Papyrus Ramesseum XIV

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
Papyrus London BM EA 10767 Papyrus Ramesseum 14 TM 380848
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10767

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde 1896 bei den von der British School of Archaeology in Egypt finanzierten und von W. M. Flinders Petrie und J.E. Quibell durchgeführten Grabungen im Ramesseum gefunden. 1956 wurde er zusammen mit einem größeren Konvolut der Ramesseumspapyri von der British School of Archaeology in Egypt und von A. H. Gardiner, dem die Bearbeitung übertragen worden war, an das British Museum in London gestiftet (ausführlich zur Erwerbungs- und Bearbeitungsgeschichte siehe u.a. Leach 2006, 225–227; Gardiner 1955, 1–6).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Ramesseum

Der Papyrus wurde von J. E. Quibell im Jahre 1896 innerhalb des Ramesseums am Fuße eines bereits geplünderten Grabschachts gefunden (Quibell – Paget – Pirie [Quibell] 1898, 3–4, Taf. 1–3; Parkinson 1991, XI–XIII, XXVI–XXVIII; Parkinson 2009, 139–140). Dieser Grabschacht gehört zu einer Nekropole aus der Zeit des Mittleren Reiches bis zum Anfang der 18. Dynastie (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–117, 127; Parkinson 2009, 139–140), die in der 19. Dynastie durch den Totentempel („Millionenjahrhaus“) Ramses’ II. überbaut wurde. Der Schacht, in dem die Papyri gefunden wurden, liegt laut Quibell unter einem der Ziegelmagazine an der Nordwest-Ecke des Ramesseums (Parkinson 2009, 139–140), unter Magazin 5 auf dem Plan von Quibell (Quibell – Paget – Pirie [Quibell] 1898, Taf. 1), nach heutiger Zählung STI.SA.08. Eine exakte Lokalisierung innerhalb dieses Magazins ist bislang nicht gelungen, da der Fundort auf dem Plan von Quibell nicht eindeutig verzeichnet ist und mehrere Schächte in Betracht kommen (eine vergebliche Suche bei Nelson 2006). Laut einer neu entdeckten Notiz von Newberry aus dem Jahr 1938 (Downing – Parkinson 2016), der bei der Auffindung der Papyri zugegen war, befand sich der Schacht im beschrifteten Korridor des Grabes des Sehetepibre (Porter – Moss 1964, 679), der unter den Magazinräumen 5–7 des Ramesseums nach dem Plan von Quibell läuft, nach heutiger Zählung unter STI.TR bis STI.SA.08. Sollte dies zutreffen (Newberry widerspricht dezidiert Quibell [Quibell – Paget – Pirie [Quibell] 1898, 3], der den Papyrus-Schacht nicht mit diesem Grab verbindet), kann der Schacht oder sein Inhalt schwer zum ursprünglichen Grab des Sehetepibre gehört haben, denn Letzteres wird früher datiert als das Papyruskonvolut, d.h. der Priester (ḥm-nṯr) Sehetepibre kann nicht der ursprüngliche Eigentümer der Ramesseumspapyri gewesen sein (Downing – Parkinson 2016, 40–41). Eine neue archäologische Untersuchung des Grabes des Sehetepibre wäre erforderlich, um Klarheit zu bekommen.
Der Papyrus befand sich zusammen mit 23 weiteren Papyri und einem Bündel Schilfrohr in einer Holzkiste (Auflistung der Papyri bei Parkinson 2009, 151–153, Tab. 6.1) auf dem Boden des Schachtes. Die Papyri enthalten medizinische, medico-magische und magische Texte, aber auch literarische Texte (z.B. Beredter Bauer und Sinuhe), liturgische Texte (z.B. Dramatischer Ramesseumspapyrus und Sobek-Hymnus) sowie administrative Texte wie die Semna-Dispatches. Heute ist dieses Papyruskonvolut auf das British Museum in London und das Ägyptische Museum und Papyrussammlung in Berlin verteilt. Das Schilfrohrbündel, bei dem es sich um Rohmaterial für Schreiberbinsen handelt, wird im Manchester Museum aufbewahrt (Inv.-Nr. 1882). Der Verbleib des Holzkastens, der mit weißem Stuck überzogen und mit der Zeichnung eines Schakals dekoriert war (Quibell – Paget – Pirie [Quibell] 1898, 3), ist unbekannt (z.B. Leach 2006, 225, Anm. 2). Hermann 1957, 113, Anm. 1 erwähnt eine Nachricht von Anthony J. Arkell, dem damaligen „honorary curator“ der Petrie Collection, dass dieser Kasten vermutlich mit den anderen Objekten von Flinders Petrie in die Sammlung des University College London liegen könnte: Flinders Petrie hatte im Jahr 1913 seine Sammlung dem University College London verkauft (https://www.ucl.ac.uk/culture/node/21/about, letzter Zugriff: 03.07.2020), und nachdem sie im 2. Weltkrieg ausgelagert worden war, widmete sich Arkell Anfang der 1950er Jahre dem Auspacken, Katalogisieren und Ausstellen der Objekte (s. Smith 1981, 146). Die Sammlung war daher Hermann noch nicht zugänglich (s. Hermann, a.a.O.) und die Verifizierung dieser Vermutung steht noch aus.
Weiterhin wurden verschiedene magische Gegenstände im Schacht gefunden. Ein Überblick der Fundsituation findet sich bei Geisen 2018, 2–7; eine Auflistung der von Quibell genannten Objekte mit ihren modernen Inventarnummern findet sich ferner auch schon bei Parkinson 1991, XII–XIII und Kemp – Merrillees 1980, 166.

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Zweite Zwischenzeit » 13. Dynastie

Die Datierung des Papyrus basiert zum einen auf der Einordnung des archäologischen Fundkontextes, zum anderen auf text- bzw. konvolutinteren Überlegungen. Die Nekropole, in der das Konvolut gefunden wurde, kann in das Mittlere Reich und die frühe Zweite Zwischenzeit datiert werden (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–116; Parkinson 2009, 71). Über die im Grabschacht gefundenen Objekte ist keine chronologische Eingrenzung möglich, da viele dieser Gegenstände in Bestattungen des späten Mittleren Reiches gut belegt sind, teils sogar bis in die frühe 18. Dynastie fortlaufen (Parkinson 2009, 143–145). Laut Geisen 2018, 7, 10–15 würden Streufunde in der Umgebung sowie die Grabfunde selbst in Kombination mit Informationen aus den Papyri für eine Datierung der Bestattung in die mittlere 13. Dynastie sprechen.
Die Papyri selbst sind unterschiedlichen Alters und erstrecken sich paläographisch (hieratisch) über einen Zeitraum von etwa einem Jahrhundert (Gardiner 1955, 1–2; Parkinson 2009, 149). Einen Terminus post quem für die Zusammenstellung des Konvoluts geben der Papyrus Ramesseum VI (Sobek-Hymnus) mit der Nennung Amenemhets III. (12. Dynastie, ca. 1818–1773 v. Chr.) sowie das Onomastikon auf Papyrus Ramesseum D, das ein mit dem Namen Sesostris’ III. (ca. 1837–1818 v. Chr.) gebildetes Toponym aufweist. Die älteste Gruppe bilden mit R. B. Parkinson die kursiv-hieroglyphischen Texte aus der späten 12. Dynastie, zu denen bspw. Papyrus Ramesseum V gehört (Parkinson 2009, 149). Die jüngsten Texte gehören in die späte 13. Dynastie (bis ca. 1630 v. Chr.), da sie dem mathematischen Papyrus Rhind und dem Papyrus Boulaq 18 paläographisch aufgrund der runden Formen und stärkeren Verwendung von Ligaturen nahestehen; Papyrus Ramesseum XIV gehört paläographisch in diese jüngste Gruppe (Parkinson 2009, 150, 153).

Textsorte
Inhalt

Die Vorderseite enthält die Reste einer Kolumne, die wohl einen magischen Spruch enthielt, ohne dessen Inhalt genauer bestimmen zu können. Die Rückseite enthält die Reste zweier Kolumnen, von deren zweiter nur marginale Reste der Zeilenanfänge erhalten sind. Auch in diesen Kolumnen stehen magische Texte; das Rubrum in der Mitte des erhaltenen Teils der ersten Kolumne bildet eine Nachschrift mit Rezitationsvermerk: Der – leider fast völlig verlorene – Spruch soll auf eine Harpunenspitze geschrieben werden, vermutlich mit roter Tinte, wobei der Schreiber an dieser Stelle den häufigen Euphemismus „grüne Tinte“ gebrauchte. Anschließend soll der Behandelte etwas, wohl die Harpunenspitze, ablecken und dadurch die Magie in sich aufnehmen. Im Folgenden ist von einem Hund die Rede, der hier vielleicht die feindliche Entität, wie einen Dämon oder eine Gottheit, verkörpert – möglicherweise lässt sich konkret der Gott Baba damit gleichsetzen (s. den Kommentar zur Stelle). Die folgenden Zeilen und die anschließende Kolumne sind zu stark zerstört, als dass sich etwas zu ihrem Inhalt sagen lässt.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Fundzusammenhang und die Herkunft aus einem gesicherten archäologischen Kontext erlauben eine detailliertere Betrachtung. Der Papyrus war Bestandteil eines Konvoluts von 24 Papyri und befand sich zusammen mit einem Bündel von 118 Schilfrohren (Schreibbinsen) von je ca. 40 cm Länge in einem Holzkasten. Auf diesem Kasten war das Zeichen eines Schakales zu erkennen, das als Schreibung für den Priestertitel ḥr.j-sšt „Hüter des Geheimnisses“ gelesen werden kann. Es ist daher anzunehmen, dass der Besitzer ein Priester war (Parkinson 2009, 141; Parkinson 1991). Unter den weiteren im Grabschacht gefundenen Objekten befanden sich ein aus einem Kupfergemisch gefertigter Schlangenstab, der mit menschlichen Haaren umwickelt ist (Fitzwilliam Museum, Cambridge, E.63.1896), die Elfenbeinfigur eines Zwerges, der ein Kalb trägt (University of Pennsylvania, Museum of Archaeology and Anthropology, E.13405), sowie diverse magische Objekte im Manchester-Museum (Fayencefigur eines nackten Mädchens (Inv.-Nr. 1787), eine aus Elfenbein gefertigte Klapper (Inv.-Nr. 1796), eine Fayencefigur in Gestalt eines Pavians (Inv.-Nr. 1835) sowie ein Djed-Pfeiler-Amulett (Inv.-Nr. 1838) (Parkinson 2009, 141–145)). Diese Utensilien stellen nach A. H. Gardiner „the professional outfit of a magician and medical practitioner“ (Gardiner 1955, 1) dar. Dazu passt, dass die Mehrheit der Papyri (15 der 24 Papyri) medizinische, medico-magische oder magische Inhalte aufweisen. Der Inhaber war demnach vermutlich ein Arzt und Magier, der auch Priesterfunktionen innehatte, oder umgekehrt ein Priester, der auch als Magier und Arzt agierte (Gnirs 2009, 128–156; Morenz 1996, 144–146; Geisen 2018, 15–29, Meyrat 2019, 196–199).
Das differierende Alter der Papyri und die verschiedenen Arten von Texten (medizinisch/magisch, literarisch, liturgisch, administrativ) lassen vermuten, dass die Papyri über mehrere Generationen gesammelt und vererbt wurden, bis der letzte Eigentümer sie als Grabbeigabe erhielt (Parkinson 2009, 149). Die administrativen Angaben auf dem Verso von Papyrus Ramesseum III und Papyrus Ramesseum IV zeigen, dass eine sekundäre wirtschaftliche Nutzung dieser medizinischen Papyri vorliegt, was wiederum nahelegt, dass die Papyri – zumindest in Teilen – aus verschiedenen Quellen zusammengetragen wurden und die Identifizierung des letzten Inhabers als Arzt daher nicht zwingend notwendig ist.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus ist, wie auch die anderen Ramesseumspapyri, aufgrund der Lagerung in der feuchten Umgebung des Grabschachts in einem schlechten und fragmentarischen Zustand (Leach 2006, 227). Von Papyrus Ramesseum XIV ist nur ein einziges Fragment mit den Resten einer Kolumne auf der Vorderseite und zweier Kolumnen auf der Rückseite erhalten. Auf der Vorderseite ist der untere Rand erkennbar. Für die Beschriftung der Rückseite wurde der Text über die horizontale Achse gewendet, so dass der Rückseitentext gegenüber der Vorderseite auf dem Kopf steht. Parkinson 2009, 153 gibt die Höhe des Fragments mit ca. 8,5 cm an; er geht davon aus, dass der Papyrus ursprünglich Halbformat hatte und daher etwas über 10 cm hoch gewesen sein könnte. Die Breite des erhaltenen Fragments beträgt ca. 12 cm.

Schrift
Hieratisch

Der Text ist in waagerechten Zeilen geschrieben (von rechts nach links, wie für Hieratisch üblich). Auf der Rückseite sind Rester zweier Rubra erhalten.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Die wenigen Textreste enthalten mittelägyptische Satzkonstruktionen.

Bearbeitungsgeschichte

Die Bearbeitung der Papyri sollte zunächst durch F. Ll. Griffith erfolgen, wurde dann aber an P. Newberry übergeben, der erste konservatorische Maßnahmen durchführte und erste Abschriften anfertigte (Gardiner 1955, 2; Leach 2006, 226). Auf Vermittlung A. H. Gardiners wurde die Restaurierung dann an H. Ibscher (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin) übertragen, der sie restaurierte, ordnete und rahmte. Da P. Newberry kein weiteres Interesse an der philologischen Bearbeitung hatte, gingen die Papyri schließlich in den Privatbesitz von A. H. Gardiner über, den W. M. Flinders Petrie als geeignet für die Veröffentlichung ansah. A. H. Gardiner schreibt dazu: „realizing, that the cost of conservation and publication would be considerable, Petrie himself suggested that if I acquitted myself of both obligations, I could regard the papyri as my own and dispose of them as I thought best“ (Gardiner 1955, 2). Um die aufwendigen Konservierungsmaßnahmen bezahlen zu können, verkaufte A. H. Gardiner 1910 Papyrus Ramesseum D mit dem Onomastikon an das Berliner Ägyptische Museum. Den Papyrus Ramesseum A, der die Geschichte des Beredten Bauern und den Sinuhe enthält, hatte A. H. Gardiner bereits 1906 dem Berliner Ägyptischen Museum überlassen – unter der Bedingung, dass das Museum die Kosten für die Publikation tragen würde (Leach 2006, 226).
Zwischen 1907 und 1937 wurden mehrere der Ramesseumspapyri, darunter auch Papyrus Ramesseum XIV, verglast und dazu auf Gelatine und Zellulosenitrat fixiert; diese Fixierung wurde bei einer Untersuchung 2003 bestätigt (Leach 2006, 233 und 239).
Im Jahr 1955 legte A. H. Gardiner eine Edition der Ramesseumspapyri in Fotografie und tlw. in hieroglyphischer Transliteration vor, wobei allerdings viele der kleineren Fragmente unberücksichtigt blieben. Auch verzichtete er auf eine hieroglyphische Transliteration der Papyri Ramesseum I–V, da diese von J. W. B. Barns bearbeitet wurden (Barns 1956). Gardiners Edition enthält ein Foto von Papyrus Ramesseum XIV (S. 14–15 und Taf. 46).
Eine Gesamtbearbeitung der magischen Ramesseumspapyri, auch von Ramesseum XIV, legte Meyrat 2019, spez. 100–103, 338–339, vor.

Editionen

- Gardiner 1955: A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri (Oxford 1955), 14–15, Taf. 46.

- Meyrat, 2019: P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 99–100, 336–337.

Literatur zu den Metadaten

- Barns 1956: J. W. B. Barns, Five Ramesseum Papyri (Oxford 1956).

- Downing – Parkinson 2016: M. Downing – R. B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford, in: British Museum Studies in Ancient Egypt and Sudan 23, 2016, 35–45.

- Geisen 2018: C. Geisen, A Commemoration Ritual for Senwosret I. P. BM EA 10610.1-5/P. Ramesseum B (Ramesseum Dramatic Papyrus), Yale Egyptological Studies 11 (New Haven, CT 2018).

- Gnirs 2009: A. M. Gnirs, Nilpferdstoßzähne und Schlangenstäbe. Zu den magischen Geräten des so genannten Ramesseumsfundes, in: D. Kessler, et al. (Hrsg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, Ägypten und Altes Testament 76 (Wiesbaden 2009), 128–156.

- Hermann 1957: A. Hermann, Buchillustrationen auf ägyptischen Bücherkästen, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 15, 1957, 112–119.

- Kemp – Merrillees 1980: B. J. Kemp – R. S. Merrillees, Minoan Pottery in Second Millennium Egypt, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 7 (Mainz 1980).

- Leach 2006: B. Leach, A Conservation History of the Ramesseum Papyri, in: Journal of Egyptian Archaeology 92, 2006, 225–240.

- Leblanc 2005: C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’octobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19–45.

- Morenz 1996: L. D. Morenz, Beiträge zur Schriftlichkeitskultur im Mittleren Reich und in der 2. Zwischenzeit, Ägypten und Altes Testament 29 (Wiesbaden 1996).

- Nelson 2006: M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115–129.

- Parkinson 1991: R. B. Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (Oxford 1991).

- Parkinson 2009: R. B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009).

- Porter – Moss 1964: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Vol. I. The Theban Necropolis. Part 2: Royal Tombs and Smaller Cemeteries (Oxford 1964).

- Quibell – Paget – Pirie [Quibell] 1898: J. E. Quibell – R. F. E. Paget – A. A. Pirie [Quibell], The Ramesseum / The Tomb of Ptah-Hetep, British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account [2] (London 1898).

- Smith 1981: H. S. Smith, The Reverend Dr Anthony J. Arkell, in: Journal of Egyptian Archaeology 67, 1981, 143–148.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

Recto: Magische Sprüche

[Rto. X+1,1] [---] [Rto. X+1, x+1] [---]
[---] das ḥꜣ.tj-Herz, bevor dein Vater entstanden und bevor [deine Mutter] ge[boren] war.
... nun jedoch, mein Herz befindet sich dir gegenüber,1 mein Leib ist schwach.
[---] für ihn dein dfꜣ.t2, indem sie an meine Seite gestellt/gesetzt wurde.
[---] Weißbrot und Opferfleisch darbringen.3
[---] [Rto. X+1, x+5] [---] mich an seine Seite [---]4

1 jb=j ḫft=j: Was die Phrase „mein Herz befindet sich dir gegenüber“ besagt, ist unklar. Nach dem Parallelismus mit ḥꜥ.w=j m gm.w zu schließen, wird es etwas Negatives sein.
2 dfꜣ.t: Mit dem Pflanzenklassifikator geschrieben. Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 101 transribiert ḏfꜣw und übersetzt kommentarlos „victuailles“, scheint also darin eine Schreibung für ḏfꜣ: „Nahrung, Speise“, Wb 5, 569.9-571.5, bzw. genauer gesagt sogar für ḏfꜣ.t, Wb 5, 571.6 (wegen des femininen ḥnk.tj), gesehen zu haben. Jedoch ist für dieses Wort bislang weder eine Schreibung mit d noch eine Klassifizierung mit Gardiner M2 bekannt.
3 Syntax unklar.
4 Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 338 und 101 liest nach der Präposition den Storch, also insgesamt m-bꜣḥ=tn: „devant vous“. Diese Lesung scheint jedoch nicht ganz sicher, denn sein Storch wirkt eher, als wären es zwei separate Zeichen.

Verso: Magische Sprüche

[Vso. X+1, 1] [---] sagen [---]
[---] als/bei/mit Geb, als/bei/mit deinem [---]1
[---] ...(?)2.
Dieser Spruch werde ge[sprochen] über einer erzenen Harpunenspitze [---] [aufgezeichnet mit] roter [Tinte]3.
Sie4 werde folglich abgeleckt von dem (zu behandelnden) Mann.
[Vso. X+1, 5] [---], bis sie ein weiteres Mal kommt.5
Sie/Er/Es werde folglich ge...t (?) [---].6
Es gibt keinen Hund.7
Der Hund ist zugrunde gegangen (?).
[---] den Verstorbenen vernichten, das Auge (?) vernichten [---] Hund (?) [---]8
[Vso. X+2, 1] Beseitigen [---]
Wehe! [---]
Er ist nicht gekommen [---]
[---] Kügelchen [---]
[---] [Vso. X+2, 5] Mekes-Szepter [---]
[---], um zu töten (?)9 [---]
[---] sagend [---]
[---]

1 P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 339 und 101 liest am Ende der Zeile m-bꜣḥ=k: „devant toi“, aber der dafür typische Phallus fehlt.
2 ḥn: P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 101 denkt an „affaire“, d.h. wohl ḥn.t, Wb 3, 102.1-6. Es ist aber einschränkend zu sagen, dass die hieratischen Reste nach M2 über n dem von Meyrat angegebenen Behälter V36 nur wenig ähnelt.
3 [ry].t wꜣḏ.t: Über der Buchrolle, mit der wꜣḏ klassifiziert ist, sind noch schwach rote Tintenreste erkennbar, die man vielleicht als Rest eines t lesen kann. Infolgedessen wäre es denkbar, dass hier die Phrase ry.t wꜣḏ.t: „grüne Tinte“ als Euphemismus für „rote Tinte“ vorliegt (s. zu diesem Euphemismus J.F. Quack, Mit grüner Tinte rot schreiben?, in: Göttinger Miszellen 165, 1998, 7-8). Möglicherweise lässt sich die Zeichengruppe unmittelbar vor wꜣḏ.t als Rohstoffklassifikator N33:Z2 lesen und die Zeichenspuren direkt an der Abbruchkante als t und davor ein winziger Rest eines Schilfblatts.
4 =f: Das Bezugswort kann nicht die im vorigen Satz rekonstruierte, grammatisch feminine „rote Tinte“ sein, sondern ist evtl. die Harpunenspitze oder ein anderes, heute zerstörtes maskulines Subjekt am Beginn von Zeile 4.
5 Vgl. P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 339 und 101. A.H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 15 übersetzt dagegen „It does not come a second time.“ Er geht also davon aus, dass der Satz und sogar die Zeile im Grunde vollständig ist. Jedoch bleibt seine Übersetzung unsicher, da die Zeichenreste vor jyi̯ nicht zu einer simplen Negativpartikel passen.
6 P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 339 und 101 mit 103 liest ḫr.tw m mdw=f: „Oracle en tant ques a parole“. Dieser Text wäre aber ein unerwartet früher Beleg für das ḫr.tw-Orakel; die von Meyrat angeführte Beinahe-Parallele in pRamesseum II, Vso. 2,4 ist zu streichen, denn dort steht nicht ḫr.tw r mdw=j, sondern (ꜥšꜣ-rʾ) ḫr=tw r mdw.w: „(‚Schwätzer!‘) So sagt man zum Redner.“ Vermutlich liegt in pRamesseum XIV statt Meyrats Vorschlag das Paradigma ḫr=tw sḏm.tw=f vor, wie in der vorigen Zeile. Das Zeichen, das Meyrat als sitzende Gottheit transliterierte, wird dann der Beginn des Verbs sein. Es erinnert ein wenig an zꜣu̯; so wohl auch die Idee von A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 15, der übersetzt: „It should be kept(?) ...“.
7 P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 339 und 101 liest nn ṯsm: „il y a un chien“, allerdings sieht das erste Wort eher nach nn als nach wn aus. Eine Lesung als nn passt auch gut zum hiesigen Übersetzungsvorschlag für den anschließenden Satz. Mit dem Hund dürfte in diesem Kontext eine negative Entität gemeint sein – vielleicht Baba als Gegner des Thot (vgl. dazu C. Leitz, Auseinandersetzung zwischen Baba und Thoth, in: H. Behlmer (Hrsg.), … Quaerentes scientiam. Festgabe für Wolfhart Westendorf zu seinem 70. Geburtstag überreicht von seinen Schülern (Göttingen 1994), 103-117 mit Bezug auf pJumilhac XVI,7-23) oder Seth (vgl. pJumilhac XVI,23-XVII,14, J. Vandier, Le Papyrus Jumilhac (Paris 1961), Bd. 1, 129). Bemerkenswert ist, dass Baba laut pJumilhac XVI,20 während seiner Auseinandersetzung mit Thot eine nicht genau lesbare Waffe, aber jedenfalls eine aus ḥmt: „Kupfer“ (vgl. Vandier, a.a.O., Bd. 2, 197, Anm. 552), in seinen eigenen Kopf stößt, während der Spruch von pRamesseum XIV auf eine Harpunenspitze aus Kupfer geschrieben werden soll – ob man darin bereits eine frühe Anspielung auf diese Episode vermuten darf?
8 Syntax unklar.
9 Das von P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 101 hier angesetzte smꜣ-Schiff (Wb 4, 124.12) ist ein Ghostword: An der vermeintlichen Stelle (= pTurin Cat. 1892 Vso. 1,4) ist vielmehr die (m)sk.tt genannte Abendbarke des Sonnengottes Re erwähnt, s. K.A. Kitchen, Ramesside Inscriptions, Historical and Biographical. Vol. VI (Oxford 1983), 396.11 und L. Popko, Die Königshymnen an Ramses VI. und VII. des Papyrus Turin CG 54031, in: B. Janowski – D. Schwemer (Hrsg.), Hymnen, Klagelieder und Gebete, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Neue Folge 7 (Gütersloh 2013), 197-210, hier 210, Zl. 1,4.
Vielleicht liegt in pRamesseum XIV nur das Verb „töten“ mit noch nicht ganz klarer Klassifizierung vor.