Papyrus Chester Beatty VI

Metadaten

Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10686

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus Chester Beatty VI gehörte zuerst zur Papyrussammlung des amerikanischen Großindustriellen Alfred Chester Beatty (1875–1968), der die Papyri II–XIX im Jahre 1930 dem British Museum in London schenkte (Hall 1930, 46–47), während er den Papyrus Chester Beatty I in der Chester Beatty Library in Dublin unterbrachte.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Die genauen Erwerbsumstände sowie der originale Fundzusammenhang des Papyrus sind ungewiss. G. Posener gibt an, dass die 19 Chester-Beatty-Papyri mit dem Fund von 17 (?) Papyri aus Deir el-Medineh zu vergesellschaften sind, die im Jahre 1928 von B. Bruyère in einem schmalen, trapezförmigen Bereich mit gestampftem Boden zwischen dem Gewölbe einer Grabkapelle und dem Fundament einer Grabpyramide in Deir el-Medineh entdeckt wurden: "Il est permis de dire à présent que la découverte dépassa en importance les papyrus recueillis par le fouilleur le 20 février 1928. (...) On saura plus tard que les papyrus Chester Beatty proviennent de la même trouvaille." (Černý 1978, VIII; Plan des Fundorts: Bruyère 1929, Plan 1: unten rechts, zwischen den Schächten P.1165 und P.1169). Darüber hinaus verweist er auf den Eintrag in B. Bruyères Grabungstagebuch vom 21. Februar 1928, in dem es heißt, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er von drei Arbeitern bestohlen wurde. Der Papyrus Chester Beatty VI ging demnach möglicherweise als Diebesgut in den Antikenhandel, wo er von A. Chester Beatty erworben wurde (Černý 1978, VIII). Zu dem Papyrusfund scheinen, abgesehen von den 19 Chester-Beatty-Papyri und den 17 von J. Černý gemeinsam veröffentlichten Deir-el-Medineh-Papyri (für die wenigsten der 17 Papyri liegen genaue Fundbeschreibungen vor), auch zwei Naunachte-Papyri in Kairo zu gehören, eventuell noch zwei Naunachte-Papyri in Oxford sowie ein Genfer Papyrus (P. Geneva MAH 15274), also insgesamt mindestens 40 Papyri (Pestman 1982, 155–172). Falls dies stimmt, wurden also alle Papyri im oberirdischen Bereich einer Grabanlage gefunden, dessen oder deren Besitzer bei der Grabung nicht bestimmt werden konnte(n). P. W. Pestman ermittelte die aufeinanderfolgenden Eigentümer der Papyri als Ken-her-chepesch-ef den Älteren, seine Frau Naunachte und ihre Söhne aus zweiter Ehe, Amun-nacht und Pa-maa-nacht-ef. Möglicherweise ist einer der Papyri (Papyrus Chester Beatty IX) irgendwann nass geworden, entrollt und nach der Trocknung wieder aufgerollt worden (Gardiner 1935 I, 78). Y. Koenig verweist auf den Brief Papyrus BM EA 10326 (= LRL, Nr. 9), in dem nassgeregnete Papyri inspiziert und später in einem Grab mit oberirdischen Räumen deponiert wurden, und er erkennt Analogien zwischen den dort geschilderten Vorgängen und dem Fundzusammenhang des Fundes von B. Bruyère von 1928 (Koenig 1981, 4143).

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie

Die Datierung beruht auf paläographischen Kriterien. Laut A. H. Gardiner ist das Recto "written in a good literary hand which may well be as early as Ramesses II", während das Verso von einer "somewhat later hand closely resembling that of the verso of Papyrus No. VIII." geschrieben wurde (Gardiner 1935 I, 53). Der Zeitpunkt der Niederschrift des Rectos von Papyrus Chester Beatty VIII "may have been the end of the Nineteenth Dynasty". Das Verso wurde zuerst von einem Schreiber geschrieben, dessen Handschrift "closely resembling the hand of the verso of Papyrus No. XI" ist, während ab Kolumne 4 "a different scribe, probably of the Twentieth Dynasty" tätig wurde (Gardiner 1935 I, 66). Für Papyrus Chester Beatty XI Recto gibt A. H. Gardiner "a good Nineteenth Dynasty literary hand" an, während er für das Verso nur auf Papyrus Chester Beatty VIII Verso verweist (Gardiner 1935 I, 116). Insgesamt könnte das Recto von Papyrus Chester Beatty VI mit dem medizinischen Text also noch unter Ramses II. (ca. 1279–1213 v. Chr.) niedergeschrieben worden sein, das Verso später, etwa gegen Ende der 19. Dynastie. F. Jonckheere ordnet den Papyrus Chester Beatty VI in die Zeit der 19. Dynastie, indem er sagt: "Mais si la version qui nous est parvenue date effectivement du XIIe ou du XIIIe siècle avant notre ère, on peut affirmer, par analogie avec d’autres manuscrits de la même espèce, que nous n’avons là que la copie d’époque ramesside d’un ouvrage original de beaucoup plus ancien." (Jonckheere 1947, 12). W. Westendorf fasst zusammen: "Neues Reich, Ramessidenzeit, 19. Dynastie (um 1250 v. Chr.)" (Westendorf 1999, 45). Die datierten Texte des Archivs, zu dem Papyrus Chester Beatty VI gehört bzw. die identifizierten Eigentümer des Archivs, stammen aus dem Datierungszeitraum von der frühen Regierungszeit Ramses’ II. bis hin zu Ramses IX. (Pestman 1982, 158). Dies umfasst eine Zeitspanne von ca. 170 Jahren (ca. 1279–1109 v. Chr.).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en), Monographie/thematisches Handbuch
Inhalt

Der Papyrus ist mit einem medizinischen Text auf dem Recto und einem magisch-medizinischen Text auf dem Verso beschrieben. Der medizinische Text auf dem Recto besteht aus acht Kolumnen und umfasst eine geschlossene Sammlung an Rezepten, die sich mit dem menschlichen After beschäftigen. F. Jonckheere zählt insgesamt 41 Einzelrezepte. Dabei ist der After entweder selbst von Leiden verschiedener Art betroffen oder er dient der Verabreichung medizinaler Substanzen gegen innere Krankheiten, etwa in Form von Einläufen. Für die Behandlung des Afters findet sich ein spezialisierter Arzt-Titel (vielleicht eine Art Proktologe), der nr.w-pḥ.wj "Der Hüter des Afters" (Hussein 1996, 34). Dies unterstreicht die Bedeutung des Darmtraktes und seiner einwandfreien Funktionstüchtigkeit für die altägyptische Medizin.
Neben dem After werden andere Organe und Körperbereiche erwähnt, darunter das Herz (ḥꜢ.tj), die Brust (šnb.t), der Rippenbereich (ḏrw.w), die Harnblase (šptj.t) und die Gefäße (mtj.w). Inhaltliche Parallelen finden sich etwa im Papyrus Berlin P 3038 und dem Rezept 157 des Papyrus Ebers (Gardiner 1935 I, 53).
Das Verso des Papyrus besteht aus zwei Kolumnen Text, die auf der Rückseite der Kolumnen 7 und 8 des Rectos geschrieben sind. Die erste erhaltene Zeile ist eine mythologische Anspielung, darunter steht eine halb zerstörte Vignette, die offenbar die Vernichtung eines Dämons durch Re, Osiris und krokodilgestaltige Wesen zeigt. Es folgen zwei Rezepte gegen die mḥꜢ-Krankheit und die nkn-Krankheit sowie zwei Zaubersprüche. Mit der Ankündigung der Namen von anzurufenden Schutzgeistern bricht der Text abrupt ab. Der Rest des Versos ist frei geblieben.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Das Papyruskonvolut, zu welchem auch der Papyrus Chester Beatty VI zählt, gehörte zum Familienbesitz einer thebanischen Familie. Das Papyrusarchiv hat dabei mindestens 40 Papyri umfasst, die heute in verschiedenen europäischen Sammlungen untergebracht sind (Pestman 1982, 155). Während der ursprüngliche Besitzer unidentifiziert bleibt, ist bekannt, dass das Papyrus-Archiv zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt an den Schreiber Ken-her-chepesch-ef übergegangen ist. Durch seine Frau Naunachte wurde das Korpus schließlich an die Kinder aus zweiter Ehe weitervererbt. Zunächst ging der Papyrus in den Besitz des Amun-nacht und dann über weitere unbekannte Hände, bis er schließlich zusammen mit den anderen Stücken im oberirdischen Bereich einer Grabanlage deponiert wurde (Pestman 1982, 160–172; siehe auch Koenig 1981, 41–43).
Das Papyrusarchiv, zu dem der Papyrus Chester Beatty VI zählt, besteht thematisch aus folgenden Textsorten: private Urkunden und Verwaltungstexte (u.a. Briefe, Memoranda), (Schul)-Übungen, semi-literarische Texte (medizinische, magisch-medizinische, mantische) und "rein" literarische Texte. P. W. Pestman nennt die semi-literarischen Texte, zu denen Papyrus Chester Beatty VI gehört, "something like practical handbooks for daily use" (Pestman 1982, 165).

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus ist 1,35 m lang und 21 cm hoch (Halbformat) und wird in zwei Glasrahmen (Recto 1–6 und Recto 7–8) aufbewahrt. Der Erhaltungszustand des Schriftträgers ist als mittelmäßig zu beschreiben, da sowohl Anfang als auch Ende des Papyrus zerstört sind. Der erhaltene Teil weist zudem zahlreiche Lacunae in den ersten vier und in der achten Kolumne auf. Die Blattklebungen erfolgten in regelmäßigen Abständen von ca. 25 cm und sind sorgfältig gearbeitet. Die acht Kolumnen auf der Vorderseite bestehen aus 13 bis 15 Zeilen.
Während die ersten vier Kolumnen verhältnismäßig schmal sind (5–6 cm), weisen die übrigen eine Breite von ungefähr 27–29 cm auf. Das letzte Drittel der achten Kolumne ist weggebrochen.
Das Verso umfasst zwei Textkolumnen, wobei von der ersten lediglich das hintere Drittel überliefert ist (siehe achte Kolumne des Rectos).

Schrift
Hieratisch

Die Leserichtung verläuft von rechts nach links. Die Verwendung von Rubra ist zu beobachten. Bereits A. H. Gardiner bemerkte, dass die Handschriften von Recto und Verso unterschiedlich sind und von verschiedenen Schreibern stammen. Dabei scheint der Text auf dem Recto paläographisch der ältere zu sein.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Im Rahmen seiner Untersuchung zu den hieratischen Papyri des British Museum legte A. H. Gardiner im Jahre 1935 eine Erstbearbeitung des Textes vor. Die Publikation widmet sich dabei jedoch vorrangig der hieroglyphischen Edition des Textes auf dem Recto. Für den Text auf dem Verso wird ebenfalls eine Übersetzung geliefert (Gardiner 1935). Für die Übersetzung und Kommentierung des medizinischen Textes rechnete A. H. Gardiner mit einer Studie durch W. R. Dawson, die jedoch nicht erschienen ist. Im Jahre 1947 legte F. Jonckheere eine Neupublikation des Rectos vor, die neben einer annotierten Textübersetzung auch einen Textkommentar umfasst (Jonckheere 1947).

Editionen

- Bardinet 1995: T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire (Paris 1995), 230, 455–461.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,1. Übersetzung der medizinischen Texte (Berlin 1958), 86, 99–100, 125–128, 130, 132–133, 138–139, 141–143, 145–146, 155–156, 170, 256–257.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,2. Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen (Berlin 1958), 82, 95, 110–114, 116, 118–119, 121–122, 130, 189, 196, 254.

- Gardiner 1935 I: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. I. Text (London 1935), 53–54.

- Gardiner 1935 II: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. II. Plates (London 1935), Taf. 30–32.

- Grapow 1955: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. II. Von den medizinischen Texten. Art, Inhalt, Sprache und Stil der medizinischen Einzeltexte sowie Überlieferung, Bestand und Analyse der medizinischen Papyri (Berlin 1955), 29, 94, 139–140.

- Grapow 1958: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 147, 173, 220–225, 232–233, 242–243, 247–249, 253–255, 273–274, 296–297, 437–439.

- Jonckheere 1947: F. Jonckheere, Le papyrus médical Chester Beatty. La médecine égyptienne II (Bruxelles 1947).

- Leake 1952: C. D. Leake, The Old Egpytian Medical Papyri, Logan Clendening Lectures on the History and Philosophy of Medicine 2 (Lawrence 1952), 12–13.

- Nunn 1996: J. F. Nunn, Ancient Egyptian Medicine (London 1996), 36–37.

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 45–48.

Literatur zu den Metadaten

- Bruyère 1929: B. Bruyère, Rapport sur les fouilles de Deir el-Médineh (1928), Fouilles de l’Institut Franҫais d’Archéologie Orientale du Caire 6,2 (Le Caire 1929), Plan 1.

- Černý 1978: J. Černý, Papyrus hiératiques de Deir el-Médineh. I. Nos I–XVII, Documents de Fouilles de l’Institut Franҫais d’Archéologie Orientale du Caire 8 (Le Caire 1978), VIII.

- Hall 1930: H. R. H. Hall, The Chester-Beatty Egyptian Papyri, in: British Museum Quarterly 5,2, 1930, 46–47.

- Hussein 1996: M. I. Hussein, The Medical Title nrw pḥwt. Is it Really the "Shepherd of the Anus"?, in: Discussions in Egyptology 35, 1996, 34.

- Koenig 1981: Y. Koenig, Notes sur la découverte des papyrus Chester Beatty, in: Bulletin de l’Institut Franҫais d’Archéologie Orientale 81, 1981, 41–43.

- Pestman 1982: P. W. Pestman, Who Were the Owners, in the "Community of Workmen", of the Chester Beatty Papyri, in: R. J. Demarée – J. J. Janssen (Hrsg.), Gleanings from Deir el-Medîna, Egyptologische Uitgaven 1 (Leiden 1982), 155–172.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Marc Brose
Mitwirkende
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Rezept Bt 1

[...] [rt. 1,1] [Aft]er, wenn er krank ist:
Milchfett (?) [...], Kraut (?)1 [...].
Werde [zer]stoßen im Mörser2, werde [durch]geseiht [rt. 1,5] [durch T]ücher, werde vermischt mit Honig, werde gemacht [zu] einer Kugel3 für den [Af]ter, so dass er [sof]ort gesund wird.

1 "Kraut": von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111, Bt 1, Anm. 2 zweifeln zunächst an der Ergänzung, schlagen aber, falls diese zutrifft, eine alternative Übersetzung "Rettich" vor, wie in Koptisch ⲥⲓⲙ (S) (W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965–1977), 185) vorliegt.
2 "Mörser" (šd{.t}): So von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111, Bt 1, Anm. 3 (vgl. Wb 4, 566.11–13; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 872–873) und auch Westendorf 1999, 212 mit Anm. 248 aufgefasst. Jonckheere 1947, 16 und von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 126 haben stattdessen "pâte/Masse". Das Determinativ – Kugel mit Pluralstrichen – würde zwar für letzteres sprechen (daher in H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 873, s.v. šd.t dort zugeordnet), für den "Mörser" spräche der Ausdruck sḥm m šd; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 873, s.v.šd.
3 "Kugel": Gemeint ist sicher eine Art Zäpfchen; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 707. Nur hier belegt.

Rezept Bt 2: zum Beseitigen einer Schwellung und einer Quetschung von bn.wt-Geschwüren

[...] Ausfluss (?)1, [Beseitigen]2 einer Schwellung von bn.wt-Geschwüren [rt. 1,10] (und) einer Quetschung von bn.wt-Geschwüren am [Afte]r (?)3, Beruhigen der Gefäße [des] Afters, Beseitigen des "Nagens" (= Juckens) [...] [für einen Mann] und einer Frau:
[rt. 2,1]4 [Nördliches (?)] Salz5 [...], Myrrhenharz [...], [östliches (?)] Salz [...], Milch vom Menschen [...], [rt. 2,5] Honig [...], Weihrauch [...], Fett von Vögeln (?)6 [...], werde gemacht zu [einer] Masse, [...] an 2[+x] Tagen.7

1 "Ausfluss" (nšm.t): Unklar, ob so oder n šm.t zu lesen; siehe Jonckheere 1947, 16, Anm. 5 und von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111, Bt 2, Anm. 1. Das Determinativ ist der Phallus mit ausfließender Flüssigkeit. Daher nehmen von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111 an, es könnte sich um eine Art Ausfluss handeln. So auch noch mal in Bt 13 (rt. 6.4–5) vorhanden.
2 "Beseitigen": Ergänzung wegen des Determinativs, Mann mit Schlagstock, ziemlich sicher; siehe Jonckheere 1947, 16, Anm. 6.
3 "After": Nach Rezept Bt 13a (siehe dort) könnte hier stattdessen auch "Harnblase" (Wb 4, 454.14; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 846) zu ergänzen sein; siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111, Bt 2, Anm. 2.
4 Die Mengenangaben der in Kol. 2 aufgezählten Drogen ist für alle Bestandteile nicht erhalten!
5 "nördliches Salz", d.h. Unterägyptisches Salz, und "östliches Salz": So vorhanden in Bt 7 (siehe dort) und die wahrscheinlichste Ergänzung; siehe Jonckheere 1947, 17, Anm. 11–12.
6 "Fett von Vögeln": Nach "Fett" steht die landende Spießente (Gardiner Sign-List G 41). Daher übersetzen von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 127, Bt 2 mit "Fett der Gans", wohingegen Jonckheere 1947, 17 dies unterlassen hat. Da diese Schreibweise in diesem Papyrus (z.B. Bt 3 rt. 2,12; Bt. 5 rt. 4,13; Bt 8 rt. 5,8) noch mehrfach vorkommt, wurde hier der Mittelweg gewählt, den H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 258, 606–607 "Fett von Vögeln (?)" vertritt. Vergleiche noch H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 266–269 und B. Koura, Die „7-Heiligen Öle“ und andere Öl- und Fettnamen. Eine lexikographische Untersuchung zu den Bezeichnungen von Ölen, Fetten und Salben bei den alten Ägyptern von der Frühzeit bis zum Anfang der Ptolemäerzeit (von 3000 v. Chr. – ca. 305 v. Chr.), Aegyptiaca Monasteriensia 2 (Aachen 1999), 114–123 (v.a. 116) zur Übersetzung mit "Fett" (= tierisches Fett) anstatt mit "Öl" (= pflanzliches Öl). Ob die Ente als Logogramm mitzulesen ist, ist unsicher, daher wurde hinter "Vögel" ein Fragezeichen gesetzt.
7 "an 2[+x] Tagen": In der vorangehenden Lücke möchten von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 111, Bt 2, Anm. 4 "werde getrunken" (d.h. swr) ergänzen. Von der Zahlenangabe sind noch zwei Striche erhalten. Jonckeere 1947, 17, Anm. 14 favorisiert aber "vier Tage", weil diese Zahl auch in den meisten anderen Rezepten genannt wird.

Rezept Bt 3

[rt. 2,10] Was gemacht wird [da]für [...] nach ihm (= vorangehendes Rezept):1
Pulver von [...], Fett von Vögeln (?) [...], Pulver 〈aus〉 Glasfluss [...], Honig [...], [rt. 3,1] [...] 1/{1}〈3〉2 (Dja), [...] 1/16 (Dja), [...] 1/64 (Dja), [...] 2, ... (?) [rt. 3,5], [...] 1, 12(?) [...] 1/16 (Dja), [...] 1, [...] After, [...] ... (?)2.

1 In den Zeilen 11–14 von Kolumne 2 sind jeweils die Quantenangaben zu den Drogen nicht mehr erhalten, in den Zeilen 3.1-6 sind umgekehrt die Zutaten nicht mehr vorhanden, dafür die Mengenangaben! Vor diesen befindet sich ein kleiner Leerraum, so dass hier vielleicht ein tabellarisches Layout vorlag, wie wenig später in dieser und der nächsten Kolumne. Die Angaben in Zeile 3.4 und 3.5, wo hinter der roten Mengenangabe noch jeweils in schwarz weitere Zeichen folgen (vier ovale Zeichen in 3.4 und die Zahl 12 in 3-5), sind nicht zu deuten. 
2 ṯnw: Nicht zu deuten. Jonckheere 1947, 18, Anm. 3 denkt an [s]ṯnw (nach Rezept Berlin 158), doch wagt er keine Übersetzung. Von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt 3, Anm. 2 spekulieren, ob ṯnw "Zahl" gemeint sein kann, lassen es aber ebenfalls unübersetzt. Westendorf 1999, 213, Anm. 252 denkt an ṯnw [dwꜢ/mšrw]: "jeden [Morgen/Abend]". Da die folgende Zeile 3,10 jedoch rubriziert ist, muss ṯnw das letzte Wort des Rezepts sein, so dass diese Lösung nicht in Frage kommt.

Rezept Bt 4

[rt. 3,10] [...] After:
[...] 1, [...]; [werde ...].

Rezept Bt 5: für eine Quetschung von bn.wt-Geschwüren

[rt. 4,1] Ein anderes Mittel: Was gemacht wird für eine Quetschung von bn.wt-Geschwüren:
Fischschuppen (?)1 vom Meer; Zyperngras2 der Oase; [rt. 4,5] Blätter vom Flachs; Wasser der mstꜢ-Flüssigkeit3;
werde vermischt zu einer Masse mit diesem (dem Wasser der mstꜢ-Flüssigkeit); dann formst du 12 Pillen4, wobei du [rt. 4,10] 4 Pillen an seinen After gibst, so dass er gesund wird.

1 nsšm.wt: Eventuell Verschreibung für nšm.wt "Fischschuppen" (Wb 2, 340.5–7); siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt. 5, Anm. 1, von ihnen aber nicht übersetzt. Jonckheere 1947, 19 übersetzt es jedoch kommentarlos so. Kritik dazu in H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 314–315.
2 gꜢy.wt < gj.w "Zyperngras" (Wb 5, 157–158.11; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 534–537); so entschieden Jonckheere 1947, 18, Anm. 5.
3 mstꜢ: Eine unidentifizierbare Flüssigkeit; siehe Jonckheere 1947, 19, Anm. 6 und vgl. Wb 2, 151.1–2 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 285–287.
4 swjꜢ.t < swj.t "Kügelchen, Pille": Siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 724–725. Die Applikation erfolgt entweder oral oder rektal.

Rezept Bt 6

Ein anderes (Mittel): Was gemacht wird nach dem Bleiben (?)1:
bsbs-Pflanze2: 1; Fett von Vögeln (?): 1; Honig: 1.
[rt. 5,1] Werde 〈gegeben〉 in einen Beutel aus Tuch (d.h. aus Stoff). Dann fertigst3 du 4 Pillen an; man gebe täglich eine von ihnen an den After.
Wenn du Blut findest hinterher, (und) wenn es herausläuft 〈als/wie (?)〉 Wasser, dann machst du dafür: Beeren des Wacholder; werde zerstoßen; werde dem Tau ausgesetzt; werde belegt jeder Körperteil damit, so dass er gesund wird.
Wenn du Blut findest hinterher, indem es an fünf Tagen (hintereinander) ausläuft, so machst du dafür als Heilmittel: Bleiglanz; Fett des Steinbocks; Samenkörner des Emmers4; werde fein zerrieben zu einer Masse; werde 〈gefertigt〉 zu vier Pillen; werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde gegeben [rt. 5,5] an den After, so dass er gesund wird.

1 ḥr-sꜢ mn: von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 127 mit II, 112, Bt 6, Anm. 1 übersetzen: "nach derartigem" und verweisen auf mn "Der und der" (Wb 2, 64.13–65.2); Jonckheere 1947, 19 mit Anm. 7 zählt mn nicht mehr zum Rubrum, sondern bezieht es auf die nachfolgend genannten Drogen: "Sont etablis: ..." (d.h. er bezieht es auf mn "bleiben, dauern". Hier wird mn ebenfalls zu "bleiben/dauern" gestellt, doch so interpretiert, dass es den Fall signalisieren soll, dass die im vorangehenden Rezept genannten Beschwerden trotz Behandlung immer noch vorhanden sind. So fassen es auch Bardinet 1995, 456 und Westendorf 1999, 213, Anm. 253 auf.
2 bsbs.t < bsbs: Unbekannte Pflanze; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 180–181; auch Jonckheere 1947, 19 mit Anm. 8 unterlässt eine Übersetzung.
3 jm.j-ḫt=f: Sinnvoller temporal zu übersetzen als lokal; siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt 6, Anm. 3, gegen Jonckheere 1947, 19–20.
4 mjmj: Siehe die Diskussion in H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 222–223. Jonckheere 1947, 19 übersetzte noch nach älterer Auffassung "Ammi" (= Äthiopischer Kümmel; griech. ἄμμι). Ein anderer Vorschlag von Lefebvre 1956, 62, Anm. 7 ist "Durra" (Sorghum); dieser so noch bei Westendorf 1999, 214, aber mit Zweifeln behaftet.

Rezept Bt 7: für irgendeine Sache am After

Ein Mittel für jedwede Sache am After:
Mehl der Johannisbrotfrucht: 1; nördliches Salz: 1; Natron: 1; östliches Salz: 1; Honig: 1.

Rezept Bt 8: für irgendeine Sache am After II

Ein anderes Mittel für dasselbe:
ḫs-Holzteil1 des jmꜢ-Baumes: 1; Johannisbrotfrucht: 1; Honig: 1; Natron: 1; werde gemacht zu einer Masse; werde damit verbunden; vier Tage lang.

1 ḫs: Unidentifizierbares Teil des unidentifizierbaren jmꜢ-Baumes; siehe Jonckheere 1947, 21 mit Anm. 7 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 402–403. Westendorf 1999, 214 schlägt fragend "Gallapfel" vor.

Rezept Bt 9: zur Beseitigung einer "Umwendung" im After

Heilmittel zur Beseitigung einer "Umwendung"1 im After:
Mehl von Langbohnen; nördliches Salz; Fett von Vögeln (?); Gerstenschleim; Honig2; werde gemacht zu einer Masse; werde gegeben an den After; vier Tage lang.

1 Ꜥn: Ob ein "prolapsus ani" gemeint ist; so Jonckheere 1947, 47–48; nur hier belegt; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 141.
2 ḥsꜢ n jt bjt: Jonckheere 1947, 21 hat jt in seiner Übersetzung übersehen und übersetzt nur ḥsꜢ n bj.t "pâte de miel".

Rezept Bt 10: für eine Quetschung von bn.wt-Geschwüren und das Entfernen von tꜢ.w-Hitze

Ein anderes Heilmittel für eine Quetschung von bn.wt-Geschwüren, das Entfernen von tꜢ.w-Hitze von seinem After1, auf der Blase, auf dem sꜤq-mšꜢt-Körperteil (?)2 [rt. 5,10], für einen Mann oder eine Frau:
Natron: 1; roter Ocker3: 1; Weihrauchharz: 1; Föhrenöl4: 1; Honig: 1; trockenes Myrrhenharz: 1; süßes Myrrhenharz: 1; Frucht des Ꜥwn.t-Baumes5: 1; Frucht der twn-Pflanze: 1; pr.t-šnj-Frucht: 1; Schilfrohr: 1; süßes Fett: 1; njwb-Baum6: 1; qnj-Pflanze7: 1; [tj-šp]s(?)-Baum8: 1; werde fein zerrieben; werde daran verbunden, so dass er gesund wird.

1 šp.yt < šp.tyt "Harnblase"; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 846 mit Anm. 1.
2 sꜤq-mšꜢt: Wohl wegen der Parallelität zu ḥr pḥ.wj und ḥr šp.yt ebenfalls als Körperpartie aufzufassen, vielleicht auch in der Unterleibsregion zu lokalisieren; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 1, 397. Westendorf 1999, 208 mit Anm. 237 schlägt "Darmendstück" vor. Jonckheere 1947, 22 hat davon abweichend "de faire entrer mšꜢw.t", hält also dieses allein für die besagte Köperpartie. Zur Problematik des Verbes sꜤq siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 116, Bt 11, Anm. 1. An der Seite der Zeile wurde von anderer Hand eine Korrekturschreibung hinzugefügt, die das zunächst geschriebene mšꜢw.t zu mšꜢ.t verbessert.
3 mnš.t: Zur Deutung siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 247–248 (nach Iversen 1955, 28ff.). Jonckheere 1947, 22 mit Anm. 3 favorisiert nach W. R. Dawson, Studies in the Egyptian Medical Texts IV, in: Journal of Egyptian Archaeology 20, 1934, 185–188, hier: 188 "l’ocre jaune".
4 sfj < sfṯ: Zur Übersetzung siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 437 (nach Gardiner 1935 I, 8). Bereits Jonckheere 1947, 22 mit Anm. 4 leitete sfj von sfṯ ab und widersprach vorsichtig der Deutung von V. Loret, Quelques notes sur l’arbre âch, in: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 16, 1916, 33–51, hier: 33, der sfj als "Pech/Teer" identifizieren wollte.
5 Ꜥwn.t: Jonckheere 1947, 22 liest hier falsch wꜤn "Wachholder".
6 njwb: Die ältere Deutung "Storaxbaum" (d.h. < nnjb) bei Jonckheere 1947, 22, 23, Anm. 7, daher seine Übersetzung "écorce de l'aliboufier"; aber von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt 10, Anm. 3 in Frage gestellt; ausführlicher in H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 302–303 s.v. nnjb.
7 qnj: Jonckheere 1947, 22 liest das Determinativ der drei Wasserlinien als Lautzeichen, d.h. qnjmw; vgl. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 520, das hier qnj hat.
8 [tj-šp]s: Ergänzung nach Gardiner 1935 II, Taf. 30, Anm. rt. 5,12, obwohl er es auf Grundlage der erhaltenen Spuren für wenig wahrscheinlich hält. H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 224 lässt daher die Lücke offen. Hier ist nach dem Determinativ zu urteilen die Pflanze selbst gemeint, und nicht das Öl; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 549 und B. Koura, Die „7-Heiligen Öle“ und andere Öl- und Fettnamen. Eine lexikographische Untersuchung zu den Bezeichnungen von Ölen, Fetten und Salben bei den alten Ägyptern von der Frühzeit bis zum Anfang der Ptolemäerzeit (von 3000 v. Chr. – ca. 305 v. Chr.), Aegyptiaca Monasteriensia 2 (Aachen 1999), 238–239.

Rezept Bt 11: für das sꜤq-Teil der Blase und zum Beseitigen von šnf.t sowie jeder schmerzenden Krankheit am After

Ein anderes Heilmittel für den sꜤq-Teil1 der Blase, zum Beseitigen von šnf.t2, zum Beseitigen jeder [schmerzenden Beschwerde]3 am After eines Mannes oder einer Fr[au]:
nḥḥ-Öl: 1; mrḥ.t-Öl/Fett: 1; Honig: 1; nördliches Salz: 1; Milch [rt. 6,1] vom Menschen: 1; werde eingegossen in den After; 4 Tage lang.

1 sꜤq: Siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 116, Bt 11, Anm. 1. Der Infinitiv liegt wahrscheinlich nicht vor, denn dieser sollte sꜤq.t sein. Daher ist die Übersetzung von Jonckheere 1947, 23 mit "de faire entrer la vessie" auch fraglich. Es wird wohl eine gesonderte Partie der Harnblase gemeint sein; siehe oben den Kommentar zu Bt 10 und H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte (Berlin 1961–1962) II, 722 mit Anm. 2. Westendorf 1999, 207, Anm. 232 denkt an den "Harnleiter".
2 šnf.t: Eindeutig eine Krankheitsbezeichnung; so entschieden Jonckheere 1947, 23, Anm. 9; so auch H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 862 mit Anm. 1, wo eine Gleichsetzung mit šf.wt "Schwellung" erwogen wird; gegen Wb 4, 514.13–515.1, wo nur die Droge šnf.t (siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 498–499) genannt wird. Westendorf 1999, 207, Anm. 233 fragt, ob vielleicht ein Vergleich zwischen dem Saft der Frucht und dem kranken Harn des Patienten vorliegt.
3 "schmerzende Krankheit": Nach H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte (Berlin 1961–1962) ,I 378, Anm. 3 der generische Terminus für schmerzende Beschwerden.

Rezept Bt 12: für einen Verband nach dem Einlauf

Was gemacht wird als Verband danach (d.h. nach dem Einlauf):
Myrrhenharz: 1; Fett von Vögeln (?): 1; Kümmel: 1; Weihrauchharz: 1; Honig: 1; werde zu einer Masse gemacht; werde damit verbunden, so dass er gesund wird.

Rezept Bt 13a1

Wenn es (= Flüssigkeit?) hervorquillt nach Art einer Einwirkung2, wobei bn.wt-Geschwüre auf der Harnblase sind, snk.t(?)-Geschwüre (?)3 an seinen Gelenken, wobei er Wasser ausscheidet zwischen seinen Hinterbacken, (und) seine Glieder mit srf-Hitze behaftet sind wegen des Leidens, sein Harn ausgelaufen, eine Qual (?)4 sein Gehen ist, sein After schwer belastet, ohne ein Ende seines Ausflusses (?)5, [rt. 6,5] dann sollst du sagen: Das ist eine schwere Belastung seines Afters, eine Krankheit, die ich behandeln werde.
Dann machst du als Heilmittel, so dass er gesund wird: Fett von Vögeln (?): 1/64 (Oipe); Honig: 1/64 (Oipe); Milch vom Menschen: 3 Dja (= 3/64 Oipe); werde gegossen in den After; vier Tage lang.

1 Jonckheere 1947, 24 zählt diesen Abschnitt noch zu Rezept Bt 12.
2 "Einwirkung": Gemeint ist die Einwirkung durch höhere Mächte, die sich am Körper des Patienten physisch manifestiert. Übertragen wird es auch generell für "Leiden" u.ä. verwendet. Siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 701–703.
3 snk.t: Möglicherweise eine Fehlschreibung für st.t "Schleimstoffe", verursacht dadurch, dass das Zeichen "Tierfell mit Pfeil" im Hieratischen als Gruppe s-n-k verwechselt werden kann (siehe G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 2. Von der Zeit Thutmosis’ III bis zum Ende der einundzwanzigsten Dynastie (Osnabrück 1965 (= 1927)), Nr. 167 und bei den einzelnen Einkonsonantenzeichen); siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt 13a, Anm. 2. Diese Schreibung ist auch unter sṯ.t im H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 813 vermerkt. Doch stehen die drei Konsonantenzeichen hier nicht (!) untereinander.
4 "Qual": Übersetzung nach dem Vorschlag von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 112, Bt 13a, Anm. 4 nach Wb 2, 481.3. In H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 562 fragend als Adjektiv "schmerzhaft (?)" mit Verweis auf Wb aufgenommen.
5 "sein Ausfluss": Siehe den Kommentar zu Bt 2 nšm.t.

Rezept Bt 13b

Ein anderes Heilmittel, welches gemacht wird hinterher:
Wasser von Samenkörnern des Emmers1: 1; Wasser der šmšm-Pflanze2: 1; Wasser der 〈q〉by-Pflanze3: 1; frischer Brei (o.ä.)4: 1; Fett von Vögeln (?) 1; Blätter (?) vom Lotus: 1; Blätter der Dornakazie51 (?)〉; werde 〈gemacht zu〉 einer 〈Masse〉; werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 mjmj: Siehe den Kommentar in Bt 6.
2 šmšm: Siehe Jonckheere 1947, 24, Anm. 3, wo eine Identifikation mit Sesam diskutiert wird. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 493 s.v. šmšm.t hat dagegen "Hanf" (nach W. R. Dawson, Studies in the Egyptian Medical Texts III, in: Journal of Egyptian Archaeology 20, 1934, 41–46, hier: 44).
3 qb.yt < qb.w (?): H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 515–516 verzeichnet eine unbekannte Pflanze, ist sich aber bezüglich einer Gleichstellung der Wortformen aufgrund der Schreibung unsicher. Jonckheere 1947, 25 übersetzt stattdessen kommentarlos "cruche".
4 "Brei": Siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 6–7. Vielleicht ist danach eine Art Brei aus Körnerfrüchten oder Kernen von Früchten gemeint.
5 ḏrḏ.w n šntj: Zu šntj < šnḏ.t "Dornakazie" siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 500–503. Danach fehlt die Quantenangabe. Sie wurde hier in der Übersetzung hinzugefügt.

Rezept Bt 14: Sammlung von Mitteln des Arztes

Handbuch der Sammlung von Mitteln des Arztes: Heilmittel zum Beseitigen der Ꜥḫ.w-Hitze in der Brust, zum Behandeln1 seiner (des Patienten) Seite, zum Kühlen des Afters:
Erdmandeln21/64 (Oipe); frische Datteln: 1/64 (Oipe); Gummiharz: 1/32 (Dja) [rt. 6,10], Beeren des Wacholder: 1/32 (Dja); jns.t-Pflanze: 1/16 (Dja); gelber Ocker: 1/32 (Dja); Honig: 1/32 (Dja); Wasser: 5/64 (Dja); werde durchgepresst; ((werde getrunken))3; vier Tage lang.

1 Zur falschen Schreibung sdḫ.w statt srwḫ siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 775–776. Jonckeere 1947, 26, Anm. 8 dachte an eine Verbindung zu sdḫ "verstecken" (Wb 4, 371.9–11). Die Verwechslung beruht vornehmlich auf ähnlichen hieratischen Ausführungen der Einkonsonantenzeichen für r und d; vgl. G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 2. Von der Zeit Thutmosis’ III bis zum Ende der einundzwanzigsten Dynastie (Osnabrück 1965 (= 1927)), Nr. 91 und 115.
2 "Erdmandeln": Zur Identifikation mit Erdmandeln siehe E. Edel, Die Felsengräber der Qubbet el Hawa bei Assuan. II. Abteilung: Die althieratischen Topfaufschriften. 1. Band: Die Topfaufschriften aus den Grabungsjahren 1960, 1961, 1962, 1963 und 1965. II. Text (Fortsetzung) (Wiesbaden 1970), 22 und R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift. Deutsches Archäologisches Institut. Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 245–246.
3 "werde getrunken; vier Tage lang": Die Verabreichungsart ist hier vielleicht versehentlich ausgelassen worden und wurde am Rande nachgetragen (siehe Gardiner 1935 II, Taf. 31A, aber in seiner hieroglyphischen Transliteration Taf. 31 vergessen!). Daher ergänzen von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 86 korrekt "[werde getrunken]". Jonckheere 1947, 25 hat dagegen keine Auslassung: "Passer. Quatre jours."

Rezept Bt 15

Was gemacht wird als Einlauf danach:
Alter1 Honig: 1/64 (Oipe), frisches Behenöl: 1/2 Dja; nördliches Salz: 1/8 (Dja) [...]2

1 "alter": Das Adjektiv, nicht, wie Jonckheere 1947, 26 mit Anm. 12 annahm, das Substantiv "Schilfrohr".

2 Hinter dem nördlichen Salz hat der Schreiber nachträglich drei Drogenangaben und Mengen gelöscht und an dieser Stelle ein Kreuz eingetragen, mit dem er die Position markiert, wo das am Seitenende nachgetragene Rezept hingehört.
Auch vor diesen drei getilgten Drogen musste der Schreiber schon korrigieren: Der Bruch "1/8 (Dja)" ist jedenfalls untypischerweise schwarz geschrieben und scheint einige schwarze Tintenspuren zu überschneiden. Vermutlich war er also ebenfalls eine Korrektur.

Rezept Bt 16: zur Behandlung der Brust, Kühlung des Herzens und des Afters sowie zum Beseitigen der tꜢ.w-Hitze

[rt. 6,13A]1 Ein anderes Heilmittel zur Behandlung der Brust, zur Kühlung des Herzens, zur Kühlung des Afters, zum Beseitigen all seiner (= des Afters) tꜢ.w-Hitze:
Frische Datteln: 1/64 (Oipe); geritzte Sykomorenfrüchte21/2 Dja; Weintrauben: 1/2 Dja; Samenkörner des Emmers: 1/4 (Dja); Erdmandeln3: 1/64 (Oipe); Honig: 1/4 (Dja); Wasser; werde nachts dem Tau ausgesetzt; [werde durchgepresst]; werde getrunken; vier Tage lang.

1 Z 6,13A wurde nachträglich unterhalb der Kolumne und zum Teil unter Kolumne 7 eingefügt und durch Kreuze kenntlich gemacht, dass sie hierhin gehört; siehe Gardiner 1935 II, Taf. 31, Kolumne 6, Anm. 11e. Der Teil unterhalb Kolumne 7 ist jedoch fast identisch mit dem Teil in Z 7,12. Einzig das Zeichen "Mann mit Hand am Mund" für swr "trinken" ist hier noch extra vorhanden!
2 "geritzte Sykomorenfrüchte": Siehe Jonckheere 1947, 27, Anm. 16 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 317–318 (nach L. Keimer, Sprachliches und Sachliches zu "Coptic Word or Phrase Temporarily Missing" "Frucht der Sykomore". Eine etymologisch-archäologisch-botanische Untersuchung, in: Acta Orientalia 6, 1928, 288–304, hier: 288–299).
3 Erdmandeln: Siehe den Kommentar zu Bt 14.

Rezept Bt 17: für einen Einlauf

Was gemacht wird als Einlauf danach:
Milch von Kleinvieh; Honig; [rt. 6,13] werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

Rezept Bt 18: zur Kühlung des Herzens, des Afters und zur Belebung der Gefäße

Ein1 anderes Heilmittel zur Kühlung des Herzens, zur Kühlung des Afters, zur Belebung der Gefäße, das gemacht wird [rt. 7,1] in der Zeit des Sommers:
Zerkleinerte Erdmandeln: 1/64 (Oipe); frische Datteln 1/64 (Oipe); pr.t-šnj-Frucht: 1/16 (Dja); ḥmm-Teile der kꜣkꜣ-Pflanze2: 1/2 Dja; Honig: 1/4 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe)3; werde getrunken; vier Tage lang.

1 Vor Beginn des Rezepts hat der Schreiber eine rote, halbkreisförmige Markierung angebracht, um das Rezept von der folgenden Zeile 13A (siehe bei Bt 16) eindeutig abzuheben.
2 ḥmm.w-Teile: ḥmm ist Schreibvariante für ḥm.w, ein Teil der kꜣkꜣ-Pflanze; siehe Jonckheere 1947, 28, Anm. 2 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 349.
3 "Wasser 1/16 1/64": Der Schreiber hat die Quantenangabe vergessen und am Ende des Rezepts hinzugefügt, ein Fehler, der in der Folge mehrfach vorkommt. Jonckheere 1947, 28 mit Anm. 3 deutet es dagegen so, dass hier die Menge an Heiltrank gemeint ist, die pro Tag zu trinken ist.

Rezept Bt 19: für einen Einlauf

Ein anderes1 Heilmittel, was gemacht wird nach ihm als Einlauf:
Honig: 1/2 Dja; frisches Behenöl: 1/4 (Dja); süßes Bier: 1/32 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 "Ein anderes": Die Rubrizierung wurde unterlassen, weil unmittelbar zuvor eine Quantenangabe rot nachgetragen worden ist, und der Schreiber den Beginn des neuen Rezepts so markieren wollte.

Rezept Bt 20: zum Beseitigen der kꜢp.w-Hitze auf dem Herzen

Ein anderes Heilmittel zum Beseitigen der kꜢp.w-Hitze1 auf dem Herzen:
Frische Datteln: 1/64 (Oipe); Honig: 1/4 (Dja); süßes Bier: 1/32 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 kꜢp.w: Diese Art der "Hitze" ist nur im Papyrus Chester Beatty VI belegt; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 807 und Jonckheere 1947, 28, Anm. 4.

Rezept Bt 21: für einen Einlauf

Ein anderes Heilmittel, was gemacht wird nach ihm als Einlauf:
Nördliches Salz: 1/4 (Dja); Milchfett (?): 1/2 Dja; [rt. 7,5] Wasser der Johannisbrotfrucht: 1/32 (Oipe); süßes Bier: 3/64 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

Rezept Bt 22: zur Kühlung des Herzens und zur Beseitigung der kꜢp.w-Hitze

Ein anderes Heilmittel zur Kühlung des Herzens, zum Beseitigen der kꜢp.w-Hitze auf dem After:
Weintrauben: 1/64 Oipe; Erdmandeln: 1/64 (Oipe); jns.t-Pflanze: 1/16 (Dja); Honig: 1/8 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe)1; werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 Wasser: 5/64 (Oipe): Erneut wurde die Quantenangabe vergessen und am Ende des Rezepts nachgetragen; siehe Rezept Bt 18.

Rezept Bt 23: zur Beseitigung der kꜢp.w-Hitze im After

Ein anderes1 Heilmittel zur Beseitigung der kꜢp.w-Hitze im After:
šsp.t-Teil2 (= Kerne ?) von Weintrauben: 1/16 (Dja); Blätter3 von Zuckermelonen4: 1/16 (Dja); frische Datteln: 1/8 (Dja); Brei5: 1/32 (Dja); Wasser: 1/32 (Oipe)6; werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde getrunken; vier Tage lang.

1 "ein anderes": Siehe den Kommentar zu Bt 19.
2 šsp.t: Ein unbekanntes Pflanzenteil der Weintraube und des Gummis; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 506. Jonckheere 1947, 30 hat als Übersetzung "Raisin sec", denkt also an eine Zustandsbeschreibung. Westendorf 1999, 215 hat dagegen: "Kerne".
3 "Blätter": Westendorf 1999, 215 übersetzt mit "Wurzeln".
4 šsp.t: Cucumis melo L.; so übereinstimmend Jonckheere 1947, 30 mit Anm. 2 und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 505–606 (jeweils nach L. Keimer, Die Gartenpflanzen im alten Ägypten. Ägyptologische Studien (Hamburg/Berlin 1924), 130; dort mit älterer Lesung šp.t), aber jeweils anders übersetzt bei Jonckheere 1947, 30 "melon" (so auch Westendorf 1999, 215); H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959) "Gurke".
5 ꜣḥ.t: Schreibvariante für Ꜣḥ; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 5. Jonckheere 1947, 30 nahm dagegen eine eigenständige Droge ꜣḥ.t an, ohne sie aber übersetzen zu können.
6 Wasser 1/32 (Oipe): Wiederum wurde die Quantenangabe an das Ende des Rezepts gesetzt; siehe den Kommentar zu Bt 18.

Rezept Bt 24: für einen Einlauf gegen die kꜢp.w-Hitze aus dem After

Ein anderes1 Heilmittel, was gemacht wird nach ihm als Einlauf, (zum) Beseitigen die kꜢp.w-Hitze aus dem After (und) um ihn zu kühlen:
šmšm.t-Pflanze: 1/4 (Dja); Johannisbrotfrucht: 1/32 (Dja); Wasser der mstꜢ-Flüssigkeit: 5/64 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 ein anderes: Siehe den Kommentar zu Bt 19.

Rezept Bt 25: gegen die tꜢ.w-Hitze auf dem Herzen und zum Kühlen des Afters

Ein anderes Heilmittel, was gemacht wird zum Beseitigen der tꜢ.w-Hitze auf dem Herzen [rt. 7,10] (und) zum Kühlen des Afters:
Weintrauben: 1/64 (Oipe); Frucht der ḫꜣsj.t-Pflanze1: 1/64 (Oipe); Johannisbrotfrucht: 1/32 (Dja); Honig: 1/32 (Dja); Wasser: 1/16 (Dja); werde durchgepresst2; 〈werde getrunken〉; 4 Tage lang.

1 Zaunrübe: Siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 391–393; Identifikation nach W. R. Dawson, Studies in the Egyptian Medical Texts III, in: Journal of Egyptian Archaeology 20, 1934, 41–46, hier: 45, Nr. 12.
2 werde durchgepresst; 4 Tage lang: Es fehlt erneut die Verabreichungsart; siehe auch Bt 14 und 16.

Rezept Bt 26: für einen Einlauf

Ein anderes (Heilmittel), was man macht nach ihm als Einlauf:
Eingeweide/Gehirn (?)1 des Rindes: 1/64 (Oipe); gekochte2 Milch: 1/64 (Oipe); frisches Behenöl: 1/32 (Oipe); Honig: 1/64 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 "Eingeweide/Gehirn": Siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 1–2. Jonckheere 1947, 31 übersetzt nach Wb 1, 2.10–11 mit der eingeschränkten Bedeutung "Gehirn". Bibliographie bei J. J. Clère, Les chauves d’Hathor, Orientalia Lovaniensia Analecta 63 (Leuven 1995), 19–20, Anm. 76.
2 "gekochte": Logographisch geschrieben; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 292 und die Diskussion 295–296, § 1, bestätigt von U. Verhoeven, Grillen, Kochen, Backen im Alltag und im Ritual Altägyptens. Ein lexikographischer Beitrag, Rites égyptiens 4 (Bruxelles 1984), 94–95. Jonckheere 1947, 31 mit Anm. 4 bevorzugte die Lesung sšmm.

Rezept Bt 27: zum Beseitigen der tꜢ.w-Hitze

Ein anderes Heilmittel zum Beseitigen der tꜢ.w-Hitze:
Feigen: 1/8 (Dja); jšd-Frucht1: 1/8 (Dja); qsntj2: 1/32 (Dja); Grütze vom zw.t-Emmer (?): 1/8 (Dja); Wasser: 1/64 (Oipe); werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 jšd: Die Identifikation ist noch nicht abschließend gelungen; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 64–65 und R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift. Deutsches Archäologisches Institut. Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 99. Eine Möglichkeit, die auch Jonckheere 1947, 32 hat, ist "Balanites" (Balanites aegyptiaca). R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift. Deutsches Archäologisches Institut. Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 99 favorisiert diese aber am meisten.
2 qsntj: Unbekannt, vielleicht ein Mineral; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 522.

Rezept Bt 28: für einen Einlauf

Ein anderes Heilmittel, was gemacht wird als Einlauf:
Mehl von Langbohnen: 1/3〈2〉 (Dja); Salz: 1/32 (Dja); Fett/Öl: 1/2 Dja; Honig: 1/4 (Dja); süßes Bier: 5/64 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

Rezept Bt 29

Ein anderes (Heilmittel), was gemacht wird an diesem (d.h. demselben) Tag1:
jšd-Frucht: 1/8 (Dja); qsntj: 1/32 (Dja); Grütze vom zw.t-Emmer (?): 1/8 (Dja); [rt. 8,1] Honig: 1/32 (Dja); Wasser: 1/32 Oipe; werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 "an diesem Tag": Zum Übersetzungsproblem siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 121, Bt 29, Anm. 1.

Rezept Bt 30: für einen Einlauf1

Ein anderes Heilmittel, was gemacht wird als Einlauf [nach ihm]:
[...]; pr.t-šnj-Frucht: 1/16 (Dja); šꜢšꜢ-Frucht/Pflanze: 1/16 (Dja); jbsꜢ-Frucht/Pflanze: 1/{1}〈3〉2 (Dja); Johannisbrotfrucht: 1/{1}〈3〉22 (Dja); geritzte Sykomorenfrüchte: [...]; [...] [werde eingegossen] in den After; vier Tage lang.

1 Die wenigen Ergänzungen in den Lücken richten sich nach der Übersetzung von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 142.
2 "{1/12} 〈1/32〉": 1/12 ist eine ungebräuchliche Quantenangabe und wohl am besten in 1/32 zu emendieren; siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 121, Bt 30, Anm. 1. Womöglich hat der Schreiber in beiden Fällen das Zahlzeichen einfach zu unpräzise ausgeführt (siehe die hieratischen Schreibungen für die Zahlen 10 und 30 in G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 2. Von der Zeit Thutmosis’ III bis zum Ende der einundzwanzigsten Dynastie (Osnabrück 1965 (= 1927)), Nr. 623 und 625), wobei allerdings Gardiner 1935 II, Taf. 32 eine Transliteration in das Zahlzeichen 10 vornahm, was in der Folge von Jonckheere 1947, 33 kritiklos übernommen worden ist.

Rezept Bt 31: für einen Trank zum Beseitigen der ꜣm.w-Glut

Ein anderes (Heilmittel), was gemacht wird als Trank zum Beseitigen der ꜣm.w-Glut (in Kombination) mit Schmerzstoffen:
Erdmandeln: [...]; [...]; [...]: 1/4 (Dja); Honig: 1/4 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe)1; werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 Die Quantenangabe des Wassers wurde erneut erst am Ende des Rezeptes eingefügt; siehe Bt. 18, 22, 23.

Rezept Bt 32: für einen Einlauf

Ein anderes (Heilmittel), was gemacht wird nach ihm als Einlauf [...] [rt. 8,5] zum Kühlen der Seite/Rippengegend:
Feigen: 1/8 (Dja); jšd-Frucht: 1/8 (Dja); jns.t-Pflanze: 1/8 (Dja); Weintrauben: [...]; [werde eingegossen in den After; vier Tage lang].1

1 Am Ende des Rezepts ist mit großer Sicherheit "werde eingegossen in den After" als Verabreichungsart zu erwarten entsprechend der Rezeptüberschrift; siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 122, Bt 32, Anm. 1. Als Angabe des Zeitraums ist wie bei allen anderen Rezepten "vier Tage lang" ebenfalls wahrscheinlich. Damit würde die Kolumne komplett gefüllt werden. Einzig die Quantenangabe für die Weintrauben würde fehlen.

Rezept Bt 33

[Ein anderes (Heilmittel)...]:
[...]
1: 1/8 (Dja); Weizengrütze: 1/8 (Dja); Erdmandeln: 1/8 (Dja); Honig: 1/8 (Dja); gelber Ocker: 1/32 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe); werde durchgepresst; werde getrunken; [vier] Tage lang.

1 Wegen der Lücke ist nicht völlig klar, ob Rezept Nr. 33 nicht noch zu Nr. 32 gehört; siehe von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 139, Bt 33, Anm 1. Doch widerspricht die Verabreichungsart in Nr. 33 (trinken) entschieden derjenigen, die in Nr. 32 (Einlauf) zu erwarten ist; siehe Jonckheere 1947, 33, Anm. 9.

Rezept Bt 34

[Ein anderes (Heilmittel) ...]:
[...]; Grütze vom zw.t-Emmer (?): 1/8 (Dja); pr.t-šnj-Frucht1: 〈1/8 (Dja)〉: Honig: 1/8 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe)2; werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 pr.t-šnj: Die Quantenangabe fehlt. Der Ergänzungsvorschlag stammt von Gardiner 1935 II, Taf. 32, Kolumne rt. 8, Anm. 7a.
2 "Wasser 1/16 1/64": Die Quantenangabe steht am Ende des Rezepts. Siehe den Kommentar zu Bt 18.

Rezept Bt 35

Ein anderes (Heilmittel)1:
[...]; [...]: 1/8 (Dja); Weintrauben: 1/2 Dja; Honig: 1/8 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe); werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 "Ein anderes": Nicht rubriziert. Siehe den Kommentar zu Bt 19.

Rezept Bt 36

Ein anderes (Heilmittel):
Feigen: [...]; [...]; [...]: 1/64 (Oipe); Johannisbrotfrucht: 1/32 (Dja); Weintrauben: 1/8 (Dja); smt1: 1/64 (Dja); Weihrauchharz: 1/64 (Dja); Wasser: 5/64 (Oipe); werde durchgepresst; [werde getrunken; vier Tage lang]2.

1 smt: Droge unbekannter Art; siehe H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 442. Westendorf 1999, 407 schlägt fragend "Kresse" vor.
2 Die Lücke am Ende wurde entsprechend den vorangegangenen Rezepte ergänzt.

Rezept Bt 37

[Ein anderes Heilmittel zum ...] [rt. 8,10] der Seite/Rippengegend:
Geritzte Sykomorenfrüchte: 1/8 (Dja); Weintrauben: 1/8 (Dja); smt1: 1/64 (Dja); Weihrauchharz: 1/64 (Dja); Küm[mel]: [...]; [...]; ((Blätter der Sykomore: 1/8 (Dja)))2; Johannisbrotfrucht: 1/32 (Dja); süßes Bier: 1/128 (Oipe); werde nachts dem Tau ausgesetzt; werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 smt: Siehe bei Bt 36.
2 "Blätter der Sykomore: 1/8 (Dja)": In roter Farbe am rechten Rand der Zeile hinzugefügt.

Rezept Bt 381

Ein anderes (Heilmittel):
Galle von [...]: [...]; [...] nördliches [Salz]: 1; werde fein zerrieben; werde gemacht 〈zu〉 einer Pille; werde geschluckt vom Mann (d.h. Patienten); Pflanzenschleim: 1/64 (Oipe); bꜣ[...]: [...]; [...]; süßes [Bier]2: 5/64 (Oipe); werde eingegossen in den After; vier Tage lang.

1 Es liegen zwei Rezepte zu einem Problemfall vor.
2 "süßes Bier": Ergänzung nach Jonckheere 1947, 36.

Rezept Bt 39 und 40: für die Behandlung nach einem Einlauf1

Was gemacht wird nach dem Einlauf:
Geritzte Sykomorenfrüchte: 1/8 (Dja); šsp.t-Teile2 (Kerne?) [von Weintrauben (?)]3: [...]; [...]; jšd-Frucht: 1/8 (Dja); Wasser: 1/16 (Oipe); werde durchgepresst; werde getrunken; vier Tage lang.

1 Jonckheere 1947, 36 trennt hier ohne Grund in zwei Rezepte, obwohl der Platz dafür sicher zu gering ist. Daher wird es im Grundriss der Medizin zu einem Rezept zusammengefasst, was seitdem beibehalten worden ist. Siehe weiterhin den Kommentar in von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 119, Bt 39–40, Anm. 1.
2 šsp.t: Siehe den Kommentar zu Bt 23 s.v. šsp.t (2).
3 "šsp.t-Teile (Kerne?) von Weintrauben (?)": Ergänzung nach von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 139 entsprechend Bt 23.

Rezept Bt 41 für die Behandlung nach einem Einlauf

Was gemacht wird danach als Einlauf:
Blätter der Dornakazie: [...]; [...].

Text Bt 1*

[vs. 1,1]1 [...] der König von Ober- und Unterägypten Osiris spricht zum Wesir Chontamenti, zu [...] Arbeit (?), gesandt (?) zur Erde, um zu Beseitigen den männlichen und weiblichen Feind [...] machen gegen (?) mich [...] [u]nd (?) du nimmst (?) daraus mit deiner linken Hand [vs. 1,5] [...] den nsy.t-Dämon4. Gut! Gut!

1 Es ist wegen der großen Lücken nicht ersichtlich, ob nur ein Dämonenabwehrspruch vorliegt oder mehrere. Der nächste sichere Textbeginn ist erst in Z 1,5. Daher wurden die vorhergehenden Zeilen hier zusammengefasst.
Der Beginn des Textes ist als Briefeingangsformular A ḏd n B gehalten; siehe A. M. el-Bakir, Egyptian Epistolography from the Eighteenth to the Twenty-First Dynasty, Bibliothèque d’Étude 48 (Le Caire 1970), 47–50 (speziell 49–50).
Der Text umrahmt den Teil einer nicht gut sichtbaren Vignette, die u.a. eine liegende menschliche Figur zeigt, die von einer stehenden Gottheit oder Dämon mit dem Speer gepeinigt und von vier Krokodilen in den Bauch und den Hintern gebissen wird; daneben noch teilweise erhalten ein Bildnis des widderköpfigen Sonnengottes, darunter der König oder Osiris in einer Barke und darunter ein weiteres Krokodil; siehe Gardiner 1935 I, 53.
2 nsy.t: Eine Krankheitserscheinung, die als durch Dämoneneinwirkung verursacht beschrieben wird; siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 480–481.

Text Bt 2*: Rezept zum Beseitinge der mḥꜣ-Hautausschläge

Heilmittel zum Beseitigen der mḥꜢ-Hautausschläge (?)1 an [jedweden (?)] Gliedern [des Mannes (?)] [...] daran2, und du gibst Rinderkot, und du gibst das Untere [zuoberst (?)] [...] ihn/es, bis er/es warm wird.

1 mḥꜢ.w: Dies ist der einzige Beleg in den medizinischen Texten. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 386 denkt an eine m-Bildung zu wḥꜢ.w "Hautausschlag" (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 203–204) bzw. verweist auf nḥꜢ "uneben, unruhig" (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 471) als mögliche n-Bildung und ḥꜢ.w "e. Krankheit" (möglicherweise eine Hautkrankheit; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 583 mit Anm. 1). Ebenfalls fragend hat es D. Meeks, Année Lexicographique, 3 Bände (Paris 1980–1982), 78.1826 aufgenommen, dagegen ohne Fragezeichen Westendorf 1999, 312 als "Hautunebenheiten u.ä.".
2 "daran": Gardiner 1935 I, 54 hat hier "his face", was nicht auszuschließen ist.

Text Bt 3*: Rezept zum Beseitigen des "Schadens" an jedweden Gliedern

Heilmittel zum Beseitigen einer Verletzung [vs. 2,1] an jedweden Gliedern:
jbsꜢ-Frucht/Pflanze vom Feld: 1; šꜢšꜢ-Frucht/Pflanze: 1; Früchte der ḥbt-Pflanze: 1; süßes (d.h. wohlriechendes) Fett: 1; Salböl bester Qualität: 1; Honig: 1; werde damit verbunden; vier Tage lang. Gut! Gut!

Text Bt 4*: Buchrolle zum Beseitigen von Dämonen

Buchrolle zum Beseitigen eines ns.y-Dämons und einer ns.yt-Dämonin:
Zurück du! Falle 〈auf〉 dein Gesicht. Du sollst nicht sein im Himmel. Du sollst nicht sein in der Erde. Nicht bist du in der Unterwelt. Nicht bist du in der Urflut. Nicht bist du in Lebewesen. Nicht bist du in einem Gott (oder) einer Göttin. Du sollst nicht kommen gegen NN, den geboren hat die NN, noch sollst du über ihn herfallen.1 Du sollst nicht tun [vs. 2,5] deine üblichen Dinge an ihm. Hüte dich, zu fressen seine Gliedmaße,2 bei dem NN, den geboren hat die NN.

1 "noch sollst du über ihn herfallen": von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 155 mit II, 130, Bt Rs 2,2–5, Anm. 4 emendieren hier zu n hꜢi.y=k ḥr=f "noch sollst du [auf] sein Gesicht fallen", analog zur Auslassung der Präposition in Z. 2,3.
2 fressen seine Gliedmaßen: Emendation nach J. F. Borghouts, Ancient Egyptian magical texts: translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 36, Nr. 54. So auch Westendorf 1999, 378 mit Anm. 578. Von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 155 emendieren nicht und übersetzen "Fressen seines Armes", in von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 130, Bt Rs 2,2–5, Anm. 5 diskutieren sie, ob nicht vielleicht wnmj=f "seine rechte Seite" zu lesen ist.

Text Bt 5*

Ein anderer Spruch:
Oh, ihr vier Ꜣḫ-Geister, die es sind, die über Osiris wachen: Was das Wachen betrifft, das ihr über Osiris macht, macht dies auch über NN, den geboren hat die NN, um zu verhindern, dass ihn tötet irgendein Toter, irgendeine Tote, irgendein Widersacher (oder) irgendeine Widersacherin, die sind an irgendeinem Körperglied des NN, den geboren hat die NN. Vierheit ist der Name von euch vier.1

1 "Vierheit ist der Name von euch vier": Übersetzung nach von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I, 156 mit II, 130, Bt Rs 2,5–9, Anm. 3. Das Wort "Vierheit" ist mit vier sitzenden Götterfiguren geschrieben. Das Zahlzeichen nach dem Artikel, das eigentlich für "sieben" steht, ist am Besten als "vier" + Pluralstriche aufzulösen. Übersetzungsvarianten: Westendorf 1999, 378 " ist der Name dieser Vier"; J. F. Borghouts, Ancient Egyptian magical texts: translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 4, Nr. 8 mit Anm. 8 "and the name of the seven". In beiden Varianten werden die vier sitzenden Gottheiten als Logogramme für Ꜣḫ verstanden (entsprechend Z. 2,6), J. F. Borghouts, Ancient Egyptian magical texts: translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 4, Nr. 8 liest die Zahl am Ende so wie sie dasteht als "sieben" mit Hinweis darauf, dass hier die verschieden überlieferte Anzahl der Wächter des Osiris, vier bzw. sieben, miteinander vermischt worden ist. Hierzu siehe auch M. Rochholz, Schöpfung, Feindvernichtung, Regeneration. Untersuchung zum Symbolgehalt der machtgeladenen Zahl 7 im alten Ägypten, Ägypten und Altes Testament 56 (Wiesbaden 2002), 121–122 mit Anm. 568. Gardiner 1935 I, 54 konnte den Satz nicht übersetzen.

Verso: Verwaltungsnotiz

[Auf der Rückseite von Kol. 5 des Rektos (Oberseite Verso entspricht Oberseite Rekto) steht dreimal untereinander:]

Einkünfte/Rationen.
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