šf.wt „Schwellung“
šf.wt: Eine Art „Schwellung“. Etymologisch mit großer Wahrscheinlichkeit von šfi̯: „anschwellen“ abzuleiten. (NB: H.-W. Fischer-Elfert, Textkritische und lexikographische Notizen zu den Late Egyptian Miscellanies, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 10, 1983, 141–149, hier 147 sieht in dem syllabisch geschriebenen Wort jšf eine syllabische Schreibung von šfi̯, was J.E. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton, NJ 1994), 41, Nr. 35 ablehnt.) Sicher ist šf.wt sprachlich verwandt mit dem koptischen ϣⲁϥⲉ, einer Bezeichnung für Geschwülste (W. C. Till, Die Arzneikunde der Kopten (Berlin 1951), 27–28, Nr. S.1–2). Da ϣⲁϥⲉ maskulinist, bliebe zu untersuchen, ob es dasselbe Wort ist, das zum Koptischen hin sein Geschlecht gewechselt hat, oder ob es ein anderes Wort derselben Wortfamilie ist. B. Ebbell, Die ägyptischen Krankheitsnamen, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 64, 1929, 117–122, hier 117–118 verweist auf die große Zahl an Rezepten gegen šf.wt, was für ein häufig vorkommendes Phänomen spreche; es sei wohl mit Jucken verbunden, weil es oft mit wšꜥ.w vergesellschaftet sei, das eben „Jucken“ bedeute; es könne auf jedem Körperteil auftreten, sei aber v.a. eine äußere Erscheinung und sei von Nässen begleitet. Da es auch bei Wunden vorkommen kann, schließt er eine konkrete Krankheitsbezeichnung aus und denkt an ein allgemeineres Symptom. H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Zweite Hälfte (h–ḏ), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.2 (Berlin 1962), 850 lehnt Ebbells Hinweise auf Nässen ab, weil die Verbindung mit Feuchtigkeit zu selten genannt sei, als dass Nässen ein integraler Bestandteil von šf.wt sei; insgesamt schließen sie sich aber Ebbells Deutung als allgemeine Bezeichnung für „Schwellung“ an.
Als Randnotiz sei der obsolete Vorschlag auf DZA 30.049.620 erwähnt, das Phänomen mit dem von Flavius Josephus, Contra Apionem II, 2.27 genannten Leiden σαββὼ in Beziehung zu setzen, laut ihm die ägyptische Bezeichnung für schmerzhaft geschwollene Drüsen. Darüber hinaus referiert Josephus eine von Apion vorgebrachte Ätiologie zum Wort Sabbath (II, 2.22): Dieses Wort stamme daher, dass die Hebräer während des Exodus nach sechstägiger Wanderung geschwollene Drüsen bekommen hätten, und weil die Ägypter dieses Phänomen σαββάτωσις nennen würden, hätten die Hebräer den Tag eben Sabbath genannt. Diese Ätiologie lehnt schon Josephus selbst ab, weil sich das Wort Sabbath innerhebräisch sinnvoll erklären ließe und mit den ägyptischen Krankheitsbezeichnungen nichts zu tun hätte.
Dr. Lutz Popko