Ostrakon Berlin P 5570
Übersetzung und Kommentar
oBerlin P 5570
[... ... …], [x+1] tbt.t-Pflanze, Wasser, Leber (?), [… ... ...
… ... ...], Dill, šꜣms-Pflanze, [… ... ... (werde gesalbt? o.ä.)] damit (?).
Ein anderes (Heilmittel):
frischer Weihrauch,1 Sesamöl, Dickmilch, [… ... ...
… ... ...] Blatt der Tamariske.
(Es) werde zerrieben zu [einer] Masse2 [... ... ...
[…] [x+5] an vier Tagen3.
Eine wirklich erfolgreiche Methode!
Ein anderes (Heilmittel):
frisches Fett, [… ... ...
Ein anderes (Heilmittel):
frische Dickmilch, njꜣjꜣ-Pflanze.
(Es) werde gesalbt [... ... ...
[Ein anderes (Heilmittel):]
… ... ...], Weihrauch, ḫt-ds-Baum, njꜣjꜣ-Pflanze4, ebenso.
(Ein anderes Heilmittel:)
Frischer Weihrauch, njꜣjꜣ-Pflanze, […]
... ...], ...?..., frischer Abschaum/Bodensatz, [... ... ...
1 snṯr wꜣḏ: wꜣḏ wurde lange als Quantenangabe oder ein (zweites) Topf-Determinativ angenommen (ähnlich der tj-Keule: G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 3. Von der zweiundzwanzigsten Dynastie bis zum dritten Jahrhundert nach Chr. (Osnabrück 1965 (= 1936)), Nr. 401, oder Topf: G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 3. Von der zweiundzwanzigsten Dynastie bis zum dritten Jahrhundert nach Chr. (Osnabrück 1965 (= 1936)), Nr. 498); das Zeichen tritt insgesamt fünfmal auf: bei Weihrauchharz (snṯr) (2mal), (Rinder-)Fett (ꜥḏj), Sauermilch (smj) und gꜣš-Flüssigkeit (Abschaum? Hefe ?). Mittlerweile darf die Lesung als wꜣḏ „frisch“ (s. dazu in P Wien x+VIII, 9–14 snṯr wꜣḏ „frischer Weihrauch“, J. F. Quack, [Review:] W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), in: Orientalische Literaturzeitung 94, 1999, 455–462, hier: 462 und Quack 1999, 146, Anm. 9) als gesichert gelten (E-Mail 29.01.2015 von Juliane Unger/Heidelberg).
2 nḏ m (j)ḫ.t [wꜥ.t]: „es werde zerrieben zu einer Masse“: siehe Quack 1999, 146, Anm. 9 für diese Korrektur. Früher wurde 1/64 sdm.t: "5 ro, Schminke/werde geschminkt" gelesen.
3 vier Tage: Die Behandlungsdauer (Zeile 5) gibt Jonckheere 1954, 56; 58 als Besonderheit mit „5 Tagen“ an (so auch Möller in der Erstedition). Das Zahlzeichen 4 ist jedoch wie das in einer Datumsangabe (G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 3. Von der zweiundzwanzigsten Dynastie bis zum dritten Jahrhundert nach Chr. (Osnabrück 1965 (= 1936)), Nr. 659) geschrieben (berichtigt von von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II, 236, Anm. 5; Westendorf 1999, 64, Anm. 85).
4 njꜣjꜣ-Pflanze: Auch jnjw geschrieben. Vermutlich Polei-Minze (Mentha pulegium), die im pEbers bei Magenbeschwerden u.ä. eingesetzt wird. Möglich ist auch eine Behandlung im gynäkologischen Zusammenhang; B. Long, A propos de l’usage des menthes dans l’Égypte ancienne, in: Anonymous (Hrsg.), Mélanges Adolphe Gutbub (Montpellier 1984), 145–159: zur Geburtserleichterung. Möglich wäre das, da der Haupbestandteil Pulegon zu Krämpfen im Unterleib führt; wahrscheinlich aber scheint die Verwendung als Mittel zum Abbruch einer Schwangerschaft (R. Jütte, Lust ohne Last. Geschichte der Empfängnisverhütung (München 2003), 68).