Ostrakon Strasbourg H. 115
Übersetzung und Kommentar
Beschwörung gegen die Samanu-Krankheit
[rt. 1] Oh Samanu, der eingetaucht ist:1
[Es soll dich trinken …, wenn er / es durstig ist].
Es soll dich trinken die Wüste, wenn sie verdorrt ist.
[Es soll dich trinken der Acker], der nicht gesättigt ist vom Regenwasser (?) […] des Re.
Sie sind es, die veranlassen werden, dass sie [dich trinken … d]u, [rt. 5] der eingetaucht ist, in seine beiden Füße […], [… die] eilen, in sein Hinterteil, dass [sich] beugt […], [in] se[in]e zwei Schultern, in seinen Nacken, in [seine] Händ[e]2, […], in sein jmr3, in seine Eingeweide, die in Ordnung sind, […], [in] seine Lunge und die Seitengegend, […], [rt. 10] [in seine] zwei [Lippen], die reden, in seine Nase … (?) […], [in seine] zwei Augen, die sehen, in [… … …].
[vs. 1] [Dann werden die Götter] von deinem Tod [erfahren].4
Dann werden die Hathoren erfahren [von …].5
Das Gehörte wird das Haus [des Re] erreicht haben, [mit den Worten]:
[„Horus hat den Samanu besiegt … (?)], der ohne Kraft ist.“
[…] [vs. 5] dich töten.
1 Der Text ist eine Parallele zur Beschwörung pLeiden I 343 + I 345 rt. 6,2–8,10 (genau: 7,6–8,8), mit kleinen Abweichungen. Ergänzungen und Emendationen hier beruhen weitgehend auf dieser Parallele und den Angaben bei Mathieu 2000, 248–249, wurden aber nur dann vorgenommen, wenn kein berechtigter Zweifel darüber bestand. Die Segmentierung richtet sich ebenfalls nach dem Paralleltext.
2 ḏꜣ.tj: Lesung nach Koenig 1997, Taf. 51, und Mathieu 2000, 248–249. Dagegen Beck 2015, 131 Nr. 25 m nḥb.t=f wḏꜣ.t „an seinem Nacken, der unversehrt ist.“
3 jwmꜥrꜥ: Sonst unbekanntes Organ. Auch die Parallelstelle pLeiden I 343 + I 345 hat an dieser Stelle (rt. 8,1) ein Organ jḏmn stehen, dass nur hier belegt ist. Nach M. Müller, IV. Texte aus Ägypten. 1. Ausgewählte Beschwörungen, in: B. Janowski – G. Wilhelm (Hrsg.), Omina,Orakel, Rituale und Beschwörungen, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge 4 (Gütersloh 2008), 259–293, hier: 284–285 Anm. 182 ist hier zu jw~⟨ḏ⟩ꜣ~mꜥ~rʾ zu emendieren, wobei der letzte Konsonant /n/ bzw. /r/ für /l/ steht; Müller setzt ein Fremdwort ’ṣml an, gibt aber keinen Deutungsvorschlag. Beck 2015, 139 ad 26a denkt an eine mögliche Herkunft von jmr aus Nordwestsemitisch ʾbr „Extremität“ (nach J. Hoftijzer – K. Jongeling, Dictionary of the Northwest Semitic Inscriptions, Handbuch der Orientalistik I 21 (Leiden/New York/Köln 1995), Bd. I, 7). Vgl. noch den Kommentar zur Parallelstelle pLeiden I 343 + I 345 rt. 8,1 s.v. jw~ḏꜣ~mꜥj~nꜣ.
4 Die Lücken des Verso lassen sich hier und in den folgenden Sätzen recht gut ergänzen, weil diese Passage in pLeiden I 343 + I 345 mehrfach erhalten ist; siehe A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 69 Anm. 27.
5 Den Parallelstellen zufolge sollte die Ergänzung lauten: (r-ḏd) ḥꜣ.tj=k pri̯ r-bnr „dass dein Herz herausgegangen ist“ (pLeiden I 343 + I 345, rt. 5,12) bzw. pꜣ pri̯ n(,j) ḥꜣ.tj=k „das Herausgehen deines Herzens“ (ibid. rt. 8,5, rt. 10,4); siehe A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 69 Anm. 27. Die erhaltenen Zeichenreste zu Beginn von Z. vs. 2 passen aber zu beidem nicht.