gꜣbw.t n(.t) šrj.t

gꜣbw.t n(.t) šrj.t: Der zusammengesetzte Ausdruck gꜣbw.t n.t šrj.t „Nasenflügel“ (Wb 4, 523.7, WCN 156610 / Wb 5, 154.6, WCN 882791) ist nur selten bezeugt. Der früheste Beleg begegnet im magischen Papyrus Leiden I 434 + I 345 (Vso. Kol. V, 4–5: Beck, Exorcism, Illness and Demons, 90–92, 194–195, pl. 49–50). In den Oracular Amuletic Decrees ist die Bezeichnung in zwei Textzeugen belegt (pLondon 10587 (L6), Rto. 25; pTurin 1984 (T2), Vso. 8–9). Im Demotischen ist der Ausdruck gbe.t bzw. kbꜣ.t allein oder mit verschiedenen Bezeichnungen der Nase ebenfalls bezeugt (CDD G, 23), doch das hier vorgestellte Kompositum muss auch im Demotischen als Standardbezeichnung bekannt gewesen sein, denn es findet seine Fortsetzung im Koptischen ϭⲱⲃⲉ ⲛϣⲁ bzw. ϭⲃϣⲁ (Crum, Dict., 544a; Černý, CED, 325; Vycichl, Dict. étym., 336a). Der Begriff dürfte wörtlich als „Blatt/Blätter der Nase“ aufzufassen sein (Bresciani, Un poemo contro un arpista, 994; Thissen, Harfenspieler, 21) und ist damit mit gꜣb.t/gbꜣ.t „Blatt (einer Pflanze)“ (Wb 5, 154.7–10) zu verbinden und nicht mit gbꜣ bzw. gbꜣ.t „(Ober-)Arm“ (Wb 5, 163.4–12 bzw. Wb 5, 154.1–5), wie Lüddeckens (in: Gs Otto, 330 [A. 15]) und Beck (Exorsism, Illness and Demons, 92 [8]) es vermuten.

Im Deutschen sollte, um Missverständnissen vorzubeugen, besser mit „Nasenflügel“ als mit „Nasenloch“ übersetzt werden, auch wenn im Ägyptischen möglicherweise ähnlich wie beim Englischen „nostrils“ oder beim Französischen „narines“ die beiden Bedeutungen nicht sicher voneinander zu trennen sind. So ist beispielsweise der Beleg im pLeiden I 434 + I 345 (s.o.) direkt mit dem Verb ssn „atmen“ (Wb 4, 277.9–16) verknüpft, was in unserem Verständnis eher mit den Nasenlöchern als mit den Nasenflügeln verbunden ist. Allerdings zeigen die Nasenflügel beim Atmen Bewegung und könnten daher durchaus als aktiv atmender Körperteil wahrgenommen werden. In jedem Fall erübrigt es sich, ein sonst nicht weiter belegtes Wort gꜣb.t „Loch?“ anzunehmen, wie Beck (Exorcism, Illness and Demons, 92 [8], 133b) es vorschlägt.

Dr. Anke Ilona Blöbaum