Sockel der Heilstatue Chicago OIM 9379
Übersetzung und Kommentar
Oberseite
Kühles Wasser für das Herz des Patienten
[oben, 1] [... ... ...] [Das Gift wird nicht gegen] Horus [ejakulieren/sich ergießen].
Das Gift wird nicht gegen den Patienten (wörtl.: einen mit einem (Schlangen)biss/(Skorpion)stich) ejakulieren/sich ergießen.
Nicht existieren die Knochen dessen, der ohne weichen (?) Knochen (?) ist.
Aufgerichtet wurde (?) der Wirbel (?) des Stachels (?), der voll mit Feuer ist.
Das Gift wird nicht gegen Horus ejakulieren/sich ergießen. Das Gift wird nicht gegen einen Patienten (wörtl.: einen mit einem (Schlangen)biss/(Skorpion)stich) ejakulieren/sich ergießen. Das Gift wird nicht ejakulieren/sich ergießen gegen [jene Menschen mit ihren Zaubersprüchen, die von/dank] ihrer [Magie leben], die auf den Uferbänken des Himmels sitzen, die die Überschwemmung aus seiner Höhle herausziehen, die [den großen Nun] holen, [um die Seienden und die Nicht]seienden [zu beleben].
Sie ziehen die Überschwemmung aus ihrer Höhle, (und) sie holen den [großen] Nun, [um das Herz dieses Mannes hier zu beleben, um sein jb-Herz auf seinen Platz und sein ḥꜣ.tj-Herz an seiner richtigen Stelle zu erheben, um] das Gift in seinem Körper zu löschen, um dessen Hitze zu kühlen, (um) dessen Flamme aus jedem Körperteil dieses Mannes zu vertreiben mit dem kühlen Wasser, das aus den beiden Doppelquelllöchern hervorgekommen ist.
Rückseite
Der Unterarm des Heh, die Finger des Re
[hinten, 1] Worte zu sprechen:
Mein Unterarm ist (der des Gottes) Heh, meine Finger sind (die des) Re.
(Wenn) die Flamme zur Höhle hinausgeht (oder: gegen die Höhle vorgeht),
wovon denn werden die Götter leben?
Siehe dein Haus! (oder: Geschützt ist dein Haus.)
Das Dach ist aus Gold, deine Höhle ist aus schönem Türkis1.
(Oh) Gift des Re und (Gift) dieses Mannes (?), das (?) in seinem Körper (?) ist (?): Los! Auf den Boden!
1 mfkꜣ,t nfr(.t): Im DZA findet sich kein Beleg für das Adjektiv nfr bei Türkis, nur mfkꜣ.t mꜣꜥ.t „echtes Türkis“ und mfkꜣ.t mꜣw(.t) / n-mꜣwt „neues Türkis“.
Linke Seite
Anrufung an einen vor Gift schützenden Gott
[links, 1] [(Oh Gott so und so1) ... ... ... der Furcht verbreitet (?)] im Haus, Angst2 im Bücherhaus; der groß in seiner Art inmitten der Götter ist; ein Herr der Kraft, tapfer/stark in der Nachtbarke; der das, was gering ist, zahlreich macht, und der das, was zahlreich ist, gering macht; der tut, was er möchte, ohne dass er zurückgewiesen wird; dessen Kultbild/Uräus (?) an der Spitze der Neunheit ist, um [... ... ...
... ... ...], der Macht über alle seine Feinde hat – er tötet sie nach seinem Belieben –; der Lebenszeit gibt der Menschheit3 und den Totengeistern; dessen Arm/Einfluss nicht abgewehrt werden kann.
Komme doch, damit du Macht über die Rebellen hast, damit du das/dieses böse Gift niederwirfst, das in jedem {Erscheinen}〈Glied〉 des Patienten (wörtl.: der unter einem Biss/Stich ist) ist.
1 Der Name des Gottes, der angerufen wird, ist nicht erhalten, aber van de Walle, 77 und 79, vermutet, dass es Horus-imi-schenut ist, weil mehrere Epitheta unseres Textes identisch sind mit oder Varianten zu Epitheta des Horus-imi-schenut auf Papyrus Leiden I 347.
2 pr snḏ: van de Walle, 79 mit Anm. (a) übersetzt „la maison de la crainte“. Er verweist auf eine Stelle in pLeiden I 347 (Kol. 3.4), wo nb snḏ m pr-mḏꜣ.t als Epitheton steht.
3 Statt des Wortes „Menschheit“ könnten die Hieroglyphen auch als ꜣḫ.w„Ach-Geister“ gelesen werden, aber es ist eher wahrscheinlich, dass sich das Epitheton auf die Lebenden und die Toten bezieht.
Rechte Seite
Beseitigung von Gift und Besänftigung der Horusfrau Bitjet
[rechts, 1] [... ... ...], was (?) dieses Gift gegen dich gemacht hat.
Siehe, es (das Gift) hat zu (oder: in Anwesenheit von) deiner Frau gesagt: „Ich bin zum Bett des Horus hinausgegangen, nachdem sein Herz nach mir mehr als nach dir verlangt hat.“
Sie hat einen Aufruhr in dein Haus gesetzt. (Es war) etwas Böses nach Meinung (oder: für das Herz) deiner Ehefrau.
Komme doch mit deiner Macht (?) in/als/über [... ... ...]1
[Mögest du vertreiben (o.ä.) dieses Gift, das in] jedem [Glied] des Patienten (wörtl.: der einen Biss/Stich hat) ist. Mögest du es (das Gift) niederwerfen, mögest du es zurückweisen, mögest du es spalten/öffnen/abführen2 wegen allem, was sie über dich gesagt hat. Möge (wieder) Jubel in deinem Haus entstehen, möge das Herz der Hathor sich freuen (oder: Freude gehört Hathor). Dass doch aufhöre ihre Wut, die gegen dich entstanden ist! Möge das Gift deiner Bosheit (?)3 sterben. Möge froh sein das Herz der Bitjet, der Goldenen, der Herrin, der Frau des Horus.
1 Rouffet 2019, 1023 hat zwei (!) Imperative: „Ne viens donc pas et n’ai de pouvoir sur aucun [...]“.
2 pḫꜣ: Ist belegt als ein Verb in der Behandlung von Kranken und kranken Körperteilen. Für die Bedeutung „abführen“ siehe H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII, 1–2 (Berlin 1961–1962), 283.
3 Ritner 1998, 1039 hat: „May the poison of the one who made your suffering die“.