Innensarg des Hausverwalters Sepi, B2P

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Aufbewahrungsort
Europa » Frankreich » (Städte M-P) » Paris » Musée du Louvre

Inventarnummer: E 10779B

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Der Innensarg des Hausverwalters Sepi wurde 1898 durch den ägyptischen Staat dem Louvre geschenkt (Andreu – Rutschowscaya – Ziegler 1997, 87). Er stammt aus den Grabungen von Daressy. Der zugehörige Kanopenkasten verblieb im Museum von Kairo und trägt die Inventarnummer JE 32863 = CG 4977 (Daressy 1900, 26; Verrept 2003, 5–6). Möglicherweise ging der Sarg eines Generals Sepi aus derselben Grabung im Jahr 1899 ebenfalls durch Schenkung ans British Museum (Sargtextsigle B5L, Inv.-Nr. EA 55315), ansonsten ist es denkbar, dass dieser durch Verkauf im damaligen Verkaufsraum des Ägyptischen Museums veräußert wurde. Gemeinsam mit dem Innensarg des Hausverwalters Sepi gelangte auch sein Außensarg in den Louvre (Sargtextsigle B1P, Inv. E 10779A).

Herkunft
Niltal von Kairo bis Assiut » zwischen Beni Hassan und Tell el-Amarna » östliches Ufer » el-Berscheh

Innen- und Außensarg des Hausverwalters Sepi wurden während der Grabung von G. Daressy in Deir el-Berscheh (November bis Dezember 1897) in einer Grabkammer entdeckt, die zu einem der fünf parallel angeordneten Schächte, die sich vor bzw. unmittelbar südwestlich vom Grab des Djehutihotep (Grab 17L20/1) befinden, gehört. Daressy bezeichnete den zugehörigen Schacht als „puits D“ und positionierte ihn in seinem Lageplan als den westlichsten der fünf Schächte (siehe zum Lageplan Daressy 1900, 23 und zum Grab ebd., 25–28). Wenig später wurde der Schacht Grab 15 genannt (Willems 1988, 75–77), die KU Leuven-Bezeichnung lautet „shaft 16L19/2“. Laut Daressy war der Deckel des Außensarges durch Grabräuber von der Kammer, die sich im Süden befand, in den Schacht transportiert worden, vom inneren Sarg war der Deckel lediglich angehoben. Nachgrabungen im Bereich der fünf Schächte durch H. Willems und T. Pommerening (KU Leuven/JGU Mainz) haben inzwischen ergeben, dass Daressys Lageplan nicht korrekt ist. Die Särge von Sepi I. müssen in der südlichen Grabkammer des mittleren der fünf Schächte gefunden worden sein. Dies korrespondiert auch mit der architektonischen Skizze, die Daressy für Kammer und Schacht wiedergibt. Der mittlere Schacht trägt die KU Leuven-Bezeichnung „shaft 17L10/1“. (Zur Architektur, korrekten Zuweisung und Diskussion von Daressys Artikel, siehe Pommerening – Willems 2020.)

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Mittleres Reich » 12. Dynastie

Die Website des Louvre datiert den Sarg in das Mittlere Reich, mit der Datumsangabe 2033–1710 v. Chr. Bei Andreu – Rutschowscaya – Ziegler 1997, 87 findet sich „Moyen Empire, XIIe dynastie, vers 1963-1786 avant J.-C.“ Lapp ordnet ihn typologisch in die 12. Dynastie (Lapp 1993, 88, 276 [Nr. B15b]). Der Sarg gehört typologisch zum Außenseitentypus IIIba und zum Innenseitentypus 2 von Willems (1988, 21), d.h. in die Zeit Sesostris’ II.–III. (Außenseitentypus) bzw. Amenemhets II.–III. (Willems 1988, 121 [IIIab und IIIba vertauscht], 135, 190). Die genauere chronologische Einordnung des Sarges geschieht aufgrund der architektonischen Lage des Grabschachtes vor dem Grab von Gaufürst Djehutihotep, die dafür spricht, dass der Sargbesitzer Sepi ein Untergebener von Djehutihotep war. Das führt Lapp zu einer Datierung in die Zeit Amenemhets II. bis Sesostris’ III. oder eventuell noch etwas später (Lapp 1993, 91). Laut Willems war Djehutihotep unter Sesostris II. und III. im Amt, weshalb Sepi kaum später als Sesostris III. datiert werden kann (Willems 1988, 77). Willems ordnet alle Särge aus den fünf Schächten vor dem Grab von Djehutihotep in die Zeit Sesostris’ II.–III. (ca. 1845–1819 v. Chr.) (Willems 1988, 77).

Textsorte
Inhalt

Die uns hier interessierenden Schlangenbeschwörungssprüche 369–370 (Kol. 111–119) und 372 (Kol. 121–122) befinden sich auf der Innenseite der Rückwand des Sarges (Kol. 52–186), etwa im Bereich der Körpermitte (Lesko 1979, 48).

Übersicht der Schlangenbeschwörungssprüche auf B2P:
Spruch 369: Kol. 111–112 (CT V, 31)
Spruch 370: Kol. 112–119 (CT V, 32–33)
Spruch 372: Kol. 121–122 (CT V, 34)

Material
Organisch » Holz
Objekttyp
Artefakt » Behälter » Sarg
Technische Daten

Der kastenförmige Holzsarg des Sepi hat die Maße 226 × 64 × 66 cm (Länge × Breite × Höhe) (Website Louvre).

Schrift
Hieroglyphen » Kursivhieroglyphisch

Die Schrift der hier relevanten Stellen verläuft in Kolumnen von rechts nach links, sicherlich retrograd angeordnet. Es wurde hier nur schwarze Tinte genutzt, aber bei anderen Sprüchen sind auch Rubra vorhanden.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Inschriften wurden für das Sargtextprojekt durch Gardiner und de Buck kopiert und von de Buck 1954 unter der Sigle B2P ediert. Lapp 1993 benutzt nicht die Publikationsnummer B2P der Sargtextpublikation, sondern in seiner Nummerierung ist der Sarg B15b. Übersetzungen der Sprüche finden sich u.a. bei Faulkner (1977), Barguet (1986) und Carrier (2004). Stegbauer (2015) segmentiert die Schlangensprüche in Strophen und Verse und kommentiert sie. Der Schacht wurde in den aktuellen Grabungen der Universität Leuven neu ausgegraben und sein Inhalt wird gemeinsam mit der Universität Mainz von T. Pommerening zur Publikation vorbereitet (Website Mainz).

Editionen

- de Buck 1954: A. de Buck, The Egyptian Coffin Texts. V. Texts of Spells 355-471, Oriental Institute Publications 73 (Chicago/Ill 1954), V 31a–d (CT 369), V 32a–33c (CT 370), V 34c–g (CT 372).

Literatur zu den Metadaten

 - Andreu – Rutschowscaya – Ziegler 1997: G. Andreu – M.-H. Rutschowscaya – C. Ziegler, L’Égypte ancienne au Louvre (Paris 1997), 87–88.

- Barguet 1986: P. Barguet, Les textes des sarcophages égyptiens du Moyen Empire (Paris 1986), 326 (CT 369–370), 272 (CT 372).

- Carrier 2004: C. Carrier, Textes des sarcophages du Moyen Empire égyptien. Tome II: spells [355] à [787] (Monaco 2004), 902–903 (CT 369 und 370), 904–905 (CT 372).

- Daressy 1900: G. Daressy, Fouilles de Deir el Bircheh (novembre-décembre 1897), in: Annales du Service des antiquités de l’Égypte 1, 1900, 17–43.

- Faulkner 1977: R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Volume II Spells 355 - 787 (Warminster 1977), 8–9.

- Lapp 1993: G. Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern von der 6. bis 13. Dynastie, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 7 (Heidelberg 1993), Kat.-Nr. B15b.

- Lesko 1979: L. H. Lesko, Index of the Spells on Egyptian Middle Kingdom Coffins and Related Documents (Berkeley 1979).

- Pommerening – Willems 2020: T. Pommerening – H. Willems, Unravelling Daressy’s excavations of the five shafts in front of the tomb of Djehutihotep at Dayr al-Barshā (im Druck).

- Verrept 2003: B. Verrept, The Identification of the Owners of Some Canopic Chests from Deir al-Barsha, in: Göttinger Miszellen 195, 2003, 5–6.

- Stegbauer 2015: K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015), 153–154 (Spruch 2 = 369), 154–156 (Spruch 3 = 370) und 157 (Spruch 4 = 372) (doi.org/10.11588/propylaeum.529).

- Willems 1988: H. Willems, Chests of Life. A Study of the Typology and Conceptual Development of Middle Kingdom Standard Class Coffins, Mededelingen en Verhandelingen van het vooraziatisch-egyptisch Genootschap „Es Oriente Lux“ 15 (Leiden 1988).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Katharina Stegbauer
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

CT 369

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 153–154 (Spruch 2 = 369)]

1. Strophe

[111] Hervorkommender1, Bote des Schu!
Du hast Mäuse/Ratten gefressen!
Das ist (aber) der Abscheu des Osiris!
[112] Du hast die Knochen einer verwesenden Katze gekaut!

1 prr: Laut C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 48, handelt es sich bei prr um einen Schlangennamen, der außer hier nur noch im Grab der Tausret als prr.png belegt ist. Damit entfallen die von Faulkner 1977, 8, Anm. 1, vorgetragenen Schwierigkeiten und Lösungsansätze, insbesondere sein starker Eingriff in den Text. Meine Übersetzung stimmt mit der von Barguet 1986, 326, überein. Faulkner 1977, 8, verbessert den Text zu „Go forth o snake, at the movements of Shu (?)“, bei Carrier 2004 findet sich: „Serpent-pérer des mouvements de Chou.“

CT 370

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 154–156 (Spruch 3 = 370)]

1. Strophe

[112] Nek, Qed!
[113] Dieser Sepi gehört doch zu den beiden Gesellinnen1 in der Nacht und am Tag des Vernichtens!
Dieser Sepi ist doch der, auf dessen Ruf man kommt!

2. Strophe

[114] Mögest du zu mir kommen auf deinem Gesicht wegen deines Frevels2.
Eine Gestalt ist auf deiner linken Augenbraue (auch) Kahlheit gehört zu [ihr]!

3. Strophe

[115] Dieser Sepi ist dieser, der selbst gekommen ist, ohne dass (er) weggetragen werden wird.

4. Strophe

„Schu“, sprach der Busirit [116] [und umgekehrt], „[Neith unter] ihrem Kopftuch!
Hathor, Freund(in) des Osiris!
Wer ist der, der ihn fressen will, [117] [der mich fressen will]?“

5. Strophe

Du bist der, den er den Sumpflöchern übergibt.
Ich kenne niemanden, der veranlasst, dass ich spreche!

Nachschrift

[118] [Diesen Spruch soll ein Mann über sich] sprechen.
Das bedeutet, dass verhindert wird, dass ihn Gewürm [frisst] in der Nekropole.
[Es bedeutet (auch)], dass [119] [alle] Schlangen gefressen werden.

1 Die Formel ist sichtlich identisch mit CT 265, III 395 d. Dafür spricht die Doppelsetzung des Determinativs in B1C und B1L. Da B2P jedoch nur ein Determinativ schreibt, ist trotzdem zu erwägen, ob nicht eine göttliche Entität namens ḥty angenommen werden muss, die dann auch in Spruch 1 anzusetzen ist. R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden 2000), 361, führt zwei weitere Einträge an, die evtl. mit den hier diskutierten Textstellen verbunden werden können, Htj_1.png in CT 906, VII 116 b und Htj_2.png in CT 380, V 43 h.
2 Dagegen fassen Faulkner 1977, 8; D. Meeks, Année lexicographique. Égypte ancienne. Tome 2. 1978, 2. Auflage (Paris 1998), 78.2067 und Carrier 2004, 902 das Wort als hapax legomenon nbw.t auf, geben aber keine Übersetzung.

CT 372

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 157 (Spruch 4 = 372)]

1. Strophe

[121] O Hety, der befestigt den Wachturm des „Dass er den Atem fest macht, der die Nasen erfüllt“!