Papyrus Carlsberg 661

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Europa » Dänemark » Kopenhagen » Carlsberg Papyrus Collection
Digitaler Katalog

https://pcarlsberg.ku.dk/

Erwerbsgeschichte

Da der Papyrus zur Carlsberg Collection gehört (Quack 2020, 37), ist anzunehmen, dass auch dieses Fragment im Jahr 1931 zusammen mit dem Konvolut aus Tebtynis angekauft wurde, s. hierzu Hagen/Ryholt 2016, 178–180.

Herkunft
Niltal von Kairo bis Assiut » Fajjum » Tebtynis

Da der Papyrus zur Carlsberg Collection gehört, ist anzunehmen, dass auch dieses Fragment im Jahr 1931 zusammen mit dem Konvolut aus Tebtynis angekauft wurde und daher ursprünglich zur Tempelbibliothek gehört hat, Quack 2020, 37 u. 40.

Datierung
(Absolute Datierung: Jahrhunderte) » (Jahrhunderte n.Chr.) » 1. Jhdt. n.Chr.

Die Tatsache, dass der Papyrus mit dünnen Hilfslinien vorbereitet wurde, sowie einige paläographisch charakteristischen Zeichenformen deuten auf eine Datierung des Textes in die römische Zeit, s. Quack 2020, 37.

Textsorte
Rezitation(en) » Ritual/Liturgie
Inhalt

Das stark beschädigte Papyrus-Fragment überliefert die Reste eines Schutzrituals zugunsten einer Person, die sich leider nicht erhalten hat. Aufgrund von ähnlichen Schutztexten aus Tebtynis (z.B. pCarlsberg 200) ist davon auszugehen, dass der Schutzzauber zugunsten des Königs formuliert war, s. Quack 2020, 40.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Durch den stark beeinträchtigten Erhaltungszustand ist kaum eine Angabe zum ursprünglichen Verwendungskontext möglich. Möglicherweise handelt es sich um ein Fragment aus einer Sammelhandschrift, in der Schutzsprüche zusammengestellt waren, s. Quack, 2020, 37.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Technische Daten

Das 11 cm breite und 12,6 cm hohe Fragment ist auf allen Seiten abgebrochen. Erhalten haben sich Reste von neun Zeilen in zwei Kolumnen mit einem etwa 1,3 cm breiten Interkolumnium. Der Papyrus wurde mit dünnen Hilfslinien sowohl für die Zeilen als auch für die Kolumnenaufteilung vorbereitet. Daran ist zu erkennen, dass es sich um das untere Ende der Kolumnen handelt.

Schrift
Hieratisch » Späthieratisch

Die Schrift ist „sorgfälig und relativ ästhetisch, dabei generell sehr kantig“ (Quack 2020, 37). Im Vergleich mit der Mehrzahl der Tebtynis-Handschriften macht sie laut Quack (ebd.) einen etwas älteren Eindruck und scheint mit einer Binse geschrieben worden zu sein. Paläographisch ist die Schrift in die römische Zeit einzuordnen. Diese zeitliche Einordnung wird unterstützt durch die Tatsache, dass der Papyrus mit dünnen Linien vorbereitet wurde.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » spätes Mittelägyptisch mit neuägyptischen Einflüssen

Aufgrund des fragmentarischen Erhaltungszustands des Textes sind keine näheren Angaben möglich.

Bearbeitungsgeschichte

Die Erstpublikation des Fragments wurde im Jahr 2020 von Joachim Friedrich Quack in Band 15 der Publikationen der Carlsberg Papyri vorgelegt.

Editionen

- J.F. Quack. Ein Fragment eines Schutzrituals. In: Kim Ryholt [Hrsg.]. The Carlsberg Papyri Vol. 15. Hieratic Texts from Tebtunis: including a Survey of Illustrated Papyri. CNI Publications 45. Kopenhagen 2020, 37–42, pl. 10.

Literatur zu den Metadaten

- Hagen/Ryholt 2016: F. Hagen und K. Ryholt. The Antiquities Trade in Egypt 1880-1930: The H.O. Lange Papers. Scientia Danica Serie H. Humanistica 4. Kopenhagen 2016.

- Quack 2020: J.F. Quack. Ein Fragment eines Schutzrituals. In: Kim Ryholt [Hrsg.]. The Carlsberg Papyri Vol. 15. Hieratic Texts from Tebtunis: including a Survey of Illustrated Papyri. CNI Publications 45. Kopenhagen 2020, 37–42, pl. 10.

Autoren
Dr. Anke Ilona Blöbaum
Autoren (Metadaten)
Dr. Anke Ilona Blöbaum

Übersetzung und Kommentar

Papyrus Carlsberg 661

[rto Kol. x+1, Z. x+1] [...].1 [... vor]2 jedem Fieber, [rto Kol. x+1, Z. x+5] [...]. Elende [... vor (?)] allem, was von außen [eintritt]3, vor der ꜥbw-K[rankheit (?)...], allem [...], u.s.w., vor der ꜥbw-Krankheit [...]. [Niemals] soll seine Zunge gefesselt sein! Niemals [soll] ⸢er⸣ [hungern (?)]4! Niemals soll er dürsten! Niemals [rto Kol. x+2] [...]5. [Kol. x+2, Z. x+1] ⸢S⸣[ie] ken[tern] (?) ⸢auf⸣ (?)6 [...] in Richtung auf [eine Ortsangabe]. Nut, die Große [...] alle [...], die verborgen sind. Er kam heraus in der ⸢Nacht⸣ (?)7 [...] seine Gestalt. Er gab den Gott ⸢auf⸣ (?) [...] [rto Kol. x+2, Z. x+5] seines Herrn8 bis zu diesem (= dem heutigen) Tag. [Er] (?) machte9 [...] Gottesmutter (case1) von/durch derjenigen/diejenige, die auf [...] ist, [...] bzw. (case 2) als du (=die Gottesmutter) auf [...] warst [...].10 Wer/Was ist es, der/das verborgen ist im Schoß [...] ? Ich habe den Großen/Ältesten empfangen in [...] (und den ?) Hüter des Geheimnisses in Ab[ydos]11 [...].

1 Die ersten Zeilen sind bis auf wenige Zeichenreste am Kolumnenende vollständig verloren. Erst ab der Zeile x+4 sind einzelne Worte zu lesen.

2 [...vor] ([⸮m-ꜥ?]): Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 37).

3 [...vor (?)]...[eintritt] ([⸮m-ꜥ ꜥq?]): Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 37).

4 [soll]...[hungern (?)] ([⸮ḥqr?]): Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 38–39).

5 Textverlust von unbekannter Länge zu Beginn der Kolumne.

6 ⸢S⸣[ie] ken[tern] (?) ⸢auf⸣ (?) (bq[⸮ꜣ?]=⸢s⸣[n] ⸢⸮ḥr?⸣): Lesung und Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 38–39).

7 ⸢Nacht⸣ (?) (⸢⸮grḥ?⸣): Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 38–39).

8 seines Herrn (n(.j) nb=f): Auffassung der Wasserlinie N35 (n) als indirekter Genitiv nach Quack (pCarlsberg 661, 38). Ein Dativ „für seinen Herrn“ wäre an dieser Stelle ebenfalls denkbar. Aufgrund des fehlenden Kontextes ist eine eindeutige Lesung unmöglich.

9 [Er] (?) machte (jri̯ =[⸮f?]): Analog zu den beiden vorhergehenden Sätzen könnte hier f als Subjekt ergänzt werden. Quack (pCarlsberg 661, 38–39) lässt den Satzbeginn offen, da er die folgende Zeile anders versteht.

10 m-ḏr.t wnn.t ḥr/m-ḏr.t wn=t ḥr: Quack (pCarlsberg 661, 38–39) fasst diese Stelle anders auf. Er liest: m-ḏr.t wn=t ḥr [...] „als du auf [...] warst [...]“, mit m-ḏr.t als Temporalis in einer Schreibung, die der normalen demotischen Schreibung ähnelt. Meines Erachtens ist eine Ansprache der Gottesmutter in diesem Zusammenhang etwas ungewöhnlich, sodass ich die Stelle anders interpretieren möchte. Letztendlich ist jedoch durch den fehlenden Kontext keine eindeutige Interpretation möglich. 

11 Ab[ydos] (Ꜣb[ḏ.w]): Ergänzung nach Quack (pCarlsberg 661, 38–39).