Ostrakon ANAsh.Mus.H.O. 149
Übersetzung und Kommentar
Ostrakon ANAsh.Mus.H.O. 149
Recto1
[rto 1] Ich (fem.) ging2 zu der weisen Frau (und) [sie] sagte zu mir: „Der Ba des Ptah ist bei dir wegen Pa-su(?)3 wegen eines Eides auf seine Ehefrau. Der Ba des [rto 5] Seth [vso 1] keineswegs4“.
1 Bis auf verschiedentlich erschienene Übersetzungen, die alle auf einer Transkription von Černý (Notebook no. 45, 51) basieren (Borghouts, in: Demarée/Janssen, Gleanings, 24–25; Karl, in: SAK 28, 2000, 136), ist der Text bisher unpubliziert. Die hier vorgelegte Transkription und Übersetzung wurden auf der Basis eines aktuellen Fotos, das dankenswerterweise vom Ashmolean Museum zur Verfügung gestellt wurde, angefertigt.
2 Ich (fem.) ging (tw =j ḥnw): Ich fasse hier ḥn als Pseudopartizip auf. Peust (in: GM 212, 2007, 67–80, bes. 73–74) hat in seiner Arbeit zum Paradigma des Verbums „gehen“ (šm, ḥn und nꜥi̯) herausgearbeitet, dass im Neuägyptischen das Pseudopartizip in der Regel vom Verbstamm ḥn gebildet wird. Im Ostrakon Chicago ISACM 16974, rto 1 findet sich in einem vergleichbaren Satz ein eindeutig geschriebenes Pseudopartizip (r-n.tj tw=j ḥnw.k(wj) n tꜣ rḫ⸢.t ḥr⸣ […]).
3 Pa-su(?) (Pꜣ-sw): Diese Stelle ist schwer zu verstehen: Borghouts (in: Demarée/Janssen, Gleanings, 24–25) liest nach Černý (Notebook no. 45, 51) pꜣ šw „the light“ mit dem Falken auf der Standarte (G7) als Klassifikator. Er vermutet darin eine Bezeichnung für den vergöttliche König Amenophis I., den regierenden König oder für Re (Borghouts in: Demarée/Janssen, Gleanings, 25 u. 58 [116]). Karl (in: SAK 28, 2000, 136 [38]) schlägt auf der Basis von inhaltlichen Kriterien vor, die Bezeichnung eher als Personennamen aufzufassen. Ich möchte hier der Argumentation von Karl den Vorzug geben, vor allem, da ich das Zeichen, das Černý als Feder identifiziert hat, eher als Tuch-s auffassen möchte. Für eine Feder (H6) wäre die Form schon sehr reduziert, zumal für einen Text aus dem Neuen Reich. Letztendlich kann ich keine gute Lösung für den Begriff anbieten, möchte aber mit Karl vermuten, dass es sich eher um einen Personennamen handeln dürfte.
4 keineswegs ((m)-bjꜣ.t): Nach einem Vorschlag von H.-W. Fischer-Elfert, s. Karl, in: SAK 28, 2000, 136 [39].
