Statuette der Göttin Isis (?) Kairo CG 9431

Metadaten

Wissensbereiche
Schlagwörter
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Egyptian Museum

Inventarnummer: CG 9431

Eingangsnummer: JE 4882

Erwerbsgeschichte

Ehemals in der Sammlung des österreichischen Generalkonsuls Christian Wilhelm (von) Huber (18041871), der sie während seiner konsularen Tätigkeit in Ägypten (18501858) zusammengestellt hat. Die Sammlung wurde zum Großteil im Jahr 1859 an das Museum von Bulaq verkauft. Dort wurde es im gleichen Jahr unter der Nummer JE 4882 inventarisiert (JE 4882 bei Daressy 1903, 40; Jahr 1859 als Inventarisierungsdatum bei Bothmer 1974, 114). Es bekam die Ausstellungsnummer 2294 in einem Museumskatalog von Maspero aus dem Jahr 1881 (Daressy 1903, 40; nicht gelistet in G. Maspero, Guide du visiteur au musée de Boulaq  (Boulaq 1883)). Nach dem Umzug ins Museum am Midan Tahrir im Jahr 1902 bekam es die Katalognummer CG 9431.

Herkunft
(unbekannt)

Daressy teilt nichts über die Fundumstände mit.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Dritte Zwischenzeit » 22.–23. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit » 26. Dynastie

Laut Daressy (1903, 40) scheint die Arbeit (stilistisch gesehen?) älter als die 26. Dynastie zu sein, vielleicht aus der Bubastidenzeit. Gutekunst 1995, 370 beruft sich auf Daressy für die Datierung „26. Dyn., oder 3. ZwZt“. Sternberg-el Hotabi, 1999, II, 103 spricht von „Frühphase II-Mittelphase“ (d.h. 21.25. Dyn. oder 26.29. Dyn). Zugleich schreibt sie, dass die Verbindung von Statuette und Horusstele wohl als eine Innovation der Saitenzeit anzusehen ist (1999 I, 98). Sie nennt diese Statuette in der typologischen Bearbeitung ihrer „Mittelphase“, aber vermerkt zugleich, dass hier keine Horusstele vorhanden ist. Berlandini 2002, 115 und 132 (Anm. 200) scheint Sternbergs Beobachtung der saitischen Innovation als Argument für eine Datierung in die 26. Dynastie zu benutzten. Die hathorische Volutenperücke ist einige Male in der 25. Dynastie belegt (Lacovara 2015, 35), aber ebenso in der 21./22. Dynastie und wohl in der 30. Dynastie (Sourouzian 1981, 454).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Die Inschrift fängt mit dem Beginn von Horusstelenspruch A an. Die letzten 3,5 Zeilen enthalten jedoch Sätze aus Spruch C, allerdings nicht in der richtigen Reihenfolge. Der Name der Göttin wird nicht genannt, sie kann mangels Attribut auch nicht identifiziert werden. Daressy 1903, 39 denkt an die Göttin Isis (mit Fragezeichen). Das wird ohne Fragezeichen von Sternberg-el Hotabi 1999, I, 98 (mit Anm. 43) übernommen (mit Fragezeichen in II, 103).

Objekttyp
Artefakt » Skulptur » Statue / Figur
Technische Daten

Daressy teilt keine Maßangaben mit, aber er spricht von einer „statuette“, d.h. es geht um eine kleine Figur aus „pierre saponaire grise“ (Daressy 1903, 39). Thronende Göttin mit einer voluminösen Lockenperücke (mit sog. Volutenlocken der Hathor). Ihre beiden Hände liegen flach auf den Schenkeln. Ein Loch im Kopf, mit einem kleinen Rand umgeben, muss einst eine Krone aus Metall enthalten haben. Auf den drei Seiten des Blockthrons wurde ein hieroglyphischer Text in Zeilen eingraviert. Der untere Rand der Statuette weist einen Art Zapfen auf, mit dem die Statue ursprünglich sicherlich in einen Sockel gefasst war. Vermutlich beschreibt Daressy 1903, 39 die Statuette deshalb als „statuette qui faisait partie d’un monument couvert d’inscriptions magiques“. Daressy sagt über die Qualität: „travail sans finesse“. Die Beschreibung von Sternberg-el Hotabi (1999, II, 103), dass eine Darstellung von Horus-Sched auf der Rückseite des Thrones steht, ist falsch und beruht auf einer Verwirrung mit CG 9431bis (vgl. richtig Bd. I, 98, Anm. 43).

Schrift
Hieroglyphen

Daressy spricht von „hiéroglyhes mal gravés“. Die Inschrift fängt auf der rechten Seite des Throns an (Objektperspektive) (Anzahl der Zeilen unbekannt), setzt sich auf der Rückseite fort (Anzahl der Zeilen unbekannt) und endet auf der linken Seite. Zumindest die Textzeilen auf dieser letzten Seite (nur 3 Zeilen) sind von hinten nach vorn geschrieben.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » traditionelles Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Daressy publizierte die Statue mit einem Foto, einer Beschreibung und Bleihieroglyphen im Jahr 1903. Dieses Foto erlaubt es nicht, die Inschriften zu prüfen.

Editionen

- Daressy 1903: G. Daressy, Textes et dessins magiques, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos. 9401–9449 (Le Caire 1903), 3940 und Taf. XI.

Literatur zu den Metadaten

- Berlandini 2002: J. Berlandini, Un monument magique du „Quatrième prophète d’Amon“ Nakhtefmout, in: Y. Koenig (Hrsg.), La magie en Égypte: à la recherche d’une définition. Actes du colloque organisé par le musée du Louvre les 29 et 30 septembre 2000 (Paris 2002), 83–148, hier: 115 (Dok. C5).

- Bothmer 1974: B. V. Bothmer, Numbering Systems of the Cairo Museum, in: Textes et langages de l’Égypte pharaonique. Cent cinquante années de recherches 1822-1972. Hommage à Jean-François Champollion (= Bibliothèque d'Étude 64/3) (Le Caire 1974), 111–122.

- Gutekunst 1995: W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 75, 81, 370.

- Lacovara 2015: P. Lacovara, A Bust of Isis in the Princeton University Art Museum, in: Record of the Art Museum, Princeton University, Vol. 74, 2015, 32–37. 

- Sourouzian 1985: H. Sourouzian, Une tête de la reine Touy à Gourna, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 37, 1981, 445–455.

- Sternberg-el Hotabi 1999: H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 2 Bände, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. 1: Textband, 98; Bd. 2: Materialsammlung, 103.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Rechte1, hintere und linke Thronseite

Anfang von Horusstelenspruch A = Metternichstele Spruch 10

[1] Sei gegrüßt, du Gott, Sohn eines Gottes. Sei gegrüßt, du Stier, Sohn eines Stieres. Sei gegrüßt, du Erbe, Sohn eines Erben. Sei gegrüßt, [5] du Horus, der aus Osiris hervorgegangen ist, der von Isis, der Göttlichen/Göttin, 〈geboren wurde〉.
Besprich für mich mit deinem Namen! Beschwöre 〈für mich mit〉 deinem Gesprochenem!
Hüte dich, dass deine Beine eintreten (?).2
Der Vogel (?) von einer Elle (?) wurde eingesammelt. (???)3
[10] Sobek, der Große (?), ist gegen dich vorgegangen.4

1 Objektperspektive.

2 Dieser Satz findet sich in Horusstelenspruch C, aber scheint zu: „deine beiden Unterschenkel wurden zerbrochen“ oder: „Hüte dich, dass deine Unterschenkel (nicht) eingekürzt werden“ umgedeutet worden zu sein (s. A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 23–43, hier: 28 mit Anm. (ak): „Prend garde que tes pattes ne soient raccourcies“).

3 Dieser Satz findet sich in Horusstelenspruch C, ist jedoch problematisch in der Übersetzung. Siehe Berlandini 2002, 146, Abb. 19 (zu S. 109, Anm. (e)); A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 23–43, hier: 28 mit Anm. (ak). Berlandini 2002, 107, 109 (Anm. e) und 146 (Fig. 19) hat 11 verschiedene Versionen dieses Satzes parallellisiert und liefert zwei Übersetzungen: „Les oiseaux (?) d’une paume (?) sont rassemblés contre toi“ und „les oiseaux (anseridés?) rassemblent la griffe (?) contre toi.“

4 Dieser Satz findet sich in Horusstelenspruch C und dort ist die Lesung „der Große“ sicher. (Heilstatue Tyszkiewicz; Horusstele Brooklyn Museum 60.73; Horusstele Karnak–Hamburg; Horusstele Sammlung Gandur). Allerdings steht der Satz dort weiter oben im Text.