Horusstele des Djedchonsiuefanch Turin Suppl. 18356

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Europa » Italien » (Städte Q-Z) » Turin » Museo Egizio

Inventarnummer: Suppl. 18356

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Aus dem Kunsthandel. Im Jahr 1976 von Silvio Curto in München angekauft und an das Ägyptische Museum in Turin geschenkt (Kákosy 1999, 156). Kákosy 1999, 155 behauptet, dass dieses Stück von Georg Ebers im Jahr 1869 in Luxor für seine Sammlung in Leipzig angekauft worden war, aber beim Stück von Ebers handelt es sich um die heutige Horusstele Berlin Inv. 14658, wie aus den Maßangaben, der Präsenz von zwei Krokodilen (statt vieren), der Orthographie der Namen und der Beschreibung hervorgeht (ändere in Ebers 1880 seine „Vorderseite“ zu „Rückseite“).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben

Die Herkunft Theben begründet sich aus den prosopographischen Informationen des Stelenbesitzers. Djedchonsiuefanch war vierter Prophet des Amun und gehörte zur Familie des Nachtefmut „A“. Eine zweite Horusstele von ihm befindet sich heute in Berlin Inv. 14658 und wurde im Jahr 1869 von Georg Ebers in Luxor angekauft (unpubliziert; Jansen-Winkeln 2007, 98, Nr. 17.18). Djedchonsiuefanch war auch der Besitzer der Blockstatue Kairo CG 559, die im Tempel von Luxor gefunden worden ist. Zwei weitere Horusstelen eines Djedchonsiuefanch (Kairo JE 47280; Philadelphia E.12514) gehören anderen Personen (de Meulenaere 1982, 201–230, hier: 224; Jansen-Winkeln 2007, 454, 455, Nr. 45.109 und 45.111), wobei trotzdem erwähnenswert ist, dass Kairo JE 47280 im Tempelkomplex der Mut in Karnak gefunden worden ist.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Dritte Zwischenzeit » 22.–23. Dynastie » Osorkon I. Sechemcheperre

Der Stelenbesitzer, der vierte Prophet des Amun Djedchonsiuefanch, war der Schwiegersohn des Iuput, der seinerseits Hohepriester des Amun und Sohn von Pharao Scheschonq I. der 22. Dynastie war. Djedchonsiuefanch wurde laut seiner Statue CG 559 von König Osorkon I., dem Nachfolger von Scheschonq I., begünstigt (Kitchen 1973, 219222, 308, 481; 1986, 595). Wann Osorkon I. genau regierte, ist nicht ganz exakt in absoluten Jahreszahlen bekannt, ca. 920890 v. Chr. Kitchen 1973, 481, 595 nimmt an, dass Djedchonsiuefanch in der Zeit ca. 900880 v. Chr. vierter Prophet des Amun war. Kákosy 1999, 156 spricht von "First half of the 9th century B.C." Jansen-Winkeln 2007, 98 platziert Djedchonsiuefanch in die "frühe 22. Dynastie". Die Homepage des Turiner Museums gibt 40030 v. Chr. als Datierung an, was zu korrigieren ist.

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Auf der Vorderseite ist eine Streitwagenszene. Der Streitwagenfahrer identifiziert sich einmal als Sched, der das Krokodil Maga packt und jedes beißende Schlangenmaul verschließt. In einem zweiten Spruch nennt er sich Harachte-Chenticheti, der dafür sorgt, dass die Barke des Re beim Verstorbenen Djedchonsiuefanch vorbeikommen wird.

Die linke Seite beinhaltet Spruch 2 der Metternichstele, die rechte Seite Horusstelenspruch A. Auf der Rückseite befinden sich Horusstelenspruch B (Z. x+1x+7) und C (Z. x+8x+18).

Im Spruch 2 gegen Schlangengift ist ein Patient von einer Schlange gebissen worden. Ein anonymer Magier beschwört das Gift: Es soll ausfließen, denn es ist schwach, feige und blind. Der Magier beruft sich auf Horus, der seinerseits das Gift mit seiner Magie beschworen, bestraft und ausgespuckt hat. Horus ist hier nicht der hilfsbedürftige Patient, sondern der siegreiche Zauberer. Inhaltlich besteht der Spruch aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird das Gift angesprochen und als unschädlich beschworen. Im zweiten Teil wird der Patient angesprochen: Er soll sich geheilt wieder erheben. Zum Schluss wird das Gift noch einmal aufgefordert auszufließen.

Horusstelentext A ist ein von Thoth ausgesprochener Spruch zur "Verehrung" des Horus, um ihn zu "verklären". Thoth begrüßt den jugendlichen Horus und bittet ihn, dass er mit seiner Magie und seinen Zaubersprüchen kommen möge, um die gefährlichen Tiere in der Wüste, im Wasser und in den Höhlen abzuwehren und um das Gift im Patienten zu beschwören. Er möge den Patienten wiederbeleben, damit Horus‘ Ansehen entstehe und er als Horus-Sched ("der Retter" oder "der Beschwörer") angerufen werde.

Der sogenannte "Spruch B" der Horusstelen und Heilstatuen hat zum Ziel, einen Reisenden auf dem Wasser zu schützen, insbesondere vor Krokodilen. Er fängt mit einer Anrufung an den Sonnengott/Schöpfergott an, der Osiris, der auf dem Wasser ist, beschützen möge. Anschließend spricht der Zauberer/Beschwörer die gefährlichen Wassertiere und insbesondere das Krokodil Nehaher direkt und in imperativischer Form an. Sie sollen Osiris nicht angreifen, oder ihnen werde das Gesicht umgedreht bzw. ihnen drohe die Vernichtung. Er sagt, dass eine Vierergruppe von Göttern Osiris und den Reisenden beschütze. Der Zauberer identifiziert sich anschließend mit Chnum und befiehlt dem Angreifer zurückzuweichen, sonst werde er zerstückelt. Zwei mythologische Passagen mit einem lauten Schrei in Heliopolis, in der ein Kater und der Abdu-Fisch eine Rolle spielen, und mit einem zweiten lauten Schrei in Nedit, wo Osiris ermordet wurde, werden eingeflochten, weil Re deshalb sehr wütend geworden sei und die Zerstückelung des Rebellen auf dem Wasser befohlen habe.

Der sogenannte "Spruch C" setzt Horusstelenspruch B fort und ist ebenso hauptsächlich zum Schutz vor Krokodilen gedacht. Zunächst wird der Sonnengott, der aus der Unterwelt und dem Urwasser hervorgekommen ist, angesprochen, dass seine Barkenmannschaft zu ihm geeilt sei. Dann wird das Krokodil Maga aufgefordert, sich zurückzuziehen unter Androhung eines Übels, das in einem mythischen Ort Wadjwadj gegen es gemacht werde. Auch ein schlangenartiges Wesen, ein Darm der Eingeweide, eine Nabelschnur, wird aufgefordert, sich von Re zurückzuziehen, denn der anonyme Magier wisse, was es getan hat (vgl. Apophis als Nabelschnur des Re). Dann wird erneut das Krokodil Maga aufgefordert, sich diesmal Osiris, der auf dem Wasser ist, nicht zu nähern, ansonsten werde er geblendet und zurückgetrieben. Wenig später ist Maga gefällt und hat keine Macht über die Pferde und das Vieh des Verstorbenen Djedchonsiuefanch, wenn es auf dem Wasser ist (und natürlich auch nicht über den Verstorbenen selbst, der mit Osiris gleichgesetzt wird). Es folgen zwei unklare mythologische, auf Heliopolis bezogene Passagen mit einem lauten Schrei im Haus der Neith und einem Wehklagen des Katers wegen etwas, das Maga getan habe und das vom Schöpfergott nicht angeordnet worden sei. Dem Rebellen (Maga) wird seine Zerstücklung und sein zweites Mal (die endgültige Vernichtung?) angedroht. Der Magier identifiziert sich anschließend mit den Göttern Chnum (der mit einer Botschaft von Sepa aus Heliopolis kommt) und Iniaf. Die Götter Mechentienirti und Ruti werden angerufen, die ihre Aufmerksamkeit auf einen Zwerg aus Fayence, der ins Wasser gefallen ist, richten sollen. Zwei weitere Krokodile namens Imeny und Senemra erscheinen im Text. Sie sollen sich vom Gott fernhalten, wenn dieser sich im Wasser reinigt, und sich vor dem Gottesleib hüten, ansonsten drohe der Tod oder die Verschleppung.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Laut Sternberg-el Hotabi (1999, I, 83) waren die Stücke ihrer "Frühphase II", wozu die Stele Turin Supp. 18356 gehört, als Stiftungen an die Tempel gedacht.

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele » Horusstele / Horuscippus
Technische Daten

Höhe 38+x cm; Breite 25,5 cm; Dicke 24,7 cm (Kákosy 1999, 156; die Maßangaben bei Sternberg-el Hotabi 1999, II, 89 sind falsch). Große Horusstele auf hohem, rechteckigem Sockel, von der nur der Sockel (Höhe 20,8 cm) sowie die Unterschenkel des Horuskindes und die vier Krokodile, auf denen es steht, erhalten sind. Der ganze Oberkörper des Horuskindes sowie die obere Hälfte der Rückenplatte sind verloren. Die ursprüngliche Höhe könnte bis zu 60 cm betragen haben (vgl. die ähnliche Horusstele Mahmud Hamza, Kairo JE 86115, jetzt Alexandrien BAAM 594: 52 cm hoch und 22 cm breit; Sockelhöhe ca. 20 cm). Der dreidimensional ausgearbeitete Kindgott hielt Tiere in den Händen, von denen nur ein Vorderbein eines Löwen bzw. ein Hinterbein einer Oryxantilope erhalten sind (Oryxantilope in der linken Hand, Löwe in der rechten). Auf der Vorderseite der Rückenplatte standen zu beiden Seiten des Kindes Götterdarstellungen, aber nur ein Paar Füße ist erhalten. Auf der Vorderseite des Sockels steht eine Streitwagenszene eines Kindgottes, der auf Schlangen schießt. Die Streitwagenszene sowie die Seitenflächen und die Rückseite sind mit hieroglyphischen Inschriften versehen.

Schrift
Hieroglyphen
Bearbeitungsgeschichte

Kákosy 1999 hat die Horusstele publiziert. Dabei ist ihm eine falsche Gleichstellung dieses Djedchonsiuefanch mit weiteren Personen namens Djedchonsiuefanch unterlaufen. Er hat seine Informationen Sternberg-el Hotabi mitgeteilt, die sie in ihre typologischeMonographie (1999) zu den Horusstelen einbauen konnte. Jansen-Winkeln 2007 hat die prosopographischen Informationen aufgenommen. Die Streitwagenszene, die von Greifen gezogen wird und in denen Schlangen erschossen werden, wurde von Aufrère und Gerke behandelt.

Editionen

- Kákosy 1999: L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples), Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima. Monumenti e testi 9 (Torino 1999), 155–165 und Taf. XLIX–LIII.

Literatur zu den Metadaten

- Aufrère 2013: S. H. Aufrère, Serpents, magie et hiéroglyphes. Études sur les noms d’ophidiens d’un ensemble de cippes d’Horus de Thèbes et d’ailleurs (époque libyenne), in: Égypte Nilotique et Méditerranéenne 6, 2013, 93–122, hier: 99, 103.

- Berlandini 2002: J. Berlandini, Un monument magique du „Quatrième prophète d’Amon“ Nakhtefmout, in: Y. Koenig (Hrsg.), La magie en Égypte: à la recherche d’une définition. Actes du colloque organisé par le musée du Louvre les 29 et 30 septembre 2000 (Paris 2002), 83–148, hier: 114 (Nr. I.Tur), 131 mit Anm. 183, 138 mit Abb. 5.

- De Meulenaire 1982: H. de Meulenaire in: M. L. Bierbrier – H. de Meulenaere – J. Quaegebeur, Notes de prosopographie thébaine. Deuxième série, in: Chronique d’Égypte 57 (114), 1982, 201–230, 224.

- Ebers 1880: G. Ebers, Einige Inedita, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 18, 1880, 5363, hier: 56, Nr. II.

- Gerke 2014: S. Gerke, Der altägyptische Greif. Von der Vielfalt eines „Fabeltiers“, Beihefte zu den Studien zur altägyptischen Kultur 15 (Hamburg 2014), 205206 (Nr. 137).

- Jansen-Winkeln 2007: K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit II: Die 22.–24. Dynastie (Wiesbaden 2007), 98 (Nr. 17.19).

- Kitchen 1986: K. A. Kitchen, The Third Intermediate Period in Egypt (1100-650 B.C.) (Warminster 1986 (Repr. 1973)).

- Sternberg-el Hotabi 1999: H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 2 Bände, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999),  Teil I: Textband, 8081, 84, 86; Teil II: Materialsammlung, 89.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Online-Ressourcen
Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Vorderseite

Streitwagendarstellung mit Horus-Sched

[A.1] Ich bin Harachte(?) Chenticheti, Herr von Athribis, der Respektierte (?), mit standhaftem Herzen bezüglich meiner Pläne, [der]1 dafür sorgt, dass die Barke des Re bei dir vorbeifährt, (oh) Djedchonsiuefanch, (du) Gerechtfertigter, Sohn von Nespernebu2, [dem Gerechtfertigten].
Ich bin Sched, der Maga packt/ergreift3, der jedes beißende (Schlangen)maul verschließt, das gegen mich [sein möchte] (oder: während mein Mund hingegen [offen ist]4) im Himmel, auf dem Land, (im) Wasser) oder (in) den Wüsten ewiglich.5

1 Kann mit der Horusstele Mahmud Hamza sowie teilweise der magischen Stele Prag P 2771 vervollständigt werden. 

2 Drei weitere Horusstelen eines Djedchonsiuefanch, Sohn des Nespernebu finden sich in Philadelphia E 12.514 (Jansen-Winkeln 2007, 455, Nr. 45.111), in Berlin Inv. 14.658 (unpubl. = Jansen-Winkeln 2007, 98, Nr. 17.18) und in Kairo JE 47.280 (G. Daressy, Description des monuments épigraphiques trouvés à Karnak en 1921-1922, in: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 22, 1922, 261–268, hier: 268 = Jansen-Winkeln 2007, 454, Nr. 45.109). Nur Berlin Inv.-Nr. 14.658 gehört jedoch demselben Besitzer wie Horusstele Turin Suppl. 18356, der ein vierter Prophet des Amun in der Regierung des Osorkon I. in der frühen 22. Dynastie war (= Jansen-Winkeln 2007, 98, Nr. 17.19). Die beiden übrigen Djedchonsiuefanch haben andere Mütter und tragen andere Titel.

3 ⸮ṯꜣi̯?: Kákosy 1999, 157, Anm. (a) möchte hier das Verb nḫt: "besiegen" erkennen und übersetzt: "I am Shed, the victorious (over) Maga." Die Krokodile unter dem Streitwagen des Horus-Sched sind mit Seilen am Streitwagen gebunden, als ob Sched sie "gepackt" (ṯꜣi̯) hat.

4 wn r=j: Auf Horusstele Turin Suppl. 18356 (Kákosy 1999, 156157) ist nur [...] ⸢r⸣=j erhalten, aber Kákosy 1999, 157, Anm. (F) hält: "(all the snakes which bite) [who are] against me" für eine plausible Ergänzung. Auf einer Horusstele im IFAO (J. Berlandini, Bès en aurige dans le char du dieu-sauveur, in: W. Clarysse – A. Schoors – H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The Last Thousand Years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur. Part I (= Orientalia Lovaniensia Analecta 84) (Leuven 1998), 31–55, 48, Taf. 1.12) steht vielleicht das Verb: wn: "öffnen" und eine Opposition zwischen dem Schließen des Mauls der Schlangen, während der Mund des Horus-Sched geöffnet bleibt, könnte vorliegen. Berlandini 2002, 33 mit Anm. 8 möchte den wn-rʾ/wnr-Priester von Letopolis erkennen: "(qui scelle la gueule) de tout ... qui mordrait le wn-rꜣ dans le ciel ...".

5 In [B.1] bis [B.5] folgen fünf unleserliche Beischriften zu den Schlangen (s. Kákosy 1999, 157; Aufrère 2013, 103, 109110).

Linke Seite

Spruch gegen Gift

[C.1] [Fließe aus, (oh) Gift! Komm! Geh hinaus auf den Boden! Horus hat dich beschworen; er hat dich bestraft/zerschnitten; er hat dich ausgespuckt.
Du wirst nicht zum fernen Himmel (oder: nach oben) aufsteigen können, (du), der nach] unten [niedergetrampelt ist].1
(Du Gift,) das schwach ist, du kannst nicht stark sein.
(Du Gift,) das feige ist, du kannst nicht kämpfen.
(Du Gift,) das blind ist, du kannst nicht sehen.
(Du Gift,) das mit dem Kopf nach unten hängt, [dein Gesicht kann sich] nicht er[heben.]
[(Du Gift,) das umherzieht, du kannst den Weg nicht finden.]
[(Du Gift,) das gequält darniederliegt, du kannst dich nicht freuen.]
[(Du Gift,) das behindert (?) ist (oder: sich verdrückt/zurückhält?), dein Gesicht wird sich nicht öffnen (oder: nicht geöffnet werden), gemäß dem, was Horus, der mit nützlichem Zaub]er, [gesagt hat.]
Das/dieses Gift, das in Jubel war, dessentwegen das Herz der (normalen) Leute/Masse gequält darniederlag (?): Horus hat es mit seinen wirkungsvollen Zaubersprüchen (?; oder seiner Ba-Macht) getötet.
Wer (zuvor) gequält darniederlag (?), ist (jetzt) euphorisch.
Steh doch auf, der (du) im Todesschlaf bist! Horus hat dich (?) 〈als〉 Lebenden (?) wiederholt.2
Der als [C.5] (auf der Trage) Aufgeladener/Transportierter gekommen ist, er ist aus eigener Kraft (wörtl.: persönlich) hinausgegangen, (denn) Horus hat den, der ihn gebissen hat, gefällt.
(Oh ihr,) alle Menschen (wörtl.: alle Augen), die auf Re blicken, dankt dem Sohn des Osiris!3
Wende dich ab, (oh) (männliche) Schlange!
Nimm weg das Gift, 〈das ist in〉 jedem Glied des vierten Propheten4 des Amun-Re, des Königs der Götter, Djedchonsiuefanch, des Gerechtfertigten, des Sohnes des Nesperennebu5, des Gerechtfertigten!
Siehe, stark/siegreich ist der Zauber des Horus gegen dich. Du sollst ausfließen, (du) Feind! Wende dich (fem.!) ab! [Los, (du)] [C.10] Gift, du sollst hinuntersteigen!

1 Rekonstruiert nach Textparallelen, z.B. Metternichstele, Z. 38.

2 Kákosy 1999, 163 übersetzt : "Horus will renew you and (you) will be alive". In der ältesten Textvariante auf pTurin CGT 54051 Rto, Kol. 2.5 = Cat. 131 (A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, Analecta Orientalia 56 (Roma 2011), 68, 132, § 206) steht : "Horus hat dich dem Leben überwiesen". Vgl. Metternichstele Z. 6: "Horus hat dich (wieder) ins Leben gesetzt."

3 Kákosy 1999, 163, Anm. (i) nimmt an, dass Horus das Wort ergreift, was ihn zu der Übersetzung führt: "Every eye (or everybody) who looks at Re, thanks to me(?), the son of Osiris." Die grammatische Anbindung ist unklar, denn das Subjekt ist nicht markiert. J.-C. Goyon, Le recueil de prophylaxie contre les agressions des animaux venimeux du Musée de Brooklyn. Papyrus Wilbour 47.218.138, Studien zur spätägyptischen Religion 5 (Wiesbaden 2012), 37 übersetzt: "Que tout oeil qui contemple Rê adore le dieu fils d’Osiris!" Auf der Metternichstele steht: "Alle Menschen (wörtl.: alle Augen), sie blicken auf Re und sie lobpreisen den Sohn des Osiris." Eine andere Möglichkeit, die ohne Emendation auskommt, ist hier einen Imperativ zu erkennen.

4 Die Lesung bei Kákosy 1999, 165 Anm. (K) ist falsch: "Remove the venom (which is) against anything of the fourth prophet...".

5 Dies ist ein Männername. Auf Horusstele JE 47280 wird der Name der Mutter genannt.

Rechte Seite

Horusstelentext A = Metternichstele Spruch 10

[D.1] [Sei gegrüßt, du Gott, Sohn eines Gottes! Sei gegrüßt, du Erbe, Sohn eines Erben! Sei gegrüßt, du Stier, Sohn eines Stieres, den die göttliche Kuh geboren hat! Sei gegrüßt, du Horus, der aus Osiris hervorgegangen ist, den Isis, die Göttliche/Göttin, geboren hat!1
Besprich (?) für mich] mit deinem Namen! Beschwöre für mich mit deiner Magie! Besprich für mich mit deinen Zaubersprüchen! Rezitiere für mich [mit ..., die ...
Es sind die Formeln, die in deinem Mund sind, die dein Vater Geb dir anvertraut hat, die deine Mutter Nut/Isis dir gegeben hat, die dein Bruder, der Vorsteher von Letopolis, dich gelehrt hat, um deinen zꜣ-Schutz zu bereiten, um] deine mk.t-Protektion/Sicherheit [zu wiederholen], um das Maul von jedem giftigen Gewürm zu verschließen, das in der Luft (wörtl.: im Himmel) ist, das auf dem Land ist, das im Wasser ist, um die Menschen wiederzubeleben, um die Götter zufriedenzustellen, um Re mit 〈deinen〉 Lobpreisungen/Gebeten zu verklären.
Komme zu mir! Beeile dich, beeile dich an diesem Tag / heute, so wie (wenn) du das Steuerruder im Gottesschiff bedienst.
Mögest du für mich alle Löwen in der Wüste, alle Krokodile im Fluss, alle [D.5] beißenden (Schlangen)Mäuler in ihren Höhlen abwehren. Mögest du sie machen wie einen Kieselstein des Wüstenplateaus, wie das Bruchstück eines Topfes (= eine Topfscherbe) [auf/entlang] der Straße. Mögest du das/dieses (hier vorliegende) Gift beschwören, das in jedem Glied des vierten Propheten des Amun Djedchons[iuefanch, des Sohnes des Nes]perennebu, des Gerechtfertigten, ist.
Hüte dich, dass deine Worte deswegen (oder: seinetwegen, d.h. des Gifts) lächerlich gemacht (oder: weggelacht) werden.
Siehe, ⸢ich⸣ rufe [deinen Name heute].
Lass für mich dein Ansehen und deine Magie entstehen! Erhöhe für mich deine wirksamen Zaubersprüche, damit du wiederbelebst [den, der] eine beengte Kehle hat.
Möge dir Lobpreis gegeben werden durch die Untertanen. Möge Maat in deiner Gestalt (oder: wegen deines Wesens) gepriesen werden. Möge jeder Gott, der [wie Du] ist, angerufen werden.
Siehe, dein Name wird heute angerufen (als:) Ich bin Horus, der Retter/Beschwörer.

1 Rekonstruiert nach Metternichstele, Z. 101125.

Rückseite

Horusstelentext B = Metternichtstele Spruch 5 = Torso Wien ÄS 40 Spruch 1

[E.x+1] [Ein lauter Schrei ist im] ⸢Haus⸣ [der Neith (?)]. Ein großes Gejammer ist im Mund des [Katers (oder: der Katze)].
Ich [habe] deinen Schritt [abgewendet], (du) Rebell!
Siehe, ich bin Chnum, [der Herr von Herwer.]
[Hüte dich davor, dass dein Unrecht/Schaden ein] zweites Mal [wiederholt wird], wegen dessen, was mit dir gemacht wurde (?; oder: was du getan hast) in Anwesenheit der Großen Neunheit!Wende dich ab!
Ich habe [dein Voranschreiten] gehemmt. [(Denn) ich bin ein Gott.
Hui! Hui!
Oh Re!] Bekanntlich hast du nicht {seine}〈eine〉 (so) laute Stimme (mehr) gehört seit dem Abend auf jenem Ufer von Nedit; ein [langes] Schweigen / eine [große] Stille ist [bei] jedem Gott und bei jeder Göttin. Alle Götter sind 〈in〉 Wehklagen wegen dieses Übels, das dieser Rebell, der Böses tut, getan hat. Siehe, [Re] ist wütend und erzürnt/stinksauer deswegen. Er hat befohlen, dass [deine Zerstückelung] durchgeführt wird.
Zurück mit dir, (du) Rebell!
Hui, hui!

1 m-bꜣḥ psḏ.t-ꜥꜣ.t: Kákosy 1999, 159 mit Anm. (d) liest: "in Anwesenheit des Herrn (?) der Großen Neunheit!". W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 123 listet nur Formeln mit: "in Anwesenheit der Großen Neunheit" auf. Die Textstelle ist beschädigt. Sicherlich ist das mutmaßliche nb: "Herr"  Bestandteil von m-bꜣḥ: "in Anwesenheit".

Rückseite

Horusstelentext C

Oh (Du), der aus der Unterwelt gekommen ist, als er im (oder: aus dem) Nun aufgegangen ist, der die Erde mit seinem Auge erhellt: Siehe, deine Schiffsmannschaft ist herbeigeeilt zu deiner Barke insgesamt (?)1.
Man befragte den Namenlosen (?).2
Mögest du das Voranschreiten des Maga hemmen.3
Weiche zurück von deinem Unheil, das gegen dich in Wadjwadj angerichtet wurde!
Der Gott, der in ihm (d.h. im Ort Wadjwadj) ist, ist [E.x+10] Re.4
Zurück, du, (oh) jene (schlangenförmige) Windung der Ein[geweide]! Deinen Körper, in dem du entstanden bist, gibt es nicht.
(Du) diese Nabelschnur, weiche zurück vor Re! Ich weiß, was du getan hast.
Hui, hui!
Oh (du,) der (herbei)kommt:5 Hüte dich, dass du kommst! Falls du gegen Osiris vorgehst, wenn er auf dem Wasser und das Horusauge bei ihm ist, dann wird dein Gesicht geblendet werden; (dann) wird dein Voranschreiten zurückgetrieben werden. Weiche! Hüte6 dich, (oh) Maga!
(Man) ist wachsam gegen dich in Heliopolis.
Du bist gefallen! Zu[rück], zu[rück]!7
Du wirst keine Macht haben über die Pferde oder über irgendein Stück Kleinvieh auf dem Fluss, das dem Vierten Propheten des Amun Djedchonsuiuefanch, dem Gerechtfertigten, gehört.
Eine schreiende Stimme ist im Haus/Tempel 〈der Neith〉. Ein großes Wehklagen (kommt) aus dem Maul des Katers (oder: der Katze) wegen dessen, was Maga getan hat. Es ist nicht etwas, das von dem Der-es/sich-gemacht-hat (= dem Schöpfergott?) angeordnet worden ist.
[E.x+15] Ein großer Schrei ist gegen dich hervorgegangen (?)8, um deinen Leib zu zerstückeln, um den Rebellen zu bewachen9.
Er hat dein Schreiten gehemmt.
... ... ... gegen dich.10
Siehe, dein zweites Mal (= die endgültige Vernichtung?) ist passiert gemäß dem, was [gegen dich] angerichtet wurde.
[Weiche] doch zurück von mir!
Ich bin Chnum. Ich bin aus [Heliopolis] gekommen mit einer Botschaft (oder: einem Auftrag) von Sepa11.
Ich bin Ini-a-ef.
Oh 〈Mechenti-〉en〈-irti〉12, oh Ruti, dein Gesicht (deine Aufmerksamkeit) zu diesem Zwerg13 aus Fayence, der ins Wasser gefallen ist, dem Halsschmuck der Neith!
[Fürchte dich] vor ihm!14
Du sollst ausfließen15!
Ich bin das Imeny-Krokodil [in] der Flut16.
Dein Schreiten wird behindert werden, (oh) Se[nem-ra-Krokodil!] (?)
[Entferne dich von dem Gott, wenn er sich reinigt! Hüte dich] vor diesem Gotteskörper!
Ich habe dir deinen Tod angekündigt.17
〈I〉ch (?) bin der Mächtige (?), er arbeitet für [die Götter].

1 Kákosy 1999, 160 übersetzt: "your crew hastens to your barque to (make) joy." Vgl. die magische Stele Prag P 2771.

2 Kákosy 1999, 160 übersetzt: "The One whose name is unknown is consulted (?)", aber er vermutet, dass der Text fehlerhaft ist. A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 2343, hier: 30, Anm. (y) listet diese Variante nicht auf.

3 Gleiche Formulierung auf Berlin ÄM 14658 (unpubl.) desselben Mannes.

4 Gleiche Formulierung/Orthographie auf Berlin ÄM 14658 (unpubl.).

5 Vgl. die Parallelen auf der magischen Stele IFAO (Z. x+1) (J. Berlandini, Bès en aurige dans le char du dieu-sauveur, in: W. Clarysse – A. Schoors – H. Willems (Hrsg.), Egyptian Religion. The Last Thousand Years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur. Part I (= Orientalia Lovaniensia Analecta 84) (Leuven 1998), 31–55) und auf der Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 1213 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156). 

6 Gleiche Orthographie auf Berlin ÄM 14658 (unpubl.).

7 In weiteren Textvertretern steht: "zurück" (z.B. auf Berlin M 14658 (unpubl.)). Kákosy 1999, 159, Anm. (m) erwägt: "(zu) Boden" in: "you are fallen down on the earth(?)", aber das ist nicht in den Spuren erkennbar.

8 Unklare Stelle mit beschädigten und unscharfen Hieroglyphen. Auf einigen Stelen steht sgb ꜥꜣ: "ein großes Geschrei", auf anderen sbj: "Rebell". Auf dem Sockel des Nachtefmut, Rückseite, x+3 steht : "(Du,) Rebell, das, was aus deinem Mund gekommen ist, ist gegen dich. Dein Körper wurde/ist zerstückelt." S. Berlandini 2002.

9 Der letzte Teil des Satzes so auch auf Berlin ÄM 14658 (unpubl.).

10 Berlandini 2002, 107, 109 (Anm. e) und 146 (Fig. 19) parallelisiert 11 verschiedene Versionen dieses unklaren Satzes und liefert zwei Übersetzungen: "Les oiseaux (?) d’une paume (?) sont rassemblés contre toi" und "les oiseaux (anseridés?) rassemblent la griffe (?) contre toi."

11 Gleiche Orthographie auf Berlin ÄM 14658 (unpubl.).

12 Emendierung gemäß weiteren Textvertretern: A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VIIIX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 2343, hier: 3132, Anm. (ao). Vgl. Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 18 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156).

13 Entweder liegt ein Identitätssatz vor: "Dein Gesicht ist (das des) Zwerges, ..." (so Kákosy 1999, 160) oder eine Aufforderung: "(Richte) dein Gesicht auf den Zwerg, ...!" In weiteren Textversionen wird der Zwerg angerufen (A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VIIIX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 2343, hier: 28).

14 So nicht von Kákosy 1999, 160 erkannt. Seine Übersetzung: "Your eye is against him" ist zu korrigieren. Vgl. A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VII-IX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 2343, hier: 32, Anm. (ar).

15 Die Version bei A. Gasse, Une stèle d'Horus sur les crocodiles. A propos du "Texte C" (Taf. VIIIX), in: Revue d'Égyptologie 55, 2004, 2343, hier: 28 als: "Puisses-tu être aveuglé, crocodile, la face sur le flot." ist nicht mit den Spuren von Turin Suppl. 18356 vereinbar. Sie findet sich z.B. auf der Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 18–19 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156).

16 Auf weiteren Textversionen steht: "inmitten der Flut" (z.B. auf der Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 19 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156), aber das passt nicht zu den Spuren von Turin Suppl. 18356.

17 Vgl. Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 20 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156): "I have foretold to you your carrying off(?)."

18 Vgl. Horusstele Museum of Seized Antiquities Inv. 379, Rückseite Z. 20 (L. Kákosy – A. M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur altägyptischen Kultur 25, 1998, 143–159 und Taf. 2–5, hier: 153, 156): "I am, indeed, who acts for the gods." Vgl. Sockel des Nachtefmut (Berlandini 2002), Rückseite, Z. x+9: "Er agiert für sie, die Götter".