Ostrakon DeM 1688

Metadaten

Wissensbereiche
Schlagwörter
Alternative Namen
Inventaire principal oIFAO 2308, séquestre 10199
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Institut Français d'Archéologie Orientale
Digitaler Katalog

https://www.ifao.egnet.net

Erwerbsgeschichte

Das Ostrakon stammt aus der Umgebung von Deir el-Medineh. Es wurde während einer der Grabungen des Institut français d’archéologie orientale (IFAO), vermutlich in den Jahren 1956 bis 1970, gefunden und ist so in die Sammlung des IFAO nach Kairo gekommen, s. Gasse 1990, IX.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Das Ostrakon stammt aus der Umgebung von Deir el-Medineh. Es wurde während einer der Grabungen des Institut français d’archéologie orientale (IFAO), vermutlich in den Jahren 1956 bis 1970, gefunden und ist so in die Sammlung des IFAO nach Kairo gekommen, s. Gasse 1990, IX.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

Das Ostrakon ist aufgrund des Fundkontextes (Deir el Medineh) in die 19. bzw. 20. Dynastie zu datieren (Gasse 1990, X).

Textsorte
Notiz, Brief
Inhalt

In einer kurzen Notiz vermerkt jemand in der ersten Person Singular, dass er wegen eines Toten eine weise Frau konsultiert habe. Ein gewisser Pasched teilte ihm mit, dass es der Ba des Ptah sei und der Tote leben möge.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der ursprüngliche Verwendungszweck ist unbekannt. Es könnte sich um eine private Notiz handeln oder aber um ein offizielles Dokument, das die Konsultation einer weisen Frau und deren Ergebnis dokumentiert.

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Das Ostrakon aus weißem Kalkstein ist 7,6 cm hoch, 11,4 cm breit und 2,2 cm dick. Nach Fischer-Elfert (Fischer-Elfert 1993, 126) ist es vollständig erhalten. Es ist nur auf einer Seite mit insgesamt vier Zeilen Text beschriftet. Die Oberfläche hat durch Feuchtigkeit gelitten (Gasse 1990, 9) und der Text ist stellenweise stark verblasst.

Schrift
Hieratisch » Neuhieratisch

Der Text ist in einem kursiven, gut lesbaren Neuhieratisch geschrieben.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch

Der Text ist neuägyptisch geschrieben. Dies wird durch den Gebrauch des Präsens I (tw=j (ḥr) sḏm) angezeigt.

Bearbeitungsgeschichte

A. Gasse publizierte im Rahmen des Catalogue des ostraca hiératiques littéraires eine kurze Beschreibung, ein Faksimile sowie eine Transliteration in Hieroglyphen (Gasse 1990, 9). Ein Foto ist in der Datenbank des IFAO (Zugriff 18.02.2025) publiziert. Eine ergänzte Abschrift in Hieroglyphen wurde von H.-W. Fischer-Elfert im Jahr 1993 (Fischer-Elfert 1993, 126) publiziert. Im Jahr 2000 übersetzte D. Karl das Ostrakon im Rahmen von weiteren Texten zur weisen Frau ins Deutsche (Karl 2000, 134–135). Auch in weiteren Betrachtungen der Texte zur weisen Frau fand der Text Beachtung (Toivari-Viitala 2001, 229; Neunert 2010, 108–109; Gabler 2018, 410–411; Nassar 2019, 45–47; Austin 2024, 148–151).

Editionen

- Fischer-Elfert 1993: H.-W. Fischer-Elfert. [Rezension] Annie Gasse, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir-el-Médina. Nos. 1676–1774. T. 4, fasc. 1. Le Caire, Institut français d’archéologie orientale du Caire, 1990 = Documents de fouilles 25. In: BiOr 50, 1993, 125–130.

- Gasse 1990: A. Gasse, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Medina. Bd. 4. Fasc. 1. Nos 1676–1776. DFIFAO 25. Kairo 1990. [*P, H]

- Karl 2000: D. Karl. Funktion und Bedeutung einer weisen Frau im Alten Ägypten. In: SAK 28, 2000, 131–160.

Literatur zu den Metadaten

- Austin 2024: A.E. Austin. Healthmaking in Ancient Egypt. The Social Determinants of Health at Deir el-Medina. CHANE 138. Leiden 2024.

- Gabler 2018: K. Gabler. Who’s who around Deir el Medina: Untersuchungen zur Organisation, Prosopographie und Entwicklung des Versorgungspersonals für die Arbeitersiedlung und das Tal der Könige. EU 31, Leuven 2018.

- Nassar 2019: M.A. Nassar. The Wise Woman and the Healing Practice (O.OIM 16974), in: Journal of Ancient Egyptian Interconnections 24, 2019, 41–48.

- Neunert 2010: G. Neunert. Mein Grab, mein Esel, mein Platz in der Gesellschaft: Prestige im Alten Ägypten am Beispiel Deir el-Medine. Berlin 2010.

- Toivari-Viitala 2001: J. Toivari-Viitala. Women at Deir el-Medina. A Study of the status and roles of the female inhabitants in the workmen’s community during the Ramesside Period. EU 15. Leiden 2001.

Online-Ressourcen

https://www.ifao.egnet.net/bases/archives/ostraca/?inv=1688&os=5, (Zugriff 18.02.25).

Autoren
Dr. Anke Ilona Blöbaum
Autoren (Metadaten)
Dr. Anke Ilona Blöbaum

Übersetzung und Kommentar

Ostrakon DeM 1688

[rto 1] Ich ging1 zu der weisen Frau wegen des Toten, und Pasched kam heraus zu mir. Er sagte zu mir: „Der Ba des Ptah (ist es). Möge der Tote leben.“

1 Ich ging (tw =j ḥnw): Ich fasse hier ḥn als Pseudopartizip auf. Peust (in: GM 212, 2007, 67–80, bes. 73–74) hat in seiner Arbeit zum Paradigma des Verbums „gehen“ (šm, ḥn und nꜥi̯) herausgearbeitet, dass im Neuägyptischen das Pseudopartizip in der Regel vom Verbstamm ḥn gebildet wird. Im Ostrakon Chicago ISACM 16974, rto 1 findet sich in einem vergleichbaren Satz ein eindeutig geschriebenes Pseudopartizip (r-n.tj tw=j ḥnw.k(wj) n tꜣ rḫ⸢.t ḥr⸣ […]).