wnḫ-Leiden

wnḫ: Abgesehen von Eb 145, wo es am oder im Hintern vorkommt (m pḥ.wj), wird es sonst im Umfeld von Knochen bzw. Knochenverbindungen lokalisiert. Während das Wort in den anderen Fällen allein mit dem Riemen (Gardiner Sign-list V12) klassifiziert wird, erhält es in Eb 145 als zusätzlichen Klassifikator noch das „Schlechte Paket“. Wohl deswegen und aufgrund der unterschiedlichen Lokalisierung gibt es in Wb 1, 324.9–13 zwei pathologisch relevante Lemmata. In Eb 145 vermutet Wb Hämorrhoiden; für das Phänomen an den Knochenverbindungen dagegen eine Zerrung oder Verrenkung. Ersteres nimmt auch G. Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne de l’époque pharaonique (Paris 1956), 139 auf, wenn auch nicht, ohne auf die Unsicherheit der Übersetzung hinzuweisen. B. Ebbell, Alt-ägyptische Bezeichnungen für Krankheiten und Symptome, Skrifter utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo. II. Hist.-Filos. Klasse 1938 (Oslo 1938), 13, F. Jonckheere, Le papyrus médical Chester Beatty, La médecine égyptienne 2 (Bruxelles 1947), 194 und W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 571 vermuten dagegen Prolapsus recti. T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 270 überträgt das Wort mit einem unspezifischeren „relâchement“. Eine nähere Identifikation des Phänomens kann jedenfalls aus der kontextlosen Nennung in Eb 145 nicht gewonnen werden und jegliche Interpretation bleibt eine Hypothese. Zum wnḫ bei Knochen und Knochenverbindungen s. den ausführlichen Kommentar von P. Dils zu pEdwin Smith, Fall 25.

Dr. Lutz Popko