Papyrus Chester Beatty III rto

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
Papyrus London BM EA 10683 rto; TM 372043
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer EA 10683

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Der Papyrus Chester Beatty III gehörte zuerst zur Papyrussammlung des amerikanischen Großindustriellen Alfred Chester Beatty (1875–1968), der die Papyri II–XIX im Jahre 1930 dem British Museum in London schenkte (Hall 1930, 46–47), während er den Papyrus Chester Beatty I in der Chester Beatty Library in Dublin unterbrachte.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Die genauen Erwerbsumstände sowie der originale Fundzusammenhang des Papyrus sind ungewiss. G. Posener gibt an, dass die 19 Chester-Beatty-Papyri mit dem Fund von 17 (?) Papyri aus Deir el-Medineh zu vergesellschaften sind, die im Jahre 1928 von B. Bruyère in einem schmalen, trapezförmigen Bereich mit gestampftem Boden zwischen dem Gewölbe einer Grabkapelle und dem Fundament einer Grabpyramide in Deir el-Medineh entdeckt wurden: "Il est permis de dire à présent que la découverte dépassa en importance les papyrus recueillis par le fouilleur le 20 février 1928. (...) On saura plus tard que les papyrus Chester Beatty proviennent de la même trouvaille." (Černý – Posener 1978, VIII; Plan des Fundorts: Bruyère 1929, Plan I: unten rechts, zwischen den Schächten P.1165 und P.1169). Darüber hinaus verweist er auf den Eintrag in B. Bruyères Grabungstagebuch vom 21. Februar 1928, in dem es heißt, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er von drei Arbeitern bestohlen wurde. Der Papyrus Chester Beatty III ging demnach möglicherweise als Diebesgut in den Antikenhandel, wo er von A. Chester Beatty erworben wurde (Černý – Posener 1978, VIII). Zu dem Papyrusfund scheinen, abgesehen von den 19 Chester-Beatty-Papyri und den 17 von J. Černý gemeinsam veröffentlichten Deir-el-Medineh-Papyri (für die wenigsten der 17 Papyri liegen genaue Fundbeschreibungen vor), auch zwei Naunachte-Papyri in Kairo zu gehören, eventuell noch zwei Naunachte-Papyri in Oxford sowie ein Genfer Papyrus (P. Geneva MAH 15274), also insgesamt mindestens 40 Papyri (Pestman 1982, 155–172). Falls dies stimmt, wurden also alle Papyri im oberirdischen Bereich einer Grabanlage gefunden, deren Besitzer bei der Grabung nicht bestimmt werden konnte(n). P. W. Pestman ermittelte die aufeinanderfolgenden Eigentümer der Papyri als Ken-her-chepesch-ef den Älteren, seine Frau Naunachte und ihre Söhne aus zweiter Ehe, Amennachte und Pa-maa-nacht-ef. Möglicherweise ist einer der Papyri (Papyrus Chester Beatty IX) irgendwann nass geworden, entrollt und nach der Trocknung wieder aufgerollt worden (Gardiner 1935 I, 78). Y. Koenig verweist auf den Brief Papyrus BM EA 10326 (= LRL, Nr. 9), in dem nassgeregnete Papyri inspiziert und später in einem Grab mit oberirdischen Räumen deponiert wurden, und er erkennt Analogien zwischen den dort geschilderten Vorgängen und dem Fundzusammenhang des Fundes von B. Bruyère von 1928 (Koenig 1981, 41–43).

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

Die datierten Texte des Archivs, zu dem Papyrus Chester Beatty III gehört, bzw. die identifizierten Eigentümer des Archivs, stammen aus dem Datierungszeitraum von der frühen Regierungszeit Ramses' II. bis hin zu Ramses' IX. (Pestman 1982, 158). Dies umfasst eine Zeitspanne von ca. 170 Jahren (ca. 1279–1109 v. Chr.). Einen Anhaltspunkt zur genaueren Datierung liefert das Verso. Darin befindet sich u.a. die Abschrift eines Briefes, der nach eigener Aussage von Ken-her-chepesch-ef stammt. Dieser Schreiber ist auch sonst gut belegt und lebte von einem unbekannten Zeitpunkt während der Regierungszeit Ramses' II. bis vermutlich zum Ende der von Sethos II. (1279–1198 v. Chr.). Aus paläographischer Sicht ist ziemlich eindeutig, dass er sowohl die Kopie seines Briefes wie auch den restlichen Text des Versos, der die gleiche Handschrift trägt, anfertigte. Der Brief selbst ist an den Wesir Panehsi adressiert, der in diesem Amt besonders unter Merenptah (1213–1203 v. Chr.) in Erscheinung tritt (und vielleicht auch noch unter Sethos II. (Weil 1908, 104)). Da Ken-her-chepesch-ef die Kopie des Briefes vermutlich ziemlich zeitnah zum Original anfertigte, ist das Verso wahrscheinlich irgendwann während der Regierungszeit Merenptahs beschriftet worden. Davon ausgehend, dass man das Recto in der Regel vor dem Verso beschrieb, muss dieses also irgendwann davor angefertigt worden sein. Aus paläographischen Gründen ist dies vermutlich während der frühen Regierungszeit Ramses' II. geschehen.

Auffällig ist zunächst ein Kolophon, das auf dem Recto erscheint und angibt, der Text stamme von einem gewissen Amennachte, Sohn des Chaemnun. (Letzteren heiratete die namentlich unbekannte  Frau von Ken-her-chepesch-ef, nachdem dieser verstorben war (Szpakowska 2003, 67).) Dieser ist zwar auch sonst mehrfach belegt, kann allerdings nicht sicher zeitlich verortet werden. Da sein Vater Chaemnun vom 21. Regierungsjahr Ramses' III. bis zum zweiten Ramses' IV. (1166–1157 v. Chr.) bezeugt ist, kann davon ausgegangen werden, dass er wohl ca. während des ersten Drittels oder der ersten Hälfte der 20. Dynastie lebte. Das würde zunächst bedeuten, dass das Recto erst nach dem Verso beschriftet wurde, was höchst ungewöhnlich wäre. V.a. die unterschiedliche Handschrift lässt jedoch den Schluss zu, dass das Recto nicht von Amennachte beschriftet worden sein kann. Inhaltlich wäre es durchaus denkbar, dass der erste, unbekannte Schreiber nach Beendigung der zehnten Kolumne (in der sich das Kolophon befindet) unter dieser einen größeren Freiraum ließ, bevor er in einer neuen Kolumne mit dem Text fortfuhr. Somit hätte, nachdem bereits das Recto und das Verso beschriftet waren, Amennachte dieses Kolophon angebracht und damit seine (nicht existente) Autorenschaft verewigt.

Der Papyrus wurde also insgesamt in drei Etappen beschriftet: Das Recto (und ein Teil des Versos) wurden von einem unbekannten Schreiber vermutlich unter der frühen Herrschaft Ramses' II. angefertigt, d.h. von 1279 bis Mitte des 13. Jh. v. Chr. Ungefähr 40 bis 50 Jahre später hat Ken-her-chepesch-ef den bis dahin freien Raum des Veros mit einem anderen Text beschriftet, und wohl ca. nochmals rund ein halbes Jahrhundert später setzte Amennachte ein Kolophon in einen freien Raum des Rectos und suggerierte somit seine Autorenschaft des dortigen Textes (Gardiner 1935 I, 8, 24, 26–27).

Textsorte
Brief, Monographie/thematisches Handbuch » Katalog
Inhalt

Das ganze Recto und ein Teil des Versos sind mit einem Text, der das Thema „Schlafen und Träumen“ zum Inhalt hat, beschriftet.

Der Anfang ist zerstört; im erhaltenen Teil stehen zunächst neun und eine halbe Kolumne in tabellarischer Form, die sich mit der Deutung von Träumen beschäftigt. Vor jeder steht eine vertikale Zeile, die sich über die gesamte Höhe der Kolumne erstreckt (in der zehnten nur über die Hälfte) und den jeweiligen Einleitungssatz der Deutungen enthält: „Wenn sich ein Mann in einem Traum sieht“. Die folgenden Zeilen sind jeweils in zwei Spalten aufgeteilt: Die rechte gibt an, was dem Mann im Traum passierte, die linke, was dies zu bedeuten hat (Bsp. 2,11: „Groß ist sein Penis – Gut: das bedeutet, dass er viel Besitz haben wird.“). Bis zum Ende der sechsten Kolumne erscheinen nur Träume, die als gut gedeutet werden, Kolumne sieben bis zur ersten Hälfte der zehnten beinhalten jene, die als schlecht interpretiert sind (Bsp. 9,11: „beim Essen von Feigen oder Trauben – Schlecht: es bedeutet Krankheit.“). Den zweiten Teil der zehnten Kolumne nimmt ein Schutzspruch gegen Alpträume ein bzw. wenn eine Person durch selbige geweckt wird. Dabei wird der zu Schützende mit Horus identifiziert, den Isis mittels eines magischen Spruches schützt. In einem kleinen Kolophon stehen dazugehörige Handlungsanweisungen (inklusive zu verabreichender Ingredienzen). Der Rest dieser Kolumne wurde zunächst freigelassen, da in der nächsten ein thematisch neuer Abschnitt beginnt. Später setzte Amennachte, Sohn des Chaemnun hier sein Kolophon ein, in dem er sich als Schreiber des Rectos ausgab (vgl. Datierung).

Kolumne elf beginnt mit der – sehr fragmentarischen – Beschreibung eines Seth-Menschen (d.h. bestimmte Merkmale, die eine Person als zu diesem Gott gehörig klassifizieren bzw. von diesem beherrscht erkennen lassen). Da für diese Menschen (Seth ist der Antagonist des Horus und damit die Personifikation des Bösen und des Chaos) andere Gesetze gelten müssen als für jene der „guten“ Welt, können auf sie nicht die Interpretationen der Kolumnen eins bis zehn zutreffen. Folgend beginnt eine Aufzählung von Traumdeutungen, die genau wie die vorhergehende Liste aufgebaut und mit den Worten „Anfang der Träume der Gefolgsleute des Seth:“ überschrieben ist. Es haben sich aber nur die ersten vier Träume erhalten, die Deutung ist bereits zerstört. Auch die wenigen Reste des Versos, die die Traumdeutungen fortsetzen, lassen aufgrund der Beschädigungen kaum noch Lesungen zu (Gardiner 1935 I, 9–23).

Gardiner (1935 I, 10) vermutet, davon ausgehend, dass der Text parallel aufgebaut sein könnte, auch bei den Seth-Menschen eine Unterteilung in gut und schlecht interpretierte Träume, die heute jedoch zerstört sind. Außerdem steht wegen der Parallelität zudem zu vermuten, dass am Anfang (heute ebenfalls verloren) neben einem Titel für den gesamten Text eine Beschreibung des Horus-Menschen gestanden haben könnte.

Der von Ken-her-chepesch-ef beschriebene Teil des Versos enthält zunächst einen Ausschnitt aus dem sogenannten „Kadesch-Poem“. Dabei ist auffällig, dass er, aus den vorhandenen Resten der ersten Kolumne zu schließen, den selben Teil zwei Mal nacheinander zu Papyrus brachte. Ebenso handelt es sich dabei nicht um eine Kopie des gesamten Textes, sondern nur um den Anfang desselben. Die Ursache hierfür ist unklar; Gardiner vermutet, dass Ken-her-chepesch-ef vielleicht aus irgendeinem Grund mit der ersten Niederschrift des Textes unzufrieden war und ihn deshalb doppelt ausführte bzw. dass dieser Teil von besonderem Interesse für ihn war (Gardiner 1935 I, 23).

Danach hat er eine Abschrift eines Briefes an den Wesir Panehsi aufgezeichnet, in dem er einen Zwischenstand zu den derzeitigen Arbeiten an einem Grab im Tal der Könige liefert und um Versorgung mit verschiedenen Materialien bittet (Gardiner 1935 I, 24–26).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Das Papyruskonvolut, zu welchem auch der Papyrus Chester Beatty III zählt, gehörte zum Familienbesitz einer thebanischen Familie. Das Papyrusarchiv hat dabei mindestens 40 Papyri umfasst, die heute in verschiedenen europäischen Sammlungen untergebracht sind (Pestman 1982, 155). Während der ursprüngliche Besitzer unidentifiziert bleibt, ist bekannt, dass das Papyrus-Archiv zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt an den Schreiber Ken-her-chepesch-ef übergegangen ist. Durch seine Frau Naunachte wurde das Korpus schließlich an die Kinder aus zweiter Ehe weitervererbt. Zunächst ging der Papyrus in den Besitz des Amennachte und dann über weitere unbekannte Hände, bis er schließlich zusammen mit den anderen Stücken im oberirdischen Bereich einer Grabanlage deponiert wurde (Pestman 1982, 160–172; siehe auch Koenig 1981, 41–43).

Das Papyrusarchiv, zu dem der Papyrus Chester Beatty III zählt, besteht thematisch aus folgenden Textsorten: private Urkunden und Verwaltungstexte (u.a. Briefe, Memoranda), (Schul-)Übungen, semi-literarische Texte (medizinische, magisch-medizinische, mantische) und "rein" literarische Texte. P. W. Pestman nennt die semi-literarischen Texte, zu denen Papyrus Chester Beatty III  gehört, "something like ‚practical handbooks for daily use‘" (Pestman 1982, 165).

Als solches diente der Papyrus auch zunächst (siehe ‚Traumbuch‘), vielleicht sogar als Archivalie oder Nachschlagewerk in einem Tempel, wurde jedoch vermutlich bereits spätestens nach ca. einem halben Jahrhundert ausrangiert. Zumindest nutzte ihn Ken-her-chepesch-ef zur Archivierung der Kopie eines offiziellen Briefes. Da der Text speziell auf Männer zugeschnitten ist (in medizinischen Texten kann zwar der Ausdruck sj „Mann“ auch für Frauen stehen, dennoch werden Phänomene – wie etwa wachsende Phalloi – beschrieben, die eher untypisch für Frauen sind), kann davon ausgegangen werden, dass die Deutung der Träume zumindest von diesem Papyrus auf ein „typisch männliches“ Auditorium zugeschnitten war. Zunächst lässt sich hier an öffentliche Ämter oder das Priestermilieu denken, allerdings spricht die explizite Ausdeutung für „Seth-Menschen“ eher dagegen, da diese (zumindest in der Priesterschaft), wohl eher weniger zu erwarten wären (vgl. Szpakowska 2003, 68).

Zudem wurde der Papyrus vor seiner Deponierung im Grab sehr wahrscheinlich intentional zerstört (Gardiner 1935 I, 7). Dies würde bedeuten, dass der Inhalt des Papyrus zum Zeitpunkt seiner Lagerung für die/den damaligen Nutzer jeglichen Wert verloren hatte. Könnte dies vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass zumindest einige Papyri nicht nur als Grabbeigaben im Sinne einer Dienlichkeit für den Verstorbenen im Jenseits beigesetzt wurden, sondern ganz profan, weil die Hinterbliebenen mit ihnen nichts mehr anzufangen wussten und sie somit elegant entsorgten?

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus bestand bei der Erwerbung durch das British Museum aus einer kleinen Rolle und zahlreichen Fragmenten, die heute in insgesamt vier Frames verglast sind. Die Rolle enthielt die oberen Hälften der heutigen Kolumnen sechs bis elf, wobei von der ersten und letzten jeweils ca. ein viertel des Anfangs bzw. die Hälfte des Endes fehlte. Durch die Anfügung der Fragmente konnte der größte Teil der Rolle (d.h. Kolumnen fünf bis elf) sowie Teile der ersten fünf Kolumnen rekonstruiert werden. Dazu gesellen sich 50 weitere kleinere Fragmente, die nicht mehr platziert werden können.

Der Papyrus hatte eine ursprüngliche Höhe von ca. 35 cm (ein eher selten genutztes Format in der Ramessidenzeit und nach Szpakowska 2003, 68 ein Indiz dafür, dass der Papyrus ursprünglich offiziell genutzt wurde, wie in einem Tempel) und heute eine Gesamtlänge von 172 cm. Weder der linke noch der rechte Rand des Papyrus sind erhalten, sodass keine Aussage über die Gesamtlänge getroffen werden kann. Da der Vergleichstext des Versos suggeriert, dass vermutlich mindestens zwei weitere Papyrusblätter an der äußersten rechten Rectoseite befestigt waren (ein Blatt hat eine durchschnittliche Breite von 27 cm) und zusätzlich noch ein ca. 8–10 cm breiter Schutzstreifen zu erwarten ist, werden zumindest an dieser Seite ungefähr 60 cm Papyrus fehlen.

Während der Rekonstruktionsarbeiten stellte sich aufgrund verschiedener Indizien des Erhaltungszustandes heraus, dass der Papyrus sehr wahrscheinlich bereits vor der ursprünglichen Deponierung beabsichtigt zerteilt wurde (Gardiner 1935 I, 7–8).

Schrift
Hieratisch

Die Schrift ist hauptsächlich in Schwarz ausgeführt worden. Auf dem Recto finden sich zudem wenige Rubrizierungen.

Insgesamt befinden sich drei Handschriften auf dem Papyrus: Das Recto (und eine Kolumne des erhaltenen Versos) wurde von einem Schreiber mit einem Buch zur Traumdeutung beschriftet. Jede Kolumne hat dabei max. 28 Zeilen sowie eine davor befindliche senkrechte Zeile, die den jeweiligen Einleitungssatz der Deutungen enthält: „Wenn sich ein Mann in einem Traum sieht“.  Die restlichen Zeilen sind darauf folgend tabellenartig angeordnet (rechte Spalte mit dem Geschehen, wobei sich ein Mann im Traum sah, linke mit der Interpretation). Auffälligerweise befindet sich oberhalb des Schriftfeldes eine dünne schwarze Linie, die sich über das gesamte Recto zieht.

Die zweite Hand gehört dem auch sonst oft belegten Schreiber Ken-her-chepesch-ef und bedeckt die gesamte restliche Versoseite. Da der erste Schreiber nach dem Erreichen des Endes der Rectoseite den Papyrus an dieser Seite auf dem Verso weiter beschrieb (letzte Seite Recto = erste Seite Verso), Ken-her-chepesch-ef allerdings von der entgegengesetzten Seite mit seiner Beschriftung begann, steht sein Text kopfüber zur Rectoseite und zum bereits existenten Text des ersten Beschrifters des Versos.

Unterhalb der zehnten Rectokolumne ließ der erste Schreiber ursprünglich ein Spatium stehen, das ganz zuletzt von Amennachte, Sohn des Chaemnun, ausgefüllt wurde (vgl. Internet BM und Gardiner 1935 I, 8, 23–27).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » spätes Mittelägyptisch mit neuägyptischen Einflüssen, Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch

Der Text des Traumbuches ist mit mittelägyptischer Grammatik geschrieben („There is hardly a trace of the Late-Egyptian idiom, either in vocabulary or grammar.“), jedoch ist die Orthographie eindeutig neuägyptisch („early Ramesside times“) (Gardiner 1935 I, 10–11). Zudem sind entgegen Gardiners Angabe einige wenige Lexeme erst ab dem Neuen Reich belegt (Szpakowska 2003, 70). Das Verso ist hingegen komplett (mit Ausnahme des fortgesetzten Textes des Rectos) in Neuägyptisch.

Bearbeitungsgeschichte

Im Rahmen seiner Untersuchung zu den hieratischen Papyri des British Museum legte A. H. Gardiner im Jahre 1935 eine Erstbearbeitung des Textes vor, nachdem er sich schon vor der Schenkung ans British Museum mit den Chester-Beatty-Papyri beschäftigt hatte. (Gardiner 1935). S. Sauneron übersetzte 1959 einen kleinen Teil des Rectos in seiner Bearbeitung und Interpretation der altägyptischen Traumdeutungen ins Französische (Sauneron 1959, 34–36). 2003 legte K. Szpakowska in ihrer Arbeit zu „Dreams and Nightmares in Ancient Egypt“ eine Neubearbeitung des Rectotextes mit Übersetzung und Kommentierung vor.

Editionen

- Gardiner 1935 I: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. I. Text (London 1935), 7–23.

- Gardiner 1935 II: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. II. Plates (London 1935), Tf. 5–8.

- Szpakowska 2003: K. Szpakowska, Behind closed Eyes. Dreams and Nightmares in Ancient Egypt (Llandysul 2003), 66–122.

Literatur zu den Metadaten

- Bruyère 1929: B. Bruyère, Rapport sur les fouilles de Deir el-Médineh (1928), Fouilles de l'Institut Franҫais d'Archéologie Orientale du Caire 6,2 (Le Caire 1929), Plan I.

- Černý – Posener 1978: J. Černý – G. Posener, Papyrus hiératiques de Deir el-Médineh. I. Nos I–XVII, Documents de Fouilles de l'Institut Franҫais d'Archéologie Orientale du Caire 8 (Le Caire 1978), VIII.

- Hall 1930: H. R. H. Hall, The Chester-Beatty Egyptian Papyri, in: British Museum Quarterly 5,2, 1930, 46–47.
Koenig 1981: Y. Koenig, Notes sur la découverte des Papyrus Chester Beatty, in: Bulletin de l'Institut Franҫais d'Archéologie Orientale 81, 1981, 41–43.
Pestman 1982: P. W. Pestman, Who Were the Owners, in the "Community of Workmen", of the Chester Beatty Papyri, in: R. J. Demarée – J. J. Janssen (Hrsg.), Gleanings from Deir el-Medîna, Egyptologische Uitgaven 1 (Leiden 1982), 155–172.

- Sauneron 1959: S. Sauneron, Les songes et leur interprétation dans l’Égypte ancienne, in: A.-M. Esnoul et al. (Hrsg.), Les songes et leur interprétation. Égypte ancienne –  Babylone – Hittites – Canaan – Israël – Islam – Peuples altaïques – Persans – Kurdes – Inde – Cambodge – Chine – Japon, Sources Orientales 2 (Paris 1959), 17–61, hier: 33–36.

- Weil 1908: A. Weil, Die Veziere des Pharaonenreiches. Chronologisch angeordnet (Leipzig 1908).

Autoren
Dr. Marc Brose
Mitwirkende
Dr. Peter Dils; Dr. Lutz Popko
Autoren (Metadaten)
Dr. Marc Brose

Übersetzung und Kommentar

Recto: Traumbuch

[1,0]1[Wenn2 sich ein Mann im Traum sieht]:

[… … … … … … … … … … …]
[… … …] ihr/sie […].
[… …]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣ das Geben von […] in seine Hand.
[… …: Gut.]3 Das bedeutet […].
[1,15][… …: Gut. … …] sie/es.
[… …: Gut. …] was ihm geschehen ist.
[… …: Gut.] Das bedeutet […] sein […]
[… …: Gut.] ⸢Das bedeutet⸣ […] durch seinen Gott.
[… …: Gut.] Das bedeutet sein […] an Besitz (o.ä.).
[1,20][… …]: Gut. Das bedeutet Reichtümer.
[… …]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣ Unversehrtheit seines Besitzes.
[… …]: Gut. Das bedeutet Lebensmittel.
[… …]: Gut. Das bedeutet Dinge, [mit] ⸢denen⸣ er den ⸢Mund⸣ füllen kann.
[… …] Gut. [Das bedeutet] das Entfernen des Kummers/der Sorge ⸢von ihm⸣.
[… …]

[2,0][Wenn sich] ein Mann im Traum [sieht],

indem ⸢sein Mund⸣ aufgerissen ist: Gut. Das bedeutet eine Sache/Angelegenheit mit Furcht in seinem Herzen: Der Gott wird sie zerbrechen.
indem er Früchte von Erdmandeln isst: Gut. (Das bedeutet) die Leitung über seine Stadtbewohner.
[indem er] einen Kranich [erblickt (?)]: Gut. Das bedeutet Wohlergehen.
(und) Honig, indem er dessen (= des Honiggefäßes) Spitze umhüllt hat: Gut. Das bedeutet das […] von Besitztümern für ihn durch seinen Gott.
[2,5](indem) seine [Stadtbewohn]er [um ihn] herumlaufen: [Gut.] Das bedeutet […].
[indem er] Lotusblättern kaut: [Gut.] Das bedeutet Dinge, an denen sich sein Herz erfreut.
indem er auf eine Zielscheibe schießt: [Gut]. Das bedeutet, dass ihm eine gute [Sache] geschehen wird.
[indem] ihm Kupfer gegeben wird, mit […]: [Gut. Das bedeutet] Dinge, durch die er erhöht werden wird.
[indem er] seine Frau gegenüber einem (anderen) verheirateten Mann [erwäh]nt (?): Gut. Das bedeutet, dass das Böse, das ihn befallen hat, weichen wird.
[2,10][…] sein […]: Gut. […] großer […].
indem sein Phallus groß ist: Gut. Das bedeutet eine Vielzahl seines Eigentums.
indem er […] einen Bogen mit [seiner] Hand: Gut. Ihm wird ein hohes Amt gegeben werden.
indem er (durch) einen Feind/gewaltsam (?)4 stirbt: Gut. Das bedeutet Leben nach dem [Tode] seines ⸢Vaters⸣.
indem er den oberen (= höchsten?) Gott sieht: Gut. Das bedeutet ⸢viele⸣ Nahrungsmittel.
[2,15]indem er eine Schlange sieht […]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣ Nahrungsmittel.
indem eindringt […] sein […]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣ das Vernichten (d.h. Ungeschehenmachen) einer (Rechts-)Sache.
indem er [---] Bier t[rinkt]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣ „Ausfließen“ (?)5 seines Herzens (d.h. seiner Emotionen?).
indem […]: Gut. Viele Nahrungsmittel werden ihm zuteil werden.
indem er vermindert (?) […]: Gut. ⸢Das bedeutet⸣, dass die Verminderung [seiner Gelüste (?)] fortdauern wird.
[2,20]indem sein Mund gefüllt ist mit Erde: Gut. Essen seiner Stadtbewohner (d.h. seine Stadtbewohner werden genug zu Essen haben?).6
indem er Eselsfleisch isst: Gut. Das bedeutet, dass er groß wird.
indem er Krododilfleisch isst: Gut. Das [bedeutet] das Essen von der Habe eines Beamten.
auf einer ausgewachsenen Sykomore: Gut. Das bedeutet seine Verminderung von […].
indem er in ein Fenster ⸢blickt⸣: Gut. Sein Ruf wird von seinem Gott erhört werden.
[2,25]indem ihm ein Huldigungsgeschenk gegeben worden ist: Gut. Das bedeutet, dass sein Rufen erhört werden wird.
indem er (sich) auf einem Dach sieht: Gut. Das bedeutet das Finden von Besitztümern.

[3,0]Wenn ein Mann sich ⸢im⸣ [Traum] sieht,

indem er [zum Fluss (?) hinabgeht (?)]:7 Gut. Das bedeutet, dass der Weg sich für ihn neigt.
indem ⸢er⸣ Trauer sieht: Gut. (Das bedeutet) Größe seines Besitzes.
nachdem sein Haar lang gewachsen ist: Gut. Das bedeutet Dinge, über die sich sein Gesicht aufhellt.
indem ihm Weißbrot gegeben wird: Gut. Das bedeutet Dinge, [über] ⸢die sich sein Gesicht⸣ aufhellen wird.
[3,5]indem er Wein trinkt: Gut. Das bedeutet leben in Rechtschaffenheit.
indem er nordwärts segelt: Gut. (Das bedeutet) Verknoten seines […].
indem er mit seiner Mutter, indem sie Flüssigkeit absondert (?) (d.h. sie ist sexuell erregt?),8 kopuliert: Gut. (Seine) Sippe wird sich ihm anschließen.
indem er mit seiner Schwester kopuliert: Gut. Das bedeutet, dass ihm Besitz zugewiesen wird.
auf einer Dumpalme: Gut. Das bedeutet eine Herzensfreude, die sein Ka (ihm) bereitet hat.
[3,10]indem er […] zu (?) langen Fingern: Gut. Das bedeutet, dass er mit einem Auftrag versehen wird durch seinen Gott.
indem er Leute mit Hieben [schlägt (?)]:9 Gut. Das bedeutet Dinge, […] (zu) ihm/für ihn.
indem er ein šsr-Tier (e. Affe?)10 bei sich sieht: Gut. Sein […] wird […] festmachen ⸢in⸣ seinem Herzen.
indem er ein ⸢totes Rind⸣ sieht: Gut. Das bedeutet das Sehen […] seiner Feinde.
indem er sieht […]: Gut. […] sein […], indem er/es zu Fall gebracht ist.
[3,15]indem ein (weiterer) Mann […] eine bedeutende Nachricht: Gut. Groß/Viel […] sein […] seine […].
indem eine Frau […]: Gut. Sie (?) […] gegen (?) eine Ehefrau durch [ihren (?)] Mann.
indem ihm ein Kopf gegeben wird: Gut. (Das bedeutet), dass sich sein Mund zum Sprechen öff[nen] wird.
[… … … …]
indem er bindet […] einen Esel: [Gut. … …].
[3,20]auf einer großen Unterlage (o.ä.): [Gut. … …].
indem er heraufsteigt [auf] einer Treppe, indem er ..[.] (?): [Gut. … …].
indem [ihm ein Flagellum (?)]11 gegeben wird: [Gut. … …] sein […]
[… … … …]
indem er kopuliert […: Gut. … …].
[3,25][… … … …].

[4,0][Wenn sich] ein Mann im ⸢Traum⸣ sieht,

[indem er] eine Schlange tötet: Gut. Das bedeutet „Töten“ einer (Rechts-)Sache (gegen ihn).
[indem er] sein Gesicht als (das) eines Leoparden/Panthers ⸢sieht⸣: Gut. (Das bedeutet) Ausführen (der Stellung) eines Vorgesetzten.
[indem er] den Großen Kater ⸢sieht⸣: Gut. Das bedeutet, dass [ihm] eine reiche Ernte zu Teil werden wird.
[indem er] Wein trinkt: Gut. (Das bedeutet), dass er den Mund zum Sprechen wird öffnen können.
[4,5][indem er] wütende Leute in der Nacht fesselt: Gut. (Das bedeutet) das Wegnehmen eines Anspruches seiner Gegner.
[indem er] in einer Fähre überfährt: Gut. Das bedeutet hervorgehen (als Sieger) aus jeder ⸢(Rechts-)Sache⸣.
[indem er] auf einer Sykomore sitzt: Gut. (Das bedeutet) das Vertreiben alles Bösen von ihm.
[indem er] ein Rind tötet: Gut. (Das bedeutet), dass seine ⸢Feinde⸣ getötet werden.
[indem er] (sich) in [Bus]iris sieht: Gut. (Das bedeutet) das Erreichen eines hohen Alters.
[4,10][indem er] Datteln ⸢durchseiht⸣: Gut. Das bedeutet das Auffinden von ⸢Lebensmitteln⸣.
indem er einen Mastbaum besteigt: Gut. Er wird erhöht werden durch seinen Gott.
indem er seine Kleider zerreißt: Gut. Er wird sich ⸢von⸣ allem Schlechten befreien.
indem er sich tot sieht: Gut. Eine lange Lebenszeit (liegt) vor ihm.
indem er sich selbst die Füße fesselt: Gut. Das bedeutet ⸢Wohnen(bleiben)⸣ unter seinen Stadtbewohnern (= Mitbürgen).
[4,15]indem er von einer Mauer fällt. Gut. Das bedeutet (als Sieger) hervorgehen aus einer (Rechts-)Sache.
indem er ⸢ein Rind⸣ von seiner Hand tötet: Gut. (Das bedeutet), dass sein Kampfgenosse/Gegner getötet wird.
indem er ⸢Krüge⸣ voller Wasser bringt: [Gut]. (Das bedeutet) das Finden eines Lebens voller Überfluss in seinem Haus.
indem er auf ⸢eine Palette⸣ schreibt: [Gut]. ⸢Der Mann⸣ wird sich in seinem Amt etablieren.
indem er Kräuter des Feldes sieht: [Gut]. (Das bedeutet) das Finden der Nahrungsmittel seines Vaters (oder: von Nahrungsmitteln für seinen Vater).
[4,20]indem er Datteln [pflück]t (?): Gut. Das bedeutet das Auffinden von Lebensmitteln [von] (der Art, wie sie) sein Gott gibt.
indem er Emmer auf dem Feld anbaut: Gut. (Das bedeutet) ihm [__] von Besitz in/an/aus (?) […].
indem ihm Nahrungsmittel aus dem Tempel gegeben werden: Gut. (Das bedeutet), dass ihm Leben zugewiesen wird durch seinen Gott.
[indem er auf] einem Schiff dahinsegelt: Gut. Das bedeutet Wohnen(bleiben) ⸢unter⸣ seinen Stadtbewohnern (= Mitbürgern).
[indem er] Knochen […]: Gut. Das bedeutet das Auffinden von Speisen des Palastes.
[4,25][… …]: Gut. (Das bedeutet) das Vererben/Überweisen 〈von … (?)〉 an ihn durch seinen [Vater(?)].

[5,0]Wenn sich ein Mann im ⸢Traum⸣ sieht,

[indem er] ⸢Flachs⸣ auf dem Feld […]: Gut. (Das bedeutet), dass ihm […] gegeben wird.
[indem er … auf (?)] dem Fluss: Gut. (Das bedeutet), dass sein Ruf erhört werden wird durch seinen Gott.
⸢indem er⸣ Blut [trinkt]: Gut. (Das bedeutet, dass) seinen Feinden ein Ende bereitet werden wird.
[indem er] Milch [trinkt]: Gut. Viele Speisen werden ihm zuteilwerden.
[5,5][indem er] seinen Urin [trinkt]: Gut. (Das bedeutet) Leben (lit. Essen) von den Dingen seines Sohnes.
[indem …] ihm (?) Silber und Gold: Gut. (Das bedeutet) viele Speisen aus dem Palast.
indem er […] an seinen Finger: Gut. Das bedeutet, dass ihm sein Vieh gegeben wird.
indem er ⸢Stein⸣ […]: Gut. Das bedeutet, dass ihm Besitz/etwas gegeben wird.
indem er ⸢aus⸣ einer Papyrusrolle ⸢vorliest⸣: Gut. Der Mann wird sich in seinem Haus etablieren.
[5,10]indem er ein Nilpferweibchen schlachtet: Gut. (Das bedeutet) viele ⸢Speisen⸣ aus dem Palast.
indem er ⸢ein Krokodil⸣ […]: Gut. Das bedeutet das Handeln [als sr-Beamter] (d.h. Beförderung in dieses Amt!).
[indem er einen Esel (?) …]: Gut. (Das bedeutet) Essen/Leben von [den Speisen] des Palastes.
indem er [in] einem sonnig warmen Garten sitzt: Gut. Das bedeutet Vergnügen.
indem er eine Mauer einreißt: Gut. Das bedeutet ⸢Reinigung⸣ vom Übel.
[5,15][indem er] Kot isst: Gut. (Das bedeutet) Leben (lit. Essen) von seiner [Habe] in seinem Haus.
indem er eine Kuh begattet: Gut. (Das bedeutet) einen schönen Tag/Festtag zuzubringen in seinem Hause.
indem er [Fleisch] eines Krokodils isst: Gut. (Das bedeutet), dass (er) als sr-Beamter agieren/gelten wird innerhalb seiner Leute.
indem er geradeaus [im (?)] Wasser (schwimmt?): Gut. Das bedeutet Wohlergehen.
indem er ⸢im Fl⸣uss versinkt: Gut. Das bedeutet Reinigung von allem Übel.
[5,20]indem er auf dem Erdboden/Fußboden schläft: Gut. (Das bedeutet) Verzehr seines Eigentums.
[indem er] Erdmandeln ⸢sieht⸣: [Gut.] (Das bedeutet) das Finden eines guten Lebens.
[indem er den Mon]d [sieht], wenn er aufgeht: Gut. (Das bedeutet), dass ihm Gnade zuteil werden wird von Seiten seines Gottes.
[indem er] sich verhüllt […]: Gut. (Das bedeutet) das ⸢Vertreib⸣en seiner Feinde in seiner Gegenwart.
indem er fällt(?) […]: Gut. Das bedeutet Wohlergehen.
[5,25]indem er Holz sägt: [Gut.] Seine Feinde sind tot.

[6,0]Wenn sich ein Mann im Traum sieht,

indem er einen alten Mann zu Grabe trägt: Gut. Das bedeutet Wohlergehen.
indem er Gemüse anbaut: Gut. Das bedeutet Finden von Lebensunterhalt.
indem er Vieh eintreten lässt: Gut. (Das bedeutet) die Versorgung der Leute für ihn durch seinen Gott.
indem er einen Stein in seinem Haus bearbeitet: Gut. Der Mann wird sich in seinem Haus etablieren.
[6,5]indem er seine Kleider zu Boden wirft: Gut. Das bedeutet Hervorgehen (als Sieger) aus einer (Rechts-)Sache.
indem er ein Schiff (mit dem Seil) zieht: Gut. Er wird wohlbehalten in seinem Haus (= Grab?) ankommen (lit. anlanden).
indem er Getreide auf der Tenne drischt: Gut. (Das bedeutet), dass ihm Leben(sunterhalt) in seinem Haus (oder: in sein Haus) gegeben wird.
indem er Weintrauben isst: Gut. (Das bedeutet), dass ihm sein eigener Besitz gegeben werden wird.
indem er Gurke[n] pflanzt: Gut. (Das bedeutet), dass ihm ein gutes Leben von der Art, wie es sein Gott gibt, gegeben wird.
[6,10]indem er auf eine Stele (?) […] schreibt: Gut. Er wird seine Lebenszeit als vollkommen ansehen.
indem er lebendige […] begräbt: Gut. Das bedeutet Wohlergehen (und) Leben.
indem er ein [geken]tertes […] auftrennt: Gut. (Das bedeutet), dass ihm seine Ehefrau (= eine Ehefrau für ihn) gegeben werden wird.
indem er […] fesselt/bindet: Gut. (Das bedeutet), dass ihm zu guter Letzt sein Haus gegeben werden wird.
indem er eine herrschaftliche Lotusblüte sieht: Gut. Das bedeutet Wohlbefinden.
[6,15]indem er […] plündert: Gut. Das bedeutet Dinge, durch [die] er satt werden wird.
indem er […]  isst: Gut. Das bedeutet, dass ihm Versorgung zuteilwerden wird.
indem er […] kaut: Gut. Das bedeutet, dass ihm Besitz/etwas entstehen wird.
indem er Gerste und [Emmer …] ⸢für (?)⸣ die Verstorbenen (lit. „die-dort-sind“) sieht: Gut. Das bedeutet seinen Schutz von Seiten seines Gottes.
indem er sich schwach sieht: Gut. Das bedeutet, dass der Mann ⸢seine⸣ Feinde [tot(?)]12 vorfinden wird.
[6,20]indem ihm Malachit und ..[..] gegeben werden: Gut. [Das bedeutet] Wohlergehen.
indem er den [Gott (?)]13 preist: Gut. Er wird gerechtfertigt sein bei seinem Gott.
indem ihm Speisen (und?) […] gegeben werden: Gut. Das bedeutet, dass sein Haus mit Besitz ausgestattet (lit. verknüpft) werden wird.
〈indem er〉 er wehklagt über [..]. auf Erden: Gut. Das bedeutet, dass sein [Bes]⸢itz⸣ groß sein wird.
indem er Asiaten sieht: Gut. Die Liebe seines Vaters und seiner Mutter wird auf ihn gerichtet sein (lit. auf ihn kommen).
[6,25]indem er sich sieht mit einem, der größer ist als er: Gut. Das bedeutet seine Erhöhung durch seinen Ka.

[7,0]Wenn sich ⸢ein Mann⸣ im Traum sieht,

indem er in den Tempel einer weiblichen Gottheit eintritt: Schlecht: Sein […] wird […].
indem er geritzte (= reife) Sykomorenfrüchte isst: Schlecht. Das bedeutet Schmerzen.
indem er ein ẖḏrj.t-Tier (Wüstenspringmaus?) begattet: Schlecht. (Das bedeutet) die Anstrengung/Durchführung eines (Gerichts-)Verfahrens gegen ihn.
indem er warmes Bier trinkt: Schlecht. Das bedeutet, dass ihm Schmerzen (lit. Schmerzstoffe) entstehen werden.
[7,5]indem er Rindfleisch isst: Gut. Das bedeutet, dass ihm Besitz/etwas entstehen wird.
indem er Gurken/Chaten (o.ä.) verzehrt: Schlecht. Das bedeutet, dass ihm eine (Rechts-)Sache gegen ihn entstehen wird.
indem er zu einem Ruheplatz geht: Schlecht. Das bedeutet, dass das Aufkommen einer (Rechts-)Sache gegen ihn entstehen wird.
indem er einen ausgenommenen Wels isst: Schlecht. (Das bedeutet), dass er vom Krokodil geschnappt werden wird.
indem er eine ḏꜣjs-Pflanze kaut: Schlecht. Das bedeutet ein (negatives) Gerichtsurteil.
[7,10]indem er einen seiner Unterschenkel ergreift: Schlecht. (Das bedeutet) ein Verfahren gegen ihn durch die Toten.
indem er sein Gesicht in einem Spiegel sieht: Schlecht. Das bedeutet eine andere Ehefrau.
indem der Gott für ihn seine Tränen entfernt: Schlecht. Das bedeutet Kampf.
indem er sich sieht mit Schmerzen an seiner Seite: Schlecht. (Das bedeutet), dass ihm etwas weggenommen werden wird.
indem er heißes Fleisch isst: Schlecht. Das bedeutet die Nichtrechtfertigung.
[7,15]indem er mit weißen Sandalen beschuht ist: Schlecht. Das bedeutet „Schlagen des Landes“ (= Verbannung/Exil?).14
indem er seinen Abscheu isst: Schlecht. Das bedeutet, dass der Mann seinen Abscheu essen wird, ohne dass er es mitbekommt (lit. indem er es nicht weiß).
indem er mit einer Frau schläft: Schlecht. Das bedeutet Trauer.
indem er von einem Windhund gebissen wird: Schlecht. (Das bedeutet), dass ihm ein Zauber anhaften wird.
indem er von einer Schlange gebissen werden wird: Schlecht. Das bedeutet, dass eine (Rechts-)Sache gegen ihn entstehen wird.
[7,20]indem er Korn abmisst: Schlecht. Das bedeutet, dass eine (Rechts-)Sache gegen ihn entstehen wird.
indem er auf eine Papyrusrolle schreibt: Schlecht. (Das bedeutet) das Aufzählen seiner Vergehen durch seinen Gott.
indem er sein Haus baut: Schlecht. [Das bedeutet], dass ⸢er⸣ krank werden wird.
indem eine Beschwörung durch einen anderen gegen ihn vollzogen wird: Schlecht. Das bedeutet Trauer.
indem er das Steuerruder in einem Schiff führt: Schlecht. Was irgendeine ⸢(Rechts)sache⸣ von ihm angeht: Er wird nicht gerechtfertigt sein (d.h. er wird sie nicht gewinnen/er wird nichts als unschuldig erachtet werden).
[7,25]indem ein Feuer an seinem Bett ausbricht: Schlecht. Das bedeutet, dass seine Ehefrau vertrieben werden wird.
indem er einen Faden herstellt: Schlecht. Das bedeutet, dass er herausgefordert werden wird.
indem er sich sticht an einem Dorn: Schlecht. Das bedeutet das Erzählen von Lügen.
indem 〈er〉 den Fang von Vögeln beobachtet: Schlecht. Das bedeutet, dass sein Besitz (oder: etwas von ihm) weggenommen wird.

[8,0]Wenn sich ein Mann im Traum sieht,

[… …]: Schlecht. [… …].
indem er seinen Phallus steif sieht: Schlecht. (Das bedeutet) Sieg seiner Feinde.
indem er nordwärts segelt: Schlecht. Das bedeutet ein Leben in Eile/Hast.
indem ihm eine Harfe gegeben wird: Schlecht. Das bedeutet eine Sache, durch die es ihm übel ergehen wird.
[8,5]indem er in einen tiefen Brunnen blickt: Schlecht. Er wird ins Gefängnis gesteckt werden.
indem ein Feuer gegen ihn hervorkommt: Schlecht. (Das bedeutet) das Ausführen seiner Tötung (lit. seines Gemetzels) (d.h. er wird getötet werden).
indem er die Nägel seiner Finger entfernt: Schlecht. (Das bedeutet) das Fortnehmen der Erzeugnisse seiner Hände.
indem er Töpfe füllt (?):15 Schlecht. Das bedeutet, dass er leiden wird.
indem er Flügel von sich streckt: Schlecht. Er wird nicht gerechtfertigt sein bei seinem Gott.
[8,10]indem er ein Milanweibchen begattet: Schlecht. Das bedeutet, dass ihm etwas geraubt werden wird.
indem er einen Strauß sieht: Schlecht. Eine Verletzung wird ihm entstehen.
indem seine Zähne unter ihn gefallen sind: Schlecht. Das bedeutet, dass ein Mann von seinen Untergebenen sterben wird.
indem er einen Zwerg sieht: Schlecht. (Das bedeutet) die Wegnahme der Hälfte seines Lebens (d.h. seiner Lebenszeit).
indem er auf/in die südliche Gerichtsbehörde fällt: Schlecht. (Das bedeutet) seine Entfernung aus seinem Amt.
[8,15]indem er 〈mit〉 einem Weiden(stock) geschlagen wird: Schlecht. Das bedeutet, dass Verzagen hervorkommen wird, wenn er stirbt.
indem er einen Hof mit durchnässten Kleidern betreten hat: Schlecht. Das bedeutet Kampf.
indem er sich die unteren Gliedmaßen rasiert: Schlecht. Das bedeutet Trauer/Verzagen.
indem er Steine bricht: Schlecht. Das bedeutet, dass sein Gott blind ihm gegenüber ist.
indem er Kupfer schmilzt: Schlecht. Das bedeutet „Schlagen des Landes“ (= Verbannung/Exil?).16
[8,20]
indem er Rinder mästet: Schlecht. (Das bedeutet) „Schlagen des Landes“ (= Verbannung/Exil?).
indem er sein Haus verschließt: Schlecht. Das bedeutet ⸢Zurückweisung⸣.
indem er Vögel in einer Falle fängt: Schlecht. [Das bedeutet], dass sein Besitz verloren gehen (lit. leer werden) wird.
indem er eine Sykomore ritzt: Schlecht. Das bedeutet Leiden an einer Krankheit des Herzens für/gegen ihn.
indem er sein Haus baut: Schlecht. (Das bedeutet) die Anstrengung einer (Rechts-)Sache gegen ihn.
[8,25]indem er Sachen des Tem[pels] trägt: Schlecht. (Das bedeutet) Wegnahme seines Besitzes direkt vor ihm.
indem er Weihrauch [auf] ein Feuer gibt für einen Gott: Schlecht. Die Ba-Macht des Gottes wird gegen ihn sein.
indem er Holz ins Wasser wirft: Schlecht. (Das bedeutet) Bringen von Leid/Kummer in sein Haus.

[9,0]Wenn sich ein Mann im Traum sieht,

⸢indem er⸣ […] ⸢einen Stuhl⸣ in sein/seinem Schiff: Schlecht. Das bedeutet ⸢Scheidung⸣ von seiner Ehefrau.
indem er zum sr-Beamten befördert wird: Schlecht. Der Tod steht ihm kurz bevor (lit. ist nahe herangetreten).
〈indem er〉 sich ein Kleidungsstück der Asiaten anlegt: Schlecht. (Das bedeutet) seine Vertreibung aus seinem Amt.
indem er Menschen in der Ferne sieht: Schlecht. Sein Tod ist nahe.
[9,5]indem er ein Ei isst: Schlecht. (Das bedeutet) irreversible17 Wegnahme seines Besitzes
indem er sich mit Öl einsalbt: Schlecht. (Das bedeutet) Wegnahme seiner Leute von ihm.
indem er einen Streitwagen anschirrt: Schlecht. (Das bedeutet) eine eilige (Rechts-)Sache gegen ihn selbst.
indem er den Himmel regnen sieht: Schlecht. Eine (Rechts-)Sache ist gegen ihn gekommen.
indem er die Vulva/Scheide einer Frau sieht: Schlecht. (Das bedeutet) das äußerste Unglück gegen/für ihn.
[9,10]indem er sein eigenes Hinterteil entblößt: Schlecht. Er wird am Ende verarmt sein/zu einer Waise werden.
indem er Feigen und Weintrauben isst: Schlecht. Das bedeutet Krankheit.
indem er Wein auspresst: Schlecht. (Das bedeutet) Fortnahme seines Besitzes.
indem er sein Haus mit Ocker verputzt: Schlecht. Das bedeutet Wegnahme seiner Leute.
indem er sein Gesicht zum Erdboden richtet: Schlecht. (Das bedeutet) dass etwas von ihm eingefordert wird von den Toten.
[9,15]indem er ein loderndes Feuer sieht: Schlecht. (Das bedeutet) Wegnahme seines Sohnes oder seines Bruders.
indem er ein Schwein begattet: Schlecht. (Das bedeutet) Totalverlust seines Besitzes.
indem er in einem Schiffsbauch sitzt: Schlecht. (Das bedeutet) Herausnahme seines eigenen Herzens.
indem er Blut trinkt: Schlecht. Kampf steht im bevor.18
indem er (seine) Haare schneidet: Schlecht. (Das bedeutet) Wegnahme von Sachen/Besitz aus seinem Haus.
[9,20]indem er sein Gesicht im Wasser sieht: Schlecht. (Das bedeutet) Verbringen von Zeit in einem anderen Leben.
indem er […] webt: Schlecht. (Das bedeutet) Fortnahme seines Besitzes.
indem er mit seiner Frau im Sonnenlicht schläft: Schlecht. (Das bedeutet) das Sehen seiner Vergehen durch seinen Gott.
indem er Bier durchseiht in seinem Haus: Schlecht. Das bedeutet Fernhalten (oder: Rauswurf?) ⸢aus⸣ seinem Haus.
indem er Gerste und Emmer zerstößt: Schlecht. (Das bedeutet) Suchen/Einfordern von […] bei ihm.
[9,25]indem er sich ein Haus baut: Schlecht. Eine schmerzliche Angelegenheit (oder: Rechtssache) steht ihm bevor.
indem er einen Gottesstab mit seiner Hand ergreift: Schlecht. (Das bedeutet) das Finden der von ihm (begangenen) Vergehen durch seinen Gott.
indem er einen Affen hütet: Schlecht. Eine Umwälzung steht ihm bevor.
indem er Mäuse vom Feld mitbringt: Schlecht. (Seinem) Herzen ergeht es übel.

[10,0]⸢Wenn⸣ sich ein Mann im Traum sieht,

indem er nordwärts segelt: Schlecht. Eine (Rechts-)Sache ist stark (d.h. heftig?).
indem er Fayence isst: Schlecht. Eine (Rechts-)Sache ist fest (d.h. nachdrücklich belastend?).
indem er eine Festhalle errichtet: Schlecht. (Das bedeutet) ans Licht Bringen seiner Vergehen.
indem er Ziegen (lit. kleines Kleinvieh) hütet: Schlecht. (Das bedeutet) zugrunde Gehen seines Besitzes.
[10,5]indem er Korn mit einem Oipe-Maß/in Oipen abmisst: Schlecht. Das bedeutet Überlaufen (d.h. Auslaufen/Fortfließen) seines Lebensunterhalts.
indem er Rindfleisch isst: Schlecht. Kampf steht ihm bevor.
indem er das Löschen (eines Feuers) 〈mit〉 Wasser19 sieht: Schlecht. (Das bedeutet) das Ende seines Besitzes.
indem er Bier in ein Gefäß gibt: Schlecht. (Das bedeutet) Wegnahme von Besitz/etwas aus seinem Haus.
indem er ein Gefäß mit seinen Füßen zerbricht: Schlecht. Das bedeutet Kampf.

[10,10]Zu sprechen seitens eines Mannes, wenn er erwacht an seinem Platz: „Komm zu mir, komm zu mir, (meine) Mutter ⸢Isis⸣! Siehe, ich blicke auf das, was fern von mir war, als etwas, das sich an mich angeheftet hat/(nun) an mir anhaftet.“20 (Isis spricht:) „Hier bin ich, mein Sohn Horus! Komm nicht hervor unter (dem Eindruck) dessen, was du gesehen hast. Deine Taubheit nach dem Traum möge aufhören. Feuer möge hervorkommen gegen das, was dich in Furcht versetzt. Siehe, ich bin gekommen, dass ich dich sehe, dass ich dein Übel vertreibe, dass ich alles Böse beseitige.“ (Horus = der Mann spricht:) „Sei gegrüßt, (du) schöner Traum, der des Nachts (und) [10,15]am Tage gesehen wird. Vertrieben sei alles Böse und das Übel, das Seth, Sohn der Nut, begangen hat. So wie Re gegenüber seinen Feinden gerechtfertigt ist, so werde ich gegenüber meinen Feinden gerechtfertigt sein.“

Dieser Spruch werde rezitiert von einem Mann, wenn er aufwacht an seinem Platz. Man lege ihm pzn-Brote vor, und einige frische Kräuter, die gewässert (d.h. versetzt) sind mit Bier und Myrrhe. Man wische das Gesicht des Mannes damit ab. (Dies bewirkt) Vertreibung jedes bösen Traumes, ⸢den er gesehen⸣ hat.

[10,20]Nachträgliches Kolophon21

Es hat angefertigt der Schreiber Amunnacht, Sohn des Chaiemnun, Bruder des Handwerkers Neferhotep, Bruder des Handwerkers Qenchepeschef, Bruder des Schreiber Pama[…].
Es hat angefertigt der Schreiber Amunnacht.

[11,1]Fortsetzung des Traumbuches22

Markierungen/Zeichen23 [… … … … … …] ⸢in seiner Höhe⸣. Seine Lebenszeigt beträgt […] Jahre […].

Was einen Mann betrifft [… … … …] seine ⸢Lebenszeit⸣ beträgt 84 Jahre. ⸢Der Gott⸣, [der ihn ihm ist], ist ⸢Seth⸣.

Was einen einzelnen Mann betrifft, der groß (?) [in (?) … … ist, seine Lebenszeit] beträgt 60 Jahre. Der Gott, der in ihm ist, ist Seth.

Was [einen Mann betrifft … …], er ist [ein Mann] aus dem einfachen Volk. Das Achselhaar (und?) ..[. …] mit/in Blut. Er stirbt an dem Zustand [des … …]. Der Feind (lit. Gefallene) (?) […], die Sehnen (o.ä.) sind gebogen, das Haar […] [11,5]Bereich der Grenzwache (?).

Was einen roten Mann betrifft [… …] ein Tuch/eine Binde für sein Kinn, ein Tuch/eine Binde für das Haar seiner Augenbrauen […]. Das bedeutet, dass er [...] ist am Herzen (o.ä.) am Tage des Richtens […], indem er (?) blind ist in seinem Herzen. Wenn er Bier ⸢trinkt⸣, so trinkt er [… Wü]ten (?),24 indem (?) das Rote des weißen Auges erschienen ist in seinem Leib.25 Das bedeutet, dieser Gott, ⸢er⸣ (= der Mann) trinkt dessen (= des Gottes) Abscheu (oder: dessen Tabu). Er ist der Liebling der Frauen weil [… …] weil er sie so sehr liebt. Er ist ein wahrer Königsbekannter, ein Versorgter mit Speisen (lit.: einer, der unter Speisen ist). Er ist ein Mann aus dem ⸢einfachen Volk⸣. Seine Lebenszeit gehört dem Seth. [… …] Königspalast. Er wird nicht herabgehen zum Westen, sondern er wird gegeben zu […] die Vernichtungsstätte(?)/die Vernichtung(?)/der Vernichter(?).26

Was einen betrunkenen Mann betrifft, der herumbrüllt […] … (?), [11,10]Verleumdungen, Böses, Schlechtigkeiten. [Er] tinkt [Bier(?)], um Aufruhr und Tumult ⸢hervorzurufen⸣ [… …] wird ihm selbst gegeben. Dann empfängt er Kriegswaffen [… …] vor ihm. Ein Nilpferd ..[. …], nachdem er (wieder) zu Verstand gekommen ist am zweiten Tag. Dann wird er werden/entstehen auf (?) […] so dass sie eine Teilung (?) der Unreinheit vornehmen (?) […] eine […]. Nicht wird er eine verheiratete Frau (lit. Ehefrau eines Mannes) unterscheiden von […] essen27 von [… … …]. Was jede Frau betrifft, er bietet ihr Trotz, indem er sogleich (lit. stehend) ⸢legt/wirft⸣ [… … … … …]. [11,15]Es ist ein Gemetzel, was bei ihm erschienen ist. Er wird (jetzt) zur Unterwelt gegeben [… … …]. [… … se]hen wie Asiaten. Seine rote Färbung ist ⸢wie⸣ [… … … … … Tu]mult, um zu zerbrechen die Töpfe, zu zerhacken [… … … … …]. […] ist bei ihm deswegen (?), nachdem der Besitz geteilt wurden ist (?). (Von) jeder […] wird gesagt (?), dass (?) zufrieden ist (?) [… … … … …].

Beginn der Träume der Gefolgsleute des Seth:

Wenn28 sich ein Mann im Traum sieht,

[11,20]indem ihm ein Ziegenbock gegeben wird, der in seine Einzelteile zerlegt worden ist: Gut. [… …].
indem er auf einem Erdhügel steht, ein Was-Zepter in seiner Hand: [… …].
indem er hinter einen/nach einem Ziegenstall geht: [… …].
indem er Heu ins Wasser wirft: [… …].

1 Jeder Kolumne von rt. 1-10 ist der gleiche Eingangssatz jr mꜣꜣ sw z m rs.wt in vertikaler Ausführung vorangestellt. Da Gardiner, Hieratic Papyri diese Passus jeweils nicht in seiner Zeilenzählung berücksichtigt hat, werden sie hier als Z.0, d.h. rt. 1.0 usw. gezählt. Vollständig erhalten ist der Eingangssatz in Kol. 6, und 9, in den anderen ist immer ein Teil oder wenigstens ein Zeichen zerstört. Er ist, nach den erhaltenen Passagen zu urteilen, im Wortlaut immer identisch (und zumeist auch identisch geschrieben). Danach wird hier jeweils die Ergänzung der zerstörten Stellen vorgenommen (so auch von Gardiner, Hieratic Papyri II, pls. 5-8).

2
Alle Ergänzungen im Text richten sich, wenn nicht gesondert kommentiert, nach Gardiner, Hieratic Papyri I, 11-19, II, pls. 5-8. Übersetzungen der anderen Autoren werden nur dann eigens kommentiert, wenn sie auffällig von der von Gardiner abweichen.

3
Da alle Einträge dieser Kolumne die Bewertung nfr „Gut.“ aufweisen, wurde es ab hier jeweils dort ergänzt, wo es nicht erhalten ist, um eine bessere Binnengliederung der Zeilen zu erhalten.

4
Die Übersetzung folgt Gardiner, Hieratic Papyri I, 12 mit Anm. 3, ist aber nur geraten. Er verbindet es mit ḏꜣy „Widersacher“. Szpakowska, Behind Closed Eyes, 80 übersetzt stattdessen mit „(dying from a) back wound(?)“, mit Verweis auf ḏꜣj „[Wort in unklarem Zusammenhang]“ (Wb V, 519.4; WCN 181800), das zweimal in zerstörten Kontexten belegt ist, weil es das gleiche Determinativ (= das „schlechte Paket“; Gardiner Sign-List Aa2) aufweist.

5
Die hier vorgeschlagene Ausdeutung der Übersetzung dieser Gruppe stammt von Szpakowska, Behind Closed Eyes, 81, ist aber wegen der unklaren Bedeutung von nḏꜣḏꜣ nur tentativ geschehen.

6
Diese Gruppe ist in ihrer Ausdeuting ambivalent. Szpakowska, Behind Closed Eyes, 82 bevorzugt hier die wörtliche Ausdeutung: „(it means) eating (off) his fellow citizens.“ Gardiner, Hieratic Papyri I, 12 ging davon aus, dass der Mann die Nahrungsmittel seiner Mitbewohner zum Verzehr erhält/gewinnt: „eating (the possessions) of his townfolks“, ähnlich Bresciani, L’Égypte du rêve, 70: „Cela signifie qu’il nourrira (enrichira de biens) ses concitoyens“. Leitz, Traumdeutung, 237 geht davon aus, dass die Stadtbewohner genug zu Essen erhalten: „Essen seiner Stadtbewohner (d.h. sie haben genug zu leben).“

7
Die Ergänzung von jtr.w erfolgte, wie von Gardiner, Hieratic Papyri I, 12 Anm. 8 vorgeschlagen, nach Kol. rt. 5,19. Die anderen an dieser Stelle stehenden Wörter hrp m schloss er hier jedoch als „scarcely“ aus. Die Ergänzung h[ꜣi̯ r] erfolgte nach Leitz, Traumdeutung, 237, der vorbehaltlich: „indem er [zum] Wasser herab[geht]“ übersetzte (wobei er mw statt jtr.w las).

8
Das Wort ist nicht identifizierbar. Der Lexemkörper ist logographisch mit dem Zeichen D53 („ejakulierender Phallus“) geschrieben, es folgt die Gruppe tj + Schilfblatt für die Endung des Pseudopartizips. Die Übersetzung hier richtet sich nach Szpakowska, Behind Closed Eyes, 84: „copulating with his mother who is issuing fluid (?)“. Leitz, Traumdeutung, 237 hat dagegen: „indem er seine leibliche (?) Mutter begattet“, d.h. er dachte möglicherweise an eine spezielle, dem Kontext angepasste Schreibung für mtj „recht; legitim“.

9
Trotz der Bedenken, die Gardiner, Hieratic Papyri II, pl. 5 Anm. 3.11 äußert, sprechen die erhaltenen Reste für die Ergänzung von ḥwi̯ „schlagen“, wie er es selbst vorschlägt.

10
Nach dem Determinativ (F28; „Tierschwanz“) und damals noch nicht publizierten Belegen aus den Sargtexten, die als Determinativ einen Primaten zeigen (siehe jetzt CT I, 239g B12Cb; vgl. R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, PÄ 15, Leiden/Boston/Köln 2000, 634; dazu noch Meeks, Année lexicographique I, 77.4301) urteilte Gardiner, Hieratic Papyri I, 13, Anm. 3, dass es sich um einen Quadrupeden, wahrscheinlich einen Affen, handelt. Szpakowska, Behind Closed Eyes, 85 mit Anm. 109 gibt als Referenz Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch (1995), 838, wobei Hannig dort übersetzt „*e. vierbeiniges Tier (*Affe)“ (ebenso in der Neuedition des Handwörterbuches 2006, S. 905 Nr. 33603), d.h. Hannig orientiert sich hier direkt an Gardiner, ebenso L. Lesko, A Dictionary of Late Egyptian, vol. 3, 1987, 167: „monkey (?)“, allerdings nennt er einen zweiten Beleg mit der identischen Schreibung (JEA 31, 61, 5), wo es eher einen „sacrificial ox (?)“ meint, wobei Blackman an jener Stelle aber nur Belege aus Spätzeittempeln nannte (vgl. P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon, OLA 78, Leuven 1997, 1032).

11
Vorschlag Gardiner, Hieratic Papyri I, 13 Anm. 11, aufgrund des zum Teil erhaltenen Determinativs.

12
Die Ergänzung am Ende der Zeile folgt Gardiner, Hieratic Papyri I, 15 mit Anm. 8. Die Breite der Lücke lässt diese Ergänzung gerade noch zu. Sicher ist, dass in der Lücke noch Text gestanden hat, weil an deren linken Ende noch schwache Schriftreste erhalten sind.

13
Gardiner, Hieratic Papyri, 13 ergänzt hier Rꜥw „Re“. Vom Wortkörper des Gottes ist jedoch nichts erhalten, nur das unspezifische Determinativ „Horus auf Standarte“ (= G5) ist vorhanden. Daher besteht Spielraum für diverse Gottheiten, oder aber für nṯr „Gott“ selbst.

14
Die Bedeutung „Exil; Verbannung“ (o.ä.) wurde von Gardiner, Hieratic Papyri I, 16 mit Anm. 11 vorgeschlagen („roaming the earth“ bzw. „exile“), wobei er auf rt. 8.20 verweist, wo dem Begriff noch als Determinativ das „Bein“ (D56) beigegeben worden ist, sowie auf seine Ausführungen in Gardiner, Notes on the Story of Sinuhe (1916), 61, wo er die Belege aus Sinuhe bespricht. Sie wurde von den anderen Übersetzern übernommen. Die Übersetzung „Landesverrat begehen“, die im TLA (WCN 858933) verzeichnet ist, erschließt sich jedoch weder aus den dort gegebenen Belegstellen bzw. deren Kontexten noch den genannten Referenzen, so dass hier Gardiners Deutung vorbehaltlich bevorzug worden ist.

15
Die Bedeutung dieses Wortes ist, mit Gardiner, Hieratic Papyri I, 17 mit Anm. 10, nur geraten. Leitz, Traumdeutung, 242, schlägt dagegen ein Substantiv: „chuty-Getränk (? oder ein Verb?)“ vor. Das Wort ist ein Hapax legomenon.

16
Zur unklaren Bedeutung des idiomatischen Ausdrucks ḥwi̯ tꜣ „das Land schlagen“ siehe oben den Kommentar zu rt. 7.15.

17
Das Wort ist geschrieben wie bṯ.w „e. Giftschlange“. Gardiner, Hieratic Papyri, 18 übersetzt m bṯ.w idiomatisch mit „beyond repair“ (so auch Szpakowska, Behind Closed Eyes, 109 und Bresciani, L’Égypte du rêve, 92 [„sans remède“], jeweils mit bṯ „laufen; herbeieilen; verlassen; meiden“); Groll, A Ramesside Grammar Book, 105 hat „immediately“, d.h. mit bṯ eher im allgemeineren Sinne „laufen; herbeieilen“; Leitz, Traumdeutung, 243 hat „durch ein Verbrechen“, denkt also an eine Schreibvariante von btꜣ.w „Verbrechen“, was im Kontext ebenso Sinn macht, wogegen aber die Graphie spricht, weil btꜣ.w sonst im Text die Normalschreibung aufweist (vgl. etwa rt. 7.21, 9.20).

18
(LP:) Das obere Zeichen in der Gruppe wr ist unklar. Die im Prinzip x-förmige Gestalt erinnert an die im Ptolemäischen regulär belegte, aber schon im frühen Neuen Reich vorkommende (s. GEG, s.v. Sign-list Z9) Schreibung der Gruppe wr mit Z9. Jedoch ist das fragliche Hieratogramm in pChester Beatty III etwas länger gestreckt und erinnert eher an Z6A, ohne dass es dieses Zeichen sein kann, weil Z6A eine graphische Variante zu Z6, dem Ersatzstrich für den gefallenen Feind, ist. Dennoch schreibt auch Gardiner, HPBM III, Plates, Taf. 7, Anm. a zu Zeile 9,18 dezidiert: „Sic. Not merely SVG-Datei, erstellt mit Jsesh..“ Es stellt sich die Frage, ob es sich um eine idiosynkratische Kurzform der Schwalbe handeln könnte, in der die Bauchlinie auf einen kurzen schrägen Unterstrich reduziert wurde, der die auf einen geraden Strich reduzierte Rücken-Schwanz-Linie kreuzt. Könnten Formen wie diese erklären, wieso Z9 den Lautwert wr bekam: als Reanalyse aus kreuzförmigen Kurzschreibungen der Schwalbe? Zu schon althieratischen Schwalben mit einem in zwei Strichen geschriebenen Körper, wenn auch noch mit deutlicher Bogenform, s. Regulski, in: Gülden/Verhoeven/van der Moezel, „Binsen“-Weisheiten III, 255-256.

19
Leitz, Traumdeutung, 244 emendiert hier nicht, sondern übersetzt mit „(indem er) das Versiegen des Wassers (sieht)“.

20
Gardiner, Hieratic Papyri I, 19, hat keine Korrektur vorgenommen und übersetzte den Satz: „Behold, I am seeing what is far from me in my(?) city.“, und danach die meisten anderen Übersetzer. Leitz, Traumdeutung, 244 hat: „Sieh, ich blicke auf das, was aus mir hervorgekommen ist als etwas, was sich mit mir verbunden hat.“, d.h. er interpretiert wꜣi̯.w auf andere Weise und emendiert dmj.t „Stadt“ zu dmj „anhaften“. Die Übersetzung hier richtet sich teilweise nach Gardiner und teilweise nach Leitz.

21
Das Kolophon wurde nachträglich eingefügt. Die genannten Personen sind für die 20. Dynastie, etwa die Regierungszeiten Ramses' III.-IV., bezeugt. Der Text des Traumbuches datiert jedoch paläographisch in die Zeit Ramses' II. Siehe hierzu in den Metadaten den Kommentar zur Schrift.

22
Kol. 11 setzt das Traumbuch fort, nach den fragmentarischen Resten zu urteilen mit einer neuen Sektion, in der „sethische Menschen“ thematisiert werden. In Z. 20 beginnt eine weitere Sektion mit Sentenzen der Traumdeutung. Die vorhandenen Ergänzungen wurden wiederum sämtlich von Gardiner, Hieratic Papyri I, 20 und II, pl. 8 übernommen. Die Kolumne ist nur fragmentarisch erhalten, und das linke Ende fehlt ganz, so dass die Länge der Zeilen unklar bleiben muss. Aufgrund der Lückenhaftigkeit bleibt außerdem vieles spekulativ.

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Alternative: ꜣb.wt „Gestalt(en)“; siehe Leitz, Traumdeutung, 244.

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Gardiner, Hieratic Papyri I, 20 ergänzt die lückenhafte Passage tentativ wie folgt: „he drinks [it so as to engender strife and?] turmoil.“

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Vgl. Borghouts, in: JEA 59, 1973, 144, Anm. 5 und 7. Vorausgesetzt die Wörter stehen in der richtigen Reihenfolge, übersetzt Borghouts versuchsweise: "being red of eye, the white (eye?) rising in his belly."

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Gardiner, Hieratic Papyri I, 20 ergänzt den zweiten Teil des Satzes tentativ mit: „but is placed [on the desert as a prey to?] rapacious birds (?).“

27
Das Wort ist ꜥqq geschrieben bzw. von Gardiner, Hieratic Papyri II, pl.8 so transliteriert worden, mit den Einkonsonantenzeichen und 2x q, wobei er in Hieratic Papyri I, 20 Anm. 16 noch hinzufügt, dass es ein unbekanntes Wort sei. Nach TLA WCN 41560 liegt eine Fehllesung von Gardiner vor, die analog zur Graphie qq, die aus der Graphie von wnm abgeleitet wurde (so schon Wb. 5, 71.10), aufgefasst werden kann. Auch Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, 4. Aufl., 2006 (Marburger Edition), 176 Nr. 6153 interpretierte es so.

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Diese Sentenz ist wie in den früheren Kolumnen vertikal vor die Sektion mit den nachfolgenden Traumdeutungen gesetzt worden.

Verso: Traumbuch1

[vs., x+1][… …]. Das bedeutet [… …].
[… …]. Das bedeutet […] von Beliebtheit (?).
[… …]. Das bedeutet [… …].
[… … …] an/bei/von/mit ihm.
[vs., x+5][… …]. Sein Gott wird sie legen/werfen (?). (?)
[… …]. Das bedeutet [… …].
[… … … …]
[… … …] ⸢deswegen/darauf⸣.
[… … … …]
[vs., x+10][… …: Gut. Das bedeutet Dinge], durch die er erhöht werden wird.2
[… … …] eine große […].
[… …]. Das bedeutet […] ⸢sein/ihn⸣ […].

1 Auf dem Verso befinden sich noch die Reste des linken Endes einer Kolumne des Textes (ed. Gardiner, Hieratic Papyri II, pl. 12-12a), alles andere wurde entfernt. Ein sinnvoller Kontext ist nicht mehr herstellbar. Sie werden hier der Vollständigkeit halber wiedergegeben.

2
Die Ergänzungen folgen rt. 2.8. Vgl. Gardiner, Hieratic Papyri I, 21.