prš-Droge

prš: Vgl. die Diskussion im H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 203 und bei J.R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichungen 54 (Berlin 1961), 145–166: Wohl identisch mit demotisch prš und koptisch ⲡⲏⲣϣ̄. Das koptische Wort kann eine rotfärbende Substanz (Äquivalent zu griechisch μίλτος), Rostpilze (Äquivalent zu griechisch ἐρυσίβη)oder Ungeziefer benennen, vgl. W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1939), 269b. Das demotische Lemma ist auf dem magischen Papyrus London-Leiden, V,4 (zu weiteren Stellen s. im TLA) belegt: Dort soll bei einer Divination eine Lampe ohne prš verwendet werden; in ähnlichen Anleitungen auf griechischen magischen Texten steht das Adjektiv ἀμίλτωτος: „ungerötelt“, vgl. Harris, a.a.O., 145–146 mit Verweis auf F.L. Griffith – H. Thompson, The Demotic Magical Papyrus of London and Leiden (London 1909), Vol. I, 44; beide beziehen sich auf P. Mag. Gr. Leid. V (d.h. C. Leemans, Papyri Graeci Musei Antiquarii Publici Lugduni-Batavi (Lugduni Batavorum 1843–1885), Vol. II) = PGM XII resp. pLeiden I 384 Verso, Kol. I,22 und IV,25, sowie auf G. Parthey, Zwei griechische Zauberpapyri des Berliner Museums, Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin 1866 (Berlin 1866), = PGM I resp. pBerlin P 5025 A und B, Zeile 277. Aufgrund dessen schließt Harris, dass auch das demotische prš, ähnlich dem koptischen, einem griechischen μίλτος entspricht. Dieses wiederum benennt verschiedene rote Materialien, wie rote Erde oder Ocker, rotes Blei, Rostpilze oder Blut, vgl. Harris, a.a.O., 146 und H.G. Liddell – R. Scott – H.S. Jones, A Greek-English Lexicon. Revised and augmented throughout (Oxford 1940), 1134, s.v. μίλτος . Davon ist die erste Bedeutung die am weitesten verbreitete. Harris kommt daher zu dem Schluss, dass prš, auch schon das vordemotische, „a red ochreous earth“ bezeichne.

In Philae, also in ptolemäischer Zeit, wird prš einmal mit dem Pflanzenklassifikator geschrieben und in Edfu wird einmal gesagt, dass es eine Bezeichnung für Beeren vom Stech-Wacholder, pr.t wꜥn, sei. A. Lüchtrath, Das Kyphirezept, in: D. Kurth (Hrsg.), Edfu: Bericht über drei Surveys. Materialien und Studien, Die Inschriften des Tempels von Edfu: Begleitheft 5 (Wiesbaden 1999), 97–145, hier 126 erwägt, darin eventuell spezifischer ein „Fruchtmus aus zerstampften Wacholderbeeren“ zu sehen, und deutet einen Zusammenhang mit der Drogenbezeichnung der medizinischen Texte an. Zumindest in älterer Zeit können prš und pr.t wꜥn tatsächlich nicht vollkommen identisch gewesen sein, so dass Lüchtraths Vorschlag, in ersterem nicht einfach nur Beeren vom Stech-Wacholder zu sehen, nachvollziehbar ist. Denn im Rezept Eb 655 werden beide Drogen zusammen genannt und laut H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 418 wird in keiner Drogenaufzählung dieselbe Droge zweimal genannt. Warum Lüchtrath für das prš in Philae eine spezifisch breiige Konsistenz annimmt, schreibt sie aber nicht; über die Konsistenz des prš der medizinischen Texte gibt es jedenfalls keine unabhängige Auskunft, so dass diese einem diesbezüglichen Vergleich nicht dienlich sind.

In einer Ölliste auf einem Sarg der 12. Dynastie gibt es eine Ölbezeichnung prš.t, vgl. B. Koura, Die „7-Heiligen Öle“ und andere Öl- und Fettnamen. Eine lexikographische Untersuchung zu den Bezeichnungen von Ölen, Fetten und Salben bei den alten Ägyptern von der Frühzeit bis zum Anfang der Ptolemäerzeit (von 3000 v.Chr. - ca. 305 v.Chr.), Aegyptiaca Monasteriensia 2 (Aachen 1999), 242 = J.É. Gautier – G. Jéquier, Mémoire sur les fouilles de Licht, Mémoires publiés par les membres de la Mission Archéologique Française au Caire 6 (Le Caire), Taf. 23. Ob dies mit der Drogenbezeichnung und/oder dem ptolemäischen Lemma zusammenhängt, ist unklar.

Dr. Lutz Popko