Horusstele des Scheschonq Kairo JE 86778
Übersetzung und Kommentar
Rückseite und Unterseite
Horusstelentext B = Metternichtstele Spruch 5 = Torso Wien ÄS 40 Spruch 1
[1] Oh alter Mann, der sich zu [seiner] Zeit verjüngt, (oh) [Greis], der als Jugendlicher agiert, mögest du veranlassen, dass Thoth 〈zu〉 mir auf meine Stimme hin kommt, damit er 〈für mich〉1 das Wildgesicht (Neha-her) vertreibt.
Osiris ist auf dem Wasser; das Horusauge ist bei ihm; der große Flügelskarabäus ist in seiner Faust.
Wenn man dem, der 〈auf〉 dem Wasser oder dem Land (?) ist, zu nahe tritt, dann tritt man dem Horusauge zu nahe.
Zurück mit euch, [5] (ihr) Wasserbewohner und Landbewohner, (du) Feind, Flamme/(Un)-Toter/Wiedergänger2, Widersacher, und so weiter!
Erhebt nicht eure Gesichter! Erspäht nicht 〈mit〉 euren Augen!
Euer Maul werde/wurde von Re verschlossen/versiegelt. Euer Schlund werde/wurde von Sachmet blockiert.
Eine 〈laute〉 Stimme ist im Großen-Haus, ein großes Gejammer ist im Mund des Katers (oder: der Katze).
Die Götter (sagen): „Was ist los? Was ist los?“ bezüglich (?) des Abdu-Fisches bei seiner Geburt.
Bekanntlich geht Osiris, der Fürst/Große3, über euch hinweg.4 Seht, 〈er〉 ist unterwegs nach Busiris.
Oh Re, [10] du mögest zu deiner Barke hinaufsteigen, um die Neunheit, die Herren von Babylon, zu betrachten.
Die/diese Herren der Unterwelt stehen bereit, das Neha〈her〉-Krokodil zu bestrafen.
Euer Maul werde/wurde von Re verschlossen/versiegelt. Euer Schlund werde/wurde von Thoth blockiert. Eure Augen werden/wurden von Heka geblendet. Deine (!) Zunge werde/wurde von Sachmet abgeschnitten.
Die Vierzahl von großen Göttern, die über die Majestät des Osiris wachen, sie sind es, die den, der im Wasser ist, abschirmen (?)5, wobei er wohlbehalten ist.
Der Schutz des Udjatauges ist der Schutz des Himmels für/des Re, (mit) Re [15] in ihm.
Der große Gott, der in seinem Sarg ist, ist der Schutz dessen, der im Wasser ist.
1 Auslassung des Dativs auch auf einer Horusstele in Ostia: Gutekunst 1995, 150–151 (Spruch 2.4, Variante a3).
2 Lenzo et al. 2023, 163 übersetzen: „le mort“.
3 Lenzo et al. 2023, 163 übersetzen „le grand“. Auf CG 9402 (Z. 17) und BM EA 958 steht: "der große Fürst" (von Gutekunst 1995, 173 nur als "der Große" gelesen).
4 Der Satz weicht von den üblichen Konstruktionen ab und steht an anderer Stelle (man erwartet: "bis/so dass Osiris an euch vorbeigeht/vorbeigegangen sein wird.").
5 Lenzo et al. 2023, 163 übersetzen „qui protègent (?)“ (sie folgen Jurman 2020, 772, Anm. u).
Unterseite und Schmalseiten
Horusstelentext D
Hey, hey (du,) Feind, auf den gespuckt wird (?)1, Maga, Sohn des Seth!
Siehe, ich bin [... ...].2
Oh (du,) der herbeigekommen ist, dessen Steuerruder sein Schwanz ist, dessen Riemen seine [Arme sind, was den Gott angeht], der [dich] geschickt hat3, du bist (?) [... ... ...], um dich zu behindern.
Du kennst bekanntlich Sebeq und Sebeqet, [Tem und Temet, ...] Gott, [die 4] großen Ach〈s〉4, die über Osiris wachen.
(Und) du kennst/spürst/schmeckst die Bändiger/Fesseln (?)5, die auf deinem Rücken sind wegen des [großen (?) Ver]brechens, das du auf der (oder: gegen die) Barke dieses Gottes angerichtet hast.
Hüte dich 〈vor〉 dem Gottesleib (und vor dem Leib) des Scheschonq, des Gerechtfertigten, in gleicher Weise!
1 Siehe die Parallelen auf CG 9405, CG 9410, Horusstele Avignon A.58 und Moskau 4467.
2 Dieser Satz ist bislang nicht in den Paralleltexten vertreten. Die Spur eine Zeichens ist noch erhalten. Man könnte an den Kopf eines Vogels denken, z.B.: „Siehe, ich bin [Horus-Sched(?)].“ Lenzo et al. 2023, 164 mit Anm. (g) transkribieren: „Vois! Je suis [Khnoum?]“.
3 Das Foto bei Lenzo et al. 2023, Taf. 117 reicht nicht aus, um die dort vorgeschlagene hieroglyphische Abschrift zu verifizieren. Zum hiesigen Rekonstruktionsvorschlag siehe J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 35–40.
4 Ergänzt nach den Parallelen: Siehe J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 35–40.
5 nꜣ jtḥ: Lenzo et al. 2023, 163 transkribieren Nꜣḥty? und denken an eine göttliche Entität, aber die Hieroglyphen lassen das Verb jtḥ: "ziehen" vermuten. Die übrigen Textversionen (siehe J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 39, Anm. 81) helfen hier nicht weiter.