Außensarg des Mezehti, S2C
Übersetzung und Kommentar
CT 375
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 158–159 (Spruch 5 = CT 375)]
Überschrift
[25] Dass ein Mann nicht von einer Schlange gefressen wird im Totenreich [(oder) eine Schlange] frisst:1
1. Strophe
[…][…]
[…]
1 Zur sinngemäßen Ergänzung vgl. CT 370, B2B, V33c bzw. 372, B1C, V34f.
CT 377
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 159–160 (Spruch 6 = CT 377)]
1. Strophe
[26] O sšn-Barke, erlöse mich, beschütze mich und umgekehrt!
Seksek-Schlange, die in ihrem Wermutstrauch1 ist, hüte [dich vor] dem Winzer!
[Osiris ist es], wenn er um ein Begräbnis bittet!
Komm hervor, Feuer, gegen Geb!
2. Strophe
[O der, den Neheb-Kau verbrennt!]2
[27] […]
Zurück, du, der in seinem Busch ist.
Meide doch den Lauch3!
1 Zur Lesung sꜥm vgl. F. Daumas, Remarques sur l’absinthe et le gattilier dans l’Égypte antique, in: M. Görg – E. Pusch (Hrsg.), Festschrift Elmar Edel: 12. März 1979, Ägypten und Altes Testament 1 (Bamberg 1979), 66–89, hier: 70. Es handelt sich vermutlich um den Wermut, der auch in Rezepten gegen Schlangenbisse Verwendung fand: vgl. S. Sauneron, Un traité égyptien d’ophiologie. Papyrus du Brooklyn Museum No 47.218.48 et .85, Bibliothèque générale 11 (Le Caire 1989), 79.
2 H. Willems, The Coffin of Heqata (Cairo JdE 36418). A Case Study of Egyptian Funerary Culture of the Early Middle Kingdom, Orientalia Lovaniensia Analecta 70 (Leuven 1996), 255, gibt ꜣm Nḥb-kꜣ.w mit „brazier of Nehebkau“ wieder. Ich folge jedoch der Übersetzung Carriers (2004).
3 Zu jꜣḳ: Faulkner 1977, 12, schreibt: „Beware of the leaper“ und sieht in ein Determinativ. Da Var. M23C das Wort jedoch mit dem Pflanzendeterminativ schreibt, muss es sich hier ebenfalls um eine Pflanze handeln. Nach G. Charpentier, Recueil de materiaux epigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981), 73, ist jꜣḳ.t als allium porrum (Lauch) zu identifizieren. Die Formel kommt auch in CT 209, III, 163, vor. Vgl. hierzu auch H. Willems, The Coffin of Heqata (Cairo JdE 36418). A Case Study of Egyptian Funerary Culture of the Early Middle Kingdom, Orientalia Lovaniensia Analecta 70 (Leuven 1996), 255–256.
CT 434
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 166–167 (Spruch 11 = CT 434)]
Überschrift
[23] [Vorbeigehen am Urgestaltigen:]1 1. Strophe Als Elende2 bin ich zum Haus der Elenden2 gekommen.
Ich bin die, die sich befindet in den ḫꜣ.w3 des Horus (?).
Ich suche Osiris bei On.
Ich bin gesandt [24] [von diesem Großen, dem Herrn, Atum, der nicht sterben kann4.]
1 B1Y hat einen weiteren Vers. Eine Überschrift findet sich nur in den Textzeugen: B2Bo und B1Y, S2C und M22C, wobei sie in den letzten drei Fällen zerstört ist.
2 ḥwr.t ist m.E. auf die Isis zu beziehen, die als arme Witwe nach Osiris sucht.
3 Die Bedeutung von ḫꜣ.w ist unklar. Da das Grundmotiv des Textes die Suche der Isis nach ihrem Gatten ist (vgl. den nächsten Vers) muss m.E. als Schreibung für Horus aufgefasst werden (vgl. B9C).
4 Wörtl. „der kein Anlanden hat“.
CT 435
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 167–168 (Spruch 12 = CT 435)]
Überschrift
[22] Den [Rerek] vertreiben und sein Gift vernichten:
1. Strophe
Nachdem ich dein Zittern vertrieben habe, große [Ka]-Schlange, – [das ist] dein Gi[ft], [das in deinem Kopf ist – [23] wird dein Gifthauch zu deiner Schlachtung werden und umgekehrt.]
2. Strophe
[_]
[Gib mir] dieses, das auf deinem Mund ist!
⸢Ich bin doch einer von euch hinter dem Maschesed.⸣
CT 436a
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 168–169 (Spruch 13 = CT 436) und 169–173 (Spruch 14 = CT 586)]
Überschrift
[24] [Den Ka-Zerstörer vertreiben:]1
1. Strophe
O der, ⸢der die Köpfe abschneidet und die Hälse dieser drei(?)⸣, der Feinde des Osiris, ⸢durchtrennt⸣! […]
2. Strophe
Bist du stolz [wegen] dessen, was auf deinem Maul ist, was dir deine Mutter ⸢Selket⸣ (?) gegeben hat?
Deine Mutter soll gegen dich herauskommen!
Weiche zurück vor der, die du erblickt hast, Schwacher!
1 Die Titel von S2C und M23C sind verloren, alle anderen Versionen waren titellos.
CT 436b
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 168–169 (Spruch 13 = CT 436)]
Überschrift
[24] [Den Ka-Zerstörer vertreiben:]1
1. Strophe
[O der, der die Köpfe abschneidet und die Hälse dieser drei, der Feinde des Osiris, durchtrennt!]
[25] [O Henbaa-Schlange] ohne [Arme und Beine]!
2. Strophe
Bist du stolz wegen dessen, was auf deinem Maul ist, was dir [deine] Mutter [Selkis (?)] gegeben hat?
Weiche zurück vor der, die du erblickt hast, Schwacher!
1 Die Titel von S2C und M23C sind verloren, alle anderen Versionen waren titellos.
CT 586
[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 169–173 (Spruch 14 = CT 586)]
Überschrift
[640] [Den Rerek vertreiben, das Krokodil vertreiben mithilfe von Zauber:]
1. Strophe
Zurück, Schwarzgesichtiger!
Du hast mich doch [nicht] gebissen1, [indem du] „ach“-wirksam [gegen mich wärst]: [Ich] bin [einer, der sich in seinem Leib befindet, weil ich in das Innere meines Leibes gelegt bin!]
2. Strophe
Ich bin [einer, der na]schend [sucht],2 [641] ein Bedürftiger!
Gegen mich hast du doch nicht gehandelt, denn dieser Aker hat mich nicht angegriffen!
3. Strophe
Kessel, [du bist] ein Kessel!
[Du kochtest auf dem Kohlenbecken.]
[(Aber) eine Beschwerde3 über dich ist] in [der Unterwelt!]
4. Strophe
Bewacher meines Mundes/Spruches, das "Land des Kotes" soll nicht ihre Genossen überschwemmen!4
5. Strophe
Gegrüßt seist du, Re, der sich in seiner nws-Krone befindet.
Gehe [zu] deiner Ratsversammlung, damit du [deine Ahnen zählen kannst], [642] [_] [643] die Bewacher [dessen, der die Kas zerstört!]
Lapislazuliäugiger, der die Augen erfrischt!
Mit schmerzhafter Rage, der, dessen Ba-Macht nicht abgewehrt werden kann!
Wecke die Große, die müde war, [und die, die die Kas zerstören], erblickt [hatte], indem ihre [Köpfe] zerstört und [ihre] Gesicht[er] ⸢verängstigt⸣ waren!
6. Strophe
O du Blindgesichtiger auf seinem Gesicht!
Nimm doch deinen Arm, und lege ihn auf diesen deinen Schwertarm!
Der, der die Kas [zerstört: Er darf Re in seiner nws-Krone nicht einschließen (?)5.]
[644] [Existenzlose (?) in ihren Kapellen:6 Ich bin ihre r.wt, der Vater, der (Ur)alte, der Wache, das Wasser], das unbedeckt ist: [Ihre Schlangen sind vernichtet.]
Dieser dein Schwertarm ist [im Bereich des Atum, nachdem du deine Waffen ergriffen hast mit deiner Hand.]7
7. Strophe
Prozessiere gegen Re, dann ⸢prozessiert Re gegen⸣8 [mich] […] [pro]zessiere ich gegen dich.
8. Strophe
⸢Ältester⸣ […] [645] […]
1 Die Übersetzungen bei Faulkner 1977, 188, („for you have not been named“), Barguet 1986, 320, („On ne t‘a certes pas nommé“) und Carrier 2004, 1376, („(car) (c‘est pas moi qui ai prononcé [ton nom])“) verwenden alle die übertragene Bedeutung des Wortes dm, die aber m.E. des Objektes rn bedarf, das hier nicht steht. Zudem scheint mir die Grundbedeutung des Verbes „stechen, beißen“ wesentlich besser in den Kontext eines Anti-Schlangenzaubers zu passen.
2 Wörtl. „den Mund führen“ als Ausdruck des Nahrungsverzehrs (Wb 5, 513.17). Sein Vorkommen in einem Schlangenspruch lässt zudem an das Züngeln der Schlange denken.
3 ṯry.t: Wird mit dem verehrenden Mann (A30) determiniert und ist zweimal in den Sargtexten (CT I, 173c [Spruch 40] und VI, 206f [Spruch 586]) belegt. Es gibt drei verschiedene Interpretationen bzw. Übersetzungen: (1) „Beschwerde, Vorbehalt (o.ä.)“; (2) „Unreinheit, Verfehlung (o.ä.)“; (3) „ehrfürchtiger Respekt (o.ä.)“. Es stellt sich die Frage, ob ṯry.t eine jüngere Schreibung der Wurzel twr: „zurückweisen, abweisen“ (Wb 5, 252.10–13) oder twr: „pietätvoll behandeln, respektieren“ (Wb 5, 252.14–17) ist, die beide auf dieselbe Wurzel twri̯: „auf Distanz halten“ (W. Schenkel, Die Endungen des Prospektivs und des Subjunktivs (śč̣m=f, śč̣m.w=f, śč̣m.y=f) nach Befunden der Sargtexte. Mit einem Anhang zum prospektiven Partizip śč̣m.t(ı͗)=f(ı͗), in: Lingua Aegyptia 7, 2000, 27–112, hier: 87) zurückgehen könnten. R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Volume II Spells 355–787 (Warminster 1977), 188 übersetzt CT VI, 206f mit „a complaint against you“ und verweist auf CT I, 173c (Spruch 40) für dasselbe Substantiv. D. Meeks, Année lexicographique. Égypte ancienne. Tome 2. 1978, 2. Auflage (Paris 1998), 78.4702 listet ein Lemma ṯrjt: „plainte, grief“ nach R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Volume II Spells 355–787 (Warminster 1977), 188 auf, für das er keine Wb-Referenz angibt. Meeks verweist noch auf R. O. Faulkner, A Consice Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 1962), 306: dort findet sich die Übersetzung „complaint(?)“ mit Verweis auf CT I, 173c. R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden/Boston/Köln 2000), 765 listet beide CT-Belege ebenfalls unter demselben Substantiv ṯry.t, aber er liefert als Übersetzung: „evil, sin, uncleanness“ mit Verweis auf Wb 5, 317.12 (try.t im Neuen Reich, mit „schlechtem Vogel“ als Determinativ) und 317.10–11 (tr: späte Quellen, mit „schlechtem Vogel“ als Determinativ) und auf E. Hornung, Das Buch von den Pforten des Jenseits. Nach den Versionen des Neuen Reiches. Teil II: Übersetzung und Kommentar, Ægyptiaca Helvetica (Genève 1984), 50, Anm. 2 (dort ṯryt als Gegensatz von mꜣꜥ.t). Hornung übersetzt mit „das Unreine“ als Gegensatz zu mꜣꜥ.t, aber „eine präzise Bedeutung läßt sich nicht fassen“ (Hornung verweist noch auf pLeiden I 347 für einen weiteren Beleg, aber ohne genaue Stellenangabe). Barguet 1986, 321 übersetzt ṯry.t einmal in Spruch 586 mit „la crainte respectueuse“, aber das andere Mal in Spruch 40 (S. 181) mit „charge contre moi“. Bei Carrier 2004, 87 und Carrier 2004a, 1376 findet sich für beide Sprüche „une plainte contre moi/toi“. In CT I, 173c ist der Kontext nn mtry=j / nn ṯry.t=j / nn jzf.t=j / nn ẖꜣb=j / nn ḏꜣ.t=j / nn ḫft.j=j / nn srḫw=j / nn mꜣꜥ-ḫrw=j jḫ.t r=f / nn ḥwi̯.n=j sḏb r=f ḏw: „es gibt kein Zeugnis / keinen Zeuge gegen mich, es gibt keine Beschwerde (?) gegen mich, es gibt kein Unrecht meinerseits, es gibt kein krummes Geschäft meinerseits, es gibt keinen (negativen) Rest meinerseits, es gibt nicht meinen Feind, es gibt keinen, der mich beschuldigt, ich habe keine Sache gegen ihn gerechtfertigt, ich habe keinen bösen Anschlag gegen ihn verübt.“ An dieser Stelle macht die Übersetzung „crainte respectueuse“ keinen Sinn und scheint „Beschwerde, Vorbehalt o.ä.“ besser. Für den Zusammenhang von jzf.t und ṯry.t vgl. noch pBM EA 9997+10309, Kol. 6.4: nn jzf.t=f nn try.t=f nn hꜣb=f [...]; hier würde „Unreinheit, Verfehlung“ ebenfalls passen. Die Übersetzung „Beschwerde“ wird von R. Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II. Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit. Teil 2, Kulturgeschichte der antiken Welt 112 (Mainz am Rhein 2006), 2748 s.v. ṯry.t {38155} übernommen.
4 Ich folge Barguet 1986, 320, und fasse jmj mḥ.w als negierten Subjunktiv auf. Der Sinn bleibt aber dunkel. Die Änderung von tꜣḥ.wt ḥr zu tꜣ ḥs ḥr entstellt den Sinn vollkommen (siehe den entsprechenden Kommentar bei dem Innensarg des Mezehti, S1C).
5 Das Verbum ss Var. jss kommt nach Faulkner 1977, 189, und R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden/Boston/Köln 2000), 545, in PT 219, § 173, PT 251, § 271, PT 369, § 643 vor. Faulkner führt als Grundbedeutung „to do harm to“ an und möchte es hier mit „punish“ übersetzen. R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 823 {30317}, gibt „*einschließen“ (* markiert unsicher) als Bedeutung an. Evtl. ist aber auch zu ṯsj zu emendieren.
6 Dieser Satz(teil) ist unklar. Evtl. kann man als Verschreibung für ḫm () ansehen. Carrier 2004, 1377, emendiert hier zu sbj, während Faulkner 1977 und Barguet 1986 die Stelle auslassen.
7 Faulkner 1977, 189, übersetzt den Satz imperativisch.
8 mdw ḥr NN „prozessieren gegen“ ist ein Terminus aus der Gerichtssprache (Hinweis Fischer-Elfert). Allerdings entgeht mir in diesem Zusammenhang der Sinn der Verse.