Horusstele des Nachtefmut
Übersetzung und Kommentar
Vorderseite1 (Textzeilen A–C)
Streitwagenszene
[A.1, vor der Streitwagenszene] [... ... ...], Sohn des vierten Proph]eten des Amun Djedchonsiuefanch, des Gerechtfertigten.
[hinter der Streitwagenszene] [... seine Mut]ter Neschonspachered, die Gerechtfertigte.
[über einer Schlange] (eine Schlangenbezeichung) „die Scharfe“.
1 Bearbeitung: Berlandini 2002, 87–97.
Götterreihe1
[B.1, hockender, menschenköpfiger Gott] Geb.
[hockender, menschenköpfiger Gott] Hu.
[hockender, menschenköpfiger Gott] Sia.
[hockender, krokodilsköpfiger Gott] Der Gefräßige2.
[B.5, hockender, krokodilsköpfiger Gott] Der Schädliche/Gefährliche3.
[hockender, krokodilsköpfiger Gott] Der Vereiniger/Sammler4.
[hockender, krokodilsköpfiger Gott] Der Fallensteller (?)5.
1 Acht hockende, männliche und krokodilsköpfige Götter sind hinter einer Kobra dargestellt. Der erste von ihnen mit Menschenkopf und Kappe des Ptah trägt keine Beischrift, die übrigen sieben werden mit Namen genannt.
2 Sknt: Laut Berlandini 2002, 91 erinnert der Name an die Wurzel skn: „être avide“ (Wb. 4, 314.9–10: „gierig, gefrässig o.ä.“). Auf Papyrus BM EA 9997, Kol. II, der diese Vierergruppe von Krokodilgöttern auflistet, ist sknt aufgrund einer Verwirrung im Hieratischen zu sty umgedeutet worden. Vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. ẖ – s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 664b zu skn, 687c–688a zu sty.
3 Swy: Laut Berlandini 2002, 91 die Bezeichnung eines Krokodils; abgeleitet von sw: „dangereux, malfaisant“ (Wb. 4, 59.16–17: „schädlich sein“; D. Meeks, Année lexicographique. Égypte ancienne. Tome 2. 1978, 2. Auflage (Paris 1998), 78.3368: „être dangereux, dommageable“). Belegt auf Papyrus BM EA 9997, Kol. II.2 und III.8 (C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), Taf. 2 und 3) als swy/swj. Vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. ẖ – s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 204c.
4 Sꜣq: Der Vereiniger/Sammler. Laut Berlandini 2002, 91 von der Wurzel sꜣq: „rassembler, réunir“ abgeleitet; belegt auf Papyrus BM EA 9997, Kol. II.3 und III.11 (C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), Taf. 2 und 3). Vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. ẖ – s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 160b–c.
5 jbṯ: Laut Berlandini 2002, 91–92 vielleicht von der Wurzel jbṯ: „piéger“, „mit einer Falle fangen“ abgeleitet. Belegt auf Papyrus BM EA 9997, Kol. II.3, 3–4 und III.11 (C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), Taf. 2 und 3) als jbr.y, das von einer semitischen Wurzel „rivière“ abgeleitet sein könnte. Vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. ꜣ – y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 214b.
Alle Länder usw. sind unter den Füßen des Horus
[C.1] Alle (fruchtbaren) Länder und alle Fremdländer/Wüsten, alle Berge und alle Gewässer (sowie) ihre Bewohner (oder: das, was in ihnen ist) sind vereint unter den Füßen des Horus, Sohn des Osiris, mit dem Isis schwanger war und mit dem Nephthys begattet war.
Mögen sie dein (d.h. des Horuskindes) Feuer (d.h. der fiebrige/erhitzte Zustand in dir) vertreiben, mögen sie deine (durch Gift verursachte) Unruhe beseitigen.2
Die mꜣ-Pflanze (?) ist gegen (?) dich!3 Zweimal (zu sagen)!
(Oh ihr,) Feind, Feindin, Toter, Tote4, Widersacher, Widersacherin, ihr sollt zurückweichen von dem Propheten des Amun Nachtefmut, dem Gerechtfertigten.
Der Jüngling (?), der im Auge des Re ist, er ist mächtig gegen seine Feinde, so wie Re Macht hat über [seine] Feinde.
Erhebt nicht euer Gesicht gegen ihn, (ihr) seine Feinde! Das Udjatauge ist [sein (?)] Schutz (oder: der Schutz [seines Körpers]).
1 Bearbeitungen:
- Sternberg-el Hotabi 1999, I, 48–51.
- Berlandini 2002, 93–97, 136–137.
- C. A. R. Andrews, An Unusual Source for Magical Texts, in: A. Leahy – J. Tait (Hrsg.), Studies on Ancient Egypt in Honour of H. S. Smith, Occasional Publications 13 (London 1999), 11–15, hier: 13–14.
2 Laut Berlandini 2002, 95–96, Anm. (c) und Sternberg-El Hotabi 1999, I, 50, Anm. (d)–(e) wird hier das Horuskind angesprochen und es werden deshalb der erhitzte/fiebrige und unruhige Zustand des Kindes und nicht der Gluthauch des Giftes eines männlichen Angreifers sowie die von seinem Gift verursachte Störung beseitigt.
3 In manchen Textvertretern wird dieser Satz um zwei weitere Entitäten verlängert (CG 9403; CG 9430; Horusstele aus Atfih (M. A. El-Tonssy, A Horus Cippus from Atfih, in: Annales du Service des Antiquités de l'Égypte 86, 2012, 157–177, hier: 163, Rückseite, Z. 16–17)), die mit einem Pflanzendeterminativ versehen sind (beschädigt auf MMA 44.4.54). Es ist daher möglich, dass mꜣ ebenfalls eine Pflanzenbezeichnung ist. Vgl. Berlandini 2002, 96, Anm. (d).
4 Berlandini 2002, 96, Anm. (e) liest statt mwt mwt.t: „Toter, Tote“ die Krankheitsentitäten ns und ns.t, die auch gemeinsam mit ḏꜣ.yw ḏꜣ.yt: „Widersacher, Widersacherin“ vorkommen, allerdings viel seltener. Die Schreibung spricht eher für die hier angegebene Lesung.
Linke Seite1 (Textzeile D)
Beschwörung von Gift2
[D.1] [... ... ...] sie hat ihr wꜥb-Kleid [abgelegt]. Der große Gott sah [sie], indem sie mit allem, was sie erschaffen hatte (oder: was für sie erschaffen wurde; oder: in ihrer ganzen Gestalt), ⸢verschönert⸣ (?) war.3Ihr Körper war 〈gemäß〉 der N[orm] (d.h. perfekt).
Es bedeutete, dass sein [Herz nach der Göttin verlangte, ... ... ...
... ... ...]
Du sollst gegen sie (i.e. gegen die Göttin) krokodilartig [losschießen (?)] in diesem deinem Namen von Seti/Senkti-Krokodil4. Du sollst gegen sie vorgehen in deinem Namen von Suy-Krokodil5. [Du sollst dich gegen sie zusammennehmen in deinem Namen von Saq-Krokodil6. Du sollst gegen sie ... in deinem Namen Ibery-Krokodil7.
1 Objektperspektive.
Synoptische Bearbeitung (ohne Horusstele New York MMA 44.4.54): Berlandini 2002, 142 (Abb. 12).
2 Textsynopse aus der Horusstele des Nachtefmut, Papyrus BM EA 9997, Kol. I.11–III.9 (C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), Taf. 1–3), der Horusstele Philadelphia E 12.514 (unpubl.; Foto bei Sternberg-El Hotabi 1999, II, 126, Taf. VI.d) und Chicago Field Museum 31737 (R. K. Ritner, Horus on the Crocodiles: A Juncture of Religion and Magic in Late Dynastic Egypt, in: J. P. allen et al. (Hrsg.), Religion and Philosophy in ancient Egypt, Yale Egyptological Studies 3 (New Haven 1989), 103–116, hier: 112–113), aber ohne die Horusstele New York MMA 44.4.54 (unpubl.; Sternberg-El Hotabi 1999, I, 50, 81, 84, 87; II, 72–73).
3 Berlandini 2002, 102, Anm. (a), übersetzt (S. 100): „[elle?] voit le grand dieu res[tauré?] avec tout ce qu’elle a crée.“
4 snk.tj: Gleiche Graphie auf der Horusstele Philadelphia E 12.514. Auf Papyrus BM EA 9997, Kol. II.2 steht sty: „Seti“, wobei sich die Gruppe snk: „Senk“ als Fehllesung aus der hieratischen Schreibung von sty erklärt. Für das Wortspiel siehe M. A. Stadler, Verbesserungsvorschläge zu den magischen Papyri British Museum EA 9997+10309 und EA 10042 (magischer Papyrus Harris), in: Göttinger Miszellen 192, 2003, 101–105, hier: 101–102, der allerdings im ersten Wort den Namen eines Heilmittels sucht. Siehe auch Stegbauer, im TLA-Kommentar für die Interpretation von sty als Verbform. Auf der Vorderseite der Horusstele des Nachtefmut wird das erste Krokodil skn.t: „Senkti“ genannt. Berlandini 2002, 91, 100 versteht snk als das Adjektivverb „être obscur“ und übersetzt daher als: „tu es dissimulé“.
5 Auf der Vorderseite der Horusstele des Nachtefmut wird das zweite Krokodil Suy genannt.
6 Auf der Vorderseite der Horusstele des Nachtefmut wird das dritte Krokodil Saq genannt.
7 Auf der Vorderseite der Horusstele des Nachtefmut wird das vierte Krokodil Ibet genannt. Für das Wortspiel siehe M. A. Stadler, Verbesserungsvorschläge zu den magischen Papyri British Museum EA 9997+10309 und EA 10042 (magischer Papyrus Harris), in: Göttinger Miszellen 192, 2003, 101–105, hier: 101–102, der allerdings im ersten Wort den Namen eines Heilmittels jbr-Salbe sucht. Siehe auch Stegbauer, im TLA-Kommentar für Interpretationen von jbr als Verbform. Berlandini 2002, 91, 100 versteht jbr als eine Verstümmelung von jbṯ (so der Name des Krokodilgottes auf der Vorderseite) und übersetzt daher: „tu pièges (?)“.
...,] indem sie auf dem Wasser hinausgegangen ist. Ihr Körper bebte. Sie hat angeordnet mit/als (?) ... vor ihrem Gesicht, wie wenn der Sturmwind hervorkommt, wie wenn aufblitzt (?) (oder: wie ein Meteor/Blitz) [... ... ... die Hitze ihres Feuers] ist in ihre Körper eingetreten. Sie hat die Haare, die auf ihren Rücken sind, ausgerissen. Sie hat die Haut auf/von (?) ihren Körpern eingesammelt.1 (So) geschah das Abwerfen [D.5] [der Hauthülle (?) durch die Schlangen. ... ... ...
Kaum hat] er ihren Körper im Zustand des Aufgefressenwerdens [vorgefunden], da litt der Gott bzw. sein Herz ihretwegen/deswegen auch schon. Er hat Unheil verhängt gemäß dem, was sie getan hatten. [Er] sagte [... ....
Das Gift steht aufrecht / hält an / bleibt stehen] im Leben. Blockiert/vergolten wurde das (vom Gift ausgehende?) Gemetzel2, das in ihrem Körper ist.
Der große Gott, er sagt zu ihr: „(Oh) Gift, s[iehe ... ... ...]“
Sie sind vor ihm herausgekommen. Nicht wird einer (mask.) sich geschlechtlich mit einer (fem.) von ihnen vereinigen bis in aller Ewigkeit.
Der große Gott, er gesellt sich (?) [... ... ...
... ... ...] ewiglich. Es ist N[un] (?)3, der Große, der Vater (?) der Götter, der ... ... ...4 dieses Gift im ganzen Körper des Djeddjehuti[iuefanch.]
1 Unklar. Berlandini 2002, 101 liest: „Ils (?) rassemblent la peau le jour où leurs membres se transforment en [...]“.
2 Berlandini 2002, 101 erwägt, „la graisse“ zu lesen (so auch schon C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), 7).
3 Die Lesung „Nun“ nach einem Vorschlag von Berlandini 2002, 103, Anm. (t).
4 Unklare Spuren. Berlandini 2002, 102, 103, Anm. (u–x) vermutet : „die verschlucken (?) das Wasser (?) ... des Körpers (?) des Giftes“.
Rechte Seite1 (Textzeile E)
Horusstelentext A (= Metternichstele Spruch 10)
[E.1] [Sei gegrüßt, du Gott, Sohn eines Gottes! Sei gegrüßt, du Erbe, Sohn eines Erben! Sei gegrüßt, du Stier, Sohn eines Stieres, den die göttliche Kuh geboren hat! Sei gegrüßt, du Horus, der aus Osiris hervorgegangen ist, den Isis, die Göttliche/Göttin, geboren hat!
Besprich (?) für mich mit deinem Namen! Beschwöre für mich mit deiner Magie! Besprich für mich] mit deinen Zaubersprüchen! Rezitiere für mich mit den [Wor]ten, die du erschaffen/ersonnen hast.
[Es sind die] ⸢kunstfertigen Formeln⸣, [die in deinem Mund sind, die dein Vater Geb dir anvertraut hat, die deine Mutter Nut/Isis dir gegeben hat, die dein Bruder, der Vorsteher von Letopolis, dir gelehrt hat, um deinen zꜣ-Schutz zu bereiten, um] deine mk.t-Protektion/Sicherheit [zu wiederholen, um das Maul von jedem giftigen Gewürm zu verschließen, das in der Luft (wörtl.: Himmel) ist, das auf dem Land ist], das im Wasser ist, um die Menschen wiederzubeleben, um die Götter zufriedenzustellen, um Re mit [deinen Lobpreisungen/Gebeten] zu verklären.
[Komme zu mir! Beeile dich, beeile dich an diesem Tag / heute, so wie (wenn) du das Steuerruder im Gottesschiff bedienst. Mögest du für mich alle Löwen in der Wüste, alle Krokodile im Fluss, alle beißenden (Schlangen)Mäuler in ihren Höhlen abwehren.] Mögest du sie [machen] wie einen Kieselstein des Wüstenplateaus, wie das Bruchstück eines Topfes (= eine Topfscherbe) [auf/entlang] der Straße.
[Mögest du das/dieses (hier vorliegende) Gift beschwören, das in jedem Glied des ... ist. Hüte dich, dass deine Worte] des[wegen (oder: seinetwegen, d.h. des Giftes wegen) lächerlich gemacht (oder: weggelacht) werden.]
Siehe, ich rufe heute mit/in deinem Namen an. Mögen für mich [dein] Ansehen [E.5] [und deine Magie] entstehen!
[Erhöhe für mich deine wirksamen Zaubersprüche! Mögest du den wiederbeleben, der eine beengte Kehle hat. Möge dir Lobpreis gegeben werden durch die Untertanen. Möge Maat in deiner Gestalt (oder: wegen deines Wesens) gepriesen werden. Möge jeder Gott, der] wie du [ist, angerufen werden.]
Siehe, ich rufe heute deinen Namen (als): „Ich bin Horus, der Retter/Beschwörer.“
1 Objektperspektive.
Bearbeitung: Berlandini 2002, 104-106, 143 (Abb. 13–14).
Metternichstele Spruch 2: „Spruch gegen das Gift / Beschwörung des Giftes“
[Fließe aus, (oh) Gift! Komm! Geh hinaus auf den Boden! Horus hat dich beschworen, er hat dich bestraft/zerschnitten, er hat dich ausgespuckt. Du wirst nicht nach oben aufsteigen können, (du), der nach unten niedergetrampelt worden ist. (Du Gift,) das schwach ist, du kannst nicht stark sein. (Du Gift,) das fei]ge ist, du kannst nicht kämpfen. (Du Gift,) das blind ist, du kannst nicht sehen. (Du Gift,) das mit dem Kopf nach unten hängt, [dein Gesicht kann sich nicht erheben. (Du Gift,) das umherzieht, du kannst den Weg nicht finden. (Du Gift,) das gequält darniederliegt, du kannst dich nicht freuen.
Das/dieses Gift], das in Jubel war, dessentwegen das Herz der Leute/Masse gequält darniederlag (?): [Horus hat es mit seiner Magie/Ba-Macht] getötet. [Wer (zuvor) gequält darniederlag (?), ist (jetzt) euphorisch.
Steh doch auf, der (du) im Todesschlaf bist! Horus hat dich (?) 〈als〉 Lebenden (?) wiederholt.] Der als (auf der Trage) Aufgeladener/Transportierter gekommen ist, er ist aus eigener Kraft hinausgegangen, (denn) Horus hat den, der ihn gebissen hat, gefällt.
Wende dich ab, (oh) (männliche) Schlange!] Nimm weg dein Gift, das in jedem Glied des Djedthothiuefanch, des Gerechtfertigten, ist! Siehe, die Magie des Horus ist stark/siegreich gegen [dich].
Rückseite1 (Textzeile F)
Horusstelentext C
[... ... ...]
[... ... ...]
[F.x+1] [Hüte dich, Maga! Man ist wachsam gegen dich in Heliopolis. Du bist ge]fall[en! Zurück, zurück! Du wirst keine] Macht über [ihn] haben (oder) über irgendeinen (seiner) Leute, [irgendeines seiner] Pferde, über irgendeines seines Kleinviehs auf dem [Fluss].
Eine schreiende Stimme ist im Tempel der Neith. Ein wehklagendes Wehklagen (kommt) aus dem Maul des Katers (oder: der Katze) [wegen dessen], was Maga getan hat. Es ist nicht etwas, was von dem Der-es-gemacht-hat (= dem Schöpfergott?) angeordnet worden ist.
(Du,) Rebell, das, was aus deinem Mund gekommen ist, ist gegen dich2, so dass dein Körper zerstückelt wurde/ist. Hüte [dich,] Rebell! Der Herr (?), er hat dein Voranschreiten behindert.3 Die Vögel ...?... wurden eingesammelt gegen dich.4 Siehe, dein [zweites] Mal ist dir zugestoßen [F.x+5] wegen/als (?) jenes, was gegen dich getan worden ist. Weiche doch von mir zurück!
Ich bin Chnum. Ich bin [aus Heliopolis] gekommen mit einer Botschaft (oder: einem Auftrag) von Sepa.
[Ich] bin Ini-a-ef (Der-seinen-Arm-bringt/holt).
Oh Chentienirti, oh Ruti! (Richte) deine Aufmerksamkeit (wörtl.: dein Gesicht) auf diesen Zwerg aus Fayence5, der ins Wasser gefallen ist, den Halsschmuck der Neith! Halte dich fern von ihm!
Dein Gesicht wird {ausfließen/zugrunde gehen} 〈erblinden〉, (oh) Imeny-Krokodil in der Flut. Du sollst [dein Voranschreiten] hemmen, [(oh) Senem-em-ra-Krokodil!]6 Halte dich fern von dem Gott, wenn er sich reinigt! Hüte dich vor diesem Gotteskörper!
[Ich habe dir dein Abgeschleppt-werden / deinen Tod] angekündigt.7 [Ich bin] ja (?) (der Gott namens) Er-arbeitet-für-sie.8
1 Bearbeitung: Berlandini 2002, 106–112 und 144–145 (Abb. 15–16).
2 Berlandini 2002, 107 versteht anders: „Que l’ennemi issu de (?) ta bouche [soit] contre toi!“ Hat das Krokodil Maga in etwas gebissen (den Körper des Osiris?), das aus seinem Maul kommt und jetzt gegen ihn ist?
3 Berlandini 2002, 107 trennt anders ab und versteht: „Tout ennemi (du dieu?) est surveillé (?)! Qu’il (le dieu?) entrave ta marche!“ Ob man: „dein Feind ist wachsam, er hat dein Voranschreiten behindert“ übersetzen sollte?
4 Berlandini 2002, 107, 109 (Anm. e) und 146 (Fig. 19) hat 11 verschiedene Versionen dieses Satzes parallellisiert und liefert zwei Übersetzungen: „Les oiseaux (?) d’une paume (?) sont rassemblés contre toi“ und „les oiseaux (anseridés?) rassemblent la griffe (?) contre toi.“
5 Entweder liegt ein Identitätssatz vor: „Dein Gesicht ist (das des) Zwerges, ...“ (so L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 156; L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima. Monumenti e testi 9 (Torino 1999), 160; Berlandini 2002, 108: „Ta face est (celle) de ce nain de faïence...“.) oder eine Aufforderung: „(Richte) dein Gesicht auf den Zwerg, ...!“ In späteren Textversionen wird der Zwerg angerufen (A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 23–43, hier: 28).
6 Ergänzt gemäß der Horusstele im Museum of Seized Antiquities (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 151, Taf. 2). Auf der Horusstele in der Sammlung Gandur (A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 23–43, hier: 28) steht: „Dein Voranschreiten wurde gebremst, oh Rebell“ (oder als Imperativ „Bremse dein Voranschreiten, oh Rebell“).
7 Auf der Horusstele im Museum of Seized Antiquities (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 156) steht: „dein Abschleppen“ oder „dein Verbrennen“. Auf der Horusstele Turin Suppl. 18356 (L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima. Monumenti e testi 9 (Torino 1999)) steht: „Ich habe dir deinen Tod angekündigt.“
8 Auf der Horusstele im Museum of Seized Antiquities (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 156) steht: „I am, indeed, who acts for the gods.“ Auf der Horusstele Turin Suppl. 18356 (L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima. Monumenti e testi 9 (Torino 1999)) steht: „Ich bin der Mächtige, ein Er-arbeitet-für-die-Götter“.