ns-š „Teich-Zungen-Droge“
ns-š: L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1–63, hier 29a vermutet ein „n[omen] seminis herbae“. H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der heiligen- und der Volks-Sprache und -Schrift der alten Ägypter. Nebst deren Erklärung der einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der semitischen Idiome. Bd. VI (Leipzig 1881), 696 übersetzt das ägyptische Kompositum wörtlich mit „Seezunge“, verweist aber auf Stern und wird daher nicht den im Deutschen gleichnamigen Fisch gemeint haben. J. H. Breasted, The Edwin Smith Surgical Papyrus. Published in Facsimile and Hieroglyphic Transliteration with Translation and Commentary. Vol. 1. Hieroglyphic Transliteration, Translation and Commentary, Oriental Institute Publications 3 (Chicago 1930), 383 denkt an „garden tongue“. É. Chassinat, Un papyrus médical copte, Mémoires publiés par les membres de la Mission Archéologique Française au Caire 32 (Le Caire 1921), 159–161 diskutiert einen möglichen Zusammenhang mit koptisch ⲗⲁⲥ ⲛ̄ⲉⲓⲟⲙ: „Zunge des Meeres; cuttlebone“, den er aber letztendlich ablehnt, weil das koptische ⲉⲓⲟⲙ nicht dem ägyptischem š entspricht. Dennoch wird diese Bezeichnung übernommen, etwa von B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937), 132: „cuttle-bone“. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichungen 54 (Berlin 1961), 216–217 lehnt diese Gleichsetzung erneut ab, weil š den See bezeichne und nicht das Meer, was der Herkunft der Sepia widerspricht. G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981), Nr. 648 verweist zwar auf die ältere Literatur, gibt als Hinweis auf eine Identifikation aber nur an „produit pharmacologique inconnu“, ist sich also der pflanzlichen Herkunft nicht ganz sicher. W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 501 schließt sich explizit Harris’ Zweifeln an und bleibt bei der vagen wörtlichen Wiedergabe durch „ns-šj (‚Zunge des Sees‘)“.
Dr. Lutz Popko