Papyrus Carlsberg 200
Übersetzung und Kommentar
Papyrus Carlsberg 200
[rto Kol. 1, Z. x+1] [...] gegen sie. [...] ⸢der Eine⸣ an seinem Kopf.1 [rto Kol. 1, Z. x+5] (spell x+II) [...] [S]⸢ei⸣ gegrüßt,2 Seneb-Pflanze [...]. [Sch]utz des Allherrn [...] im Himmel (und) jedem Land. Schutz aller Götter [...] [vor] allem bösen [Un]⸢h⸣eil (und) vor allem bösen Wüten. [...] [ein Körperteil] vor allen bösen Dingen [rto Kol. 1, Z. x+10] [...] ⸢Pharao⸣. Er ist der Eine von Zweien [...] [vor jedem] ⸢bösen⸣ [Zauberer] (und) vor jeder [bösen] Zauberin [...] [Pharao]. Er ist Chepri, der sich selbst erschaffen hat. Er ist Neith, [rto Kol. 2, Z. 1] die aus dem Nördlichen (Sanktuar) herausgekommen ist. Er ist der Atem in ihren Mündern ⸢für⸣ (?)3 [...] ⸢beim⸣ Halbmondfest in diesem Jahr und seinem Verlauf.4
1 Textverlust und Zeilenzählung: Petrova (pCarlsberg 200, 26) zählt im oberen Teil der ersten Kolumne, der bis auf wenige Zeichenreste am linken Rand völlig verloren ist, nur die Zeilen, in denen Zeichenreste zu erkennen sind. Daher stehen in ihrer Zählung vier Zeilen im oberen Teil der ersten Kolumne den 12 Zeilen in der nächsten Kolumne gegenüber, s. Petrova, pCarlsberg 200, pl 8–9 (NB: Auf den Tafeln ist ein falscher Autorenname genannt). So ergeben sich die widersprüchlichen Angaben bei der Zeilenzählung und der Beschreibung des Textverlustes.
2 [S]⸢ei⸣ gegrüßt ([j]:⸢nḏ⸣ ḥr=k snb): Die Satzabtrennung ist durch den Textverlust unklar. Es ist möglich, dass die Pflanze zu Beginn der nächsten Zeile noch näher spezifiziert wurde, wie dies z.B. in einer Parallele im Mammisi in Dendara belegt ist (Daumas, Mammisis de Dendara, 250; Petrova, pCarlsberg 200, 27–28).
3 ⸢für⸣ (n): Es ist unklar, ob das noch erkennbare n als Dativ oder als Genitiv aufzufassen ist, vgl. Petrova, pCarlsberg 200, 27.
4 ⸢beim⸣ Halbmondfest in diesem Jahr und seinem Verlauf ([m] ⸢rnp.t⸣ tn ẖr.t=s js): Petrova (pCarlsberg 200, 27) fasst diese Stelle etwas anders auf: „(in) this year of what belongs to it, indeed“. Mit Verweis auf einen Spruch der Pyramidentexte der Königin Neith (PT 726: Jéquier, Pyramides des reines Neit et Apouit, Nt 695 (PT 726); Allen, Pyramid Texts, 328 [Nt 251]; Topmann in: TLA, Satz-ID IBUBdwQN6eD2cEfelXTk0toQJV0) fasse ich ẖr.t=s als Substantiv „(Jahres)verlauf“ (Jéquier, ebd.; Lemma-ID 859365) und js als Partikel zur Koordinierung auf (Wb 1, 134.5; Lemma-ID 851441).
Pharao [...] jeder böse Zauber, der aus dem Mund von einem Zauberer5 herauskommt, [...] Böses und Abscheu6 in der Nacht am Tag (und) zu [jeder (?)] Zeit [...] [rto Kol. 2, Z. 5] [...] in ihm. S[ie] werden nicht [...] nahekommen [...] sie (?) [...] gegen ihn. Sie werden nicht gegen ihn sein (=handeln). Der Westen [...]. Er ist die mit der Haarflechte, die aus Dep hervorgekommen ist. [...] aus dem [heiligen (?)] Ei7. Er ist das Doppel-Salbgefäß, das als Fayence/Glas hervorgekommen ist,8 [...]. [Er ist (?)] das prächtige Geierweibchen, das vor [...] ruht, [...] [rto Kol. 2, Z. 10] jeder Zauber gegen Pharao. Er ist der (göttliche) Löwe ⸢in⸣ [...] ihre Macht (?)9. Niemals wird man Macht über ihn haben. Er ist der, der erschafft [...]. [Zu rezitieren über einer Seneb-Pflanze],10 ⸢werde⸣ 〈mit〉 24 Knoten ⸢ver⸣[sehen] (und) um den Hals von Pharao gelegt (wörtl. gegeben).
5 Zauberer (ḥkꜣ[.w]): Petrova (pCarlsberg 200, 27) geht davon aus, dass es sich um den Gott Heka handelt. Der von ihr in der Transliteration (ebd., pl. 9) angegebene Götterklassifikator ist absolut nicht erhalten, insofern macht es inhaltlich mehr Sinn, davon auszugehen, dass hier böser Zauber aus dem Mund eines bösen Zauberers gemeint sein dürfte.
6 Böses und Abscheu (⸢ḏw⸣ bw.t): Petrova (pCarlsberg 200, pl. 9 u. 27) gibt in den Hieroglyphen vor ḏw noch nb.t an und erwägt die Ergänzung von [jḫ.t nb.t] am Zeilenbeginn. Die Tintenspuren zu Beginn der Zeile sind aber so unspezifisch, dass ich dies nicht nachvollziehen kann.
7 [heiligen (?)] Ei (swḥ.t [⸮ḏsr.t?]): Petrova (pCarlsberg 200, 27) ergänzt zu swḥ.t [šps.t]. Die Zeichenspuren in der Lücke sind wenig eindeutig. Vergleicht man mit šps in der Zeile darunter, sind keine Gemeinsamkeiten zu erkennen. Ich lehne daher die Ergänzung ab. Mit Verweis auf eine Parallele im pBrooklyn 47.218.138, x+17,12 (§ 55) jnk Nj.t j:pri̯ m swḥ.t ḏsr(.t) jnk pꜣ b(ꜣ)s j:pri̯ ṯḥ⸢n⸣(.t) m tp=f „Ich bin Neith, die aus dem heiligen Ei herauskam, ich bin das Salbgefäß, [aus] dessen Kopf die Fayence hervorkam“ (Brose, in: TLA, Satz-ID ICICNFZgWhV0l0g1urAlYRWkAhQ; Goyon, Prophylaxie, 127; Quack, in: WdO 43, 2013, 271) plädiere ich für die Ergänzung von [ḏsr.t]. Vgl. hierzu ebenfalls swḥ.t-ḏsr.t als Bezeichnung für den vergöttlichten Amenhotep I., LGG VI, 222c.
8 das Doppel-Salbgefäß, das als Fayence/Glas hervorgekommen ist (b(ꜣ)s 2 pri̯ m ṯḥ[n.t]): Vgl. die Parallele im pBrooklyn 47.218.138, x+17,12 (§ 55) jnk Nj.t j:pri̯ m swḥ.t ḏsr(.t) jnk pꜣ b(ꜣ)s j:pri̯ ṯḥ⸢n⸣(.t) m tp=f „Ich bin Neith, die aus dem heiligen Ei herauskam, ich bin das Salbgefäß, [aus] dessen Kopf die Fayence hervorkam.“ (Brose, in: TLA, Satz-ID ICICNFZgWhV0l0g1urAlYRWkAhQ; Goyon, Prophylaxie, 127; Quack, in: WdO 43, 2013, 271). Zur Verbindung des Bas-Salbgefäßes und der Substanz ṯḥn.t, die gemeinhin als „Fayence“ oder „(Silizium)glas“ aufgefasst wird (Lemma-ID 176620), aber auch anders interpretiert werden kann (Goyon, Confirmation, 21 [1]; Meeks, Mythes, 89 [233]) s. Petrova, pCarlsberg 200, 31–32.
9 ihre Macht (?) (⸢sḫm=s⸣): Ergänzung nach Petrova (pCarlsberg 200, pl. 9), die gut mit den erkennbaren Zeichenspuren korrespondiert, jedoch weder in der Transkription noch in der Übersetzung berücksichtigt worden ist (ebd. 27).
10 [Zu rezitieren über einer Seneb-Pflanze] ([ḏd-mdw ḥr snb]): Ergänzung nach Petrova, pCarlsberg 200, 27.
