Papyrus Kahun London UC 32091A + UC 32095A + UC 32110D + UC 32137G(?)
Übersetzung und Kommentar
Recto, Text 1
[pUC 32137G Recto, x+1] [...]...] einen Mann frisch machen [...
...] ... vor (?) ... [...
...] ... von jedem Toten [... [pUC 32091A Recto, Kol. x+1.1] ...] ich sitze.
Maat ist unter (?) meiner Zunge.
Das ganze Land [ist ...
...] meine [Nahrung (?)] im Verhältnis zu (oder: mehr als) Re.
Mein Frühstück (?) [...
...] er [...] für mich Leben zusammen mit (dem Korngott) Nep⟨r⟩i.
...] ich [...] aber die Ewigkeit verbringen/vernichten (?)1.
[pUC 32091A Recto, Kol. x+1.5] ...] diese Buchrolle (?), Schenes-Brot [...
[...]
1 ski̯: Collier & Quirke, 7 übersetzen "destroyed forever", was zum sog. schlechten Vogel passt. Häufig belegt ist z.B. nn ski̯ r nḥḥ: "ohne bis in Ewigkeit zu vergehen". Daneben gibt es ski̯ rnp.wt und ski̯ nḥḥ im Sinne von "Jahre/Ewigkeit verbringen", das mit der Buchrolle determiniert und in Wb 4, 314.12–13 separat von ski̯: "untergehen, vergehen (intrans.); vernichten, zu Grunde richten (trans.)" (Wb 4, 312.18–313.10) aufgeführt wird. Nur in der griech.-röm. Zeit wird ski̯ mit einer Zeitangabe als direktes Objekt mit dem schlechten Vogel determiniert.
Recto, Text 2
[pUC 32091A Recto, Kol. x+2.1] Das Verehren von Horus-[imi-schenut (?).]1[Sei gegrüßt, Horus-imi-schenut (?),] Herr von Ausstrahlung,2 [Herrscher der Bücher, einzigartig unter den Göttern,] groß an Wohlgeruch, [groß an Kraft, Herr der Wahrheit, dessen] Ansehen bejubelt wird, [ein Herr von Worten, der Große im Lebenshaus], [pUC 32091A Recto, Kol. x+2.5] nachdem (?) er das [Bücher]haus gegründet hat3 (oder: für den das Bücherhaus gegründet wurde) [...4 ..., [pUC 32095A Recto, Kol. x+1.x+1] (denn) ich bin] Re (?), der [den Himmel] sch[ultert] (?).5
[Für mich hat man die Proskynese erschaffen.]
[Die wrr.t-Krone ist in] meiner Faust, (denn) ich bin [der Herr der Sonnenscheibe.]6
[Das Menit der Hathor ist in meiner Hand, die Perlenkette der Neith ist] an meinem Hals.
Ich pflege zu er[leuchten (?) die Beiden Länder wie der Allherr;]7 [Strahlen sind in meinen Augen wie (die Strahlen) der Sonnen]scheibe.
Ich werde nicht fallen in die Ri[chtstätte der Sachm]et;8 [Nicht werden] [pUC 32095A Recto, Kol. x+1.x+5] ihre [Messerdämonen mich einfangen (?)].9
Nicht wird die Bestrafung/Konfrontation der Feinde [an] mir geschehen; Nicht wird mich rauben [der Gott der Seuche].
[Nicht werde ich versetzt] in eine Straftat; der Treueid des Morgens bleibt liegen (?, d.h. wird nicht eingefordert?).
[Ich verbrachte die Nacht im Innern] meines Nestes, (denn) ich bin Horus über dem ꜥꜣb.t-Opfer des Bösen/Schädlings.10
[Ich bin der, der die beiden Kontrahenten in/mit/als ... trennt].
Für mich wurde eine (Stadt vom Typ) Haus-der-Noblen gemacht.
(Denn) jeder Gott ist unter/voller Zittern [vor mir].
[pUC 32095A Recto, Kol. x+2.1] […]11
[pUC 32095A Recto, Kol. x+2.x+1] [Mein] An[sehen wandelt in ihrem Körper.]12
[pUC 32110D Recto, Zl. x+1] [Sie (Verb + Objekt) für mich], wie (für) die Herrin [des Jahresanfangs.]13
[Mein Ansehen ist] wie (das) des Geb auf [Erden.]14
1 M. Müller hat den Text als einen Vorläufer oder variante Fassung der Verehrung von Horus-imi-schenut im pLeiden I 347, Kol. 3.1–3 identifiziert (Müller, in: GM 216, 2008, 51–54). Für eine hieroglyphische Abschrift von pLeiden I 347, Kol. 3.1–3 durch Gardiner siehe DZA 50.144.660.
2 nb-fꜣw: In pLeiden I 347, Kol. 3.1 steht: j:nḏ-ḥr=k Ḥrw-jm.j-šnw.t nb fꜣw ḥqꜣ mḏꜣ.t wꜥ ḥr ḫw=f m-m nṯr.w: "Sei gegrüßt, Horus-imi-schenut, Herr von Ansehen, Herrscher der Bücher, einzigartig unter den Göttern". Die Spuren hinter fꜣw lassen sich jedoch nicht als ḥqꜣ deuten.
3 s[n]t[j].n=f pr[-mḏꜣ.t]: In pLeiden I 347, Kol. 3.2–3 steht snṱ=f m pr-mḏꜣ.t: "Sein Grundriß/Charakter ist im Bücherhaus".
4 Die Kolumne bricht ab und der Text ist erst mehrere Kolumnen später auf pUC 32095A wieder greifbar, dort in einer Parallele zu pLeiden I 347, Kol. 5.3. Sofern die Fassung aus dem Mittleren Reich weitestgehend der des Neuen Reiches ähnlich ist und keine Abschnitte ausgelassen sind, die in pLeiden I 347 vorhanden sind, würden 25 Zeilen von pLeiden I 347, d.h. ca. 80 Verse fehlen. Es wäre in dem Falle mit einer Lücke von 2 Kolumnen zwischen pUC 32091A, Kol. x+2 und pUC 32095A, Kol. x+1 zu rechnen.
5 [jnk] ⸮Rꜥw? ⸮r[mn p.t]?: Sofern in der nächsten Zeile ⸮[ḫf]ꜥ?=[j] ⸮⸢jnk⸣? steht und auch zuvor eine enge Parallele mit pLeiden I 347 vorliegt, würden die Spuren zu pLeiden I 347, Kol. 5.3 jnk Rꜥw rmn p.t: "Ich bin Re, der den Himmel schultert" passen, d.h. die Spuren wären als Sonnenscheibe, Falke auf der Standarte als Gottesdeterminativ und r zu interpretieren.
6 ⸮[ḫf]ꜥ?=[j] ⸮⸢jnk⸣?: Lesung nach Collier/Quirke, 8 und Müller. In pLeiden I 347, Kol. 5.3 (siehe DZA 50.144.710) steht jw wr.t m ḫfꜥ=⟨j⟩ jnk nb jtn: "Die wrr.t-Krone ist in meiner Faust, ich bin der Herr der Sonnenscheibe". Für die Schreibung von jnk vgl. unten in der vorletzten Zeile der Kolumne.
7 [___] ⸢r⸣ ⸢ḫḫ⸣=j jw=j s[__]: In pLeiden I 347, Kol. 5.4 (siehe DZA 50.144.710) steht jw mnj.t n(.t) Ḥw.t-Ḥrw m ḏr.t=j ⸮s⟨m⟩d.t? n(.t) Nt r ḫḫ=j jw sḥḏ=j tꜣ.wj mj Nb-r-ḏr: "Das Menit der Hathor ist in meiner Hand, die Perlenkette der Neith an meinem Hals; ich erhelle die Beiden Länder wie der Allherr". In pUC 32095A könnte man jw=j s[ḥḏ=j] ergänzen.
8 nn ḫr=j n ⸮nm[ꜥ,t]? ⸮[n.t]? ⸮[Sḫm],t?: So in pLeiden I 347, Kol. 5.4–5 (DZA 50.144.720). Die vorangehende Zeichenspur ist nicht identifizierbar. Collier/Quirke, 8 lesen allerdings eine Sonnenscheibe, die eventuell zu stw.t m jr.tj=j mj Jtn: "Strahlen sind in meinen Augen wie Aton/die Sonnenscheibe" (pLeiden I 347, Kol. 5.4) passen könnten.
9 [...]=s: In pLeiden I 347, Kol. 5.5 steht nn spḥ wj ḫꜣytj.w=s: "Ihre Messerdämonen werden mich nicht (mit dem Lasso) einfangen".
10 sḏr=⟨j⟩: Der Satz ist unklar. In pLeiden I 347, Kol. 5.6 steht eine andere Formulierung, die leider ebenfalls nur teilweise verständlich ist: sḏr=j (?) wꜣḏ.tj nn ḫpr.n=f r=j m try.t n.t dwꜣ.yt: "Ich verbringe die Nacht heil (?), es kann nichts (?) gegen mich entstehen als Unheil des Morgens" (Müller, 53 mit Anm. (c) übersetzt: "(Ich werde nicht, ...), sondern verbringe die Nacht heil und nichts geschieht mir zur Zeit des Morgens", mit tr: "Zeit" statt try.t: "Unheil"; ähnlich Müller, in: B. Janowski & G. Wilhelm (Hgg.), Omina, Orakel, Rituale und Beschwörungen, TUAT NF 4, Gütersloh 2008, 267, Anm. 52 für tr). Müller, 53 übersetzt die MR-Version mit "(Ich) verbringe die Nacht, indem man den Schmutz des Mor[gens] abwischen lässt." Ein Verb sḏfꜣ: "abwischen" ist mir nicht bekannt. Der Genitiv n.t dwꜣ[.yt] setzt einen Zusammenhang mit try.t: "Schmutz, Unheil, Unreines (o.ä,)" voraus.
11 Sofern die Spuren šf in pUC 32095A Rto, Kol. x+2 dem Wort šfšf.t in pLeiden I 347, Kol. 6.1 entsprechen und der Text von pUC 32095A sich nicht wesentlich von pLeiden I 347 unterscheidet, und vorausgesetzt die Zeilenlänge in Kol. x+1 und in Kol. x+2 von pUC 32095A Rto ist in etwa gleich, dann könnten oberhalb von šf etwa 7 bis 9 Zeilen fehlen, d.h. es wäre mit etwa 11 bis 13 Zeilen pro Kolumne zu rechnen. Bei einer hypothetischen Höhe der Papyrusrolle von 16 cm (eine halbformatige Standardrolle im Mittleren Reich) würden 12 Zeilen gut passen. Die Spuren von šf bilden wahrscheinlich die viertletzte Zeile der Kolumne; die drittletzte Zeile fehlt gänzlich und die beiden Zeilenreste auf pUC 32110D Recto bilden die beiden letzten Zeilen der Kolumne.
12 In pLeiden I 347, Kol. 6.1–2 steht ꜥq snḏ=j m-ḫt ꜥ.t.pl=sn / šfšf.t=j ḫpi̯.tj m ḥꜥ.pl=sn: "Möge die Furcht vor mir überall in ihre Glieder eintreten, während mein Ansehen in ihrem Körper wandelt."
13 In pLeiden I 347, Kol. 6.2–3 steht jri̯.y n=j ḥr-nb jꜣw / sn=sn rd.wj=j mj nb.t tp-rnp.t: "Alle Menschen machen für mich Lobpreis, sie küssen meine Füße wie (die der) Herrin des Jahresanfangs." Die Spuren vor mj auf pUC 32110D passen nicht zu rd.wj=j.
14 In pLeiden I 347, Kol. 6.3 steht snḏ=⟨s⟩n n=j mj Rꜥw m p.t / šfšf.t=j mj Gb m tꜣ: "Mögen sie Angst haben vor mir wie (vor) Re im Himmel, mein Ansehen ist wie (das) des Geb auf Erden."
Verso
[pUC 32137G Verso, x+1] ...] er/sein [......] ich/mein (?) [...], sie hat nicht Hunger gelitten (oder: wird nicht Hunger leiden) [...
...] schlecht und böse [...
...] ich/mein [... [pUC 32091A Verso, x+1] [...]
[...]
...] die (Göttin) Sechet, nicht ist sie gestorben (oder: nicht wird sie sterben) [...
... Nicht] habe ich Hunger gelitten (oder: werde ich Hunger leiden), nicht ist etwas [Böses(?)] geschehen (oder: wird etwas [Böses(?)] geschehen) [...
[pUC 32091A Verso, x+5] [Nicht] sind irgendwelche verhassten Sachen geschehen (oder: werden irgendwelche verhassten Sachen geschehen) [...
[...]
...] ihn [X]1 Mal, ein Rand (?) von jrtjw-Leinen [...
...] sein Mund/Rand.
Was jeden Mann angeht, der es sagt/gesagt hat [...
...] zu ihm / für ihn, nicht war (es) schlecht für sein Herz [...
[pUC 32091A Verso, x+10] ...] Weg durch [... [pUC 32095A Verso, Kol. x+1.1] ...] die beiden [...]-Barken [...
...] den Kopf eines [...] anknüpfen [...
...] der nördliche mꜣꜥ.tj-Kanal (?) [...
...] von/für Mehetweret [...
[pUC 32095A Verso, Kol. x+1.5] [...]
[...]
[pUC 32095A Verso, Kol. x+2.1] Ich habe euch geholt, um [...] zu beleben (oder: am Leben zu erhalten) [...
...] ohne Brot, ohne Bier, ohne [...
[Ic]h bin der ...-Gott (?) in/als ... [... [pUC 32110D Verso, 1] Ich bin der Vater [...
Ich bin der Schakal/sꜣb-Beamte [...2
1 zp ...: Collier/Quirke, 67 erwägen, die Zahl "6" zu lesen.
2 Dank des identifizierten Textes auf dem Recto ist sicher, dass pUC 32110D Verso nach der 2. Kolumne von pUC 32095A platziert werden muss. pUC 32110D Verso enthält die Reste der beiden oberen Zeilen einer Kolumne, aber scheint nicht Teil der oberen beiden Zeilen der 2. Kolumne von pUC 32095A zu sein. Möglicherweise ist die 2. Kolumne von pUC 32095A Verso nicht sehr breit und fängt mit pUC 32110D Verso eine neue Kolumne an.