Papyrus London BM EA 10902

Metadaten

Schlagwörter
Alternative Namen
TM 381003
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: EA 10902

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Das Museum kaufte den Papyrus im Jahr 1977 über Seaby Ltd aus den Beständen der Sammlung Michaelides, Leitz 1999, 2. Woher Michaelides den Papyrus hatte, ist unbekannt.

Herkunft
(unbekannt)

Da der Papyrus angekauft wurde, sind keine Angaben über den Fundort bekannt. Auch Michaelidis selbst schien keine weiteren Informationen zu besitzen (zumindest wurden keine beim Verkauf bekannt).

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich

Papyrus BM EA 10902 gehört paläographisch ins Neue Reich, vielleicht sogar in die 18. Dynastie (Leitz 1999, 2).

Die Website des British Museum und Trismegistos datieren den Papyrus hingegen (ohne Begründung) ins Mittlere Reich. Dies ist jedoch bereits nach eigenen Angaben unwahrscheinlich, da nach dem British Museum Auszüge aus dem Totenbuch auf dem Papyrus stehen, das jedoch erst im Neuen Reich aufkommt (davon abgesehen, dass es für diesen Inhalt keine Hinweise gibt).

Textsorte
Sammelhandschrift, Rezitation(en) » Beschwörung(en), Rezept(e)
Inhalt

Der Papyrus war – zumindest im erhaltenen Bereich – mit einem magisch-medizinischen Text beschriftet. Es erscheinen Applikations- und Rezitationsanweisungen, wie sie für medizinische bzw. magische Texte typisch sind. Drei Mal wird auf ḥnn „Phallus“ referiert (in einem Fall sogar konkret auf den erigierten), sodass es sich wahrscheinlich um Anweisungen zur Wiederherstellung/Stärkung der männlichen Potenz handelt (ähnlich wie die Papyri Chester Beatty X und XIII).

Nach der Website des British Museum sind die zehn kleineren Fragmente mit Auszügen aus dem Totenbuch beschriftet, allerdings gibt es hierfür keinen Hinweis.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Keine Angabe.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Vom Papyrus sind nur noch 10 nicht direkt aneinanderpassende Fragmente erhalten. Aufgrund dessen ist auch das genaue Verhältnis der Kolumnen zueinander unsicher. Die hier vorgelegte Zeilennummerierung folgt der Edition von Leitz, der seinerseits die Zeilen ebenfalls nur aus dem pragmatischen Grund nummeriert hat, um zeilengenaue Verweise zu ermöglichen.

Das größte Fragment misst 11,5 cm × 12,5 cm. Es enthält die Reste zweier Kolumnen und den oberen Kolumnenrand. Das zweitgrößte Fragment misst 8 cm × 4 cm und stammt aus dem mittleren Bereich einer Kolumne. Von den übrigen Fragmenten zeigt noch ein weiteres den oberen Rand der Kolumne und zwei den unteren Rand.

S. zu den technischen Daten Leitz 1999, 93.

Schrift
Hieratisch

Eine Handschrift in neureichszeitlichem Hieratisch, vermutlich aus der 18. Dynastie, s. Leitz 1999, 2. Die Handschrift weist kaum Ligaturen auf. Der Text ist größtenteils schwarz geschrieben, Anwendungsanleitungen rot.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Die wenigen erhaltenen signifikanten Syntagmen entsprechen dem Mittelägyptisch der medizinischen Texte des (frühen) Neuen Reiches bzw. den mittelägyptischen Passagen magischer Texte. Das zweimalige jmm in der zweiten Kolumne könnte als Neuägyptizismus gewertet werden, aber dessen Lesung ist aufgrund der Zerstörungen beide Male unsicher.

Bearbeitungsgeschichte

Der Papyrus wurde im Jahr 1999 von Leitz 1999 ediert. Aufgrund seines fragmentierten Erhaltungszustandes wird er seitdem gelegentlich erwähnt, aber nicht intensiver diskutiert.

Editionen

- Leitz 1999: C. Leitz, Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, Hieratic Papyri in the British Museum VII (London 1999), 93, Tf. 52.

Literatur zu den Metadaten

- Leitz 1999: C. Leitz, Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, Hieratic Papyri in the British Museum 7 (London 1999).

Autoren
Dr. Lutz Popko
Autoren (Metadaten)
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

Aphrodisiaka

[1,1][---] Ich bin [---] [1,2][---] viel [---] [---] Glied [---] [1,3][---] er/ihn/sein [---] [1,4][---] diesen [---] vor/von Steif[heit] [---] Gefäßstränge [---]1 [1,5][---] [Gli]ed ...2 [---] [---] Bleiglan[z] (?)3 [---] [1,6][---] im Inneren von [---] [---] ...4 [---] [1,7][---] ...5 Gefäßstränge [---] [---] Götter [---] [1,8][---] auf Erden ewiglich. Dieser [Spruc]h [werde] gesprochen [---] [1,9][---] [verrührt o.ä.] in/mit Bi[er].6 Werde vom [Mann] getrunken, [dessen Glied]7 schwach ist [---] [1,10][--- des (?)] Re ist (?) gefallen; die [---] sind im Wasser;8 [---] sein/ihn [---] [1,11][---] stark [---] [---] angenehm/süß (?) [---] [1,12][---] [2,1][---]. Ich bin Re, der aus/mit ihm (?) zu dir gekommen ist.9 [---] [2,2]mit diesem Glied / an dieses Glied, dessen Versteifung [---]. [---] [2,3]zu meiner Stirn wie (bei) Re, der aus/mit ihm herauskam zu [---]. [---] [2,4]10an die[ses] (?) Glied, [dessen] V[ersteifung] (?) [---] [---] [2,5]leben [---] der/das in [---] ist [---]11 [---] [2,6]9 [---] Götter, Schultern/Oberarme(?) ... [---] in/an/aus/mit ihm12 ... [---] [---] [2,7]Re [---] herauskommen [---] ... Herz [---]13 [---] [2,8]... [---] [---] [2,9]... [---] [___]-Schlangen [---] [---] [2,y-2][---] der Zeitpunkt des Tages [---]14 [2,y-1][---] als Hemmnis (???), als [---].15 Dieser Spruch werde rezitiert [----] [2,y][---] [verrührt o.ä.] in/mit Bier.16 Werde vom Gebissenen getrunken, während [---]

1 Wie der Arm vor nḫt zu verstehen ist – ob als Phonogramm oder Klassifikator –, ist aufgrund der Zerstörungen unsicher. Oberhalb von ihm ist an der Abbruchkante noch ein kleiner Zeichenrest erhalten. Könnte die Ligatur m-ꜥ vorliegen? Eine Ergänzung als „dieses [Glied] von Steifheit [heilen/retten o.ä.]“ ist verführerisch, aber die üblichen Verbindungen aus #Verb des Rettens oder Heilens + m-ꜥ# sind nicht mit einem so konkreten Krankheitsphänomen wie „Steifheit“ verbunden – abgesehen vielleicht von mtw.t: „Gift“, das aber in den betreffenden Fällen auch eher ein allgemeinerer Oberbegriff ist. Zudem ist die hier vorgeschlagene Restaurierung der Zeichen direkt nach der Lücke mehr als spekulativ, Leitz liest zwei Wasserlinien. Und der winzige Zeichenrest an der Abbruchkante direkt davor, der in das (untere) n übergeht, passt auch nicht zu ḥnn, an das man v.a. aufgrund des zweimaligen ḥnn pn in der folgenden Kolumne denken könnte. Wenn die Positionierung der Fragmente zueinander korrekt ist – begründet ist sie durch die Ergänzung von ḏd.tw rʾ pn in Zeile 1,8 –, passt nur ein kurzes Wort zwischen nḫt[.t] und mt.w.

2
nw[_]: Das Wortende ist zerstört, und damit ist der Wortrest nicht übersetzbar. Ob man an die nwd-Salbe denken könnte?

3
Lesungsvorschlag Fischer-Elfert, E-Mail vom 05.12.2023. Für eine Schreibung von msdm.t mit dem Gecko zumindest in griechischer Zeit s. schon DZA 24.400.320.

4
Das letzte Wort der Zeile ist nicht lesbar, geschweige denn übersetzbar. Erhalten ist noch:
– Ein senkrechtes Zeichen, das aber kein Schilfblatt sein kann, weil ihm der kleine diagonale Querstrich fehlt.
– Ein Zeichen, das aufgrund seiner Position eigentlich nur ein t sein kann.
– Eine Gruppe(?), die aussieht wie die kꜣ-Arme(?) in der folgenden Zeile (s. die Diskussion dort), neben einem Logogramm- oder Füllstrich. Falls hier ein Wortende vorliegt, wird es aber eher ein Klassifikator sein. Ob es ein verderbtes Fremdlandzeichen mit nicht komplett durchgezogener waagerechter Linie ist? Aber wie passt das zum Rest?
– Darunter drei Punkte, die eine Pluralmarkierung sein könnten. Zur Form als Punkte statt als ligaturierter Striche vgl. die Schreibung von mt.w in Zeile 1,4 und 1,7.
– Ein über die ganze Zeilenhöhe gehender senkrechter Strich. Ein Z1 liegt nahe. Da er am oberen Ende vom Schwanz der ꜥšꜣ-Eidechse aus der Zeile darüber gestreift wird, der sein oberes Ende etwas unklarer macht, kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass es nicht auch ein G7 sein könnte.
– Ein Punkt, der von Form und Position her stark an einen Verspunkt erinnert, aber schwarz ist.

5
kꜣ: Leitz, Magical and Medical Papyri, Taf. 52 transliteriert das Zeichen über dem Phallus als q, versieht es aber mit einem Fragezeichen. Tatsächlich sieht es dem q in ḥ(n)q.t in Zeile 2,y ähnlich; aber dort ist das Hieratogramm oben geschlossen. Der in Zeile 1,7 unter dem fraglichen Hieratogramm stehende Phallus macht eine Lesung als kꜣ-Arme wahrscheinlich. Die hieratische Form würde dann eher Formen der 2. Zwischenzeit und der frühen 18. Dynastie ähneln als solchen der späteren 18. Dynastie.

6
ḥ[(n)q.t]: Ergänzungsvorschlag Leitz, Magical and Medical Papyri, 93 und Taf. 52. Das Hieratogramm vor der Präposition ḥr transliteriert Leitz als 𓅂, Gardiner Sign-list G4. Eine so geschriebene Endung wäre als Verbalendung jedoch ungewöhnlich, und läge ein Substantiv vor, würden die Klassifikatoren fehlen – und dies zwei Mal, denn dieselbe Wortgruppe kommt noch einmal in Zeile 2,y vor, auch dort mit der Abbruchkante unmittelbar vor dem problematischen Hieratogramm. Die etwas klarere Form in Zeile 2,y erinnert eher an den schlagenden Mann, Gardiner Sign-list A24 (𓀜) statt an G4. Erneut erinnert sie eher an die Handschriften der späten 2. Zwischenzeit als an die des Neuen Reiches.  In 2,y geht das Zeichen direkt an der Abbruchkante in eine kleine Schlaufe über; in Zeile 1,9 findet sich stattdessen eine nach links oben laufende Verdickung. Dabei könnte es sich um ein anderes Hieratogramm oder einen Rest davon handeln, das/der mit dem schlagenden Mann ligaturiert ist. Könnte es eine Buchrolle sein? Insgesamt wird diese Wortendung vermutlich zu einem Verb der Drogenbereitung gehören, infrage kämen bspw. ꜣmj: „vermischen“, nḏ: „zerreiben/verrühren“ oder hbq: „zerstoßen“, s. DrogWb, 373, s.v. ḥḳ.t A.I.c.

7
Ergänzungsvorschlag Leitz, Magical and Medical Papyri, 93.

8
Der Kontext ist unklar. Man fühlt sich etwas an das Rezept Eb 360 erinnert, wo davon die Rede ist, dass die Köpfe der „Mannschaft des Re“ (jz.t-Rꜥw) „ins Wasser gefallen“ sind (ḫr m mw).

9
 Die Interpretation der letzten Zeichengruppe vor der Abbruchkante ist unsicher. Leitz, Magical and Medical Papyri, 93 und Taf. 52 identifiziert nur das erste Zeichen als j und enthält sich eines Übersetzungsvorschlages. Vermutlich steht in der übernächsten Zeile dieselbe Zeichengruppe, wo die Lesung aber ebenfalls unsicher ist. Dort wirkt das obere Zeichen auf den ersten Blick wie aus zwei separat angesetzten Linien – einer 3-förmigen und einer waagerechten – zusammengesetzt. Aber das könnte ein falscher Eindruck aufgrund einer abgeplatzten Papyrusfaser sein und müsste am Original geprüft werden. Vor allem die elaborierte 3-Form macht jedenfalls ein m wahrscheinlich, vgl. dessen Formen in der rechten erhaltenen Kolumne, wo es ebenfalls einen sehr weit nach links gezogenen unteren Abstrich zeigt.  Das Zeichen auf der Schreiblinie ist in Zeile 2,3 zudem nicht gerade oder schräg durchgezogen, sondern leicht nach oben gewölbt. Dies macht wiederum einen Verglich mit einer tlw. zerstörten Zeichengruppe in Zeile 2,6, auf dem linken Fragment, möglich, was eine Identifikation des unteren Zeichens als =f erlauben würde. In Zeile 2,1 wäre der Kopf der Viper dann etwas misslungen.  Infolgedessen liegt wohl in allen drei Fällen schlicht die Präpositionalgruppe jm=f vor. Ob schließlich auch am Ende von Zeile 1,3 jm=f gestanden hat? Allerdings ist das m dort weniger rund und scheint von zwei schrägen Strichen überlagert, die nur von einem sonst heute zerstörten Zeichen rechts daneben gehören. Das schließt zumindest eine völlig identische Formulierung, also ein verführerisches [Rꜥw pri̯ n=]k jm=f, aus. Die Rekonstruktion in 2,1 als jm=f hat Implikationen für die Anordnung der beiden Fragmente, die momentan unterhalb der ersten Kolumne platziert sind, als ob sie deren unteren Abschluss bilden. Das Suffixpronomen =f in 2,1 muss auf etwas verweisen, das vor diesem Satz gestanden hat. Diese Passage muss ihrerseits mindestens einen Satz lang gewesen sein, was darauf hindeutet, dass die erste Zeichengruppe am Beginn von 2,1 tatsächlich das Ende eines ganzen Satzes und nicht etwa nur eine einleitende Partikel zum hiesigen Satz ist. Dieser Satz wiederum muss am Ende der vorhergehenden Kolumne begonnen und dort zumindest einen Teil der letzten Zeile, wenn nicht mehr, gefüllt haben. Dies schließt das derzeitige Arrangement der Fragmente im Grunde genommen aus. Es wäre daher zu überlegen, ob die beiden Fragmente mit unterem Kolumnenabschluss vielleicht eher zur zweiten erhaltenen Kolumne gehören statt zur ersten, oder, wenn auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit, zu einer dritten, ansonsten völlig zerstörten Kolumne.

10
„2,4“: Leitz hat die Zeile nicht mit transliteriert, so dass die folgenden Zeilennummern um je eine erhöht werden müssen.

11
Von den Zeichenresten auf dem linken der beiden kleinen Fragmente lässt sich einer zu einem k ergänzen. Eine Rekonstruktion der Wortreste zur ꜥnḫ-jm.j-Pflanze ist nicht möglich, weil die Lücke zwischen beiden Worten zu groß ist, selbst wenn man die Fragmente so nah aneinander schiebt wie physisch möglich. Überhaupt sind die Zeilenzwischenräume zwischen diesem und dem großen Fragment so unterschiedlich, dass ohnehin fraglich ist, ob ersteres nicht an eine völlig andere Stelle gehört. S. auch schon die Zweifel von Leitz, Magical and Medical Papyri, 93.

12
jm=f: Vgl. den Kommentar zu Zeile 2,1. Der Zeichenrest vor dem Schilfblatt passt kaum zu einem Suffixpronomen, so dass hier wohl nicht dieselbe Phrase wie in 2,1 vorliegen wird. Allenfalls ein kleiner sitzender Mann wäre denkbar, d.h. ein =j. Aber dann ließe sich seine Position so knapp vor dem Schilfblatt nur erklären, wenn das darüberstehende n in diesem Fall sehr schmal geschrieben wäre. Von den Zeichenresten hinter jm=f könnten diejenigen in der oberen Zeilenhälfte zum Hieratogramm eines Tieres, d.h. eines Säugetieres oder Vogels, gehören, ohne dass ein konkreter Vorschlag möglich wäre.

13
Rꜥw: Die beiden Zeichenspuren danach schließen ein pr aus, so dass nicht dieselbe Phrase wie in 2,1 vorliegt. [__]m jb: Fischer-Elfert, E-Mail vom 05.12.2023: „nḏm-jb als Ausdruck für Lustgewinn u.ä. würde gut in den Kontext passen“.

14
Zur Positionierung der beiden Fragmente ans Ende dieser Kolumne statt ans Ende der vorigen, wie von der derzeitigen Platzierung im Glasrahmen suggeriert, vgl. den Kommentar zu Zeile 2,1. „y-2“: Da unklar ist, wie viele Zeilen zwischen den Fragmenten fehlen, wird hier die Zählweise adaptiert, die Gardiner für die unteren Kolumnenränder des Astartepapyrus verwendete, s. LESt, 79a, Anm. zu Zeile 3,1. sw hrw: Interpretation unsicher. Ob eine Konstruktion vergleichbar mit pChester Beatty V rto. 7,4 vorliegt? Oder sollte umgekehrt die Folge als hrw sw zu lesen sein, vergleichbar mit pRamesseum VIII, 4,4: „[---] tagsüber (am) Monatstag [---]“. Allerdings ist Letzteres unsicher und ist zudem Teil einer Handlungsanweisung, was hier nicht vorliegen kann, weil die Passage schwarz geschrieben ist.

15
ḥm.t: Bedeutung unklar. Mit dem einfachen Arm klassifiziert, der auch für den schlagenden Arm stehen könnte. Die darunter stehenden Pluralstriche könnten ebenso Markierung eines grammatischen Plurals sein wie Klassifikator eines Abstraktums. Ob das Wort eine Nominalbildung zu ḥmi̯: „weichen; zurücktreiben, hemmen“, Wb 3, 79.1-21, TLA WCN 105200 ist?  Die Klassifizierung mit (schlagendem?) Arm statt der eigentlich zu erwartenden laufenden Beine wäre für dieses Wort unerwartet, aber nicht völlig ohne Parallele, vgl. das Buch von der Himmelskuh im Grab Sethos’ I., Kol. 52, die Götterbeischrift auf der Statue Kairo CG 9430 (mit schlagendem Arm und laufenden Beinen klassifiziert) sowie der Edfu-Beleg bei Wilson, Ptol. Lexikon, 643. Vielleicht ließe sich zudem die unverständliche Stelle pmed London 8,5 als weiterer Beleg hinzufügen: ḏi̯ =j ḥm𓀜 ꜥ.t jm =f m (j)ḫ.t pri̯.t m zꜣ =j | j.n (J)tm(.w). Wb 3, 80.4 vermutet für dieses ḥm ein Verb für „heilen“. MedWb 2, 597 denkt dagegen unter Verweis auf Wb 3, 80.5 und das Verb nḥm an „schützen (?)“. Wenn man nun darin ebenfalls einen Beleg für „weichen, zurücktreiben“ sieht, könnte man den Satz auch verstehen als: „‚Ich veranlasse, dass sich (besagter) Körperteil aus/von ihm entferne als etwas, das aus meinem Sohn herausgekommen ist‘, sagte Atum.“

16
Das Hieratogramm vor der Präposition ḥr transliteriert Leitz als 𓅂, Gardiner Sign-list G4. Eine so geschriebene Endung wäre als Verbalendung jedoch ungewöhnlich, und läge ein Substantiv vor, würden die Klassifikatoren fehlen – und dies zwei Mal, denn dieselbe Wortgruppe kommt auch schon in Zeile 1,9 vor, auch dort mit der Abbruchkante unmittelbar vor dem problematischen Hieratogramm. Die etwas klarere Form in Zeile 2,y erinnert eher an den schlagenden Mann, Gardiner Sign-list A24 (𓀜), als an G4. Erneut erinnert sie eher an die Handschriften der späten 2. Zwischenzeit als an die des Neuen Reiches. In 2,y geht das Zeichen direkt an der Abbruchkante in eine kleine Schlaufe über; in Zeile 1,9 findet sich stattdessen eine nach links oben laufende Verdickung. Dabei könnte es sich um ein anderes Hieratogramm oder einen Rest davon handeln, das/der mit dem schlagenden Mann ligaturiert ist. Könnte es eine Buchrolle sein? Insgesamt wird diese Wortendung vermutlich zu einem Verb der Drogenbereitung gehören, infrage kämen bspw. ꜣmj: „vermischen“, nḏ: „zerreiben/verrühren“ oder hbq: „zerstoßen“, s. DrogWb, 373, s.v. ḥḳ.t A.I.c.