Papyrus Deir el-Medineh 42
Übersetzung und Kommentar
Amulett gegen Hautentzündung
[1] Schriftstück gegen eine schlimme srf-Entzündung:
Sei(d) gegrüßt, (o) ihr Herren der Ewigkeit, [hoch an] ... (?)1! Steig(t) hinab (?)2; richtet auf (oder: belebt) (?) den, der todkrank3 ist!
Lasst euch nieder (?)4, (ihr) Vögel im Himmel,5 ⟨um⟩ den ⟨auf⟩zustellen (?)6, der im Westen ist! Veranlasst, dass der, der im Westen ist,7 herauskommt! [---].8
1 qꜣi̯.y ḫnw: Ergänzung des ersten Wortes nach der Parallele auf pChester Beatty VII. Das zweite Wort ist nicht sicher zu identifizieren, da die Klassifikatoren weder hier noch auf Chester Beatty VII klar zu lesen sind. pBM EA 10732 schreibt ḫꜣj=tn (= ḫyi̯=tn) ḏ.t (?): „erhaben seid ihr an Gestalt“. Ob es das Wort ḫn.w: „Kapelle“ ist, auch wenn der Klassifikator definitiv kein Hausgrundriss ist? Jedenfalls ist qꜣi̯ als Angabe zu Gebäuden gut belegt. P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), vermutet „Aussprüche“, also ḫn.w, Wb 3, 289.1–14. In dem Fall müsste aber qꜣi̯ als „laut“ zu verstehen sein.
2 hꜣi̯.y: Übersetzung und syntaktischer Anschluss völlig unsicher. A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. I. Text (London 1935) gibt keine Übersetzung.
3 mḥr.tw: Syntaktischer Anschluss unklar, da die Lesung des Vorherigen nicht sicher ist; die Endung tw wäre für ein Partizip zugegebenermaßen ungewöhnlich. Für die Verbindung „einen Kranken beleben“ s. immerhin Wb 4, 46.12. Die Parallele auf pChester Beatty VII schreibt nur mḥr. Das Wort ist in beiden Texten mit dem Ersatzzeichen für den gebundenen Feind, Gardiner Z 6, klassifiziert. Derselbe Klassifikator kommt bei mḥr auch auf der Abwesenheitsliste auf oAshmolean HO 563 aus Deir el-Medinah vor, s. S. E. Hudson. Three New Deir el-Medina Absence Lists in the Ashmolean Museum, Oxford, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 142, 2015, 45–54, hier: 46–47 (Hinweis Fischer-Elfert). Hudson transliteriert die Ligatur nach dem mḥr-Meißel als m und t und liest auf Vorschlag von Fischer-Elfert (s. S. 46, Anm. 8) mḥr m(w)t: „ill (then) dead“; d.h. sie erwägt, dass die dort als abwesend genannte Person so schwer krank ist, dass sie später gestorben sei. Diese Notiz findet sich zweimal auf dem Ostrakon; im ersten Fall ist das Zeichen unter dem m so schmal, dass man tatsächlich eher an ein t als ein r denkt. Im zweiten Fall ist die Ligatur ambig, und man könnte sie sowohl mt als auch mr lesen. Im Fall von pDeM 42 und pChester Beatty VII ist die Frage nicht zu entscheiden: Im letzteren Fall stehen unter dem m zwei Punkte, im ersteren sogar nur einer. Da mḥr aber üblicherweise mit m und r komplementiert wird, fragt sich, ob diese Zeichengruppe nicht eher mr zu lesen ist, was nach sich zieht, dass Gardiner Z 6 hier der Klassifikator von mḥr und nicht von m(w)t ist. Dasselbe müsste dann auch für oAshmolean HO 563 erwogen werden. Während dort eine Kurzschreibung von mḥr m(w)t nicht abwegig ist, weil eine Abwesenheitsliste rein administrativen Charakters vorliegt, würde sie in diesem magischen Papyrus vielleicht verwundern – man denke aber auch an die Kurzschreibung von sꜥḥꜥ/sꜥnḫ unmittelbar zuvor.
4 ḥtpw.y: Lesungsvorschlag von Koenig 1982, 293, als unsicher markiert. Ob sich der senkrechte, von Koenig nicht transliterierte Strich am Ende von ḥtp.yw als die senkrechten Pluralstriche lesen lässt?
5 ꜣpd.w m p.t: Ergänzung nach der Parallele auf pChester Beatty VII. Die Übersetzung als Vokativ ist mehr als tentativ. Man würde dafür vielleicht zusätzliche, vokativisch zu verstehende Artikel erwarten, wie bei den nꜣ nb.w-(n)ḥḥ.
6 ꜥḥꜥ: In der Parallele pChester Beatty VII, vso. 7,2 steht davor noch ein r (mit zusätzlichem Füllpunkt(?)). In der Parallele pBM EA 10732, Zeile 2 steht sogar r ḏi̯.t ꜥḥꜥ: „um aufzustellen“.
P. Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten. Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 137 (Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1994), 38 übersetzt pChester Beatty VII (ohne pBM EA 10732 zu kennen): „Lasset aufstehen einen der im Westen ist!“ Dazu müsste man aber eher jmm ꜥḥꜥ ergänzen.
7 In pBM EA 10732 soll, abweichend dazu, „der im Osten ist“ (n.tj ḥr jꜣb.j) herauskommen.
8 Die Parallelen pChester Beatty VII, vso. 7 und pBM EA 10732 fahren noch mit einer Götterbedrohung und einer Rezitationsanweisung fort, derzufolge der Spruch als Amulett um den Hals getragen wird. Zudem weisen sie Vignetten auf. In Zeilen [1] und [2] ist der linke Kolumnenrand deutlich zu erkennen, wonach zu schließen ist, dass das nicht lesbare Wort das letzte der Zeile [3] ist. Unter Zeile [3] befindet sich kein weiterer Text, dafür aber ein Freiraum, der ungefähr so viel Platz einnimmt wie die drei Zeilen selbst. Möglicherweise war er also für weiteren Text oder Vignetten vorgesehen, die aber nicht mehr aufgeschrieben/aufgemalt worden sind. Vom Anfang der Zeilen fehlen etwa 2 Schreibquadrate. Sollte es also noch eine 4. Zeile gegeben haben, kann diese maximal ein einzelnes, kurzes Wort enthalten haben.