Papyrus demot. Rylands 50

Metadaten

Wissensbereiche
Schlagwörter
Alternative Namen
P. „demot.“ Rylands no. 50 Trismegistos TM 45675 pRylands 50
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » Manchester » John Rylands Library

Inventarnummer: 50

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde vermutlich vom 26. Earl of Crawford bei dessen Reisen nach Ägypten am Ende des 19. Jahrhunderts gekauft und bekam in dessen Privatsammlung die Nr. 34. Zusammen mit anderen Papyri wurde das Amulett dann im Jahr 1901 von der John Rylands Library erworben, s. Reymond 1963, 155156.

Herkunft
(unbekannt)

Aufgrund der Erwerbsumstände hält Reymond 1963, 156 es für möglich, dass der Papyrus zusammen mit frühptolemäischen Papyri aus der thebanischen Nekropole stammt. Aber „[t]his is stated with all due caution because the text itself does not furnish any evidence to prove it.“ Ein gewisser Inaros, Sohn der Ithoros, lebte am Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. im Machtbereich der Gottesgemahlinnen des Amun (Graefe 1981, 43, Nr. j215 und 109, Nr. n85. Aber ob es dieselbe Person ist wie der Nutznießer des Amuletts, „läßt sich kaum entscheiden“ (Fischer-Elfert 1995, 4, Anm. 9).

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit » 26. Dynastie bis: (Absolute Datierung: Jahrhunderte) » (Jahrhunderte v.Chr.) » 2. Jhdt. v.Chr.

Datierung aufgrund der Paläographie: Einige Zeichenformen sind typisch für die Saitenzeit, für einige andere lassen sich auch spätere Parallelen nennen, Fischer-Elfert 1995, 34.

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Das Amulett enthält eine kurze Rezitation zum Schutz eines Kindes, vielleicht sogar eines Neugeborenen, in der das Gesicht der Göttin Bastet mit der des Nutznießers gleichgesetzt wird, um auf diese Weise diverses Unheil abzuwehren.
Den linken unteren Teil des Amulettpapyrus nimmt die Darstellung eines Krokodils mit Widderhörnern und Sonnenscheibe ein, das vielleicht durch diese Symbolik auf die Geburt des Sonnengottes am Morgen Bezug nimmt, Fischer-Elfert 1995, 1314. Die Anordnung von Text und Bild lassen darauf schließen, dass zuerst das Krokodil gezeichnet und erst danach der Text aufgeschrieben wurde, Fischer-Elfert, a.a.O., 2. Laut Fischer-Elfert a.a.O., 13–14 dürfte dieses Krokodil ein Garant der morgendlichen Wiedergeburt der Sonne sein, dessen schutzbringende Wirkung hier auf den Nutznießer des Amuletts, Inaros, übertragen wird.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Nutznießer wird vermutlich das Blatt zusammengerollt und in einem kleinen Behälter steckend um den Hals getragen haben, Fischer-Elfert 1995, 14.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schreibblatt
Technische Daten

Das Papyrusblatt misst 5,0 × 24,13 cm (H × B), und die Fasern sind auf der beschrifteten Seite horizontal (Reymond 1963, 155156, Fischer-Elfert 1995, 1).

Das Papyrusblatt scheint von einer größeren Rolle abgeschnitten zu sein, und die Klebung in der Mitte wird diejenige sein, an der zwei Papyrusblätter dieser Rolle ursprünglich aneinandergeklebt waren.

Schrift
Hieratisch » Späthieratisch

Die von Reymond 1963, 157 vermerkten demotischen Schreibungen hat Fischer-Elfert 1995, 23 als Fehllesungen und tatsächlich hieratische Wörter erklärt. Quack 2006, 53 mit Anm. 3 ordnet den vorliegenden Papyrus „einer Tradition von Handschriften [zu], die relativ flüchtig und kursiv sind, dabei jedoch neben Abnormalhieratisch und Demotisch eine weitere ganz eigene Entwicklungslinie darstellen“.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Der kurze Text weist nur wenige spezifische grammatische Strukturen auf, und die wenigen sind fast ausschließlich formelhaft. In Zeile 1 findet sich zumindest das mittelägyptische Demonstrativpronomen pn.

Bearbeitungsgeschichte

Die Erstedition stammt Reymond 1963, maßgeblich ist aber die Neuedition von Fischer-Elfert 1995.

Editionen

- Fischer-Elfert 1995: H.-W. Fischer-Elfert, Papyrus demot. Rylands no. 50. Ein in den Edfu- und Dendera-Mammisi wiederverwendeter hieratischer Zaubertext, in: Enchoria. Zeitschrift für Demotistik und Koptologie 22, 1995, 1–15.

Literatur zu den Metadaten

- Fischer-Elfert 1995: H.-W. Fischer-Elfert, Papyrus demot. Rylands no. 50. Ein in den Edfu- und Dendera-Mammisi wiederverwendeter hieratischer Zaubertext, in: Enchoria. Zeitschrift für Demotistik und Koptologie 22, 1995, 1–15.

- Graefe 1981: E. Graefe, Untersuchungen zur Verwaltung und Geschichte der Institution der Gottesgemahlin des Amun vom Beginn des Neuen Reiches bis zur Spätzeit, Ägyptologische Abhandlungen 37 (Wiesbaden 1981).

- Quack 2006: J. F. Quack, Ein neuer Zeuge für den Text zum neunköpfigen Bes (P. Carlsberg 475), in: K. Ryholt (Hrsg.), The Carlsberg Papyri 7. Hieratic Texts from the Collection, CNI Publications 30 (Copenhagen 2006), 53–64.

- Reymond 1963: E. A. E. Reymond, Studies in Late Egyptian Documents Preserved in the John Rylands Library. I. Fragment of a Crocodile Papyrus (p. dem. Rylands no. 50), in: Bulletin of the John Rylands Library 46 (1), 1963, 154–163.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Online-Ressourcen
Autoren
Dr. Lutz Popko
Autoren (Metadaten)
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

Amulett für Inaros als Kleinkind oder Neugeborener

[1] Sei gegrüßt, Bastet, die den Widder geboren hat, den die beiden Schwestern (d.h. Isis und Nephthys) gesäugt haben1!
Dieses Gesicht des Inaros, geboren von Ithoros, ist das Gesicht der Bastet.2
Horus, Horus, „Papyrusamulett der Sachmet“, ⟨umgib⟩ den Körper des Inaros, geboren von Itharos, der vollständig an Leben ist!

1 Zu möglichen mythologischen Bezügen s. Fischer-Elfert 1995, 7–10. Die Identität des Widders muss danach weiterhin offenbleiben, und ob ein Bezug zu dem „Widder, Sohn eines Schafes“ von der Stele BM EA 190 + Ny Carlsberg ÆIN 974 und/oder dem Dekan sr in astronomischen Darstellungen des Neuen Reiches und der Spätzeit besteht, ist unsicher.

2 Die Gleichsetzung des Gesichts des Nutznießers mit dem der Bastet gehört in den Kontext der Gliedervergottung und dürfte dem Schutz des noch jungen, vielleicht sogar neugeborenen Inaros dienen, Fischer-Elfert 1995, 10, 13.