mrḥ.t ḫꜣs.t „Bergteer (?)“

mrḥ.t ḫꜣs.t: Wörtl.: „Öl/Fett der Wüste/des Berglandes/des Fremdlandes“; in dieser Verbindung einmalig (Eb 76). H. Joachim, Papyros Ebers. Das älteste Buch über Heilkunde (Berlin 1890), 15 entscheidet sich kommentarlos für „Erdöl (Petroleum?)“. Ihm folgen B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937), 36: „rockoil“ und G. Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne de l’époque pharaonique (Paris 1956), 83, Anm. 1. Das Wb ordnet es dagegen mit dem Übersetzungsvorschlag „fremdes Öl?“ dem Wort mrḥ.t unter (abgelegt unter DZA 24.245.330).

É. Chassinat, Le mot [U7:D21-V28-X1:W22] dans les textes médicaux, in: Anon. (Hrsg.), Recueil d’études égyptologiques: dédiées à la mémoire de Jean-François Champollion à l’occasion du centenaire de la lettre à M. Dacier relative à l’alphabet des hiéroglyphes phonétiques, lue à l’Académie des inscriptions et belles-lettres le 27 septembre 1822, Bibliothèque de l’École des hautes études, Sciences historiques et philologiques 234 (Paris 1922), 447–465, hier 463–464 erwähnt an möglichen Deutungen (1) diejenige von Joachim, (2) Pissasphalt, oder (3) Asphalt, auch wenn er Letzteres wegen seiner festen Konsistenz als Äquivalent für das mit dem Krug klassifizierte mrḥ.t ḫꜣs.t für weniger wahrscheinlich hält. Außerdem hält er es für denkbar, es mit dem demotischen mrḥe ḫr, dem „syrischen Asphalt“, des pRhind zu vergleichen. Dieses hat im hieratischen Teil des Papyrus mnnn: „Bitumen“ als Synonym; darauf basierend schlägt Chassinat vor, in der Droge des pEbers eben Bitumen bzw. genauer: dessen halbflüssige Variante Pissasphalt zu sehen. Eine Bedeutung „Bitumen“ für mrḥ.t allein sieht er durch das koptische Derivat ⲁⲙⲣⲏϩⲉ gesichert. J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichungen 54 (Berlin 1961), 173–174 zweifelt dagegen an, dass mnnn primär Bitumen bezeichnet habe, weil dieses nicht vor der griechischen Zeit zur Mumifizierung verwendet worden sei (s. die Diskussion dort). Er denkt bei mnnn eher an Holzteer oder ein Baum-, konkreter Koniferenharz und vermutet, dass das mrḥe des pRhind eine dementsprechende Bedeutung habe. Bezüglich der Droge des pEbers hält er jedoch aufgrund des ḫꜣs.t weiterhin einen mineralischen Ursprung und damit Chassinats „Pissasphalt“ für möglich. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 273 gibt lediglich eine wörtliche Übersetzung wieder; H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Übersetzung der medizinischen Texte, Grundriß der Medizin der alten Ägypter IV.1 (Berlin 1958), 115 tendiert vorsichtig zu der von Chassinat mit etwas Skepsis genannten Bedeutung „Asphalt?“, ebenso T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 261: „huile de désert (asphalte?)“ und – ohne Fragezeichen – W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 559: „Asphalt“.

Dr. Lutz Popko