Ostrakon ANAsh.Mus.H.O. 149

Metadaten

Wissensbereiche
Schlagwörter
Alternative Namen
Ostrakon Gardiner 149
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte O-S) » Oxford » Ashmolean Museum
Digitaler Katalog

https://images.ashmolean.org/

Erwerbsgeschichte

Das Ostrakon hatte ursprünglich A. Gardiner gehört und befindet sich heute im Ashmolean Museum in Oxford. Weitere Informationen zur Herkunft oder Erwerbung sind nicht bekannt.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Das Ostrakon ist aus gelblichem Kalkstein, was ganz generell auf eine Herkunft aus Theben-West deutet. Da weitere Texte im Zusammenhang mit der Thematik der weisen Frau aus Deir el-Medineh stammen (oDeM 1688 und oDeM 1690), kann auch eine Herkunft aus Deir el-Medineh für dieses Ostrakon in Erwägung gezogen werden. Tatsächlich sind aber keine sicheren Angaben über die Herkunft bekannt.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

In Anbetracht der Tatsache, dass weitere Texte mit der Thematik der weisen Frau in die 19./20. Dynastie datiert werden, sowie aufgrund der Paläographie des Textes, ist eine Datierung dieses Ostrakons ins Neue Reich sicher und in den Zeitraum der 19./20. Dynastie recht wahrscheinlich.

Textsorte
Notiz
Inhalt

Die kurze Notiz gibt die Angaben einer weisen Frau wieder, die diese bei einer Konsultation durch eine Frau gesprochen hat. Es handelt sich um Angaben zum Ba des Ptah und zum Ba des Seth. In einem Satz wird eventuell ein Mann, Pa-Su-?, bzw. ein Gott, Pa-Schu, erwähnt, der einen Eid auf seine Ehefrau geschworen hat.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Die Notiz vermerkt das Ergebnis einer Konsultation einer weisen Frau und wurde aus der Sicht der Fragestellerin formuliert. Offenbar war es wichtig, die Angaben der weisen Frau schriftlich festzuhalten.

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Das Ostrakon aus gelblichem Kalkstein ist 8,5 cm breit, 8 cm hoch und 1,3 cm dick. Es ist vollständig erhalten. Das Ostrakon ist auf dem Recto mit insgesamt 5 Zeilen beschriftet, wobei in der fünften und letzten Zeile nur ein Wort zu Beginn der Zeile notiert wurde. Der Rest des Satzes befindet sich auf dem Verso. Weitere Beschriftung liegt auf dem Verso nicht vor. Warum für den Rest des Satzes nicht der Platz auf dem Recto genutzt wurde, ist unklar. Es wäre genug Platz vorhanden gewesen.

Schrift
Hieratisch » Neuhieratisch

Der Text ist in einem recht ordentlich ausgeführten Neuhieratisch geschrieben.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch

Der Text ist neuägyptisch geschrieben. Dies wird durch den Gebrauch des Präsens I deutlich.

Bearbeitungsgeschichte

Das Ostrakon ist bis heute nicht vollständig publiziert. J. Černý hat eine Transliteration angefertigt (Notebook no. 45, 51), auf die sowohl die englische Übersetzung von J.F. Borghouts (1982, 24–25) als auch die deutsche Übersetzung von D. Karl (2000, 134) basieren. Darüber hinaus findet das Ostrakon in weiteren Arbeiten Erwähnung (Toivari-Viitala 2001, 229; Neunert 2010, 108–109; Gabler 2018, 410–411; Nassar 2019, 45–47; Austin 2024, 148–151).

Editionen

- Borghouts 1982: J.F. Borghouts. Divine Intervention in Ancient Egypt and its manifestation (bꜣw). In: R.J. Demarée/ J.J. Janssen [Hgg.]. Gleanings from Deir el-Medina, Egyptologische Uitgaven 1. Leiden, 1982, 24–25.

- Karl 2000: D. Karl. Funktion und Bedeutung einer weisen Frau im Alten Ägypten. In: SAK 28, 2000, 131–160.

Literatur zu den Metadaten

- Austin 2024: A.E. Austin. Healthmaking in Ancient Egypt. The Social Determinants of Health at Deir el-Medina. CHANE 138. Leiden 2024.

- Gabler 2018: K. Gabler. Who’s who around Deir el Medina: Untersuchungen zur Organisation, Prosopographie und Entwicklung des Versorgungspersonals für die Arbeitersiedlung und das Tal der Könige. EU 31, Leuven 2018.

- Nassar 2019: M.A. Nassar. The Wise Woman and the Healing Practice (O.OIM 16974), in: Journal of Ancient Egyptian Interconnections 24, 2019, 41–48.

- Neunert 2010: G. Neunert. Mein Grab, mein Esel, mein Platz in der Gesellschaft: Prestige im Alten Ägypten am Beispiel Deir el-Medine. Berlin 2010.

- Toivari-Viitala 2001: J. Toivari-Viitala. Women at Deir el-Medina. A Study of the status and roles of the female inhabitants in the workmen’s community during the Ramesside Period. EU 15. Leiden 2001.

Online-Ressourcen

https://images.ashmolean.org/search/?searchQuery=ANAsh.Mus.H.O.149 (Zugriff 14.10.2025)

Autoren
Dr. Anke Ilona Blöbaum
Autoren (Metadaten)
Dr. Anke Ilona Blöbaum

Übersetzung und Kommentar

Ostrakon ANAsh.Mus.H.O. 1491

[rto 1] Ich (fem.) ging2 zu der weisen Frau (und) [sie] sagte zu mir: „Der Ba des Ptah ist bei dir wegen Pa-su(?)3 wegen eines Eides auf seine Ehefrau. Der Ba des [rto 5] Seth [vso 1] keineswegs4.

Bis auf verschiedentlich erschienene Übersetzungen, die alle auf einer Transkription von Černý (Notebook no. 45, 51) basieren (Borghouts, in: Demarée/Janssen, Gleanings, 24–25; Karl, in: SAK 28, 2000, 136), ist der Text bisher unpubliziert. Die hier vorgelegte Transkription und Übersetzung wurden auf der Basis eines aktuellen Fotos, das dankenswerterweise vom Ashmolean Museum zur Verfügung gestellt wurde, angefertigt.

2 Ich (fem.) ging (tw =j ḥnw): Ich fasse hier ḥn als Pseudopartizip auf. Peust (in: GM 212, 2007, 67–80, bes. 73–74) hat in seiner Arbeit zum Paradigma des Verbums „gehen“ (šm, ḥn und nꜥi̯) herausgearbeitet, dass im Neuägyptischen das Pseudopartizip in der Regel vom Verbstamm ḥn gebildet wird. Im Ostrakon Chicago ISACM 16974, rto 1 findet sich in einem vergleichbaren Satz ein eindeutig geschriebenes Pseudopartizip (r-n.tj tw=j ḥnw.k(wj) n tꜣ rḫ⸢.t ḥr⸣ […]).

3 Pa-su(?) (Pꜣ-sw): Diese Stelle ist schwer zu verstehen: Borghouts (in: Demarée/Janssen, Gleanings, 24–25) liest nach Černý (Notebook no. 45, 51) pꜣ šw „the light“ mit dem Falken auf der Standarte (G7) als Klassifikator. Er vermutet darin eine Bezeichnung für den vergöttliche König Amenophis I., den regierenden König oder für Re (Borghouts in: Demarée/Janssen, Gleanings, 25 u. 58 [116]). Karl (in: SAK 28, 2000, 136 [38]) schlägt auf der Basis von inhaltlichen Kriterien vor, die Bezeichnung eher als Personennamen aufzufassen. Ich möchte hier der Argumentation von Karl den Vorzug geben, vor allem, da ich das Zeichen, das Černý als Feder identifiziert hat, eher als Tuch-s auffassen möchte. Für eine Feder (H6) wäre die Form schon sehr reduziert, zumal für einen Text aus dem Neuen Reich. Letztendlich kann ich keine gute Lösung für den Begriff anbieten, möchte aber mit Karl vermuten, dass es sich eher um einen Personennamen handeln dürfte.

4 keineswegs ((m)-bjꜣ.t): Nach einem Vorschlag von H.-W. Fischer-Elfert, s. Karl, in: SAK 28, 2000, 136 [39].