Papyrus BM EA 10731
Übersetzung und Kommentar
Brief
[Rto. 1] Der Schreiber des Königs, den er liebt, der [Wedel]träger des Königs zur [Rechten] [---] sagt zum Schreiber Qen-her-chepesch-ef:
„Folgendes: Dir wurde dieses Mitteilungsschreiben gebracht1 [mit dem Inhalt: ...]
[Ich habe von] der Sendung, die Du geschickt hast, [erfahren (?)], die lautet:
‚Veranlasse, dass [---] getan wird [---], und dass man [zu] uns bringe [---]‘“
1 Zur Lesung der Satzmitte s. Edwards 1968, 157, n. c .
Beschwörung gegen Sehaqeq
[Vso. 1] „[Zurück], du, Sehaqeq,
der (du) vom Himmel 〈zur〉 Erde kam(s)t,
dessen Augen an seiner Stirn1 sind,
dessen Zunge in seinem Hintern ist,
(d)er von den unteren Fladen2 (d.h. Exkremente) esse3,
dessen rechter Arm seine 〈Augen〉 (?) überquert4,
(Unheil)bote der Sternenhaften/Unterweltlichen, (die) beobachten5, wie (?) er vom Lehm6 lebt,
Herr des Geheimnisses [am südlichen Himmel],
dessentwegen sich einer in der Nekropole fürchtet!
Nedjer-Hesmem ist der Name deiner Mutter.
Dschubeschti ist der Name [deines Vaters].
[Wenn (?)]7 du 〈gegen〉 Qen-her-chepesch-ef, geboren von Senet-nofret, vorgehen solltest, werde ich gegen(?) deinen Leichnam vorgehen.
Deine Arme seien fern von dir!
[Du] sollst mich nicht befallen!
Ich bin ihre Hand (?)8 hinter seinem Schrein9.“
Vier Mal zu sprechen über einem Flachs, dessen [Vso. 5] [---]10 zu einem Pfeil geformt werde.
[Es (d.h. das Papyrusamulett)] werde daran gebunden / Binde [es] daran11, wobei [die Spitze (?)]12 des Pfeils nach außen (gewendet) ist.
1 So die Schreibung von pBM EA 10731. Ähnlich schreibt pAthen Nationalbibliothek Nr. 1826 dbn. Dagegen schreibt oLeipzig ÄMUL 5251 db.t und oGardiner 300 nur db. H.-W. Fischer-Elfert – F. Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, Ägyptologische Abhandlungen 77 (Wiesbaden 2020), 151 mit Anm. 631 geht davon aus, dass die Schreibungen mit finalem n die korrekten sind und das Lemma tbn (Wb 5, 261.12–14, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/170670, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 28.07.2023)) vorliegt. Mit Verweis auf pChester Beatty VII, vso. 1,7 (https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd5AU5KgGOEkjlUwtSgZYsFI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 28.07.2023)), wo tbn als nꜣ ꜥ jnḥ.wj n jr.tj=fj: „Regionen seiner Augenbrauen“ bezeichnet wird, legt er sich konkret auf die Bedeutung „Stirn“ fest. Dagegen zitiert D. A. Werning, The Sound Values of the Signs Gardiner D1 (Head) und T8 (Dagger), in: Lingua Aegyptia 12, 2004, 183–204, hier: 198 diese Stelle als Bsp. (12) für ramessidische Schreibungen des Wortes dp: „Kopf“. Aufgrund des Kotextes muss auf jeden Fall eine anatomisch unerwartete Region vorliegen – genauso wie Sehaqeqs Augen an seinem d/tbn/.t sind, so ist seine Zunge in seinem Hintern. Dass die Augen schlicht am „Kopf“ des Dämons sind, scheint jedoch so banal, dass es kaum einer Erwähnung wert wäre. Daher ist die Annahme, dass hier tbn: „Stirn“ o.ä. gemeint ist, plausibler. Einzig für oGardiner 300 könnte man zumindest spekulieren, ob der Schreiber doch eine anatomisch korrektere Beschreibung im Sinn hatte, da er auch die Beine des Sehaqeq am Hintern platzierte.
2 So auch die Parallele oLeipzig ÄMUL 5251. Dagegen erweitert oGardiner 300 die Phrase zu: „der Fladen, der unter ihm ist“. pAthen, Nationalbibliothek Nr. 1826, x+7,13 variiert noch etwas: „Nahrung, worin das Bedürfnis der Menschen besteht“, s. H.-W. Fischer-Elfert – F. Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, Ägyptologische Abhandlungen 77 (Wiesbaden 2020), 150–151 und https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/ICECMxO5DnNAEEeRtFYbaBCI7m4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 28.07.2023). Gemeint ist in allen Fällen menschlicher Kot.
3 Zur prospektiven Bedeutung s. Fischer-Elfert 2015, 237.
4 ⸢ḫpš⸣=f wnm.j{=f} ⸢m⸣ ḏꜣi̯ ḥr 〈⸮jr.tj?〉=f: Ergänzungen und Emendationen nach den Parallelen, vgl. v.a. die synoptische Edition in KRI IV, 182.1–3 sowie zusätzlich dazu pAthen, Nationalbibliothek Nr. 1826, s. H.-W. Fischer-Elfert – F. Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, Ägyptologische Abhandlungen 77 (Wiesbaden 2020), 150–155.
Das Leipziger Ostrakon schreibt nach dem Verb: „an seinen Augen“, der Athener Papyrus: „an seinem Oberarm“. Die bildliche Darstellung des Sehaqeq auf dem Leipziger Ostrakon zeigt den Dämon in annähernder Menschengestalt mit einem vor dem Gesicht angewinkelten rechten Arm, was mit dem Text übereinstimmt, sich aber nicht mit dem Athener Papyrus deckt. Ohne Emendation schlägt Fischer-Elfert (in: H.-W. Fischer-Elfert – F. Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, Ägyptologische Abhandlungen 77 (Wiesbaden 2020), 242) vor: „Sein rechter Arm ist ausgestreckt über ihm(?)“. Eine noch andere Armhaltung beschreibt oGardiner 300: „sein rechter Arm ist fern von ihm/kommt zu ihm (?) und der linke Arm ist ausgetreckt (o.ä.)“.
Diskussionsbedürftig ist zudem die Übersetzung von ḏꜣi̯. Die Kombination mit ḫpš: „Arm“ lässt zunächst an die ähnliche Verbindung ḏꜣi̯ ꜥ: „den Arm ausstrecken“ (Wb 5, 514.4–8) denken. Andererseits weist die Konstruktion mit der Präposition m vor dem Verb darauf hin, dass es eher als Bewegungsverb aufgefasst wurde. Daher könnte man auch vermuten, dass der Schreiber eher an das Verb ḏꜣi̯: „(einen Fluss u.ä.) überqueren“ (Wb 5, 511.Ende bis 512.18) gedacht hat. Angesichts der Armhaltung des Dämons in der Vignette des Leipziger Ostrakons, in der sein Arm das Gesicht bedeckt, lässt sich auch an die Konnotation „überqueren“ im Sinne von „zusetzen“, „blockieren“ denken, die das Verb ḏꜣi̯ in medizinischen Texten haben kann, speziell in den Lehrtexten Eb 198 und 205a, s. H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Zweite Hälfte (h-ḏ), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.2 (Berlin 1962), 993, s.v. ḏꜣj I.a.
5 wp.t (n) nꜣ Sbꜣ.w/Dwꜣ.tj.w dgi̯ (...): Eine unklare Phrase; auch hier weichen die Versionen wieder voneinander ab. Erneut liegen die Londoner und Leipziger Variante einander am nächsten. oGardiner 300 hat von der ganzen Sentenz nur wp.t=f stehen. Der Athener Papyrus enthält diese Sentenz gar nicht. J. F. Quack, Altägyptische Amulette und ihre Handhabung, Orientalische Religionen in der Antike 31 (Tübingen 2022), 136 deutet das wp.t als „Scheitel“ und beschreibt die Armhaltung als: „sein rechter Arm sei um gewendet [sic], sein linker über seinem Scheitel.“ Diese Interpretation funktioniert aber nur bei oGardiner 300.
Bei der Londoner und Leipziger Variante stellen sich folgende einander bedingende Fragen:
(1) Was bedeutet wp.t?
Auch wenn Edwards’ und Kitchens Lösung unwahrscheinlich ist, sollte eine Auffassung von wp.t als wpi̯.t: „trennen, unterscheiden“ nicht a priori ausgeschlossen werden; „Augen, die die Sternenhaften beurteilen“ (Partizip) oder „Augen, die von den Sternenhaften beurteilt werden“ (Relativform) ergäben zwar eine im Kleinen halbwegs sinnvolle Aussagen, aber was wäre der Sinn im größeren Kontext der vorliegenden Anrufung? Fischer-Elfert (persönl. Mitteilung) könnte sich auch die Bedeutung „öffnen“ vorstellen, dann als Relativform: „seine Augen, die die Sternenhaften öffnen/geöffnet haben“ i.S.v. dessen Augen/Sehkraft die Sternenhaften aktiviert haben (vgl. die Funktion des Öffnens der Sinnesorgane beim Mundöffnungsritual). Diese Option wäre im Leipziger Ostrakon möglich, ebenso in der Londoner Parallele. Der Athener Papyrus erlaubt eine solche Übersetzung nicht. Da jedoch dort auch die ganze Phrase ab $wp.t$ fehlt und der Text erst mit den Namen von Sehaqeqs Eltern wieder einsetzt, könnte dort auch eine Neuinterpretation vorliegen. Was gegen die Deutung als Verb „öffnen“ auch in der Leipziger und Londoner Variante spricht, sind die laufenden Beinchen, mit denen das Wort im letzteren Text klassifiziert ist.
Auch J. Černý, A Community of Workmen at Thebes in the Ramesside Period, Bibliothèque d’étude 50 (Le Caire 1973), 336 scheint eine Interpretation als Verb vorzuziehen, ohne sich aber auf eine genaue Übersetzung festzulegen: „The stars .... when they see how he lives on repelling dirt [in the southern sky].“
Eine andere Lösung für wp.t wählt J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts. Translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 101, Anm. 52, der es für eine Verschreibung für wp.w: „außer, sondern“ hält: „but (wpw) the stars see that he lives on dung, (...)“. Auch diese Option ist nicht ganz befriedigend, da der Grund für eine solche Einschränkung unklar ist.
Eine dritte Option bietet Fischer Elfert, der wp.t als Substantiv wpw.tj: „Bote“ auffasst. Für das Londoner Objekt schlägt er in Fischer-Elfert 2015, 242 vor: „der Sternenbote betrachtet (aus der Ferne)(?).“ Die Leipziger Variante übersetzt er in Fischer-Elfert 2016, 30: „Bote der Sterne ... (?)“.
(2) Was bedeutet dgi̯, und wie ist das Folgende anzuschließen?
dgi̯ ist ein Verb aus dem Bedeutungsfeld „sehen“, muss aber eine spezifischere Bedeutung besitzen, die es von den allgemeinen Verben mꜣꜣ und ptr abgrenzt. dgi̯ kann transitiv wie intransitiv verwendet werden. Meist wird Letzteres bevorzugt: Während Edwards wohl von einem fehlerhaft ausgefallenen Objektspronomen ausgeht (s. oben: „His face discerns (?) the stars beholding them (?).“, fast identisch Kitchen: „His eye/face ⸢discerns⸣ the stars, beholding (them).“), schließen Černý (s. oben „The stars .... when they see how he lives on repelling dirt (...)“) und Borghouts („but (wpw) the stars see that he lives on dung, (...)“.) einen Objektsatz an. Fischer-Elfert 2015, 237 und 242 scheint dagegen den intransitiven Gebrauch zu bevorzugen und übersetzt prospektivisch: „der Sternenbote betrachtet aus der Ferne(?).“, gefolgt von „Möge er sich von Tierscheiße ernähren.“
Folgt man Fischer-Elferts Vorschlag und nimmt wp.t als wpw.tj: „Bote“, gibt es für das anschließende Wort neben der üblichen Auffassung als sbꜣ.w: „Sternenhafte“ auch die Option dwꜣ.tjw: „Unterweltliche“. Erstere Lesung ist tatsächlich die wahrscheinlichere, und die Schreibung entspräche derjenigen von pChester Beatty IX, s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Bd. VI. ẖ–s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven 2002), 241c, Beleg [4]. Dessen ungeachtet ist die zweitere nicht ganz auszuschließen, für die bspw. im Amduat auch eine Schreibung ohne explizite tj-Markierung belegt ist, s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Bd. VII. š–ḏ, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven 2002), 513c, Beleg [2]. Doch egal, ob der Bote von den Sternen oder der Unterwelt kommt, im vorliegenden Kontext ist sicherlich konkret ein Unheilbote gemeint. Man denke nur an die „Boten der Sachmet“, die die Pest bringen, oder die „Boten“, die Osiris im Mythos von Horus und Seth auf pChester Beatty I, 15.5 loszuschicken droht.
6 dbn: Edwards 1968, 159, Anm. m vermutet hierin das Wort von H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 577 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/178620, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 28.07.2023). Er verweist auf die Verwendung von „powdered animal dung“ in der Herstellung von Ziegeln und Keramik und scheint das Wort etymologisch mit hebräisch דמֶן und arabisch دـمـن zusammenzubringen, was beides „Dung“ bezeichnet (vgl. W. Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, 14. Auflage (Leipzig 1905), 148–149 und H. Wehr – J. M. Cowan, A Dictionary of Modern Written Arabic, 3rd edition (New York 1976), 293). Letzteres ist wohl weniger wahrscheinlich, weil eher eine innerägyptische Ableitung von dbn: „rund“ i.S.v. „Klumpen“ vorliegen dürfte. Aber eine übertragene Bedeutung „Dung, Mist“ bleibt durchaus denkbar.
Angesichts des klassifizierenden schlechten Pakets, mit dem das Wort in pBM EA 10731 geschrieben ist (in oLeipzig ÄMUL 5251 ist das Wortende zerstört) ist vielleicht auch eine Lesung als tbn: „Knochenmark“ nicht ganz auszuschließen.
7 Ergänzung nach oGardiner 300, s. KRI IV, 183.7 und Edwards 1968, 160, Anm. r. Der Athener Papyrus, Zeile x+8.1–2 stellt dagegen eine Frage: „Bist du gekommen, um NN, den NN geboren hat, zu befallen?“, H.-W. Fischer-Elfert – F. Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, Ägyptologische Abhandlungen 77 (Wiesbaden 2020), 150–152. Zur Übersetzung des zweiten Satzteils s. Fischer-Elfert 2015, 235 mit Anm. 111.
8 Zur Erklärung des Satzes s. Fischer-Elfert 2015, 239–241: Statt trws haben die Parallelen ꜥ.wj=s bzw. ꜥ.wj=sn: „ihre (fem. Sg. / gen. com. Pl.) Arme“, so dass Fischer-Elfert mit Vorsicht erwägt, in trws eine zeitgenössische, rein lautliche Wiedergabe von ḏr.t=s: „ihre Hand“ vorliegen zu haben, auch wenn das koptische ⲧⲟⲟⲧⲥ̅ einerseits den Wegfall des r, andererseits das Vorhandensein der Femininendung im Status pronominalis zeige. M. Müller, Review: Fischer-Elfert, Hans-W. 2015. Magika hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München. Ägyptische und Orientalische Papyri und Handschriften des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin 2. Berlin: de Gruyter, in: Lingua Aegyptia 23, 2015, 331–338, hier: 335 fragt sich, ob man die Stelle als Schreibung für tꜣ wrs: „die Kopfstütze“ auffassen könnte. Allerdings ist wrs maskulin, s. https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/48090, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 27.6.2023).
Generell unsicher – also auch bei den sonst klareren Parallelen – ist das Bezugswort der Personalpronomina: „ihre“.'
9 Fischer-Elfert 2015, 239–241 sieht im „Schrein“ eine metaphorische Bezeichnung für den Kopf und vermutet die Beschreibung der Situation, dass der Magier mit seinen Händen den Kopf des Betroffenen umfasst, um ihn so vor dem Eindringen des Sehaqeq zu bewahren. Fischer-Elfert kann für die Metapher „Schrein“ = „Kopf“ lediglich die ähnliche Metapher „Schrein“ (der Zunge) = „Mundhöhle“ in einer Inschrift Ramses’ II. anführen. Vielleicht gehört hierher auch eine Passage aus dem Mythos von Horus und Seth, pChester Beatty I, rto 3,10, wo Baba Re-Harachte mittels der Aussage: „Dein Schrein ist leer“ beleidigt. Schon F. Junge, Die Erzählung vom Streit der Götter Horus und Seth um die Herrschaft, in: Anon. (Hrsg.), Weisheitstexte, Mythen und Epen. Mythen und Epen III (Gütersloh 1995), 930–950, hier: 938, Anm. a hatte vermutet, dass Re-Harachte hiermit als Hohlkopf betitelt würde, als einer, der nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Vgl. ferner die Gliedervergottung in pLeiden I 348, rto 1,5–2,9, wo der Schädel als „Tempel“ bezeichnet wird.
10 Als Ergänzung der Lücke am Anfang von Zeile 5 schlägt P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz), Göttingen 1994), 69 das Wort „Stängel“ vor.
Auffällig ist, dass die Nachschrift nicht als Rubrum gestaltet wurde.
11 qꜣs: Edwards 1968, 160, Anm. bb interpretiert qꜣs: „binden; fesseln“ als Imperativ. Andererseits werden derartige Anweisungen oft passivisch formuliert, vgl. der vorige Satz.
12 Für das fehlende Wort hatte Edwards 1968, 160 keinen Vorschlag. Der Satzkontext lässt an ein Wort für „Spitze“ denken (so auch Fischer-Elfert 2015, 238 und J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts. Translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 18). Černý 1973, 336 denkt schlicht an die Zahl 2: „while two of the arrows stick out“. Dazu müsste man im Satz zuvor ꜥḥꜣ: „Pfeil“ zu einem Plural emendieren, was zunächst wenig problematisch erscheint; nur fragt man sich, warum dort nur eine unbestimmte Anzahl an Pfeilen statt einer spezifischen (bspw. „7“ o.ä.) erwähnt sein sollte.