rmn.t-Gefäß

rmn.t: Eine bislang nur im pEbers, in den Rezepten Eb 307, 314 und 324, belegte Gefäßbezeichnung. In Eb 307 soll es zur Hälfte mit Johannisbrot und zur Hälfte mit Wasser gefüllt werden, was beides vier Tage lang stehengelassen werden soll. Auch in Eb 324 werden je zur Hälfte Johannisbrot und Wasser hineingefüllt; über eine weitere Verarbeitungsanweisung steht dort nichts. In Eb 314 werden Kuhmilch und Erdmandeln hineingefüllt und darin gekocht „wie (zum) Kochen von Langbohnen“. H. Grapow, Kranker, Krankheiten und Arzt. Vom gesunden und kranken Ägypter, von den Krankheiten, vom Arzt und von der ärztlichen Tätigkeit, Grundriß der Medizin der alten Ägypter III (Berlin 1956), 102 vermutet darin einen speziellen Gefäßtyp, einen „gehälfteten“ Topf, „in dessen unteren Teil die Flüssigkeit, in dessen oberen das Feste getan wird, beide durch ein primitives quergestelltes tönernes Sieb getrennt, durch das die Flüssigkeit, nachdem sie schon, kalt stehengelassen oder erwärmt, auf die obere Droge eingewirkt hat, über diese und von ihr wirksame Bestandteile mitnehmend zum Trinken abgegossen werden kann“. Etymologisch denkt er an eine Ableitung von rmn, der „Hälfte“ (Wb 2, 418.12–18), s. H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Erste Hälfte (r), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.1 (Berlin 1961), 528. Grapows Übersetzung „gehälfteter Topf“ ist von W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 604 und T. Pommerening, Die altägyptischen Hohlmaße, Studien zur Altägyptischen Kultur, Beihefte 10 (Hamburg 2005), 73 übernommen worden. T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 298 schreibt dagegen vorsichtig nur „un pot“. P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 583 kennt noch ein rmnw-Gefäß in einem Text in Edfu, in dem sie einen möglichen späten Beleg für das rmn.t-Gefäß erwägt; aber der Kontext ist zu unspezifisch, um das zu verifizieren oder zu falsifizieren. Sie leitet die Bezeichnung ebenfalls von der „Hälfte“ her, vermutet aber eher ein halbgroßes Gefäß.

L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1–63, hier 36a vermutet schließlich im koptischen ⲁⲙⲓⲛ ein späteres Derivat von rmn.t. Dieses koptische Wort geht jedoch eher auf die Gefäßbezeichnung mn zurück (Wb 2, 66.4–11, W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 2. Auflage (Heidelberg 2008), 486).

Der Vollständigkeit halber sei schließlich noch auf P. Lacau – J.-P. Lauer, La pyramide à degrés. V: Inscriptions à l’encre sur les vases, Fouilles à Saqqarah ([Le Caire] 1965), 29–31 hingewiesen, die ein Wort rmn nennen, das im Alten Reich dreimal zusammen mit einer Zahlenangabe auf Krugscherben belegt ist und Lacau/Lauer zufolge eine sonst unbekannte Hohlmaßangabe neben der häufiger belegten, gleichlautenden Längen- und Flächenmaßangabe ist. Pommerening, a.a.O., 73, Anm. 8 vermutet dagegen auch in diesem rmn der Krugscherben das Längenmaß; ein Zusammenhang mit dem rmn.t-Gefäß des pEbers ist daher auszuschließen.

Dr. Lutz Popko