ḫt-ds „Stechholz“
ḫt-ds: Der zweite Bestandteil des Kompositums war im Wb 3, 342.9–12 noch nicht sicher gelesen worden. Als Vorschlag wurde ws (< wsi̯: „sägen“) unterbreitet. Darauf beruht Saunerons Übersetzung „sciure de bois“ (S. Sauneron, Une recette égyptienne de collyre, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 57, 1958, 157–161, hier 158). Die Lesung ḫt-ds ergibt sich aus der Pleneschreibung des pEdwin Smith.
B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937), 133, der ebenfalls noch ḫt-ws liest, schlägt ohne Begründung „myrtle?“ vor, was R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten. Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg (Universität Hamburg 1979), 300 anzweifelt.
S. Aufrère, Études de lexicologie et d’histoire naturelle. VIII-XVII. Remarques au sujet des végétaux interdits dans le temple d’Isis à Philae, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 86, 1986, 1–32, hier 19–24 lehnt Ebbells Deutung ebenfalls ab, u.a. mit dem Verweis, dass die Myrte auf Koptisch ⲙⲟⲧⲣⲁ hieße (dem können noch die Formen ⲙⲟⲩⲗⲥⲏⲛⲏ, ⲙⲟⲣⲥⲩⲛⲁ u.ä. hinzugefügt werden, vgl. É. Chassinat, Un papyrus médical copte, Mémoires publiés par les membres de la Mission Archéologique Française au Caire 32 (Le Caire 1921), 314–315). S. Aufrère, Études de lexicologie et d'histoire naturelle. XVIII-XXVI, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 87, 1987, 21–44, hier 29–30 schlägt dann vor, ḫt-ds mit dem demotischen ḫts und dem koptischen ϣⲏⲧⲥ zu verbinden und darin, basierend auf den Belegen für Letzteres, vielleicht mit dem Mönchspfeffer oder eher noch mit Sesbania sesban (L.) Merill zu verbinden. T. Bardinet, Osiris et le gattilier, in: Égypte Nilotique et Méditerranéenne 6, 2013, 33–78, hier 33–78 identifiziert dagegen snw (Wb 4, 157.6) mit dem Mönchspfeffer, so dass diese Identifikationsmöglichkeit für ḫt-ds ausscheiden wird.
T. Pommerening, Bäume, Sträucher und Früchte in altägyptischen Listen – eine Betrachtung zur Kategorisierung und Ordnung, in: S. Deicher – E. Maroko (Hrsg.), Die Liste. Ordnungen von Dingen und Menschen in Ägypten, Ancient Egyptian Design, Contemporary Design History and Anthropology of Design 1 (Berlin 2015), 125–166, hier 138–139 mit Anm. 38 spricht sich für eine wörtliche Übersetzung „Stechbaum“ bzw. „Stechholz“ aus. Sie steht einer genauen Identifikation skeptisch gegenüber, bringt aber, ausgehend von einem derart signifikanten Benennungsgrund, den Anabaum, Faidherbia albida, in die Diskussion ein, weil dieser in moderner Zeit ebenfalls als „Stechholz“ bezeichnet würde und weil dessen Teile in Ägypten seit der prädynastischen Zeit nachweisbar seien. Insgesamt wird aber keiner der vorgebrachten Vorschläge von dem jeweiligen Urheber als sicher erachtet.
Dr. Lutz Popko