91). Zum erhaltenen Text zählen 61 Einzeltexte, von denen 25 medizinischen und 36 eher magischen Inhalts sind (Grapow 1955, 94–95).

Schrift
Hieratisch

Die Textzeilen verlaufen horizontal und weisen eine Leserichtung von rechts nach links auf. Die Handschrift wird durch S. Birch als "neat but rather course and thick and it is accompanied throughout by numerous rubrics" charakterisiert (Birch 1871, 62). W. Wreszinski merkt an, dass die Schrift des Papyrus eine klare Buchschrift ist. Eine schöne, gleichmäßige Schrift eines berufsmäßigen Schreibers (Wreszinski 1912, XIV–XV). Recto und Verso des Textes scheinen dabei von der gleichen Schreiberhand zu stammen (Grapow 1955, 95). Allerdings stellt der Text ein Palimpsest dar und wurde auf beiden Seiten der Papyrusrolle auf einem älteren, nicht sehr sorgfältig abgewaschenen Text geschrieben (Westendorf 1999, 38).

Sprache
unbekannt, Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Eine erste Erwähnung des Textes sowie einen groben Überblick des Inhalts legte S. Birch im Jahre 1871 vor. Im Jahre 1912 folgte dann eine Bearbeitung und Übersetzung des Textes durch W. Wreszinski. C. Leitz lieferte 1999 eine neue Edition mit hieroglyphischer Transliteration, Übersetzung und Fotos im Rahmen seiner Publikation der "Magical and Medical Papyri of the New Kingdom" aus dem British Museum in London.

Editionen

- Bardinet 1995: T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire (Paris 1995), 232–234, 483–492.

- Birch 1871: S. Birch, Medical Papyrus with the Name of Cheops, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 9, 1871, 61–64.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,1. Übersetzung der medizinischen Texte (Berlin 1958), 14, 49–50, 60–61, 100, 153, 156, 158, 203, 207, 214–221, 237–238, 252, 254–255, 258–259, 264, 280, 283, 288–289, 315.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,2. Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen (Berlin 1958).

- Grapow 1958: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 25, 85, 103, 174, 268–269, 274–275, 279, 353–354, 360–361, 372–375, 377–383, 410, 431, 434–436, 440–442, 452–453, 482–483, 487, 496–497, 543–544.

- Leitz 1999: C. Leitz, Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, Hieratic Papyri in the British Museum 7 (London 1999).

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 38–41.

- Wreszinski 1912: W. Wreszinski, Der Londoner medizinische Papyrus (Brit. Museum Nr. 10059) und der Papyrus Hearst. In Transkription, Übersetzung und Kommentar, Die Medizin der Alten Ägypter 2 (Leipzig 1912).

Literatur zu den Metadaten

- Goedicke 1984: H. Goedicke, The Canaanite Illness, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 11, 1984, 91–105.

- Grapow 1955: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. II. Von den medizinischen Texten. Art, Inhalt, Sprache und Stil der medizinischen Einzeltexte sowie Überlieferung, Bestand und Analyse der medizinischen Papyri (Berlin 1955), 94–95, 141.

- Möller 1920: G. Möller, Zur Datierung literarischer Handschriften aus der ersten Hälfte des Neuen Reichs, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 56, 1920, 34–43.

- Nunn 1996: J. F. Nunn, Ancient Egyptian Medicine (London 1996), 38–39.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Ines Köhler
Mitwirkende
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Teil A, Hauterkrankungen

Spruch 1 (= alt 1), gegen eine festgewordene Verfaulungs-Geschwulst

[1.1]1 [(Überschrift zerstört)]
[... ... ...]2 in der festgewordenen (?) Verfaulungs-Geschwulst3, wie das Trinken, das du gemacht hast, von Wasser unseres Urins (?)4, wie das Nicht-...?...5 der Nahrung (?), die [... ...] ist, dann [... ... ...]
[... ... ...] X geboren von Y.
Dieser Spruch soll sieben Mal wiederholt werden.

1 Der Anfang des Textes ist zerstört; mindestens eine Kolumne fehlt. Der erste erhaltene Teil betrifft Hauterkrankungen, der erste erhaltene Spruch fing schon in der vorangehenden, verlorenen Kolumne an.
2 Der Anfang der ersten Kolumne fehlt (erhaltene Breite 15 cm). Wenn man mit der Kolumnenbreite in den nachfolgenden Kolumnen vergleicht (Kol. 2: 18,5 cm; Kol. 3: 21 cm; Kol. 4: 23 cm; Kol. 5: 17,5+x cm; Kol. 6: 9+x cm; Kol. 7: 18 cm; Kol. 8: 14 cm), wird mit einer Lücke von mindestens 3 cm zu rechnen sein. An keiner Stelle ist der Text der ersten Kolumne ausreichend rekonstruierbar, um die Länge genauer zu bestimmen, es sei denn, im Übergang von Zl. 2 zu 3 fehlt wirklich nur Rꜥw ḥr [mꜣꜣ n/r? t]ꜣ~[n]~tꜣ, wie es Wreszinski 1912, 171 annimmt (ohne eine Präposition bei mꜣꜣ).
3 ḫsd rwḏ: "feste Schwellung". Lesung nach Leitz 1999, 52. Anm. 1, der sich auf von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 185 (Anm. 1 zu L1) beruft (vgl. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 526 und Anm. 2). Wreszinski 1912, 171 liest ḫsḏ bnr, ein Krankheitssymptom, was B. Ebbell, Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 62, 1927, 13–20, hier: 20 zur Interpretation als "Dattelbeule" veranlasste. Bei dem fraglichen hieratischen Zeichen ist schwer zu entscheiden, ob es sich um Möller 298 (G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 1. Bis zum Beginn der achtzehnten Dynastie (Osnabrück 1965 (= 1927)), 28 vgl. Golen.) = Gardiner Sign-list M32 (rd) und nicht um M30 (bnr) handelt. Westendorf 1999, 293 verweist auf pEbers 569–571 und 576, in denen eine ḫsd-Schwellung in den Zustand der Verfaulung (vgl. ḫsd: Wb 3, 333.9: "von der Fäulnis o.ä. in den Gliedern des Osiris" und ḫśd: Wb 3, 339.4: "vom Schlechtwerden [verschimmeln o.ä.] des Brotes") übergegangen ist. Als Übersetzung für ḫsd rwḏ schlägt von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 236 "feste ḫsd-Geschwulst (rwḏ als Adjektiv?) und Westendorf "festgewordene Verfaulungs-Geschwulst" (rwḏ als Stativ?) vor. ḫsd ist weiter in der Verbindung mit bjn "bösartige Verfaulungs-Geschwulst" in O DeM 1215 rto 3 belegt, s. G. Posener, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Médineh. Tome II. Nos 1109-1266, Documents de fouilles de l’Institut français d’archéologie orientale 18 (Le Caire 1951–1972) Taf. 49a und 49. Die gleiche Graphie von rwḏ findet sich weitere 2 Male in Kol. 2.1. Es sei darauf hingewiesen, dass diese abgekürzte Graphie höchst ungewöhnlich für rwḏ ist (kein einziger Beleg im DZA); umgekehrt kommt die Graphie rwḏ für das Verb rd: "wachsen" in Papyri der 18. Dynastie vor, dann allerdings mit phonetischen Zeichen und Bogensehne.
4 n pꜣy=n m⟨w⟩j⟨j⟩: "von unserem Urin". Wreszinski 1912, 171, schlägt die Ergänzung m(w)⟨y.t⟩ vor, Westendorf 1999, 293 übersetzt "Urin (?)". Das feminine Wort mwy.t ist mit pꜣ unvereinbar. Lies vielleicht mwy: "Urin" (laut H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 360–313 nicht in den medizinischen Papyri verzeichnet)? Die Textstelle ist unklar und der Autor hat über der Zeile einen Nachtrag eingefügt, der durch korrespondierende Sternchen markiert ist und nach m⟨w⟩j⟨j⟩ korrekt den Spruch weiterführen soll. Sowohl Einschub wie auch der Rest der Zeile bleiben trotzdem unübersetzbar. Leitz 1999, 52 übersetzt "... in the hard swelling like the drinking of water, which you have done for our ...?... like the Un-?".
5 snm: Die Gruppe z+n sowie die Zunge und der Mann mit Hand am Mund erinnern an die Wurzel snm: "essen", aber das unklare Zeichen dazwischen ist ein Problem. Es ist weder m noch nm.

Spruch 2 (= alt 2), gegen eine festgewordene Verfaulungs-Geschwulst

Ein anderes (Rezept):
⸢Horus⸣ [s]ieht [auf (?)] tnn (?), Re [sieht auf (?)] [t]n.t (?).1
Zerstört wurde Horus durch Seth. Zerstört wurde Seth durch sein Verhalten. Zerstört wurde das, was er ausgeführt2 hat.
Er [ist der, der ...] seine [Leute (o.ä.)].
Er gibt Herrschaft LHG dem Horus, Stärke dem [Seth] [und ...]3 dem Ptah.
Verhüllen/Bedecken4 eines Feldes [1.5] [...
Da kamen die 4 Renenutet-Göttinnen5 in Kleidern.
Siehe/Denn gefüllt in/mit (?)6 [...] des Gottes.
Dann (machte) der Gott [... ...] für ihn (oder: zu ihm).7
Veranlasse, dass man uns einen Anteil von deinem Stall8 gibt, Mahlzeiten [von?] deinem Boden.
Da sagte er zu [... ...] es/sie.
Ihr sollt ⟨ihn⟩ schlachten durch (eine Art zu) Schlachten (?)9; ihr sollt ihn kochen in (einer Art) Kessel-Kochen (?); ihr sollt [ihn] schlucken [in (einer Art) Füllen des (?)] Bauches (?); ihr sollt es (den Bauch?) öffnen (?) im Öffnen [einen Körperteil?] (?).
Was anlangt den Streit (?; oder: den Beschwörer?)10 [...] die Vulva der (?) [...]-Göttin (?) [... ... ...] ihre/sie klein [... ... ...
... [1.10] ... im Körp]er (?) des X geboren von Y.

1 tnn und tn.t: syllabisch geschrieben, unklar. Leitz 1999, 53 verzichtet auf eine Übersetzung. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1030, Anm. 3 und 4 mit einem Vorschlag zur Auflösung der Gruppe als Possessivartikel + substantiviertes Demonstrativpronomen tꜣ=n nꜣ und tꜣ=n tꜣ. So liest es auch Westendorf 1999, 294 "diese unsere Angelegenheit". Allerdings ist die Artikel tꜣ nicht mit dem Demonstrativpronomen nꜣ vereinbar.
Ob es sich um ein semit. Lehnwort handeln kann? Vgl. ḏꜣ~nꜣ~nꜣ "torments, pains": J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 388–389, Schreibung s. z.B. bei pAn II 7.2; pAn III, 5.6; 6.10; pAn VI, 79. Hier durch metonymisches Mapping mit der Bedeutung "Schmerzen verursachender Dämon", "Schmerzen verursachende Dämonin"? Zwischen mꜣꜣ und tꜣ~n~nꜣ ist eine Lücke von 1 Quadrat. Sollte man hier eine Präposition wie n oder r ergänzen, oder war die unerklärliche Gruppe tꜣ~n~nꜣ vorn noch um ein Quadrat länger?
2 sšm: Leitz 1999, 52, Anm. 5 verweist für die Bedeutung von sšm in unserem Kontext auf Wb 4, 286, 22–23 (mit Objekt der Sache und dergl.): "eine Festfeier durchführen; Gesetze, Ritusanweisungen ausführen, durchführen".
3 [...] n Ptḥ: Erhalten sind Ideogrammstrich, Buchrolle und Pluralstriche. Die vorangehenden Spuren passen für Stš. Ergänzt man das liegende Sethtier und das Gottesdeterminativ, dann reicht die Lücke für 1,5 bis 2 Zeichen. Leitz 1999, 52, Anm. 6 schreibt, dass die Spuren nicht für ḥmww: "Handwerkskunst" passen. Ausschließlich U24 zu ergänzen, würde die Lücke nicht füllen, obwohl ḥmww/ḥmw.t gut zu Ptah passen würde. Westendorf 1999, 294 schlägt vor "[die Schöpferkraft (?)] dem Ptah, der die Felder berechnet." S. Anmerkung zum folgenden Satz.
4 ḥbs: Im Sinne von "Bedecken eines Feldes (mit Getreide?)". Das Verb ḥbs wird im übertragenen Sinne verwendet von Menschenmassen, die Berge bzw. das Meer bedecken (Qadesch-Schlacht: DZA 26.697.310; Abydos-Dekret: DZA 26.697.320); von einer Festungsmauer, die verdeckt wird (Piji-Stele, Zl. 32: DZA 26.697.340); vom König, der Ägypten abschirmt (Medinet Habu: DZA 26.697.430, DZA 26.697.450); von der Überschwemmung, die das Land verhüllt (DZA 26.697.460–26.697.530). Im Digitalen Zettelarchiv wird die Stelle von pLondon med. in letztere Kategorie eingeordnet (DZA 26.697.520). In dem Ptahhymnus von pBerlin P 3048, Kol. 5.9 bekleidet Ptah mit Wasser die Blätter der Bäume (Übers. J. Assmann, Ägyptische Hymnen und Gebete, Die Bibliothek der Alten Welt. Reihe der Alte Orient (Zürich 1975), 326, Zl. 104). Vgl. pBerlin dem. 13603, 4.1+4 für Ptah, der Nil und Getreide für die Menschen erschafft (ḥbs steht nicht im Text), s. W. Erichsen – S. Schott, Fragmente memphitischer Theologie in demotischer Schrift (Pap. demot. Berlin 13603) (Wiesbaden 1954), 316, 362–363.
Eine ganz andere Interpretation findet sich bei Leitz 1999, 52: er übersetzt "counting", d.h. ḥsb (so im Index, 102), ebenso Westendorf 1999, 294. Die Kombination ḥsb ꜣḥ.t und andere Landbezeichnungen ist bekannt (DZA 27.339.520ff.). Außerdem vermerken DZA 27.338.230 und 27.338.260 gelegentliche Metathese von ḥbs für ḥsb in Papyri des Neuen Reiches. Das Determinativ der Buchrolle (so Leitz) ist zweifelhaft; Wreszinski zeichnet die Schlaufe Z7, meint aber zweifellos die Schnur V1, die paläographisch gut passt und für die Felderberechnung mit der Messschnur denkbar ist. Andererseits sind Schlaufe und schlagender Mann gängige Determinative von ḥbs in NR-Papyri (DZA 26.695.610 ff.).
Der Anschluß mit dem Vorangehenden ist unklar: Wreszinski 1912, 171 sowie Westendorf 1999, 294 schließen mit einem Epitheton des Ptah an (Partizip). Leitz 1999, 52 fängt einen neuen Satz mit einem Infinitiv an.
5 rn(n).t: Für die Lesung als Renenutet-Göttinnen verweist Leitz 1999, 53, Anm. 7 auf J. Assmann, Die Inschrift auf dem äußeren Sarkophagdeckel des Merenptah, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 28, 1972, 47–73, hier: 63: „Auch die vier Göttinnen, die auf königlichen Sarkophagen des NR gern als Schützerinnen an den vier Ecken abgebildet werden, Isis, Nephthys, Neith und Selkis, können als Vierheit apostrophiert werden, so bereits Pyr. 606 und z.B. auch in einem kgl. Sargtext des NR als „die vier rnnwtt-Schlangen“, die den Toten vor seinen Feinden schützen.“ Da rnn-wtt nur mit Gardiner Sign-list B1 klassifiziert ist, ohne Göttinnenklassifikator, kann auch rnn.t „junges Mädchen“ (Wb 2, 435.18) gemeint sein.
6 m=k: Lesung m=k nach Leitz 1999. Wreszinski 1912, 171–172 und 173 liest mk als eine Stoffart oder Stoffqualität (Wb 2, 162.4): "Die vier Rnn.t-Göttinnen kamen in mk-Leinengewändern in die Halle des Gottes". Westendorf 1999, 294 übersetzt ähnlich: "Die Vierheit der Renenutet-Göttinnen kam mit Kleidung in bester Verarbeitung (mk) [... zu] diesem Gott." Für Wreszinski endet mk mit dem fehlerhaften mḥ-Zeichen und der Buchrolle. Er erkennt im Anschluß ein m und ein Wachtelküken und ergänzt m w[sḫ.t] mit einem horizontalen s. Das Wachtelküken ist sehr selten im Text, einmal – allerdings in abweichender Form – in der Kombination swsḫ (Kol. 16.2), aber dort ist s senkrecht geschrieben (die beiden übrigen Belege für swsḫ in Kol. 18.5 und 19.4 sind mit der w-Schleife geschrieben). An Westendorfs Übersetzung kann man nicht ablesen, wo mk aufhören sollte, aber die notwendige Emendation von Peitsche mḥ (V22) und Buchrolle spricht gegen diese Lesung. Das m unmittelbar vor der Lücke ist nicht eindeutig, auch nicht, ob es die Präposition oder der Anfang eines Substantivs (Subjekt von mḥ) ist.
7 wn.jn pꜣ nṯr: Wreszinski 1912, 172 übersetzt "Der Gott [... und sie sprachen] zu ihm" (mit [ḏd.jn=sn n=f]). Westendorf 1999, 294 ergänzt noch mehr: "Darauf [freute sich (?)] dieser Gott. [Sie sprachen] zu ihm: ...".
8 jḥ.w: Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Pferdestall.
9 Falls sfṯ ein Substantiv in einer sḏm=f-Konstruktion ist, ist das Substantiv zfṯ als Symptom einer Krankheit des weiblichen Unterleibs / der Gebärmutter zu berücksichtigen (vgl. Eb 834 = pEbers 97.8: zfṯ.w n.w tꜣw ḥr jd.t), wie Leitz 1999, 53 Anm. 8 vermerkt.
10 jr pꜣ šnt: So Wreszinski 1912, 172 und DZA 30.188.900; Leitz 1999, 53 und Westendorf 1999, 294 fassen šnt als eine Graphie von šnj.w: "der Beschwörer" oder "der Beschworene" (Alternative Westendorf) auf. In Kol. 2 wird das feminine šn.t: "Beschwörung" mehrfach so geschrieben. Eine mögliche Alternative ist šnṯ: "Schmähung" (Wb 4, 519.11) oder eine andere maskuline Ableitung der Wurzel šnṯ: "(mit Worten) streiten".

Spruch 3 (= alt 3), gegen eine festgewordene Verfaulungs-Geschwulst

... ... ...] Himmel [... ... ...
...... ...] alle? wie (der/ein) Gott [... ... ...
Gib Weihrauch [... ... ...
... ... ...] gleichsam [... ... ...] festgewordene Verfaulungs-Geschwulst; trr.t ...?... [... ... ...
Dann sollst du machen [... ... ...]: (es) werde gekocht, (es) werde fein zerrieben.
Es werde die festgewordene Verfaulungs-Geschwulst [2.1] mit Harn [und ... (?)] gereinigt.
Die festgewordene Verfaulungs-Geschwulst [werde] mit ihnen (d.h. den Arzneien) [behandelt/gesalbt (o.ä.)].

Spruch 4 (= alt 4)

Eine andere Beschwörung der/von [...]1.
Nimm sie [im] [Knochen].
Beschwörung des/eines Knochens mit ... sein/ihn.
Das Rückgrat des Schu ist es [als (?)] Tragestange.
Gehe [...] das Gesicht des Horus [... ...
Das Haus des Schu ist es, das aussendet (?).2

1 Vermutlich handelt es sich bei diesem Spruch wie bei den vorangegangenen (1–3) um eine Beschwörung gegen eine festgewordene Verfaulungs-Geschwulst (ḫsd rwḏ).
2 hꜣb ⸮[j]⸢m⸣?: Westendorf 1999, 294, Anm. 433 übersetzt "das Haus des Schu ist es, in dem der Ibis (?) ist (?)" mit Verweis auf Spruch 32, pBM 10059, Kol. 10.5 für die Schreibung von hby "Ibis" als hꜣb. Allerdings passt das dortige Determinativ nicht zu den Spuren am Wortende von Kol. 2.3. Die Spuren könnten zu einem großen Vogel gehören und tatsächlich liest Wreszinski am Ende [j]m, wobei dann die Eule in voll ausgeschriebener Form da stehen müsste, nicht als Abkürzung. Leitz liefert keine Lösung für die Spuren; für die Beinchen, die man beim Verb "aussenden" braucht, passen sie nicht. Die Übersetzung von Leitz 1999, 53 als "It is the house of Shu, which (?) he is sent (o.ä.) [...]" erweckt den Eindruck, dass er jm berücksichtigt. Sie geht auf Wreszinski 1912, 175 zurück: "es ist das Haus des Schow, in das [er] gesandt ist. (?)", wobei Wreszinski selbst die Ergänzung von hꜣb als Passivform für sehr problematisch hält.

Spruch 5 (= alt 5), nsy.t-Krankheit

Beschwörung der nsy.t-Krankheit1:
(O du) Müder2 (d.h. der Tote), der (du) nach Süden kommst,
(O du) Müder2 (d.h. der Tote), der (du) nach Norden kommst,
[... ...] ⸢Haut⸣ (?)3, [2.5] (indem) sie meine (?) Knochen4 brachen5.
Nicht will/werde ich sagen "Kommen" nach Heliopolis, die Stadt des Re, den Bezirk, in dem er ist (= wohnt), zum Norden, zum Del[ta.]
... das, was ich fand (?) [(eine Flüssigkeit) ... ...] kochen.
Wehre ab (?) als einer, der den nsy-Krankheitsdämon und die nsy.t-Krankheitsdämonin6 abwehrt, die [im Körper] von X, geboren von Y, sind.
? ... Leben (?) [... nsy-Krankheitsdämon] und nsy.t-Krankheitsdämonin [...] hoch [...
Ich werde [meine] Aufmerksamkeit richten [auf ...
... ...] Baba, der vor [... ist, ... ...] Schwachsichtigkeit, die im [... ist
...] jeder [nsy-Krankheitsdämon] und jede nsy.t-Krankheitsdämonin, weil, was den nsy-Krankheitsdämon anlangt, der durchquert7 das Nun-Gewässer [...] er/seinen [...].
Finden [... ... [2.10] ...
[Es werde] vier Mal [rezitiert] über [... ? ...] seinen [...], räuchern [...
... ...] danach/im Folgenden [... ... ..., gesiegelt] [3.1] mit dem Siegel aus štt.wt-Material8 [... ... ...] sie [...] für ihn.

1 Dieser Spruch ist eine Beschwörung der wenig belegten nsy.t-Krankheit (weiter s. pBerlin 3038, 109–113, pEbers 751–756, pHearst 206–211, pDeM I vso 3, 3.4, 4 und pBrooklyn 47.218.48 + 47.218.85, 43). Spruch 60 dieses Papyrus verweist auf die enge Verwandschaft zwischen der nsy.t-Krankheit und der tmy.t-Krankheit. Zur Etymologie des Wortes gibt es verschiedene Vorschläge: s. dazu M. Alliot, Une famille de mots reconstituée: jns Pyr., jns 2 Gr., ins "être rouge", in: Revue d’égyptologie 10, 1955, 1–7, hier: 5; W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten. III. Incubus-Vorstellungen. IV. Feuer- und Wasserprobe, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 96, 1970, 145–151, hier: 147; W. A. Ward, The hı͗w-ass, the hı͗w-serpent, and the god Seth, in: Journal of Near Eastern Studies 37, 1978, 23–34, hier: 27.
Der Charakter der nsy.t-Krankheit lässt sich nur schwer rückschließen; Ebbell (Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 62, 1927, 13–16) schlägt Epilepsie vor. Dem schließt sich Leitz 1999, 54 zusammenfassend an. T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 17–18 verweist, dass sich nsy- und tmy.t-Krankheit auf der Haut äußern, was der Epilespie widerspricht.
2 nn.yw: "Totengeister" s. dazu D. Bidoli, Die Sprüche der Fangnetze in den altägyptischen Sargtexten, Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. Ägyptologische Reihe 9 (Glückstadt 1976), 50–52. Hier zeigt sich möglicherweise auch die Herkunft dieser "Totengeister" – nämlich aus dem Norden bzw. dem Süden, womit Asien und Nubien gemeint sein könnten, s. dazu Westendorf 1999, 380. Wreszinski 1912, 175 versteht die Präposition n bei jyi̯ als Graphie für m: "aus" und Westendorf 1999, 378 übersetzt entsprechend "der von Süden kommt"; anders Leitz 1999, 55: "who comes south".
3 jnm.w: Ergänzung nach Leitz 1999, Taf. 27, Anm. 4a (vgl. die Graphie des jn-Fisches in Kol. 3.9: jny.t). Wreszinski 1912, 139 hat hieroglyphisch ẖn.t/ẖnw: "Fell" umgesetzt, aber das passt nicht zu den Spuren des ersten Zeichens.
4 qs.w=j: Wreszinski 1912 las =j, Leitz 1999 liest =f: die Spuren sind schwach (keine Tinte mehr in der Schreibbinse und eine Lücke links unten), aber f wird normalerweise ziemlich horizontal gezogen, so dass man das Ende des Schlangenleibes hätte sehen müssen. Deshalb dürfte die Lesung =j eher zutreffen.
5 hq: "zerbrechen"; vgl. pEbers §522, 70:15. S. weiter bei J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 110–111, 224 und Leitz 1999, 55, Anm. 25.
6 nsy: Dass es sich in diesem Fall um die Krankheitsdämonen (und nicht um eine dämonische Krankheit) handelt, belegt das paarweise Auftreten: nsy und nsy.t, vgl. Westendorf 1999, 380.
7 [ḥ]ḥj: Ergänzung nach Leitz 1999, 55, Anm. 29. Leitz erkennt das Verb "treiben" oder "betreten", das fast nur in ptolemäischen Texten belegt ist, Westendorf 1999, 378 liest das Verb "suchen", das in Kombination mit dem anschließenden "finden" vielleicht mehr Sinn ergibt. Andererseits wird man wohl kaum das Nun-Gewässer suchen müssen. In Kol. 3.8 steht erneut ḥḥj, ebenfalls in einem unklaren Zusammenhang, und dort versteht es auch Leitz als "suchen".
8 [ḫtm] m ḫtm.w n.j štt.wt: Ergänzung von Wreszinski 1912, 176 nach pHearst, Fall H 170: ḫtm sj m ḫtmw n.j štt.wt. Westendorf 1999, 378 ergänzt noch mehr: "[werde die nsj.t-Krankheit versiegelt/gebannt] mit Siegelsteinen aus šttw.t-Material". Für die Praxis des Siegelns im medizinischen Kontext siehe T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 17–18.

Spruch 6 (= alt 6), tmy.t-Krankheit

[Beschwörung] der t[my.t]-Krankheit1:
Hitze, die herauskommt aus Busiris/Mendes2, [Kühlung(?)]3, die herauskommt aus Heliopolis, Hervorquellung (?), die herauskommt aus [...],
Isis steht wehklagend da, nachdem sie erhoben (?)4 hat die Haut des Horus, die Haut des [X, geboren von] Y.
Ein Schaf5 ist vom Himmel auf die Stimme der Isis herabgestiegen.
"[Gott X (?)] ist taub gegenüber ihrem Schreien", sagte Re.6
Dann ließ Osiris Flutwasser sprengen über den Körper des X, geboren von Y.
Mögest du ausfließen, meine Hitze7!
Osiris – er hat die Botschaft8 gehört!
Das Land ist (wieder) in Freude.
[3.5] Re steht in der Kammer von Heliopolis [...] in (?) der Nacht.
Worte zu sprechen vier Mal über Honig, (über) Essig (?)9, (über) sꜣ-wr, (über) Gedroschenem10 der Tenne.

1 Bei der tmy.t-Krankheit (Sprüche 6–10) handelt es sich vermutlich um eine (komplexe) Hautkrankheit, s. a. pHearst 168–169, Mutter und Kind B 1:4–9. C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 40–46 nimmt an, dass sich tmy.t von tm "Made (=Aas-/Leichenfresser)" ableiten lässt. Westendorf 1999, 386 sieht in der Hauterkrankung nur einen Aspekt eines komplexen Krankheitsbildes, das sich bis auf die Knochen (vgl. Spruch 9) erstreckt. Spruch 60 verbindet die nsy.t- und die tmy.t-Krankheit, so dass auch über Spruch 5 (.., indem sie die Knochen brachen ...) eine Referenz auf Knochen gegeben ist. Nach T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 18: "la maladie tmyt est probablement une affection grave, fébrile, avec des troubles nerveux associés, et dont on peut penser qu’elle présentait quelques manifestations cutanées."
2 Ḏd[.w]/Ḏd[.t]: Der Klassifikator ist zerstört, so dass unklar bleibt, ob Busiris oder Mendes gemeint ist.
3 Nach Busiris/Mendes fehlen ein oder zwei Wörter. Die Determinative am Ende sind erhalten, aber schwer zu deuten. Wreszinski 1912, 140 denkt an drei Wasserwellen und ein Gottesdeterminativ. Vergleicht man mit der Schreibung nwn in Kol. 2.9, dann könnte die erste Spur zum Ende des Himmelszeichens gehören, anschließend wären die beiden erhaltenen horizontalen Striche die unteren beiden von drei Wasserwellen und zum Schluß käme der Falke auf der Standarte. Aber ebenso gut möglich wäre qbḥw mit senkrechten Pluralstrichen am Ende.
4 dwꜣ: "preisen" ergibt keinen Sinn; Leitz 1999, 55, Anm. 34 schlägt vor dwꜣtwꜣ "(unter)stützen, anheben"; er verweist außerdem auf einen Briefwechsel mit Westendorf (10.6.1995), der die Möglichkeit dwꜣdwn; Lautwechsel n (s. W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962), § 22.5 cc und Wb 5, 433.3) bemerkt und der übersetzt "nachdem sie die Haut gespannt hat", d.h. wieder glattstreichen, nachdem sie von der Hitze verzogen war. Westendorf 1999, 383 übersetzt ähnlich "... Haut des Horus gestrafft hat". Bardinet 1995, 484 übersetzt "adore".
5 zrj.t: "Schaf". (Fast) parallel pChesterBeatty VII vso 1:1 jnk zrj.t pri̯.t m p.t "Ich bin das Schaf, das aus dem Himmel kommt." Zum Schaf, das aus dem Himmel herabsteigt, s. C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 42, Anm. 32. Astronomisch übernimmt das Schaf eine prominente Rolle als Sternbild, zu dem der 14. (smd sr.t), 15. (sr.t), 16. (sꜣwy sr.t) und 17. (ẖry ḫpd sr.t) Dekan gehören. Der 15. Dekan könnte sich als δ Capricorni identifizieren lassen, C. Leitz, Altägyptische Sternuhren, Orientalia Lovaniensia Analecta 62 (Leuven 1995), 91–92.
6 [...] sẖi̯ m dnj.wt=s j.n Rꜥw: Das kurze fehlende Wort am Satzanfang endet mit einem senkrechten Strich. Wreszinski 1912, 140 erkennt darin ein Gottesdeterminativ. Ein negativer Imperativ m sẖi̯ ist also nicht mit den Spuren vereinbar. Wreszinski 1912, 176 übersetzt "[...] ist taub auf ihr Geschrei, sagte Rê". Dann ist sẖi̯ ein Stativ. Westendorf 1999, 383 hat "[Nicht sei] Taubheit gegenüber ihrem Geschrei, sagte Re." Dann ist sẖ ein Substantiv. Auch Leitz 1999, 56 arbeitet mit einem Substantiv: "[...] deafness to her cry by Re", aber ein solches Substantiv ist nur als Femininum sẖ.t nachgewiesen (R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 814 {29501}: ohne Quellenangabe). Etwas später steht, dass Osiris die Botschaft gehört hat. Könnte man hier "[Osiris] ist taub/ertaubt bei ihrem Geschrei, sagte Re" ergänzen? Die Zeichenspur vor dem hypothetischen Gottesdeterminativ kann leider nicht eindeutig als Sonnenscheibe identifiziert werden.
7 tꜣy.t=j: Nach Leitz 1999, 56 und Westendorf 1999, 383. Ähnlich ist pVatikan (mag.), der die (personalisierte) Krankheit beschwört, den Körper zu verlassen: hꜣi̯ r tꜣ tꜣ mt.wt "Falle zu Boden, Gift!", s. A. Erman, Der Zauberpapyrus des Vatikan, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 31, 1893, 119–124, hier: 122. Die Spuren des Suffixpronomens (so Leitz) sind nicht eindeutig, aber die Ergänzung j.n: "sagte ..." von Wreszinski ist absolut ausgeschlossen: Die Spuren passen nicht und die Lücke ist zu kurz.
8 wpw.t: Ist hier eventuell das Gerichtsurteil in Heliopolis gemeint?
9 pꜣwr: "Essig". Essig (kopt. ϩⲙϫ) ist u.a. häufig als Mittel gegen Hautkrankheit in koptischen Texten belegt; s. W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 1951, 54–55; Leitz 1999, 56, Anm. 38.
10 skj: Dreschprodukt (Mehl, Gedroschenes) (Wb 4, 314.15–16), skj n psḏn "Gedroschenes aus der Tenne", so R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 773; s. dazu auch Wb 3, 314.14 s.v. sk; vgl. kopt. ⲥⲓⲕⲉ, ⲥⲓⲕⲓ "mahlen", Wb 3, 314.15–16 "Gemahlenes, Mehl", mit n (Gen.) "Mehl von ..." und Wb 3, 315.1: Verbum bei der Bereitung von Heilmitteln.

Spruch 7 (= alt 7), tmy.t-Krankheit

Ein anderes (Rezept):1
psḏ(?)-Schote(?)2, roter Ocker, unterägyptisches Salz3, Früchte der Steppenraute(?), Hefe(?) von süßem Bier.

1 Dieses Folgerezept behandelt wie im vorherigen Spruch die tmy.t-Krankheit. S. dazu die Anmerkungen zu Spruch 6.
2 psḏ: so nach Leitz 1999, 56, Wreszinski 1912, 177, T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 484. Unidentifiziertes Material, s. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 205–208. Eine weitere mögliche Lesung wäre šw "trocken sein, trocken", Wb 4, 429.5–14, H. von H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 841; in der Schreibung so auch in pHearst 104, 8:8. Dann evtl. im Sinne von "Trockenes" als Bezeichnung eines getrockneten Produktes?
3 ḥmꜣ.t mḥj.t: Salz als Heilmittel bei Hautkrankheiten in koptischen Texten, s. W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 91.

Spruch 8 (= alt 8), tmy.t-Krankheit

Ein anderes (Heilmittel) / Eine andere (Beschwörung):1
Mögest du ausfließen, Feindin des Ptah, die geha[sst] wird von Thot!
Du(?) hast ge[holt] (?) gegen mich den Boden von der Unterseite der beiden (Gebär)ziegel2 [... ... ...].
Es werde rezitiert über den Boden von (dem, der unter) den beiden Ziegeln ist.
(Es) werde daran gegeben.

1 Dieses Folgerezept behandelt wie im vorherigen Spruch die tmy.t-Krankheit. S. dazu Anmerkungen zu Spruch 6.
2 Ein Bezug zu den beiden Ziegeln findet sich sonst in Sprüchen, die zum positiven Verlauf einer Geburt rezitiert werden, vgl. Zaubersprüche für Mutter und Kind (pBerlin 3027 rct VI:5), N. Yamazaki, Zaubersprüche für Mutter und Kind: Papyrus Berlin 3027, Achet 2 (Berlin 2003), 24. In pHearst 168 11:10–11 „Heilmittel zur Beseitigung der tmy.t-Krankheit“ findet sich inhaltlich ähnlich als Ingredienz „(Erde), die sich unter dem Ausfluß (?) (einer Frau) befindet“.

Spruch 9 (= alt 9), tmy.t-Krankheit

[Ein anderes (Heilmittel) / Eine andere (Beschwörung):]
[... ...] die beiden Augen.1
Du sollst ausfließen, Toter, als (?)2 [...] Toter [...] jny.t-Dämonin, die herauskommt aus [...] suchen [... ... ...
Ich kenne den Namen deines (?) Vaters3 [...] jny.t-Dämonin [... ...]-Dämonin (?), jny.t-Dämonin.
der Name ... kleine ... die beiden Augen.
[3.10] ... nordwärts fahren ...? ...4 tbj5 ...
... ... ...]. Ich bin der, der ...?...6 (Partizip/Substantiv) [die ... (Subst. fem.)] des (?) X, geboren von Y.
... ... ...] feiner Faden, (Schilf)rohr (?)7 [der] (?) Wüste [... ... ...
... ... ...] einer ... [... ...] (Amulett)knoten [... ... ...
...
[4.1] ... ...] eilig (?) wegen (?) dieser Beschwörung, wenn sie bis zum Knochen gelangt ist ... tmy.t-Krankheit ... die an der Spitze ist/zuvor ist.8

1 Leitz 1999 und Westendorf 1999 ordnen diesen Spruch wie die vorherigen Sprüche unter die Rezepte gegen die tmy.t-Krankheit ein. S. dazu die Anmerkungen zu Spruch 6.
Westendorf 1999, 383 ergänzt den Anfang zu "[Andere (Beschwörung) der tmy.t-Krankheit in] den beiden Augen", d.h. in etwa [k.t n.t tmy.t m] jr.tj. Die Spuren unmittelbar vor den beiden Pupillen sind nicht identifizierbar. jr.tj (oder br.wj?) wird auch sonst in diesem Text abgekürzt geschrieben (vgl. gleich im Anschluß in Zl. 3.9; in Zl. 13.1 und 13.7 geschrieben mit der Endung .wj, was eher für br.wj spricht, das jedoch in den klassischen medizinischen Texten in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) nicht verzeichnet ist).
2 šp=k mwt m[...]: Eventuell fängt mit m ein negativer Imperativ an: "[Mache/komme (o.ä.)] nicht, (du) Toter, [...]". Der Satz ist zu zerstört, um die Wörter aneinander zu reihen oder eine Satzgrenze zu bestimmen.
3 rḫ.kwj rn n jtj=⸮ṯ?: Lesungsvorschlag Wreszinski 1912, 141, gefolgt von Westendorf 1999, 383. Schon das Determinativ (?) von jtj ist fraglich. Das nach der Lücke anschließende [j]n(y),t ist auf dem alten Photo von Wreszinski besser erkennbar als heute (ein kleines Papyrusfragment ist verschoben).
4 Wreszinski 1912, 178 ist sich nicht sicher, ob sich die beiden kleinen Fragmente in der Mitte der Zeile an der richtigen Stelle befinden.
5 n tbj oder n.t bj[k]: Leitz 1999, 57 liest tbj (Wb 5, 261.9; C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 381) mit Verweis auf K. Sethe, Die Sprüche für das Kennen der Seelen der heiligen Orte. (Totb. Kap. 107–109. 111–116). Göttinger Totenbuchstudien von 1919, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 57, 1922, 1–50, hier: 30, Nr. 16. Dieser Dämon tbj wird zwar mit den Augen in Zusammenhang gebracht, Schreibungen mit einem Falken als Determinativ liegen dort jedoch nicht vor. Wreszinski 1912 hat in seinem Index (S. 223) bj als "Falke" übersetzt, was eine Ergänzung bj⟨k⟩ voraussetzt. Auf dem Photo hat man den Eindruck, dass unterhalb der phonetischen Zeichen b+j noch die äußere Kurve des k-Zeichens erhalten ist.
6 jnk ...: Die Position des Fragments ist unsicher. Falls richtig, könnte anschließend ein Partizip oder Nomen Agentis (mit A1 als Determinativ) stehen, mit einem anschließenden fehlenden Objekt. Andererseits ist auch ein sḏm=j denkbar.
7 šbb[.pl n.w] ḫꜣs.t: Wreszinski 1912, 128 interpretiert šbb als Pflanze, vgl. pEbers §568, 73:21–74:1; dort aber mit Gardiner Sign-list M2 klassifiziert, statt wie hier mit T19/20. Leitz 1999, 57 hat das Determinativ von šbb richtig als T19 erkannt und übersetzt „reed“, also “(Schilf)rohr”, aber ein Ideogrammstrich im Anschluß ist unerwartet. Die Lücke wird vermutlich deutlich größer sein – sofern das vordere Fragment hier richtig plaziert ist. Dem Schilfrohr und anderen Süßgräsern dieser Art ist gemein, dass die Halme innen hohl sind. Süßgräser wachsen praktisch überall, sowohl auf durchnässten wie auch trocknen Böden. So lässt sich dann die meronymische Ableitung zu šbb, klassifiziert mit Gardiner Sign-list F10, „Luftröhre“ (Wb 4, 439.3–4; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 843; J. H. Walker, Studies in Ancient Egyptian Anatomical Terminology, Australian Centre for Egyptology. Studies 4 (Warminster 1996), 276) erklären.
8 Der Schluss wurde ausgelassen und nachträglich über die Zeile eingeschoben.

Spruch 10 (= alt 10), tmy.t-Krankheit

Eine andere Beschwörung der tmy.t-Krankheit:
Diese Umarmung(en), diese Umarmung(en) (???)1, (eben) diese, (eben) diese (???)2 auf [...].3
Haare von seinem ...?...4 gegen sie (d.h. die tmy.t-Krankheit)!
Das ist ein (magischer) Schutz (??) (oder: das ist die Außenseite (?)).5
Dein Körper ist aus Metall/Eisen6; dein Haar ist (das der) Sechat⟨-Horus⟩7, als sie diese bewacht hat.
Seid ihr gegrüßt, knm.tjw-Götter8 (und die) Götter meiner Stadt!
Das, was versteckt wurde, und das, was gesprochen wurde, ist das, was gesagt wurde.
Das, was aus meinem Mund herausgekommen ist, sind meine Aussprüche – (von denen gilt) das, was ich rezitieren werde ⟨gegen/über⟩ die tmy.t-Krankheit.
(Mein) Spruch ist das, was mich rettet.9
Die Einwirkung eines Gottes, eines Untoten und einer Untoten und so weiter ist/war auf der Erde, indem die Menschen es sehen, die [pꜥ.t]-Leute es sehen und die ḥnmm.t-Leute des Re es sehen.
Es werde [diesen] Spruch über Gips des [4.5] Töpfers, (über) ḥm.w-Teilen der kꜣkꜣ-Pflanze10, (über) Harz, (über) die Carobfrucht (und über) Dattel(saft?)11 gesprochen.
Man soll die tmy.t-Krankheit damit verbinden!

1 jw nn jnq: "diese Umarmungen (?)". Leitz 1999, 57 hat "These enfoldings (?), twice, ...?...". Westendorf 1999, 384 übersetzt den Anfang als "Diese sind umschlossen, zweimal" und lässt das nachfolgende bis ḥꜥw=k m bjꜣ aus. Die Zeichen hinter jnq sind unsicher. Wreszinski 1912, 142 gibt Mineralkorn und Pluralstriche als Determinative von jnq, Leitz 1999, Taf. 29 hat zp-2. Westendorf versteht jnq als ein Verb im Stativ. Für Leitz ist es ein Substantiv: "enfoldings (?)". J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117, übersetzt mit "wrappings (?)", was für jnq das Determinativ einer Schnur (V1) oder eines Beutels (V6) vermuten lässt, aber das passt nicht zum Hieratischen. In Wb 2, 101 sind nur jnqj: "Art Seile des Schiffes" und jnq.t: "Netz" als Substantive aufgelistet.
2 nwy: Das Determinativ ist unklar. Wreszinski 1912 liest Mineralkorn und Pluralstriche, Leitz 1999 gibt keine Hieroglyphen. Wreszinski, Leitz, Westendorf 1999 und R. Hannig – O. Witthuhn, Texte aus Ägypten. Ägyptische medizinische Texte des 2. Jt. v. Chr., in: B. Janowski – D. Schwemer (Hrsg.), Texte zur Heilkunde, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge 5 (Gütersloh 2010), 217273 verzichten auf eine Deutung. J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117, hier: 96 übersetzt "coverings (?)". Es gibt das Verb nw: "bekleiden, umhüllen" und die möglicherweise damit zusammenhängenden Substantive nw.t "Garn; Schnur", "Art Gewebe" und "Bund".
3 Der gesamte Satz ist problematisch. Nur J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117 hat eine Übersetzung versucht: "These wrappings and coverings (?) [are doing something]." Möglicherweise erkennt er in ḥr am Satzende die Konstruktion ḥr + Infinitiv. Eine andere Option ist jw + Subjekt nn jnq + Pseudopartizip nw.y: "Diese Einfassungen (?) sind umhüllt (?), zweimal, auf/wegen [...]".
4 ḥn=f: möglicherweise ist ḥnn=f "Phallus" (Wb 3, 115.1–2; J. H. Walker, Studies in Ancient Egyptian Anatomical Terminology, Australian Centre for Egyptology. Studies 4 (Warminster 1996), 272) gemeint.
5 sꜣ pw: Die erste Zeichengruppe ist problematisch. Leitz 1999, Taf. 29 liest das erste Zeichen als sꜣ (Aa17/18) + Ideogrammstrich, aber verzichtet auf eine Übersetzung. Wreszinski 1912, 142 hat das mögliche sꜣ-Zeichen als M6 gelesen und H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1030 nennen ḥn=f r=s mit M6 und Ideogrammstrich als letzte Zeichen eine unauflösbare (und unleserliche) Gruppe. J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117, hier: 96 versucht die Übersetzung "They are the hair of ...?...", d.h. ein zweigliedriger pw-Satz šnj n.j ḥn ... pw.
6 bjꜣ: s. dazu E. Graefe, Untersuchungen zur Wortfamilie bjꜣ- (Köln 1971); S. Aufrère, L’univers minéral dans la pensée égyptienne, Bibliothèque d’étude 105. 2. Band (Le Caire 1991), 431–441. Seth wird von Horus durch eine kupferne Harpune verletzt; sein Speer, mit dem er Apophis bekämpft, ist aus Eisen. Die Auswahl dieser Materialien basiert auf "magic by substance", s. R. K. Ritner, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice, Studies in Ancient Oriental Civilization 54 (Chicago 1993), 166–167 und v.a. Anm. 778. Leitz 1999, 57, Anm. 49: Falls die tmy.t-Krankheit mit Maden, Würmern o.ä. in Verbindung steht, die sowohl Fleisch wie Knochen anfallen können, wünscht man dem Patienten einen Körper aus Eisen. Vgl. dazu Zaubersprüche für Mutter und Kind Spruch B (pBerlin 3027 rto 1:4–5) k.t šp=ṯ tmy.t sḏ.yt qs.w wbꜣ.yt jnr ꜥq.yt m-m mtw.w "Ein weiteres: Du sollst ausspeien, tmy.t-Krankheit, die die Knochen bricht, die Steine öffnet/aushöhlt, die in die Gefäße eintrat!"
7 Sechat-Horus: s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 500a–501b.
8 knm.tjw: Bedeutung unklar. knm.ty ist als Gott in Tb 125 belegt, s. U. Verhoeven, Das saitische Totenbuch der Iahtesnacht. P. Colon. Aeg. 10207, Papyrologische Texte und Abhandlungen, 3 Bände (Bonn 1993), 299. Möglich wäre auch die Nisbebildung von knm.t "Finsternis", s. J.-C. Goyon, Le cérémonial pour faire sortir Sokaris. Papyrus Louvre I. 3079, col. 112–114, Revue d’égyptologie 20, 1968, 63–96, hier: 91, 18; daher J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117 "gods of the darkness" (mit Verweis auf C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 290a). Leitz 1999, 57 übersetzt "oasis-dwellers(?)", abgeleitet vom Namen Knm.t der Oase Charga.
9 rʾ=(j) šdi̯ (w)j: Transkription folgt Leitz 1999, 57, Anm. 52, der sich auf eine mündliche Mitteilung von Westendorf beruft. Wreszinski 1912, 179 liest ḏd.t pw ḏd.w prr.t pw n rʾ pr n rʾ-j ... nt-t šd nn tm.yt rʾ(-j) (pw) šd (st): "Was zu sprechen ist, wird gesprochen, was aus dem Munde kommen soll, kommt aus meinem Munde; ... das, was diese tmj-t abwehren kann – mein Mund wehrt ab". Westendorf 1999, 384 hat "damit ich heraushole die Einwirkungen eines Gottes ..." und muss zu r emendieren. R. Hannig – O. Witthuhn, Texte aus Ägypten. Ägyptische medizinische Texte des 2. Jt. v. Chr., in: B. Janowski – D. Schwemer (Hrsg.), Texte zur Heilkunde, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge 5 (Gütersloh 2010), 217273, hier: 244 müssen ebenso verfahren: "Was ich über die tmyt-Krankheitsdämonen rezitiere, geschieht, um den Einfluß eines Gottes ... zu Boden zu zwingen." Auch J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117, hier: 96 weicht von Leitz ab: "because I enchant this tmjt disease, so that I remove the influence of a god ..." und muss emendieren (etwa (ḥr)-n.tt šdi̯=j nn tm.t r šd=j s.t-ꜥ nṯr ... ḥr tꜣ).
10 ḥm.w n.w kꜣkꜣ: Zur mythologischen (Osiris-)Konnotation der kꜣkꜣ-Pflanze s. J.-C. Goyon, Le cérémonial pour faire sortir Sokaris. Papyrus Louvre I. 3079, col. 112–114, Revue d’égyptologie 20, 1968, 63–96, hier: 91, Anm. 1.
11 bnj: Leitz 1999, 57, Anm. 55 verweist auf Dioskurides, De materia medica I, 148: die (ausgereifte) Dattel verklebt als Umschlag Wunden. Der Grundriß der Medizin (H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 172, 177, Beleg L10) trägt diesen Beleg trotz der Determinierung mit Mineralkorn und Pluralstrichen bei "Dattelsaft" ein, vielleicht weil "Dattel" bnr oder bnrj und "Dattelsaft" bnjw geschrieben wird: s. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 177: "Beide Wörter unterscheiden sich sowohl in ihrer Schreibung ..., als auch im Gebrauch". Allerdings würde hier nur die Schreibung zutreffen, denn auch Teile von Datteln (jnj.t n.t bnr) werden in Verbänden verwendet. Der Identifikation als "Dattelsaft" wird von Westendorf 1999, 384 und R. Hannig – O. Witthuhn, Texte aus Ägypten. Ägyptische medizinische Texte des 2. Jt. v. Chr., in: B. Janowski – D. Schwemer (Hrsg.), Texte zur Heilkunde, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge 5 (Gütersloh 2010), 217273, hier: 244 gefolgt. J. Dieleman, Scribal Practice in the Production of Magic Handbooks in Egypt, in: G. Bohak – Y. Harari – S. Shaked (Hrsg.), Continuity and Innovation in the Magical Tradition, Jerusalem Studies in Religion and Culture 15 (Leiden/Boston 2011), 85–117 und Leitz haben "Dattel".

Spruch 11 (= alt 11), tntn-Krankheit1

Du sollst ausfließen2, (Dämon,) der zu reinigen ist, der die Verwesungsflüssigkeit (wörtl. Wasser der Verstorbenen) absetzt,3 der auf dem Sarg geraten/entstanden ist.
Iss nicht vom Körper!4
Zerschneide nicht den Knochen!
Dies bedeutet Sprechen zu der tntn-Krankheit5.
Dies ist das Einwirken auf (?)6 ein ꜥpšꜣy.t-Insekt7 und ein qꜣdy.t-Tier8, so dass die fauligen Stoffe9 sie/ihn (die Krankheit?, den Toten?) durchdringen (?)10.
Dieser Spruch ist zu sprechen über ...?...11 des Wassers und (irgendeinem) Kau-/Spülmittel12: Es werde ausgespuckt13.

1 Leitz 1999, 58 zählt die nächsten beiden Sprüche zur tntn-Krankheit. Westendorf 1999, 384, Anm. 602 subsumiert sie zur tmy.t-Krankheit.
2 tp: "ausfließen". J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475 übersetzt "ausfließen" im Sinne von "vergehen" und verweist für dieses Verb (nicht in Wb 5) auf die zwei MR-Belege (pTurin CGT 54003, Rto 11 und Vso 11) bei A. Roccati, Papiro Ieratico N. 54003. Estratti magici e rituali del Primo Medio Regno, Catalogo del Museo Egizio di Torino. Seria Prima- Monumenti e Testi 2 (Torino 1970), 25, Anm. (e) mit weiteren Belegen für tp statt tf sowie s:tp statt s:tf. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 947 listet tp mit unserer Textstelle als Beleg mit der Übersetzung "ausfließen; vergehen" auf und verweist auf dp in Wb 5, 445.12: "intransitives Verbum, von Apophis (wenn er bespien wird): zu Grunde gehen, zu Schanden werden". Roccati nennt CT VII, 247g als frühesten Beleg für tp (wird von R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden/Boston/Köln 2000), 723 zu tpr/tpj: "einatmen" zugeordnet). R. Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II. Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit. Teil 2, Kulturgeschichte der antiken Welt 112 (Mainz am Rhein 2006), 2665 {36714} übersetzt tp/tpj als "speien, spucken" und vielleicht "*brechen, vomieren" (* bedeutet unsicher). Hannig listet pRamesseum B, Kol. 44 als weiteren Beleg von tp/tpj auf; K. Sethe, Dramatische Texte zu altägyptischen Mysterienspielen, Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens 10 (Leipzig 1928), 147 und 151, Anm. 44b hat darin eine Schreibung von tpr/tpj: "einatmen" mit der sonst nicht belegten Bedeutung "ausatmen, ausdünsten" erkannt.
3 wꜥb (w)di̯ mw ꜣw[.w]: Transkribiert nach Leitz 1999, 58, Anm. 60. Die Stelle ist sehr unsicher. J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475 liest wꜥb-ꜣw(?) als Name eines Dämons (er erklärt das d in der Graphie nicht) und betrachtet ꜣw als eine crux interpretuum und als ein Wort, das verschieden von ꜣw: "Toter, Todesfall" (s. J. Osing, Das Grab des Nefersecheru in Zawiyet Sulṭan, Archäologische Veröffentlichungen 88 (Mainz 1992), 53, Anm. bf) ist, da die Orthographie stark abweicht. Leitz 1999, 58, Anm. 60 versteht wꜥb als einen Euphemismus für den angesprochenen Dämon und verweist auf eine Mitteilung von Westendorf, dass der Name möglicherweise als "the one to be purified" zu deuten ist (mit Verweis auf W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962), §350 c: gerundivischer Gebrauch des Partizips). Leitz schlägt vor, ꜣw.w trotz der abweichenden Orthographie doch als dasselbe Wort wie ꜣw "Toter, Todesfall" zu verstehen, etymologisch "the extended" (von ꜣwi̯: "ausstrecken"), wobei das Ersetzen der Mumie oder des Feinddeterminativs Z6 durch Mann+Frau+Pluralstriche als Euphemismus zu erklären sei. Auch der Begriff mw ꜣw ergibt dann als "Wasser der Verstorbenen", d.h. als Euphemismus für "Verwesungsflüssigkeit" (s. L. Störk, s.v. Leichensaft, in: Lexikon der Ägyptologie III, 1980, 994–995) Sinn.
4 wnm/qq m ḥꜥw und ḥdq qs: Die hier angesprochene Zerstörung von Haut und Knochen lässt auf eine parasitäre Erkrankung schließen. Ähnlich der in den Sprüchen 6–10 beschriebenen tmy.t-Krankheit, vgl. Spruch 10 (Kol. 4.2), wenn als Wunsch gegen Madenfraß geäußert wird: "Dein Körper soll aus Metall (bjꜣ) sein!" und auch Zaubersprüche für Mutter und Kind, Spruch B: "Mögest du ausspeien, tmy.t-Krankheit, die die Knochen bricht, die Steine aushöhlt, die in die Gefäße eintrat!"
5 Die tntn-Krankheit ist nur in diesem Papyrus belegt (s. Leitz 1999, 58–59). Die Symptone (Zerstörung der Haut und der Knochen) und die folgende Erwähnung von Insekten und "fauligen Stoffen" (ḥwꜣꜣ.t) lassen auf eine parasitäre Krankheit wie Filariose (Medina- oder Guineawurm) oder wahrscheinlicher Myiasis (Befall von Fliegenlarven) schließen. Die vor allem bei der Myiasis auftretenden Symptone entsprechen den Vorgängen, die sich während der Verwesungsstadien eines Leichnams zeigen, und evozieren einen derartigen Vergleich. Sicherlich richtet sich der Spruch prophylaktisch-präventiv an die Lebenden und nicht gegen den Leichenfraß (so J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 474–476).
Das Lemma fehlt in Wb 5, sowohl als Verb als auch als Substantiv. Die Satzkonstruktion ist ungewöhnlich, so dass unklar ist, ob ein Substantiv oder ein Verb vorliegt. Wreszinski 1912, 180 verweist auf das Bewegungsverb ṯnṯn bei Brugsch, Wb IV, 1586: "laufen nach einer bestimmten Richtung hin, fortlaufen, weglaufen, laufen um an das Ziel der Bewegung zu gelangen" und erschließt in Kombination mit dem Determinativ in pLondon die Bedeutung "auslaufen". Der Beleg von Brugsch ist pAnastasi I, Kol. 24.8. Dort ist ṯnṯn (Wb 5, 385.10: "zu Fuss gehen") eine Var. von ṯjṯj (Wb 5, 357.7–9): "traben, trotten". H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 957 verzichtet auf eine Übersetzung. J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475 erkennt in unserem Text ein Substantiv und schlägt die Übersetzung "Ausfließen (?)" vor; er vermerkt, dass das Lemma sonst nicht belegt ist. Westendorf 1999, 384 hat "Ausfluß" (ohne Fragezeichen). Leitz 1999, 59, Anm. 61 erkennt eine Krankheitsbezeichnung, aber übersetzt sie nicht. Er erwägt einen Zusammenhang mit tnj: "hohes Alter" oder dem Verb ṯnṯn. R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 1006 trägt es als Verb (mit Fragezeichen) und mit der Bedeutung "ausfließen" (mit Fragezeichen) ein.
6 rḏi̯.t: Leitz 1999 übersetzt mit "geben". Westendorf 1999, 384 emendiert zu rḏi̯.t ⟨r tꜣ⟩ "beseitigen" (mit Fragezeichen). J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475 übersetzt "einwirken auf ein ꜥpšꜣyt und ein qꜣdyt(?)", aber dann würde man zumindest eine Präposition erwarten. Möchte man diese beiden Insekten los werden, oder werden sie als Droge "verabreicht", um die Krankheit zu bekämpfen?
7 ꜥpšꜣy.t: C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 43–44 schlägt mit L. Keimer, Pendeloques en forme d’insectes faisant partie de colliers égyptiens, Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 33, 1933, 97–130, hier: 114–118 (S. 117: "désigne vraiment des coléoptères nécrophages") [vgl. eine zusätzliche Notiz in Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 37, 1937, 143–172, hier: 155–156] "Aaskäfer" als Übersetzung vor; s.a. J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475 (mit Belegen und Identifikationsdiskussion, vor allem auf der Grundlage von Tb 36: vorgeschlagen wurden u.a. eine Art Käfer und eine Schabe, Kakerlake); zur Etymologie s. J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 66–67 *ḥippušīta?: "beetle, grasshopper"; Demotisch-Altkoptische Cypher-Schrift epše/*ⲉⲡϣⲉ (W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1977), 38; pMag London & Leiden, Vso II, 17). P. Vernus – J. Yoyotte, Bestiaire des pharaons (Paris 2005), 46, 67, 77 83, 430, 433, 435, 446 ordnen den ꜥpšꜣy.t-Käfer der Gattung Dermestes (Speckkäfer) zu, so auch D. Meeks, De quelques ‚insectes‘ égyptiens. Entre lexique et paléographie, in: Z. A. Hawass – P. Der Manuelian – R. B. Hussein (Hrsg.), Perspectives on ancient Egypt. Studies in Honor of Edward Brovarski, Supplément aux Annales du Service des Antiquités de l’Egypte 40 (Cairo 2010), 273–304, 289–290. J. Osing – G. Rosati, Papiri geroglifici e ieratici da Tebtynis, 2 Bände (Firenze 1998), 123–124, Anm. (j): ꜥpšꜣy.t ist eine Käferart, am ehesten eine Schabe, Kakerlake (Blatta orientalis). Wb 1, 181.18 und 181.19 unterscheidet zwischen ꜥpšꜣy: "Art Käfer?" und ꜥpšꜣy.t: "Art Heuschrecke?" (vgl. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 86: ꜥpšꜣy.t: "vielleicht eine Art Heuschrecke nach Totb. des Nu, Spruch 36") und sogar ꜥpšw.t: "ein Tier [wohl mit einem der vorstehenden identisch] (Wb 1, 182.1), aber die Identifikation als Heuschrecke beruht auf einer Fehllesung des Determinativs [ein dreibeiniges Insekt, das nicht wie eine Heuschrecke aussieht] im Totenbuch des Nu (siehe J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475, Anm. 13; G. Lapp, The Papyrus of Nu (BM EA 10477), Catalogue of Books of the Dead in the British Museum 1 (London 1997), Taf. 23) und alle drei Lemmata gehören wohl zusammen.
8 qꜣdy.t: Ebenfalls noch in pEbers §339, Kol. 56.13 (Rezept gegen eine Augenkrankheit), pBrooklyn 47.218.48+85 und oDeM 1066 belegt. J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 476 meint, dass es ein kleines Tier sein muss, weil das Innere zur Arznei verarbeitet wird (geht auf H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 515 zurück). Laut Leitz 1999, 59 Anm. 63 eventuell ein Käfer. Leitz verweist auf das ähnlich geschriebene qꜣy.t-Tier bei U. Verhoeven, Textgeschichtliche Beobachtungen am Schlußtext von Totenbuchspruch 146, in: Revue d’égyptologie 43, 1992, 169–194, hier: 177 und 189, und auf die qꜣd/qꜣd.t-Pflanze. Die qꜣd/qꜣd.t-Pflanze lässt sich als Qat (Catha edulis) identifizieren, s. S. Aufrère, Études de lexicologie et d’histoire naturelle VIII-XVII. Remarques au sujet des végétaux interdits dans le temple d’Isis à Philae, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 86, 1986, 1–32, hier: 11–18 und D. Meeks, De quelques ‚insectes‘ égyptiens. Entre lexique et paléographie, in: Z. A. Hawass – P. Der Manuelian – R. B. Hussein (Hrsg.), Perspectives on ancient Egypt. Studies in Honor of Edward Brovarski, Supplément aux Annales du Service des Antiquités de l’Egypte 40 (Cairo 2010), 273–304, hier: 290. Zur Etymologie der Wurzel qꜣd s. W. Westendorf, Schlange und Schlangenkraut, in: M. Minas – J. Zeidler (Hrsg.), Aspekte spätägyptischer Kultur. Festschrift für Erich Winter zum 65. Geburtstag, Aegyptiaca Treverensia. Trierer Studien zum Griechisch-Römischen Ägypten 7 (Mainz 1994), 265–267. J. Osing – G. Rosati, Papiri geroglifici e ieratici da Tebtynis, 2 Bände (Firenze 1998), 123–124, Anm. (j): Bezeichnung von "etwas, das vom Himmel ins Kraut fällt", also eine Bezeichnung von "(Schwärmen von flugfähigen) Käfern, ... aber wohl nicht von Heuschreckenschwärmen"; im Tebtynis-Onomastikon wird eine qꜣdy.t als ein großes ꜥpšꜣy.t-Tier bezeichnet.
9 ḥwꜣꜣ.t: "faulige Stoffe", vermutlich im Sinne von "Verwesendes" (J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475, dem folgend C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 43) oder Verwesungs(flüssigkeit) (Leitz 1999, 59).
10 ḥnp: Das Determinativ des Verbs ist nicht erhalten und wird von Caminos (bei J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 475) als die Beinchen ergänzt. Leitz 1999 verweist für die Bedeutung "to permeate" auf D. Meeks, Le nom du dauphin et le poisson de Mendès, Revue d’égyptologie 25, 1973, 209–216, hier: 213–214, Anm. 7, der ḥnp als "pêcher", lit. "draguer, traîner un filet dans l’eau (pour attraper du poisson)" erkennt und seinerseits Wb 3, 113.17 für eine übertragene Verwendung desselben Verbs mit der Bedeutung "impregner; to pervade" hält. Westendorf 1999, 384 hat deshalb "durchziehen (?)". J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The intellectual heritage of Egypt: studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480, hier: 476, der das von Meeks identifizierte Verb nicht kennt, sucht einen Zusammenhang mit ḥnb/ḥnbb: "zurücktreiben o.ä." für seine Übersetzung "so daß Verwesendes es abstößt", aber er hält seine Übersetzung von ḥnp für sehr unsicher. In H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1027 bei den unleserlichen Wörtern abgelegt. Für Leitz bezieht sich sw vermutlich auf die Krankheit tntn.
11 __[_]: Die Stelle ist teilweise zerstört und nicht sicher zu lesen. Wreszinski 1912, 143 und 180 fragt sich, ob das erhaltene kreuzförmige Zeichen als Stern zu lesen ist und denkt an die dwꜣ.t-Pflanze im pEbers (H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 574). Leitz 1999, Taf. 29 liest ebenfalls G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 1. Bis zum Beginn der achtzehnten Dynastie (Osnabrück 1965 (= 1927)), Nr. 314 = Gardiner Sign-list N14 dwꜣ oder sbꜣ, aber im Vergleich mit dem Wort sbꜣ in Kol. 4.10 ist hier der Mittelstrich zu tief angesetzt und ist der fünfte Zacken nicht erkennbar, was eher für die sw-Pflanze oder für die Bruchzahl 1/64 spricht.
12 ḥnꜥ ẖpꜥ.t: Lesung nach Leitz 1999. ḥnꜥ ist teilweise zerstört und das letzte Zeichen von ẖpꜥ ist unsicher. Auch ist unklar, ob ẖpꜥ.t ein Substantiv oder ein Verb ist. Wreszinski 1912, 143 hat rḏi̯ statt ḥnꜥ und gibt als Determinativ von ẖpꜥ den Mann mit Hand am Mund (A2), aber beides passt nicht zu den Spuren (vgl. die abgekürzte Form von A2 in Kol. 4.6 unmittelbar darüber in wnm/qq: "essen"). Leitz hat am Ende von ẖpꜥ ein t, aber dann wäre das Wort ohne Determinativ geschrieben, weil sowohl Leitz als auch Westendorf 1999 den anschließenden spuckenden Mund separat lesen. Die Wurzel ẖpꜥ bedeutet "im Munde hin- und herbewegen", womit "kauen" oder "spülen, gurgeln" gemeint sein kann (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 683). Leitz übersetzt "and a substance for chewing (?). To be spat out." Für ihn ist ẖpꜥ.t also ein Substantiv (eingetragen unter ẖpꜥw im Index, 103) und steht ḥnꜥ koordinierend zwischen zwei Substantiven. In pEbers Kol. 89.3 = Eb 745 ist ẖpꜥ.w: "Kaumittel" ohne t geschrieben (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 683). Westendorf 1999, 384 übersetzt "... und werde kauend im Mund bewegt; werde ausgespien." (d.h. ḥnꜥ + Infinitiv ẖpꜥ als Vorläufer des Konjunktivs oder ḥnꜥ ẖpꜥ.t(w)). Von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 315 haben die Übersetzung "werde veranlaßt, daß ⟨die Droge⟩ kauend im Munde bewegt wird; werde ausgespieen", aber das beruht auf der alten Lesung von Wreszinski und die Spuren passen nicht zu rḏi̯ ẖpꜥ.t(w) ⟨...⟩ šp.
13 šp: Logographische Schreibung mit D26; Lesung unsicher; die Übersetzung "speien/spucken" folgt von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 31; Westendorf 1999, 384; Leitz 1999, 59. Die Schreibung spricht eher für šp "ausfließen" (Wb 4, 443.14–444.7, FCD 264, H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 844); vgl. aber H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 844, Anm. 1 sowie 876, Anm. 6, wonach qꜣꜥ "erbrechen, speien" (Wb 5, 7.5–16; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 876) zu lesen sein könnte, entsprechend pEbers 131 (30.16).

Spruch 12 (= alt 12), tntn-Krankheit

Eine andere1 (Beschwörung) des Wassers.2
Es werde beschworen (?) [die ...]-Krankheit [da]mit (?).
Dieser Spruch ist zu sprechen [über ...], (ein)mal (?).
Eine erfolgreiche Methode; ich habe (es) [gesehen]
3, es geschah [durch meine Hand].

1 Über k.t wird der Bezug zum vorangegangen Spruch hergestellt; so dass sich auch Spruch 12 gegen die tntn-Krankheit richtet.
2 k.t n.t mw: Lesung und Segmentierung mit Leitz 1999. Wreszinski 1912 und Westendorf 1999 haben nur k.t als Titelüberschrift genommen, aber dann hätte dieses Wort in schwarzer Tinte geschrieben sein müssen, wie zuvor in Kol. 3.5 und 3.6. In der Interpretation von Wreszinski 1912, 180 wird n.t šni̯.y [... ... j]m: "Flut, die umkreist [den Ort], an dem [die Toten sind (?)]." gelesen. Bei Westendorf 1999, 384 steht "Die Wasserflut ist beschworen. Besprengt werde die [...]-Krankheit damit" (etwa n.t šni̯.y[t/.tj] ⸮ntš? [... j]m), aber ntš ist keinesfalls erkennbar in den winzigen Spuren. Vielleicht hat Westendorf n.t: "Wasserflut" als nt⟨š⟩ gelesen. Leitz 1999, 59 hat "Another (conjuration) of the fluid. Conjuration of [...]" und hieroglyphisch šny⸢.t⸣ ⸢n⸣[.t] [...]m. Gegen die Übersetzung von Leitz spricht, dass "Beschwörung" sonst einfach šn.t geschrieben ist, dass von n.t kaum etwas erhalten und keinesfalls als n erkennbar ist, und dass das letzte Zeichen nicht berücksichtigt wird. Dieses letzte Zeichen ist m, das geschrieben wurde, bevor der Schreiber ḏd.tw mit neuer Tinte anfing. Falls es kein Konjunktions-m ist, kann nur [j]m ergänzt werden. Davor erkennt Leitz die Spur von Aa2, die Wreszinski als gefallenen Feind Z6 gelesen hat.
3 Für die Ergänzung, vgl. pEbers §509, Kol. 69:16–17. S. Westendorf 1999, 98. Von der sḏm.n-Form ist nichts erhalten und für mꜣꜣ.n (geminiert) von Wreszinski 1912 reicht der Platz nicht aus.

Spruch 13 (= alt 13), Beschwörung der Plazenta

Beschwörung ihrer Gebärmutter.
(Es) kommt/kommen (?) [...] ... [...] für den/das Ermüdeten/Schwächen (?) [...].
Ich habe seinen Körper1 gefunden wie (den) eines, der aus dem Wasser herausgekommen ist2.
Die Mannschaft (der Sonnenbarke?)3 [... [4.10] ... ...] ich [...] anderes gegen sie/es (?).
[...] Stern/Morgendlicher (?)4, der schreitet (?) an/in/aus/als [...] bei [... ... ...]
Ich betrat die jmḥ.t-Unterwelt5 [... ...] vollständig wie der Gottesleib [...]
[...] beim Polieren des Gottesleibs [... ..., ... als (der Gott) ...], geboren als Seth [...]
[...] ...?... auf der Erde deswegen wie [...]
... hervorgeh]en (?) aus bqn6,7 kommen [...

1 Körper: Vgl. pTurin 1993 "die List der Isis"; ist hier Re gemeint? Westendorf 1999, 421 schlägt vor "...seinen (des Horus?) Körper gefunden".
2 pri̯ m mw: Ob eine Metapher für "schweißgebadet"?
3 Ob mit der Mannschaft die Mannschaft des Re gemeint ist? S. vorherige Anmerkung.
4 sbꜣ oder dwꜣ: Lies wegen der w-Schlaufe am ehesten dwꜣ, wie in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 973. Leitz 1999, 104 hat das Wort unter sbꜣ im Index eingetragen. Westendorf 1999, 421 übersetzt "die Sternen-Götter (?)" als Plural, d.h. er wird die nach dem Gottesdeterminativ stehenden Zeichen noch dazugezogen haben; für sbꜣ.w als Plural wäre die Schreibung sehr ungewöhnlich.
5 jmḥ.t "Höhle in der Unterwelt" Wb 1, 88.1–4; H. Gauthier, Dictionnaire des noms géographiques contenus dans les textes hiéroglyphiques I (Le Caire 1925), 76; C. M. Coche-Zivie, s.v. Ro-setau, in: Lexikon der Ägyptologie V, 1984, 303–309, hier: 307; D. Meeks, Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale 125 (Le Caire 2006), 74 f., Anm. 157; J.-C. Goyon, Le cérémonial de glorification d’Osiris du papyrus du Louvre I. 3079 (colonnes 110 à 112), in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 65, 1967, 89–156, hier: 133, Anm. 213. Leitz 1999, 59, Anm. 69: eigentlich Unterwelt, hier im Zusammenhang mit den Gliedern evtl. ein spezieller Platz der Mumifikation? S. dazu C. Leitz, Die obere und die untere Dat, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 116, 1989, 41–57, hier: 51–57.
6 bqn scheint ohne Determinativ zu sein, es sei denn, das als jy gelesene Zeichen (M18) steht für A47 (vgl. eine Kategorie von Schutzgottheiten: C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 838). Die Spuren des nachfolgenden Zeichens sind nicht sicher als Schilfblatt (M17) zu identifizieren, so dass die Lesung jyi̯ tatsächlich unsicher ist. Es gibt ein unbekanntes Wort bqn in pEbers Kol. 30.6 (Eb 131), vielleicht eine Art Schwellung (??); sowohl H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 253, Anm. 1 als auch Westendorf 1999, 421, Anm. 709 verweisen darauf, um das problematische bqn von pLondon med EA 10059, Kol. 4.13 zu erklären. Leitz und Westendorf verzichten auf eine Übersetzung. Im Namen des Gottes bqn-tp (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 838b–c) ist bqn ebenfalls ohne Determinativ geschrieben.
7 m bqn: Westendorf 1999, 421 hat "herausgekommen (?) aus bqn (?)" und vermutet in den vorangehenden Spuren das Verb [p]ri̯, mit einem erhaltenen r und darunter den weitestgehend zerstörten Beinchen (D54). Weil die Bedeutung von bqn unbekannt ist, ist für m auch die Übersetzung "herauskommen als bqn" möglich.

Spruch 14 (= alt 14), Aufweichen der Gefäße1

[5.1] Erweichen der Gefäße (?; wörtl. der zum Herz Gehörigen2).3
Zurückgehalten werden [die Schenkel (?)]4, zittern an beiden Unterschenkeln [... ... ...] wie Frauen, die kommen mit Schmerzdämonen und -dämoninnen.
Schädigen des Körpers des Vollkommen-Häutigen [...] Horus, Sohn der Isis, [geboren von] Isis5 [...
...] Land, wenn er das Land durchquert (oder: in seinem Durchqueren des Landes) als Schakal, ohne dass es jemanden gibt, der (es, d.h. das Land) mit ihm durchläuft (?)6.
Ich bin der Beauftragte des Upuaut als (ich?) Kind (war?).7
Wenn die Schmerzdämonen und -dämoninnen zu mir kommen, [... ... ...] sein(e) [...]-Gebäude/Stelle.
(Oh) Krankheit, die entstanden ist, um zu verstümmeln – komme nicht näher, Untoter!
Weise8 nicht ab [den ...] des Gottes, der sitzt auf seinem einzigartigen Sitz, um zu (?) [...
[5.5] Entstehe nicht9 gegen mich wie die kꜣw.t-Blase10, wie die srf.t-Hautentzündung11, wie die fnṯ-Würmer (oder: wurmähnliches Gebilde) und wie die zpy-Schlangen12 (oder: schlangenähnliches Gebilde), die herauskommen mit Flüssigkeit.
Wenn sie nässen (wörtl. Flüssigkeit produzieren), dann wird nicht [...13
Wenn sie fnṯ-Würmer (oder: wurmähnliche Gebilde) hervorrufen (wörtl. produzieren), dann wird es kein Korn im ganzen Land (mehr) geben, dann gibt (es) kein Darbringen von Opfergut davon/darin für die Götter (mehr).
Wenn die Stelle [der Krankheit o.ä.]14 hell/weiß wird, [...
[Wenn ...] ihre [...], so dass die Krankheit nicht gesundet (oder: der Kranke nicht gesund wird), dann ...?...15 [...] er/sein [...] die 716 [Plät]ze in der Abendbarke in [...
...] zusammenziehen [am?] dnj.t-Fest [... ...] der Sonnengott (?) mit dem Mondgott, der zusammenzieht [...
...] groß.
Einer [...] stützt sich [... ... ...] ihre [Vorwärts]gehen dort, ohne dass es Wasser gibt.
So finden [...
[5.10] ...] der Tür gegen dich (?) [...
...] in diesem meinen Körper, in d[iesen meinen Gliedern].
...] in diesen meinen Gliedern.
Sie gehen weg [... ... ...]
Nicht gibt es das Anheften (?)17 [...
... rot.
Ihr Platz ist es, der ...
Es gibt kein Geschehen als/ohne zu [...] zu werden ...
... Kanal/Bassin (?)], den/das er mit Wasser füllte.
Es gibt (?) [... ... ...] Gottesopfer dort.
...] zusammenbinden (?) [... ...] ... am dnj.t-Fest [...
[6.1] ...] große Neunheit, ohne sich zu stützen auf18 [...
...] eine [...]-Person dort.
Sie sollen nicht fallen zur19 [...
... in] diesem (meinem) Fleisch, in diesem meinem Körper, in [diesen meinen] Glieder[n].
Der Spruch werde gesprochen über dem (Stück) Erdboden, auf dem die Füße stehen.20 [6.5] Die Schmerzstoffe werden damit viermal besprochen.
[Ich habe] es (den Erfolg) gesehen, [es hat sich durch meine Hände ereignet].
[...]

1 Spruch 14 scheint wie Spruch 11–12 der übergeordneten Kategeorie "Hautkrankheiten" anzugehören, die vermutlich durch Parasiten ausgelöst wird. Die Interpretation als Wurmbefall wird durch die Erwähnung von Würmern (Kol. 5.5) wahrscheinlich. Die auftretenden Symptome lassen eine Behandlung durch Einreiben der Gefäße und/oder des Brustbereichs zu, vgl. Leitz 1999, 60. So wandern bspw. die mit dem Trinkwasser verschluckten Larven des Medinawurms durch die Darmwand in die Leibeshöhle und weiter ins subkutane Fettgewebe und die Lymphknoten. Auch andere Würmer siedeln in subkutanem Gewebe und/oder migrieren in die Lunge, wo sie einen Hustenreiz u.ä. auslösen können.
2 ḥꜣ.tj.w: Laut H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 581 ist sgnn ein typisches Verb der mt.w-Behandlung und die mt.w-Gefäße haben das ḥꜣ.tj-Herz als ihr Zentrum. Deshalb vermuten von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 95, Anm. 1 zu L 14, dass der Plural ḥꜣ.tj.w nicht "die Herzen", sondern "die Gefäße des Herzens" meint, eventuell als Nisbe zu verstehen: "die zum ḥꜣ.tj-Herzen gehörigen" = die Gefäße. Leitz 1999, 60 "the vessels" und Westendorf 1999, 134 "die zum Herzen Gehörige (= Gefäße)" übersetzen entsprechend. Vgl. auch H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 581, § 2.
3 sgnn ḥꜣ.tj.w: Wreszinski 1912, 144 betrachtet dies als die Überschrift eines neuen Spruchs (Nr. 14), aber nach der Lücke in der vorangehenden Kolumne ist der Spruchanfang unklar.
4 ḥnḥn [...].w: Am Ende der Lücke von 3 oder 4 Zeichen stehen Bein und Fleischstück als Determinative, so dass eine Beinbezeichnung ergänzt werden kann. In der 10. Stunde des großen Amduats (DZA 26.974.690; E. Hornung, Texte zum Amduat. Teil 3: Langfassung, 9. bis 12. Stunde, Aegyptiaca Helvetica 15 (Genève 1994), 735) werden die mꜣs.t-Knie nicht behindert (ḥnḥn), aber die Spuren passen nicht zu diesem Wort. Auch wꜥr.t passt nicht zu den Spuren.
5 Ḥrw zꜣ Ꜣs.t [jri̯.n] Ꜣs.t: Ergänzung der Lücke von [jri̯.n] gemäß Wreszinski 1912, 144 und 182. Man würde eher msi̯ erwarten, aber das passt nicht zu den Spuren, während jri̯.n möglich, aber keineswegs sicher ist. In der Lücke vor Ḥrw ergänzt Wreszinski ḏd, aber das ist sehr zweifelhaft. Wreszinski liest hinter zꜣ nicht Ꜣs.t, sondern er vermutet eine Fehlschreibung für Wsjr. Er liest t + Sonnenscheibe statt t + Ei, aber das ist zweifelhaft.
6 sbj: Wortspiel zwischen sꜣb und sbj, aber die Bedeutung von sbj ist unklar (kein eigenes Lemma in Wb 4; keine Übersetzung in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 735). Die Orthographie ist verschieden von zbi̯: "gehen, reisen" (vgl. DZA 28.575.920–28.575.930 und DZA 28.590.260–28.590.320). H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 735, Anm. 2 fragt sich, ob es eine Ableitung von bzw. semantisch verwand mit sbj: „sich auflehnen, rebellieren“ ist. Dem folgt Leitz 1999, 60, der folglich übersetzt: „There is none who crosses with him (in hostile manner).” (vgl. Index 104 mit den Lemmata sbi: "march, traverse" und sbi: "verb of movement"). Westendorf 1999, 134 scheint die gleiche Assoziation anzunehmen und übersetzt: „Es gibt keinen, der den Kampf mit ihm aufnehmen könnte.“ Die normale Präposition bei sbj: „sich auflehnen, rebellieren“ ist allerdings r oder ḥr, während man bei zbi̯ der Präposition ḥnꜥ begegnet. Eine Graphie von zbi̯ mit hohem s (S29) findet sich laut DZA 28.590.280 einmal in den Turiner Liebesliedern, Kol. 1.4 (sbb = pTurin Cat. 1966, Rto 1.4, Liebeslied 28) und einmal im Ptahhymnus von pBerlin 3048, Kol. 4.1 (sb: W. Wolf, Der Berliner Ptah-Hymnus (P 3048, II-XII), in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 64, 1929, 17–44, 21, Zl. 27). Falls sbj eine Graphie von zbi̯ sein sollte, käme auch eine passive Übersetzung bei einer transitiven Bedeutung von zbi̯ in Betracht, z.B.: "es gibt keinen, der zusammen mit ihm ausgesandt wird".
7 jnk wp.wt⟨j⟩ Wp-wꜣ[w.t] ⟨jw=j⟩ m nḫn: Westendorf 1999, 134 übersetzt "Ich bin der Beauftragte des (Gottes) Upwaut ⟨seit ich⟩ ein Kind ⟨war⟩". Die kleine Lücke am Ende des Namens Upwaut reicht nicht aus, um jw=j zu ergänzen. Es wird also nicht vorhanden gewesen sein. Die Übersetzung von Wreszinski 1912, 181: "Ich habe die Wege geöffnet als Knabe!" ist unmöglich (Wreszinski hält die Graphie Wp-wꜣ[w.t] für einen Fehler ("sic")).
8 trj: Wb 5, 318.12 "abweisen" ⟩ vgl. twr.
9 Neben der Übersetzung als neg. Imperativ kann man auch eine Fortsetzung von Zl. 5.4 annehmen, da nur 0,5 Quadrate zerstört sind: "... um zu [Verb] beim Geschehen mir gegenüber wie die ...".
10 kꜣw.t: Laut Leitz 1999, 60, Anm. 79 eine Abkürzung von kꜣkꜣ.t (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 898–899, weshalb das Hapax legomenon kꜣw.t (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 985) verschwinden sollte. Leitz verweist auch auf das Sympton ꜣkw.t (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 13), das in Zusammenhang mit kꜣkꜣ.t auftritt.
11 srf.t: Das Wortende ist beschädigt. Die Lesung von Wreszinski 1912 mit t + t + Schlange ist unmöglich, ebenso die Lesung des Greifes (D. Meeks, Année Lexicographique, 3 Bände (Paris 1980–1982), 78.3677). Leitz 1999 liest "schlechtes Paket" und Pluralstriche. Die Wurmbezeichnung srf.t (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 782) existiert also nicht und der Beleg ist zu srf.t: "Haut-Entzündung" (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 781–782) zu setzen. In pVindob dem. 6257, Buch C (Kol. x+VI, 29–34) findet sich eine Behandlung gegen die bösartige srf-Krankheit, bei der es sich um eine Entzündung der Haut handelt (E. A. E. Reymond, From the contents of the libraries of the Suchos temples in the Fayyum I. A medical book from Crocodilopolis. P. Vindob. D. 6257, Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Papyrus Erzherzog Rainer). Neue Serie 10 (Wien 1976), 90–91, 153, 229 [Nr. 334]). S. dazu kopt. ⲥⲣⲁϥ: „Wunde“ (CD 357); dieser Bedeutungwandel lässt sich durch eine meronymische Verschiebung von CAUSE zu EFFECT erklären.
12 fnṯ.w und zpy.w: Leitz 1999, 60, Anm. 81 verweist mit Bezug auf pKöln 3547 III.3 (Kurth, in: D. Kurth – H.-J. Thissen – M. Weber, Kölner ägyptische Papyri (P. Köln Ägypt.) I, Papyrologica Coloniensia 9 (Opladen 1980), 23 und v.a. 39, n. 102) darauf, dass „Wurm“ auch „wurmähnliches Gebilde“, hier „Krampfader“ bedeuten kann. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 303–304 und 741: „… wurmähnliches Gebilde … offenbar aus geronnener Flüssigkeit (Eiter o.ä.)“. Kurth liest am Ende von pKöln 3547 III:3 nsḥ (Wb 2, 336), Verschreibung für sḏḥ „Unterschenkel“ (Wb 4, 394.1–4) und übersetzt „Du sollst nicht Würmer machen in ihren Unterschenkeln (Krampfadern)“; dagegen liest Fischer-Elfert (mündl. Mitteilung) nḏḥ „Zahn“ (Wb 2, 304.5–8) und verweist auf den Zahnwurm, der im Alten Orient erstmals belegt ist, s. „Die Zahnwurm-Beschwörung“,[?] Speiser, in: J. B. Pritchard (Hrsg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (Ann Arbor 2005), 100–101, ebenso auch in Ägypten, s. pAnastasi IV, 13.7.
13 Der folgende Abschnitt bis zum Rubrum ähnelt – soweit es sich feststellen lässt, da große Teile zerstört sind – einer Götterbedrohung, d.h. einer Drohung, die als ultima ratio gegen Dämonen, Götter etc. während eines magisch-religiösen, bzw. hier magisch-medizinischen Aktes ausgesprochen wird. Typisch sind die Einleitung mit jr "wenn" und die Apodosis, die die Drohung formuliert. S. H. Altenmüller, s.v. Götterbedrohung, in: Lexikon der Ägyptologie II, 1977, 664–669.
14 s.t: Meint die Stelle um die Blasen, d.h. Topographie der Krankheit.
15 kꜣ: Es folgt ein kurzes Rubrum (maximal 3 Quadrate), sowie Spuren von 2 weiteren Quadraten in schwarzer Tinte, die vermutlich mit =f enden. Das nächste Wort ist eine Ortsangabe oder Gebäude(teil)bezeichnung, aber die Spuren passen nicht für s.t: "Stelle". Obwohl die rote Tinte erst hinter kꜣ einsetzt, dürfte kꜣ zp[...] die Apodosis einleiten.
16 7: Man denkt zuerst an 7 Plätze in der msk.tt-Barke. Westendorf 1999, 134 möchte die Zahl 7 = sfḫ jedoch als eine Graphie des Verbs sfḫ: "lösen; sich trennen von" verstehen: "so wird [Re seine Mannschaft verlieren (?)], indem die Plätze verlassen sind (sfḫ) in der Abendbarke [...]". Westendorf verweist auf Spruch 27, Kol. 9.8 (= alt Spruch 39, Kol. 13.8) für diese Schreibung des Verbs (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 747). M. Rochholz, Schöpfung, Feindvernichtung, Regeneration. Untersuchung zum Symbolgehalt der machtgeladenen Zahl 7 im alten Ägypten, Ägypten und Altes Testament 56 (Wiesbaden 2002), 208 erkennt in dem zerstörten Kontext 7 Mesektet-Barken. Das setzt eine Orthographie der Mesektet-Barke als msk.tt statt übliches sk.tt sowie eine neuägyptische Positionierung der Kardinalzahl vor dem Gezählten voraus; außerdem lässt sich 7 msk.tt nicht syntaktisch an das vorangehende anknüpfen.
17 dqꜣ: Bedeutung unklar, möglicherweise eine Graphie von dqr/dgꜣ "anheften" (Wb 5, 496.4 und 499.13–14), s. Leitz 1999, 61, Anm. 87; gleicher Vorschlag schon bei Wreszinski, 183 und H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 990, Anm. 7.
18 rhn: Lesung nach Leitz 1999, Taf. 31. Wreszinski 1912, 150 liest dhn, aber die Zeichenform des ersten Zeichens passt eher zu rhn. Wreszinski 1912, 191 kann auch keine Übersetzung für dhn liefern, aber er meint, dass es ein Synonym von ḫr sein muss.
19 ḫr=sn: Agentia sind die Würme und Abzesse, nach Leitz 1999, 61, Anm. 88.
20 ḥr tꜣ n(.j) rd[.wj]: Wörtlich "über der Erde der beiden Füße", vgl. Leitz 1999, 61, Anm. 89.

Spruch 15 (= alt 27), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Beschwörung1 der ḥmk.t-Krankheit2 in der Sprache eines Ausländers3:
...] (Gott) [__]p4, Verborgener, respektiere deinen Ka, k[__] [...
... rq rbn5 rk6 ...
... q7 bn jstwm8 j9 ... [6.10] …

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f. Die ḥmk.t-Krankheit wird in Verbindung mit der samānu-Krankheit (Spr. 21) und der ꜥḫ.w-Krankheit (Spr. 59) gebracht, s. Leitz 1999, 80.
2 ḥmk.t: B. Ebbell, Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 59, 1924, 55–59, 144–149, hier: 149 identifiziert ḥmk.t mit arab. ḥumāq „Fieber + Ausschlag“; J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 227–228 (Nr. 315) hält diese Gleichsetzung für möglich, aber nicht beweisbar. Möglich ist auch die Identifizierung von ḥmk.t mit dem protosemitischen *ḫanḳatu „Strangulation“ (akkad. ḫanāqu), so R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 198 und R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 110. Vgl. akkad. ḫanqattim (F.PL) „Würgerdämoninnen“. Grundsätzlich problematisch ist aber, dass ägyptisches nur in wenigen Fällen mit semitischem /ḳ/ korrespondiert, s. J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 436; R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 194, Anm. 21 und Leitz 1999, 61, Anm. 96 (Leitz hält die Gleichsetzung von äg. ḥmk.t mit protosem. *ḫanḳatu für "unlikely"). Westendorf 1999, 403, nimmt an, dass es sich wahrscheinlich um eine Hautkrankheit handelt.
3 n(.j) ḫꜣs.tj: Das Wortende ist zerstört. Lies eventuell ḫꜣs.tj[w]: "Ausländer" (Plural), aber dann wäre die ausgeschriebene tj-Endung wohl überflüssig. Eine winzige rote Spur fast oberhalb der Zeile hinter ḫꜣs.tj könnte der Anfang des Wurfholzes (T14) sein, aber wohl nicht des tjw-Vogels.
4 Nach R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 193 "...]-p (deity), Hidden One, d.h., Amun (deity), honor your spirit k-[...". Leitz 1999, 62 vermerkt, dass die Götterbezeichnung Jmn.y (mit Gottesdeterminativ) sich nicht notwendigerweise auf Amun beziehen muss.
R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 194 zitiert hier einen Vorschlag von R. Ritner (mündliche Mitteilung), um auf der Grundlage von Spruch 21 (= alt 33) diese Gottesbezeichnung zu [r]p = rpʾ: "Healer" zu ergänzen.
5 rʾ~bw~nꜣ: "rabunnā" "unser Herr" assoziiert Amun, s. R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 193; R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 110.
6 rʾ~qꜣ: Siehe R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 193 und 194, Anm. 21 für Vorschläge von Helck und von ihm selbst, die er alle für unwahrscheinlich hält. Ein senkrechter Strich vor am Satzanfang könnte noch zum Wort gehören. In der Gruppe rʾ~qꜣ am Satzende fehlen vielleicht nur der größte Teil von A28 und die Buchrolle, falls oben in Zl. 6.1–2 tatsächlich das Kolumnenende erreicht ist.
7 [__]~qꜣ: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 193 ergänzt zu rʾ~qꜣ, wie in der darüberliegenden Zeile.
8 R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 193 "Helck suggests further that ʾ-s-t-ʾu-m is 'möglicherweise als Ishtar-ummi 'Meine Mutter Ishtar' anzusehen, da das schliessende -r von Ištar in Ägypten gern verschwindet'; this is also reasonable."
9 j~[__]: Leitz 1999, Taf. 31 hat j~w[__] (mit w-Schleife), aber das ist sehr unwahrscheinlich, denn die erhaltene Zeichenspur setzt zu niedrig an und ist zu eckig, um zu w zu gehören. Es ist eher ein kleines t. Die Lücke beträgt möglicherweise nur 2 oder 3 Quadrate und könnte mit w oder f enden.

Spruch 16 (= alt 28), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Ein anderer (Spruch):1
sq 2 Mal j[__] […
...] jšmnjb2 [...
... jsttr3 wj ...
[Dieser Spruch ist zu sprechen]4 über rotem Ocker und Urin.
Werde [daran] gegeben.
[... ... ...]

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 [_]j~šꜣ~mꜥ~nꜣ j~bw~[_]: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 194 verweist auf eine Publikation von Bossert, in der dieser diese Gruppe als [ʾ]šmn ʾbu[n]: "Eshmun, [our] father" deutet. Auch R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 110 geht von Eshmun, phöniz. Gott der Heilkunde, aus. Es würde bedeuten, dass der Anfangskonsonant in [ʾ]šmn nicht syllabisch geschrieben ist.
3 jst~tj~rʾ: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 194 verweist auf eine Publikation von Helck, der sich fragt, ob der Göttername Ištar zu lesen sei, aber das dann selbst verneint. Steiner hält das hingegen für durchaus möglich.
4 Die Ergänzung [ḏd.tw rʾ pn] ḥr mnš.t mw.yt findet sich bei Wreszinski 1912, 151 und wird von H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 442 und von Leitz 1999, Taf. 31, Anm. 13.a gefolgt.

Spruch 17 (= alt 29), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

[Ein anderer (Spruch):1]2
tm ... jsym3 ... r ... [7.1] kšst4 tm jst m5.
Es werde dieser6 Spruch dreimal (?)7 über jedem (Wund)sekret gesprochen.

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 Die Spuren des Rubrums am Anfang können nicht als k.t identifiziert werden.
3 j~sꜣ~y~mꜥ: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 195 schlägt vor, j~sꜣ~y~mꜥ mit dem aramäischen und amurritischen Wort für "Arzt" (ʾsy + Mimation) gleichzusetzen. R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 110–111 folgt dem.
4 kꜣ~šꜣs: Lies eventuell ägyptisch kꜣ šꜣs: "dann soll durchschreiten ...".
5 j~sꜣ~tj mꜥ: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 195 schlägt vor, j~sꜣ~tj mꜥ mit dem aramäischen Wort für "healing" (ʾāsūt + Mimation) gleichzusetzen. Er erklärt die Buchrolle nach jt als einen Hinweis dafür, dass der Schreiber wusste, dass mꜥ für das Mimations-Suffix steht. R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 110–111 folgt dem.
6 rʾ pn: pn ist eine Korrektur. Der Schreiber hat vielleicht statt pn zuerst zp 4? geschrieben und dann festgestellt, dass er pn vergessen hat.
7 zp 3: Die Zahl "3" ist eindeutig, aber Wreszinski 1912, 191–192; von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 207; von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 159 sowie Leitz 1999, Taf. 32, Anm. 1.a gehen davon aus, dass es ein Fehler für "4" ist. Westendorf 1999, 241 lässt beide Möglichkeiten offen.

Spruch 18 (= alt 30), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Eine andere (Beschwörung)1 des fnṯ-Wurms2.
sbkn jmr skn zweimal (d.h. wiederholen!) ḫrsn3
Es werde dieser Spruch viermal gesprochen.

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 fnṯ: R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 196: "(snake), which is generally taken to be a kind of worm". Mit Bezug auf Spruch 11 und C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 44 ist fnṯ wohl mit (Fliegen)maden gleichzusetzten.
3 R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 195–196 verweist auf eine Interpretation von Helck, die er ablehnt. Er schlägt selbst folgende Segmentierung und Übersetzung vor: sbk-n ʾmr s⟨b⟩k-n ʾmr=n ḫrs=n für etwa *šbḳ-n ʾmr š⟨b⟩ḳ-n ʾmr=n ḫlš=n "'Leave us,' I say, 'l⟨ea⟩ve us.' We have said our incantation". R. K. Ritner, Innovations and adaptations in ancient Egyptian medicine, in: Journal of Near Eastern Studies 59, 2000, 107117, hier: 111 folgt dem.

Spruch 19 (= alt 31), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Eine andere (Beschwörung):1
Nicht ist es der Sohn (wörtl. der Kleine)2 von irgendeinem.
Ich bin die Tochter der (Göttin) Seper-tu-nes3.
bṯrby rbst zweimal.
Es werde dieser Spruch viermal gesprochen.

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 ẖrd: Entweder eine Abkürzung oder ein Fehler. Das Zeichen ist ziemlich beschädigt. Es ist unklar, ob unter dem "schlechten Vogel" noch ein Personendeterminativ oder ein Feminin-t ergänzt werden kann (Wreszinski 1912; H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 435 und Leitz 1999 tun es nicht). H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 693 haben dieses Wort unter ẖrd eingetragen, so auch Westendorf 1999, 401. Leitz 1999, 63, Anm. 105 nennt die Lesung von H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) und gibt als Alternativlesungen šrj und nḏs. In seinem Index (S. 106) ist das Wort unter šrj eingetragen. R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 196 möchte den "schlechten Vogel" als Determinativ von nn verstehen. Er transkribiert nn mn ... und übersetzt "It is not so-and-so but I, the daughter of Spr.tw-n.s".
3 spr=tw-n=s: Abgekürzt von spr.tw-r=s-sp-n=s-tꜣ "zu der man kommt, der das Land überlassen ist (?)", C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 275. Name einer wenig bekannten Skorpion-Göttin, s. A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 57; J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 149–151, no. 358; R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 196.

Spruch 20 (= alt 32), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Beschwörung1 der Asiaten-Krankheit2 in der Sprache der Kreter3:4
snt [7.5] kppwy jymntrkk r5
Dieser Spruch ist zu sprechen über Hefe(?) von Vergorenem, Urin und ...?...6.
Werde daran (d.h. an die Krankheit) geben.

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 Zur "Asiatenkrankheit" s. T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 17–21, der M. Stol, Leprosy. New light from Greek and Babylonian sources, in: Jaarbericht van het Vooraziatisch-Egyptisch Genootschap Ex Oriente Lux 30, 19871988, 2231 und W. Westendorf, Die Lepra im pharaonischen Ägypten, in: C. Habrich – J. C. Wilmanns – J. H. Wolf (Hrsg.), Aussatz, Lepra, Hansen-Krankheit. Ein Menschheitsproblem im Wandel 2, Kataloge des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt 4 (Ingolstadt 19821986), 3537, hier: 75 folgend Lepra animmt und so gegen H. Goedicke, "The Canaanite illness", in: Studien zur Altägyptischen Kultur 11, 1984, 91–105, der die Krankheit mit einer Plage, d.h. Beulenpest, identifiziert, argumentiert. Die "Asiatenkrankheit" ist ebenfalls in pHearst §170 11:12–15 "Beschwörung der Asiatenkrankheit" belegt.
3 Kft.w: zur Lesung und Lokalisation s. bspw. J. F. Quack, kftꜣw und iꜣśy, in: Ägypten und Levante 6, 1996, 7581, 75–81 und J. Osing, Zu zwei geographischen Begriffen der Mittelmeerwelt, in: I. Gamer-Wallert – W. Helck (Hrsg.), Gegengabe. Festschrift für Emma Brunner-Traut (Tübingen 1992), 273–282, hier: 273–280.
4 m ḏd n=f Kft.w: wörtlich: "in der Art, wie Kreta zu ihm spricht". Kreta ist hier in meronymitischer Relation LOCATION/LOCATED für die Kreter (= Einwohner von Kreta) zu verstehen. Bezugswort für n=f kann der mitgedachte Patient sein.
5 snt kppwy jymntrkk r: S. dazu A. J. Evans, Scripta Minoa. The Written Documents of Minoan Crete with Special Reference to the Archives of Knossos. Volume II. The Archives of Knossos. Clay Tablets Inscribed in Linear Script B (Oxford 1952), 70. H. T. Bossert, Šantaš und Kupapa. Neue Beiträge zur Entzifferung der kretischen und hethitischen Bilderschrift, Mitteilungen der Altorientalischen Gesellschaft 6, 3 (Leipzig 1932), 5–88, liest die anatolischen Gottheiten Sandon und Kybebe, s. dazu auch G. A. Wainwright, Keftiu, in: Journal of Egyptian Archaeology 17, 1931, 2643, hier: 27–30 und F. G. Gordon, The Keftiu spell, in: Journal of Egyptian Archaeology 18, 67–68, hier: 67–68. P. W. Haider, Minoische Sprachdenkmäler in einem ägyptischen Papyrus medizinische Inhalts, in: T. Schneider (Hrsg.), Das Ägyptische und die Sprachen Vorderasiens, Nordafrikas und der Ägäis. Akten des Basler Kolloquiums zum ägyptisch-nichtsemitischen Sprachkontakt, Basel 9.-11. Juli 2003 (Münster 2004), 411422, hier: 414–416 nimmt an, dass es sich um Linear A handelt.
T. Stolk-Coops, Note on two Keftiu Incantations, in: Minos 6, 1958, 66 schlägt vor, diese Zeile nicht als minoisch, sondern (mykenisch-)griechisch zu lesen; darauf verweist auch K. A. Kitchen, [Review:] C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), in: Journal of the Royal Asiatic Society 10, 2000, 388390, hier: 389–390. Stolk-Coops liest sentē kepe wej'ejmentere kekere, vokalisiert zu (griechisch) sunthèi kèpeua amuntera kichori und stellt fest: "If we explain the texts in this way, their magical character is completely lost. They seem to be nothing else than a medical prescription. Maybe it was only the reputation of the Cretan precursors of Hippocrates, which made the Egyptians interpret them as something endowed with magical power." D. B. Redford, The language of Keftiu. The evidence of the Drawing Board and the London Medical Papyrus (BM 10059), in: Revista del Instituto de Historia Antigua Oriental (RIHAO) 12/13, 2005–2006, 149–153, hier: 151 liest su-n-ti-k( ) (O)pi pa-wi i-ya mi-n( )-ta a-r-ku ka-ri, er vokalisiert: συντήκε σφεις παύε εἴα μινύθε ἄλγε κάρη(ς) und übersetzt "Melt away from them, and stop! Oh subside, headpain!"
6 šb.t: Lesung und Übersetzung sind unsicher. Eventuell Kurzform für šb.t "Maische" (Wb 4, 437.10–11; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 486ff.), wäre dann aber in dieser Schreibung nur hier belegt. Wreszinski 1912, 192 und 232 transkribiert šb.t, aber kennt dieses in medizinischen Texten häufige Wort nicht mit dieser Orthographie. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 612 ordnet das Wort unter den unleserlichen ein und versteht es als eine Drogenbezeichnung, die in einem Salbmittel oder Verband verwendet wird. Leitz 1999, 63 verzichtet auf eine Lesung und Übersetzung. Westendorf 1999, 312 liefert zwei mögliche Lesarten: šb.t: "Maische" und šbn: "werde gemischt".

Spruch 21 (= alt 33), Fremdsprachiger Spruch gegen Hautkrankheiten

Beschwörung1 der smn-Krankheit2:
wbq3 stsbj yḏ4 ḥmkt6 rpy7, der Große, jmj!
Es werde ⟨dieser⟩ Spruch viermal gesprochen.

1 Sprüche 15–21 sind fremdsprachig (d.h. hieratisch, syllabisch), vermutlich nordwest-semitisch und kretisch. Allgemein dazu s. Westendorf 1999, 39–40; zu den Versuchen die Sprache zu identifizieren s. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 5 (Wiesbaden 1962), 435f und 528f.
2 Zur smn-Krankheit, sumerisch und akkadisch samanu, s. W. von Soden, Akkadisches Handwörterbuch III (Wiesbaden 1981), 1017b. Während auf dem Recto des Leidener Papyrus die vorderasiatische samanu-Krankheit beschworen wird, wird auf dem Verso die ꜥḫw-Krankheit (vgl. pBM 10059 Spr. 59) genannt, s. A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 50ff und H.-W. Fischer-Elfert, Sāmānu on the Nile: The Transfer of a Near Eastern Demon and Magico-Medical Concept into New Kingdom Egypt, in: M. Collier – S. Snape (Hrsg.), Ramesside Studies in Honour of K. A. Kitchen (Bolton 2011), 189–198. Zur samanu-Krankheit s.a. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 343.
Da dieser Spruch der Beschwörung der Asiaten-Krankheit in der Sprache der Kreter folgt, wurde u.a. vermutet, dass dieser ebenfalls in der Sprache der Kreter geschrieben ist, so z.B. T. Stolk-Coops, Note on two Keftiu Incantations, in: Minos 6, 1958, 66, 66; P. W. Haider, Minoische Sprachdenkmäler in einem ägyptischen Papyrus medizinische Inhalts, in: T. Schneider (Hrsg.), Das Ägyptische und die Sprachen Vorderasiens, Nordafrikas und der Ägäis. Akten des Basler Kolloquiums zum ägyptisch-nichtsemitischen Sprachkontakt, Basel 9.-11. Juli 2003 (Münster 2004), 411422, hier: 417–420. Dafür gibt es keinen Grund, denn bereits der Name der Krankheit samanu verweist darauf, dass das, was folgt, eine Form des Akkadischen sein muss, vgl. dazu D. B. Redford, The language of Keftiu. The evidence of the Drawing Board and the London Medical Papyrus (BM 10059), in: Revista del Instituto de Historia Antigua Oriental (RIHAO) 12/13, 2005–2006, 149–153, hier: 151–152.
3 w⸮b?q: Wreszinski 1912, 152 hat das erste Zeichen als eine w-Schleife und das zweite als ein b – mit Fragezeichen (!) – wiedergegeben. Leitz 1999, 63 und Taf. 32 hat dieselben Zeichen, aber transkribiert bḳ. Die Existenz des b ist sehr unsicher: nur der senkrechte Strich ist erhalten, der "Fuß" fehlt. Dieser ist sonst ziemlich groß (vgl. das b am Zeilenende und am Anfang von Kol. 7.4) und hätte sicherlich Spuren hinterlassen. Das Zeichen unter q wird von Wreszinski als Doppelstrich gezeichnet. Das passt jedenfalls zu den Spuren.
4 ꜣ~y~ḏꜣ: Es ist möglich, dass das j am Ende der vorangehenden Zeile noch zum Anfangs- gehört, oder umgekehrt, dass noch zum vorhergehenden Wort sꜣ~tʾ~bw~j zu zählen ist (vgl. die letzte Gruppe von j~mꜥ~jꜣ). R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 198 teilt letzteres in s-t und s-bu-ʾ auf, kann aber keine Interpretation liefern.
5 y~ḏ: kanaan. y-ṣ-ʾ "herausgehen", s. R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 198; vgl. W. von Soden, Akkadisches Handwörterbuch III (Wiesbaden 1981), 1475–1480, s.v. (w)aṣû(m).
6 ḥ~mꜥ~kꜣ~tw: Siehe in Spruch 15 die ḥmkt-Krankheit sowie R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 198.
7 rpy: Endet mit einem Gottesdeterminativ. Es ist unklar, ob am Anfang ein Ideogrammstrich hinter r gestanden hat oder nicht. R. C. Steiner, Northwest Semitic incantations in an Egyptian medical papyrus of the fourteenth century B.C.E., in: Journal of Near Eastern Studies 51, 1992, 191–200, hier: 199 erkennt in rpy das Wort rp(ʾ)y/rapiʾu "Heiler". Es ist der königliche Ahne in Ugarit (Info Fischer-Elfert). Steiner identifiziert als zusammenhängende Wörter bzw. als zusammenhängenden Satz die Wortgruppe y~ḏ ḥ~m~k~tu r~p~y: "Let the strangulation-demon(s) go out, my Healer". D. B. Redford, The language of Keftiu. The evidence of the Drawing Board and the London Medical Papyrus (BM 10059), in: Revista del Instituto de Historia Antigua Oriental (RIHAO) 12/13, 2005–2006, 149–153, hier: 152 meint, dass der Text irgendeine Form von Akkadisch wiedergibt. Er vokalisiert: w(e)-b-qi sa ti-sa/i bu ꜥa-ya-da ha-ma-ka r-pi-u-y pa-ur-ꜥa-ma-el = epqu sa tesi puʾusu, HM-ka libʾu purru em-ali und übersetzt "the unruly leprosy(?) is crushed, your venom, O disease demon, is dissolved wherever (it is)!".

Teil B, Augenkrankheiten

Spruch 22 (= alt 34), gegen Nachtblindheit

Spruch1 gegen die Nachtblindheit2:
O Untoter und Untote, die die Nachtblindheit und Trübung dieser meiner (oder: in diesen meinen) Augen machen: Ihr sollt mir nicht Nachtblindheit, Augentrübung und Schwachsichtigkeit3 zufügen.
Anubis [... ...], (den?) er dort gefunden hat – nämlich einen Untoten, eine Untote [7.10] etc. wie [...]
Er [...] ḏꜣ.t4 des Osiris, die schluckt [...], er (?) [...] den wr.yt-Kanal (?) (in) dieser Nacht des (?) [... ...] einen (Un)toten, (Un)tote etc.
Ich sagte [zu ihm (?): "Du sollst nicht (?)]5 zögern6."
Du mögest dich vor mich (be)geben [... ...].
Tatsächlich ist Thot an der Seite [... ...].
Sie mögen diesen deinen Namen sehen (d.h. lernen) ... du bist da.
Du mögest (es) sehen.
[Dieser Spruch] werde [viermal über einem ... und(?) ] einem Schakal gesprochen, einem Udjat-Auge, bemalt mit Ton (?)7 des [... ...].
(Man) gebe es daran (?) mit Bier und [...]; [(es) werde ...] oder (es) werde herausgenommen (?)8.
[8.1] Seine Augen werden eingerieben mit seiner Hand (d.h. der Hand dessen), der unter Nachtblindheit leidet.
Dann soll (d.h. kann) er sofort sehen.

1 Sprüche 22–24 sind gegen die Nachtblindheit.
2 šꜣrw: zur Nachtblindheit s. B. Ebbell, Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 59, 1924, 55–59, 144–149, hier: 57–58 und Leitz 1999, 64.
3 ḥꜣr.w: s. F. Daumas – P. Ghalioungui, Quelques représentations de maladies oculaires dans l’ancienne Égypte, in: Chronique d’Égypte 51 (101), 1976, 17–29, hier: 20–23. Der demotische Beleg in pMallawi dem. Inv. nr. 484, Zl. 3 (el-H. Zaghloul, An Eye-Disease (Amblyopia) Mentioned in a Private Letter from Tuna El-Gebel (Pap. Mallawi Inv.no. 484), in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 48, 1992, 255–260 und Taf. 48: mj pẖr.t bl ḥꜥrw) wird von K.-T. Zauzich, Eine unerkannte Orakelfrage, in: Enchoria 19–20, 1992–1993, 227–229 als Fehllesung abgelehnt (Zauzich liest Ta-⸢wr⸣-bl tꜣ ẖr.t).
4 dꜣ.t: Feminines Substantiv unbekannter Bedeutung, das H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 994 der Wurzel ḏꜣi̯: "kreuzen" sowie "sich feindlich in den Weg stellen; bedrängen" unterordnen.
5 ḏd.n=j --5Q--: Ergänzung in Anlehnung an Wreszinski 1912, 152 und 193: ḏd.n=j [n=k jmi̯=k jri̯ w]dfꜣ. Die Konstruktion wäre dann neuägyptisch und periphrastisch, es sei denn, man setzt jri̯ wdf r: "jemandem eine Frist gewähren" (Wb 1, 389.6) an.
6 [w]df: So ergänzt oder dfi̯ "sinken"?
7 ⸮sjn?: Schlechtes Paket + Buchrolle: Ob eine verkürzte Schreibung von sjn? Bedeutung unklar; s. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1023. Nach Leitz 1999, 65, Anm. 124 ist eine mögliche Lesung sjn "Ton, Lehm" (Wb 4, 37.11–38.2; J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 202–204; W. Guglielmi – K. Buroh, Die Eingangssprüche des täglichen Tempelrituals nach Papyrus Berlin 3055 (I,1 – VI,3), in: J. van Dijk (Hrsg.), Essays on Ancient Egypt in Honour of Herman te Velde, Egyptological Memoirs 1 (Groningen 1997), 101–166, hier: 119, Anm. a); evtl. anstatt des üblichen Ockers? Ein weiteres Wort sjn "(Augen) reiben" (Wb 4, 39) ist im Anschluß in Kol. 8.1 ausführlich geschrieben. Westendorf 1999, 149 versucht es mit der Lesung ḥsb: "... über einem Schakal (und) einem Udjatauge, das beschrieben ist mit einem Bruchteil (ḥsb?) von [diesem Spruch?]."
8 šdi̯: "herausnehmen". Übersetzung unsicher. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 875 mit Anm. 2 ordnen es unter šdi̯: "nehmen" ein, betrachten die Textstelle jedoch als verderbt. Leitz 1999, 65 verzichtet auf eine Übersetzung. Westendorf 1999, 149–150 übersetzt die ganze Passage als: "es werde zusätzlich (?) (r=s) in Bier gegeben zusammen mit (?) [...] oder [...], nachdem es (aus dem Bier?) herausgeholt wurde." Westendorf 1999, 150, Anm. 99, vermutet, dass das Udjatauge in Bier und ein weiteres Produkt getaucht und dann wieder herausgenommen wurde.

Spruch 23 (= alt 35), gegen Nachtblindheit

Ein anderes Rezept1:
Rinderleber2, die über ein Feuer aus Stroh von Emmer oder Gerste gehalten (und) (dabei) in ihrem Rauch geräuchert worden ist.
Ihr Saft (wörtl. Wasser) werde an die Augen ausgepresst.

1 Sprüche 22–24 sind gegen die Nachtblindheit. Vgl. auch Eb 351 = pEbers Kol. 57.11–12 mit einem ähnlichen Rezept.
2 Zu Leber als Heilmittel bei Nachtblindheit, s. G. Wolf, A historical note on the mode of administration of vitamin A for the cure of night blindness, in: The American Journal of Clinical Nutrition 31, 1978, 290–292.

Spruch 24 (= alt 36), gegen Nachtblindheit

Eine andere Beschwörung1:
Atemlosigkeit, zweimal!
Osiris leidet an nfdwt2, ohne dass man (etwas) für ihn tun wird/kann, ohne dass sein Oberarm hoch sein kann; ohne dass [8.5] man ihm sagt: "Entferne dich selbst!", so sagte sie es, (nämlich) Isis.
"Ich veranlasse, dass geschützt wird (?)3 das Körperteil von ihm mit (?) Sachen, die herauskommen aus meinem Sohn", so sagte Atum.
"Es werde jene Blindheit vertrieben; es werde jene Nachtblindheit von den Gliedern von ihm beseitigt.
Ihr sollt ausfließen4, Nachtblindheit (und Blindheit), zugehörig zum Blick5 meines Sohns Horus.
[Ich] werde ihm diese Haarflechte6 anlegen", so sagte sie, nämlich Isis.
[...] Schutz in/durch seinen eigenen Sachen, ohne zu veranlassen (?), [dass ... ...] meinen Sohn Horus.
[Ich habe dir dies] gegeben [im] herakleopolitanischen Nomos;
ich habe (es) dir gegeben im (Ort) Medenit;
ich habe (es) dir gegeben im (Ort) Šzr.t7;
[8.10] [ich habe (es) dir gegeben in Aby]dos;
ich habe dir dies gegeben [im (Ort) ...];
ich habe dir dies gegeben im memphitischen Nomos;
[ich habe dir dies gegeben] im hermopolitanischen Nomos.
Dieser Spruch ist zu sprechen [über ... ...], gemacht zu einem Amu[lett] (?)8 [gemäß (?) des Namens (?)] der 7 Nomoi9 für/auf ⟨jeden⟩ einzelnen von [ihnen im] Feuer10.
Es werde Flüssigkeit/Wasser ausgepresst
11 [... ..., einge]gossen12 in die Augen.
Dann soll
das obere Augenlid13 gegeben werden [...] seine rechte Sohle, ebenso [... ...] seine linke [Sohle].
Es werde eine zwischen [...] gegeben.
Worte zu sprechen viermal.

1 Sprüche 22–24 sind gegen die Nachtblindheit. Spruch 24 ist eine Beschwörung gegen Nachtblindheit und Blindheit. Der Text ähnelt pChester Beatty V, Vso 6.9–7.7. Vgl. dazu Leitz 1999, 65.
2 nfdwt (ohne Klassifikator): Wreszinski 1912, 194 übersetzt "Osiris ist an der Nase krank" und nimmt eine Verschreibung von fnḏ ("Nase") zu nfdwt an (fnḏnfd und D19 ⟩ w+t). Westendorf 1999, 150 mit Anm. 101 und J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 128 Anm. 288: "Osiris suffers from his nose" emendieren ein (notwendiges) Suffixpronomen fnḏ=f, das sich auf Osiris rückbezieht. Ohne Emendation kommt der Vorschlag Leitz 1999, 66, Anm. 134 aus, der nfdwt als eine Krankheit, die mit der Nase zusammenhängt, interpretiert. Westendorf 1999, 150 schlägt als Übersetzung vor "Osiris hat Schmerzen ⟨an seiner Nase⟩".
3 ḥm: Unverständliches Wort. Die londoner Textstelle ist bei Erman – Grapow s.v. ḥmy: "Schützer vor ..." (Wb 3, 80.5) als DZA 26.748.980 eingetragen. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 597 mit Anm. 1 erkennt in der londoner Textstelle ein Verb "schützen (?)" und verweist auf ḥmy (Wb 3, 80.5) sowie auf nḥm: "schützen" (Wb 2, 295–297). Leitz 1999, 66 übersetzt "protection" (Subst.) bzw. "protect" (Verb) (im Index, 102). Vielleicht ist die Textstelle ein Fehler für ⟨n⟩ḥm: "retten, schützen". Westendorf 1999, 150 übersetzt: "Ich werde veranlassen, daß die (besagte) Körperstelle an ihm geschützt wird durch die Dinge (= Ausfluß), die herausgekommen sind aus meinem Sohn (Osiris) – so sagte Atum." In Kol. 8.8 könnte ebenfalls ḥm stehen, aber es ist auch möglich, dass dort [n]ḥm zu ergänzen ist (so auch Leitz 1999, Index 100, s.v. nḥm). Wreszinski 1912, 226 trägt ḥm in Kol. 8.5 und 8.8 beide in seinem Index unter nḥm ein. In Kol. 10.10 ist nḥm erhalten und ist n über dem ḥm-Zeichen geschrieben, was in Kol. 8.5 und 8.8 definitiv nicht der Fall ist.
Vgl. auch ḥmi̯: "weichen; zurücktreiben" mit dem schlagenden Arm als Determinativ in Edfou IV, 295.4 (ḥmi̯.n=j ꜥwꜣy r bw ẖr ḥm=k: "ich habe den Räuber vertrieben vom Ort, an dem deine Majestät ist" in einem Wortspiel mit dem Namen der Göttin Nehemetawai) und Edfou I, 579.6 (ḏ.t sk ḥmi̯=f (?) m ẖ.t={ḥr}⟨f⟩: "(er ist) die Djet-Ewigkeit, wenn er vertreibt ⟨die Dunkelheit⟩ (?; oder: der sich zurückzieht) am Abend"; vgl. M.-L. Ryhiner, L’offrande du lotus dans les temples égyptiens de l’époque tardive, Rites égyptiens 6 (Bruxelles 1986), 144–145). Edfou I, 579.6 ist als DZA 26.748.970 s.v. ḥmy (Wb 3, 80.5) eingetragen. Aber dieses Verb ḥmi̯ steht in Kol. 9.8 und 10.12 mit den üblichen rückwärts gehenden Beinchen.
4 šp: Hier mit D6 klassifiziert, eigentlich "blind sein" (Wb 4, 443.1–11), was hier allerdings wenig Sinn ergibt. Dagegen entspricht šp + D26 dem typischen Formular "Du sollst ausfließen, Krankheit XY ...". Die Verwechslung der Klassifikatoren lässt sich aus dem Kontext erklären.
šp + Suffix 2.PL.C kongruiert mit šꜣr.w als Kollektivbegriff. Westendorf 1999, 66 übersetzt hingegen "Ihr möget ausfließen, ⟨Blindheit (und)⟩ Nachtblindheit" und nimmt wahrscheinlich an, dass ḫpw ausgefallen ist (vgl. ḫpw und šꜣrw im vorherigen Satz).
5 ḥr als "Blick"; "Gesicht" in meronymischer Relation zu den Augen, s. D. A. Werning, Der ‚Kopf des Beines‘, der ‚Mund der Arme‘ und die ‚Zähne‘ des Schöpfers. Zu metonymischen und metaphorischen Verwendungen von Körperteil-Lexemen im Hieroglyphisch-Ägyptischen, in: K. Müller – A. Wagner (Hrsg.), Synthetische Körperauffassung im Hebräischen und den Sprachen der Nachbarkulturen, Alter Orient und Altes Testament 416 (Münster 2014), 107–161, hier: 148–149.
6 nbd: "Haarflechte", C.-B. Arnst, Nilschlammbälle mit Haaren. Zum Opfer des ersten Haarschnitts, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 133, 2006, 10–19, hier: 12. Für das Verwenden einer Haarlocke als Amulett s. Mutter und Kind, IX.6–7 und Tb 172, 11. Hier klassifiziert mit Gardiner Sign-list G7, was die Haarflechte in einen göttlichen Kontext setzt.
7 Šzr.t: Nach Leitz 1999, 66, Anm. 140 wahrscheinlich eine Schreibung für Šstj/Šsty.t, eine Stadt im 17. o.äg. Nomos, wegen der Textparallele in pChester Beatty V, Vso 7.2–3. Zum Ort Šstj/Šsty.t siehe J. Vandier, Le Papyrus Jumilhac (Paris 1961), 158, n. 152 (Šstj) sowie P. Barguet – J. Leclant. Karnak-Nord. IV. (1949-1951), Fouilles de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 25 (Le Caire 1954), 96 und Taf. 84 (spꜣ.t Šst⸢y.t⸣ als Bezeichnung des 17. o.äg. Gaues). H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 870 verweisen auf H. Brugsch, Dictionnaire géographique de l’ancienne Égypte. Contenant par ordre alphabétique la nomenclature comparée des noms propres géographiques qui se rencontrent sur les monuments et dans les papyrus, notamment les noms des préfectures et de leurs chefs-lieux, des temples et sanctuaires, des villes, bourghs et nécropoles, des mers, du Nil et de ses embouchures, des lacs, marais, canaux, bassins et ports, des vallées, grottes, montagnes, des îles et îlots, etc (Leipzig 1879–1880), 877, s.v. Ḥw.t-šsr.t, dass dieser als Name eines Tempels oder der Stadt Hermopolis Magna einstuft (Beleg: pBoulaq 3, Kol. 5.17; siehe S. Töpfer, Das Balsamierungsritual. Eine (Neu-)Edition der Textkomposition Balsamierungsritual (pBoulaq 3, pLouvre 5158, pDurham 1983.11 + pSt. Petersburg 18128), Studien zur spätägyptischen Religion 13 (Wiesbaden 2015), 138, Anm. bw). Ḥw.t-šsr.t "Haus des Leinens" ist ein Ort im 15. o.äg. Gau und wahrscheinlich verschieden von Šzr.t, weil schon der Ortsname Wnw (Kol. 8.11) für den 15. o.äg. Gau steht. Falls in Šzr.t statt des kleinen Zeichens r ein t zu lesen sein sollte, dann hätte man ebenfalls Šstj (zweimal t für Endung tj).
8 sp[_]: Das Wortende ist zerstört. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1028, vermuten, dass ein Amulett oder Medikament gemeint ist. P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 200, n. 18 schlägt die Ergänzung sp.w: "Riemen" (Wb 4, 97.1) vor (vgl. Wreszinski 1912, 195: "Bandamulett?"), in den der Anweisung folgend dann die 7 Knoten gemacht werden, die er Wreszinski 1912, 195 folgend in der Lücke ergänzt. Der Papyrus selbst weist an dieser Stelle keine Zeichenreste auf, die die Annahme unterstützen.
9 spꜣ.t: Wreszinski 1912, 154 und 195 liest ṯz.t: "Knoten" (gefolgt von P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994)), aber dieses Wort wird im Londoner Papyrus sonst anders geschrieben (Kol. 3.13; 9.12, 14, 15; 10.2; 13.10). Leitz 1999, 66 und Taf. 33 liest spꜣ.t (vgl. die Graphie in Kol. 2.5), was zu der Auflistung der 7 Ortsnamen und zum Wort spꜣ.t im Paralleltext in pChester Beatty V, Vso 7.4 passt. Leitz zeichnet einen kleinen Kreis als Determinativ von spꜣ.t; es könnte ein kleines Stadtdeterminativ (O49) sein. Die Lücke vor spꜣ.t endet mit dem Mann mit Hand am Mund. Westendorf 1999, 150 ergänzt die Lücke als "[entsprechend der Anzahl] der sieben Gaue über [jedem] einzelnen [...] im Feuer." Leider schreibt er nicht, welches Wort für "Anzahl" infrage kommt (wohl nicht eine Verwirrung von ṯnw "Anzahl" und ṯnw: "Unterscheidung, Distinktion"). Im Paralleltext pChester Beatty V, Vso 7.4 steht ḏi̯.w rn.w spꜣ.t [⸮wꜥ?] nb jm=sn kh[_] m ḥtꜣꜣ.y: "die Namen der Gaue, [ein] jeder von ihnen, werden gegeben ... in Rauch (?)" (Mann mit Hand am Mund als Determinativ von rn). Die Spuren vor dem Mann mit Hand am Mund könnten zu den phonetischen Zeichen von rn passen.
10 [...] ḫ.t: Die Lücke ließe sich etwa als ḥr wꜥ ⟨nb⟩ j[m=sn m/ḥr] ḫ.t ergänzen. Wreszinski 1912, 154 und 195 liest und ergänzt ḥr rḏi̯ wꜥ j[m=sn] m ḫ.t: "und einen davon ins Feuer legen", aber rḏi̯ steht nicht da und m vor ḫ.t ist nicht erhalten (auf dem Photo bei Wreszinski 1912, 12, ist ein winziges Papyrusfragment vor ḫ.t vorhanden, aber die Spuren sind nicht eindeutig lesbar: eine "große" Eule statt der gängigen abgekürzten Form?). Die letzte Lücke lässt sich vermutlich sinngemäß ergänzen zu "... jeder einzelne von ihnen werde gegeben auf Feuer".
11 ꜥꜥfi̯ mw [...]: Leitz 1999, 66, Anm. 143 möchte gemäß Kol. 8.3 zu ꜥꜥfi̯ mw=[sn m jr.tj] ergänzen. Es würde die Lücke bis [wd]⸢ḥ⸣ m jr.tj ausfüllen, aber zugleich wdḥ überflüssig machen. Ergänze vielleicht "Es werde der Saft [aus ...] ausgepresst und eingegossen in die Augen".
12 Vor m jr.tj sind Zeichenreste erkennbar, die sich evtl. zu wdḥ "eingießen" ergänzen lassen, wie es schon H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1028 vermutet haben (gefolgt von Leitz 1999, 66, Anm. 144 und Westendorf 1999, 150).
Die Anweisung lässt sich so verstehen, dass das Amulett(?) in das Feuer gehalten wird, so dass Feuchtigkeit heraustritt, die in oder an die Augen gegeben wird. Vgl. P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 200 und Leitz 1999, 66, Anm. 143.
13 sṯr.t "oberes Augenlid" nach D. Meeks, Année Lexicographique, 3 Bände (Paris 1980–1982), 77.4006; 78.3971; D. Meeks, Notes de lexicographie (§ 5–8), in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 77, 1977, 79–88, hier: 79–83; S. Cauville, Chentayt et Merkhetes, des avatars d’Isis et Nephthys, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 81, 1981, 21–40, hier: 38; J. H. Walker, Studies in Ancient Egyptian Anatomical Terminology, Australian Centre for Egyptology. Studies 4 (Warminster 1996), 276. Die Übersetzung "Wimpern" (z.B. Wreszinski 1912, 195–196; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 469; P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 200) ist veraltet.

Teil C, Blutungen (Fehlgeburt)

Spruch 25 (= alt 37), um Blutungen abzuhalten

[9.1] Spruch1 zum Stoppen einer Blutung:2
Zurück, Gehilfe des Horus; zurück, Gehilfe des Seth!
Gestoppt ist das Blut, das aus Hermopolis3 kommt, und gestoppt ist (dann) das rote Blut, das in (einer) Stunde4 herauskommt.
Das, was du nicht kennst,5 ist der Damm6 – (also) zurück, du, durch/vor Thot!
Dieser Spruch ist zu sprechen über einer Karneolperle, indem sie gegeben wurde an den After einer Frau.
Ein Spruch ⟨zum⟩ Stoppen einer Blutung ist das!

1 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 67; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221.
2 Spruch 25 soll Blutungen während der Schwangerschaft abwehren, s. Leitz 1999, 67. Wreszinski 1912, 196–197, nahm wegen pḥ.wj an, dass es sich um Hämorrhoiden handele. Bei von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 158 ist der Spruch allgemein in die Sprüche zum "Auftreten von Blut" aufgenommen worden.
3 Thot und dessen sich in Hermopolis befindliches Kultzentrum Wnw stehen in Zusammenhang mit unerwünschten Zwischenblutungen (allgemein und in der Schwangerschaft) und der Menstruation, denn "von Haus aus wäre Thot als der Herr über den Mond und die Zeitrechnung dazu berufen, über die Menstruation Gewalt zu haben. Die Zusammenhänge zwischen dem Mond und der 'Menses' dürften den Ägyptern nicht entgangen sein, ..." (W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 153). S. dazu auch H. Grapow, Anatomie und Physiologie, Grundriss der Medizin der alten Ägypter I (Berlin 1954), 90, III, 11.
4 Wnw: "Hermopolis Magna" und wnw.t Wortspiel, wie schon von von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 158 festgestellt und von J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 103, Anm. 82 wiederholt wurde.
5 ḫm.t.n=k als Relativform, Perfekt, fem., ohne so emendieren zu müssen. Andererseits zeigt die Anwesenheit der Zahl 3, dass eine Verwirrung mit ḫmt aufgetreten ist. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 144 übersetzt als (rhetorische) Frage "Kennst du nicht den Deich?", J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 23 ebenso "Have you ignored the dam?" und T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 488 "Ignores-tu la présence d'une digue?". Leitz 1999, 67 "You are ignorant of the dam!"
6 dnj.t "Damm; Deich" (Wb 5, 465.1–2; R. O. Faulkner, A Consice Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 1962), 314) referiert vermutlich auf Tampons (s. Leitz 1999, 67, Anm. 150) und lässt sich mit dem Isisblut-Symbol in Beziehung setzen (W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 144–146). Zum Wortspiel dnj.ttꜣj.t s. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146–148.

Spruch 26 (= alt 38), um Blutungen abzuhalten

Diese bösartige Saat1 ist jene des Jm.j-nhd=f2, den Mafdet in dieser Kammer empfangen hat, in der Isis jubelte, in der ja/nämlich die beiden Hoden des Seth abgetrennt wurden.3
Weiche nicht zurück, (sondern) komme raus, (du) bösartige Saat des Horus und des Jm.j-nhd=f!
[9.5] Komme raus gegen einen Untoten, eine Untote etc.: (Es werde hier eingefügt) der Name eines Feindes, der Name seines Vaters, der Name seiner Mutter.4
O Mafdet, öffne deinen Mund gegen jenen Feind, [den Toten], die Tote etc.!
Lass nicht zu, dass ich ihn (noch) ein ⟨anderes⟩ Mal sehen muss!5
Worte zu sprechen über den erigierten Phallus eines ⟨Esels⟩ (?)6 aus {Schiff} ⟨dp.t-Gebäck⟩;
(es) werde angefertigt mit dem Namen des [...]
7 Feindes, dem Namen seines Vaters und dem Namen seiner Mutter; (es) werde hinein in Fleischfett gegeben (und) (es) werde einer (weiblichen) Katze8 gegeben.

1 ꜥꜣꜥ: Spruch 26 ist ein Schutzzauber für eine Schwangere gegen einen Incubus. S. dazu R. K. Ritner, O. Gardiner 363: a spell against night terrors, in: Journal of the American Research Center in Egypt 27, 1990, 25–41, hier: 33: "...the dead, and demons are said to inflict a stroke ... upon the patient, arriving as an incubus or succubus and sexually injecting their 'hostile influence' (ꜥꜣꜥ) into the body of the victim." Ausführlich J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 99, n. 173; W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 128–130; W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten. III. Incubus-Vorstellungen. IV. Feuer- und Wasserprobe, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 96, 1970, 145–151, hier: 146; W. R. Dawson, Studies in the Egyptian Medical Texts V, in: Journal of Egyptian Archaeology 21, 1935, 37–40, hier: 39–40; Leitz 1999, 68, Anm. 155; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 132–133. (Fälschlich) als bloße Hämaturie (= ꜥꜣꜥ) dagegen B. Ebbell, Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 62, 1927, 13–20, hier: 16–18 und – Ebbell folgend – P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 29–30.
2 jm.j-nhd=f: "Der, der in seinem Grimm(?) ist", s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 239.
3 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 146; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221.
4
rn n.j ḫftj ...: Nach Leitz 1999, 68, Anm. 159 ist an diese Stelle ein Platzhalter für einen individuellen Namen nach dem Muster PN msi̯.n PN zu vermuten. Hierbei handelt es sich um ein eingeschobenes Formular, das die Optionen der nennenswerten Dämonen, Feinde etc. in diesem speziellen Fall aufzählt. Ähnlich Westendorf 1999, 422, Anm. 716 und schon von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 153, wo "⟨hier sind einzusetzen⟩ der Name des Feindes, der Name ..." übersetzt wird.
5 m rḏi̯ mꜣꜣ=j: D.h., der Incubus soll der Frau nicht im Traum erscheinen, vgl. Westendorf 1999, 422, Anm. 717.
6 ḥnn ⟨(j)ꜥꜣ⟩ r(w)ḏ: nach Leitz 1999, 68. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten. III. Incubus-Vorstellungen. IV. Feuer- und Wasserprobe, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 96, 1970, 145–151, hier: 148, n. 22 nimmt im weitesten Sinne eine Art Haplographie an (der Esel kann auch mit dem Phallus geschrieben werden).
7 Zwischen ḫftj und rn n(.j) jt=f steht ein unleserliches Wort, dessen Ende zerstört ist. Westendorf 1999, 422 ergänzt "mit dem Namen des [besagten?] Feindes". von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 153 hat "mit dem Namen ⸢jenes⸣ Feindes".
8 my.t: Die Katze steht hier für die Pantherkatze (Mafdet), die den Phallus des Seth, bzw. dessen Samen unschädlich machen soll, vgl. Westendorf 1999, 422, Anm. 718.

Spruch 27 (= alt 39), um Blutungen abzuhalten

Ich bin jener/dieser Anubis1, der den Damm eindämmt.2
Ich bin ein Jüngling (?)3, abgelöst ist Isis von mir (oder: durch mich); meine Arme [... ...] meine Binden (?).
Weiche zurück!
Isis4 möge hervorkommen, damit sie mit euch (den Binden?) schieße!5
Dieser Spruch ist zu sprechen über eine Binde aus feinem Leinen6, auf der dieser Spruch in seiner Gesamtheit geschrieben ist;
(es) werde einer Frau gegeben ⟨an⟩ ihren Unterleib/After
7.8

1 Jnpw pf pn: Eine Art grammatischer Dittographie (Wreszinski 1912, 198)? Bleibt nur die Frage, ob Jnpw pf "jener (fern) Anubis" oder Jnpw pn "dieser (nah/bekannt) Anubis" zu lesen ist.
2 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 67; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221.
3 jnp.w: "Jüngling" s. D. Franke, Anchu, der Gefolgsmann des Prinzen (Grabrelief Boston MFA 1971.403), in: H. Altenmüller – R. Germer (Hrsg.), Miscellanea aegyptologica. Wolfgang Helck zum 75. Geburtstag (Hamburg 1989), 67–87, hier: 81–85, als metaphorische Spezifizierung auch "Kronprinz", s. C. Vandersleyen, Inepou: un terme désignant le roi avant qu’il ne soit roi, in: U. Luft (Hrsg.) The intellectual heritage of Egypt. Studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 563–566. jnp.w "Jüngling" und jnp.w Anubis (beides hier mögliche Übesetzungen) gehen auf die Wurzel rnpw/rnp "jung, verjüngt" zurück.
4 Mit Isis ist die Isis-Blut-Binde gemeint, die das Blut stoppen soll, vgl. Westendorf 1999, 422, Anm. 720.
5 sti̯=s jm=ṯn "damit sie nach euch schießt" sicher nicht, vgl. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 144, Anm. 6.
6 ḥꜣ.tjw: s. K. Scheele, Die Stofflisten des Alten Reiches. Lexikographie, Entwicklung und Gebrauch, Menes 2 (Wiesbaden 2005), 24 ff.
7 pḥ⟨.wj⟩t: Der Text ist fehlerhaft und das Suffixpronomen =s wurde zwischen pḥ und Endung/Determinativ eingefügt.
8 Diese Sätze sind auch in von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 289 [Übersetzung] und H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 497 [Transliteration] behandelt.

Spruch 28 (= alt 40), um Blutungen abzuhalten

Zu[rück], (männlicher) [Ein]gedrungener!1 Zurück, (männlicher) Eindringling!2 Zurück, (weibliche) [Eingedrungene]!3 4
[9.10] Zurück, Schießender (?)5, hiermit vertreiben dich die Götter, die an der Spitze von Heliopolis sind.
Es soll sich [...] nicht fürchten.6
Hiermit bringe ich dir einen feinen Faden7 aus nḏ-Stoff, Haarfaser aus schwarzem mnw-Gewebe8, eine Haarsträhne eines qmꜣ-farbenen (?) Esels9 und Leber einer Schildkröte.
Du magst sagen "Weg, du!", hiermit sage ich dir: "Weg, du!"
Das (oder: dieses) Tor (d.h. Eingang zum Mutterleib) ist in Ordnung.
Komme nicht (d.h. das Kind im Mutterleib) aus ihm (aus dem Tor) raus!
Dieser Spruch ist zu sprechen über einem Faden aus nḏ-Stoff, Haarfaser eines schwarzen mnw-Gewebes und eine Haarsträhne eines qmꜣ-farbenen (?) Esels.
(Es) soll nach links zusammengedreht10 und (es) soll zu 4 (Amulett)knoten11 gemacht werden.
(Es) soll mit der Leber eines fetten (?) {Schweins} ⟨Schildkröte⟩12 gesalbt, eingewickelt (?)13 und einer Frau an ihren Unterleib/After gegeben werden.
(Es) soll jede Blutung und jede (feindliche, dämonisch) Einwirkung abgewehrt werden.
Stärken des Embryos bedeutet es (und) das Nicht-Sehen (d.h. Verhindern) von Träumen.
Dieser Spruch werde gesprochen bei jedem einzelnen (Amulett)knoten.

1 ḥꜣ=[k] [j]yi̯.y: Obwohl Leitz und Westendorf die Lesung [j]yi̯.y als unsicher kennzeichnen (Fragezeichen in hieroglyphischer Umschrift und in der Übersetzung), passt dieses Wort gut zu den Spuren. Ein Feindbegriff jyi̯.y oder jwi̯.y fehlt im C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, Orientalia Lovaniensia Analecta 110–116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002).
2 ḥꜣ=k jwi̯.y: Am Ende fehlt nur ein schmales senkrechtes Zeichen. Wreszinski 1912, 156 denkt an ein Gottesdeterminativ (mit Fragezeichen); Leitz 1999, Taf. 34, Anm. 9.b erachtet die Pluralstriche ebenfalls für möglich.
3 ḥꜣ=[t] ⸮⸢jyi̯⸣?.t: Wreszinski 1912, 156 hat ḥꜣ=[k] j⸢y⸣[i̯].t, aber die Spuren sind sehr unsicher und ihre Identifikation beruht auf den vorangehenden Feindbezeichnungen. Die Beinchen als Determinativ von jyi̯ sind mit den Spuren nicht vereinbar und auch kaum in der Lücke ergänzbar. Die Ergänzung ḥꜣ=[t] richtet sich nach Leitz 1999, Taf. 34.
4 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 164; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221, hier: 209–221.
5 sti̯: Die Lücke am Wortende ist sehr klein und ein Determinativ fehlt. Westendorf 1999, 423 übersetzt mit "du, Strömende". Er scheint also sti̯.[t] zu lesen und bezieht sich auf das Verb sti̯: "ausgiessen" (Wb 4, 328–329). W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145, Anm. 1 erwägt die Bedeutung "Samen ergießen". Leitz 1999, 69 übersetzt mit "schießen" und bezieht sich auf das Verb sti̯: "schiessen" (Wb 4, 326–327), das er syntaktisch als sḏm=f ansieht, nicht als Partizip.
6 n snḏ j⸮ḥ?[_]: Wreszinski 1912, 156 ergänzt jḥ[y]: "das Kind" und übersetzt "Fürchte dich nicht, Knabe!", aber der Platz fehlt für das Kinddeterminativ; es käme höchstens ein Gottesdeterminativ in Betracht (das göttliche Kind Ihy). W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145 möchte jḥy ergänzen und liest dann "Nicht soll sich der Knabe (jḥy) fürchten." Ähnlich hat W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962), 144, § 207.b (vgl. 252, § 343.γ): "nicht möge sich der Knabe fürchten" und Westendorf 1999, 423 "Nicht soll sich [das Kind (?)] fürchten." T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 489 übersetzt "N’aie crainte, enfant-dieux Ihy". Ein Imperativ ist grammatisch nicht möglich, n snd ist als Rang-I-komplexe Verbalform zu übersetzen. Deshalb ist auch die Übersetzung mit "sollen" fraglich; man würde jmi̯=k snḏ erwarten. Für W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962), 137, § 193.3 (vgl. 144, § 207.b) ist n snḏ.w ein prospektives sḏm=f (mit Pluralstrichen als Wiedergabe der Endung w).
7 tp.t in der Verbindung tp.t n.t nḏ "feiner Faden" (Wb 5, 293. 12). J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 57 n. 56 sieht dagegen nḏ in Genitivverbindungen eher als Material, d.h. nḏ-Stoff oder Gewebe als als (einzelnen) Faden.
8 šn.tt/šn.tj n[.t] mnw: Diese Wortverbindung kommt laut Leitz 1999, 69, Anm. 167 noch vor in pBremner-Rhind = pBM EA 10188 Kol. 26.3 (R. O. Faulkner, The Papyrus Bremner-Rhind (British Museum no. 10188), Bibliotheca Aegyptiaca 3 (Bruxelles 1933), 56.9: šn.tj n.t mnw km), in Dendara X, 299.5 (J.-C. Goyon, Textes mythologiques, I. „Le livre de protéger la barque du dieu“, in: Kêmi 19, 1969, 23–64, hier: 63, Zl. 13: šn.tt/šn.tj [n] mnw km) und zweimal (?) in einem Ritual (Tb 175) in pBM EA 10081, Kol. 34.24–36.21 (Kol. 35.13ff. und 36.18f.) (S. Schott, Totenbuchspruch 175 in einem Ritual zur Vernichtung von Feinden, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 14, 1956, 181–189, hier: 185 mit Anm. 8, 186: bislang unpubliziert). Im pLondon med. ist der Genitiv teilzerstört, aber die Position des n weist darauf hin, dass n[.t] zu ergänzen ist.
mn.w "Faden o.ä." (Wb 2, 72, 8–9), vermutlich eher ein auf einem superordinate level organisiertes, allgemeines Kollektivum wie "Material", "Beschaffenheit", "Gewebe" o.ä., s. Leitz 1999, 69, Anm. 167 mit Verweis auf H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 241 und pBremnerRhind 26.3. S.a. J.-C. Goyon, Textes mythologiques, I. „Le livre de protéger la barque du dieu“, in: Kêmi 19, 1969, 23–64, hier: 183, 13 und S. Schott, Totenbuchspruch 175 in einem Ritual zur Vernichtung von Feinden, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 14, 1956, 181–189, hier: 185, Anm. 8, 186.
9 (j)ꜥꜣ qmꜣ "qmꜣ-farbender (= falber?) Esel".
10 s[wš] "zusammenballen, zusammendrehen" (Wb 4, 75.16; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 732–733; L. H. Lesko (Hrsg.), A Dictionary of Late Egyptian III (Berkeley/Providence 1987), 27; A. Egberts, In Quest of Meaning. A Study of the Ancient Egyptian Rites of Consecrating the meret-chests and Driving the Calves, Egyptologische Uitgaven 8, 2 Bände (Leiden 1995), 288, Anm. 8). Ergänzung nach Vorschlag von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 280, H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 732 und Leitz 1999, 69, Anm. 170 (wegen der parallelen Formulierung in pEbers Kol. 95.14; pRamesseum III, A.6, B.13 und B.23; vgl. auch die Textstellen im mag. Pap. Budapest Inv. No 51.1961, Kol. 2.10, 3.1, 3.5 und 3.7 s(w)š ⟨ḥr⟩ jꜣb.j/jꜣb.t(j) bzw. s(w)š ḥr jꜣb.j: L. Kákosy, Selected Papers (195673), Studia Aegyptiaca 7 (Budapest 1981), 245, Anm. hh; s(w)š ist jedesmal wie : "vorbeigehen" (vgl. zni̯) und : "ausbreiten" geschrieben). In pLeiden I 348, Rto 4.8 steht ebenfalls swš ḥr jꜣb.j, in Rto 11.9 steht hingegen sšn ḥr jꜣb.j (J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 19, 24, 120, Anm. 255). Auch pChester Beatty VII, Rto 6.1 hat einen Beleg für s(w)š.tj ḥr jꜣb.j, der von A. M. Blackman, [Review:] A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum: Third Series: Chester Beatty Gift (London 1935), in: Journal of Egyptian Archeology 22, 1936, 103106, hier: 104 (unten) als sšn.tj gelesen wird, obwohl er via K. Sethe, Erläuterungen zu den ägyptischen Lesestücken. Texte des Mittleren Reiches (Leipzig 1927), 75 (Nr. 50.19) auf pEbers 95.11 (swš) verweist. Das Verb sšn ist Wb 4, 293.9–13: "spinnen", das auch für die Herstellung von Fäden für Amulette verwendet wird (Wb 4, 293.10), aber nur ein einziges Mal (pLeiden I 348, Rto 11.9) sicher in Kombination mit ḥr jꜣb.j belegt ist.
11 ṯ(ꜣ)z.t ⸢4⸣: Die Lücke wird von "4" ausgefüllt und ist zu groß für "3". Der erste Strich, das untere Ende des zweiten Strichs sowie der hintere Rand des vierten Strichs sind erkennbar.
12 šꜣj als Verschreibung von št.w und damit analog zu Kol. 9.11? W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145, Anm. 4 schlägt vor, dass die Leber eines Schweins als Ersatzdroge für die einer Schildkröte dienen kann, da beides sethianische Tiere sind.
13 Das Wort hinter šꜣj wurde von Wreszinski, 156 als jw gelesen und als passives jw sḏm verstanden. Leitz 1999, 69 und Taf. 34 erkennt statt j das schlechte Paket (Aa2) und liest wt "verbinden" als Handlungsanweisung: "to be wrapped". Dieses Verb wird sonst im Text jedoch mit t komplementiert und mit dem schlagenden Mann determiniert (s. Kol. 4.5, 10.13, 11.6, 11.7, 11.10, 12.1–4, 12.7). Westendorf 1999, 423 fragt sich, ob qn: "fett (sein)" gelesen werden kann: "der Leber eines fetten (qn ?) Schweins". Die Lesung des Zeichens als Aa2 ist nicht ganz sicher; es sieht eher wie ein Dreieck aus.

Spruch 29 (= alt 41), um Blutungen abzuhalten

Ein anderer Spruch zur Abwehr von Blut.1
Anubis möge herauskommen, um die Nilflut2 daran zu hindern, [9.15] das Sanktuar (?) der Tait zu betreten.3
Geschützt ist, was darin ist.4
Dieser Spruch ist zu sprechen über ꜥꜣ.t-Leinenstoff5 aus rʾ-jꜣꜣ.t-Gewebe.
(Es) werde ein (Amulett)knoten in/aus ihm gemacht; (es )werde an
[10.1] das Innere des Fleisches (d.h. Vulva) gegeben.

1 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 146; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221.
2 ḥꜥpj: Das Wasser der Überschwemmung wird laut W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146 mit dem Blut der Menstruation verglichen; ähnlich J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 103, Anm. 84: "(Inundation) metaphorically for the haemorrage (apparently of a woman)". W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 148 schlägt aufgrund der Verbindung von Tait und ihrem Sanktuar vor, dass eine Blutung als Reinigung (vgl. pWestcar 11.18–19) gedeutet werden kann. Nach Leitz 1999, 69, Anm. 175 nimmt die Stelle Bezug auf einen Leinentampon.
3 r nmt ⸮r? wꜥb⟨.t⟩ Tꜣy.t: Die Passage ist problematisch. Die Orthographie von nmt spricht eher für nmt.t, aber dieses Substantiv wird normalerweise nicht in einer Genitivkonstruktion verwendet. Deshalb wird von einem Verb + Objekt ausgegangen. Das letzte Zeichen von nmt ist unklar; Wreszinski 1912, 157 und Leitz 1999, Taf. 34 lesen die Hieroglyphe A1, aber Wreszinski versieht sie mit "sic" und Leitz mit "?". Wreszinski 1912, 200 liest bzw. emendiert A1 als die Präposition r. Das Verb nmt kann sowohl transitiv als auch intransitiv verwendet werden. Die Emendation wꜥb⟨.t⟩ ergibt sich aus dem femininen Suffixpronomen im nächsten Satz: jm=st. Die Orthographie von Tait mit sowohl der Gruppe für "Land" als auch der phonetischen Gruppe tꜣ ist nicht normal, kommt aber erneut in Kol. 10.1 vor. Man kann schwerlich "das Heiligtum des Landes der Tait" lesen. Leitz 1999, 107 transkribiert Tꜣj.t, H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 933 hat tꜣ-tꜣj.t. Wreszinski 1912, 200 verweist für die Orthographie von Tait auf den Personennamen Tj-n.t-tꜣ-tꜣy.t nach Müller (Some Small Egyptian Monuments Dispersed in America, in: Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes et assyriennes 26, 1904, 32–34, hier: 33, Nr. 6), den er ebenfalls mit Tait verknüpft; vgl. aber H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen. Band I. Verzeichnis der Namen (Glückstadt 1935), 363.10: Tj-n.t-tꜣ-hꜣnw, der dafür auf dieselbe Publikation verweist (und auf W. Spiegelberg, Des papyrus hiératiques inédits du Louvre, in: Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes et assyriennes 16, 1894, 68–74, hier: 70, Nr. 4: Tj-n.t-hꜣ[_]). J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 24 übersetzt "the land of Tait" als Apposition zu wꜥb: "what is pure".
4 zꜣw jm.j=[s]⸢t⸣: Die Lesung jm.j=[s]⸢t⸣ richtet sich nach Wreszinski 1912, 157, gefolgt von Leitz 1999, Taf. 34. Die Graphie =st für das Suffixpronomen 3. Pers. Sg. ist allerdings unerwartet; vgl. jedoch Kol 10.1 r ẖnw jwf=s⸮[t]?. Das Bezugswort von =st kann nur wꜥb.t sein. Wreszinski 1912, 200 versteht die Stelle als "sodass geschützt ist (?), die sich in ihm befindet." Von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 280 lassen die Stelle unübersetzt. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 708, Anm. 3: "Geschützt ist (sei), was in ihr ist". W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145 hat "Bewahrt sei, was in ihm ist". Leitz 1999, 69 bietet "What is in it is protected"; ähnlich Westendorf 1999, 423: "Geschützt ist, was in ihm ist." Borghouts, 24 übersetzt zꜣw ganz anders als Imperativ: "Beware of what is in [it]!"
5 ꜥꜣ.t nach Leitz 1999, 69. Die Zeichenreste lassen keine Lesung als nḏ zu. Zu ꜥꜣ.t siehe J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 59, Anm. 66. Das Wort wird in der Kombination mit rʾ-jꜣꜣ.t gleich nochmals in pLondon med. Kol. 10.2 verwendet: ṯꜣz.t 2 m ꜥꜣ.t n.t rʾ-jꜣꜣ.t.

Spruch 30 (= alt 42), um Blutungen abzuhalten

Abwehren1 des schlechten Einflusses (?)2 eines Toten oder eines Gottes [durch] die ḥkꜣ-Zauberkraft des (?)3 Anubis.
Anubis (?), los!4 Die Nilflut (ist/kommt) bis an die Sandale5 der Tait.
In Ruhe (?)6 gelassen wird das, was sich darin befindet.
Worte zu sprechen, nachdem du zwei Knoten von ꜥꜣ.t-Leinenstoff aus rꜥ-jꜣrr.t-Gewebe an die Öffnung des Inneren ihres Fleisches (d.h. Vulva) gegeben hast, um das, was gegen sie (die Frau) getan wurde, abzuwehren.

1 Sprüche 25–30 behandeln den Schutz von Schwangeren, d.h. letztendlich gegen Fehlgeburten. S. dazu W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146; Leitz 1999, 67, Anm. 146; R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221, hier: 209–221.
2⸮[t]ꜣr?: Das Wort ist teilweise zerstört, Rekonstruktion unsicher. Wreszinski 1912 ergänzt am Anfang t (X1) + tꜣ (U30), aber die Spuren weichen ab von der Gruppe X1+U30 weiter hinten in derselben Zeile und in Kol. 9.15. Das Zeichen nach Aleph (G1) sieht wie t aus, aber Wreszinski 1912, 157 und 201 denkt an r, weil ein feindliches Wesen tꜣr mit anderen Determinativen (Feuertopf und Feind) in späten Texten belegt ist (Wb 5, 233.4–7). Wreszinski 1912, 201 nimmt an, dass tꜣr dieselbe Bedeutung wie s.t-ꜥ: "Einwirkung" hat. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 937 mit Anm. 1 übernimmt dieselben Vermutungen: "[bösartige Tätigkeit] (von Krankheitsdämonen)", vielleicht mit tꜣr: "bösartiger Mensch o.ä." in Wb 5, 233.4–7 zusammenhängend. J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 24 übersetzt "the attack (??)". Leitz 1999, 70, 107 (Index) und Taf. 35 transkribiert hieroglyphisch tꜣt, übersetzt "(evil) activity (?)" und vermerkt "Reading and translation of the word uncertain". R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 986 {36422} s.v. tꜣr: "e. Einfluss (des Toten)", aber Lesung unsicher. Die Orthographie passt nicht für tꜣr = tꜣ-rʾ: "Heißmaul" (Wb 5, 233.4–7). Außerdem ist letzteres eine Personenbezeichnung, während hier die Eigenschaft/Tätigkeit eines Toten oder eines Gottes vorliegt. Das nachfolgende Genitiv-n erfordert aus mittelägyptischer Perspektive ein maskulines Substantiv, was gegen ein Wortende [_]ꜣ.t spricht.
3m ḥkꜣ.w: Wreszinski 1912, von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 280, J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), Leitz 1999 , Westendorf 1999 führen alle den Satz fort bis m ḥkꜣw Jnpw: "durch die Zauberkraft des Anubis", obwohl das Rubrum mit ḥkꜣ.w aufhört. In Anbetracht der Tatsache, dass das anschließende yḥ als finite Verbalform problematisch ist und dass Anubis auch in Kol. 9.14 hinauskommt, um gegen die Überschwemmung vorzugehen, erscheint ein Satzende bei ḥkꜣ.w und Anubis als Vokativ durchaus möglich (Vorschlag K. Stegbauer, DigitalHeka).
4 yḥ: Sowohl die Bedeutung des Verbs jḥ/yḥ als auch die syntaktische Einordnung in pLondon med Kol. 10.1 sind unsicher. Die meisten Bearbeiter erkennen eine sḏm=f-Konstruktion mit Hapi als Subjekt. Wreszinski 1912, 200 übersetzt perfektisch: "Der Nil ist herangetreten", trägt yḥ in seinem Index (S. 219) jedoch mit der Bedeutung "zurückweichen" ein. In Wb 1, 120.10 steht der Beleg von pLondon med. Kol. 10.1 (DZA 21.198.510) bei "gehen o.ä.", abgetrennt von der Interjektion yḥ: "Ruf beim Rudern und beim Leichenzug" (Wb 1, 120.11–12). In DZA 21.198.510 ist es als Imperativ "Weiche zurück (?) Nil von der Sohle der Tꜣtꜣj.t" s.v. jḥ (Wb 1, 120.10) eingetragen. J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), Leitz 1999 und Westendorf 1999 fassen yḥ ebenfalls als sḏm=f-Verbalformen auf: "The Inundation has approached (yḥ) to set foot on (? ṯbı͗) the land of Tait" (J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 24); "The Nile flood encroaches on the sandal of Tait" (Leitz 1999, 70); "Der Nil geht vor gegen den Vorhang (tj.t) der (Göttin) Tait" (Westendorf 1999, 423). Die Bedeutung "zurückweichen" passt nicht zum Determinativ der vorwärts gehenden Beinchen (D54). Auch die Interjektion yḥ: "hey!" wird (A. H. Gardiner, Egyptian Grammar. Being an Introduction to the Study of Hieroglyphs (Oxford 1927), § 258: "hey!"; R. O. Faulkner, A Consice Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 1962), 28: "hey!"; R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 108 {3608}: "hej!, auf!, beeil dich!") als Ansporn, sich vorwärts zu bewegen, gedeutet. Wir verstehen yḥ als Interjektion nach einem Vorschlag von K. Stegbauer, DigitalHeka: "Anubis, auf! Die Flut erreicht die Sohlen der Tayt!".
5 ṯb.t: Westendorf 1999, 423 und Anm. 729 betrachtet ṯb.t als eine Graphie von tꜣj.t "Vorhang" und bemerkt dabei den phonetischen Verlust des b von ṯb.t: "Sandale", das im jüngeren Ägyptischen tjw.t geschrieben wird (vgl. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 147–148: neuäg. Graphie tjw.t von ṯb.t führt zu tj.t: "Isisblut"). J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 24 vermutet, dass r ṯb.t als r + Infinitiv zu verstehen ist, aber ein Verb ṯbi̯: "to set foot on" existiert nicht. Leitz 1999, 70 übersetzt mit "Sandale".
6 ḫꜣꜥ.t(w) jm⸢.jt⸣: Das Verb ḫꜣꜥ hat zwei unterschiedliche Bedeutungen: "werfen, legen" und "verlassen, lassen". Wreszinski 1912, 200 versteht die Stelle als "die sich in ihm befindet, ist in Ruhe gelassen." von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 280 lässt die Stelle unübersetzt, ebenso H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 647. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145 hat "Geschützt ist, was darinnen ist." Leitz 1999, 69 bietet "There will be left (intact ?) what lies within"; ähnlich Westendorf 1999, 423: "Unbehelligt ist, was darin ist." J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 24 übersetzt ḫꜣꜥ ganz anders als Imperativ: "throw out what is in you!" (mit Anm. 89: "das, was in dir ist", ist der Schutz, der von der Binde verkörpert wird, die hier angesprochen wird). Borghouts liest bzw. ergänzt also ḫꜣꜥ=ṯ/ḫꜣꜥ.t jm.j=ṯ (mit ḫꜣꜥ.t als Imperativ feminin in neuägyptischer Graphie?). Die Bedeutung "intakt lassen, unbehelligt lassen" ist nur möglich als Ableitung von "zurücklassen; unbeachtet lassen", aber ḫꜣꜥ hat eigentlich keine positive Konnotation.

Spruch 31 (= alt 43), Bluten einer Wunde verhindern

Rezeptur1 zur Abwehr von Blut in {{seinem Knochenmark}} [[einer offenen Wunde/Verletzung]]2:
Propolis3, roter Ocker – werde daran gegeben.
Zu Sprechendes als ḥkꜣ-Zauber:
Ergriffen ist/werde der Elende (Dämon) seitens eines Starken (Dämons) und vice versa.
Der Elende (Dämon) aber ist es, der den Starken (Dämon) schlagen wird.
Dieses gegen dieses!

1 Sprüche 31–32 dienen der Prävention von Blutung allgemein, s. Leitz 1999, 70.
2 tbn/wbn: Der antike Autor hat zuerst tbn=f: "sein Knochenmark" geschrieben und das dann teilweise in wbn: "Verletzung" korrigiert. Das Zeichen unter n ist weder als spuckender Mund (D26) noch als nw-Topf (W24) eindeutig identifizierbar. Wreszinski 1912, 157 liest unterhalb von n die Dreiergruppe W24-Z7-Aa2, aber nur zwei Zeichen sind eindeutig vorhanden. Leitz 1999, Taf. 35 hat W24-Aa2 und vermerkt eine Korrektur von Z7 zu Aa2; das betreffende Zeichen sieht jedoch eher wie die Hornviper (I9) oder das Fleischzeichen (F51) als wie eine w-Schlaufe (Z7) aus.
3 ḥs-ꜥff: P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 221 nimmt an, dass es sich hierbei entweder um einen Code für irgendeine mineralische Substanz oder eben erschlagene Fliegen handelt. T. Bardinet, La mouche et l’abeille: L’utilisation de la propolis d’après les textes médicaux de l’Égypte pharaonique. Première partie: Vocabulaire, in: Göttinger Miszellen 170, 1999, 11–23, hier: 17ff. schlägt vor in ḥs-ꜥff eine Verschreibung von ḥs-ꜥfj im Sinne von "was außen an einer Biene hängt", d.h. Propolis zu sehen.

Spruch 32 (= alt 44), Bluten einer Wunde verhindern

Ein anderes (Rezept):1
Abgetrennt sei die šbb.t (Flut?) in der Vorhalle des Grabes im Jahr des [...] dort.
"Das Land ist [...],2 herauskommen zum Himmel", sagte der Ba3 darüber.
Der Ibis möge seine(n) Nase/Schnabel an der (oder: als) Mauer (?)4 davon geben.
[10.5] Dieser Spruch werde gesprochen über einen Ibis aus Ton, dessen Mund/Schnabel gefüllt ist mit ꜥmꜥꜥ-Getreide5.
Sein Mund/Schnabel soll an die Öffnung der Wunde gegeben werden.
Es war gut zur Zeit Amenhoteps III.

1 Sprüche 31–32 dienen der Prävention von Blutung allgemein, s. Leitz 1999, 70.
2 tꜣ h[__]: Westendorf 1999, 240 übersetzt: "Das Land (Ägypten?) [ist in Jubel ??]." Für die Ergänzung von Substantiven wie hꜣ oder hy bräuchte man eine Präposition m. Als Verb ist hnw: "jubeln, jauchzen" belegt, das dann ein Stativ sein muss. Andere Möglichkeiten sind hṯt: "zujauchzen" und hru̯: "zufrieden sein, froh sein".
3 bꜣ: Lesung mit Leitz 1999, Taf. 35, der sie aber für unsicher hält. Wreszinski 1912, 158 und 202 hat "Geb" erraten, aber dieser Gott wird in Kol. 14.1 anders geschrieben (anderer Vogel und mit b). Der kleine Schrägstrich vorn müsste zum Räuchertöpfchen (R7) gehören. Es fehlt wohl nur das Gottesdeterminativ.
4 m ḏrj: Die Bedeutung bleibt unklar; die Klassifikatoren O36 und A24 passen zur präpositionellen Verbindung m-ḏrj (Wb 5, 598.13–16). Nach H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1009, n. 3 auch ḏrj "Grab, Sarg" möglich. Leitz 1999, 70 lässt ḏrj unübersetzt: "The ibis places his snout on its ḏrj"; ebenso Wreszinski 1912, 201 und T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 490. Westendorf 1999, 240, Anm. 315 schlägt in Analogie zu den vorangegangenen Sprüchen vor, dass es sich bei ḏrj um eine Art Mauer oder Barriere handeln muss, die vor der Überschwemmung bewahrt. Dies würde bedeuten: Die Flut entspricht dem Blut; die Vorhalle des Grab(schacht)s entspricht der Öffnung der Wunde; Thot als Ibis entspricht dem, der den Schutzwall gegen die Flut bzw. das Blut herstellt. Als Wörter für "Mauer, Barriere" kämen ḏr/ḏrj und mḏr/jmḏr (Haplographie mit der Präposition m) in Betracht. Statt "an der Mauer" könnte man noch "als Mauer" lesen.
5 ꜥmꜥꜥ: Wreszinski 1912, 158 ergänzt ꜥmꜥ, aber die erhaltenen Spuren passen besser zu ꜥmꜥꜥ (so auch Leitz 1999, Taf. 35). Beide Graphien sind auch sonst als Drogenbezeichnung in den medizinischen Papyri belegt.

Spruch 33 (= alt 45), Beschwörung des weiblichen Unterleibs

Beschwörung1 der weiblichen Geschlechtsteile:2
Dieser Bauch (?)3 – er hat (sich) verfinstert4.
Du (d.h. der Bauch?) sollst dich ausstrecken zur Vulva; geh herab zu [deinem (?)] (richtigen) Platz!
Lass dein Horn hoch sein (und) richte dein Gehörn5 auf wie Sechat-Horus als "Horn-an-Horn"6 und "Spitze-an-Spitze"7.
Die Eingeweide des Rektums und des Leibes (sind) wie ...?...8, seit existiert, was existieren soll,9 wegen des Herunterkommens der Nilflut da hinein, um die Öffnung des weiblichen Unterleibs zu (ver)siegeln10, wie Unterägypten durch das/jenes ḏꜣḏꜣ.t-Tribunal (ver)siegelt wurde, wie die Öffnung eines Wadis (ver)siegelt wurde.
Dass du gibst ...?..., ist an/auf ihre linke Seite.11

1 Spruch 33 ähnelt den Sprüchen 25–30.
2 šn.t jd.t: Das Lemma jd.t ist in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 597 als ḥm.t eingetragen (ebenso bei Leitz 1999, 102, im Index). Für die Lesung jd.t siehe J. F. Quack, [Review:] W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), in: Orientalische Literaturzeitung 94, 1999, 455462, hier: 462. Die Orthographie mit zwei Fleischzeichen (so Wreszinski 1912; Leitz 1999, aber das erste Zeichen ist beschädigt und könnte auch ein Ei sein) ist unerwartet und könnte für eine Kontamination aus zwei Wörtern sprechen. Wreszinski 1912, 202 erkennt tatsächlich 2 Wörter: "Vulva und Vagina", die er kꜣ.t bzw. ḫn liest (Index, 233 und 229). kꜣ.t referiert auf die äußeren Genitalien des weiblichen Unterleibs, während jd.t sich auf die inneren Genitalien bezieht.
3 ẖ.t: Lesung nach Leitz 1999, Taf. 35. Die Identifikation des horizontalen Zeichens ist unsicher. Das Zeichen im Wort ẖ.t: "Bauch" wird in Kol. 1.8 und 11.8 ein wenig anders geschrieben. Wreszinski 1912, 158 und 203 hat einen Pfeil erkannt bzw. erraten und ihn im Index, 231 s.v. stj/st.t: "Pfeil" eingetragen (vgl. stj: "Pfeil" in Wb 4, 328.1 und stw: "arrow, dart" in R. O. Faulkner, A Consice Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 1962), 253). Die möglichen Wörter für "Pfeil" sind jedoch männlich, was nicht zum Demonstrativpronomen twy passt. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1022 fragt sich, ob sr.t: "Spitze" gelesen werden könnte.
4 skki̯ "verfinstern": Wb 4, 319.15; s. Leitz 1999, 71, Anm. 188. Die Stelle bleibt unübersetzt bei Leitz und in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 809. Westendorf 1999, 420 hat "(Oh) dieser Pfeil (?), der für ihn (den Uterus) abgeschossen ist, ...". Diese Übersetzung beruht zum einen auf der Lesung des unklaren ersten Wortes als "Pfeil" (nach Wreszinski 1912, 158, 203, 231) statt ẖ.t: "Bauch" (nach Leitz 1999, Taf. 35), zum anderen auf der Vermutung, dass skk eine Fehlschreibung für snk und dieses als Graphie von stj: "schießen" zu verstehen ist (diese Vermutung bei Wreszinski 1912, 203; sie stützt sich auf die Idee, dass das erste Wort "Pfeil" zu lesen ist).
5 wp.t=t: Ein kleines Zeichen scheint zwischen wp.t und =t zu fehlen (kleine Lücke) – oder es gibt eine leere Stelle im Papyrus. Weder Wreszinski 1912 noch Leitz 1999 vermerken dies.
6 db: Zu db "Horn" hier im Sinne von Eileiter und Ovarien des Uterus, s. R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221, hier: 212. Oder ist hier eine Uterusfehlbildung (Uterus duplex [wenn der Müller-Gang nicht zu einem Hohlraum verschmilzt]) angesprochen? Oder bezieht es sich hier auf den Uterus von Nicht-Primaten, bei denen der vordere Abschnitt paarig angelegt ist (Uterus bicornis "zweihörnige Gebärmutter")?
7 qꜥḥ: W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 145, Anm. 10 übersetzt "Spitze" (vgl. kopt. ⲕⲟⲟϩ, ⲕⲱϩ).
8 mj __: W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146, Anm. 1 ergänzt die Lücke mit "verstopfte Kanäle" unter Verweis auf mr-Kanäle in den Magendiagnosen (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 382: ḏꜣi̯ mr in Eb 198a und 205a) und er fragt sich, ob in der Lücke ṯs.t "Sandbank" (sic für ṯz?) oder šꜥy.t "Sandbank" ergänzt werden könnte. Leitz 1999, 71, Anm. 190 meint, dass die erhaltenen Zeichenspuren zu wtw "Bandagen" passen könnten. Wreszinski 1912, 158 hat mj wn [_] ḏr wn.t wn.tj gelesen, aber die Spuren ähneln nicht den beiden folgenden wn-Gruppen.
9 ḏr wn.t wn.tj: Zur Grammatik s. W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146, Anm. 2 (ḏr + sḏm.t=f + prospektives Partizip). Westendorf verweist darauf, dass ein Substantiv wnw in pEbers 42.3–4 = Eb 206a mit der Bedeutung "Embryo" belegt ist (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 185). Er versteht "das, was existieren soll" ebenfalls als eine Bezeichnung des Embryos (Westendorf 1999, 421).
10 r ḫtm: W. Westendorf, Beiträge aus und zu den medizinischen Texten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 92, 1966, 128–154, hier: 146, Anm. 3 schlägt die Lesung jw ḫtm ... "Verschlossen ist die Tür ..." vor. In Analogie zu Spruch 25–30 ist die Nilflut dann der Blutung gleichzusetzen, die während der Schwangerschaft nach innen fließt; der Spruch wirkt präventiv. Dagegen scheint in Spruch 33 der Leib die Blutung erst ausscheiden zu sollen (ḫꜣꜥ), um dann verschlossen zu werden. S. ausführlich dazu R. K. Ritner, A Uterine Amulet in the Oriental Institute Collection, in: Journal of Near Eastern Studies 43 (3), 1984, 209221, hier: 213 und Leitz 1999, 71, Anm. 192.
11 ḏḏ=k ___ ḥr jꜣb.t=s: Wreszinski und Leitz lassen die Lücke leer. Westendorf 1999, 421 ergänzt: "Du mögest [einen Amulettknoten] anlegen, der nach seiner linken Seite [gedreht ist]." Er denkt dabei sicherlich an den Ausdruck swš ḥr jꜣbj (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 18) in pEbers 95.14 (Eb 811): s(w)š ḥr jꜣbj jri̯ m ṯꜣz.t 7 oder in pLondon med. Kol. 9.12–13: s[(w)š] ḥr jꜣbj jri̯ m ṯꜣz.t ⸢4⸣. Die Spuren am Anfang passen jedoch nicht für ṯꜣz.t und die Lücke ist wohl zu kurz für swš.

Teil D, Brandverletzungen

Spruch 34 (= alt 46), Brandverletzung

Beschwörung1 einer Brandwunde:2
Horus, das Kind, war in (seinem) Nest.
Feuer3 hat sein Leib befallen, ohne dass er es kannte und vice versa (d.h. und ohne dass das Feuer ihm kannte).
Seine Mutter war nicht da, die ihn hätte beschwören können, während sein Vater hinausgegangen war, um zu spazieren ⟨mit⟩ Hepwi und Amset (?)4.
[10.10] Der Sohn war klein, das Feuer stark.
Es gab keinen, der ihn vor ihm (d.h. dem Feuer) gerettet hat;
Isis kommt heraus aus der Weberei5 zur Zeit des Lösens ihres Fadens (d.h. als sie sich von ihrer Spinntätigkeit befreite).
Komme, Schwester Nephthys, mit mir!
Begleite mich, (denn) ich bin taub und mein Faden umschlingt (mich)!
Gib mir meinen (?) Weg (d.h. Lass mich gehen)!
Ich will/soll das machen, was ich kenne (d.h. gelernt habe/verstehe) – ich lösche es (das Feuer) ihm (Horus) mit meiner Milch als gesundmachende Flüssigkeit, die in meinen Brüsten6 ist.
(Es) soll an deinen Leib gegeben werden, so dass deine Gefäße heilen.
Ich will das Feuer zurückweichen lassen, das dich angriffen hat!
Worte zu sprechen über die ꜥꜣgy.t-Teile einer Akazie, Kleie von Gerste, Cyperus esculentus (Erdmandel) gekocht, Carobfrucht gekocht, Exkremente, gekocht und es werde gemacht zu ⟨einer⟩ Masse und es werde gemischt mit der Milch einer, die einen Jungen geboren hat.
Werde gegeben auf die Brandwunde, so dass [sie] gesund/geheilt wird.
Du sollst es verbinden mit einem Blatt der Rizinuspflanze.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden.
2 Der Anfang von Spruch 34 ist nahezu identisch mit pLeiden I 348 Spruch 39 (vso 3.5), der allerdings bedeutend kürzer ist. Ähnlich auch bei A. Klasens, A magical statue base (socle behague) in the Museum of Antiquities at Leiden (Leiden 1952), 82; hier richtet sich der Spruch gegen einen Skorpionstich.
3 pꜥꜥ: H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1028, s. J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 193 Anm. 491 (Vso 3.5, dort pꜥw geschrieben) und Leitz 1999, 72, Anm. 197. Identisch mit pꜥ.w "Feuer, Flamme" (Wb 1, 503.13).
4 Jms.tj/Jꜣqs: Leitz 1999, 72 (v.a. Anm. 200) übersetzt "Hapi und Amset" und folgt damit H. Kees, Kulttopographische und mythologische Beiträge, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 77, 1941, 24–27, hier: 26, aber er verweist auf einen Vorschlag von Yoyotte, "Hepui und Jaqes" zu lesen. Zum wenig bekannten Hepui s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 123; H. Kees, Kulttopographische und mythologische Beiträge, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 77, 1941, 24–27; A. H. Gardiner, Horus the Beḥdetite, in: Journal of Egyptian Archaeology 30, 1944, 23–60, hier: 29–30; A. Gutbub, Remarques sur les dieux du nome tanitique à la Basse Époque, in: Kêmi 16, 1962, 42–75, hier: 57; J. Yoyotte, Travaux de la Mission française des fouilles de Tanis en 19681969, in: Comptes rendus des séances de l’Académie des Inscriptions & Belles-Lettres 114 (1), 3240, 1970, hier: 34. Er erscheint auch in pBM EA 10309, Kol. 1.5: Leitz 1999, 22, Taf. 9.
5 nꜣy.t: s. A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica (London 1947), A 456; R. el-Sayed, La déesse Neith de Sais, Bibliothèque d’étude 86, 2 Bände (Le Caire 1982), 76ff. und v.a. A. Klasens, A magical statue base (socle behague) in the Museum of Antiquities at Leiden (Leiden 1952), 67. Vermutlich referiert die hier genannte Weberei speziell auf die Weberei in Sais; vgl. auch Westendorf 1999, 245, Anm. 325.
6 mnḏ.wj: Es gibt keinen Grund, mnḏ hier als Verschreibung für mn.tyw: "(Ober)schenkel" anzusehen und im Folgenden wie P. J. Frandsen, The Menstrual „Taboo“ in Ancient Egypt, in: Journal of Near Eastern Studies 66, 2007, 81–106, hier: 86, Anm. 19 zu übersetzen: "my milk and the healing water which is between my thighs" (Frandsen folgt hier der Emendation von Wreszinski 1912, 206). Muttermilch als Ingredienz ist gut belegt, s. dazu R.-A. Jean – A.-M. Loyrette, La mere, l’enfant et le lait en Egypte ancienne. Traditions médico-religieuses. Une étude de sénologie égyptienne (textes médicaux des papyrus Ramesseum nos III et IV) (Paris 2010).

Spruch 35 (= alt 47), Brandverletzung

Eine weitere Beschwörung gegen eine Brandwunde am ersten Tag.1
Dein Sohn Horus ist verbrannt in der Wüste inmitten eines Ortes, an dem es kein Wasser gab.
Wasser ist in meinem Mund; [11.1] die Nilflut ist zwischen meinen beiden Oberschenkeln.
Um das Feuer zu löschen, kam ich also.
Du sollst ausfließen / zugrunde gehen, Brandwunde!
Dieser Spruch ist zu sprechen über Milch von einer, die einen Jungen geboren hat, (über) Harz und (über) Haar einer Katze.
Werde gegeben auf die Brandwunde.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Vgl. diesen Spruch mit dem darauf folgenden Spruch 36 und mit pEbers 69.3–69.5 = Eb 499, und nachfolgend pEbers 69.6–7 = Eb 500 (dazu schon H. Schäfer, Ein Spruch gegen Brandwunden aus dem Papyrus Ebers, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 36, 1898, 129–131) und pChester Beatty VII rto 8.7ff sowie der Metternichstele.

Spruch 36 (= alt 48), Brandverletzung

Eine andere (Beschwörung):1
⟨Dein⟩ Sohn Horus verbrannte sich in der Wüste.
Da kam Isis aus (?) dem Inneren eines einzelnen (?) Teichs (?),2 in dem es kein Wasser gab.
Mein Mund ist mit Wasser (voll); meine Lippen sind mit der Flut (voll).
Um das Feuer zu löschen, kam ich also.
Komme heraus, Feuer, ... [...] mein [Körperteil (?)].
Ich will jnbw-Pflanzen3 bringen und dann wird (man) ja (den Erfolg) sehen.
Es werde dieser Spruch viermal gesprochen.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. S. Anmerkungen zu Spruch 35. Vgl. mit pEbers Kol. 69.6–7 = Eb 500.
2 m-ẖnw ⸮š?: Wreszinski 1912, 160 ist sich nicht sicher, ob zwischen m-ẖnw und š keine weitere Lücke vorhanden ist, bzw. (Index, 237) er versteht die Zeichen am Anfang von Zl. 11.2 als das Determinativ eines Wortes, dessen phonetische Zeichen zerstört sind (ähnlich von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 165, Anm. 2 zu L48). Diese Zeichen liest Wreszinski als Kanal + Landzeichen + Ideogrammstrich (N36:N23-Z1). Westendorf 1999, 214 übersetzt: "Da kam Isis aus dem Inneren der Weberei (?), indem sie allein war (?)." In Anm. 326 bemerkt er dazu: "Nach L34 [46] geraten; vgl. mr 'Weberei' Wb 2 96,14–15." Westendorf liest die vorhanden Zeichen am Anfang von Zl. 11.2 also mr, auch wenn das Determinativ für "Weberei" nicht stimmt. In Fall L34 kommt Isis tatsächlich aus der nꜣy.t-Weberei (Kol. 10.10: prr Ꜣs.t m-ẖnw nꜣy.t). Die Kombination von jyi̯ mit m-ẖnw bedeutet jedoch eher "kommen ins Innere" als "kommen aus dem Inneren". Außerdem müsste "indem sie allein war" wꜥi̯.tj lauten. Leitz liest am Anfang von Zl. 11.2 den Teich š (N37) statt des Kanals (N36). Dann gibt er aber einen Ideogrammstrich zu viel: einmal unter dem Teich und einmal hinter dem Teich. Die Länge der Lücke am Satzende wird nicht groß sein: Kol. 9 misst 21 cm, Kol. 10 ist 25 cm breit, Kol. 12 ist 21,5 cm; Kol. 11 hat aktuell 22,5 cm. Außerdem enthalten die Zl. 11.4–7 Parallelen mit Rezepten in pEbers und daraus geht hervor, dass die Zeilen kaum länger gewesen sein können.
3 jnbw: S. Leitz 1999, 73, Anm. 215: Frühester Beleg von sp.tj-Teilen der jnbꜣ-Pflanze in CT II, 150o und CT III, 33a. Leicht brennbare Pflanze: Kom Ombo I, 127, Nr. 167, Zl. 8: sw mj ḫ.t m ꜣ.t s(w)ḥ pḥ.n=s jnb wšr "Es ist wie ein Feuer auf dem Höhepunkt des Windes, wenn es (d.h. das Feuer) die trockenen jnbw-Pflanzen erreicht hat." (A. Gutbub, Textes fondamentaux de la théologie de Kom Ombo, Bibliothèque d’étude 47, 2 Bände (Le Caire 1973), 112–113; Parallele in Edfou I, 422.13: jw=f mj ḫ.t m ꜣ.t swḥ ⸮ꜥq?.n=s jnb.w wšr r wnm n=s r ḏr(.w) n ḥr=s).
Evtl. jnb = ꜥnb "Halfagras", s. A. Leahy, Two donation stelae of Necho II, in: Revue d’égyptologie 34, 19821983, 7791, hier: 85–87. Siehe auch H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 38.

Spruch 37 (= alt 49), Brandverletzung

Ein Heilmittel1 gegen eine Brandwunde am [ersten] Tag.
[Honig: werde damit verbunden].2

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Eine Parallele für Spruch 37 in pEbers Kol. 68.15–16 = Eb 492.
2 bj.t wt ḥr=s: Die Parallele in pEbers Kol. 68.15–16 = Eb 492 erlaubt diese Ergänzung. Honig wird eine bakterizide Wirkung nachgesagt.

Spruch 38 (= alt 50), Brandverletzung

[Ein anderes (Heilmittel)]:1
[Nilerde]2 [11.5] eines Wasserschleppers, Fett und [Moringabaum-Öl]3.
Werde darauf gegeben.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Eine Parallele für Spruch 38 in pEbers Kol. 68.16–17 = Eb 493.
2 [qꜣḥ]: Siehe J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 205. Wurde auch als mineralisches Heilmittel eingesetzt. Dioskurides, De materia medica V, 169 (in der Übersetzung von J. Berendes, Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern. Übersetzt und mit Erklärungen versehen (Stuttgart 1902), 554) schreibt allgemein zur (Heil)Erde: "Jede Erde, welche zum medizinischen Gebrauche dient, hat in erster Reihe kühlende und verschliessende Kraft. Nach der Art ist sie verschieden, indem die eine zu diesem, die andere zu jenem nach ihrer Zubereitung nützlich ist." Die im Folgenden bei Dioskurides genannten Heilerden sind tonige/mergelige Erden mit unterschiedlicher Zusammensetzung an Alaun, Schwefel, Eisen etc. Vgl. G. Stille, Krankheit und Arznei. Die Geschichte der Medikamente (Berlin 1994), 136ff. Dioskurides, De materia medica V, 175, verweist auf die kimolische Erde, eine homogene, gipshaltige Paste, die mit Essig angerührt bei Verbrennung aufgestrichen wird und die Blasenbildung hemmen soll. Essigsaure Tonerde findet heute noch wegen ihrer antiseptischen und kühlenden Wirkung bei der Behandlung leichter Verbrennungen, wie Sonnenbrand, Verwendung.
3 bꜣq: Siehe R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 29–34; B. Koura, Ist bꜣq Moringaöl oder Olivenöl?, in: Göttinger Miszellen 145, 1995, 7982.

Spruch 39 (= alt 51), Brandverletzung

[Ein anderes (Heilmittel) zur Behandlung einer Wunde (durch) eine Verbrennung an] jedem (möglichen) Glied:1
qb-Pflanzen2, [Sellerie3,] Harz [von Koniferen], Pinienöl4.
(Die Wunde) soll damit sehr häufig verbunden werden, damit es gesund wird.
[Es] war effektiv in der Zeit der Majestät des Königs von Ober- und [Unterägypten] Amenhotep III.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Eine Parallele für Spruch 39 in pEbers Kol. 68.5–7 = Eb 487.
2 qb: Unbekannte Pflanze, s. S. Sauneron, Rituel de l’Embaumement: Pap. Boulaq III - Pap. Louvre 5.158 (Le Caire 1952), 15, i. 2 (= V, 4).
3 mꜣt.t: Sellerie, vgl. R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 92–99. S. dazu P. P. Koemoth, La plante mꜣtt, le feu et la puissance virile, in: Bulletin de la Société d’Égyptologie de Genève 17, 1993, 57–62,: evtl. Verschreibung aus mꜣt "Schilf".
4 sfṯ: s. R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 12–20; dazu Leitz 1999, 74, Anm. 224.

Spruch 40 (= alt 52), Brandverletzung

Vertreiben der hellen Verfärbungen von einer (Brand)wunde:1
Zucker (?)2, Carob und Honig.
(Es) soll damit gesalbt werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Eine Parallele für Spruch 40 in Spruch 44 (pLondon med 11.10–11 = alt L56 = alt pLondon med 15.10–11) und pEbers, Kol. 69.11–13 = Eb 504. Bei schwereren Verbrennungen verfärbt sich die Haut weißlich und ist verdickt.
2 kšw: S. Aufrère, Études de lexicologie et d’histoire naturelle I-III, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 83, 1983, 131, hier: 18–26, schlägt eine Verlesung von škr "Zucker(?)" zu kšw vor; s.a. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 183. Er verweist auf ein (unbestimmtes) Mineral. Der parallele Spruch 44 schreibt škr, so dass Aufréres Annahme zusätzlich an Gewicht gewinnt.
Zucker wirkt bei der Wundheilung desinfizierend und funktioniert nach dem Prinzip der Osmose, bildet allerdings, wenn er zu lange auf der Wunde bleibt, einen idealen Nährboden für Bakterien. Honig wirkt ebenfalls bakterizid. Da er die Wunde luftdicht abschließt, können so bei entsprechender Handhabung Verunreinigungen der Wunde vorgebeugt werden, ausführlicher zur medizinischen Wirkung von Honig s. D. T. Mininberg, Honey in ancient Egyptian medicine: mechanisms of efficacy, in: Göttinger Miszellen 217, 2008, 61–64 und T. Hofmann, Honig als „Specificum“: pEdwin Smith und die moderne Medizin. Ein Ausflug in den Cyberspace und eine Bibliographie, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 135, 2008, 40–49.

Spruch 41 (= alt 53), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Brot2 aus Gerste, Fett/Salböl.
(Es) soll damit sehr oft verbunden werden, bis ⟨es⟩ (= die Brandwunde) heilt.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. In Folge von Spruch 40 zu verstehen: Ein anderes Heilmittel, um den weißen Teil einer Wunde zu behandeln.
2 Evtl. sollen hier die sich im Sauerteig befindlichen Milchsäurebakterien helfen, einen die Wundheilung fördernden pH-Wert im Wundmilieu zu erzeugen, vgl. J. Dissemond, Die Bedeutung des pH-Wertes für die Wundheilung, in: WundForum. Das Magazin für Wundheilung und Wundbehandlung 1/2006, 2006, 15–19.

Spruch 42 (= alt 54), Brandverletzung

[Eine an]dere [Beschwör]ung:1
(Es) wurde gebissen den [... (Götterbezeichnung)] seitens ihres [(göttlichen) ...] und vice versa.
Dieser Spruch ist viermal zu sprechen.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. In Folge von Spruch 40 zu verstehen: Ein anderes Heilmittel, um den weißen Teil einer Wunde zu behandeln.

Spruch 43 (= alt 55), Brandverletzung

Geschwärzt ist der Körper mit (oder wie) Kohle und durch Wasser vom roten Wasser.1
Zerhacken [... ...] deine [Fein]de.
Sei nicht krank, sei nicht krank!
O Elender2, mache keine Verwundung, mache keine hellen Verfärbungen, mache keine Maden, (denn) siehe, ich habe euch (?) [...]!
(Es) werde [dieser Spruch über Nilerde3] [11.10] eines Wasserschleppers, Harz, Ocker, rote (Pflanzen)farbe,4 Fett und Wachs5 gesprochen.
(Es) (d.h. die Drogen) soll fein gerieben und (die Wunde soll) damit verbunden werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Dieser Spruch richtet sich wohl gegen schwerere Verbrennungen als die in den vorherigen Sprüchen behandelten. Nach moderner Schweregradeinteilung von Verbrennungen entspricht die Verkohlung dem letzten Grad 4. S.a. Leitz 1999, 75, Anm. 228.
Leitz 1999, 72 Anm. 228 nimmt an, dass es sich um eine schwere Verbrennung (Carbonisatio) handelt.
2 ẖz.w nach J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), vso III, 4 (Anm. 483 und 485). Angesprochen ist natürlich der Krankheitsverlauf. Möglich wäre auch, dass es sich bei den "Maden" um Eiter-Gerinnsel o.ä. handelt, vgl. Westendorf 1999, 235 (Anm. 307) und 400.
3 qꜣḥ: s. Anmerkung bei Spruch 38.
4 jrt.w: s. R. Germer, Die Textilfärberei und die Verwendung gefärbter Textilien im Alten Ägypten, Ägyptologische Abhandlungen 53 (Wiesbaden 1992), 129–130; vgl. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 226.
5 mnḥ: "Wachs" Wb 2, 83.4–5. Zur Verwendung von Wachs, kopt. ⲙⲟⲩⲗϩ, bei Wunden als Pflaster oder Salbengrundlage s. W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 99–100.

Spruch 44 (= alt 56), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel) zum Vertreiben der hellen Verfärbung einer Brandwunde:1
Zucker, Honig, Carob.
(Es) soll mit einem Dorn zerstoßen und damit gesalbt werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 44 ist parallel zu Spruch 40 und pEbers Kol. 69:11–13 = Eb 504. Zur Verwendung von Zucker und Honig bei der Wundbehandlung s. Anm. bei Spruch 40.

Spruch 45 (= alt 57), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Roter Ocker, schwarze Augenschminke, der innere Teil (Milchsaft?) [des] Persea-Baumes, gekocht, ḫzꜣ-Teile eines jmꜣ-Laubbaumes.
(Es) soll im Milch(saft) einer Sykomore2 zerrieben werden.
(Es) soll damit sehr oft gesalbt werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Infolge von Spruch 44 ebenfalls ein Heilmittel zum Vertreiben von hellen Verfärbungen bei Brandwunden. Ähnlich pEbers Kol. 69.13–14 = Eb 505.
2 jrṯ.t n.t nh.t: Der Saft der Sykomoren dient der Wundversorgung, s. R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 264–265; W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 97. Nach Dioskurides, De materia medica I, 181 hat der Saft "die Kraft, zu erweichen, Wunden zu verkleben und schwere Speisen verdaulich zu machen."

Spruch 46 (= alt 58), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Exkremente eines Esels2 in (?) heißem (?) Wasser (oder: in Wasser und Ruß)3.
(Es) soll die helle Verfärbung (der Brandwunde) damit bezwungen werden, so dass er sofort gesund wird.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden.
2 ḥz ꜥꜣ: "Eselskot". Schafskot wird bei Dioskurides, De materia medica II, 98, bei der Wundbehandlung eingesetzt, s.a. W. Schneider, Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Band I. Tierische Drogen (Frankfurt a. M. 1968), 63–64.
3 wbd: Wreszinski 1912, 209 ergänzt "[aufgelöst] in heissem Wasser". Er vermutet ꜣbḫ in der Lücke nach dem Tierfelldeterminativ des Esels und vor der stark zerstörten Präposition m. Wreszinski versteht wbd auch als Attribut von mw (ähnlich Leitz 1999, 76). Von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 168 verweist für wbd einerseits auf die Droge wbd in Eb 546 und 549, denkt andererseits aber auch an das Verbum der Drogenbereitung wbd (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 179). H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 136 erkennt im Londoner Papyrus eher das Verbum der Drogenbereitung, aber Westendorf 1999, 247 (mit Anm. 333) übersetzt "Kot des Esels mit Ruß (und) Wasser" und verweist auf pEbers 546 und 549, wo wbd neben Wasser genannt wird. Er meint, dass "Heißes Wasser" vermutlich mw šmm wäre, wie in Spruch 53 (Kol. 12.6). Die Droge wbd ist in H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 135–136 nicht identifiziert, die Übersetzung "Ruß" findet sich bei Westendorf 1999, 247 und Anm. 333.

Spruch 47 (= alt 59), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Weihrauch, Honig.
(Es) soll damit gesalbt werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 47 ist ähnlich mit pEbers Kol. 69.15 = Eb 508.

Spruch 48 (= alt 60), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Mehl der Carobfrucht.
(Es) soll mit Honig gemischt werden.
(Es) werde damit gesalbt.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 48 ist ähnlich mit pEbers Kol. Kol. 69.14 = Eb 508.

Spruch 49 (= alt 61+14), Brandverletzung

Ein anderes Heilmittel, das gemacht wurde gegen eine Brandwunde, die zu faulen beginnt.1
Abgeriebenes (d.h. Hammerschlag) von Kupfer,2 Malachit, pr.t-šnj-Früchte3, frischer (wörtl. erster) Weihrauch, [11.15] (Kreuz)Kümmel4, (gelber) Ocker, Kügelchen (Harzperlen?)5 von Wacholder, Wachs, Kampfer6, Harz(körner)7, [wohlriechende] Myrrhe, [Koniferenöl],8 [12.1] Honig.
(Es) soll zu einer einzigen Masse zerrieben werden.
(Es) soll damit umwickelt werden.
Es war effektiv zur Zeit der Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten Amenhotep III.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 49 ist ähnlich mit pEbers Kol. 68.12–15 = Eb 491.
2 ẖꜣ.w n.w ḥmt: Zur Übersetzung s. S. Sauneron, Un traité égyptien d’ophiologie. Papyrus du Brooklyn Museum No 47.218.48 et .85, Bibliothèque générale 11 (Le Caire 1989), 77–78, §51c, n, (l); H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 410; Leitz 1999, 76–77, Anm. 246. W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 63–64 und Dioskurides verweisen auf den adstringierenden Charakter von Kupferspänen. Dioskurides, De materia medica V, 89: "Kupferhammerschlag: Gut ist der dicke Hammerschlag von den Nägeln aus den kyprischen Werkstätten ... Er hat die Kraft zu adstringieren, zu unterdrücken (ätzen), zu verdünnen, fressende Geschwüre aufzuhalten und zu vernarben."
3 pr(.t)-šnj: R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 268–271.
4 tpnn: R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 101–106.
5 ẖpꜣ: R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 23.
6 tj-šps: Zur Identifizierung s. A. Lüchtrath, tj-šps, der Kampferbaum Ostafrikas, in: Göttinger Miszellen 101, 1988, 43–48.
7 ẖzꜣy.t: Feste, kornartige Substanz (Harzkörner?), s. E. Edel, Ein bisher falsch gelesenes afrikanisches Produkt in der Inschrift des rw-ḫwjf (Herchuf), in: Studien zur Altägyptischen Kultur 11, 1984, 187–193, 187–194; P. Barguet, La déesse Khensout, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 49, 1950, 17, hier: 6–7 mit Verweis auf M. Alliot, Les rites de la chasse au filett, aux temples de Karnak, d’Edfou et d’Esneh, in: Revue d’égyptologie 5, 1946, 57–118, hier: 66, Anm. 5.
8 Leitz 1999, 77 ergänzt in der Lücke "[sweet] myrrh, pine-[oil]" in Anlehnung an pEbers 68.14–15 = Eb 491: ꜥntjw nḏm 1 sft 1 bj.t 1.

Spruch 50 (= alt 15), Brandverletzung

Ein anderes Heilmittel gegen eine Verbrennung:1
Binse2, gekocht in Öl/Fett.
(Es) werde damit bandagiert.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 50 ist ähnlich mit pEbers 494.
2 jꜣr: "Binse". R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 18: Gras oder Binse, äußerlich zur Wundbehandlung angewendet.

Spruch 51 (= alt 16), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel):1
Stein vom Ufer des Wassers, j[bw]-Pflanze, gekocht mit jns.t-Pflanze und Fett eines Steinbocks.
[Es werde damit] ⸢bandagiert⸣.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 51 ist ähnlich mit pEbers Kol. 68.19–20 = Eb 495.

Spruch 52 (= alt 17), Brandverletzung

[Ein anderes Heilmittel]:1
Weihrauch, heißgepresst,2 Steinbockfett, Stein vom Ufer [des Wassers],3 Wachs, Carob, Sepia4, [..., ...]5:
Man soll es zu einer einzigen Sache zerreiben (?)6 und damit (die Wunde) verbinden, damit es gesund werde.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 52 ist ähnlich mit pEbers Kol. 68.10–12 = Eb 490.
2 snṯr sꜣq: s. A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica I (London 1947), 65*, Anm. 147.
3 jnr n.j rʾ mw: s. dazu J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 184.
4 ns-šꜥ: Sepia? S. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 216–217; vgl. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 314.
5 Am Anfang von Zl. 12.4 fehlen 2 oder höchstens 3 Drogenbezeichnungen.
6 [nḏ]: Wreszinski 1912, 146 liest bzw. ergänzt ꜣmj: "mischen", Leitz 1999, Taf. 37 ergänzt nḏ (mit Fragezeichen). Die aktuell sichtbaren Spuren erlauben keine Entscheidung, beide Verben kommen in Kombination mit m jḫ.t wꜥ.t vor. Im teilweise parallelen Rezept Eb 490 (Kol. 68.12) steht nd jri̯ m ꜥmj: "(es) werde zerrieben und zu einer ꜥmj-Masse gemacht.

Spruch 53 (= alt 18), Brandverletzung

Ein anderes (Heilmittel) gegen [eine Brandwunde am ersten Tag:]1
Gerste, gekocht,2 ein leeres Papyrusblatt, Leder, [... ,..., ...], [12.5] Cyperus esculentus (Erdmandel) [gekocht],3 Emmer (?)4, Öl, Wachs, [Rinder(?)-Fe]tt5:
(es) [soll zu] einer einzigen [Masse gemacht werden];6
[(Es) werde] die Brand[wunde] [...] am Morgen (?).
Du (?)7 sollst waschen [die Verbrennung (?) mit] heißem Wasser (?)8.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 53 ist ähnlich mit pEbers Kol. 68.1–3 = Eb 484 und pEbers Kol. 68.20–69.1 = Eb 497. Wreszinski, 146 und Leitz, Taf. 37 ergänzen den Titel nach Eb 497.
2 jt psi̯: pEbers 68.1 = Eb 484 und pEbers 68.20 = Eb 497 führen jt bzw. jt psi̯ als Ingredienz für ein Heilmittel gegen Brandwunden auf.
3 wꜥḥ [psi̯]: Vgl. dazu Spruch 34, in dem gekochte Erdmandel als Ingredienz benannt wird; ebenfalls in Eb 497.
4 sw.t: Bedeutung unklar. Wreszinski 1912, 184 und 230 (Index) erkennt zw.t: "Weizen" und betrachtet das Determinativ V6 als fehlerhaft. Für zw.t "Weizen" oder "Emmervarietät" siehe R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 308. Diese Zutat steht weder in Eb 484 noch in Eb 497 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 427 und 430, Anm. 2 halten die Zuweisung des Belegs in pLondon med. zum Lemma zw.t: "Weizen" für sehr fraglich. Das als w gelesene Zeichen (Z7) könnte auch eine f-Schlange sein. Sollte man sfṯ-Öl lesen (ebenfalls mit einem falschen Determinativ und ebenfalls nicht in Eb 484 und 497)?
5 ꜥḏ ⸮[jḥ]?: Diese Zutat in Eb 484 und in Eb 497 (gleiche Ergänzung bei Westendorf 1999, 248).
6 [...] ⸢m⸣ [ḫ.t] wꜥ.t: Wreszinski 1912, 146 liest psi̯ (deshalb auch Westendorf 1999, 248: "[werde] zu einer [Masse gekocht]"), aber die winzige Spur nach dem Determinativ von [ꜥḏ]j ist nicht eindeutig. Ob hinter ꜥḏj noch jḥ zu ergänzen ist, wie in Eb 497 und Eb 484 (vgl. Westendorf 1999, 248: "Fett (des Rindes)")? In Eb 497 steht jri̯ m ḫ.t wꜥ.t. Weder psi̯ noch jri̯ füllen die Lücke aus, wenn man nicht gleichzeitig jḥ ergänzt. Vielleicht ist nḏ o.ä. zu ergänzen, das mehr Platz einnimmt als psi̯ oder jri̯.
7 jꜥi̯=k: Eine Behandlungsanweisung in 2. Pers. Sg. auch in Kol. 10.13: wt=k st ḥr gꜣb.t n.t dgm. Der Schrägstrich von k ist eindeutig auf dem Photo, wird aber nicht von Wreszinski vermerkt und von Leitz 1999, Taf. 37 nur in der Anmerkung zu Zl. 6 erwähnt.
8 mw: Da der vorangehende Teil zerstört ist, könnte N35A auch ein Wort für "Flüssigkeit" o.ä. klassifizieren. Leitz 1999, Taf. 37, Anm. zu Zl. 6.b–c fragt sich, ob jꜥi̯ [wbd.t m] mw šmm ergänzt werden könnte und er verweist dazu auf Kol. 12.8: jꜥi̯ wbd.t ⸢m⸣ m(w)y.t. Falls man hier wbd.t ergänzt, kann N35A nur mw gelesen werden, denn der Platz würde sonst nicht ausreichen.

Spruch 54 (= alt 19), Brandverletzung

(Heilmittel zum) Vertreiben von Brandblasen (wörtl.: Blasen einer Verbrennung):1
Sepia, šnf.t-Frucht/Kuchen2.
Es soll in Wasser zerrieben und daran gegeben werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden. Spruch 54 ist ähnlich mit pEbers Kol. 72.8–9 = Eb 549, allerdings nur ein Heilmittel zur Behandlung von Blasen allgemein.
2 šnf.t Bedeutung unklar; in pEbers Kol. 72.8–9 = Eb 549 folgt auf nš-š stattdessen šfšf.t mit ebenso unklarer Bedeutung.

Spruch 55 (= alt 20), Brandverletzung

Das, was gemacht wird für/gegen eine Brandwunde,1 so dass sie heilt (?; oder: wenn sie nicht (?) verheilt).2
Bleiweiß3, zerstoßen mit Milch von einer (Frau), die einen Jungen geboren hat.
(Es) soll [da]mit verbunden werden.

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden.
2 r snb{n}=s oder n snb.n=s: Wreszinski 1912, 146 erkennt die erhaltenen Spuren nicht als snb und lässt die Stelle unübersetzt. Leitz 1999, Taf. 37 hält das b von snb für sicher. Er liest r s[n]b.n=s: "until it is healed". Auch Westendorf 1999, 248 übersetzt "bis daß sie gesund wird". Das r ist allerdings teilzerstört und könnte auch ein negatives n sein. Die Konstruktion n sḏm.n=f ist für snb in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 761 nicht belegt (nur jr tm=f snb). Eine Lesung r snb.ṱ=s (vgl. Spruch 46 = Kol. 11.13) passt nicht zu den Spuren.
3 ḏḥtj ḥḏ "Bleiweiß" (basisches Bleicarbonat), ein weiches Weißpigmet. Nach Dioskurides wurde Bleiweiß äußerlich angewendet und hat "eine kühlende, hautbildende, erweichende, ausfüllende, verdünnende Kraft, ..." (Dioskurides, De materia medica V, 10). ḏḥtj ḥḏ ist nur in schriftlichen Quellen belegt – gerade die Verwendung von Bleiweiß als ein hochdeckendes Farbmittel ist dagegen in der ägyptischen Malerei (5. Dynastie bis frühe Römische Zeit) nicht nachweisbar (I. Blom-Böer, Zusammensetzung altägyptischer Farbpigmente und ihre Herkunftslagerstätten in Zeit und Raum, in: Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 74, 1994, 55–107, hier: 83, s.a. Anm. 201); stattdessen wurden weiße Pigmente seit prädyn. Zeit/AR aus Kalziumsulfat oder Kalziumkarbonat gewonnen (I. Blom-Böer, Zusammensetzung altägyptischer Farbpigmente und ihre Herkunftslagerstätten in Zeit und Raum, in: Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 74, 1994, 55–107, hier: 66). Zu ḏḥtj "Blei" s. S. Aufrère, L’univers minéral dans la pensée égyptienne, Bibliothèque d’étude 105. 2. Band (Le Caire 1991), 453. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung 54 (Berlin 1961), 68 erwägt für ḏḥtj ḥḏ die Bedeutung Zinn.
In byzantinischer Zeit wird Blei (gebrannt) allgemein zu Wundheilung eingesetzt, s. W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 50–51.

Spruch 56 (= alt 21), Brandverletzung

Ein Heilmittel, das gemacht wird [für/gegen eine Brandwunde]:1
Ziegel/Block aus Carob:
werde zerrieben und durch Stoff geseiht2.
(Es) soll die Brandwunde [mit] Urin gewaschen werden.
Man soll diese Ziegelmasse (?)3 über den Urin geben.
(Es) soll die Brandwunde damit eingesalbt werden.
Effektiv, effektiv!

1 Sprüche 34–56 richten sich gegen Brandwunden.
2 shꜣi̯: Die Grundbedeutung "herabsteigen lassen" lässt sich durch m šs/sšr zu "etwas, das durch Stoff herabsteigt = durchseihen" erweitern: s. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 783: "hineintun in" oder "hindurchgehen lassen durch"; so auch R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 792 {29116} (mit Asterisk als unsichere Bedeutung). Leitz 1999, 78 hat "wrap in cloths"; Westendorf 1999, 248 übersetzt "werde durch Tücher geseiht". Die Bedeutung "hineintun in" geht vielleicht auf Wreszinski 1912, 184 und 231 zurück: "in Leinwand einschlagen".
3 ḫt-ꜥ: nach Westendorf 1999, 248 "Ziegelmasse". Das Wort muss eine Drogenform sein (s. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 671) und greift vielleicht ḏb.t n.t ḏꜣr.t: "Ziegel von Johannisbrotfrucht" wieder auf. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 671 verweisen auf ḫt ḏb.t: "Ziegelform" in Wb 3, 342.8. Leitz 1999, 78 beschränkt sich auf "ḫt-ꜥ-ingredient".

Teil B1, Augenkrankheiten

Spruch 57 (= alt 22), Applizieren von Medikamenten auf das Auge

[13.1] Spruch für das Geben eines Heilmittels an die Augen:1
O dieses Auge des Horus, erschaffen von den Ba-Seelen von Heliopolis, gebracht/geholt von Thot aus Hermopolis (?)2, aus/in dem großen Tempel, der sich in Heliopolis befindet, der sich in Pe befindet, der sich in Dep befindet.
Das, was gesagt wurde darüber: Oh wie (will)kommen ist dieses Auge des Horus, das Erhabene, das sich im Auge des Horus befindet!
Man hat (es) gebracht, um den Schlag (Einwirkung) eines Gottes und den Schlag einer Göttin zu vertreiben (und den) eines Widersachers und einer Widersacherin, [13.5] eines Untoten und einer Untoten, eines Feinds und einer Feindin – die, die sich diesen Augen eines Mannes entgegenstellen, der unter meinen Fingern ist.
Schutz ist hinter (mir). Der Schutz, der Schutz ist gekommen!
Dieser Spruch ist zu sprechen viermal, während man das Heilmittel an die Augen gibt.

1 Sprüche 57–58 sind Beschwörungen des (rechten) Auges. Eine Parallele für Spruch 57 findet sich im Beginn eines Ostrakons aus den Grabungen von Theodore Davis im Tal der Könige, G. Daressy, Quelques ostraca de Biban el Molouk, in: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 27, 1927, 161–182, hier: 180 (Rto Zl. 1–5).
2 jni̯.n Ḏḥw.tj m Ḫmnw: Thot aus Hermopolis referiert hier im Zusammenhang mit dem Horusauge, das in Heliopolis geschaffen und nach Hermopolis gebracht wird, auf Sonne und Mond. Die Graphie von Ḫmnw ist sehr ungewöhnlich. Leitz 1999, Taf. 38, Anm. zu Zl. 2 meint, dass die zwei horizontalen Striche, die die hieratische Zahl 8 bilden, zu 2 x n verlesen und dann zu 2 x nw-Topf umgeschrieben wurden. Das s am Wortende wäre eine Wiedergabe der hieratischen Zahl 4 in Datumsangaben. Wreszinski 1912, 185 hat schon eine Verschreibung für "Hermopolis" angenommen; von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 60 und von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 65 halten den Ortsnamen für unleserlich, aber H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 658 haben es als ḫmnw(?): "Hermopolis (?)" eingetragen. J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 47 erkannte das Toponym Cusae (= Qusae, el-Qusiye), das er als Ggws transkribiert (für Qjs?); vgl. R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 1200 {42783} = R. Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II. Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit. Teil 2, Kulturgeschichte der antiken Welt 112 (Mainz am Rhein 2006), 2983 {42783}: ein unsicheres Toponym Ggws in CT III, 90a. Vgl. auch die Schreibung Gs.wj: "Qus" bei Koptos im Ramesseum-Onomasticum Zl. 204 und im Onomasticum-Golenischeff, Kol. 4.16 (A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica II (London 1947), 27*, Nr. 339), aber das hieratische Zeichen ist nicht das für Gs.wj erforderliche V33.

Spruch 58 (= alt 23), Applizieren von Medikamenten auf das Auge

Eine andere Beschwörung des rechten Auges.
[Das, was getan wird (?)]1 zum Vertreiben des Wütens2 in [...] wie (?) [...],3 wie die Schmerzstoffe (?),4 die brennend (?)5 und ...?... sind.
Ich kenne deinen Namen.
Sei sanftmütig [zu mir (?)]! Verhülle (dich) [13.10] mir!
Ich weiß/kannte nicht deinen Namen!
Versieh (?) das rechte Auge mit (?) einer Binde um seiner selbst Willen (?), ohne dass es lastet und ohne dass es schwer ist.

1 jrr.t r dr: So ergänzt Wreszinski 1912, 147 (mit Fragezeichen). Laut Leitz 1999, Taf. 38 passt das nicht zu den Spuren.
2 nšn.y: Gemeint ist hier vermutlich der wütende, d.h. intensive Schmerz.
3 dr nšnj m [...] mj [...] mj: Wreszinski 1912, 186 lässt einen Satz mit nšnj aufhören und meint, dass das anschließende m einen negativen Imperativ einleitet. Die kleine Lücke vor dem ersten mj hört mit einem senkrechte Zeichen auf, ebenso das Wort hinter mj: Ob man zwei Götternamen einfügen dürfte: "der Wut in [Gott X] wie (in) [Gott Y]"?
4 mj ⸮wḫdw? kꜣkꜣ: Es ist unklar, ob mj die Präposition ist oder das phonetische Zeichen eines anderen Wortes bildet, das mit dem "schlechten Paket" (Gardiner Sign-list Aa2) als Determinativ endet. Hinter mj liest Wreszinski 1912 tkꜣkꜣ (mit Fragezeichen), aber die Spuren passen nicht. Die Lesung Aa2 von Leitz 1999 passt zu den Spuren, aber ist kaum isoliert zu lesen.
5 kꜣkꜣ wird hier mit der Feuerpfanne (Gardiner Sign-list Q7) klassifiziert, was auf das demot. kk "braten" (W. Erichsen, Demotisches Glossar (Kopenhagen 1954), 568), kopt. ϭⲱϭ (S) "rösten, backen, braten" (W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965–1977), 475) verweist. Leitz 1999, 79, Anm. 269 transkribiert wḫd.w (?) kꜣkꜣ ps (?) ḏꜣ und übersetzt "... pains of a blister, which cooks (?) and makes ḏꜣ." ḏꜣi̯ bleibt unklar; möglich wäre eine Lesung ḏꜣi̯ im Sinne von "(sich) entgegenstellen" (Wb 5, 514–515), d.h. die Schmerzstoffe brennen und stehen der Behandlung feindlich/widerspenstig gegenüber, so dass noch die folgende Beschwörung "Ich kenne deinen Namen ..." notwenig ist. (vgl. auch H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 993).

Teil A1, Hauterkrankungen

Spruch 59 (= alt 24), ꜥḫ.w-Krankheit

[14.1] Anfang der Beschwörung der ꜥḫ.w-Krankheit1:
O Horus, O Re, O Schu, O Geb, O Osiris, O Heka, O Nun: Gepriesen seid ihr, große Götter, die {die Oberen} ⟨den Obersten⟩ der Unterwelt herbeibringen, die veranlassen, dass er {nicht?} zum Boden/zur Erde fährt,2 (ihr) die Re geleiten3 bei dessen Aufstieg {des} ⟨zum⟩ Horizont, die mit/in der Abendbarke rudern und mit/in der Morgenbarke reisen.
Kommt zu mir!
Steigt zu mir auf/Nähert euch mir!
Vereinigt euch mit mir!
Irgendeine üble Sache hat mich berührt (wörtl. ist zu mir heraufgekommen), irgendeine üble ḏbꜣ/sḏb-Krankheit4, irgendeine üble ḫꜣy.t-Krankheit, [14.5] die in diesem (meinen Leib) und in diesen allen meinen Gliedern ist.
Ihr seid mein Schutz.
Horus, hüte dich vor Seth und vice versa!
Ich brachte ein Kraut, das aus sich selbst entstand. Das Üble, das zu euch gehört, wurde vernichtet.
O diese Götter, vernichtet wurde alles Üble, das zu mir gehört.
Worte zu sprechen über einen Zweig(?)5 von einer Tamariske; (es) werde die ꜥḫ.w-Krankheit damit ..?...6 .

1 ꜥḫ.w-Krankheit: A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 50–52, leitet ꜥḫ.w von ꜥḫ "Feuerbecken" und ꜥḫj "verbrennen" ab und deutet das als Fieberausbruch. T. Bardinet, Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin dans l’Égypte ancienne, in: Revue d’égyptologie 39, 1988, 3–36, hier: 14–15, folgt dem. Die ꜥḫ.w-Krankheit steht in enger Verbindung mit der (vorderasiatischen) samanu-Krankheit, s. die Anmerkungen zu Spruch 21. Möglicherweile handelt es sich auch um deren ägyptische Entsprechung, vgl. Westendorf 1999, 66, Anm. 86 und 87.
2 nm=f: Leitz 1999, 80, Anm. 275 transkribiert wegen der voranstehenden Negationsärmchen {n} nm=f. Die Orthographie von nmj ist ungewöhnlich: man würde ein normales n statt der negativen Arme erwarten (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 461 betrachten D35 wahrscheinlich als eine Graphie von N35) und die Buchrolle (?) ist ebenfalls unüblich als Determinativ des Bewegungsverbs.
3 ḥzi̯: hier nach von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 264 wegen des Klassifikators D54 mit "geleiten" übersetzt (ebenso H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 633; Westendorf 1999, 375). Leitz 1999, 80 entscheidet sich für das Verb ḥzi̯: "loben".
4 ḏbꜣ: Die Lesung des Hieratischen ist unsicher. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1021–1022 liest mit Wreszinski einen Stern und stellt als Alternativen vor: sbꜣ(.yt), etwa "Strafe" o.ä., sbꜣ.w: "Prüfungen, Leiden" (so Wreszinski 1912), sḏb: "Schaden, Unheil" (eigentlich der unten gegabelte Stock, U116). Westendorf 1999, 375 liest sḏb: "Unheil". Leitz 1999, 80 liest dagegen das Zeichen als Schwimmer aus Schilfrohr (T25) ḏbꜣ und übersetzt mit Verweis auf das Verb H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1001 (ḏbꜣ: "verstopfen") ein Substantiv "blockage". Vermutlich handelt es sich zumindest um ein Symptom der ꜥḫ.w-Krankheit.
5 rʾ-ꜥ: H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 62–63 vermuten eine Bezeichnung für "Zweige; Zweig-Enden".
6 [_]ꜣw: In der Lücke möchte Westendorf 1999, 376 sḥri̯ "vertreiben" ergänzen, aber die Zeichenspuren weisen nicht darauf hin. Auch die ältere Lesung von Wreszinski 1912 als wt: "bandagieren" passt nicht zu den Spuren.

Spruch 60 (= alt 25), nsy- und nsy.t-Krankheitsdämonen

Eine andere [Beschwörung]1 ⟨des⟩ Vertreibens des (männlichen) nsy-Krankheitsdämons und des (weiblichen) nsy.t-Krankheitsdämons2, die [Isis (?)]3 für ihren Vater machte gemäß dem, was gemacht wurde [für Osiris/Re (?)]4 seitens der Großen Enneade, die befindlich ist an der Spitze der [Götter (?)]5 am Tag des Grüßens durch die Enneade, (und) die befindlich ist in der Kapelle in der Nacht, als Osiris seinen Mund öffnete, [14.10] um zu sprechen in der Balsamierungshalle:
"Mein Sohn Horus ist es/der, der mich huldigen (oder: mir beistehen) wird."
– Und so entstand sein Sohn, genauer Harendotes (wörtl.: Das ist/bedeutet das Entstehen seines Sohnes; es ist Horus, der-seinem-Vater-beisteht). –
Dieser Schutzzauber/dieses Amulett wurde gefunden in der Nacht, als er (d.h. der Zauber) herabgefallen war in die Halle des Tempels von/in Koptos als Geheimnis dieser Göttin (d.h. Isis) durch den Vorlesepriester dieses Heiligtums.
Damals war dieses Land in Finsternis.
Der Mond(gott) ist es, der über dieser Papyrus(buch)rolle scheinen wird6 (oder: geschienen ⟨hat⟩) auf allen ihren Wegen7.
Als wunderbare Sache wurde es der Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten Cheops, gerechtfertigt, gebracht.
O diese 8 Götter, die herauskommen aus [15.1] dem Nun, die unbekleidet und unbehaart sind (wörtl.: die nicht ihre Kleidung und die nicht ihre Haare haben),8
Was ihre wahre Namen angeht: Er ist eigentlich unbekannt.
Nun; Schilf(rohr); Hehu; Finsternis/Keku; Atemluft des ḫnd.w(-Gottes/Dämons)9.
Töte (?) die beiden ḫꜣ-Schlangen,10 (o) (unterägyptische) bj.t-Schlange!
Einer, der die tötet, die nicht sind, und der die erschafft, die geboren sind.
Der ḫnd(-Gott/Dämon) (?; oder: der Wanderer) ist für die Todes-Schlange; und der Wanderer – er ist für den König.11
Er ist es, der mir beistehen (?; oder: mich begrüßen) wird wegen des Ausspruchs seines Vaters.
Die Freude, die fehlte, ist (wieder) in den Gesichtern (der Menschen); die Uraei, die fehlten, sind (wieder) in Buto.
Der Ausspruch aber ist befindlich in der ⟨Buchrolle?⟩ selbst.12
Steige nicht herab (oder: Falle nicht) auf X, geboren von Y nachts oder tagsüber zu irgendeinem Zeitpunkt!
Man spreche diesen Spruch, der ⟨auf⟩ dieses Blatt Papyrus geschrieben ist, über ⟨...⟩.

1 šn.t: Ergänzung durch Wreszinski 1912, 149, der Leitz 1999, Taf. 39 nur zweifelnd folgt, weil die erhaltenen Zeichenspuren nicht passen, vor allem das Zeichen vor dem Mann mit Hand am Mund sieht eher wie einen Strich als wie die Schlaufe V1 aus. Wreszinski 1912, 149 ergänzt k.t šn.t dr ..., wohingegen Leitz 1999, Taf. 39 k.t šn.t n.t dr liest. Tatsächlich würde man n.t erwarten, aber es passt erneut nicht zu den erhaltenen Spuren.
2 nsy.t: Wreszinski 1912, 149 und Leitz 1999, Taf. 39 haben beide tmy.t gelesen, aber das Wort ist eindeutig nsy.t zu lesen (Digitalscan British Museum). Das obere Zeichen ist etwas dick geraten für n und könnte eventuell für ein t gehalten werden (das vordere Ende ist weggebrochen, so dass die Länge des Strichs unbekannt ist), aber die beiden Zeichen darunter sind eindeutig ns und z und nicht tm. Die Kombination von nsy und nsy.t findet sich auch in Spruch 5 (Kol. 2.6: ḫsf nsy nsy.t, vgl. die Ergänzungen in Kol. 2.7 und 2.9), sowie in pChester Beatty 6, Vso 2.2: mdꜣ.t n.t dr nsy nsy.t.
3 jri̯.n [ꜣs.t]: Ergänzung durch Wreszinski 1912, 149, gefolgt von Leitz 1999, Taf. 39. Sie ist zwar logisch (Isis ist z.B. die Göttin von Koptos, die in Zl. 14.11 erwähnt wird) und eine weibliche Person ist wegen jt=s erforderlich, aber die erhaltenen Zeichenspuren erlauben keine Bestätigung.
4 ḫft jri̯.yt ⸢n⸣ ⸮[Wsjr]?: Ergänzungsvorschlag Wreszinski 1912, 188 und 189, der aber auch eine Ergänzung "Re" für möglich hält. Deshalb lässt Wreszinski die Stelle leer in seiner hieroglyphischen Umschrift. Sie bleibt ebenfalls leer in den Übersetzungen von von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 156; J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 35 und bei Leitz 1999, 81. Westendorf 1999, 378–379 akzeptiert die Ergänzungen "Isis" und "Osiris". Eine kleine erhaltene Spur ist nicht mit den üblichen Schreibungen von "Osiris" oder von "Re" vereinbar.
5 jm.jt-ḥꜣ.t ⸮⸢nṯr⸣.w?: Wreszinski 1912, 149 und 188 konnte die Lücke nicht ergänzen. Die Ergänzung nṯr.w stammt von Leitz 1999, Taf. 39, ist aber nicht mit den Spuren vereinbar, falls der betreffende kleine Schnipsel Papyrus an der richtigen Stelle restauriert ist (es wäre auf dem Recto Kol. 10.10 das erste Zeichen von wsr). J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 35 mit Anm. 130 fragt sich, ob es die "[cre]w (?)" der Sonnenbarke sein kann. Denkt er an jz.t?
6 jn jꜥḥ wbn=f: Übersetzung und Glossierung s. Kammerzell, Sacred spaces, secret places, and the storage of knowledge in Ancient Egypt, in: Creating and representing sacred spaces, Göttingen, 29.06.02.07. 2000, Abstract und Handout zum Vortrag. Die meisten Bearbeiter gehen davon aus, dass eine sḏm.n=f-Form zu emendieren ist: W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962), § 243.4; J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 36; Leitz 1999, 81, Anm. 284; Kammerzell.
7 wꜣ.t=s: Der Bezug ist unklar. Nach E. Graefe, Untersuchungen zur Wortfamilie bjꜣ- (Köln 1971), 126, Anm. 82 bezieht sich das Suffix 3.SG.F auf die (Papyrus)Buchrolle, so dass der Mond das Buch beleuchtet, während es vom Himmel fällt. Wildung, Die Rolle ägyptischer Könige im Bewusstsein ihrer Nachwelt, 174 übersetzt wꜣ.t mit "(Buch)seiten", so dass der Mond auf alle Seiten scheint. Graefe merkt zu Recht an, dass nicht von einem Buch (d.h. Codex o.ä.), sondern einer Rolle (ohne Buchseiten) auszugehen ist. Ebenso Leitz 1999, 81, Anm. 284.
8 Die folgenden Zeilen 15.1 (Ende) – 3 (Anfang) sind nach J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), Anm. 134, 135, größtenteils "Mysterious hieroglyphs, untranslatable".
9 ḫnd: J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 36, Anm. 41 übersetzt "treader" ("der, der (zu)tritt") als Name einer Klasse von Dämonen; s. dazu die Klassifizierung mit A53. Westendorf 1999, 379 übersetzt "Marschierer" und fragt sich, ob der Sonnengott gemeint ist.
10 smꜣ ḫꜣḫꜣ.wj: J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 36 übersetzt "Kill the two ḫꜣḫꜣ-snakes, o Lower Egyptian Crown Snake (bj.t)!" Westendorf 1999, 379 übersetzt "Messer/Waffe der beiden Uräen der roten Krone".
11 ḫnd n mwt ...: Übersetzung nach J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 36: "The Treader is for the Death-snake (?), and the Wanderer (ḫpw), he is for the King (nsw.t)".
Westendorf 1999, 379 folgt dem: "Der 'Marschierer' ist für die Todes-Schlange (Uräus?), und der 'Wanderer' (auch der Sonnengott?) ist für den König (Horus?)".
12 jw Ḥw jr=f jm.j ḏs=s: Sinn? Weder Wreszinski 1912 noch Leitz 1999, bieten eine Übersetzung an. Leitz (81, Anm. 194) verweist auf Westendorf 1999, 379 der vorschlägt: "Der Ausspruch jedoch, der in der ⟨Buchrolle⟩ selbst war, (lautet):". J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 36 übersetzt: "Hu is now in ⟨it⟩ itself." Das Problem liegt bei jm.j (ein Nisbe, kein Status Pronominalis der Präposition m) und beim Bezugswort von =s in ḏs=s.

Teil E, Hymnen

Spruch 61 (= alt 62)

[16.1] Sehen des Abbildes des Re.1
Du mögest beten [...] in Richtung auf Theben, indem du den Herrscher LHG siehst, wie er Amun erscheinen lässt.
Seine (d.h. des Amun) Stadtbewohner sind im Fest, sein Herz ist erfreut, der Herrscher LHG geleitet ihn.
Der Nachwuchs, der sich inmitten von Theben befinden, jubelt vor dir!
Amun-Re, mein Herr, dein Herz schultert mehr als die Berge, denn du hast den Süden und den Norden weitgemacht.
Mögest du das Land niederzwingen für deine Stadtbewohner, junger Stier, furchtbar an Gebrüll im Süden von [...] (oder: im Süden und im Norden (?)].
Der Himmel ist im Jubel (?).
Das Land ist in der Achet-Jahreszeit für dieses Antlitz Amuns.
Amun-Re, mein Herr, setze ⟨mich⟩ (?) inmitten der Menge (?).
Du sollst veranlassen, dass ⟨ich⟩ sehe das Leuchten (?) deiner Antlitzgestalten (?), wenn sie aufgehen.
Sein Refrain vor ihm:
Gerecht ist Amun, gerecht ist Amun!

1 Sprüche 61 und 62 lassen sich eher als Hymnen im Kontext eines Festes/einer Prozession in Theben interpretieren. Ein Hinweis auf eine Verbindung zu den vorangegangenen med.-mag. Sprüchen lässt sich in Spruch 62 (Kol. 17.4) finden. Allgemein zum "Sehen (von Bildern) von Göttern" s. D. van der Plas, „Voir“ dieu. Quelques observations au sujet de la fonction des sens dans la culte et la dévotion de l’Égypte ancienne, in: Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 115, 1989, 4–35.

Spruch 62 (= alt 63)

Ein anderer1 (Spruch)2:
Meine Liebe ist ⟨mein Herr⟩ – (indem) [16.5] ich liebe das Antlitz/die Protome Amuns.
Meine Liebe ist mein Herr – (indem) ich liebe Amun.
Meine Liebe ist mein Herr – mehr als das Innere meiner Augen wegen dessen, was man damit/darin sieht.3
Der Zustand aller meiner Glieder [ist ... ...].
Ich liebe meinen Herren mehr als Nah[rung, mehr als ...], mehr als Salbe, mehr als Weihrauch, der aus dem Gottesland kommt, mehr als echte Augenschminke.
Ich liebe meinen Herren [mehr als ...], mehr als [meinen] Vater, [mehr als meine Mutter,] mehr als 10 [meiner] Geschwister, [... ... ...].
[Ich] liebe [meinen Herren mehr als] Ischedbaum-Früchte (und) Ocker, mehr als Gerste in [...], mehr als (belaubte) Zweige der [... ... ... warm].
[Ich] liebe [meinen Herren mehr als ... ... ...] gründen ...?..., (indem) er erhebt [... ... ... ...]-Holz(?).
Nicht [... ... ...] in/mit seinem Kopf, deine Kinder (?) [...] [16.10] Fest des Min4 [... ... ...].
Ich [liebe] meinen Herren mehr als ein Berg aus La[pislazuli] (?) [... ... ...] mit erstklassigem Öl von [...] wir (?) für ihn gut ...
Ich liebe [meinen] Herren [mehr als ... ... ...], wobei ich [...] war, ohne zu bewegen.
Mein [Herr (?) ...] ein Schiff für mich (?: oder: von) [... Per]seabaum, ohne [... ... ...] sein/er? für dich in Freude.
[17.1] [...] du/dein richtig ... mit/durch [meine?] Arme/Hände ... opfern (?) in der Flut.
Bete (?) ...?... [... ... ...
[... ... ...] wie einer, der nicht hört die Bitte [...], der Hunger und Durst hasst, ... ... ... Amun [... ... ...].
Eine Bitte ist in mir.
Er soll nicht das Knotenamulett (?)5 (weg)waschen, das (?) bei mir (an)gespannt (?) ist.'
Eine Bitte ist in mir.
Komm, und du wirst mich sehen!
Du sollst mich beklagen6, während (ich) lache (wörtl. beim Lachen).7
Ich werde ein anderes Knotenamulett (?) auf/an dieses mein beschworenes Auge geben.8
Dann soll ich lachen!
Eine Bitte ist in mir, während (ich) weine (wörtl. beim Weinen) [... ...].9
Gib mir das Schreiten (?), Amun!10
Lass nicht zu (?), [17.5] dass ich herabsteige (?)11.
Mögest du preisen/singen (??)12, um zu veranlassen, dass er sich erhebt13 wie ein Stier, wenn er sich umwendet (?)14.
Sein Refrain vor ihm.
Unterägypten ist bei dir in Furcht. Zweimal (zu zitieren). (?) (oder: Unterägypten kommt zu dir.15 Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht!)16
Siehe doch das Heer/die Menge!
Unterscheide für ihn (?)17 wie diese in (?)18 eurer Mitte [... ...].
Deine Stärke ist wie dein scharfes Schwert in deiner eigenen Hand.
Nicht gibt es einen, der deinen Arm wegleiten (??) kann.19
Es gibt keinen, der vor ihm (d.h. dem Arm) fliehen kann.20
Schlage zu, Amun, gegen/um zu ...?...21, ohne dass es einen Misserfolg gibt.
Du bist wie ein rwj-Löwe, wie ein mꜣj-Löwe, der Zerstörer des Gartens.
Es gibt kein Nordwärts-segeln für den, der südwärts segelt (?).
Es gibt kein Südwärts-segeln [für ...]
Man tritt nicht auf ihn/darauf (?) [... ...] er/sein ...?... [...] rwj-Löwe [...] umwenden/wiederum.
Spitz an [Gehörn (?), ...] aufheben (?) [...] du/dein [...] wie Lederriemen (?) [... ...] ...?... [...] ausgestattet
[17.10] [...] ihr Abscheu. Die Menschen [... ...] ...?... [... ...] fallen auf ...?... [... ... ...] nicht [...] für sie.
Ich hüte mich vor (?) [... ... ...] beim lösen und abwehren ...?... [... ... ...] seine beiden Beine
...?... Antwort ...?...
...] ...?...allein unter [... ... ...] Krokodil(?) [...]
[Sein Refrain vor] ihm (?)22.
Erblicken (?) [... ... ...
...?... das Krokodil eine Störung (?) [... ... ...
Ich veranlasse, dass hören [... ... ...
[18.1] ... mit (?) denen, die sich im Perseabaum befinden [... ...] ... seine Reise nordwärts nach außen, ohne dass ein Schiff ihn passiert (?). Tragen [...] ... [...] edel.
Der Teil/die Portion ist [...]. Er eilt mit/als (?) [... ...] über den Berg der Stadt (Theben?).
Der Leichnam ist unter ihr (d.h. die Stadt?) (?) ...?... [...] er hat gefüllt (?) [... ...] Blut ...???...
Du bist wie Feuer, wenn es in das Gebüsch gefallen ist.
(Wenn) der Wind stürmt [in/als ...], (dann) stürmt er.
Ihr (des Feuers?) Mittelpunkt (wörtl. Herz) ist stark; [es kann (?)] nicht gelöscht [werden, ... ...] tapfer (wörtl.: stark von Herzen).
Die Bögen sind in deiner Hand.
Das Feuer [... ...] das Verbrechen [18.5] in den K[örpern] der Rebellen, die deinen Weg überschreiten.
Wenn du den Weg für Amun bereitet/gebahnt (wörtl.: geöffnet) hast, dann hast du deine Grenze erweitert für die Ewigkeit.
Sein Refrain vor ihm.
Du bist gekommen, damit ich mich vereinige mit insgesamt allem (?), was [m]ein (?) [Herr (?)] für Amun anordnete (?).23
Ich werde mein Herz nicht vereinigen mit [irgendeinem (?)]24 Verbrechen vor mir wie [...].
Ich werde mich in der Tat nicht vereinigen mit [...].
Ich bin kühl [... ...] unser/wir (?).
{Sein} ⟨Mein⟩ Vater (und) meine Mutter sind bei ihm wie (?) jedermann.25
Amun, oh (?), ich bin allein ...?... [...] mein Vater (und) meine Mutter [... ...] in Wahrheit.
...?..., höre auf die Lehre [... ...] beim Folgen/Begleiten [...].
[...] ...?... [... ...] das Haus (Weberei?) ...?... Amun ... stürmen ... befehlen(?)
[18.10] ...?... [... ... ...] die Untergebenen.
Wab-Priester (?) / rein (?) [... ... ...] Kleidung (?) [... ... ...] ...?... [... ... ...] sie/ihre.
[...] vereinige/t [mich/sich] mit dem (Götter)bild [...]
[Sein (?)] Refrain [vor ihm (?)].26
[...] Fayence (?), Wasser (?) [... ... ...] ...?... [... ...] Amun (?) [... ...] auszeichnen [... ... ...
[19.1] ...] einer, der wünscht, zum Himmel zu gehen, um Re zu sehen darin, und nach Theben (zu gehen), damit du Amun siehst am Morgen (und damit) sie Amun in der breiten Halle sehen.
Die vollständig versammelte(?) Menge übergibt (?)27 [...] Götter.
Du bist ja (oder: dir gehört) [... ...] frische Myrrhe, träufeln/Tropfen (?) [...] Weihrauch auf dem Dach des Gerichtshofs, das [... ... ...
Dein Herz ist erfreut. Es kommt zu dir der [... mit (?)] deinen [...].
Re erweitert für dich deine Grenze(n), indem du durchwan[derst28 ... ... [19.5] (zwei Göttinen?)], stehend auf der rechten Seite von R[e], [der tö]tet (?) die Feinde, die ihn angreifen.
Du sollst ihre Unreinheit/Infekt zerbrechen [... ... ...
[...] ihre [Aus]länder (?), der macht (oder: die machen) ...?... beim Umwenden (oder: wenn [sie] herumgehen) in der Stadt.
Gegen ihn kämpfst du nicht; du [...] nicht [... ... ...] gegen ihn;
Du zerstörst nicht alle (?) seine Zinnen der Festung; du kämpfst nicht gegen ihn; du [...] nicht [... ... ... Kr]aft am Tag des Konflikts, festen Schrittes [... ... ...] viel. Amun ...
[...] ...?... LHG ...
[19.10] ...?... [... ... ...] dort.
Was da betrifft [... ... ...] ich gab nicht [... ... ...
[... ... ...] deine [...]; es jubeln deine Stadtbewohner, Freude [... ... ...] Amun.
Siehe, [... ... ...] schön, der entsteht (?) wie die Form und Art (?) ...?... [... ... ...] Herrscher [... ... ...
...] ihr kaut [...
...] öffnen [...
...] an der Spitze (?) [...
...] an diesem schönen (?) Tag [...

1 Sprüche 61 und 62 lassen sich eher als Hymnen im Kontext eines Festes/einer Prozession in Theben interpretieren. Ein Hinweis auf eine Verbindung zu den vorangegangenen med.-mag. Sprüchen lässt sich in Spruch 62 (Kol. 17.4) finden. Allgemein zum "Sehen (von Bildern) von Göttern" s. D. van der Plas, „Voir“ dieu. Quelques observations au sujet de la fonction des sens dans la culte et la dévotion de l’Égypte ancienne, in: Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 115, 1989, 435.
2 Wegen der Verwendung von ky statt k.t ist und nicht šn.t zu ergänzen.
3 ẖnw jr.tj ... gmḥ jm=sn: Gemeint ist die Pupille, in der sich Amun spiegelt, s. Leitz 1999, 82, Anm. 302.
4 h[_] ḥ(ꜣ)b Mnw: Wreszinski 1912, 164 und 213 ergänzt ms.w=k h[ru̯.w] [m] ḥ(ꜣ)b Mnw und er übersetzt "... seinem Haupte, indem deine Kinder sich freuen am Feste des Min", aber dafür ist die Lücke nach h zu kurz.
Der Schrägstrich hinter Min könnte zu V31 oder zu U1 passen und z.B. zu [...]=k oder zu [q]mꜣ gehören.
5 ṯs.t: Geschrieben wie ṯs.t: "Zahn", s. Leitz 1999, 83, Anm. 308. Sowohl Wreszinski 1912, 213 "Binde" als auch Leitz, 83 "bandage" verstehen ṯs.t gewiß als "Knotenamulett". Möglich wäre auch eine Emendation zu ṯ(ꜣ)z.t "Spruch, Ausspruch": "Nicht soll der Ausspruch/Text der Bitte (nḥ{b}(.t)) von mir fortgewaschen werden." Die Löschung des b in nḥb mit einem roten Strich, die Leitz 1999, 83, Anm. 309 für versehentliches Löschen hält (wegen des nachfolgenden nḥ(.t) ?), wäre dann durchaus erklärbar. Die Stelle bleibt allgemein sehr unsicher und die Emendation von n.t zu n.tt ist eine Notlösung, die auf Wreszinski 1912, 216 zurückgeht. Das Verb nḥb mit dem Mann mit Hand am Mund als unübliches Determinativ (vgl. Wb 2, 293.5 und 294.7) ist durch nḥb mit dem schlagenden Arm "anschirren, bespannen" zu ersetzen.
6 nḫ.y=k: geschrieben wie nḫi̯: "klagen" (Determinativ: Mann mit Hand am Mund). Leitz 1999, 83 denkt an das Verb nḫ: "schützen, helfen" (Determinativ: schlagender Arm).
7 Wreszinski 1912, 213 und 217, der zahllose Hörfehler für diesen Hymnus annimmt, emendiert den Text zu nḥm wj / mj mꜣꜣ=k wj / nḫw=k wj ḥr sbj.w=j: "Rette mich, komm, dass du mich schauest, dass du [mich] schützest vor meinen Feinden(?)" (Wreszinski, scheint dabei das anschließende tw=j noch zu seiner Emendation von sbṯ zu ziehen, denn er setzt seine Übersetzung mit r rḏi̯.t fort).
8 Leitz 1999 erwähnt als alternative Übersetzung: "um eine andere Bandage, die beschworen ist, auf mein Auge zu geben." Das bezieht sich nur auf die syntaktische Einordnung von šn.t, denn "um zu" ist nicht mit tw=j vereinbar (es geht auf eine Emendation des Textes durch Wreszinski 1912, 213 und 217 zurück).
9 Leitz 1999, 83, Anm. 311: "This passage might provide the link between the two hymns to Amun and the previous series of medical texts, contra Wreszinski". Wreszinski 1912, 211 schreibt nämlich zu Spruch 61: "Wir haben es hier mit einem Text zu thun, der mit dem medizinisch-magischen Inhalte der vorhergegangenen Abschnitte nichts gemein hat. Es ist vielmehr ein Gebet, das der Gläubige bei der Prozession der Amonstatue sagen soll." (trifft auch für Spruch 62 zu).
10 jmi̯ n=j nmt.t Jmn: Die Lesung nmt oder nmt.t hängt mit der syntaktischen Interpretation zusammen. Leitz 1999 erkennt ein Substantiv und liest nmt.t (Index, 100). Er beendet den Satz bei Jmn, das er als Vokativ versteht: "Give me the way, Amun!" Wreszinski 1912, 166 und 213 trennt die Sätze anders ab und liest jmi̯ n=j nmt Jmn m-dy=(j) / jw hꜣ...: "Gib mir, dass Amon bei mir vorbeigehe, / ...?...". Für Leitz ist das hinter Amun stehende m-dy der negative Imperativ von rdi̯, der dann aber mit 3 Schilfblättern geschrieben wäre. Im DZA sind keine Belege des Verbs nmt mit der Präposition m-dj aufgelistet.
11 hꜣwhꜣ: Wreszinski 1912, 227 trägt das Wort in seinem Index unter hꜣwhꜣ ohne Übersetzung ein. Leitz 1999, 83, Anm. 312 übersetzt mit "Do not allow me to descend" und nimmt eine Dittographie an; er liest etwa m ḏi̯.y hꜣi̯=j. Ist jw hꜣw vielleicht eine sehr ungewöhnliche Schreibung der Ausrufe-Partikel jhy? Oder steht jw für r und liegt eine sehr verstümmelte Schreibung von r hꜣi̯(.t) m-hꜣw=j vor: "um hinabzusteigen in meine Nähe" (mit m statt w bei hꜣw)?
12 ḥsi̯=k: Wreszinski 1912 und Leitz 1999 können für dieses Verb bzw. diesen Satzteil keine Übersetzung anbieten. Leitz 1999, Index 102 hat es unter ḥsi̯/ḥzi̯: "praise, sing" eingetragen. Ob zu ḥsi̯.k⟨wj⟩: "indem ich ein Begünstigter war" emendiert werden soll?
13 ṯsi̯.y: Wreszinski 1912, 213 übersetzt mit "aufsteigen", ähnlich Leitz 1999, 83: "to rear", d.h. "sich aufbäumen". Leitz ergänzt das Zeichen U39 in der Lücke als Determinativ von ṯsi̯.
14 ms.n=f: Ist mit den umgewendeten Beinchen determiniert und wie ein sḏm.n=f geschrieben. Leitz 1999, 83, Anm. 313 schlägt eine Emendation zu msn⟨ḥ⟩=f "umwenden; sich umwenden" (Wb 2, 146.3–8) vor. Wreszinski verweist auf das Verb ms: "Ehrfurcht bezeugen vor" (Wb 2, 142.7) mit DZA 24.381.280 (zitiert als: Sethe, Inschr. griech.-röm. Zeit 56k) als Belegstelle, aber er verzichtet auf eine Übersetzung.
Eine alternative Satztrennung und Übersetzung könnte also vielleicht lauten:
jmi̯ n=j nmt Jmn m-dy=(j)
jw {hꜣw}hꜣi̯=j ḥzi̯.k⟨wj⟩ r rḏi̯.t ṯsi̯.y=f mj kꜣ ms⟨nḥ⟩=f
"Veranlasse für mich, dass Amun zu mir schreitet.
Ich steige hinab, indem ich begünstigt bin, um zu veranlassen, dass er sich aufbäumt wie ein Stier, wenn er sich umwendet."
15 jw oder jwi̯: Das erste Wort kann die Partikel jw oder eventuell das Verb jwi̯ sein. Wreszinski 1912 und Leitz 1999 ergänzen beide die Partikel. Mit dem Verb jwi̯ würde die Übersetzung lauten "Es kommt zu dir Unterägypten aus Angst". snḏ kann mit jwi̯ kombiniert werden, aber die übliche Konstruktion lautet dann: "Es kommt Land NN in Verbeugung zu dir wegen der Furchtsamkeit ..."
16 m snḏ: Wreszinski 1912, 213 und Leitz 1999, 83 erkennen beide die adverbielle Erweiterung "in Angst". Sie betrachten zp-2 beide als Verstärkung von m snḏ: "das Nordland ist in Furcht, in Furcht vor dir" bzw. "By you Lower Egypt is in great fear." Man könnte auch an einen negativen Imperativ denken: "Hab keine Angst!", der tatsächlich mit zp-2 verstärkt wird (Wb 3, 437.5).
17 stni̯ n=⸮f?: Wreszinski 1912, 166 konnte die Zeichen nach stni̯ nicht entziffern; Leitz 1999, Taf. 42 bietet stni̯ n=f, aber hat bei n ein Fragezeichen hinzugefügt und schreibt, dass hinter f noch ein kleines Zeichen steht. Auch das f kann nicht als gesichert gelten.
18 mj nꜣ m: Unklare Wortfolge. Leitz 1999, 83 übersetzt "Distinct ...?... like whom in your midst" und listet im Index (S. 100) die Fragepartikel nm: "wer?" auf. Ist nꜣ m eine fehlerhafte Schreibung dieser Fragepartikel?
19 nn mꜣꜥ ⸮nn?: Die Zeichen hinter mꜣꜥ sehen wie 2 x n aus. Wreszinski 1912, 214 und 217 scheint an ein Verb "abwenden" zu denken und übersetzt "Dein Arm [wende sich] nicht [ab]". Er verweist auf H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der heiligen- und der Volks-Sprache und -Schrift der alten Ägypter. Nebst deren Erklärung der einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der semitischen Idiome. Bd. II (Leipzig 1868), 604–605, d.h. das Verb mꜥnn = mnn: "herumgewunden sein" (Wb 2, 47.7 und 81.25), das dann aber eine Emendation erforderlich macht. Leitz 1999, 83 übersetzt "There is no-one who can bend your arm" und verweist auf einen persönlichen Vorschlag von Westendorf (83, Anm. 314). In seinem Index ist kein entsprechender Eintrag zu finden. Haben wir das Verb mꜣꜥ: "leiten, führen" in dem Sinne, dass keiner (außer dir) deinen Arm führt (nn + Partizip als negativer Existenzsatz)? Oder ist gbꜣ Subjekt einer nn sḏm.n=f-Konstruktion?
20 nn rwi̯ n=f: Auch in diesem Satz stellt sich die Frage, ob eine Konstruktion nn + Partizip als negativer Existenzsatz vorliegt (Leitz 1999, 83: "There is no-one who can escape from him") oder eine Konstruktion nn sḏm.n=f (Wreszinski 1912, 214: "er weiche nicht zurück"). n=f ist beschädigt, aber die Spuren passen besser zu n=f als zu r=f.
21 ꜣẖp: Unbekanntes Wort. Lies eventuell ẖpꜣ (nicht "Nabel"); ein Wort ẖpꜣ.wt ist als Folgeerscheinung bei einer Geschwulst belegt (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 683). Weder Wreszinski 1912 noch Leitz 1999 erwägen eine Übersetzung. Der Beleg des Londoner Papyrus ist als DZA 28.195.740 s.v. ẖpꜣ: "Nabel" einsortiert.
22 m-[ḥꜣ].t=f würde zu den Spuren passen. Man erwartet davor mꜣw.t, aber dafür ist kein Platz. Vielleicht ist das Fragment nicht an der richtigen Stelle positioniert. In Kol. 18.11 steht ein Rubrum mit mꜣw.t und dort ist kein Platz für m-ḥꜣ.t=f. Vielleicht ist auch in Kol. 18.11 das Fragment fehlplatziert und beide gehören zusammen.
23 Wreszinski 1912, 214 übersetzt: "Du nahest, indem ich mich aufs neue mit meinem Herren völlig vereinige, mit Amun". Er versteht m wꜣḏ also als Adverb (S. 217 und Index, 222) "als Frisches", aber diese Verwendung existiert nicht; n Jmn emendiert er zu m Jmn und betrachtet es als Apposition zu pꜣ[y=j nb]. Leitz 1999, 84 hat: "You are come, as I unite with what the [...] commanded (?) [...] entirely for Amun", wobei er r-ḏr=f als Dittographie auffasst (so schon Wreszinski 1912, 217) und wꜣḏ als wḏ: "befehlen". r-ḏr=f würde sich dann auf die selbständig verwendete Relativform wḏ beziehen, wobei wḏ durch pꜣ [nb] (o.ä.) getrennt wäre (vgl. für solche Trennungen Wb 5, 590.19–21). Man kann nicht "Allherr" ergänzen, weil das nur nb-r-ḏr und nicht nb-r-ḏr=f wäre. Eine Ergänzung von pꜣ[y=j nb] (so Wreszinski 1912, 217) würde die Lücke ausfüllen.
24 btꜣ ⸮[nb]? ḫr=j: Die Lücke ist nur klein und Zeichenspuren sind vorhanden. Sie lassen sich nicht zu irgendeinem Suffixpronomen oder zu nb ergänzen (vgl. die Schreibung von nb in der nächsten Zeile: z nb).
25 jt=f mw.t=j ḫr=f: Wreszinski 1912, 214 emendiert zu jt=j, ebenso Leitz 1999, 84 mit Anm. 320. Das anschließende m z nb ist unklar. Wreszinski 1912, 217 erwägt eine Emendation: "indem mein Vater und meine Mutter als einzige Anhänger (??) bei ihm sind" mit der Lesung m sꜣ nb, aber was ist in diesem Fall sꜣ? Leitz 1999, 84 übersetzt "My father and my mother are before him as every man": Würde man dann nicht eher mj statt m erwarten? Statt jt=f zu jt=j zu emendieren, könnte man auch mw.t=j zu mw.t=f emendieren, aber vgl. jt=j in der anschließenden Zl. 18.8.
26 mꜣw.t=[f m-ḥꜣ.t=f]: vgl. Kol. 17.13, wo m-[ḥꜣ].t=f isoliert in einer Textzeile steht. Das rote Fragment mit mꜣw.t kann nicht richtig platziert sein, denn vor ṯḥn steht noch eine schwarze Zeichenspur, die zu einem anderen Wort gehören muss. Deshalb wird auch das vorangehende Wort sw nicht in diese Zeile hineinpassen.
27 ꜥb mšꜥ twt: Wreszinski 1912, 214 übersetzt "wenn die Leute die Statue [...] reinigen". Leitz 1999, 84 hat "The multitude offers ⟨to the⟩ image [...] the gods." Wreszinski erkennt in ꜥb das Verb "rein sein; reinigen" (vgl. ꜥb in Kol. 19.5), obwohl das ꜥbꜣ-Zepter eher für das Verb ꜥbꜣ: "darbringen" spricht. Ist das folgende twt die dargebrachte Statue, oder ist eine Präposition zu ergänzen "darbringen ⟨für⟩ die Statue"? Man könnte auch twt als das Verb "versammeln, versammelt sein" auffassen (vgl. Wb 5, 259.15: "das gesamte Heer": ein einziger Beleg in Medinet Habu: MH I, Taf. 29 und 49.A, unteres Reg. in der Mitte = K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions. Historical and Biographical. V (Oxford 1983), 29.7–8 = DZA 30.983.970: jri̯.y=n zp-2 pꜣ mšꜥ twt jw=w m kꜣ.w n.w ⸮tꜣ? m stp.w nb [n.j Km.t] (r-)ḏr=s; übersetze statt "das gesamte Heer" vielleicht "das Heer ist versammelt"). Von dem Wort bzw. den Wörtern hinter twt sind mehrere Zeichenspuren erhalten, die sich jedoch nicht identifizieren lassen. Auch der Zusammenhang mit nṯr.w ist unklar (die Spuren passen nicht für psḏ.t: "Neunheit").
28 jw=k (ḥr) šꜣs oder jw=k šꜣs=[k]: Leitz 1999, Taf. 44 liest šꜣs nicht, weil er nicht erkannt hat, dass ein Papyrusfragment heute eine Zeile zu hoch platziert worden ist (vgl. Kol. 1.3 und 1.4 am Zeilenanfang und das alte Photo bei Wreszinski 1912, 19).