Ostrakon Deir el-Medineh 1181

Metadaten

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Alternative Namen
Inventarnummer oIFAO: 2131; oIFAO Séquestre: 1158
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Institut Français d'Archéologie Orientale

Inventarnummer: oIFAO 2131

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Das Ostrakon stammt aus den Grabungen des Institut Français d’Archéologie Orientale in Deir el-Medineh und wird schon seit vor 1952 im IFAO aufbewahrt, wo es infolge der Suezkrise von 1956 eine Séquestre-Nummer bekam (Posener 1951, 21 und Internet IFAO).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Das Ostrakon wurde während der Grabungen des Institut Français d’Archéologie Orientale in Deir el-Medineh gefunden. Über das genaue Jahr und den genauen Fundort macht Posener, Catalogue, 21 jedoch keine Angabe. Auch auf der Homepage des IFAO gibt es dazu keinen Kommentar.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

G. Posener datiert die von ihm veröffentlichten literarischen hieratischen Ostraka zwischen die Mitte der 19. und die Mitte der 20. Dynastie (Posener, 1938, VI). Die Paläographie sowie der Fundort dürften hierbei für eine Datierung in die Ramessidenzeit sprechen.

Textsorte
Rezitation(en) » Hymnus, Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Zunächst wird der „Herr-der-Millionen“ (eine Bezeichnung des Sonnengottes Re) hymnisch angerufen, dem einige Epitheta beigeschrieben werden. Der letzte Satz gibt den Zweck dieses Spruches an: Er dient dazu, einen „versiegelten Eingang zu öffnen“ (Fischer-Elfert 1997, 148–149).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Spruch des Ostrakons hat eine Textparallele im Papyrus Chester Beatty VIII, vs. 14,2–3 (vgl. Gardiner 1935, 76 und Tf. 49), die aber zu stark fragmentiert ist, als dass sie eine Aussage über den dortigen Nutzen bringen könnte. Allerdings könnte man daraus schließen, dass das Ostrakon ein Exzerpt aus einer größeren Textsammlung enthält, das zum Beispiel eine ambulante Anwendung finden sollte.

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Höhe: 7 cm, Breite: 9,5 cm. Es handelt sich um eine einseitig beschriebene Kalksteinscherbe, die mit fünf kurzen Textzeilen versehen worden ist. Bis auf wenige Absplitterungen ist sie vollständig erhalten. Vgl. die Objektbeschreibung und Photographie bei Posener, Catalogue, 21 mit Pl. 35a sowie die Photographie auf der Homepage des IFAO.

Schrift
Hieratisch

Ostrakon DeM 1181 ist mit fünf Zeilen in schwarzer Schrift beschrieben. Der kleine Text weist drei rote Gliederungspunkte auf (Posener 1952, 21 und Tf. 35).

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Der kurze Text macht grundsätzlich vom klassischen Mittelägyptisch Gebrauch. Lediglich die Wortform j:ḏd.tw weist mit ihrem j-Augment eine eindeutig nachklassische Morphologie auf.

Bearbeitungsgeschichte

Das Ostrakon ist bei G. Posener im „Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Médineh“ mit Beschreibung, Foto sowie hieroglyphischer Transliteration aufgeführt (Posener 1952, 21, Taf. 35). Eine Transkription mit Übersetzung und Kommentar (inklusive leicht verbesserter Transliteration) legte Fischer-Elfert 1997, 147–148 vor, nachdem bereits zuvor Assmann 1975, 68 (mit Anm. 103 (fälschlich als „oIFAO 1081“ bezeichnet)) die zweite Zeile innerhalb einer größeren Untersuchung in Übersetzung präsentierte.

Editionen

- Fischer-Elfert 1997: H.-W. Fischer-Elfert, Lesefunde im literarischen Steinbruch von Deir el-Medineh, Kleine ägyptische Texte 12 (Wiesbaden 1997), 147–150.

 - Posener 1952: Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el Médineh. Tome II. Fasc. 2. Nos 1168 à 1226, Documents de Fouilles de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire 18 (Le Caire 1951), 21, Tf. 35.

Literatur zu den Metadaten

- Assmann 1975: J. Assmann, Zeit und Ewigkeit im Alten Ägypten. Ein Beitrag zur Geschichte der Ewigkeit, Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse Jahrgang 1975 / 1. Abhandlung (Heidelberg 1975), 68.

 - Gardiner 1935 I: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. I. Text (London 1935), 76.

 - Gardiner 1935 II: A. H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. II. Plates (London 1935), Tf. 49.

 - Posener 1938: G. Posener, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Médineh I,3, Documents de Fouilles de l’Institut franҫais d’Archéologie Orientale du Caire 1, Fasc. 3 (Le Caire 1938), VI.

Autoren
Dr. Marc Brose
Mitwirkende
Dr. Lutz Popko; Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Marc Brose
Mitwirkende (Metadaten)
Dr. Lutz Popko; Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Beginn eines Spruches zum Öffnen des verschlossenen Mundes

[1]Oh Herr der Millionen, der [seine(?)] Herde hochhebt, der, um den die nḥḥ-Ewigkeit herum ist, ⸢in⸣ dessen Angesicht die ḏ.t-Ewigkeit ist, (mit) Millionen an Ellen in der Dunkelheit auf all seinen Wegen!1

(So) sagt man,2 um [5]einen verschlossenen Mund zu öffnen.

1 Paralleltexte sind: pChesterBeatty VIII vs. 14.2-3 [lückenhaft]; pTurin Cat. 1996 = Pleyte/Rossi, Papyrus de Turin, 1869, Bd. 2, Tf. 123.13 = pTurin CGT 54050 rt. 4.13 [mit abweichendem Wortlaut]. Eine weitere Parallele stellt nach Fischer-Elfert, Lesefunde, 149 Anm. 77 pBerlin P. 23220 dar. Dieser liegt jetzt ediert vor in H.-W. Fischer-Elfert, Magika Hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München, ÄOP 2, Berlin/München/Boston 2015, 159-166. Der betreffende Text steht in Z. x+7-8, ist aber stark fragmentiert und zeigt nur wenige lesbare Wörter, die möglicherweise auch von dem Wortlaut hier abweichen! Ein ähnlicher Text liegt in pAthen 1826 vor (Fischer-Elfert und Hoffmann, Die magischen Texte von Papyrus Nr. 1826 der Nationalbibliothek Griechenlands, ÄgAbh 77, Wiesbaden 2020, 75-76 und 78 Anm. 205).

2
Gegen Fischer-Elfert, Lesefunde, 149 Anm. 4, der die Verbalform als passive Relativform deutet, als Analogie zur weit üblicheren Wortfolge ḏd.tw rʾ pn „dieser Spruch werde rezitiert“, wird die Verbalform hier als passives 2. Tempus, ebenfalls in Analogie zur genannten Formel, interpretiert.