Sockel der Heilstatue Kairo CG 9432 = CG 1287

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
JE 29792
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Egyptian Museum

Inventarnummern: CG 9432, CG 1287

Eingangsnummer: JE 29792

Erwerbsgeschichte

Für das Ägyptische Museum Kairo spätestens im Jahr 1893 (1893 ist das Jahr der Erstpublikation durch Daressy) durch Ankauf erworben (Borchardt 1934, 147). Der Sockel bekam zunächst die Eingangsnummer JE 29792 (laut Bothmer 1974, 115 wurde diese Nummer im Jahr 1891 registriert), später zwei Catalogue général-Nummern: CG 1287 im Katalog der Statuen und Statuetten und CG 9432 im Katalog der magischen Inschriften und Darstellungen.

Herkunft
Nildelta » nördliches Delta » westlicher Teil » Sais

Der Steinsockel wurde in der Umgebung von Sa el-Hagar, dem antiken Sais, im westlichen Nildelta gefunden (Daressy 1893: 176: „trouvé près de Saïs“). Über die Fundumstände ist weiter nichts bekannt, aber anzunehmen ist, dass das Stück bei Sebah-Arbeiten aufgetaucht ist.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit bis: (Epochen und Dynastien) » Griechisch-Römische Zeit » Hellenistische Zeit » Ptolemäerzeit

Bislang ist kein Foto des Stücks publiziert, das eine genauere Datierung ermöglichen könnte. Borchardt nennt „Spätzeit“ als Datierung (Borchardt 1934, 147), bei Daressy findet man „Époque perse ou ptolémaïque“ (Daressy 1903, 43). Altenmüller (1965, 32) schreibt „aus ptolemäischer Zeit“. Gutekunst (1995, 370) interpretiert die Angaben von Daressy als „31. Dynastie oder Ptolemäisch“ (könnte mit „époque perse“ auch die 27. Dyn. gemeint sein?), Sternberg-el Hotabi (1999, I, 104) spricht von ihrer typologischen „Frühen Hochphase“, womit sie die Zeit ca. 380 – ca. 280 v. Chr. meint. Weder in der Orthographie noch in den hieroglyphischen Formen (der standardisierten Bleihieroglyphen!) kann man Merkmale des „Ptolemäischen“ entdecken, so dass das Stück vielleicht älter ist. Die beiden magischen Sprüche finden sich auch auf weiteren Horusstelen und Heilstatuen, aber keine kann genauer als „30. Dynastie bis frühe Ptolemäerzeit“ datiert werden und eines ist vielleicht viel älter (magische Stele Kairo JE 37508, laut Daressy vielleicht aus der 19. Dynastie).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Der Sockel ist mit zwei magischen Sprüchen versehen, die das Feuer in einem von Schlangen- oder Skorpiongift befallenen Patienten mit kühlem Wasser löschen sollen. Der erste Spruch (Z. 1–24) steht auf den beiden Schmalseiten und der rechten Längsseite, der zweite (Z. 25–36) auf der linken Längsseite.

Spruch 1 (Z. 1–24): Beschwörung von Gift (= Spruch 9 des Socle Béhague)
Der Text fängt mit sieben Anrufungen an die Hitze des Giftes an, die jeweils mit derselben Formel enden, dass das Urwasser als kühles Wasser gegen das Gift vorgegangen sei. Dann sagt der Ritualist, er kenne den Namen des Giftes, und er fordert es auf, auszufließen. Anschließend sagt der Ritualist,  der Schöpfergott habe alles erschaffen, also auch das Gift, und kein Geschöpf könne gegen seinen Schöpfer vorgehen, also auch nicht das Gift. Daraufhin wird das Gift erneut aufgefordert, auszufließen, und zwar litaneiartig gemäß den Worten von 14 Gottheiten. Der Text endet mit einer Art Handlungsanweisung: Sieben Knoten werden auf das Horn (d.h. den Schwanz (?)) des Gifttieres angebracht,  der Spruch sei über kühlem Wasser für das Herz des [Patienten] zu sprechen.

Spruch 2 (Z. 25–36): Beschwörung von Gift
Der zweite Text ist bislang in vier Textzeugen überliefert und beschwört Gift. Es solle nicht gegen Horus oder einen menschlichen Patienten ejakuliert/verspritzt werden. Des Weiteren werde die Hitze des Gifts aus dem Körper vertrieben, denn die Menschen holen Überschwemmungswasser, um das Herz des Patienten zu erquicken und zu beleben. Am Ende steht als Handlungsanweisung, der Spruch sei über kühlem Wasser für das Herz des Gebissenen/Gestochenen zu sprechen.

Material
Nicht Organisch » Stein » Granit
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele » Horusstele / Horuscippus
Objektteil
Basis / Unterteil » Sockel
Technische Daten

Rechteckiger Sockel von 30 x 15 cm mit einer Höhe von 22,5 cm. Die unteren 4 cm sind wie ein Zapfen gearbeitet, um in einen größeren Sockel (oder in den steinernen Fußboden?) gestellt zu werden. Die Oberkante ist ihrerseits 2,5 cm eingetieft, um einen rechteckigen Gegenstand mit einer Grundfläche von weniger als 30 x 15 cm aufzunehmen (genaue Maße unbekannt). Die Aufnahme des Stücks im Katalog von Borchardt lässt vermuten, dass er an einen Statuensockel und nicht an einen Stelensockel gedacht hat (Daressy 1893 spricht ebenfalls von „socle de statue“). Seine Skizze erweckt den Eindruck, dass der Rand relativ schmal war, was eher für eine Statue als für eine dicke Stele spricht. In diesem Falle wäre sicherlich von einer Heilstatue auszugehen. Falls man die Grundfläche auf 25 x 10 cm schätzt und falls die Proportionen mit denen des Socle Béhague (32,2 x 15 cm) und der Heilstatue Turin Cat. 3030 (24,8 x 11,5 cm) vergleichbar sind, ist im Falle einer Standschreitstatue mit einer ursprünglichen Höhe von 62 cm zu rechnen (unter Berücksichtigung des Proportionskanons von Altenmüller 1965, 11). Eine hockende Heilstatue oder eine thronende Götterstatue wäre natürlich deutlich kleiner. Alternativ kann der Sockel zur Aufnahme einer (relativ dicken) Horusstele gedacht gewesen sein (so wohl eher Daressy 1903, 42; gefolgt von Lacau 1921, 198 Anm. 2).

Schrift
Hieroglyphen

Die Hieroglyphen wurden in versenktem Relief von mäßiger Qualität in Kolumnen eingraviert (Borchardt, 147: „rohe Hieroglyphen; Daressy, 43: „en caractères assez grands, mais les signes n’ont pas été polis et quelques-uns sont indécis“). Die beiden Schmalseiten enthalten je 6 Textkolumnen, die beiden Längsseiten je 12 Kolumnen. Der Text fängt auf einer der beiden Schmalseiten an, die entsprechend als die „Vorderseite“ identifiziert werden kann. Borchardt gibt die Reihenfolge der Inschriften als „vorn“, „rechts“, „hinten“ und „links“ an, wobei dies zum einen mit der Orientierung der Hieroglyphen (drei Seiten mit Kolumnen von rechts nach links), zum anderen auch mit der wirklichen Reihenfolge gemäß der Parallele auf dem Socle Béhague übereinstimmt. Die Hieroglyphen der „linken“ Längsseite sind von links nach rechts orientiert (d.h. sie schauen zur Vorderseite).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Inschriften wurden dreimal publiziert, einmal mit Theinhardt-Hieroglyphen in Zeilen angeordnet (Daressy 1893), dann in IFAO-Hieroglyphen, ebenfalls in Zeilen angeordnet (Daressy 1903), schließlich erneut in Theinhardt-Hieroglyphen, aber diesmal gemäß dem Original in Kolumnen angeordnet (Borchardt 1934). Eine Skizze in der Publikation von Borchardt hilft, die Struktur und Anordnung des Objektes zu verstehen. Klasens 1952 hat den ersten Text als eine Parallele zu Spruch 9 des Socle Béhague identifiziert und in textsynoptischer Form erneut ediert, übersetzt und kommentiert. Altenmüller 1965 liefert für den zweiten Text eine Textsynopse und Übersetzung. Auch Van de Walle 1972 bietet eine Textsynopse und Übersetzung für den zweiten Text, teilweise ebenso Ockinga 2018. Ein Foto des Stücks ist bislang unpubliziert.

Editionen

- Borchardt 1934: L. Borchardt, Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten, Teil 4: Text und Tafeln zu Nr. 951–1294 (Berlin 1934), 147–148 (Nr. 1287).

- Daressy 1903: G. Daressy, Textes et dessins magiques, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos. 9401–9449 (Le Caire 1903), 41–43.

Literatur zu den Metadaten

- Altenmüller 1965: H. Altenmüller, Der „Socle Béhague“ und ein Statuentorso in Wien, in: Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden 46, 1965, 10–33 und Taf. 2–3, hier: 28–29, 32–33 (Textvertreter K2).

- Bothmer 1974: B. V. Bothmer, Numbering Systems of the Cairo Museum, in: Textes et langages de l’Égypte pharaonique. Cent cinquante années de recherches 1822-1972. Hommage à Jean-François Champollion (= Bibliothèque d'Étude 64/3) (Le Caire 1974), 111–122.

- Daressy 1893: G. Daressy, Notes et Remarques, in: Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes 14, 1893, 165–185, hier: 176–177, § LXXI.

- Gutekunst 1995: W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 370.

- Klasens 1952: A. Klasens, A Magical Statue Base (Socle Behague) in the Museum of Antiquities at Leiden, Oudheidkundige Mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden 33 (Leiden 1952), 3–4, 42–46, 61, 107–109 (Spruch 9: Z. h.22–40).

- Lacau 1922: P. Lacau, Les statues «guérisseuses» dans l’Égypte Ancienne, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot 25, 1922, 189–209 und Taf. XV–XVI, hier: 198, Anm. 2.

- Ockinga 2018: B. G. Ockinga, A Magical Plate in the Museum of Ancient Cultures, Macquarie University: A Tool of Trade of an Ancient Egyptian Medico-Magical Practitioner, in: T. A. Bács – Á. Bollók – T. Vida (Hrsg.), Across the Mediterranean – Along the Nile. Studies in Egyptology, Nubiology and Late Antiquity Dedicated to László Török on the Occasion of His 75th Birthday 1. (Budapest 2018), 243–258, hier: 246–247.

- Sternberg-el Hotabi 1999: H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 2 Bände, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. II: Materialsammlung, 104.

- PM 4: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical bibliography of ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings IV. Lower and Middle Egypt (Delta and Cairo to Asyûṭ) (Oxford 1934), 47.

- van de Walle 1972: B. van de Walle, Une base de statue-guerisseuse avec une nouvelle mention de la déesse-scorpion Ta-Bithet, in: Journal of Near Eastern Societies 31, 1972, 67-82, hier: 7077.

Eine komplette Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Beide Schmalseiten + rechte Längsseite 

Beschwörung von Gift(1–24) = Socle Béhague Spruch 9

[1] (Oh du weibliches Wesen) mit großem Gluthauch und schmerzlicher Flamme: Das Urwasser ist [gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Was]ser. Es hat dich gelöscht.
(Oh du weibliches Wesen) mit herauskommender Hitze und bitter schmerzender Flamme: Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat deinen Brand vertrieben.
Oh (du weibliches Wesen) mit großem Unheil (?)2: Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat dich [5] abgekühlt.
Oh (du) jugendliches Mädchen mit großem Brand: Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat dich niedergeworfen/zerstört (?).3
Oh sengendes Feuer, mit übergriffigem (?)4 Verzehren: Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat dich abgewehrt.
Oh (Gift-)Wasser deines (fem.) Körpers, das heiß an Feueratem (?)5 ist: Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat dich getötet.
Oh, du mit einer ...?... Flamme, mit übergriffigem (?) Verzehren: [10] Das Urwasser ist gegen dich gekommen, hervorgegangen als kühles Wasser. Es hat dich abgewehrt.
〈Ich〉 kenne deinen Namen. Du sollst milde sein, 〈du sollst〉 weinen! 〈Ich habe〉 deinen Namen kennengelernt. Du sollst ausfließen, du Gift!
Komm! Geh auf den Erd(boden) aus dem ganzen Körper dieses Mannes hinaus! Deine Hitze wurde vertrieben dein Gluthauch wurde gelöscht.
Es ist dieser jugendliche/erhabene (?) Gott, der das Seiende gemacht hat. 〈Es ist〉 das große Urwasser, das Ihre (fem.) Majestät (= das Gift) geboren hat. Es ist das (normale) Wasser, das dich (fem.) gelöscht hat.6 Der Gott, der dich (fem.) gemacht hat: Er ist es, [15] der dich (fem.) zum Einsturz gebracht hat.

1 Die Grammatik entspricht dem mittelägyptischen Égyptien de tradition, vielleicht bewusst archaisierend, mit neuägyptischem Einfluss (ältester Textzeuge ist die magische Stele aus der Cachette von Karnak, Kairo JE 37508, die laut der Cachette-Datenbank in die Spätzeit datiert, aber von Daressy in die 19. Dynastie gesetzt wird. Allerdings könnte die dort erhaltene Zeile vom Ende des Textes einer anderen Redaktionstradition aus dem Neuen Reich angehören).

2 Auf dem Socle Béhague steht: „du Große mit scharfem Wutmoment“.

3 Dieser Vers fehlt auf dem Socle Béhague.

4 Auf dem Socle Béhague steht: „mit schmerzendem Verzehren“.

5 tꜣ.w srq.t: Ein Substantiv srq.t wird im Wb. nicht aufgelistet, aber siehe Tb 164 im Turiner Totenbuch. Ist es eine Ableitung von srq: „zerfleischen, schlachten“ oder von srq: „atmen lassen“? Auf dem Socle Béhague steht: „(du) Hitze mit großer Feuersbrunst“.

6 Auf Socle Béhague findet sich: „Es ist das Wasser, dass das Feuer löschen wird“.

Es gibt keine 〈Fr〉au, die ihren {Gift}〈Ehemann〉 abweist. Es gibt keinen Sohn, der gegen [seinen Vater] stark ist (oder: stärker als [sein Vater] ist).
(Aber) das Urwasser wird Gewalt gegen dich ausüben (oder: hat Gewalt gegen dich ausgeübt).
Du sollst ausfließen, du Gift! Komm! Geh [auf den Erd(boden) aus] dem ganzen [Körper] dieses Mannes hinaus1, gemäß dem, was die fähige Mumie (?) des Jm.j-ḥtp gesagt hat, gemäß dem, [was der ꜥbꜥb]-Vogel2, der aus dem Urgewässer hervorgegangen ist, [gesagt hat], gemäß dem, was Schu gesagt hat, gemäß dem, was die Fackel des Re-Harachte gesagt hat, gemäß dem, was Satis gesagt hat, gemäß dem, was Unut gesagt hat, gemäß dem, was Hu und Sia gesagt haben, [20] gemäß dem, was Maat gesagt hat, gemäß dem, was die Fackel, die im Auge des Atum ist, gesagt hat, gemäß dem, was der Schreiber der Schriften (?)3, die aus Seschat hervorgekommen sind, gesagt hat, gemäß dem was Unut, die inmitten der Schakale ist, gesagt hat, gemäß dem, was Sfg-jrw4, der mächtig an Fackel ist, gesagt hat, gemäß dem, was das Ebenbild des Gꜣb.t-[m-ḥtp.w]5 gesagt hat, [gemäß dem], was ꜥbw-ḥḥw6, der aus dem Urgewässer gekommen ist, [gesagt hat].
Sieben Knoten werden gelegt (?)7 an [ihren Schwanz/Stachel.]
Worte zu sprechen über kühles Wasser, das gegeben wird an das Herz des [Patienten].8

1 Auf dem Socle Béhague steht: „aus jedem Glied des Gebissenen/Gestochenen“.

2 Klasens 1952, 61 und 108 liest ꜥbꜥb-Vogel nach Edfou VI, 77.10. Vielleicht ist es nur eine Graphie für ꜥbb: „Flügelskarabäus“; in C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band II. b, Orientalia Lovaniensia Analecta 111 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 88c als „der ꜥbꜥb-Vogel aufgenommen. Es gibt auch den ꜥbw-Vogel in CT VI, 278k (Sargtexte). Der Beleg Edfou VI, 77.10 ist bei P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 148, s.v. ꜥbbw „birds“ aufgenommen. Es findet sich ebenfalls in Edfou V, 19.4. 

3 So auch auf dem Socle Béhague und der magischen Stele Kairo JE 37508.

4 Klasens 1952, 108: „the one hidden of figures“; mehrfach belegt in den Sargtexten. Siehe C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 305a-b. Auf Socle Béhague Z. h.38 steht: „Sfg-jrw, der in der Fackel ist“.

5 C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 300c hat die Textstelle als: „Die Arme mit Opfergaben (?)“ aufgenommen. Auch schon zuvor im Text wird ein „fähiges Ebenbild“ von Jm.j-ḥtp genannt.

6 
Klasens 1952, 108: „the Uniter of the Ḥḥ-gods“. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 135a: Der eine Million zusammenfügt.

7 Lesung und Rekonstruktion unsicher. Klasens 1952, 61 übersetzt den an dieser Stelle zerstörten Text von Socle Béhague mit: „Seven knots have been laid on its tail (?)“ mit einer Passivkonstruktion, aber auf S. 108 transkribiert er: „I have laid seven knots on its tail“ und als Alternative: „I have tied seven knots for its tail“. Auf S. 109 erwägt er als weitere Alternative gemäß Heilstatuensockel Kairo CG 9432 = CG 1287: „with regard to these seven vertebrae of its tail.“ 
Auf dem Socle Béhague steht anschließend noch: „Der Schutz des Horus ist der Schutz eines jeden Menschen und eines [jeden Stücks] Vieh, [das von Gift befallen ist.]“ Der Platz dafür dürfte auf CG 9432 fehlen.

8 Diese Satz steht auf der Rückseite des Sockels und schließt von der Orientierung der Hieroglyphen und von der Positionierung der Textkolumnen nicht bei Kol. 25 an. Es wird die Rezeptnachschrift zum vorangehenden Zauberspruch sein (findet sich nicht auf dem Socle Béhague). Derselbe Satz steht erneut in Kol. 35-36, wo „der eine Biss-/Stichverletzung hat“ erhalten ist.

Linke Längsseite

Beschwörung von Gift (25–36)

[25] [Spruch für ...,] gefüllt/von mit Feuer.1
Das Gift wird nicht gegen Horus ejakulieren/einspritzen2. Das Gift wird nicht gegen diesen Mann (hier) ejakulieren/einspritzen.
Nicht existieren die Knochen dessen, der ohne weiche Knochen (?)3 ist. 〈Nicht〉 werden aufgerichtet (?) die Wirbel des Stachels, der voll mit Fackelfeuer ist.4
Das Gift wird nicht gegen Horus ejakulieren/einspritzen. Das Gift wird [nicht] gegen diesen Mann (hier) ejakulieren/einspritzen. Das Gift wird nicht ejakulieren/einspritzen gegen jene Menschen dort mit ihren Zaubersprüchen, die von/dank [ihrer] Magie leben, [30] die auf den Uferbänken des Himmels [sit]zen, um die Überschwemmung aus seiner Höhle herauszuziehen.
[Sie] holen5 den großen [Nun], um die Seienden und die Nichtseienden zu beleben. Sie ziehen die Überschwemmung aus [ihrer Höhle], (und) sie holen/bringen den großen Nun, um das jb-Herz dieses Mannes (hier) zu beleben, um sein jb-Herz auf seinen Platz und sein ḥꜣ.tj-Herz an seiner richtigen Stelle zu erheben, um das Gift in seinem [Körper] zu löschen, um dessen (des Giftes) Hitze zu kühlen, (um) dessen Flamme aus jedem Kör[perteil] dieses Mannes (hier) zu vertreiben mit dem kühlen Wasser, das aus den beiden Doppelquelllöchern hervorgekommen ist.
Worte zu sprechen über kühles Wasser, das gegeben wird an das Herz dessen, der eine Biss-/Stichverletzung hat.

1 -- mḥ m sḏ,t: Der Anfang des Textes ist auch auf keinem der vier anderen Textvertreter (Spruch III auf Torso Wien ÄS 40, Oberseite des Sockels Chicago OIM 9379, Magischer Teller Sydney, linker Arm der Heilstatue Berlin 7554 eines Mannes mit Osirisstatue vor sich (unpubl.)) erhalten. Für den Sockel CG 9432 übersetzt Altenmüller 1965, 32: „Spruch zu sprechen über kühlem Wasser, das gegeben wird ans Herz eines Patienten, das voll Feuer ist“). Es ist jedoch eher so, dass der Text von Kol. 24 noch zum vorhergehenden Spruch gehört, denn derselbe Satz findet sich am Ende dieses Spruchs in Kol. 35–36 und die Kol. 24 und 25 können von der Positionierung und der Orientierung der Hieroglyphen nicht zusammengehören. Van de Walle 1972, 73 und 74 Anm. (b) erkennt einen Imperativ des Verbs mḥ „packen“: „Empare(-toi) de la flamme!“.

2 ꜥꜣꜥ: Altenmüller 1965, 32 übersetzt mit „gewaltig sein“ (von ꜥꜣi̯: „groß sein“). Auf dem Wiener Torso und auf dem Sockel von Chicago ist das Verb in abweichender Schreibung an drei Stellen erhalten, auf dem magischen Teller Sydney ist der Text verderbt Van de Walle 1972, 73 und 74–75 Anm. (c) erkennt das Verb ꜥꜣꜥ: „ejakulieren, erzeugen; ergießen“ und übersetzt mit: „se répandre“.

3 Unklar. Altenmüller 1965, 32 übersetzt: „Nicht seien die Knochen die Eines, [dessen Knochen] nicht beschworen sind(?).“ Auf S. 28 transkribiert er die Wiener Textstelle als sw⸢ḫ⸣[_], aber er erläutert seine Übersetzung „beschwören“ nicht. Meint er das Verb swḫꜣ (Wb 4, 74.9: „vom Falschsprechen des Zaubers“), das von R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 735–736 als: „betören, *schädigen (a. durch falsches Sprechen von Zaubersprüchen)“ gedeutet wird? Auf dem Sockel von Chicago steht eher swg. Van de Walle 1972, 73 und 75 Anm. (d) zweifelt Altenmüllers Übersetzung „beschworen“ an, er hat jedoch auch keine wirkliche Lösung für swg.

4 Was vor „voll mit Fackelfeuer“ steht, ist unklar. In den Textversionen von Wien und Sydney ist die Stelle nicht erhalten, in der Textversion von Kairo ist unmittelbar davor ꜥb: „Horn; Stachel“ phonetisch ausgeschrieben. Das erste Wort ist auf dem Sockel von Chicago eindeutig ṯz/ṯ(ꜣ)z.tt: „Wirbel“ geschrieben, auf dem Sockel von Kairo ist es unsicher. Klasens 1952, 109 übersetzt: „the vertebrae of the tail are full of fire“. Altenmüller 1965, 32 ergänzt eine Negation: „Nicht? seien die Wirbel (?) Schwanzwirbel, die voll Feuer sind.“ Van de Walle 1972, 73 und 75 Anm. (e) hat keine Lösung, fängt jedoch in der Mitte einen neuen Satz an: „empare-toi de la torche“.

5 jni̯: Ist hier ein Terminus technicus, um das für die Heilung erforderliche Produkt zu „holen“ oder zum Patienten zu „bringen“: siehe J. F. Quack, Das Pavianshaar und die Taten des Thot (pBrooklyn 47.218.48+85 3,1-6), in: Studien zur Altägyptischen Kultur 23, 1996, 305333, hier:, 311–312.