šzp.t-Droge
H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 505–507 differenziert zwischen drei verschiedenen beinahe-homographen Drogen und in verschiedenen Kollokationen. Zu šzp.t allein oder ḫꜣ.w n.w šzp.t s. Nr. (1), zu šzp.t n.t jꜣrr.t und šzp.t n.t qmy.t s. Nr. (2), zu šzp.t n.t ḥmꜣ.yt s. Nr. (3):
(1) [= Wb 4, 537.1–2] Eine Droge, die mit dem Ei (?, Gardiner Sign-list H8; oft für Zähflüssiges verwendet; vielleicht eher das einzelne Saatkorn, M33B) und/oder dem allgemeinen Pflanzenklassifikator (Gardiner M2) geschrieben ist. Trotz der ungewöhnlichen Klassifizierung scheint es sich um eine Pflanzenbezeichnung zu handeln, denn sie ist u.a. in der Kollokation ḫꜣ.w n.w šzp.t belegt, und ḫꜣ.w bezeichnet Wurzeln, Stängel und/oder Blätter (am wahrscheinlichsten Letzteres, s. die Diskussion bei diesem Lemma).
Die Identifizierung schwankt zwischen Gurke und Melonenarten, bewegt sich also im Rahmen der Familie der Kürbisgewächse: L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1–63, hier 46b vergleicht es mit koptisch ϣⲟⲡ, ϣⲱⲡⲉ u.ä. und sieht darin Cucumis melo (d.h. die Zuckermelone? Oder die Chate?). V. Loret, La flore pharaonique d’après les documents hiéroglyphiques et les spécimens découverts dans les tombes, 2., erweiterte Auflage (Paris 1892), 75, Nr. 129 und 130 hält aber die Nachweise für Cucumis melo L. in Ägypten, zumindest in vorgriechischer Zeit, für zweifelhaft. Ihm zufolge entspricht das koptische ϣⲟⲡ griechischem σίκυος,und in den mittelalterlichen Scalae sei ϣⲟⲡ nureinmal mit arabisch „Battikh“, der Zuckermelone, und sonst immer mit „Faqqous“ gleichgesetzt. Zusammen mit anderen Bezeichnungen für die Melone bespricht er diesen Beleg unter Nr. 129: Cucumis sativus, d.h. der Gurke, und diese Bezeichnung ist dann auch von Wb 4, 284.11 und 536 unten übernommen worden. Tatsächlich entspricht griechisches σίκυος dieser Pflanze (s. H. G. Liddell – R. Scott – H. S. Jones, A Greek-English Lexicon. Revised and augmented throughout (Oxford 1940), 1598, s.v. σίκυος), aber „Battikh“ ist die Wassermelone, Citrullus lanatus, und „Faqqous“ scheint weniger die Gurke zu sein, wie Loret schreibt, als vielmehr die Chate, Cucumis melo L. var. chate (L.) Naud ex Boiss., vgl. L. Keimer, Die Gartenpflanzen im alten Ägypten. Ägyptologische Studien (Hamburg, Berlin 1924), 15 und zum vollständigen lateinischen Namen R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 128. Die in koptischen Wörterbüchern gegebene, zusätzliche Bedeutung „gourd“ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1939), 581a), „courge“ (W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 268) ist potenziell fehlleitend, wenn ihr im Deutschen die scheinbare Entsprechung „Kürbis“ zur Seite gestellt wird (so etwa W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 2. Auflage (Heidelberg 2008), 322 und J. F. Quack, Korrekturvorschläge zu einigen demotischen literarischen Texten, in: Enchoria 21, 1994, 63–72, hier 72 für demotisches špy; zur „Gurke“ korrigiert in F. Hoffmann – J.F. Quack, Anthologie der demotischen Literatur, Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4 (Berlin, Münster 2007), 182). Denn das deutsche Wort „Kürbis“ ist enger gefasst als (botanisch nicht festgelegtes) englisches „gourd“ oder französisches „courge“ und bezeichnet Pflanzenarten der Gattung Cucurbita, die aber aus Südamerika stammen (vgl. für den Riesenkürbis Keimer, a.a.O., 13, Germer, a.a.O., 130).
Keimer, a.a.O., 15–16 weist darauf hin, dass es kaum möglich ist, die verschiedenen Varietäten der Kürbisgewächse sicher mit vorkoptischen Bezeichnungen versehen zu können; auf S. 130 scheint er aber unter Referenz auf Loret für šzp.t zur Chate zu tendieren. Die Unsicherheit in der Benennung spiegelt sich auch im DrogWb wider, wo unter Verweis auf Keimer Cucumis melo genannt, in der Hauptübersetzung aber „Gurke“ geschrieben wird. „Die Gurke Cucumis sativus“ war aber laut R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten. Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg (Universität Hamburg 1979), 125, „mit ziemlicher Sicherheit dem Alten Ägypter unbekannt.“ A.a.O., S. 126 erwähnt sie kurz, dass šzp.t als Melone identifiziert wird, legt sich aber nicht weiter fest. Ferner erwähnt sie S. 126–127, dass die Verwendung von ḫꜣ.w n.w šzp.t seine Entsprechung „in der Volksmedizin“ haben könne, wo die Wurzel von Cucumis melo L. benutzt würde. „Das sind aber nur Vermutungen, da nicht bekannt ist, ob die altägyptischen Melonensorten ähnliche Eigenschaften hatten wie die heutige Cucumis melo L.“ Außerdem hängt dies auch von der Bedeutung von ḫꜣ.w ab, das vielleicht eher Blätter als Wurzeln bezeichnet, s. den entsprechenden Kommentar. In R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 128–129 erwähnt sie das šzp.t unter dem Kommentar zur Wassermelone nicht mehr (und gibt vielmehr an, dass deren Name nicht bekannt sei), sondern nur noch unter der Chate (versehentlich šsb.t statt šsp.t transkribiert). Auch G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981), Nr. 1144 und P. Grandet, Le Papyrus Harris I (BM 9999), Bibliothèque d’étude 109 (Le Caire 1994), Vol. 2, 152, Anm. 613 legen sich, u.a. mit Verweis auf Germer, ebenfalls auf Chate fest. R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 140, 228 und 243 erwähnt wieder die Möglichkeiten, dass šzp.t die Wassermelone oder die Chate sein könnte, lässt aber die Entscheidung offen.
In einer Lieferliste des Mittleren Reiches auf pBerlin P 10035 Recto, x+10 erscheint ferner ein šzp.t mit einem Klassifikator, der am ehesten Gardiner N33 entspricht, U. Luft, Urkunden zur Chronologie der späten 12. Dynastie. Briefe aus Illahun, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Denkschriften der Gesamtakademie 34 (Wien 2006), 70 und Taf. 20. Luft übersetzt das Wort auf Seite 71 mit Chate und interpretiert es damit als Beleg für Nr. (1). Dieser Papyrus enthält einen Nachtrag m sꜣn ṯb.wt: „von der sꜣn-Pflanze (?), ṯb.wt-Maß (?)“. Die Lesung und Übersetzung dieses Nachtrags ist unsicher, vgl. die Kommentare bei Luft, 72. Auch die Zuordnung zu šzp.t scheint pace Luft nicht ganz sicher zu sein.
Die Frage, ob dieses Lemma (1) identisch oder zumindest zu vergleichen ist mit sšp.t, Wb 4, 284.11, wird meist implizit bejaht, indem bei beiden Lemmata aufeinander verwiesen wird (so etwa das Wb, auch G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981), der aber šzp.t eben als Chate versteht, das sšp.t, Nr. 1002, dagegen als Gurke, arabisch خيار).
Auch die Frage zum Verhältnis von šzp.t (und sšp.t) zu šb.t, Wb 4, 438.2–3, wäre zu klären, das, wohl ebenfalls unter Rückführung auf koptisches ϣⲱⲡⲉ und dessen Identifikation mit Cucumis sativus, ebenfalls mit „Gurke“ übersetzt wird, so jedenfalls im Wb. Letztlich wäre zu klären, auf welches dieser Wörter koptisches ϣⲱⲡⲉ zurückgeht (auf šzp.t eben laut Stern, a.a.O. oder Loret, a.a.O.; auf sšp.t laut Wb 4, 284, W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 268, J. H. Johnson (Hrsg.), The Chicago Demotic Dictionary. Š. Version 10.1 vom 24. März 2010 (2010), 104; auf šb.t bspw. W. Erichsen, Demotisches Glossar (Kopenhagen 1954), 503), sofern nicht ein Zusammenfall aller drei Lemmata vorliegt (so J. Černý, Coptic Etymological Dictionary (Cambridge 1976), 249, W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 2. Auflage (Heidelberg 2008), 322). Zumindest im pEbers muss es sich jedenfalls bei šb.t und šzp.t um separate Drogen gehandelt haben, da sie anders geschrieben wurden und auch in verschiedenen Kollokationen vorkommen. [NB: Interessanterweise kennt das Koptische auch ⲃⲣⲁϣⲱⲡⲉ, was wohl pr.t ... entspricht und damit an die Verwendung von pr.t šb.t im pEbers erinnert.]
(2) [= Wb 4, 537.3–4] Eine Droge, die mit einem runden Zeichen klassifiziert ist – welches, ist unsicher: Die Belege des pEbers sind in bisherigen hieroglyphischen Transliterationen als Kreis (H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der Heiligen- und der Volks-Sprache und -Schrift der alten Ägypter. Nebst Erklärung der einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des koptischen und der semitischen Idiome. Bd. VII (Leipzig 1882), 1129; H. Grapow, Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert, Grundriß der Medizin der alten Ägypter V (Berlin 1958), passim und H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 506; R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 904), als zweiphasiger Mond resp. Mond mit Erdschein (?), Gardiner Sign-list N9 (L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1–63, hier 46b und als zweite Schreibung bei Brugsch, a.a.O.; wohl abgelehnt von G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 1. Bis zum Beginn der achtzehnten Dynastie, 2 (Osnabrück 1965 (= 1927)), der jedenfalls unter der entsprechenden Nr. 573 keinen Ebers-Beleg für diese Hieroglyphe verzeichnet), oder als Brot X6 / X6A (W. Wreszinski, Der Papyrus Ebers. Umschrift, Übersetzung und Kommentar, Die Medizin der alten Ägypter 3 (Leipzig 1913), passim; Wb 4, 536; explizit die Berliner Zeichenliste, s.v. X7) wiedergegeben worden. Die hieratische Form spricht am ehesten für das Brot oder aber für eine Sonnenscheibe. Im pChester Beatty VI scheint es eher mit dem Korn geschrieben zu sein.
Anders als Droge (1) ist dieses Nr. (2) nur ein Drogenbestandteil und ist in den Kollokationen šzp.t n.t jꜣrr.t und šzp.t n.t qmy.t: „šzp.t von Weintrauben“ und „šzp.t von qmy.t-Harz“, belegt. Meist wird darin dasselbe Lemma gesehen, s. Stern, a.a.O., 46b; Wb 4, 537.3–4 und DrogWb, 506. Einzig Brugsch, a.a.O., 1129 und G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981), Nr. 1141 und 1142 trennen in zwei Lemmata auf. Die Bedeutung ist bislang unklar: Ausgehend von der Verbindung mit jꜣrr.wt, denkt Stern an „bacca, acinus“, also an kleine Früchte, hier konkret an die Weinbeere. Ebenso Brugsch. V. Loret, La flore pharaonique d’après les documents hiéroglyphiques et les spécimens découverts dans les tombes, 2., erweiterte Auflage (Paris 1892), 101 (dort „Shep“ transkribiert) sieht hierin apodiktisch „Le Raisin séché au soleil“. Hierauf dürfte wohl letztendlich Jonckheeres unkommentierte Übersetzung als „raisin sec“ zurückgehen (F. Jonckheere, Le papyrus médical Chester Beatty, La médecine égyptienne 2 (Bruxelles 1947), 30 (Nr. 23)). B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937), passim, der Grundriß der Medizin und T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), passim enthalten sich einer Deutung. R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten. Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg (Universität Hamburg 1979), 89–90 hält aufgrund der Verbindung mit dem Harz und dem ḥmꜣ.yt (s. hier Nr. (3)), in dem sie Salz (also ḥmꜣ.t) vermutet, eine Grundbedeutung „Körnchen“ o.ä. für denkbar, bei Weintrauben dementsprechend die Kerne. Darauf basieren die Übersetzungsvorschläge von W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 577 und 631: „Kerne“ bzw. 585: „Kügelchen“, sowie Hannig, HWb (Marburger Edition), 904: „*Traube; *Kern; *Kügelchen“. Auf dieser Bedeutung baut auch A. Lüchtrath, Das Kyphirezept, in: D. Kurth (Hrsg.), Edfu: Bericht über drei Surveys. Materialien und Studien, Die Inschriften des Tempels von Edfu: Begleitheft 5 (Wiesbaden 1999), 97–145, hier 104–108 und 134–141 in ihrer Analyse des šzp(.t) des ptolemäerzeitlichen Kyphi-Rezeptes auf, das sie für dasselbe Wort hält. Das im Kyphi-Rezept verwendete šzp(.t) [= Wb 4, 537.7] ist mit der Herkunftsangabe Dsds versehen, kommt also aus der Oase Bahariya; und es wird laut dem Rezept auch als jꜣrr.t wḥꜣ.t: „Weintrauben der Oase“ bezeichnet. Deswegen, und weil es in Philae mit dem sšp.t-Wein gleichgesetzt wird, vermutet Lüchtrath in der Substanz des Kyphi-Rezeptes „eine weinähnliche Substanz“. Aus den im Rezept angegebenen Mengen-Gewicht-Verhältnissen schließt sie ferner, dass die Substanz leichter als Wein sein müsse und daher vielleicht Traubenkernöl bezeiche. Dies würde ihr zufolge auch dazu passen, dass im beschriebenen Herstellungsvorgang bislang kein Öl genannt sei, die Zugabe von Öl aber notwendig sei.
Die bisherige Deutung als Kügelchen, Kerne und davon ausgehend Traubenkernöl wird einzig dadurch erschwert, dass šzp.t jꜣrr.t (ohne die Genitiv-Nisbe der medizinischen Texte) in einigen Opferlisten des Alten Reiches erwähnt wird. Es handelt sich auch dort um ein attributives Verhältnis und nicht etwa um eine asyndetische Koordination (etwa „šzp.t und Weintrauben“); das zeigt sich am deutlichsten in den hieratischen Zusätzen im Grab Pepianchs des Mittleren, wo šzp.t jꜣrr.t eine gemeinsame Mengenangabe besitzt (N. Kanawati, The Cemetery of Meir. Vo. I. The Tomb of Pepyankh the Middle, Australian Centre for Egyptology. Reports 31 (Oxford 2012), 62 und Taf. 63a und 92). Dort findet es sich vereint mit verschiedenen Getreidesorten, Datteln, wnš-Weinbeeren/-Rosinen, Feigen u.a. Während šzp.t jꜣrr.t dort nur sekundärer zur primären Darstellung von mehreren aufgehäuften Früchten u.ä. hinzugefügt wurde, ist es im Grab des Anchmahor originär einem dieser Haufen beigeschrieben, s. N. Kanawati – A. A. Hassan, The Teti Cemetery at Saqqara. Vol. II. The Tomb of Ankhmahor, Australian Centre for Egyptology. Reports 9 (Warminster 1997), 60 und Taf. 63. Dort befindet sich ein Haufen von šzp.t jꜣrr.t zwischen Haufen von Erdmandeln (wꜥḥ), Christdornfrüchten (nbs) und Broten davon, Wüstendatteln (jšd), Feigen (dꜣb.t) und sẖ.t-Getreide(?). Leider ist die Binnenzeichnung des šzp.t-jꜣrr.t-Haufens größtenteils zerstört, aber er scheint eine braune Färbung gehabt zu haben (s. Kanawati/Hassan, a.a.O., 67). Im Grab von Nikau-Isesi schließlich ist ein Haufen von šzp.t jꜣrr.t vereint mit Haufen von Feigen, wnš-Weinbeeren/-Rosinen, Christdornfrüchten (nbs) und Wüstendatteln (jšd), sowie zahlreichen Broten von Christdornfrüchten, s. N. Kanawati – M. Abder-Raziq, The Teti Cemetery at Saqqara. Vol. VI. The Tomb of Nikauisesi, Australian Centre for Egyptology. Reports 14 (Warminster 2000), Taf. 55 (leider keine Angabe der Farbe auf S. 57, also vielleicht nicht mehr vorhanden). Diese Belege werfen die Frage auf, ob šzp.t, wenn auf jꜣrr.t bezogen, wirklich die Kerne bezeichnet, oder nicht doch mehr – vielleicht die ganze Weinbeere? Dazu würde auch passen, dass in S. Cauville – D. Devauchelle – É. Chassinat, Le temple d’Edfou. Bd. II,2, Mémoires publiés par les membres de la Mission Archéologique Française au Caire 11 (Le Caire 1990), 184.3 šzp(.w) nb dp ḫt=sn: „alle šzp.w auf ihrem Holz (d.h. auf ihren Reben? auf ihren Stängeln?)“ erwähnt werden, wozu schon Lüchtrath, a.a.O., 139 schreibt, dass hier die Bedeutung „Kern“ nicht passe. Sie erwägt, dass es sich in dem Fall um unreife Weinbeeren handeln könnte – was wiederum in den Opferlisten des Alten Reiches unerwartet wäre. T. Pommerening, Bäume, Sträucher und Früchte in altägyptischen Listen – eine Betrachtung zur Kategorisierung und Ordnung, in: S. Deicher – E. Maroko (Hrsg.), Die Liste. Ordnungen von Dingen und Menschen in Ägypten, Ancient Egyptian Design, Contemporary Design History and Anthropology of Design 1 (Berlin 2015), 125–166, hier 148 geht davon aus, in diesen Listen eine ontologische Kategorie [essbare Baum-/Strauchfrucht] präsentiert zu haben, was dann auch šzp.t jꜣrr.t einschließt. Im Grab von Nianchchnum und Chnumhotep schließlich findet man šzp.t (sicher eine Abkürzung für šzp.t jꜣrr.t) als Beischrift zu einer Amphore neben Amphoren mit Wein (d.h. dem Getränk: jrp) und Erdmandeln (wꜥḥ), vgl. Pommerening, a.a.O., 131, Abb. 2 und 151.
Ein Produkt jꜣrr.t zšp, (als Kompositum?) mit Pflanzenklassifikator versehen und in ꜥ-Schüsseln lieferbar, erscheint schließlich zwischen anderen Früchten auch im pHarris I, Zeile 39,4. Ob hier dasselbe Produkt vorliegt oder ein anderes, ist unklar. Die Übersetzer gehen gelegentlich davon aus, vgl. etwa J.H. Breasted, Ancient Records of Egypt. Historical Documents from the Earliest Times to the Persian Conquest. Vol. 4. The Twentieth to the Twenty-sixth Dynasties (Chicago, London, Leipzig 1906), 158, § 300 mit Anm. b (Breasteds wörtliche Übersetzung „raisin-berries“ wird den Vorschlag von Stern wiederaufnehmen). P. Grandet, Le Papyrus Harris I (BM 9999), Bibliothèque d’étude 109 (Le Caire 1994), Vol. 2, 151, Anm. 607, verbindet es mit der Weinbezeichnung sšp, Wb 4, 284.12, und bringt Letztere mit der Droge des Kyphi-Rezeptes zusammen. Ob er darin wiederum dasselbe Lemma versteht wie das šzp.t der medizinischen Texte (so Lüchtrath) oder ein davon zu unterscheidendes Wort, schreibt er nicht. Da er zudem eine Übersetzung des zšp an dieser Stelle unterlässt, ist auch unklar, in welches syntaktische Verhältnis er jꜣrr.t und zšp setzt.
Welchen Einfluss diese Identifikationsversuche auf die Verbindung šzp.t qmy.t haben, muss weiteren Studien überlassen werden. Diese Verbindung ist bislang nur einmal belegt, in Eb 460, und steht dort im Zeilenumbruch: šzp.t | n.t qmy.t. Daher wäre zu überlegen, ob hier vielleicht ein Abschreibefehler beim Zeilenwechsel vorliegt und man zu šzp.t 〈n.t jꜣrr.t rʾ-... NN〉 n.t qmy.t ergänzen könnte. qmy.t ist durchaus als Nomen rectum eines indirekten Genitivs belegt, s. H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 517. Aber keine dieser Verbindungen zeigt im pEbers die feminine Form n.t.
(3) [= Wb 4, 537.5–6] Eine Droge, die wie Nr. (1) mit Ei/Saatkorn oder Pflanzenklassifikator geschrieben werden kann, aber wie (2) eher ein Drogenteil sein muss, weil er nur in der Verbindung mit der ḥmꜣ.yt-Frucht vorkommt. Daher ist trotz der unterschiedlichen Klassifikation die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, sie mit šzp.t (2) gleichzusetzen: Zustimmend Wb 5, 537, das für (1), (2) und (3) nur ein einziges Lemma ansetzt; ebenso R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten. Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg (Universität Hamburg 1979), 89. Ablehnend: L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1–63, hier 46b (der es wiederum mit Nr. (1) gleichsetzt); H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 506–507; R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 904.
Da šzp.t ḥmꜣ.yt bis auf ein einziges Mal nie mit einer Mengenangabe versehen ist, wurde verschiedentlich vermutet, dass es sich vielleicht bei diesem šzp.t um eine Mengenangabe und keine Droge handelt, etwa „ein Griff = eine Handvoll“, s. DrogWb, 507.
In der nur bruchstückhaft erhaltenen Erzählung von pBM EA 10475 Verso, Zeile x+3,1 kommt auch ein šzp.t n.t bj.t vor, das R.B. Parkinson, Two New „Literary“ Texts on a Second Intermediate Period Papyrus? A Preliminary Account of P. BM EA 10475, in: J. Assmann – E. Blumenthal (Hrsg.), Literatur und Politik im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten. Vorträge der Tagung zum Gedenken an Georges Posener, 5.-10. September 1996 in Leipzig, Bibliothèque d’étude 127 (Le Caire 1999), 177–196, hier 191, Anm. 90 versuchsweise ebenfalls mit diesem Lemma und der Erwägung einer Maßangabe verbindet: „perhaps a ‚comb‘ of honey?“ [Der Klassifikator ähnelt dagegen eher denen von Nr. (2).]
Dr. Lutz Popko