Stele BM EA 190 + Ny Carlsberg ÆIN 974

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
TM 48560 (London) und TM 48561 (Kopenhagen)
Aufbewahrungsort
Europa » Dänemark » Kopenhagen » Ny Carlsberg Glyptotek, Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 190 (London) und ÆIN 974 (Kopenhagen)

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Die Kopenhagener Platte wurde im Jahr 1823 von Frederik/Friedrich Münter (1761–1830), Bischof von Seeland, durch Vermittlung des dänischen Generalkonsuls in Alexandrien, Daniel Dumreicher (1791–1848), aus Interesse an der Entzifferung der Hieroglyphenschrift angekauft. Residenz des Bischofs war Bispegaarden in Kopenhagen und seine dort untergebrachte Sammlung nannte Münter Museum Münterianum. Er hat die Stele per Testament dem Bistum Seeland vermacht. Sie wurde mit einem Dutzend weiterer Stelen in zwei Wände im Eingangsbereich von Bispegaarden eingemauert, wo sie allerdings dem Wetter ausgesetzt waren (Lieblein 1873, 77 und 82; Schmidt 1910, 9). Durch Vermittlung von Carl Jacobsen (1842–1914), Brauereibesitzer und Begründer der Glyptothek Ny Carlsberg, wurden sie im Jahr 1908 in der Glyptothek Ny Carlsberg als Dauerleihgabe untergebracht (Koefoed-Petersen 1948, 52). Der Stein bekam damals die Ausstellungsnummer E. 833 bzw. Münter 12 (Schmidt 1910, 42). Die offizielle Inventarnummer lautet ÆIN 974. Die Londoner Platte war spätestens 1837 im British Museum (Sharpe 1837). Über ihren Erwerb ist nichts bekannt oder publiziert. Schon in den Notizen von Samuel Birch trägt sie die Inventarnummer 190 (Homepage BM).

Herkunft
(unbekannt)

Über die Herkunft ist nichts bekannt oder publiziert, nur dass das Kopenhagener Stück über den Antikhandel von Alexandrien angekauft wurde. Berücksichtigt man, dass die Platte aus Kalkstein ist und dass Textparallelen für die Schlangensprüche der Pyramidentexte in den Spätzeitversionen vor allem aus dem memphitischen Raum stammen (Saqqara, Abusir, Heliopolis; Ausnahme TT33 des Petamenophis) (Theis 2014, 738–748), ist eine Lokalisierung in die Region Memphis nicht ausgeschlossen. Tatsächlich verortet Borghouts 1980, 43 die Stele nach Memphis, ohne dies weiter zu begründen. Auch bei Sternberg-El Hotabi (1999, Bd. 2, 47) findet man „wohl Memphis“. Dieses beruht im Falle von Sternberg-El Hotabi sicherlich auf der fehlerhaften Gleichsetzung des Eigentümers, des Minpriesters Onnophris, Sohn der Tinetamun (PP 5663 = TM Per 11017), mit einem gleichnamigen Priester des Ptah von Memphis (PP 5366a = TM Per 11016), dessen Mutter ebenfalls Tinetamun hieß. Es gibt noch einen ganz anderen Versuch der Verortung: Die Sprüche sind zugunsten eines Minpriesters Onnophris formuliert worden. Min wird als Herr des Achmimischen Minkultortes Senut charakterisiert. Einerseits diese Information, andererseits die Innenzeichnung einiger Hieroglyphen auf der Steinplatte in Kopenhagen, die bei weiteren Stelen aus Achmim vorkommt, führen Derchain-Urtel zu der Feststellung, dass diese Stele aus der Region von Achmim stammen muss (Derchain-Urtel 1999, 25–26). Eine gute fotographische Dokumentation des Londoner Stücks sowie eine größere paläographische Auswahl an den bzw. Studie der hieroglyphischen Zeichen wären nötig, um dies zu bestätigen oder zu entkräften.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit bis: (Epochen und Dynastien) » Griechisch-Römische Zeit » Hellenistische Zeit » Ptolemäerzeit

Der Priester des Min namens Onnophris, Sohn der Frau Tinetamun, ist bislang nicht von anderen Quellen bekannt. Deshalb beruht die Datierung ausschließlich auf dieser Stele. Hervorgebrachte Kriterien für die Datierung sind Sprachstufe, Orthographie, Paläographie, Textparallelen und Prosopographie. Laut Osing 1992, 476 ist die Stele „nach Schrift und Sprache (...) wohl in die Ptolemäerzeit oder wenig davor“ zu datieren. Das sprachliche Argument ist bezüglich „Ptolemäerzeit“ zu relativieren, denn Osing selbst schreibt, dass die Sprüche 2 und 3 „ihrer sprachlichen Form nach kaum älter als die Spätzeit sind.“ Sprachlich wäre also auch eine Datierung in die Spätzeit denkbar. Tatsächlich sind einige grammatische Konstruktionen typisch für die demotische Sprachstufe, die in demotischen schriftlichen Quellen ab dem 7. Jh. v. Chr. fassbar ist, aber die gemeinten Konstruktionen sind vereinzelt schon in der Dritten Zwischenzeit belegt. Jørgensen 2009, 164 gibt als Zeit der Verfassung dieser Sprüche 2 und 3 die „Late Period (c. 700–300 BC)“. Aber die Zeit der Verfassung der Sprüche muss nicht mit der Zeit der Textkopie auf der Stele identisch sein. Der Bearbeiter des Altägyptischen Wörterbuchs hat für beide Stelenteile „Spätzeit“ auf den Zetteln markiert (DZA). Schmidt 1910, 43 nennt die saitische oder die ptolemäische Zeit. Mogensen 1930, Koefoed-Petersen 1948, Borghouts 1980 und Malek 2012 haben „Ptolemäisch“. Theis 2014, 354 weist auf eine Parallele in der Handlungsanweisung von Spruch 3 mit einem Spruch von Papyrus Brooklyn 47.218.48–85, § 42b hin, der aus der 26. Dynastie stammt. Deshalb fragt er sich, ob die Stele, wenn nicht die Textvorlage, auch ein wenig älter als die Ptolemäerzeit sein könnte (Saitenzeit oder Perserzeit). Jørgensen 2009, 165 meint, dass die Orthographie typisch für das Ende der Spätzeit und für die Ptolemäerzeit ist, und gibt 4. bis 1. Jh. v. Chr. als Datierung. Zwar sind einige Orthographien von pri̯, pẖr, jm=, jw und r gängig in der Ptolemäerzeit, es sind jedoch keine dabei, die nicht schon in der Spätzeit und (fast alle) in der Dritten Zwischenzeit belegt sind. Die Orthographie des Namens „Osiris“ (Leahy 1979) passt zu einer Datierung ab der 25. Dynastie. Sternberg-El Hotabi 1999, 124 datiert das Stück in ihre „Mittlere Hochphase“ der Horusstelen, d.h. ca. 280 bis 180 v. Chr., wobei jedoch schon ihre Identifizierung als Basis einer Horusstele falsch ist, so dass eine Einordnung in ihrer Typologie der Horusstelen nicht zutrifft. Auch ihre Identifikation (Sternberg-El Hotabi 1999, Bd. 2, 48) des Eigentümers (PP 5663 = TM Per 11017) mit einem anderen Onnophris, der ca. 250–200 v. Chr. lebte (PP 5366a = TM Per 11016), ist sicherlich falsch, so dass ihre Datierungsangabe unbegründet ist. Bezüglich der Datierungsfrage ist jedenfalls auffällig, dass alle Spätzeitbelege für die Schlangensprüche der Pyramidentexte aus der 26. und dem Anfang der 27. Dynastie stammen (Theis 2014, 738–747), die Stele des Onnophris bei einer Datierung in die Ptolemäerzeit daher auffällig aus diesem chronologischen Rahmen fallen würde. Sofern die Zuweisung der Stele nach Achmim durch Derchain-Urtel zutreffen sollte, würden die Achmimer Vergleichsstelen eine Datierung in die Ptolemäerzeit dann wieder stützen.

Textsorte
Sammelhandschrift
Inhalt

Die Stele enthält drei magische Texte, die jeweils durch ein kleines Spatium optisch voneinander getrennt sind. Der Begünstigte der Schutzsprüche wird in allen drei Texten namentlich genannt: Onnophris, Sohn der Tinetamun. Der erste Text (Z. 1–23) ist eine geschlossene Gruppe von Sprüchen gegen Schlangen, die sich erstmals in der Pyramide des Unas finden. Es geht um Pyramidentextsprüche 226–234 und 237–243. Die unverständlichen Sprüche 235–236 fehlen bzw. sind durch einen anderen Spruch ersetzt. Diese Schlangensprüche sind in der Pyramide des Unas jedesmal durch den Vermerk „Rezitation“ abgetrennt. Das ist auf der Stele nicht überall der Fall, als ob einige Sprüche im Laufe der Zeit als Einheit zusammengenommen wurden. Der Text endet mit einem Kolophon, das soviel wie „finis“ bedeutet und verdeutlicht, dass die Sprüche 226–243 als Einheit von einer Vorlage abgeschrieben wurden. Auf einigen Särgen des Mittleren Reiches aus Saqqara, Lischt und Theben sind diese Sprüche 226–243 mit einem gemeinsamen Titel n.j ḫsf rrk m ẖr.t-nṯr „Spruch zur Abwehr der Rerek-Schlange in der Nekropole“ versehen, ebenso im saitischen Grab des Panehsi (Allen 2006, 253; el-Sawi – Gomaa 1993, 80–81). Anzunehmen ist, dass in der Lücke am Anfang der ersten Zeile unserer Stele ebenfalls ein Texttitel gestanden hat. Uneinigkeit herrscht darüber, ob die Schlangensprüche der Pyramidentexte die genannten Schlangenwesen abwehren sollten, ob diese Schlangenwesen selber eine Schutzfunktion haben, oder ob fallweise die eine oder die andere Situation zutrifft (Theis 2014, 464–465, 477). In Vergleich zu den Schlangensprüchen in der Pyramide des Unas oder auf den Särgen des Mittleren Reiches ist an manchen Stellen eine redaktionelle Überarbeitung erkennbar, sicherlich um unklare Textstellen verständlich zu machen.

Der zweite Text (Z. 23–33) soll einen Schlafenden im Schlafzimmer vor Schlangen, Skorpionen, sonstigem giftigen Ungeziefer und vor nachts herumziehenden Dämonen und Alpträume verursachenden Incubi schützen. Ein jugendlicher Widdergott (der nächtliche Sonnengott?) wird vom Zauberer aufgerufen, den verstorbenen Onnophris zu schützen, ansonsten wird der Widdergott die Milch seiner Mutter nicht trinken können. Potentielle Eindringlinge werden aufgerufen, nicht einzudringen, denn der Schützling ist ein Urgott aus dem Urgewässer, mit Opfergaben ausgestattet, in Heliopolis hervorgekommen, von Göttern geschützt, der geheimnisvolle Phönix (d.h. ein Sonnengott). Der Spruch wird kombiniert mit einer Handlungsanweisung: Ein Gemisch aus Knoblauch oder Zwiebel und Bier soll in jedem Winkel des Hauses verspritzt werden.

Der dritte Text (Z. 33–45) soll verhindern, dass Schlangen oder Skorpione ins Haus kommen. Der Zauberer holt sich eine Knoblauchzehe (oder eine Zwiebel?), deren Form und Farbe an einen Zahn erinnern, welcher gegen den Zahn des Gifttiers eingesetzt wird, während deren feuriger Knoblauchgeruch (oder Zwiebel-Mundgeruch?) gegen das feurige Gift eingesetzt wird. Die Knoblauchzehe ist der auf den Boden gefallene Milchzahn eines Gottes und geht unter verschiedenen Benennungen gegen das Gifttier vor. Auch in diesem Fall wird der Spruch kombiniert mit einem Ritual, bei dem ein Gemisch aus Knoblauch oder Zwiebel und Bier in jedem Winkel des Hauses verspritzt wird.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Osing 1992, 476 vermutet, dass die Stele ursprünglich am Haus des Onnophris, in der Nähe des Eingangs, aufgestellt gewesen sein könnte. Weil Onnophris jedoch eindeutig als verstorben bezeichnet wird, dürfte der Aufstellungsort wohl eher sein Grab gewesen sein (so auch Schmidt 1910, 43). Zumindest die Gruppe der Pyramidentextsprüche wurde gern in Gräbern und auch auf Särgen der Spätzeit angebracht (siehe Belege bei Theis 2014, 738–748). In der Pyramide des Unas stehen sie gemeinsam in der Sargkammer, an der hinteren Schmalseite, wo sich auch der Sarkophag befindet, in dem dreieckigen Giebel oberhalb einer Scheintürdekoration und oberhalb des Sarkophags (Osing 1986, 132–135, Abb. 1 und 3). Der Anbringungsort dieser Gruppe von Schlangensprüchen sowie einer zweiten Gruppe legen eine Schutzfunktion von realen oder symbolischen Eingängen nahe. In den Spätzeitgräbern findet man die Schlangensprüche manchmal im zugänglichen Bereich des Grabes (z.B. Bakenrenef in Saqqara), überwiegend jedoch in der Grabkammer, allerdings nicht unbedingt an einem Eingang. Die hochrechteckige Form und das Fehlen eines Bildfeldes oben könnten darauf hinweisen, dass die Platte ursprünglich eine Türlaibung oder eine Pfeilerwand eines Grabes gewesen sein könnte, die im frühen 19. Jh. abgesägt wurde (beachte die Dicke von 9 cm). Falls die Dicke original ist, wäre die Stele ein Orthostat, der gegen eine Wand aufgestellt gewesen sein muss. Theis 2014, 420–421 könnte sich vorstellen, dass die Stele zunächst ein Wohnhaus und dessen Schlafgemach schützen sollte, anschließend das Grab des Wohnhausbesitzers. Nicht zutreffend ist die Identifizierung der Kopenhagener Platte als eine Basis für eine Horusstele (Sternberg-El Hotabi 1994, 41; Sternberg-El Hotabi 1999, 47–48).

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele
Technische Daten

Hochrechteckige Kalksteinplatte mit den ursprünglichen Maßen von ca. 1,35 m Höhe, 68 cm Breite und 9 (?) cm Dicke. Der Londoner Stein hat die Maße 115,5 cm Höhe und 78 cm Breite, was sich allerdings auf den Holzrahmen, der den Stein umgibt, und nicht auf den Stein selbst bezieht (Homepage BM). Laut Sharpe ist der Stein 39 Inches hoch, was 99 cm ergibt. Der Kopenhagener Stein ist 68 cm breit, vielleicht 35,5 cm hoch (40 cm laut Mogensen, 35 cm laut Koefoed-Peternsen, 35,5 cm laut Jørgensen) und 9 cm dick. Laut Schmidt 1910, 43 ist das Gestein des Londoner und des Kopenhagener Steins nicht ganz identisch, weshalb seiner Meinung nach ausgeschlossen sei, dass es ursprünglich eine einzige Stele wäre; zugleich erkennt er, dass der Text von Kopenhagen die Fortsetzung des Textes von London ist. Auf dem Londoner Stein haben sich 36 Textzeilen sowie minimale Spuren einer 37. Zeile erhalten, auf dem Kopenhagener Stein finden sich die Zeilen 37 bis 45. Falls es ursprünglich nicht derselbe Stein war, muss man vielleicht von zwei übereinander gesetzten Orthostaten ausgehen. Ob 9 cm die wirkliche Dicke ist, oder ob der Stein nachträglich für den Transport dünner gesägt wurde, ist nicht publiziert.

Schrift
Hieroglyphen
Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Altägyptisch, Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Der erste Text mit den Pyramidentextsprüchen ist schon in der Pyramide des Unas belegt, daher sprachlich Altägyptisch. Die Texte zwei und drei sind sprachlich spät, ein spätes Mittelägyptisch mit einigen demotischen Konstruktionen (Passivkonstruktion mit =w + logischem Subjekt eingeleitet mit m-ꜥ), weshalb sie nicht vor der Spätzeit verfasst worden sein können (Osing 1992, 476).

Bearbeitungsgeschichte

S. Sharpe hat 1837 den Text der Londoner Platte publiziert, und Chabas hat seine Natur als magische Sprüche gegen Dämonen und Reptilien erkannt. Karl Piehl hat 1870 festgestellt, dass die beiden Steinplatten von London und Kopenhagen für denselben Eigentümer erstellt wurden und sich stilistisch sehr ähnlich sind. Er gibt eine hieroglyphische Abschrift und eine Übersetzung des Kopenhagener Textes, die jedoch nur die zweite Hälfte von Spruch 3 erfassen. Er hat auch erkannt, dass es für die Pyramidentexte von London Parallelen auf Särgen in Stockholm und Leiden gibt. Beide Platten wurden für das Wörterbuchprojekt von Erman/Grapow abgeschrieben (DZA). Sethe 1935 benutzt die Pyramidentexte von BM EA 190 in seinen Übersetzungen und Kommentaren, ohne diese späte Version selbst genauer auszuwerten. Die beste Übersetzung mit einem Versuch zur Kontextualisierung der Schlangensprüche der Pyramidentexte ist von Leitz 1996, der jedoch diese späte Version nicht berücksichtigte (s. auch Theis 2014, 461–489). M. Mogensen 1930, O. Koefoed-Petersen 1948 und M. Jørgensen 2009 haben den Kopenhagener Teil erneut in Foto publiziert und übersetzt, ebenso Borghouts. Eine weitere hieroglyphische Abschrift des Kopenhagener Teils findet sich bei Koefoed-Petersen 1936. Unklar ist, ob erst Osing erkannt hat, dass die Londoner und Kopenhagener Stele nicht nur zusammengehören, sondern Ober- und Unterteil desselben Steins sind (vgl. Schmidt 1910, 43). Osing ist bislang der einzige, der auch Spruch 2 und den ganzen Spruch 3 übersetzt hat. Theis studiert vor allem den Schutz des Schlafzimmers in Spruch 2 gemäß der Übersetzung von Osing.

Editionen

- Sharpe 1837: S. Sharpe, Egyptian Inscriptions, from the British Museum and Other Sources, London 1837 (Nachdruck Wiesbaden 1981), 4 und Taf. 9–12.

- Mogensen 1930: M. Mogensen, La Glyptothèque Ny Carlsberg. La Collection égyptienne (Copenhague 1930), 106–107 und Taf. 116 (Nr. A 764).

- Osing 1992: J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (Hrsg.), The Intellectual Heritage of Egypt. Studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday, Studia Aegyptiaca 14 (Budapest 1992), 473–480 und Taf. 30.

Literatur zu den Metadaten

- Allen 2006: J. P. Allen, The Egyptian Coffin Texts. Volume 8: Middle Kingdom Copies of Pyramid Texts, Oriental Institute Publications 132 (Chicago 2006).

- Borghouts 1978: J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, Religious Texts Translation Series NISABA 9 (Leiden 1978), 82–83 (Nr. 121).

- Borghouts 1980: J. F. Borghouts, The Ram as a Protector and Prophesier, in: Revue d’égyptologie 32, 1980, 33–46, hier: 43–45.

- Chabas 1899: F. Chabas, De quelques textes hiéroglyphiques relatifs aux esprits possesseurs (zuletzt aufgerufen: 03.03.2022), in: Bulletin archéologique de l’Athenaeum Français. IIe année 6, 1856, 43–46, hier: 44 = F. Chabas, Œuvres diverses. Tome 1, Bibliothèque égyptologique 9 (Paris 1899), 81–93, hier: 83–85.

- Derchain-Urtel 1999: M. Th. Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit in Ägypten, Ägypten und Altes Testament 43 (Wiesbaden 1999).

- el-Sawi – Gomaa 1993: A. el-Sawi – F. Gomaa, Das Grab des Panehsi, Gottesvaters von Heliopolis in Matariya, Ägypten und Altes Testament 23 (Wiesbaden 1993).

- Jørgensen 2009: M. Jørgensen, Catalogue Egypt IV. Late Egyptian Sculpture 1080 BC – AD 400 (Copenhagen 2009), 164–165 (Nr. 62).

- Koefoed-Petersen 1936: O. Koefoed-Petersen, Recueil des inscriptions de la Glyptothèque Ny Carlsberg (Bibliotheca Aegyptiaca VI) (Bruxelles 1936), 72–73.

- Koefoed-Petersen 1948: O. Koefoed-Petersen, Les stèles égyptiennes. Publications de la Glyptothèque Ny Carlsberg 1 (Copenhague 1948), 52–53 und Taf. Nr. 66.

- Leahy 1979: A. Leahy, The Name of Osiris Written Osirisin: Studien zur altägyptischen Kultur 7, 1979, 141–153.

- Leitz 1996: C. Leitz, Die Schlangensprüche in den Pyramidentexten, in: Orientalia 65, 1996, 381–427.

- Osing 1986: J. Osing, Zur Disposition der Pyramidentexte des Unas, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 42, 1986, 131–144.

- Malek 2012: J. Malek (Hrsg.), Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Statues, Reliefs and Paintings. VIII. Objects of Provenance Not Known. Part 4. Stelae (Dynasty XVIII to Roman Period), (Oxford 2012), 578 (Nr. 803-093-050).

- Piehl 1870: K. Piehl, Petites notes de critique et de philologie, in: Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes 1, 1870, 133–138, hier: 134–136.

- Schmidt 1910: V. Schmidt, Museum Münterianum. Collection de stèles égyptiennes léguées à l’évêché de Copenhague par feu Frédéric Münter, évêque de Sélande, et actuellement conservées à la Glyptothèque Ny Carlsberg à Copenhague (Bruxelles 1910), 43–44 und Taf. 20.2.

- Sethe 1935: K. Sethe, Übersetzung und Kommentar zu den altägyptischen Pyramidentexten 1. Spruch 213 – 260 (§§ 134 a – 322 a/b) (Hamburg 1935), 173–232.

- Sternberg-El Hotabi 1994: H. Sternberg-El Hotabi, Ein vorläufiger Katalog der sog. Horusstelen, in: Göttinger Miszellen 142, 1994, 27–54, hier: 41.

- Sternberg-El Hotabi 1999: H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. 1, 124 und Bd. 2, 47–48.

- Theis 2014: C. Theis, Magie und Raum. Der magische Schutz ausgewählter Räume im alten Ägypten nebst einem Vergleich zu angrenzenden Kulturbereichen, Orientalische Religionen in der Antike 13 (Tübingen 2014), 353–354, 417–421 (Kap. 10.10) und 748.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Online-Ressourcen
Autoren
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Spruch 1 (= PT-Spruch 226–243)

PT-Spruch 226

[1] [(Spruchtitel/Buchtitel:) Spruch zur Abwehr der Rerek-Schlange in der Nekropole.]1
[Worte] zu sprechen: Die nꜥy-Schlange wurde von einer nꜥy-Schlange beschworen/verzaubert.
Das zahnlose/saugende (?) Kalb, das aus dem Garten gekommen ist, wurde beschworen/verzaubert.
Erde, verschlucke [den, der aus dir hervorgekommen ist (d.h. die männliche nꜥy-Schlange)!]
[hjw-Schlange, lege dich flach hin, gleite davon!]
[Der Diener-des-Lichts/Die Person des Leuchtenden (d.h. Pelikans) (?)] ist ins Wasser [gefallen]2.
Schlange, wende dich ab!
Re hat dich gesehen.

1 Auf einigen Särgen des Mittleren Reiches aus Saqqara, Lischt und Theben sind diese Sprüche 226–243 mit einem gemeinsamen Titel n.j ḫsf rrk m ẖr.t-nṯr „Spruch zur Abwehr der Rerek-Schlange in der Nekropole“ versehen (Allen 2006, 253; Osing 1986, 132). Auch die Spätzeitversion von Panehsi aus Heliopolis (26. Dynastie: el-Sawi – Gomaa 1993, 78–79, Abb. 5 und Taf. XI), Petamenophis TT 33 (J. Dümichen, Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben Bd. 3 (Leipzig 1884), Taf. 30, Z. 1) und Psammetichus (G. Daressy, Inscriptions du tombeau de Psametik à Saqqarah, in: Recueil de Travaux 17 (1895), 20, Z. 53) sind mit diesem Titel versehen. Der Platz für diesen oder einen ähnlichen Titel würde auf der Stele ausreichen und das Textende jwi̯=f pw (Z. 23) legt nahe, dass ein Titel einmal vorhanden gewesen ist.
2 ḫr: J. P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts. Volume I: Unis (Languages of the Ancient Near East 7) (Winona Lake 2017), 279 übersetzt: „Let the Sunlight’s Servant fall into the water.“

PT-Spruch 227

〈Worte zu sprechen:〉
Du bist geköpft (?) mit (?) dem Kopf des großen Stiers.
(Du) Jubelnder (oder: hpnw-Schlange), (ich) sage dies gegen dich (oder: zu dir).
(Du) Gottesschützer der Selkis (?), (ich) sage [dies gegen dich:]
[Wende dich ab! Schlüpfe in die Erde!]

PT-Spruch 228

[Worte zu sprechen]
Ein Gesicht ist über ein Gesicht hergefallen, nachdem ein Gesicht zu einem Gesicht hin geschaut hat.
Die (männliche) Grünhautschlange1 ist dagegen (aus ihrer Höhle?) herausgekommen;
sie hat für sich die (männliche) ḥfꜣw-Schlange verschluckt (?)2, sie hat den abgeleckt/gekostet, der für sie (oder: wegen ihr) verstorben ist3.

1 ntt-wꜣḏ: Findet sich nicht in den Parallelen, die jnm sꜣb wꜣḏ oder pri̯.jn nm wꜣḏ o.ä. haben, aber für ntt siehe Wb. 2, 357.4: “Haut des Körpers” (H. v. Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII, 1–2 (Berlin 1961–1962) hat ntn.t als Femininum).
2 Eine „hauchende“ Schlange wird laut C. Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen IV (Leuven 2002), 205c in Edfou V, 176,1 erwähnt. In den Textparallelen steht n=f „für sich“ im Satz „sie hat für sich verschluckt“.
3 mwt n =f: Steht nicht in den Parallelen, die j:nsb.n=f n=f haben: „sie hat für sich den verschluckt, von dem sie gekostet hat“.

PT-Spruch 229

〈Worte zu sprechen:〉      
Diese Kralle [ist die Kralle des Atum, der auf dem Wirbel des Rück]ens der Nḥb-kꜣ-Schlange ist, der den Aufruhr in Hermopolis verschwinden lässt (oder: lassen hat).
Fall (hin/zu Boden)! Gleite davon!

PT-Spruch 230

Worte zu sprechen:
Deine nšf1-Flüssigkeit (oder: dein Speikanal) ist in der Erde/auf dem Boden.
Dein Biss2 ist im Loch.
[5] [Wird Wasser/Gift verspritzt, stehen die beiden Weihe/Milane bereit.]3
Dein Mund wurde 〈durch〉 dein Gefolge4 verschlossen.
Der Mund deines Gefolges wurde durch Mafdet verschlossen.
Die Windung (?) (oder: der Schwache)5 wurde durch eine nꜥy-Schlange gebissen.
(Oh Re!) Beiße für diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, [des Herrn des $sn.wt$-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinet]amun, die Gerechtfertigte, [geboren hat], (den Erdgott) Geb.
Beiße 〈für〉 〈dies〉en Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, den Erdboden6.
Der Erdboden7 [ist es, der gebissen hat (??)] diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat.
Nicht hat 〈ihn〉 gebissen [dieser] Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, der Gerechtfertigte, [den Tinetamun, die Gerechtfertigte,] geboren hat.
[Er ist derjenige, der (mit feindlicher Absicht) gekommen ist] gegen diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat.

1 nšf: Für die mögliche Bedeutung “Speikanal” siehe Leitz 1996, 401.
2 pzḥ: Im originalen Pyramidentext bei Unas steht spḥ.t im Dual. Dies wird als „Rippenreihe, Rippenbogen“ übersetzt. Auf den Särgen des Mittleren Reiches steht dies sowohl als Plural, als auch umgedeutet zu sp.tj „die beiden Lippen“ (Allen, 2006, 258).
3 Die Lücke von ca. 7 Quadraten wurde nach den Parallelen ergänzt.
4 šms.w=k: In den älteren Versionen steht šms.t, was teilweise als „Hinrichtungsgerät“ übersetzt wird. J. P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts. Volume I: Unis (Languages of the Ancient Near East 7) (Winona Lake 2017), 279 übersetzt mit „Follower“ als göttliche Entität. Die Beinchen und Pluralstriche weisen auf eine redaktionelle Umdeutung auf der Stele des Onnophris hin.
5 qꜣb: Im originalen Pyramidentext bei Unas steht b(ꜣ)g „der Müde, Geschwächte“. Auf den Särgen des Mittleren Reiches findet man gbi̯/gbb: „der Schwache, Elende, Gelähmte“ und sbꜣgi̯: „der Müde Gemachte“ (Allen 2006, 258).
6 jtn.w: Unsere Textversion weicht erneut von den älteren Texttraditionen ab, die tꜣ „Erde“ o.ä. haben.
7 Warum dieses Wort wiederholt wird, ist wegen der Lücke nicht mehr rekonstruierbar. In den älteren Texttraditionen steht jn z pn pzḥ ... „Es ist dieser Mann, der diesen NN gebissen hat ...“ Ob jn z pn zu jtn (s.o.) umgedeutet wurde? Aber eine Emendation zu 〈jn〉 jtn 〈pzḥ〉 würde die Lücke von ca. 6 Quadraten nicht füllen.

Nicht ist [dieser] Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, der Gerechtfertigte, den [Tinetamun, die Gerechtfertigte,] geboren hat, [gegen] ⸢ihn⸣ vorgegangen.
Er wird nicht diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, sehen.
Er wird nicht diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, [10] [den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat,] erblicken.
Wenn 〈du〉 diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, beißt, dann wird er veranlassen, dass du allein bist (oder: dann wird er dein Alleinsein (?) geben).
Wenn du diesen Osiris, den Gottesvater und Gottesdiener des Min, [des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, den Gerechtfertigten, den] Tinetamun [geboren] hat, ansiehst, dann wird er deinen Zweiten geben.
Eine nꜥy-Schlange wurde von einer nꜥy-Schlange gebissen.
Der Himmel wurde beschworen. Die Erde wurde beschworen.
[Der mḏr9] um die rḫ.yt-Leute herum [wurde] beschworen.
Der Gott mit blindem Kopf wurde beschworen.
Dies ist ein Beschwören für dich selbst, (oh) Selkis (?).
Dies ist dieser Knoten/Spruch von Abydos/Elephantine10, der im Mund des Osiris ist, den [Horus auf dem Rückgrat] geknotet hat.

9 mḏr: Leitz 1996, 403 liest jm.j-ḏr-bꜣḥ „der Ahne“ nach einen Vorschlag von Kaplony. Die Schreibungen auf den Särgen des Mittleren Reiches (Allen 2006, 260) bringen keine Lösung herbei.
10 Ꜣbd.w oder Ꜣb{d}.w? Im originalen Pyramidentext bei Unas steht Ꜣb.w „Elephantine“, ebenso auf den Särgen des Mittleren Reiches (Allen 2006, 261).

PT-Spruch 231

〈Worte zu sprechen:〉
[Dein Knochen / deine Harpunenspitze (?)1] ist gefesselt (?), du wurdest gefesselt (?).
Die Herzen sind eingegrenzt/vertrieben (?)2.
Die beiden Pfeiler (?, oder die Bogenvölker?), die im Ofen (?) sind, wurden in die Stätte deines Fällens zurückgedrängt.
Das ist das Schlafzimmer3 des Horus.

1 qꜢjs: Im originalen Pyramidentext bei Unas steht qs „Knochen“ oder „Harpune“. Ist mit „Knochen“ der Giftzahn der gefesselten Schlange gemeint (so J. P. Allen, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, Writings from the Ancient World 23 (Atlanta 2005), 17 Anm. 9)?
2 ḏr.tjw: Unklar. Ist das Verb ḏr „abhalten“ gemeint? Oder sind es die „Herzen der beiden Milane/Weihen“ oder die „Herzen der Vorfahren“?
3 ḥnk.t: Hier liegt erneut eine Neuinterpretation des Textes vor, die zu den nachfolgenden Sprüchen 2 und 3 zum Schutz des Schlafzimmers und zum Schutz des Hauses passt. In den älteren Textversionen bei Unas, auf den Särgen des Mittleren Reiches (Allen 2006, 261) und vermutlich auch bei Panehsi der 26. Dynastie (el-Sawi – Gomaa 1993, 85, Abb. 5 und Taf. 12) steht hier „das ist (der Gott) Hemen“.

PT-Spruch 232

Worte zu sprechen:
Gift, sei fern (?) [...]
Gift der mtw.ty1-Schlange, Gift der mtw.ty-Schlange!
Gift, du bist gewaschen! (oder: Das Gift ist gewaschen.)
Sei nicht ignorant!

1 mtw.ty: „der Giftige“ als Schlangenbezeichnung, siehe C. Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen III (Leuven 2002), 461b.

PT-Spruch 233

Gefallen ist die ḏ.t-Schlange (Kobra), die aus der Erde hervorgekommen ist.
Gefallen ist die Flamme, die aus dem Urgewässer hervorgekommen ist.
Fall nieder! Gleite davon!

PT-Spruch 234

[15] [Auf dein Gesicht, (du,) der auf seiner Windung ist!]
Falle/Geh hinunter auf dein Gesicht, du jm,j-nꜣy.t=f-Schlange („Der in seinem Busch ist“)!
Weiche nach hinten zurück, der (du) zwei Gesichter hast (?)!

PT-Spruch 235

(nicht vorhanden)

PT-Spruch 236

...?...1
Andere Lesart:
Deine Schlangen gehören dir.
Das bedeutet: Dein Bedarf gehört dir.

1 bhd: Keine entsprechende Schlangenbezeichnung in C. Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen II (Leuven 2002). Für eine mögliche Interpretation des Namens in der ursprünglichen Fassung bei Unas siehe B. Mathieu, in: Y. Koenig (Éd.), La magie en Egypte : à la recherche d'une définition (Paris 2002), 191. Für eine Interpretation als Nordwestsemitisch siehe R.C. Steiner, Early Northwest Semitic Serpent Spells in the Pyramid Texts, Harvard Semitic Studies 61 (2011), 34–37. Anschließend šꜣjs: Für šs „Strick“ oder šꜣs „durchschreiten“?

PT-Spruch 237

Worte zu sprechen:
Spuck aus, du! Du bist erledigt!
Dieser Speichel ist (jetzt) erledigt.
Du möchtest zum Haus seiner Mutter reisen (?)1.
Hey! Leg dich hin!

1 sk(r)=k: Im Pyramidentext von Unas steht das Bewegungsverb (?) zkr (Sethe 1935, 215: „fliehen zu“; J. P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts. Volume I: Unis (Languages of the Ancient Near East 7) (Winona Lake 2017), 281: „to speed“).

PT-Spruch 238

〈Worte zu sprechen:〉
Dein Brot deines Vaters gehört dir.
... [...]
Anders gesagt / Andere Lesart:
Das Brot deines Vaters gehört dir.
Du bist ...?1 ...
Der Halskragen des Jubels (?), der die Glut / den Ofen löst (?).
Dies ist dieser dein {Schaden} 〈Starker〉 (?), der Angesehene, für dessen Arm/Stellung gehandelt wird.

1 jw=k nh(j): Ein Wort nhj mit dem Mann mit Hand am Mund als Determinativ wird in Wb. 2, 281.5 für nhy der Pyramidentexte gelistet. Die einzige Quelle ist unsere Stelle. Wird in der Pyramide des Unas als jkjn-hy geschrieben, was als die jkjn-hy-Schlange („Gräber-und-Sich-Windender“; Mathieu, in: Koenig, La magie en Égypte, 2002, 190 „Celui qui creuse et s’esquive?“) gedeutet wird. J. P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts. Volume I: Unis (Languages of the Ancient Near East 7), Winona Lake 2017, 280–281 liest jkj nhy und übersetzt „you whose strike misses“ (jki̯ nh.y). Die Schreibungen auf den Särgen des Mittleren Reiches (Allen 2006, 265) helfen nicht weiter.

PT-Spruch 239

〈Worte zu sprechen:〉
Die Weiße Krone ist herausgekommen [und hat] die Große [verschlungen.]
Die Weiße Krone hat die Große verschlungen, ohne dass sie gesehen wurde.

PT-Spruch 240

Worte zu sprechen:
Kobra, zum Himmel!
Tausendfüßler des Horus, in die Erde!
Der Rinderhirte Horus, er hat (den Ort) betreten (oder: ist herumgetrampelt), als er allein war.
[Herumgetrampelt ist der Osiris, der Gottesvater] und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Heiligtums, der Gerechtfertigte, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, auf dem, der auf Horus zu geglitten ist (?),
indem (es) dem Osiris, dem Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Heiligtums, dem Gerechtfertigten, den Tinetamun [20] [, die Gerechtfertigte,] geboren hat, nicht bewusst war,
[indem der Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener] des Min, des Herrn des sn.wt-Heiligtums, der Gerechtfertigte, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, [(es) nicht wusste/erkannte].
Auf dein Gesicht, (du,) Der-in-seinem-Busch-ist!
Verzieh dich, verzieh dich, (du,) Der-in-seiner-Höhle-ist!
Horus, der im Land herumtrampelt, hat für ihn entschieden.
Hey! Gleite davon!

PT-Spruch 241

〈Worte zu sprechen:〉
Ausgespucktes [einer Mauer, Erbrochenes eines Lehmzieg]els!
Dieses, was aus deinem Maul gekommen ist, 〈wird gegen dich〉 selbst sein.

1 jšš [jnb qꜣꜥ ḏb.t]: J. P. Allen, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, Writings from the Ancient World 23 (Atlanta 2005), 18 und J. P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts. Volume I: Unis (Languages of the Ancient Near East 7) (Winona Lake 2017), 281 übersetzt mit Imperativen: „Wall sneeze! Brick vomit!“

PT-Spruch 242

〈Worte zu sprechen:〉
Das Feuer ist gelöscht/wurde gelöscht.
Nicht wird gefunden eine Fackel in diesem Haus, das der Ombitische enthält.
Die beißende Schlange1 ist zurückgewichen aus (?) seinem Haus.
Der, der seinen Zahn versteckt hat, beißt [...]. (oder: Der Beißende [ist einer,] der seinen Zahn versteckt hat.)1

1 ḫtḫt r pr =f: In der älteren Tradition steht ḫt-ḫt pr pzḥ=f: „die beißende Schlange ist überall im Haus dessen, den sie beißen möchte“ (mit der Präposition ḫt-ḫt).

PT-Spruch 2431

[... ...] Kobra durch (?) die zp-tʾ-Schlange.
Löwe, du sollst von dort weichen insgesamt (?).
Sein Arm soll nicht gegen ihn lasten. (?)2
Ein ḥts-Zepter, ein ḥts-Zepter, schreite davon (?), kleine zp-tʾ-Schlange.
...?... [...] Schlange.
Dies(er Satz) bedeutet, dass er (d.h. der Text) (am Ende) angekommen ist.

1 Laut Sethe 1935, 229 gibt es eine Parellele bei Bakenrenef (LD III, 262c), aber abgebildet ist dort nur Spruch 226 bis 231. Außerdem ist Bakenrenef deutlich näher an PT als BM 190. T. G. Allen, Occurrences of Pyramid Texts with Cross Indexes of these and other Egyptian Mortuary Texts (Chicago 1950) (= Studies in Ancient Oriental Civilisation 27) listet keine weiteren Vertreter für Spruch 243. Problematischer Spruch, bei dem auch die älteren Parallelen auf den Särgen des Mittleren Reiches nicht helfen (Allen 2006, 268).
2 Belasten evtl. im übertragenen Sinne, d.h. "Sein Arm soll ihn nicht unterjochen." (?)

Spruch 2

Worte zu sprechen:
Oh Widder, Sohn eines Widders1, (oh) Jungtier (wörtl. „Kalb“)2, Sohn eines 〈weiblichen〉 Schafs!
Wenn du saugen möchtest von der Milch deiner Mutter, (oh) Widder,
[dann wirst/darfst du nicht zulassen, dass] gebissen wird3 der Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des snw.t-Heiligtums, (namens) Onnophris, der Gerechtfertigte, den (die Frau) Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, durch irgendeine männliche Schlange, irgendeine weibliche Schlange, irgendeinen Skorpion, irgendein (giftiges) Gewürm.
Dann wirst du nicht zulassen, dass das Gift [25] Macht ausübt in seinem Körper.
Dann wird er nicht betreten werden durch irgendeinen männlichen Toten und/oder irgendeine weibliche Tote.
Dann wird ihn nicht der Schatten irgendeines Ach-Geistes (verklärten Toten) umgeben.
Dann wird das Maul der Jm.j-ꜥ=f4-Schlange keine Macht über (?)5 ihn haben.
Er ist der/ein Widder; sein Nachtlager ist neben der jꜣ.t-Pflanze (Wein/Weintrauben?). (oder: Er ist ein Widder, der neben der jꜣ.t-Pflanze (Wein/Weintrauben?) die Nacht verbringt.
Sechs oder fünf wurden geboren, fünf oder sechs sind wohlauf;
er freut sich über seinen Vater, den Allherrn.

1 zꜣ sjw: Borghouts 1980, 44 übersetzt zweimal mit „Ram, son of the sheep“, d.h. sjw.t/zr.t. Im nächsten Satz erwägt er bei mw.t=k sjw sowohl eine Lesung „your mother, the sheep“ als auch „your mother, oh ram“.
bḥs: Für die Bedeutung „Jungtier (von Huftieren und Vögeln?)“ siehe P. Lacau, Sur le mot ḥ3bw ( Pyr. § 225b , W. , Col. 302 ), in: JNES 10 (1951), 15–16 und Borghouts 1980, 44 Anm. 78.
 
3 Osing 1992
, 477 übersetzt mit einer Epexegese „[so sollst du nicht zulassen,] daß sie beißen (...) – nämlich jede Schlange (...)“, aber er hat vielleicht nicht erkannt, dass m-ꜥ und nicht m geschrieben ist.
4 Jm.j-ꜥ=f: Wird als Variante der Jm.j-ꜥ-Schlange verstanden: Osing 1992, 479 Anm. (c) verweist auf Edfou IV, 2.3 für die Jm.j-ꜥ-Schlange, die auch noch an anderen Stellen belegt ist (C. Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen I (Leuven 2002), 229b). P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon: A Lexicographical Study of the Ptolemaic Texts in the Temple of Edfu, 2000, 69 erkennt in das Lemma „schlechter Zustand“ (Wb. 1, 158.1) und übersetzt „one in an evil state“ (daher LGG I, 229: „Der in einem elenden Zustand ist“). Für als „schlechter Zustand“ siehe Belege bei J. F. Borghouts, The Magical Texts of Papyrus Leiden I 348 (Leiden 1970), 42, Anm. 1.
5 sḫm ḥr: Das (intransitive) Verb sḫm ist in Wb. nicht mit der Präposition ḥr belegt. Borghouts 1980, 44 Anm. 81 erwägt als Alternative eine transitive Konstruktion „to prevail over the face of“ (vgl. Wb. 4, 248.20: „sich eines Körperteils mächtig sein“, aber laut Wb. ist das vermutlich eine defektive Schreibung für sḫm (m) ḥr oder „schlechte Tat“ (Wb. 1, 159.12).

Oh Eintretender (oder: Eindringling), du wirst nicht eintreten in irgendein Glied des Osiris, des Gottesvaters und Gottesdieners des Min, des Herrn des Senut-Heiligtums, (namens) Onnophris, des Verstorbenen, den Tinetamun 〈, die Gerechtfertigte〉 geboren hat.
Oh Liegender/Schlafender, er wird nicht mit dir liegen/schlafen.
Oh nꜥj-Schlange, du wirst nicht (schlangenartig) in ihm herumreisen.6
Er ist {die, die im Nun sind} 〈der, der im Nun ist〉.7
Er hat frisches8 Brot gegessen sowie Opfergaben (oder: auf den Opfertischen9) des Herrn der Speisen.
Seine Nahrung/Ration ist fest etabliert im Haus des Nun.
Das jy.t-Heiligtum (von Letopolis?) ist bei/um10 ihm gegen euch, (oder: Das jy.t-Heiligtum (von Letopolis?) ist seine Mauer gegen euch,)
Wenn (?) er hervorkommt aus Heliopolis in jener Nacht des Festes „Opfergaben-auf-dem-Altar“11.
Die große bnn-Schlange ist als Schutz um ihn und (um) sein Bett.

6 nꜥi̯ m: Laut Wb. 2, 206.12 und 14 hat m die Bedeutung „aus“, aber vgl. nꜥi̯ Ḥrw/Stš m mtw.t=f m ꜥr.t Stš/Ḥrw (PT 1036, Pyr. von Pepi I., Z. P/A/E 30 = 233-234), wo nur „in“ passt („Horus/Seth fährt mit seinem Samen im Hintern des Seth/Horus“). Osing 1992, 477: „schlängeln gegen“ (übernommen von Theis 2014, 418).
7 jm.j{.w} nwn: vgl. jm.j.w ꜣḫ.t in Z. 30 und jm.j.w snk(,t) in Z. 32, wo eine Emendation) zu jm.j{.w} ꜣḫ.t bzw. jm.j{.w} snk.,t) erforderlich erscheint. Es passt auch zur Tatsache, dass seine Ration dauerhaft ist im Haus des Nun (Z. 28). Ohne Emendation hätte man „Ihm gehören die, die im Nun sind.“ DZA 50.103.170 denkt an ntf 〈m-m〉 jm.jw nwn: „Er ist (unter denen?), die sich im Nun befinden.“
8 wꜣḏ: „frisch“ gemäß Osing 1992, 477 (gefolgt von Theis 2014). DZA 27.433.010 und 50.103.170 denkt an tʾ ḥḏ: „Weißbrot“. Für die Existenz von tʾ-wꜣḏ siehe Wb. 1, 265.4 und C. Schwechler, Les noms des pains, SAK Beiheft 22 (Hamburg 2020), 150–153. Unsere Belegstelle spricht gegen eine ausschließliche Interpretation, dass es kein echtes Brot ist, sondern „la pâte à pain, et plus spécifiquement la pâte du pain psn, destiné à la préparation de la bière“ (Schwechler 2020, 153).
9 ḥr ḥtp.w: Wird in DZA 27.433.010 und 50.103.170 als „auf den Opfertischen“ verstanden. Osing 1992, 477 hat „und Opfergaben“ (gefolgt von Theis 2014).
10 m-ḏr{s}〈j〉: Wird von Osing 1992, 479, Anm. (e) als zusammengesetzte Präposition „bei, um“ verstanden (mit Fehler von s für j). Er erwägt auch eine Emendation zu m 〈s〉ḏr{s}: „Das jy.t-Heiligtum ist seine Bastion gegen euch.“ Dieselbe Bedeutung erziehlt man, wenn man ḏrj als „Umfassungsmauer“ versteht. Osing 1992, 479 versteht Jy.t-m-ḏr{s}〈j〉=f als ein göttliches Wesen.
11 (j)ḫ.t-ḥr-ḫꜣw: Es geht um den 5. Mondmonatstag: siehe R. A. Parker, The Calendars of Ancient EgyptStudies in Ancient Oriental Civilization 26 (Chicago 1950), 11.

Es ist12 Chentienirti, der für ihn den Kopf angefügt und der für ihn die Knochen vereinigt hat zum Schutz des Osiris persönlich (wörtl.: in seinem Körper).
Sein Körper ist aus Erz, während er im Inneren des Hauses (oder: im Inneren des Hauses der Wadjet ?) ist.
Oh Götter, [30] ihr sollt über ihn wachen!
Die Götter haben befohlen (?), dass ihr über ihn wacht.
Was angeht, dass er durch euch geschützt wird (oder: wenn er von euch befragt wird):
Er ist der geheimnisvolle (?) Phönix im nꜣy.t-Gebäude13 (Weberei?).
Er tritt ein in das Haus des Nun/Urgewässer.
Der du im Horizont bist, wache über ihn!
Du wirst nicht zulassen, dass das Leiden (verursacht) von irgendeiner männlichen Schlange, irgendeiner weiblichen Schlange, irgendeinem Skorpion, irgendeinem Gewürm,
irgendeinem männlichen Toten, irgendeiner weiblichen Toten ihn umgibt (oder: in ihm herumgeht).

12 Man könnte auch ḥnk.t=f m Ḫnt.j-n.jr.tj lesen: „Sein Bett ist (d.h. bildet) Chentienirti“. Oder vielleicht ist m der Anfang des Namens Mechentienirti (so C. Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen III (Leuven 2002), 395, Beleg 42).
13 nꜣy.t: Lesung mit Osing, 477. Ob das Webhaus der Isis gemeint ist? 

Oh Eintretender, es gibt nicht sein Betreten.
Oh Riechender/Küssender, du wirst ihn nicht küssen/beschnüffeln.
Der du in der Finsternis bist, dein Schatten wird nicht über ihm herumgehen/kreisen.
Re ist (in die Unterwelt) eingetreten, ohne (wieder) herauszukommen, wie (?) ich gesagt habe (oder: Re ist eingetreten und das, was ich gesagt habe, ist nicht herausgekommen).14
Worte zu sprechen über vier (?) Zwiebeln/Knoblauch:
Werde gelegt (oder: zu legen) in jedem Winkel des Hauses;
und das ganze Haus werde besprenkelt (oder: besprenkeln) mit Zwiebeln/Knoblauch und Bier vom Abend bis zum Tagesanbruch,
während der Mann/Patient auf seinem Bett (oder: in seinem Schlafzimmer) schläft.

14 ḏd.n=j: Syntaktische Einpassung unklar. Osing 1992, 478 übersetzt „... wenn die Sonne eingetreten ist (in der Nacht) und (noch) nicht hervorgekommen ist, was ich gesagt habe.“ T. Bardinet, Dents et mâchoires dans les représentations religieuses et la pratique médicale de l'Egypte ancienne. Studia Pohl, Series Maior 15 (Rom 1990), 129 lässt „Re“ außen vor, so dass seine Übersetzung „(Celui) qui entre, (il) ne sortira (plus) (i.e. le serpent), car j’ai prononcé les formules à dire sur l’ail.“ nicht möglich ist.

Spruch 3

Ein anderer/weiterer Spruch. Rezitation:
Mund gegen Mund, Zahn gegen (Gift)-Zahn (an) jenem Tag des Tötens des Giftes des Feindes.
Der Mund des Gottes ist gegen die Aktivität/Wirkung deines Mundes;
seine Worte werden dein Gift niederwerfen.
Der Zahn des Gottes ist gegen die Aktivität/Wirkung deines (Gift)-Zahns;
seine Worte werden dein Gift an seinem (des Giftes) Ort niederwerfen.
Ihr sollt ausfließen, (oh) jede männliche Schlange, jede weibliche Schlange, [35] jeder Skorpion, jedes Gewürm.
Nicht werdet ihr eintreten in dieses Haus, in dem sich der Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn von Senut, (namens) Onnophris, der Gerechtfertigte, den (Frau) Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, befindet.
Ich habe den Zahn des Gottes geholt, um euch zu vertreiben.
Es ist jener Zahn des großen Gottes (?)1, der auf die Erde (oder: den Erdboden) gefallen ist, nachdem er jugendlich war (d.h. ein Milchzahn?).
Der, der auf der (fruchtbaren) Erde wächst und auf dem Wüstenplateau gedeiht, wird dich niederwerfen, wird die Aktivität/Wirkung [deines Mundes niederwerfen, wird die Aktivität/Wirkung] deines (Gift)-Zahns [niederwerfen.]

1 jbḥ pf(j) nn n(,j) ⸮nṯr? ⸮ꜥꜣ?: Osing 1992, 478 übersetzt „jener frische ‚bunte‘ Zahn“. T. Bardinet, Dents et mâchoires dans les représentations religieuses et la pratique médicale de l'Egypte ancienne. Studia Pohl, Series Maior 15 (Rom 1990), 131 liest nnw.t, ein Wort für „Wurzeln“ (D. Meeks, Année lexicographique Égypte ancienne 1 (Paris 1998), 77.2123), kopt. ⲛⲟⲩⲛⲉ. Er spricht von einer „dent-racine“, was ein Milchzahn ist.

[Sei gegrüßt, du] ⸢Zwiebel/Knoblauch⸣!
Sei gegrüßt, du Z[ahn] Gottes!
Sei gegrüßt, du [Zahn] des [Os]iris!
Sei gegrüßt, du Einzigartiger [...]2 in diesem deinem Namen von „Zwiebel/Knoblauch“.
Mögest du eintreten in dieses Haus, in das der Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn des sn.wt-Sanktuars, Onnophris, der Gerechtfertigte, den Tinetamun geboren hat, sich befindet, 
um zu verschließen das Maul einer jeden männlichen Schlange, einer jeden weiblichen Schlange, eines jeden Skorpions, eines jeden Gewürms, das beißt mit ihrem Maul, das sticht mit ihrem Schwanz.
Dass du sie tötest mit den Armen des Re, mit den Armen des Horus, mit den Armen des Thoth, mit den Armen der Großen Neunheit [40] und mit den Armen der Kleinen Neunheit, bedeutet, dass sie ihre Feinde durch dich töten.
Mögest du ihren Kopf zerstören (wie mit einer Keule) in jenem deinem Namen „Knoblauch/Zwiebel“!
Mögest du deinen Mund gegen sie öffnen in jenem deinem Namen „Öffner der Münder“!
Mögest du von ihnen essen in jenem deinem Namen „Esser“3!
Mögest du ihren Körper zermahlen (?)4, wenn irgendeine Schlange zu den Jahreszeiten (?) herauskommt, in jenem deinem Namen „Stoßzahn“5.

2 ⸢w⸣ꜥ _t[__]: Osing 1992, 478 bietet keine Übersetzung, aber seine Rekonstruktion (S. 480) lässt vermuten, dass er möglicherweise an wꜥ nḏ ḏbꜥ.w „Einzelner, der Zehntausende rettet“ dachte.
3
 wnm: Osing 1992, 479 übersetzt mit „Speise“. Borghouts 1978, 82 und Jørgensen 2009, 164 „devourer“.
4
 nḏ ḥꜥ.w: Borghouts 1978, 82: „to grind the body“ (zu nḏ „zermahlen“); Osing 1992, 479: „sich dessen Leib annehmen“ (zu nḏ „bestrafen“?); Jørgensen 2009, 164: „to chew the bodies“.
5 nḏr-ḥw: Borghouts 1978, 83 nḏrḥ „grinder“ mit Anm. 285: nḏḥ = „molar“ (Backenzahn/Mahlzahn); T. Bardinet, Dents et mâchoires dans les représentations religieuses et la pratique médicale de l'Egypte ancienne. Studia Pohl, Series Maior 15 (Rom 1990), 45: Wortspiel mit „qui agrippe les chairs“; nḏḥ.t (S. 47= la dent offensive des animaux „croc, défense, canine“). Laut Bardinet ist nḏḥ.t der „Stoßzahn/Fangzahn/Eckzahn“, obwohl die Bedeutung „Backenzahn, Molar, Mahlzahn“ hier besser passen würde.

Oh weißes Horusauge, das aus der Erde herausgekommen ist,
dessen Name „Das, das die Untertanen für Horus schlägt“ ist,
wenn es seinen Horus vor der Gefolgschaft des Seth schützt.
Mögest du6 das Maul einer jeden männlichen Schlange, einer jeden weiblichen Schlange, eines jedes Skorpions, eines jedes Gewürms verschließen!
Sie werden nicht eintreten in dieses Haus, in das der Osiris, der Gottesvater und Gottesdiener des Min, des Herrn von Senut, Onnophris, der Gerechtfertigte, den Tinetamun, die Gerechtfertigte, geboren hat, sich befindet.
Die Hitze deines Gluthauches sei gegen sie!
Mögest du sie töten, mögen sie sterben an deiner Bitterkeit!
Worte zu sprechen über Zwiebeln/Knoblauch, fein zermahlen mit Bier;
das Haus damit besprengen vom Abend bis zum [45] Tagesanbruch.
Nicht wird irgendeine männliche Schlange, irgendeine weibliche Schlange, irgendein Skorpion, irgendein Gewürm/Gifttier, irgendein Untoter/Totengeist, irgendeine Untote (oder: weiblicher Totengeist) in dieses Haus eintreten.

6 ḫtm=k: Unerwartet ist, dass hier ḫtm=k statt ḫtm=ṯ steht, obwohl das Horusauge doch ein femininer Begriff ist. Aber das ägyptische Wort für „Zwiebel/Knoblauch“ ist ein Maskulinum.