Sarg des Imau/Iamu, T1L

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Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum
Digitaler Katalog

Inventarnummer: BM EA 6654

Erwerbsgeschichte

Laut Budge wurde der Sarg im Jahr 1834 vom British Museum aus der „Sams Collection“ angekauft (Budge 1924, 39, 40). Die Website des British Museums gibt als Erwerb an: „Barker Sale (1833) lot 258 (via Sams)“. Bei diesem Barker handelt es sich um John Barker (1771–1849), der Henry Salts Nachfolger als britischer Generalkonsul in Ägypten vom 30. Juni 1829 bis zum Januar 1833 war (Tanré-Szewczyk 2018, 235–236). In dieser Funktion erwarb er eine große Sammlung altägyptischer Objekte, die er 1833 nach London schickte, als er in Rente ging und nach Syrien zog. Die Sammlung wurde vom 15.–16. März 1833 von Sotheby’s versteigert (insgesamt 258 Objekte), wovon das British Museum zahlreiche Objekte erwarb (Bierbrier 2012, 40–41), allerdings anscheinend nicht diesen Sarg.
Laut Bierbrier 2012, 485 handelt es sich bei dem genannten „Sams“ um den englischen Buch- und Antiquitätenhändler Joseph Sams (1784–1860), der in den Jahren 1832–1833 Ägypten und Palästina besuchte und dabei eine (erste) „valuable collection of antiquities“ zusammenstellte. Von dieser Sammlung wurden zahlreiche Objekte 1834 vom British Museum angekauft, unter denen „many papyri and the coffin of Amau (EA 6654)“ waren (Bierbrier 2012, 485). Laut der Website des Liverpool Museums erwarb Sams beim Verkauf der Sammlung Barker auch einige Stücke, die später an Joseph Mayer verkauft wurden, der sie dem Vorläufer des World Museum in Liverpool schenkte (Website Liverpool Museums). Es ist anzunehmen, dass bei den von Sams erworbenen Stücken sich auch der Sarg T1L befand (als letztes Los der Sammlung Barker), den Sams dann wenig später mit einem Teil seiner selbst in Ägyptern erworbenen Objekte an das British Museum verkaufte.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Bahari

Laut Budge (1924, 39) wurde der Sarg in Theben gefunden und 1834 vom British Museum angekauft. Über die Fundumstände ist nichts bekannt. Die Herkunftsangabe „Theben“ geht anscheinend auf Birch 1886, 1 zurück (non vidi: Lapp 1993, 309). Sargbesitzer war ein gewisser Imau/Iamu mit den Titeln „Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten“, „Einziger Freund“ und „Wahrer Königsbekannter“. Laut Willems 1988, 115 besteht kaum ein Zweifel, dass der Berliner Sarg des Antef (Sargtextsigle T4Be, Inv. 1154-1154), den Lepsius mit nach Berlin gebracht hat, aus Deir el-Bahari stammt, da er zahlreiche „typological features“ mit der vom ihm genannten Gruppe B aus diesem Talkessel aufweist. Willems nimmt wegen der sehr ähnlichen Dekoration von T1L mit T4Be an, dass auch dieser zur Sarggruppe B gehört (Willems 1988, 115 mit Anm. 267), daher ebenfalls aus Deir el-Bahari stammen könnte/müsste. Beachte, dass Allen (1950, 36) den Sarg T4Be ins Asasif, d.h. dem Vorfeld von Deir el-Bahari, verortet.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Mittleres Reich » 11. Dynastie (nach der Reichseinigung)

Der Sarg kann nur nach typologischen Kriterien datiert werden. Allen (1950, 37) gibt „11th dyn.?“ als Datierung, wobei unklar ist, ob er ansonsten Erste Zwischenzeit oder 12. Dynastie für möglich hält. Der Sarg gehört typologisch zum Außenseitentypus I und zum Innenseitentypus 1a von Willems (1988, 33), die in der Zeit vom Ende des Alten Reiches bis Sesostris I. (Außenseitentypus) bzw. Amenemhet I. (Innenseitentyp) belegt sind (Willems 1988, 121, 127, 188). Willems ordnet Sarg T1L aufgrund der Ikonographie seiner Gruppe B der Mittleren-Reichs-Särge aus Deir el-Bahari zu (Willems 1988, 115). Diese wurden in Gräbern gefunden, die ab der Zeit Montuhoteps II. Nebhepetre (nach der Wiedervereinigung) datieren. Zugleich gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sie jünger als die 11. Dynastie seien (Willems 1988, 114). Auch Lapp (1993, 163–165) ordnet den Sarg seinem Typus der späten 11. Dynastie zu, den er chronologisch in der Regierungszeit von Montuhotep II. und III. unterbringt (Lapp 1993, 177–178).

Textsorte
Inhalt

Der uns hier interessierende Schlangenbeschwörungsspruch 378 (Kol. 317) befindet sich auf dem Sargboden (Kol. 253–346) in Höhe der Unterschenkel, falls die Inschriften am Kopfende anfangen (Lesko 1979, 104).

Übersicht der Schlangenbeschwörungssprüche auf T1L:
Spruch 378 = CT V, 41–42 = Kol. 317–26 (Stegbauer, 161–163, Spruch 7)

Material
Organisch » Holz
Objekttyp
Artefakt » Behälter » Sarg
Technische Daten

Der kastenförmige äußere Holzsarg des Imau/Iamu ist aus einer Zedernart angefertigt (Davies 1995, 147: „cedrus sp. (cedar)“; daher: Nicholson – Shaw 2000, 350: „cedar of Lebanon, Cedrus libani A. Richard“). Maße oder Abbildungen sind nicht publiziert.

Schrift
Hieroglyphen » Kursivhieroglyphisch

Der hier übersetzte Text ist in Kolumnen, von links nach rechts orientiert, angeordnet. Es wurde nur schwarze Tinte verwendet (de Buck 1954, 41a–d).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Samuel Birch hat als erster den Sarg abgemalt, publiziert und einige Texte übersetzt (Birch 1886, non vidi). Die Inschriften wurden für das Sargtextprojekt durch Gardiner und de Buck kopiert und von de Buck unter der Sigle T1L ediert (Spruch 640 in de Buck 1956). Lapp 1993 benutzt nicht die Publikationsnummer T1L der Sargtextpublikation, sondern in seiner Nummerierung ist der Sarg T4. Übersetzungen der Sprüche finden sich u.a. bei Faulkner (1977), Barguet (1986) und Carrier (2004). Stegbauer (2015) segmentiert den Schlangenspruch in Strophen und Verse und kommentiert ihn.

Editionen

- de Buck 1954: A. de Buck, The Egyptian Coffin Texts. V. Texts of Spells 355-471, Oriental Institute Publications 73 (Chicago/Ill 1954), V 41a–d.

Literatur zu den Metadaten

- Allen 1950: T. G. Allen, Occurrences of Pyramid Texts with Cross Indexes of These and Other Egyptian Mortuary Texts, Studies in Ancient Oriental Civilization 27 (Chicago 1950).

- Barguet 1986: P. Barguet, Les textes des sarcophages égyptiens du Moyen Empire (Paris 1986), 320.

- Bierbrier 2012: M. L. Bierbrier, Who was Who in Egyptology, 4. Auflage (London 2012).

- Birch 1886: S. Birch, Ancient Egyptian Texts from the Coffin of Amamu in the British Museum = Egyptian Texts of the Earliest Period from the Coffin of Amamu (London 1886). [non vidi]

- Budge 1924: E. A. W. Budge, A Guide to the First, Second and Third Egyptian Rooms. Third Edition, Revised and Enlarged (London 1924).

- Carrier 2004: C. Carrier, Textes des sarcophages du Moyen Empire égyptien. Tome II: spells [355] à [787] (Monaco 2004), 912–913.

- Davies 1995: W. V. Davies, Ancient Egyptian Timber Imports. An Analysis of Wooden Coffins in the British Museum, in: W. V. Davies – L. Schofield (Hrsg.), Egypt, the Aegean and the Levant. Interconnections in the Second Millennium BC (London 1995), 146–156.

- Faulkner 1977: R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Volume I Spells 1–354 (Warminster 1977), 12–13.

- Lapp 1993: G. Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern von der 6. bis 13. Dynastie, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 7 (Heidelberg 1993), Kat.-Nr. T4.

- Lesko 1979: L. H. Lesko, Index of the Spells on Egyptian Middle Kingdom Coffins and Related Documents (Berkeley 1979).

- Nicholson – Shaw 2000: P. T. Nicholson – I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology (Cambridge 2000).

- Stegbauer 2015: K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015), 161–163 (Spruch 7 = CT 378) (doi.org/10.11588/propylaeum.529).

- Tanré-Szewczyk 2018: J. Tanré-Szewczyk, The fate of seven ‚Lion headed sphinxes‘ and the sale of the Egyptian collection of John Barker in London, 1833, in: Journal of the History of Collections 30/2, 2018, 235–239.

- Willems 1988: H. Willems, Chests of Life. A Study of the Typology and Conceptual Development of Middle Kingdom Standard Class Coffins (Leiden 1988).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Katharina Stegbauer
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

CT 378

1. Strophe
[317] O Rerek, Beauftragter des Schu, Bote der Bastet!1
Dieser Imau/Iamu wird nicht dem gegeben werden, der abschneidet und dem, der frisst, was abgeschnitten wurde!

1 Diese Stelle wird von den Bearbeitern unterschiedlich wiedergegeben:
- Faulkner 1977, 12: „O snake, the movements of Shu are what Bastet opened up...“ fasst wp.t als substantivierte Relativform in prädikativer Funktion auf.
- Barguet 1986, 320: „O Rerek, démarcheur de Chou, messager de Bastet...“.
- Carrier 2004, 913: „Ó serpent-rérek, les mouvements de Chou sont ceux qu’apprécie Bastet“.
Ich folge hier der Übersetzung Barguets und schließe mich damit C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band II. b, Orientalia Lovaniensia Analecta 111 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 363, und C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 77, an, die šm.tj Šw und wpw.tj Bꜣst.t als eigene Einträge führen, freilich unter Hinweis auf die hier vorliegenden Textstellen.

Übersetzung nach Stegbauer 2015, 161–163 (Spruch 7 = 378).