Stele Brügger von Isis auf den Krokodilen

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
(Privatsammlung) » Sammlung David Brügger
Erwerbsgeschichte

Aus einer englischen Privatsammlung der 1970er Jahren. Verkauft bei Christie’s London im Jahr 2010 und von David Brügger erworben.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » zwischen Elkab und Assuan » westliches Ufer » Tell Edfu

Auf der Unterseite der Stele steht ein alter Aufkleber „Found at Edfu 1935“.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit » 30. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Griechisch-Römische Zeit » Hellenistische Zeit » Ptolemäerzeit

Die Datierung basiert auf der Ikonographie und der allgemeinen Form. Die Göttin hält 2 Schlangen in den Händen, die in etwa senkrecht Rücken an Rücken hinunterhängen und deren Köpfe antithetisch abstehen. Das ist laut Gasse eine seltene Darstellungsweise, die sich auf Horusstelen findet, welche Sternberg-el Hotabi am Ende der 30. Dynastie und am Anfang der Ptolemäerzeit datiert (Gasse 2014, 126). Die allgemeine Form der Stele passt zu Beispielen, die Sternberg-el Hotabi in ihre typologische „Frühe Hochphase“ (30. Dyn. und frühe Ptolemäerzeit) und in ihre „Späte Hochphase“ (ca. 18030 v. Chr.) datiert (Gasse 2014, 129). Gasse verlässt sich auf die Datierungskriterien und die Datierungen der ähnlichen Objekte durch Sternberg-el Hotabi und nimmt deshalb an, dass die Stele Brügger „probablement“ zwischen dem Ende der 30. Dynastie und dem Beginn der Ptolemäerzeit datiert.

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Die vier Inschriftkolumnen enthalten zwei Aufforderungen, sicherlich an die auf der Vorderseite abgebildete Göttin Isis, den (magischen) mk.t-Schutz von Horus gegen Schlangen, Skorpione, Löwen in der Wüste und Krokodile auf dem Fluss vorzunehmen. Die zweite Inschrift ist eine Aufforderung, den (allgemeinen) zꜣ-Schutz auf dem Wasser und auf dem Land vorzunehmen und den jugendlichen Horus vor jeder beißenden Schlange zu schützen.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Vielleicht ein privates Amulett. Der Abrieb auf dem Gesicht der Göttin weist darauf hin, dass es oft berührt wurde (Gasse 2014, 126).

Material
Nicht Organisch » Stein » Steatit/Speckstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele » Isisstele
Technische Daten

Höhe 8,5 cm; Breite 6 cm. Oben abgerundete Stele aus dunklem Steatit mit einer nackten, frontal dargestellten Göttin mit Hathorkrone. Sie steht hinter (!) zwei antithetisch angeordneten Krokodilen und hält zwei Schlangen, einen Skorpion und eine Antilope in der linken Hand, zwei weiteren Schlangen, einen Skorpion und einen Löwen in der rechten Hand. Die Rückseite ist mit vier Textkolumnen versehen. Darunter findet sich die Darstellung eines Uroboros, der einen Skorpion, eine Hornviper und eine weitere Schlange mit dem Körper umkreist. Die Darstellung auf der Vorderseite und die Qualität der Inschrift sind mittelmäßig. Quack 2018, 81 Anm. 178 vermutet, dass die Figur der Isis sekundär aus einem ursprünglichen Horuskind umgearbeitet wurde (er vermutet Änderungen an Bauch, Perücke und Krone).

Schrift
Hieroglyphen

Die Hieroglyphen sind von mittelmäßiger Qualität und die Texte sind nicht fehlerfrei.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » traditionelles Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Stele wurde von A. Gasse im Jahr 2014 publiziert.

Editionen

- Gasse 2014: A. Gasse, La stèle Brügger, une stèle d‘“Isis sur les crocodiles“, in: Égypte Nilotique et Méditerranéenne 7, 2014, 125143.

Literatur zu den Metadaten

- Auktionskatalog Christie’s London, Antiquities, Thursday, 29 April 2010, 133 (Nr. 367).

- Perdu 2013: O. Perdu, L’Isis de Ptahirdis retrouvée, in: Revue d'Égyptologie 64, 2013, 93–133, hier: 113, Anm. 48.

- Quack 2018: J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 81, Anm. 178.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Rückseite

Aufforderungen zum Schutz

[1] Tue Gutes! Zweimal (zu wiederholen).
Beschütze Horus (mit Zaubersprüchen) vor jeder Schlange, jedem Skorpion1, jedem Löwen in der Wüste (oder: auf dem Plateau), jedem 〈Krokodil〉 auf dem Fluss!
Tue Gutes! Zweimal (zu wiederholen).
Mache den (allgemeinen) zꜣ-Schutz auf dem Wasser und auf dem Land 〈gegen〉 „Jene“ (Schlangen)!
(Oh) ...2, mögest du (?) den Jugendlichen, Horus, vor jeder beißenden -Schlange behüten (?).

1 Man findet für „Skorpion“ sowohl ḏꜣr.t (häufig) als auch wḥꜥ.t (selten) in der Reihenfolge von Schlangen, Skorpionen und sonstigem Gewürm. Auf der Zauberstele BM EA 190 + Kopenhagen Ny Carlsberg Glyptotek AEIN 974 (30. Dyn./ptolemäisch: s. J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The Intellectual Heritage of Egypt. Studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480 und Taf. 30) ist ḏꜣr.t in der Reihenfolge: "irgendeine männliche Schlange, irgendeine weibliche Schlange, irgendein Skorpion, irgendein (giftiges) Gewürm,
irgendein männliche Toter, irgendeine weibliche Tote" phonetisch ausgeschrieben (mehrfach belegt in Z. 24, 31, 3435, 38, 43 und 45: DZA 31.549.740, DZA 31.549.780, DZA 31.549.800, DZA 31.549.810). Auf Stele CG 9401 (Z. 67) und Stele CG 9402 (Z. 67) wird ḏꜣr.t verwendet in der Reihenfolge Löwe, Krokodil, Schlange, Skorpion, Gewürm. Im Demotischen findet sich die Kombination "Schlangen, Skorpione und jegliches Gewürm" im Setne I (Papyrus Kairo dem CG 30646, Kol. 3.19, 30, 31).

2 Hieroglyphe eines stehenden Mannes mit herunterhängenden Armen, der in jeder Hand einen kreuzförmigen (?) Gegenstand hält, vielleicht grob ausgearbeitete Lebenszeichen. Gasse 2014, 135136 vermutet, dass diese Hieroglyphe eigentlich zur Uroboros-Darstellung gehöre und keine wirkliche Hieroglyphe sei, sondern der Gott ist, unter dessen Füßen sich der Uroboros in anderen Darstellungen befindet.